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Nur noch ein Punkt fehlt zum Glück

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(aho/uwe). 3:13 Punkte aus den vergangenen acht Spielen. Der HC Oppenweiler/Backnang hat in den letzten Wochen sehr viel liegen gelassen. Und: Tobias Holds Tor in allerletzter Sekunde zum 29:29-Ausgleich im Kellerduell gegen Haßloch kann für die Mannschaft von Trainer Jürgen Buck im Streben um den Klassenverbleib das Zünglein an der Waage sein. Nur dank Holds Energieleistung ist der Neuling mit 24:34 Zählern aus dem Gröbsten raus. Sollten die Handballer aus Backnang und Oppenweiler am letzten Spieltag zu Hause gegen die TGS Pforzheim allerdings leer ausgehen und der Großteil der Konkurrenz punkten, dann beginnt auch im Murrtal eifriges Rechnen und das große Zittern geht eventuell weiter.

Fakt ist: Neben dem bereits feststehenden Absteiger SG H2Ku Herrenberg muss noch eine Mannschaft direkt runter. Die Kandidaten dafür sind der SV Kornwestheim (Vorletzter), die TSG Haßloch (14.) und der SV 64 Zweibrücken (13.), die allesamt 22:36 Punkte haben. Einer aus diesem Trio beißt ins Gras, die zwei anderen haben noch die Chance, sich ganz zu retten oder wenigstens Drittletzter zu werden. Das wäre im Abstiegskampf die halbe Miete. Denn dank des Rückzugs des SV Auerbach sowie der Aufstiegsverweigerer aus der Mitteldeutschen Oberliga steigt der Vierzehnte nicht mehr direkt ab. In einer Relegationsrunde kämpfen die vier Drittletzten der Staffeln Süd, West, Ost und Nord um die letzten zwei freien Plätze (wir berichteten). Und eben in diesem Kampf um Rang 14 kommt der HC Oppenweiler/ Backnang eventuell noch ins Spiel. Geht am letzten Spieltag fürs Buck-Team alles schief, dann muss es im Kampf um den Ligaverbleib noch nachsitzen.

Entscheidend für die Abschlussplatzierung ist der direkte Vergleich, der am Ende punktgleichen Vereine. Das kann dem HCOB schnuppe sein, so lange er gewinnt, einen Punkt holt oder einer der drei Kontrahenten dahinter patzt. In jedem dieser Fälle bleiben Jürgen Buck und seine Männer besser als Rang 14. Auch wenn zwei Teams noch gleichziehen. Dann kann der HCOB in jeglicher Konstellation dank einer guten Bilanz in den direkten Vergleichen allerhöchstens noch auf den 13. Platz zurückfallen.

Wenn die Handballer aus dem Murrtal gegen Pforzheim allerdings verlieren und alle drei Konkurrenten (Zweibrücken beim VfL Pfullingen, Haßloch bei Balingen-WeilstettenII, Kornwestheim daheim gegen Hochdorf) gewinnen, haben gleich vier Mannschaften 24:36 Zähler. Und da ergibt sich aufgrund des direkten Vergleichs folgende separate Tabelle zwischen diesen vier Vereinen: 1. Haßloch (8:4 Punkte), 2. Zweibrücken (7:5), 3. Oppenweiler/Backnang (7:5), 4. Kornwestheim (2:10). Der SV 64 Zweibrücken läge bei diesem Szenario wegen des besseren Torverhältnisses (plus 9 statt minus 1) vor dem HCOB und würde auf Rang 13 hochklettern, während der HC Oppenweiler/Backnang auf Platz 14 abstürzt und damit in die Relegation müsste.


            Blickt noch etwas angespannt auf den letzten Spieltag kommenden Samstag: Jürgen Buck, Trainer des HC Oppenweiler/Backnang. Geht für die Handballer aus dem Murrtal zum Abschluss alles schief, dann müssen sie im Kampf gegen den Abstieg in der Relegation nachsitzen. Foto: A. Becher

„In 50 Jahren ist alles vorbei“

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Von Claudia Ackermann

BACKNANG. Die renovierte Friedhofkapelle auf dem Backnanger Stadtfriedhof auch für kulturelle Veranstaltungen zu nutzen, war der Gedanke des Arbeitskreises „Erinnern und Gedenken“ im Heimat- und Kunstverein. Grußworte bei der Veranstaltung sprachen Dr. Roland Idler vom Arbeitskreis und Ernst Hövelborn, Vorsitzender des Heimat- und Kunstvereins.

Dieter Groß, der viele Jahre Professor an der Stuttgarter Kunstakademie war, hat in seinen karikativen Bildern den Tod mehrmals thematisiert. So ist bei der Veranstaltung etwa ein Werk von ihm ausgestellt, das einen Menschen zeigt, dessen Schatten in Form eines Skeletts an der Wand sichtbar wird. Den Narr und den Tod hat er in einem anderen Bild in Verbindung gebracht, auf dem die Uhr für den Spaßmacher abläuft, bis sie schließlich ganz verschwindet.

Der Narr sei für ihn eine Art „Erkennungsfigur“, sagt Dieter Groß, denn er ist derjenige, der sich traut, zu sagen, was andere nicht aussprechen dürfen. Als Künstler ist der Stuttgarter in Backnang kein Unbekannter. 2012 hat er zu seinem 75. Geburtstag die Ausstellung „Bella Figura“ im Helferhaus gezeigt. Dieses Mal tritt er als Sänger und Rezitator auf. Texte zum Thema Sterben und Tod hat Dieter Groß zusammengestellt. Die musikalische Begleitung am E-Piano mit eigenen Kompositionen übernimmt Johannes Bair.

Das Gedicht „Karussell“ von Otto Reutter thematisiert den Kreislauf des Lebens. „Ohne Haare, ohne Zähne kommen wir auf die Erde hier“, heißt es im Text. Und im Alter: „Keine Haare, keine Zähne. Karussell, Karussell.“ Ein anderes Gedicht handelt davon, keine Zeit im Leben zu haben: „So eilen wir durchs Leben ohne Freud und Pläsier, mit der Uhr in der Hand... Da, plötzlich steht einer, ist mächtiger als wir, mit der Uhr in der Hand...“. Auch, wenn Textstellen zum Schmunzeln anregen, etwa als beschrieben wird, wenn es selbst bei der Liebe und Fortpflanzung um Zeitdruck geht, bleibt doch der nachdenkliche Aspekt.

Manche Texte werden in gesungener Form, andere frei rezitiert von Dieter Groß vorgetragen, wobei er so manches Mal in der Gestik und Mimik vollen Körpereinsatz beweist. Zwischendurch sind Karikaturen von ihm an die Wand projiziert mit Aufschriften wie: „Was heute nicht richtig ist, kann morgen falsch sein“ oder: „Man wird auch älter, wenn man nichts tut.“ Viele Jahre hat er als Karikaturist für Zeitungen gearbeitet, vor allem, um sein Studium zu finanzieren, merkt Dieter Groß an.

Ein Gleichnis in Reimen von Michael Ende, in dem es darum geht, dass die Blinden dem Blinden folgen, hat Groß ins Schwäbische übertragen. Ein Text von Hans Magnus Enzensberger ist dabei. Und immer wieder wird der Humorist Otto Reutter zitiert, wie in dem Gedicht: „Bevor du sterbst.“ Recht makabere Tipps hat er in den Zeilen auf Lager: „Bevor du sterbst, schau nach dem Wärmemesser, dreh die Heizung ab, für dich ist Kälte besser.“ Skurril ist auch das Gedicht „Hunger ist heilbar“ von Erich Kästner, in dem ein Mann regelrecht zu Tode operiert wird, bis sich herausstellt, dass seine Beschwerden wohl nur davon kamen, dass er Hunger hatte. Und Kurt Tucholsky fasst in Worte: „Sterben ist, wie wenn man einen Löffel aus dem Kleister zieht.“

Erstaunliches, Humorvolles und zum Nachdenken Anregendes haben Dieter Groß und Johannes Bair zum Thema Sterben und Tod zusammengestellt und gezeigt, dass der Narr oder Schalk selbst bei diesem Thema manchem Autor im Nacken sitzt. Mit dem Lied: „In 50 Jahren ist alles vorbei“ beendet Dieter Groß die Veranstaltung in der Friedhofkapelle. Die zum Großteil älteren Besucher schmunzeln auch dabei – und nicken zustimmend.


            Dieter Groß packt selbst das Thema Tod mit Humor an. Der Schatten des Mannes auf dem Bild ist ein Skelett...Foto: P. Wolf

Beim Essen begegnet man sich offener

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Von Annette Hohnerlein

BACKNANG. Ein gutes Essen serviert bekommen, in stilvoller Umgebung mit anderen zusammensitzen, eine Auszeit vom Alltag nehmen. Manche Leute können sich dieses Vergnügen von Zeit zu Zeit gönnen, bei anderen liegt das im Budget einfach nicht drin. An diese Menschen, aber nicht nur an diese, richtet sich das Angebot des erfolgreichen Kochs und Gastronomen Sascha Wolter. Denn im Begegnungstreff ist jeder willkommen.

Wer kein Geld hat, für den ist das Essen umsonst. Wer kann und will, gibt eine Spende. Eine Gelegenheit, in angenehmer Atmosphäre mit Menschen ins Gespräch zu kommen, mit denen man sonst keine Berührungspunkte hat. Was ja beim Essen bekanntlich leichter fällt.

Anlass für Wolters Initiative war der Brand in einer geplanten Flüchtlingsunterkunft in Unterweissach im vergangenen August. Der Koch der Backnanger Stuben wollte das Bild, das da in der Öffentlichkeit entstand, nicht so stehen lassen. Er wollte etwas Positives dagegensetzen, wollte zeigen: Es gibt hier Menschen, die anders denken.

„Die Welt kann ich nicht verändern. Aber jeder kann seinen Teil beitragen“, erläutert er sein Engagement. Bei einem Sommerfest im vergangenen Jahr für Flüchtlinge und bedürftige Familien blieb dank Spenden und einem Flohmarkt ein ansehnlicher Betrag übrig. Dieser ist das Startkapital für den Begegnungstreff.

Immer Donnerstagabend ab 17.30 Uhr ist der Felsenkeller geöffnet, ab 18 Uhr gibt es Essen: hausgemachte Pasta mit Gemüse, Cannelloni mit Ente, Kalbsgeschnetzeltes mit Couscous, dazu verschiedene Salate. Nahrhaft und gesund soll es sein, sagt Wolter. Deshalb wird auch kein Alkohol ausgeschenkt.

Heute gibt es Burger „home made“ und ein Salatbuffet. Als Wolter und seine Helfer die Speisen in Behältern in den Gewölbekeller tragen, werden sie mit Beifall empfangen. Es sind vor allem Flüchtlinge da, Familien und junge Männer. Auch ein Bewohner des Wohnheims Alte Post der Paulinenpflege Winnenden auf der anderen Seite der Bahnhofstraße hat sich eingefunden.

Fahim, ein 19-jähriger Mann aus Afghanistan ist mit seinem Freund gekommen. Ihm gefällt das Angebot sehr gut, er freut sich besonders über die herzliche Aufnahme durch die ehrenamtlichen Helfer. Auch eine Familie aus dem Kosovo sitzt am Tisch und wartet auf das Essen. Die Eltern tun sich noch schwer mit der fremden Sprache, aber der 12-jährige Sohn hat schon einige Deutschkenntnisse und dolmetscht. Auch fünf junge Syrer sind gekommen. Es ist ihnen ein wichtiges Anliegen, in Deutschland integriert zu werden, sie hoffen, hier in Kontakt zu den Backnanger Bürgern zu kommen. Wie haben sie von dem Angebot erfahren? „Über diese wunderbare Frau“, sagt einer von ihnen und deutet auf Karin Ceskutti, Gründerin der Gruppe „Backnang zeigt Herz“, einer Initiative von Bürgern, die seit rund einem Jahr in der Flüchtlingshilfe aktiv ist.

Ohne die Hilfe dieser Ehrenamtlichen wäre der Begegnungstreff nicht machbar. Denn der Betrieb in den Backnanger Stuben läuft parallel dazu weiter. Drei bis vier Mitglieder der Gruppe bereiten den Felsenkeller vor, sie decken die Tische, schenken Getränke aus, bringen selbst gebackenen Kuchen mit und sind Ansprechpartner für die Gäste. Ceskutti hofft, dass in Zukunft mehr Backnanger den Weg in den Felsenkeller finden.

Alle seien willkommen, Senioren und Kinder, Arm und Reich, Einheimische und Zugereiste. „Wenn man sich kennenlernt, hat man weniger Angst voreinander“, betont sie. Selbst Menschen, die Bedenken haben, sollen sich angesprochen fühlen: „Auch Skeptiker sind willkommen.“

Der Begegnungstreff ist zunächst auf ein Jahr angelegt. Und was passiert, wenn in dieser Zeit das Geld ausgeht? Über die Finanzierung macht sich die umtriebige Aktivistin keine Sorgen: „Wenn kein Geld mehr da ist, sammeln wir oder machen eine Aktion.“

Die Teilnahme am Begegnungstreff im Felsenkeller der Backnanger Stuben an jedem frühen Donnerstagabend ist ohne Anmeldung möglich und wirklich jeder ist hier willkommen.


            Nahrhaftes für Körper und Seele: Der Begegnungstreff im Felsenkeller bietet beides.Foto: A. Becher

Mehr als eine Schlafsiedlung

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Von Kornelius Fritz

BACKNANG. Durch die Nähe zur B14 und den eigenen S-Bahn-Anschluss ist Maubach ein beliebter Wohnort für Berufspendler. „Viele Bewohner gehen früh morgens aus dem Haus und kommen erst abends wieder. Oft kennen sie nicht einmal ihre Nachbarn“, sagt der Maubacher Allgemeinarzt Karl Scheib. Vom aktiven Vereinsleben bekommen sie deshalb ebenso wenig mit wie von dem vielfältigen Engagement der Kirchen vor Ort. Ein weiteres Problem: Maubach ist zweigeteilt. Unten im Tal der gewachsene Ortskern, oben auf dem Berg die neuen Siedlungen. „Der neue und der alte Teil sind nur sehr lose miteinander verbunden“, erklärt Christoph Dörr, der sich ebenso wie Karl Scheib im Ortschaftsrat engagiert. Auch die Nahversorgung ist ein Problem: Christa Rosenfelder, die selbst im Ortschaftsrat sitzt, will ihren Lebensmittelladen altershalber noch in diesem Jahr schließen. „Außerdem fehlen Räume für Jugendliche“, sagt Karl Scheib. Von den 3500 Maubachern sind immerhin 800 nicht älter als 18 Jahre.

Die Stadtteilvertreter machen sich deshalb schon seit längerer Zeit Gedanken darüber, wie sie die Entwicklung im Ort positiv beeinflussen und die Bewohner besser erreichen können. „Wir wollen zeigen, dass Maubach nicht nur eine Schlafstadt ist und die Leute auch für das Ehrenamt gewinnen“, erklärt Ortschaftsratsmitglied Wolfgang Rall.

Gelingen soll das mithilfe eines „Integrierten Stadtteilentwicklungskonzepts“. In einem ersten Schritt haben sich vier Studententeams von der Stuttgarter Hochschule für Technik in Maubach umgesehen, Stärken und Schwächen analysiert und erste Ideen entwickelt. Die Vorschläge reichen von einem Mehrgenerationenspielplatz mit Fitnessgeräten über eine Boule-Bahn auf dem Vernoscer Platz und neue Wanderwege bis zum Bau eines Ärztehauses.

Nicht alles ist machbar: So wird der Vorschlag, auf dem Park-and-ride-Parkplatz ein Jugendhaus zu bauen, wohl ein Wunschtraum bleiben. „Den Parkplatz brauchen wir, aber die Idee ist trotzdem gut“, findet Ortsvorsteher Werner Schwarz. Auch Erster Bürgermeister Michael Balzer bescheinigt den Studenten im Studiengang Infrastrukturmanagement „viele interessante Gedanken“. Überzeugt hat ihn etwa die Idee, ein mögliches neues Baugebiet nicht, wie im Flächennutzungsplan vorgesehen, im Norden, sondern im Osten von Maubach zu erschließen, um so den alten und den neuen Ortsteil besser miteinander zu verzahnen. „Das ist nicht nur Wolkenkuckucksheim“, sagt Balzer. Allerdings betonen die Verantwortlichen in Verwaltung und Ortschaftsrat, dass noch keine Entscheidungen gefallen sind. Die Ideen der Studenten sollen jetzt erst einmal mit den Maubachern diskutiert werden. „Die Bürger sollen teilhaben und mitwirken. Vielleicht kommen dabei auch noch zusätzliche Ideen ins Spiel“, sagt Sebastian Beck, der das studentische Projekt als Dozent betreut hat.

Die Ergebnisse des Bürgerdialogs sollen anschließend in einen Maßnahmenkatalog eingehen. Was davon wann umgesetzt wird, ist aber natürlich auch eine Frage des Geldes. „Die Wünsche müssen sich einordnen in die haushalterische Situation der Stadt Backnang“, stellt Michael Balzer klar. Doch nicht alles, was dem Stadtteil nutzt, muss automatisch teuer sein. Überschaubar sind etwa die Kosten für ein offenes Bücherregal: Neben dem in der Innenstadt soll es deshalb auch in Maubach bald eines geben. Der Grünzug zwischen den Wohngebieten 2 und 3 ließe sich im Rahmen eines Workcamps mit internationalen Gästen kostengünstig neu gestalten, so wie es vor zwei Jahren bereits auf einer Grünfläche an der Eugen-Adolff-Straße erprobt wurde.

„Ich denke, dass wir in den kommenden drei Jahren ein paar Leuchtturmprojekte in Maubach umsetzen können“, erklärt Michael Balzer. Der Erste Bürgermeister sieht Maubach auch als Referenzprojekt für andere Backnanger Stadtteile: „Dort können wir uns in den kommenden Jahren ähnliche Modelle vorstellen.“

  Der Ortschaftsrat lädt alle Maubacher Bürger zu einer Bürgerdialog-Veranstaltung am Mittwoch, 11. Mai, ab 19.30 Uhr in die Mehrzweckhalle ein.


            Der Grünzug zwischen den Maubacher Wohngebieten 2 und 3 soll noch attraktiver werden. Ortsvorsteher Werner Schwarz (links) und Wolfgang Rall vom Ortschaftsrat können sich hier zum Beispiel einen Trimm-dich-Pfad vorstellen. Foto: E. Layher
„Ich denke, dass wir in denkommenden drei Jahren ein paar Leuchtturmprojekte in Maubach umsetzen können“
            
              
              
            
            Michael Balzer
            Erster Bürgermeister

20 neue Stellen gegen den Notstand im Jugendamt

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Von Armin Fechter

WAIBLINGEN. Die Kapazitäten im Jugendamt sind schon seit geraumer Zeit angespannt. Offenkundig wurden die Probleme vor einem Jahr. Da machten die Tageselternvereine ihrem Unmut darüber Luft, dass Gelder mit Verzögerung ausgezahlt wurden und dass es häufig zu langen Wartezeiten kam, wenn Fragen zu klären waren. Und das war allem Anschein nach nur die Spitze des Eisbergs.

Inzwischen läuft im Jugendamt eine Organisationsuntersuchung. Ein externes Büro soll klären, was personell geschehen muss, damit die Behörde wieder auf die Sprünge kommt. Denn die Probleme haben sich inzwischen durch die große Zahl an unbegleiteten jugendlichen Flüchtlingen, die im vergangenen Jahr in den Kreis gekommen sind, noch weiter verschärft. So musste Jugendamtsleiterin Angelika Stock schon vor geraumer Zeit berichten, dass Mitarbeiter aus anderen Fachgebieten – insbesondere vom Referat Jugendarbeit – abgezogen wurden, um die klaffenden Lücken wenigstens einigermaßen zu stopfen.

Denn das Jugendamt kann bei den unbegleiteten minderjährigen Ausländern (Uma) – so der Fachbegriff für den Personenkreis – nicht kneifen: Sie unterliegen vom ersten Tag an den gesetzlichen Regelungen der Kinder- und Jugendhilfe. Sprich: Die Behörde muss sich ihrer annehmen, ihre Unterbringung und Versorgung regeln und Lösungen für die Betreuung finden. Und zwar individuell für jeden der 262 jungen Menschen, die in den Rems-Murr-Kreis gekommen sind.

Ihre Zahl ist im vergangenen Jahr sprunghaft angestiegen – von zunächst nur 13 im Januar 2015. Das hat sich, wie Angelika Stock jetzt vor den Kreisräten berichtete, nur durch Abordnungen aus den Beratungsstellen und durch Mehrarbeit bewältigen lassen. Unterm Strich sind dadurch 7600 Überstunden zusammengekommen – ein Berg, der vorerst nicht abgebaut werden kann. Überdies wurden teilweise auch die Qualitätsstandards abgesenkt. Einige Aufgaben könnten nur noch begrenzt geleistet werden, die Arbeit werde teilweise, so Stock, „nur noch rudimentär wahrgenommen“.

Das Institut für Sozialplanung und Organisationsentwicklung IN/S/O, das mit der Organisationsuntersuchung im Jugendamt betraut ist, hat unterdessen den Personalbedarf allein für den Uma-Bereich ermittelt. Werden die abgesenkten Standards angewendet, so ergeben sich 17,5 Stellen. Dabei wird auch unterstellt, dass bis Jahresende noch 30 weitere junge Flüchtlinge ankommen. Zusätzlich soll eine Koordinierungsstelle mit Sekretariat im Umfang von zwei Personalstellen eingerichtet werden. Insgesamt sind es dann 19,5 Stellen.

Zusätzlichen Stellenbedarf hat aber auch das Sozialamt angemeldet. Dort geht es um die Leistungen aus dem Bildungs- und Teilhabepaket für Kinder aus einkommensschwachen Familien. Diese stehen auch Empfängern von Asylbewerberleistungen zu, also Kindern von Flüchtlingsfamilien. Wegen der stark gestiegenen Zahlen sollen im Sozialamt personelle Konsequenzen gezogen und eine vierte Stelle geschaffen werden.

Die Gesamtkosten für die neuen Stellen – sie sind bislang noch nicht im Stellenplan enthalten – belaufen sich in diesem Jahr auf 419000 Euro. Davon will der Landkreis den größten Teil durch Umschichtungen finanzieren. Zudem laufen Gespräche über die Kostenerstattung. In dieser Sache hat sich Landrat Dr. Richard Sigel jüngst an die Abgeordneten aus dem Landkreis gewandt.

Vorgesehen ist, die neuen Stellen ab September zu besetzen. Die Verwaltung spricht sich dabei für unbefristete Stellen aus, weil der Markt ohnedies ausgemostet sei und qualifiziertes Personal nur schwer zu gewinnen sein dürfte. Auf Drängen von Andreas Hesky (Freie Wähler), der auch von Reinhold Sczuka (CDU) unterstützt wurde, wird allerdings die Hälfte der Stellen befristet ausgeschrieben.

Und wo soll das neue Personal überhaupt unterkommen? „Die räumliche Situation ist prekär“, räumte Kreiskämmerer Frank Geißler in der Sitzung des Verwaltungs-, Schul- und Kulturausschusses ein, zu der auch die Mitglieder des Jugendhilfeausschusses beigeladen waren. Er hofft, die Frage dezentral lösen zu können. Zudem gelte es darüber nachzudenken, ob wirklich alle Kräfte einen eigenen Schreibtisch brauchen, vor allem wenn sie viel vor Ort unterwegs sind. Geißler setzt auf „Desk-Sharing“.

Das Stellenbündel wurde schließlich abgesegnet. Eine Enthaltung gab es von Christian Throm (AfD). Er hatte den vorauseilenden Gehorsam bei der Stellenschaffung kritisiert, der die Verhandlungsposition schwäche – da werde man als Landkreis schnell zum Bittsteller.

„Die Grenzen der Belastbarkeit sind längst überschritten“
            
            
              
                
                
              
            
            
              Angelika Stock
            
            
              Jugendamtsleiterin

Jörg K. verliert Prozess gegen Psychiatrie

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Von Peter Schwarz

WINNENDEN/HEILBRONN. Die Ärzte und Therapeuten des Klinikums Weinsberg haben im Umgang mit Tim K. „Behandlungsfehler“ begangen – aber selbst, wenn sie alles richtig gemacht hätten, wäre der Amoklauf nicht unbedingt zu verhindern gewesen: So hat das Landgericht Heilbronn gestern entschieden. Der renommierte Kinder- und Jugendpsychiater Professor Helmut Remschmidt hatte als Prozessgutachter bereits in der Beweisaufnahme die Lesart vorgegeben, der nun das Landgericht Heilbronn in seinem Urteil folgt. Weinsberg muss also keinen Schadensersatz zahlen.

Gleich bei seinem allerersten Weinsberger Gespräch mit einer Therapeutin im Frühjahr 2008 habe der spätere Amokläufer Tim K. Wut und Hass auf die Menschheit, geäußert. Er habe Gedanken, „andere umbringen zu wollen“, zu „erschießen“. Tim beichtete, er werde von diesen Vorstellungen manchmal derart bedrängt, dass er an nichts anderes mehr denken könne und sich deshalb mit Computerspielen abzulenken versuche.

Das Gericht folgert daraus: Den Therapeuten sei vorzuwerfen, dass sie da „nicht ausreichend nachgefragt“ hätten, „insbesondere nach dem Zugang zu Waffen“. Die Psychiatrie hat, auch so ein Vorwurf des Gerichts, „keine Sexualanamnese“ erhoben, obwohl das eigentlich zum Routine-Repertoire gehört. Und einen Standardtest zur Persönlichkeitsentwicklung hätten sie „falsch ausgewertet“.

Den Abschlussbericht zur im September 2008 beendeten Behandlung schickten die Weinsberger den Eltern erst etwa ein halbes Jahr später: Ende März 2009 – als Tim K. bereits tot war. Eigentlich sollte so ein Brief, der den Eltern ja Orientierung gibt, allenfalls mit einigen Wochen Verzug zugestellt werden. Trotz dieser massiven Versäumnisse könne „nicht angenommen werden, dass diese Fehler mitursächlich für die Amoktat“ seien, so das Gericht gestern.

Selbst wenn die Therapeuten konkret nach Waffen gefragt und erfahren hätten, wie aufmunitioniert der Haushalt K. war, hätten die Weinsberger daraus nicht folgern können, „dass eine Amoktat im Raume steht“.

Die Weinsberger Psychologen hätten bei späteren Gesprächen durchaus nachgehakt, ob Tim weiter Tötungsfantasien hege. Er habe „verneint“. Worauf sich diese Sicht des Gerichts stützt, ist allerdings nicht recht klar. Es gibt dazu nur nachträgliche mündliche Behauptungen von Behandelnden. Die schriftlichen Protokolle aus der Zeit vor der Tat belegen nicht, dass wiederholt nachgebohrt worden wäre und Tim glaubhaft abgewinkt hätte.

Es bleibe spekulativ, wie die Eltern nach einem Warnhinweis mit dem Thema Waffen weiter umgegangen wären. Das lasse sich nachträglich nicht mehr klären. Auch die verspätete Übersendung eines Arztbriefes habe sich nicht ausgewirkt. Denn zumindest mündlich habe ein Arzt im September 2008 den Eltern empfohlen, Tim in eine Weiterbehandlung zu schicken – diesem Rat seien die Eltern nicht nachgekommen.

Auch hier klafft allerdings eine Leerstelle im Urteilstenor. Es gibt nämlich Aussagen, wonach die Ärzte zumindest nicht massiv auf eine Anschlusstherapie drängten, sondern eher unverbindlich blieben und gar angedeutet haben sollen: Falls Tim selbst nicht wolle, bringe es sowieso nicht viel. Außerdem soll ein Arzt gesagt haben: Die Probleme des Jungen würden sich mit dem Älterwerden womöglich legen. Für die Eltern könnte das wie eine Entwarnung geklungen haben.

Fazit: „Die Beweislast für die Kausalität der Behandlungsfehler“ dürfe „nicht umgekehrt werden“. Aus dem Juristen- ins Laiendeutsche übersetzt heißt das: Ob die Weinsberger bei korrektem Vorgehen den Amoklauf hätten verhindern können, ist nicht beweisbar.

Trio aus Auenwald auf dem Podest

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(uk). Zwischen diversen Distanzen konnten die Sportler beim Kocherlauf in Gaildorf wählen. Das begann beim Bambini-Rennen und ging über 5 und 10 Kilometer bis zum Halbmarathon. Bei nur sechs Grad Celsius und Regenfällen führten die Strecken teils durch den Wald, teils den Kocher entlang. Eberhard Bauer und Ursula Heller-Bauer vom Lauftreff Auenwald schafften jeweils den Sprung aufs Treppchen in der Altersklassenwertung. Im Halbmarathon wurde Silvi Baumann (Auenwald) sowohl zweitschnellste Frau insgesamt als auch Zweite in der W40.

Ergebnisse – 5 Kilometer: 32. (7. M50) Nexat Memeti (Fichtenberg), 27:05 Minuten; 39. (5. Frau) Meike Schlögl, 27:29; 59. (1. Schülerinnen A) Suzanna Brucklacher, 29:14; 60. (8. M50) Martin Brucklacher, 29:14, alle Aktiv-Sport Fichtenberg. – 10 Kilometer: 13. (1. M60) Eberhard Bauer, 47:34; 33. (2. W50) Ursula Heller-Bauer, 52:52; 44. (5. W40) Tanja Bartsch, 55:55, alle LT Auenwald. – Halbmarathon (21,1 Kilometer): 14. (5. M40) Achim Wöhrle (Murrtal-Runners), 1:32:04 Stunden; 18. (5. M50) Detlef Ziegler (Fichtenberg), 1:35:53; 25. (7. M50) Reiner Schlögl (Aktiv-Sport Fichtenberg), 1:40:48; 29. (2. W40) Silvia Baumann (Wildes Huhn Auenwald), 1:45:07.

kurz und bündig

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Stark ersatzgeschwächt verloren die Landesligafußballerinnen des VfR Murrhardt zu Hause gegen den TGV Dürrenzimmern. Zwar war der VfR über die gesamte Spielzeit überlegen, doch in der 20. Minute erzielten die Gäste den einzigen Treffer des Spiels.

Mit 11:1 siegten die C-Mädchen des Juniorteams Sulzbach/Oppenweiler in der Kreisstaffel gegen Schlusslicht Spvgg Unterrot. 11:1 hieß es am Ende. Die Tore der Fußballerinnen aus dem Murrtal erzielten Paulina Renz (3), Raphaela Deriu (3), Anna Hönig (2), Tina Hübl, Celina Mücke und Judith Maier.

Knapper machten es die C-Mädchen aus Sulzbach und Oppenweiler im Verfolgerduell gegen die TSG Backnang. Die 2:0-Führung der Gastgeber (Paulina Renz und Celine Hirzel) glich die TSG noch vor der Pause aus. Erneut Celine Hirzel und Lisa Schust trafen noch zum 4:2 fürs Juniorteam.


Haußmann-Schiff mit dabei

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KORB/WEISSACH IM TAL (ik). Die zehnte Ausgabe der „Köpfe am Korber Kopf“ wurde gestern bei einer Pressekonferenz im Korber Rathaus vorgestellt. Im Vorfeld waren Bürger aufgerufen, sich aus den bisherigen 90 Arbeiten die Exponate für die „Köpfe 2016“ auszuwählen. Unter den Objekten, die in diesem Jahr wieder zu sehen sind, befindet sich auch das stählerne Boot mit dem riesigen Anker von Peter Haußmann aus Weissach im Tal. „Diese Skulptur mit dem Titel ,Im Kopf beginnt die Reise‘ war Teil der ,Köpfe am Korber Kopf 7‘ und schickt uns gedanklich auf die Reise“, sagte Initiator Guido Messer. „Wir sind uns sicher, dass diese wunderbare Kopf-Freilichtbühne ein ganzes Jahr lang weit ins Land strahlen kann und erneut ein bedeutender Anziehungspunkt für Spaziergänger, Radler und immer mehr Kunstkenner sein wird“, sagte der Bildhauer weiter. Eröffnung ist am Sonntag, 8. Mai, mit einem Festakt um 14 Uhr. Dabei gibt es einen „Tanz um die Skulpturen“ mit dem Ensemble der New Yorker City Dance School, Stuttgart. Weitere Infos auch zu Begleitveranstaltungen sind demnächst unter www.korb.de nachzulesen.


            Ein Anker macht sich auf die Reise: Arbeit von Peter Haußmann. Foto: M. Haas.

Heines Memoiren und Geständnisse

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Von Claudia Ackermann

SPIEGELBERG. Dreimal im Jahr veranstaltet der Klosterhof Großhöchberg unter der Schirmherrschaft der Gemeinde Spiegelberg ein Klassik-Konzert, das auch mit einer Lesung kombiniert sein kann. Mit Felix Mendelssohn Bartholdys „Auf Flügeln des Gesanges“ aus „Sechs Gesänge“, op. 45, Nr. 2, eröffnet Andreas Beinhauer mit seiner kraftvollen Baritonstimme die Veranstaltung, begleitet von Anna Graczykowska am Klavier. Sie stimmen in die Epoche der Romantik ein.

Aus „Memoiren und Geständnisse“, die Heinrich Heine 1853/54 geschrieben hat, liest Rudolf Guckelsberger: „Ich will dir das Märchen meines Lebens erzählen“, heißt es im Text. In der ersten Passage geht es um Heines Mutter, die große Angst hat, dass ihr Sohn ein Dichter werden könnte. Ein Poet war damals ein „zerlumpter, armer Teufel, der für ein paar Taler ein Gelegenheitsgedicht verfertigt und am Ende im Hospital stirbt“, beschreibt Heine die damals gängige Ansicht. Die Erziehungsversuche und Strategien der Mutter zielen eher darauf hin, dass Heinrich eines Tages in den Dienst des Kaisers treten werde. Mitreißend und sehr akzentuiert liest Guckelsberger, der Theologie, Sprechkunst und Sprecherziehung studiert hat und seit 1990 literarische Programme als Rezitator erarbeitet.

Zwischen den Lesungen genießen die Besucher die musikalischen Einlagen, wie „Meerfahrt“ aus „Vier Lieder“, op. 96, Nr. 4, von Johannes Brahms oder „Abends am Stand“ aus „Romanzen und Balladen“, op. 45, Nr. 3, von Robert Schumann mit Texten von Heinrich Heine. Zahlreiche Komponisten hat der Schriftsteller mit seinen Gedichten inspiriert. Darunter auch Franz Liszt, von dem das Duo die Vertonung „Im Rhein, im schönen Strome“ vorträgt.

Die Lesung führt über Passagen, die Heines Onkel beschreiben, der ein Sonderling war, zu Notizbüchern des Großonkels, der Reisen in den Orient unternommen hatte und in einem Beduinenstamm sogar zum Scheich gewählt worden war. Eine Art „Räuberhauptmann“, wie Heine schreibt. Das Publikum erfährt, dass der Schriftsteller mit 16 Jahren seine erste Liebe traf. Kein Korsett und kein Dutzend Unterröcke habe das Mädchen aus einfachen Verhältnissen getragen. „In der Liebe gibt es ebenfalls wie in der römisch-katholischen Religion ein provisorisches Fegefeuer, in welchem man sich erst an das Gebratenwerden gewöhnen soll, ehe man in die wirklich ewige Hölle gerät“, schreibt Heine über seine Jugendliebe. Gegen die „schreckliche Krankheit der Frauenliebe“ schlägt er das Prinzip der Homöopathie vor: „Wo das Weib uns heilet von dem Weibe.“ Eine Redensart seines Vaters sei bei solchen Gelegenheiten gewesen: „Jetzt muss man ein neues Fässchen anstechen.“

Über das Thema Liebe, bei dem sich Heine als „entlaufener Romantiker“ bezeichnet, geht es zum Aufbruch nach Paris und der Schwierigkeit der Franzosen, den Namen Heinrich Heine auszusprechen. Zwei französische Lieder von Joseph Guy Marie Ropartz präsentieren der Bariton und die Pianistin, bevor es in der Lesung zu Geständnissen über die Bibel, die Kirche und das Heiraten geht und schließlich zur „Römischen Phantasie“, mit Heines Worten: „Es ist kein Pfäfflein noch so klein, es möchte gern ein Päpstlein sein.“ Die anregende musikalisch-literarische Matinee beendet Guckelsberger mit dem Heine-Zitat: „Es ist nichts aus mir geworden, nichts als ein Dichter“, bevor es für die rund 70 Besucher vom alten Schulhaus in den Klosterhof geht, wo Gastgeberin Jutta Scheuthle in den urigen Räumlichkeiten mit Hackbällchen, Kartoffelsalat und selbst gemachtem Holundersaft bewirtet.


            Rudolf Guckelsberger (rechts) bringt dem Publikum Heine näher, Bariton Andreas Beinhauer sorgt zwischen den Lesungen für die passende Musik: Beim Auftritt im alten Schulhaus. Foto: A. Becher

Vom Goldfieber zur Waldwirtschaft

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Von Wolfgang Wulz

Für den Necknamen-Forscher ist es zunächst verwunderlich, dass über die Bewohner der angesehenen und ansehnlichen Stadt Murrhardt, bis 1806 sogar württembergische Oberamtsstadt, in den üblichen Annalen der schwäbischen Neckgeschichte keinerlei Eintrag zu finden ist. Hatte es doch in der lokalen Geschichte manchen Anlass gegeben, aufgrund derer man sich das neckische Maul hätte zerreißen können: Man denke nur an das Goldfieber, das in der Klosterstadt Murrhardt im Jahr 1772 unter kräftiger Mitwirkung des blitzgescheiten, hochgelehrten, aber zugleich auch umstrittenen Prälaten, Chemikers und Pietisten Friedrich Christoph Oetinger (1702 bis 1782) ausgebrochen ist.

Waghalsiges Projekt bringt gutgläubige Anleger ums Vermögen

Ursprünglich sollte zur Hebung des Wohlstands der überwiegend armen Bevölkerung nur ein stillgelegter Salzbrunnen als Saline wieder belebt werden. Daraus wurde unter Mitwirkung diverser Bergbauexperten und Spekulanten ein waghalsiges Goldbergwerksprojekt, durch dessen Scheitern auch viele gutgläubige Anleger ein Vermögen verloren.

„Christoph Wieland aus Vordermurrhärle redet nur noch von Geld und wird von den Leuten deshalb ‚Goldstoffel‘ genannt“, schreibt Reinhard Breymayer in der heimatgeschichtlichen Beilage „einst + jetzt“ der Murrhardter Zeitung (Juli 1982) anlässlich des 200. Todestags Oetingers. Der Murrhardter Stadtpfarrer, Abt und Prälat sprach damals davon, dass die Leute „von der alten Tradition eines Goldbergwerks angeflammt“ seien und sich „ihrer ein förmlicher Rausch bemächtigt“ habe. Als „am Ende des Tages“ nur schwefelhaltiges Eisenerz gehoben wird, mutiert der Vordermurrhärler „Goldstoffel“ im Volksmund rasch zum „Eisenstoffel“. Es blieb freilich beim individuellen Gebrauch des Unnamens für den Wielands Christoph, zu einem kollektiven Ortsnecknamen wie etwa „Murreder Gold- ond Eisestoffel“ kam es nie.

Man könnte nun mutmaßen, es habe an der vom Pietismus beeinflussten, zurückhaltenden bis humorlosen Art der Murrhardter gelegen, die für solcherlei Späße kein Ohr gehabt hätten. Dagegen spricht freilich der Eintrag in der Backnanger Oberamtsbeschreibung von 1871: „Auch in der Stadt selbst hat der Charakter der Einwohner in Vergleichung mit andern altwürttembergischen Orten immer noch eine etwas fränkischere Färbung beibehalten, die sich, wenn möglich, in Lebhaftigkeit, Heiterkeit und Geselligkeit äußert.“

Einen schönen Beweis dieser These stellt die erstaunliche Tatsache dar, dass im Jahr 1879 die neu gegründete Lokalzeitung den Namen „Der Hinterwäldler“ annahm. Offensichtlich gingen die Blattmacher davon aus, damit bei den Leserinnen und Lesern aus „em hentere Wald“, also der Großgemarkung rund um den Murrhardter Berg, heute eher als Schwäbischer Wald bekannt, anzukommen und eine gemeinsame Identität zu befördern. War doch die Einwohnerschaft in ganz außergewöhnlicher Weise neben dem Stadtkern auf 35 Parzellen verteilt, die teilweise ein gemeindliches Eigenleben führten. Bindeglied war aber die große Abhängigkeit vieler Bewohner von der Waldwirtschaft, deren harte, strapaziöse Arbeit auch den „kräftigen Menschenschlag“ zu „Ausdauer, Anstrengung, Fleiß und Sparsamkeit“ erzogen hat. „In den Parzellen beschäftigt das Zurichten von Weinbergpfählen, Schindeln, Wagnerholz, das Gartensessel- und Korbflechten, Besenbinden und die Köhlerei viele Hände; der Absatz geht in die Gegenden von Stuttgart bis Heilbronn. Handel findet statt mit Brennholz, Werk- und Nutzholz, Säg- und Bauholz, Holländerstämmen, Stangen, Pfählen, Wagnerholz, Eisenbahnschwellen, Schnittwaren und Kohlen. Für den Holzhandel befinden sich viele Frachtfuhrwerke in Stadt und Parzellen“ (Oberamtsbeschreibung).

Eine prächtige Tanne ersetzt

im Stadtwappen den Abtsstab

Nach der sogenannten Waldordnung wurden im 19. Jahrhundert noch lange Zeit die Erträge aus den Stadtwaldungen an die Bürger zunächst in Form von Bauholz oder als Holzscheite und Wellen abgegeben, später als geldliche Holzabgabe ausgezahlt. Kein Wunder also, dass 1810 im Stadtwappen der bisherige auf das Kloster zurückgehende Abtsstab durch eine prächtige Tanne ersetzt wurde.

So ausgestattet konnten es die „Hinterwäldler“ lässig wegstecken, wenn sie aufgrund ihrer ausgedehnten Waldnutzung auch als „Klämmerlesgäu“ bezeichnet wurden, was auf die Herstellung der hölzernen Wäscheklammern zurückgeht. Die ärmeren Waldbewohner mussten eben noch aus dem kleinsten Ast etwas Verkäufliches herstellen, um ihr Überleben zu sichern. Als „Stompeschpälter“ foppte man sie auch noch, weil sie sogar die Baumstümpfe ausgruben oder heraussprengten und sie danach zu Brennholz klein hackten.

Heute pflegt insbesondere die 1983 gegründete Narrenzunft „Murreder Henderwäldler“ die neckisch-närrischen Traditionen. Bis ins 16. Jahrhundert gehen närrische Fasnetumtriebe nachweisbar zurück und konnten auch durch die Reformation nicht so zurückgedrängt werden wie anderswo im protestantischen Württemberg. Fasnetsfiguren wie das „Hexeturmweible, dr Hotz ond dr Nachtkrabb, Wasserfratze ond dr Feuerbarthl“ erinnern alljährlich an Sagengestalten und denkwürdige Ereignisse.

Gründungsmitglied Christian Schweizer weiß auch genüsslich davon zu erzählen, wie der Remstalrebell Helmut Palmer, selbst ein gebürtiger „Ondertürkner Storchestupfer“ und bei den Geradstettener „Klammhôke“ beheimatet, anlässlich des Bürgermeisterwahlkampfs im Jahr 1986 in einer Rede vor dem Rathaus das Murrhardter Publikum als „Tannezapfehurgler“ beschimpft und damit auf eine damalige Einzelfigur der jungen Zunft angespielt hatte.

Deren Hintergrund wird so erklärt: „Die Zapfenpflücker oder Waldarbeiter sind hoch in die Baumwipfel gestiegen, um dort die noch frischen Zapfen zu pflücken, ein Hurgler hat sich diese Mühe gespart und die Zapfen nur als Brennmaterial eingesammelt. Allerdings wurden die Zapfen auch ‚grün‘ zu Heilzwecken verwendet. Ein gutes Mittel gegen Husten wurde daraus gewonnen und landläufig als ‚Dannezapfegoischt‘ oder ‚Dannezapfemooscht‘ (Sirup) verkauft. Mit großen Körben voller Zapfen sind sie immer aus dem Wald gekommen. Später bekamen dann ärmliche und rustikale Murrhardter Bürger den Necknamen Tannenzapfenhurgler. Hurgler ist die Bezeichnung für einen trägen, ungeschickten Menschen, einen Tollpatsch, einen, der überall nutzlos herumtrollt. Eigentlich meint ‚hurgeln‘ ja rollen, im übertragenen Sinne ist der ‚Hurgler‘ ein etwas Arbeitsscheuer, der sich geschickt durchs Leben mogelt und aus Langeweile eben einen Zapfen herumhurgelt.“

Wenn diese Armen (oder waren sie doch die wahren Lebenskünstler?) dann mit gefüllten Säcken in die Stadt kamen, um ein paar Pfennige mit dem Brennmaterial zu verdienen, wurden sie oft als „Dannezapfehurgler“ verspottet. Die heutige Fasnetsfigur ist daher als mittlerer bis älterer, ärmlicher und abgeschaffter Mann gestaltet, was sich sowohl in seiner abgerissenen Kleidung als auch in der Maske widerspiegelt.

  Bitte richten Sie Hinweise zu den schwäbischen Necknamen an die Backnanger Kreiszeitung, Postfach 1169, 71501 Backnang, E-Mail necknamen- @bkz.de oder auch direkt an den Autor Wolfgang Wulz, möglichst per E-Mail an mundart@wulz.de oder per Post an die Adresse Goldregenstraße 6, 71083 Herrenberg.


            Holzkuriositäten aus dem Klämmerlesgäu: Die Waldwirtschaft hinterließ in Murrhardt ihre Spuren. Zeichnung: Karlheinz Haaf

Zahl nicht getaufter Schüler steigt

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Von Hans-Christoph Werner

BACKNANG. Während der Sitzung der Bezirkssynode des evangelischen Kirchenbezirks wanderten Papierbrillen durch die Reihen. Die Rednerin am Pult ermutigte, diese aufzusetzen. Tat man dies, so sah man alles undeutlich und verschwommen. Damit war Ingrid Haag bei ihrem Thema. Sie ist Geschäftsführerin des in Backnang ansässigen Evangelischen Blinden- und Sehbehindertendienstes. In ihrem Vortrag machte sie auf die Schwierigkeiten und Bedürfnisse von Menschen mit eingeschränktem Sehvermögen aufmerksam.

Immer wieder ist Frühjahrs- oder Herbstsynode auch Forum dafür, dass sich sogenannte freie Werke innerhalb der evangelischen Kirche den Synodalen präsentieren. Eine einmalige Gelegenheit, die Repräsentanten der 25 Gemeinden im Kirchenbezirk zu informieren.

Zuvor hatte die Synode den Bericht der Schuldekanin entgegengenommen. Mit der Ausweitung des Schulbetriebs auch in den Nachmittag hinein, so führte Silvia Trautwein aus, stellt sich für kirchliche Jugendarbeit die Frage, wie Kinder und Jugendliche noch von kirchlichen Angeboten erreicht werden können. Hier geht man in letzter Zeit einen anderen Weg. Unterstützt durch die Jugendreferenten des Evangelischen Jugendwerks werden Angebote in den Schulen gemacht. Im Bildungszentrum Weissacher Tal ist so eine Mädchengruppe entstanden. In einem „Raum der Stille“ werden Andacht und Gebet angeboten. Ein Schülermentorenprogramm ist im Aufbau begriffen.

Ausführlich kam Schuldekanin Trautwein auf den neuen Bildungsplan zu sprechen. Parallel zu den staatlichen Lehrplänen ist hier von der evangelischen Kirche ein eigener Lehrplan für das Unterrichtsfach evangelische Religion entwickelt worden. Weiterhin liegt dessen Hauptakzent auf dem Erwerb von Kompetenzen. Die Schüler sollen lernen, wahrzunehmen, zu deuten und weiterzuentwickeln. Unterrichtsinhalte sind im Unterschied zum vorhergehenden Lehrplan wieder stärker vorgeschrieben. Als sehr erfreulich konnte die Schuldekanin berichten, dass 65 Prozent aller Schüler den evangelischen Religionsunterricht besuchen. Allerdings nehme die Zahl der konfessionslosen, das heißt nicht getauften Schüler zu. Nicht nur Kinder und Jugendliche lernen, auch Erwachsene. Und so wurden die Ausführungen der Schuldekanin durch den Bericht der Geschäftsführerin des Evangelischen Kreisbildungswerkes ergänzt. In unterhaltsamer Art berichtete Heike Frauenknecht von Projekten wie „Ehrenamt fördern mit System“ wie von der Veranstaltungsreihe „Experiment Kunst+Raum+Kirche“. Weil die Chefin des Kreisbildungswerks im Spätsommer eine Stelle als Schulleiterin in Mannheim antritt, sparte sie nicht mit persönlichen Eindrücken ihrer sechsjährigen Tätigkeit. Als dringenden Wunsch gab sie der Synode an, dass sich die Kirche doch finanziell stärker für die Erwachsenenbildung engagieren möge.

So ist eine Synode auch Gelegenheit, zu verabschieden wie auch zu begrüßen. Dekan Wilfried Braun lässt bei Dankesworten gerne Rosen sprechen. Bei der Chefin des Kreisbildungswerkes war es aber dann doch ein üppiger Blumenstrauß. Verabschiedet wurde auch Pfarrerin Susanne Digel. Als Referentin bei Dekan Braun hat sie in den vergangenen sechs Jahren viele Vertretungsdienste übernommen. Aber auch bei den verschiedensten Projekten in Backnang war sie involviert. Susanne Digel wird zum 1.Mai Krankenhauspfarrerin in Ludwigsburg. Neu im Kirchenbezirk ist Daniel Kern. Er hat eine Jugendreferentenstelle im Bezirksjugendwerk angetreten.

Um einen langen Sitzungsabend zu versüßen, gibt es bei jeder Bezirkssynode auch eine Pause mit Verköstigung. Nach Jahren mit Kartoffelsalat und Würstchen gab’s nun überraschenderweise Spargelcremesuppe. Und man lese und staune: Der Kirchenbezirksrechner Waldemar Schulz hatte in der Küche selbst mit Hand angelegt, um den Synodalen die Köstlichkeit zu kredenzen. So schmeckt eine Bezirkssynode, auch wenn sie sich in die Länge zieht.


            Eine geht, einer kommt: Pfarrerin Susanne Digel wird Krankenhausseelsorgerin in Ludwigsburg, Daniel Kern ist der neue Jugendreferent im Kirchenbezirk Backnang. Foto: H. Werner

Knappe Mehrheit für sechsjähriges TG

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Von Armin Fechter

WAIBLINGEN. Die ganze Debatte im Verwaltungs-, Schul- und Kulturausschuss des Kreistags hatte Züge eines Glaubenskriegs. Dabei waren die Argumente zum Thema an sich schon vor einigen Wochen bei der ersten Beratung ausgetauscht worden: Vorteile erhofft man sich für Kinder, die eine Ader für technische Fragen haben. Profitieren würden vor allem Mädchen, die im Alter von 13 Jahren noch völlig unbefangen und ohne Angst an solche Aufgaben herangehen.

Auf Anraten von Andreas Hesky (Freie Wähler) hatte man sich dann aber darauf verständigt, vor der Entscheidung noch mit den Schulleitern aus dem allgemeinbildenden Bereich zu sprechen. Dies, um zu vermeiden, dass Widerstände gegen die anvisierte Klasse am Technischen Gymnasium der Gewerblichen Schule Waiblingen aufkommen. In dieser Runde gab es aber erheblichen Gegenwind für die Pläne. Es bestünden schon genug Möglichkeiten, zum Abitur zu kommen, das Schulsystem solle nicht noch unübersichtlicher werden; allgemeinbildende Gymnasien und Realschulen hätten die Technikförderung sowieso im Programm; es bestehe die Gefahr, dass die allgemeinbildenden Schulen ihr Kursangebot reduzieren müssten, weil sie geschwächt würden; und schließlich würde das sechsjährige Angebot auch dazu führen, dass in der Oberstufe weniger Plätze für Realschüler zur Verfügung stehen.

Sabine Hagenmüller-Gehring, die Leiterin des Staatlichen Schulamts, brachte indes keine Einwände gegen die Pläne vor. Bei dem einzügigen Angebot gehe es um etwa 25 Schüler und damit um weniger als ein Prozent eines Jahrgangs. Deshalb stehe das für manche Schüler sinnvolle Angebot im Vordergrund gegenüber Befürchtungen, dass Schüler abwandern.

Nach diesen Stellungnahmen befand Hesky allerdings nach wie vor, dass die Sache nicht abstimmungsreif sei. Doch sein Versuch, per Geschäftsordnungsantrag eine Entscheidung zu verhindern, scheiterte an einer deutlichen Mehrheit der Kreisräte. Für ihn ergab sich daraus die Konsequenz, den Plan abzulehnen – obgleich, wie Dr. Michael Vogt seitens der Kreisverwaltung sagte, das Votum der Kreisräte lediglich das offizielle Verfahren einleite. In dessen Verlauf werde das Regierungspräsidium Stuttgart noch eine umfassende Anhörung vornehmen. „Wir müssen vom Schüler her denken“, appellierte Vogt. Auch Landrat Dr. Richard Sigel versicherte: „Wir wollen das Angebot verbessern und abrunden.“

Jürgen Hestler (SPD) widersprach dem Vorhaben jedoch vehement. „Ich habe niemanden getroffen, der das gut findet“, sagte der frühere Gymnasiallehrer. Er sprach von einem negativen Spillover-Effekt und einem allgemeinen Kannibalismus-Effekt – die neue Marke konterkariere sich selbst durch den Schaden, den sie anrichte. Die Einrichtung stelle einen Tabubruch dar, sie sei nicht, wie von der Kreisverwaltung dargestellt, ressourcenneutral zu verwirklichen und werde, so seine Warnung, ganz schnell neue Forderungen nach zusätzlichen Zügen und aus anderen Standorten nach sich ziehen. Im Übrigen sei es auch pädagogisch bedenklich, die jüngeren Schüler an den beruflichen Schulen zu kasernieren, wo alle anderen deutlich älter sind. Das Vorhaben, so Hestlers Urteil, gefährde den Schulfrieden im Kreis und sei abzulehnen.

Ursula Heß-Naundorf (Grüne) hielt dagegen. Das TG habe seit jeher viel zu wenige Mädchen, die im Sechsjährigen eine Chance bekämen. Außerdem gebe es auch sehr begabte Schüler in den Vorbereitungsklassen. Aber viele Jugendliche – dazu zählte sie auch Legastheniker – würden an anderen Schulen ausgebremst. Ihre Äußerungen erfreuten die CDU: Selbst in der Schulpolitik seien Grün und Schwarz nicht so weit auseinander, lachte Fraktionschef Reinhold Sczuka. NWT (Naturwissenschaft und Technik) an allgemeinbildenden Schulen oder Technik am TG, das sei schon was anderes. Zugleich warnte er aber auch: Es gebe schon jetzt Gemeinschaftsschulen, die die geforderte Zweizügigkeit nicht erfüllen könnten. Er riet deshalb wie zuvor schon Hesky dazu, den Schulentwicklungsplan anzupassen.

Jochen Haußmann (FDP/FW) erkannte zudem in der Stärkung der beruflichen Gymnasien den richtigen Ansatz. Sein Fraktionskollege Ulrich Lenk wandte sich derweil gegen die Hestler’schen „Horrorszenarien“. Der SPD-Mann habe den Eindruck erweckt, das Schulsystem solle auf den Kopf gestellt werden. Wenn der Landkreis das TG 6 nicht anpacke, sei eine Chance vertan, sagte Lenk mit Blick auf die Konkurrenz privater Bildungsanbieter, die etwa in Fellbach bereits ein sechsjähriges Wirtschaftsgymnasium im Programm haben.

Hestler habe den Nagel auf den Kopf getroffen, widersprach Christian Throm (AfD). Ein Beschluss pro TG 6 sei eine Vorentscheidung für dessen flächendeckende Einführung und stelle ein Misstrauensvotum gegen die allgemeinbildenden Gymnasien dar. Ablehnung signalisierte auch Stephan Kober (Linke): Mit einem TG 6 werde die Gemeinschaftsschule kannibalisiert. Dr. Gerhard Ketterer (CDU) hingegen befand, Schaden würde entstehen, „wenn wir es nicht machen“. Am Ende setzten sich die Befürworter mit 13 zu 10 Stimmen durch.


            Unterricht im Fach Metalltechnik am TG in Waiblingen: Eine Mehrheit der Kreisräte will den Bildungsweg schon für Achtklässler öffnen. Foto: privat

Angeklagter laut Gutachter voll schuldfähig

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Von Bernd S. Winckler

SCHWAIKHEIM/STUTTGART (wic). Der Mord an seiner Ehefrau in Schwaikheim war keine Affekttat. Das stellte jetzt vor der Stuttgarter Schwurgerichtskammer der psychiatrische Gutachter fest, der den 66-jährigen Angeklagten für den Mord als voll schuldfähig bezeichnete, wenngleich in der Tatausführung gewisse affektive Komponenten bestünden.

Mit dem Mordfall beschäftigt sich seit zwei Wochen die Große Schwurgerichtskammer des Landgerichts. Der Angeklagte soll laut Vorwurf am Morgen des 18. September vergangenen Jahres in dem gemeinsam bewohnten Einfamilienhaus in Schwaikheim seine Ehefrau zuerst mit Fäusten misshandelt und dann mittels Würgegriff erdrosselt haben. Als Motiv nennt der Staatsanwalt neben Heimtücke auch Habgier, da der Mann es nicht habe ertragen können, dass er nach der Trennung Unterhalt zahlen soll und sein Haus verliert (wir berichteten).

Der Angeklagte selbst schweigt seit Prozessbeginn zu seinem Lebenslauf und zum Tatvorwurf, hatte aber dem Gutachter ausgesagt, dass er die Frau nicht töten wollte, vielmehr das Geschehen im Affekt passiert sei. Dem widerspricht jetzt der psychiatrische Sachverständige in seinem gestern vorgetragenen Gutachten über die Frage der Schuldfähigkeit des 66-Jährigen. Der Mann sei zur Tatzeit als voll schuldfähig einzustufen, heißt es in seinem Gutachten, wenngleich allerdings eine „affektive Komponente“ anzunehmen sei. Die jedoch habe keinen Krankheitsgehalt, was unter dem Strich juristisch eine erheblich verminderte oder gar aufgehobene Schuldfähigkeit begründe. Laut dem Gutachten wird den Mann die volle Härte des Gesetzes bei Mord treffen, wenn das Gericht am 3. Mai urteilt.

Zuvor haben die Richter noch einen Bekannten des Angeklagten im Zeugenstand vernommen. Der Mann, der als Umzugshelfer dem 66-Jährigen beim Auszug aus seinem Haus in Schwaikheim helfen wollte, hatte mit ihm zwei Tage vor der Tat vereinbart, wie man das Umzugsgut verpacken sollte. Dann aber, so seine Aussage, sei von ihm die Nachricht gekommen: „Den Umzug kannst du vergessen, ich hab die Alte umgelegt.“ Auch aus diesem Umstand schließt der Gutachter, dass der Angeklagte nach der Tat sogar noch fähig war, den Mord einem Bekannten mitzuteilen, und er psychisch gesehen, nicht im Affekt handelte.

Am morgigen Freitag sollen die Schlussplädoyers gesprochen und am nächsten Dienstag das Urteil gefällt werden.

Windpark lässt Sulzbacher kalt

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Von Matthias Nothstein

SULZBACH AN DER MURR. Die weltweit agierende WPD-Gruppe plant einen Windpark mit vier Windrädern im Dreieck zwischen Spiegelberg, Großerlach und Wüstenrot zu errichten. Die Räder kämen im Bereich einer 36 Hektar großen Vorrangfläche zu stehen. Die Entfernungen zu der jeweils nächsten Wohnbebauung wären 920 Meter nach Vorderbüchelberg, 980 Meter nach Neufürstenhütte, 1450 Meter nach Wüstenrot und 1560 Meter nach Großhöchberg. Allesamt Abstände, die den gesetzlichen Vorgaben von mindestens 700 Metern entsprechen.

Nach Sulzbach sind es gar 5,7 Kilometer, weshalb Hauptamtsleiter Michael Heinrich in der Sitzung erklärte, „wir von der Gemeinde sind der Ansicht, dass uns die Windräder nicht wesentlich tangieren“. Er kündigte an, dass die Investoren den Bürgern auf Infoveranstaltungen die Pläne präsentieren. Solche Veranstaltungen sollen in Spiegelberg stattfinden, weil die Räder auf dieser Markung zu stehen kämen, und in Großerlach, weil der Ortsteil Neufürstenhütte besonders nahe liegt.

Obwohl die Entfernung bis ins Murrtal groß ist, würden die Stromleitungen von den Windrädern über Erdkabel westlich des Hauptorts ins Stromnetz eingespeist werden. Entweder an eine 20-Kilovolt-Mittelspannungsleitung der Syna oder an eine etwas weiter südlich verlaufende 110-Kilovolt-Hochspannungsleitung der Netze BW. Während im ersten Fall ein relativ kleines Bauwerk vonnöten wäre, müsste im zweiten Fall ein Umspannwerk gebaut werden.

WPD ist seit 2011 in Spiegelberg aktiv und seit über einem Jahr konkret mit der Kartierung der Vogel- und Fledermausfauna zugange. Die obligatorische Windmessung hat bereits stattgefunden und die im Windatlas erhobenen Prognosen so gut wie bestätigt. Mehr noch, sie wurden sogar leicht übertroffen. Mehr will Thorsten Gaupp vom WPD-Projektmanagement nicht verraten, „aber sie haben definitiv dazu geführt, dass wir das Projekt weiterverfolgen werden“. Die Messung erfolgte von Dezember 2014 bis Mai 2015.

Im März dieses Jahres fand zudem bereits eine Vorantragskonferenz zur immissionsschutzrechtlichen Genehmigung im Landratsamt in Waiblingen statt. Teilnehmer waren nicht nur alle Träger öffentlicher Belange, sondern auch die Kommunen. Alle hatten dabei die Chance, Stellung zu dem Projekt zu beziehen und konnten gleichzeitig auch schon Hinweise geben, welche Dinge für die Genehmigung berücksichtigt werden müssen.

Innerhalb des Verfahrens wurden berücksichtigt und untersucht: planungsrechtliche Genehmigungsvoraussetzungen, Wasserschutz, Ausgleichsmaßnahmen und die Bilanz des Eingriffs. Dabei geht es um die Flächenversiegelung, die Rodung von Waldflächen, die Veränderung des Landschaftsbildes oder die Auswirkung auf die Tierwelt. Auch die Archäologie ist ein Thema. Da in der Nähe mesolithische (mittelsteinzeitliche) Siedlungen vermutet werden, müssen die Arbeiten mit großer Vorsicht vorgenommen und Funde sofort gemeldet werden.

Berücksichtigt wurden ferner die notwendigen Abstände wegen Schall (Lärm und Infraschall), periodischem Schattenwurf und Eiswurf. Ziel von WPD ist die Fertigstellung der Detailplanung und die Einreichung des Genehmigungsantrags bis Ende dieses Jahres. Im besten Fall liegt die Genehmigung Mitte 2017 vor, der Bau und die Inbetriebnahme der Windräder könnten dann 2018 erfolgen.

Keiner der Gemeinderäte sprach sich gegen das Projekt aus, aber Katja Erkert dafür. Sie sagte: „Die Anfrage passt. Heute vor 30 Jahren ist das Kernkraftwerk Tschernobyl in die Luft geflogen. Wir wollen weg von der Stromerzeugung aus Atomkraft und Kohle. Da ist es folgerichtig, auch auf Windkraft zu setzen.“ Bürgermeister Dieter Zahn wollte keine Klimaschutzdebatte zulassen, aber er bestätigt kurz: „Windkraft ist ein Baustein bei der Energiewende.“


            Vier Windräder (rote Propeller) geplant: Sie sollen auf einer 540 bis 560 Meter hohen Anhöhe im Spiegelberger Gewann Greut errichtet werden. Die Entfernungen der jeweils nächsten Windräder nach Vorderbüchelberg und Neufürstenhütte betragen knapp 1000 Meter.

Plan B entpuppt sich als Glücksfall

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Von Ingrid Knack

BACKNANG. Als im Jahr 2010 der Anteil männlicher Erzieher inklusive kurzfristig Beschäftigte wie Praktikanten oder Jugendliche in ihrem freiwilligen sozialen Jahr bundesweit bei knapp drei Prozent lag und die damalige Familienministerin Kristina Schröder den Wunsch formulierte, diesen auf stolze 20 Prozent zu erhöhen, war Daniel Lopes Pereira schon längst in dem Beruf angekommen. Von 2007 bis 2011 leitete er den Stuttgarter Verein Botnanger Kinderbetreuung.

„Ursprünglich war’s nicht so angedacht“, sagt der 37-Jährige lachend. Nach der Schule machte er erst einmal eine Ausbildung im Einzelhandel. Bald aber merkte er: Das ist auf Dauer nichts für mich. Gerne wäre Lopes Pereira in den Medienbereich gegangen. Er erhielt aber nur Absagen. Es waren zuerst andere, die auf die Begabung des jungen Mannes mit portugiesischen Wurzeln aufmerksam wurden. Als der Basketballer die Kleinen trainierte, fiel auf, dass er besonders gut mit Kindern umgehen kann.

Bevor er mit der Fachschule beginnt, wird er zum Gespräch geladen

Zur rechten Zeit kam eine Stellenanzeige: Vorpraktikant/in für evangelischen Kindergarten in Unterweissach gesucht. Familie und Freundeskreis ermunterten Lopes Pereira, sich zu bewerben. Nach einem „sehr positiven Gespräch“ folgte eine „super Zeit“. Als Lopes Pereira nach dem Vorpraktikum die sozialpädagogische Fachschule in Stuttgart-Botnang besuchte, war er unter rund 90 Fachschülern einer von zwei Männern in diesem Jahrgang. „Glücklicherweise wurden wir in eine Klasse gesteckt.“

Zuvor war der damals 23-Jährige in einem „Extragespräch“ allerdings gefragt worden, ob er sich tatsächlich vorstellen könne, mit viel jüngeren Schülerinnen die Schulbank zu drücken.

Nach zwei Jahren Unterricht und dem Anerkennungsjahr im offenen Kinder- und Jugendbereich in Stuttgart war Lopes Pereira kurze Zeit Springer bei der Stadt Stuttgart. In Öhringen absolvierte er eine Zusatzausbildung zum Fachpädagogen für Sport, Spiel und Rhythmik, in Würzburg eine Weiterbildung, die ihn dazu befähigte, die Leitung einer Einrichtung zu übernehmen. Zwischen der Arbeit bei der Botnanger Kinderbetreuung und der Anstellung 2012 bei der Stadt Backnang war er ein Jahr im Gemeindekindergarten in Kirchberg an der Murr beschäftigt. Heute ist er verantwortlich für 25 Hort- und 70 Betreuungskinder, die im Pavillon bei der Mörikeschule tagtäglich ein und aus gehen.

Richtig lebhaft ist es im Hort an der Mörikeschule zwischen 7.15 und 8.30 Uhr, wenn die Betreuungskinder kommen. Lopes Pereira ist nur einmal in der Woche für den Frühdienst eingeteilt. Meist beginnt seine Arbeitszeit am späten Vormittag, wenn es noch ganz ruhig ist im Hort. Zeit zur Vorbereitung auf den Tag. Nach der Schule kommen nämlich neben den Betreuungskindern (12 bis 13.15 Uhr) noch die Hortkinder (1. bis 4. Klasse) dazu, die bis 17.30 Uhr in der Einrichtung bleiben können. Um 13.30 Uhr gehen die Hortkinder in die Schulmensa zum Essen. Von 14 bis 14.30 Uhr sind Freizeitaktivitäten und zwischen 14.30 und 15.30 Uhr – außer freitags – Hausaufgaben angesagt. „Damit sie zu Hause abends nicht mehr ran müssen.“

Lopes Pereira ist es wichtig, dass die Kinder gerne in den Hort kommen und einen freudigen Tag erleben. Dass bei ihm Sport und Bewegung großgeschrieben werden, ist klar. „Zweimal in der Woche dürfen wir um 16 Uhr in die Halle für eine Stunde“, sagt der Hortleiter. Vor allem die Jungs sind glücklich darüber, dass ein männlicher Erzieher ihre Fußballleidenschaft teilt. Manchmal geht’s außerdem in den Judoraum zum Austoben. Sowohl Kinder als auch Eltern freuen sich, dass im Hort auch ein männlicher Erzieher arbeitet. Lopes Pereira erklärt: „Ich bin immer sehr positiv aufgenommen worden.“ In Bezug auf die Kinder ist er sich sicher: „Es tut den Jungs und den Mädchen gut.“ Er selbst hat keine Probleme, ausschließlich mit Frauen zusammenzuarbeiten.

Einmal in der Woche gibt es einen Meckertag. Kinder und Erzieher können dann sagen, was ihnen nicht gefällt – wenn sie es bis dahin nicht schon getan haben. Die Kinder sollen Mitspracherecht haben, findet Lopes Pereira. „Jeder Tag ist wieder neu und spannend“, sagt der einzige männliche Erzieher unter den rund 120 Erziehenden, die bei der Stadt Backnang angestellt sind. Schröders 20-Prozent-Wunsch ging bundesweit nicht in Erfüllung. Dennoch ist eine leichte Kurve nach oben zu verzeichnen.

Malerin steht nicht

auf der Liste der Traumberufe

Bei Michaela Scheib aus Murrhardt stand Malerin und Lackiererin nicht auf der Liste der Traumberufe. Sie wuchs in einem landwirtschaftlichen Betrieb in Siebenknie auf. 85 Säue, 12 Milchkühe und ein paar Rinder gibt es dort. „Überleben kann man da nicht.“ Aber wo sonst arbeiten außer in der Landwirtschaft? Scheib besuchte nach dem Hauptschulabschluss die Berufsfachschule in Crailsheim mit Schwerpunkt Landwirtschaft und machte ihren Realschulabschluss.

Dann das Schüsselerlebnis. Das Häusle ihrer Großmutter wurde gerichtet. „Da war eine Malerin dabei. Das fand ich interessant.“ Bis die heute 27-Jährige aber einen Ausbildungsbetrieb – in Mainhardt – fand, musste sie etliche Absagen wegstecken. Eine Frau in diesem Beruf, das konnten sich wohl viele Firmeninhaber nicht vorstellen.

Nach den drei Jahren Lehrzeit bewarb sich Scheib in einem Aspacher Betrieb – der Inhaber war Prüfer bei ihrer Gesellenprüfung – und wurde genommen. Das war 2010. „Seitdem bin ich da.“ Der Betrieb ist mittlerweile nach Backnang umgezogen. Scheib arbeitet im Team mit ihrem Chef, Gerüstbau gehört dazu. Eine besondere Herausforderung für eine Frau. Der Murrhardterin jedoch macht dies nichts aus. Nur wenn es im Sommer heiß ist, müsse man darauf achtem, viel zu trinken, sonst halte man das nicht durch, merkt sie an. „Alles aus einer Hand“, sei die Devise des Unternehmens. „Vom Ausräumen bis zum Vergolden“, beschreibt die junge Frau ihr Arbeitsgebiet. Ihr Chef und sie sind ein eingespieltes Team: „Jeder weiß, wo er hinlangen muss.“ Viele Worte sind unnötig. Manche Kunden hätten sich schon gewundert, dass es so leise sei auf der Baustelle.

Das Außergewöhnlichste, das Melanie Scheib in ihrem Beruf erlebt hat, war ihr dreimonatiger Aufenthalt in der toskanischen Stadt Volterra. Das Weiterbildungsprogramm „Leonardo da Vinci“ ermöglichte es der damals 22-Jährigen, an der Restauration einer Klosteranlage aus dem 11. Jahrhundert mitzuarbeiten.Im Rückblick ist sie ihrem Chef dankbar, der sie darauf aufmerksam gemacht hatte. Trotzdem sagt sie: „Es war eine einmalige Geschichte. Das ist auch gut so.“ Zu sehr ist sie in ihrer Heimat verwurzelt, gar ein Jahr im Ausland arbeiten, das würde sie „niemals aushalten“.

Landwirtschaft ist ihr Hobby. Momentan absolviert sie zudem einen Feuerwehrgrundkurs, zwei Abende in der Woche und der Samstag sind dafür reserviert. Dann gehört sie noch zu den Freizeit-Sensenmähern. 2012 war sie deutsche Meisterin. Melanie Scheib packt eben gerne an. Im Gegensatz zu ihr führten die Malergesellinnen in großen Betrieben nicht alle Arbeiten aus wie sie, weiß Scheib: „Beim Gerüsten würden die umkommen.“


            Dass die Kinder einen schönen Tag haben, liegt ihm am Herzen: Daniel Lopes Pereira. Beim Tischkicker spielen können sich die Kinder nach der Schule austoben. Fotos: E. Layher

            Körperliche Arbeit macht ihr nichts aus: Melanie Scheib aus Murrhardt arbeitet in einem Betrieb in Backnang als Malerin und Lackiererin.

Ein Heimspiel im Zeichen des Abschieds

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Von Alexander Hornauer

 

Stefan Merzbacher kam 2002 von der TSG Oßweil zum TV Oppenweiler. Er war in nunmehr 14 Spielzeiten nicht nur ein wichtiger sportlicher Leistungsträger, sondern auch eine Identifikationsfigur. Nun beendet er seine Laufbahn in der Ersten. Aber: Er spielt künftig für die zweite Mannschaft in der Bezirksliga. Seine beeindruckende Bilanz in der Ersten: 14 Spielzeiten, 373 Einsätze und dabei 6 Tore. Im Heimspiel gegen Pforzheim schließt Merzbacher zum bislang führenden Bernhard Scheib auf und wird zum gemeinsamen Rekordspieler.

 

Wie Merzbacher fällt Sebastian Forch in die Kategorie Urgestein. Forch debütierte in der Saison 2004/2005 im damaligen Regionalligateam und gehörte in der darauffolgenden Saison bereits fix zum Kader. Dort ist er seither eine feste Größe auf dem linken Flügel. Sebastian Forch hat 311 Spiele in der Regional-, der Ober-, der Württemberg- und der Dritten Liga für den TVO sowie den nunmehrigen HCOB absolviert und im Schnitt fast drei Treffer pro Partie erzielt, insgesamt 867 Tore. Auch er bleibt im Verein. Er setzt seine Laufbahn als Spielertrainer des zweiten Teams fort, will mit diesem in der nächsten Runde ein gewichtiges Wort in der Bezirksliga mitreden.

 

Von den Stuttgarter Kickers kam Alexander Ruck vor vier Jahren nach Oppenweiler. Der schnelle Außenspieler war an zwei Aufstiegen beteiligt und hat in 83 Begegnungen 177 Tore erzielt. Unvergessen bleibt, wie er in Leutershausen nicht nur den entscheidenden Siebenmeter herausholte, sondern ihn dann auch noch nervenstark zum Ausgleich in der letzten Sekunden nutzte. In der kommenden Runde geht Alexander Ruck beim TSV Weinsberg in der Oberliga auf Torejagd.

Ebenfalls auf vier Jahre Vereinszugehörigkeit bringt es der einst aus Herrenberg ins Murrtal gewechselte Petros Kandilas. Gleich im ersten Jahr trumpfte er mit Siegtreffern in Neckarsulm und Schwaikheim groß auf. Besonders in der Abwehr war er eine wichtige Stütze. Dass er in der laufenden Runde lange verletzt ausfiel, tat allen weh. Weil ihn das Heimweh übermannt hat, kehrt er nach insgesamt fünf Jahren in Deutschland nun zurück nach Griechenland. Seine Bilanz: 93 Spiele, 112 Treffer.

 

Insgesamt drei Jahre spielte Daniel Zieker beim TVO sowie nun dem HC Oppenweiler/Backnang. Er wechselte 2013 von Bietigheim II ins Murrtal. Im ersten Jahr hatte er Verletzungspech, vergangene Runde großen Anteil am Aufstieg. Zieker hat bisher 68 Spiele absolviert und 161 Tore erzielt. Er wechselt zur SG Schozach-Bottwartal in die Württembergliga.

 

Auf zwei Jahre im grünen Trikot blickt Kevin Matschke zurück. Er kam 2014 vom TV Flein und absolvierte 14 Spiele in der ersten Mannschaft, in der er 13 Treffer erzielte. Wie die weitere sportliche Laufbahn des Rückraumspielers aussieht, zeigt sich erst in den nächsten Wochen.

Künftig nur noch für den HC Oppenweiler/Backnang II am Ball: Sebastian Forch, der heute Abend wie fünf weitere Handballer offiziell aus dem Drittligateam verabschiedet wird. Foto: B. Strohmaier

Aspachs Endspurt beginnt in Magdeburg

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Von Steffen Grün

Zumindest ein Zweitligist, dem die Relegation droht, scheint sich schon auf Duelle mit der SG vorzubereiten. Wie wäre sonst zu erklären, dass vor Aspachs Spiel gegen Kiel am vorigen Samstag ein Fahrzeug mit Aufdruck des FSV Frankfurt auf dem Weg zur Mechatronik-Arena entdeckt wurde. Ein Entsandter des Viertletzten auf Spionagetour? Wahrscheinlich. Denkbar auch, dass Emissäre aus Duisburg, Paderborn, München oder Düsseldorf heute in Sachsen-Anhalts Hauptstadt auf der Tribüne hocken und sich eifrig Notizen machen. Es reicht eben nicht, nur den aktuellen Drittliga-Dritten aus Würzburg mit 57 Punkten ins Kalkül zu ziehen – zu eng geht es im Kampf um den Relegationsplatz zu. Neben Großaspach (54) hegt auch Osnabrück (53) noch berechtigte Hoffnungen, für Magdeburg (50) geht es vor allem um Rang vier und die sichere DFB-Pokal-Teilnahme.

Dieses Ticket fürs Konzert der Großen, das zudem einen dicken Batzen Geld wert ist, wäre auch für die SG Sonnenhof eine tolle Sache. Das i-Tüpfelchen wäre die Relegation, die für die Mannschaft von Trainer Rüdiger Rehm aber nur noch erreichbar ist, wenn Würzburg patzt. Für die Unterfranken geht es heute nach Cottbus und in zwei Wochen nach Magdeburg, dazwischen liegt das Heimspiel gegen Kiel. Erste Pflicht für Aspach ist es allerdings, die eigenen Hausaufgaben zu erledigen und damit heute in Magdeburg zu beginnen.

Bei den Gästen fehlen nur Robin Binder, Josip Landeka, Bojan Spasojevic und Tobias Schröck, die entweder noch verletzt sind oder nach langen Pausen Trainingsrückstand haben. Spyros Fourlanos hat die SG verlassen (wir berichteten), der Rest steht zur Verfügung. Die wahrscheinlichste Veränderung in der Startelf ist, dass Nicolas Jüllich auf der Doppelsechs beginnen darf, doch dafür müsste einer aus dem Quartett Daniel Hägele, Kai Gehring, Julian Leist und Michele Rizzi weichen. Im Sturm brennt Torjäger Pascal Breier auf seine Rückkehr, vielleicht bekommt Pascal Sohm eine Verschnaufpause. Die Qual der Wahl hat Rehm zudem auf den Außenbahnen, wo es mit Shqiprim Binakaj, Bashkim Renneke, Timo Röttger und Max Dittgen vier Kandidaten für zwei Positionen gibt.

Ein richtiger Renner geht in sein sechstes Jahr

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Von Uwe Flegel

 

Der eine findet’s klasse, dass „die Serie übers ganze Jahr verteilt geht und man dadurch auch ständig ein Bild seines Leistungsstands hat“. Andere wiederum nehmen ohnehin jeden Volkslauf mit, der in näherer Umgebung stattfindet. Sicher ist: Die Leichtathletikabteilung des TV Murrhardt, der Lauftreff Auenwald, die LG Steinknickle-Neuhütten und die Murrtal-Runners haben vor etwas mehr als sechs Jahren den Nerv getroffen, als sie beschlossen, ihre einzelnen 10-Kilometer-Läufe in einer Serie zu bündeln.

Fast alle Veranstalter verzeichnen seitdem regelmäßig mehr Teilnehmer bei ihren Läufen. Vielleicht auch, weil sich die Organisatoren immer wieder zusammensetzen und besprechen, was gut war, was noch besser werden kann. Schwäbische Tüftelei eben, um es den Sportlern möglichst recht zu machen. So gibt’s fast jedes Jahr irgendwo eine kleine Änderung. 2015 zum Beispiel wechselte der Lauftreff Auenwald anlässlich seines 20. Geburtstags vom üblichen Sonntag auf den Samstagabend. Eine gute Idee. Erstens weil der Verein um seinen Vorsitzenden Hans Strohmaier damit der Anfang Juli oft herrschenden Hitze etwas aus dem Weg ging. Zweitens weil der Dämmerungslauf mit Hocketse eine runde und richtig gemütliche Angelegenheit war. Und weil das bei Läufern und Besuchern gut ankam, ist der 9. Auenwald-Lauf am 2. Juli wieder eine Abendveranstaltung. Kreativ ist der Lauftreff allerdings nicht nur selbst. Er regt auch dazu an. So werden in Unterbrüden die drei Frauen und Männer mit den originellsten Kostümierungen sowie die größte kostümierte Gruppe mit Sachpreisen prämiert.

Überhaupt hat jeder der vier Läufe irgendwo seine kleine Eigenheit, die ihn etwas herausstellt. Das Auftaktrennen in Murrhardt zum Beispiel ist ein richtiger Stadtlauf mit Ecken und einem Rundkurs, der viermal zu bewältigen ist. Außerdem sind beim TVM traditionsgemäß die Schüler- und Jugendläufe mit fast 300 Teilnehmern sehr stark besetzt. Im Nachwuchsbereich dürfte das Rennen in der Walterichstadt eine der größten Laufveranstaltungen weit und breit sein. Das wird auch am 14. Mai 2016 nicht anders sein. Selbst wenn da schon die Pfingstferien begonnen haben.

Schnell und landschaftlich schön. Das sind die Schlagworte für die 10 Kilometer in Neuhütten. In dem Wüstenroter Teilort wird grundsätzlich am Tag der Deutschen Einheit gerannt. Und: An der Burgfriedenhalle fällt am 3. Oktober alljährlich der Startschuss in den heißen Oktober des Laufcups. Was es in Neuhütten nicht mehr gibt. Ist das 7,4 Kilometer lange Walking, für das bislang die Gemeinde Wüstenrot zuständig war.

Am letzten Oktober-Wochenende steigt in Kleinaspach an der Hardtwaldhalle der Abschluss für das Feld, in dem sich sowohl Topläufer wie die beiden Vorjahressieger Tim Sirnsak und Anika Tittmann wie auch reine Volksläufer finden. Die Murrtal-Runners, dessen langjähriger Vorsitzender Klaus-Dieter Veith vor mehr als sechs Jahren zu den Ideengebern der Serie zählte, veranstalten am 29. Oktober ihren mittlerweile 20. Kleinaspacher Volkslauf. Und zum Geburtstag gibt’s gleich mehrere Änderungen. So soll der Lauf zuschauerfreundlicher werden. Deshalb wurden Start und Ziel von der Schulstraße auf den Querweg direkt hinter der Hardtwaldhalle verlegt. Das bedeutet mehr Nähe zwischen Läufern und Fans. Letztere können sich künftig, nachdem die Sportler in den Wald verschwunden sind, in der benachbarten Halle bei Kaffee und Kuchen stärken, oder eine andere Kleinigkeit essen und trinken. Wegen der Änderungen im Start- und Zielbereich gibt es für die Läufer eine Zusatzschleife im Hardtwald, damit für die Läufe die richtige Länge gewährleistet ist. Schließlich haben sehr viele Sportler bei allem Spaß am Laufen auch eine möglichst gute Zeit im Sinn. Und da heißt es, in Aspach nochmals richtig Gas zu geben, um in der Gesamtwertung vielleicht noch den Sieg oder wenigstens eine bessere Platzierung zu erzielen. Denn eines ist bei all den Neuerungen und pfiffigen Ideen diesmal noch so wie vor sechs Jahren: Das dank der Sulzbacher Firma Erkert HES-Präzisionsteile kostenlose Laufcup-Shirt gibt’s nur für den, der bei mindestens drei von den vier Läufen ins Ziel gekommen ist und damit seine eigene kleine Erfolgsserie richtig zu Ende gebracht hat..

Was in Murrhardt im Frühjahr am Pfingstsamstag beginnt, geht im Sommer in Auenwald am 2. Juli weiter und endet im Herbst mit den Veranstaltungen in Neuhütten und Aspach: Die Wettkampfserie mit vier 10-Kilometer-Läufen. Fotos: B. Strohmaier
Hoffen, nach dem Abschlusslauf am 29. Oktober in Kleinaspach erneut als Gewinner des Laufcups Schwäbisch-Fränkischer Wald ausgezeichnet zu werden: Tim Sirnsak und Anika Tittmann.

Ja zum Plan mit 80 Plätzen

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Von Armin Fechter

 

WEISSACH IM TAL. Im vorderen Teil des ehemaligen Druckereigebäudes sollen nach den Plänen der Kreisbau Räumlichkeiten für 80 Personen entstehen. Die Schlafräume befinden sich im Zwischen- und im Obergeschoss. Im Erdgeschoss sind neben einem Foyer und verschiedenen Nebenräumen auch Räume für Begegnung, Schulung, Sozialarbeiter und Security vorgesehen. Auch die freiwilligen Helfer vom Weissacher Arbeitskreis Integration sollen dort die Möglichkeit bekommen, sich um die künftigen Bewohner zu kümmern.

Kritik gibt es im Gemeinderat an der Ausstattung mit Sanitärräumen: Da werden Nachbesserungen gewünscht. Vorgesehen sind je vier Bade- beziehungsweise Duschzellen für Frauen und Männer. Zudem soll es einige Waschbecken und je drei WCs für Frauen und Männer geben. Diese Ausstattung entspricht, wie Beate Zieker, stellvertretende Fachbeamtin für das Finanzwesen, sagte, dem üblichen Standard in den Gemeinschaftsunterkünften des Landkreises. Dies sei auch, wie Bürgermeister Ian Schölzel erklärte, nicht relevant bei der Frage, ob die Gemeinde das Einvernehmen zur Umnutzung erteilt. Für die Genehmigung sei vielmehr das Baurechtsamt zuständig.

Gleichwohl beharrten etliche Ratsmitglieder darauf, das Einvernehmen der Gemeinde mit dem Wunsch zu verknüpfen, dass die Kreisbau bei den Sanitäranlagen nachbessert. Was jetzt geplant sei, das sei, so Bernd Hecktor (Weissacher Bürger), „a bissle arg knapp, auch wenn es den Vorschriften entspricht“.

Carl Höfer (CDU/FWV) warnte zwar davor, „dagegenzustimmen wegen zwei Toiletten“: Denn sollte der Landkreis diese Unterkunft nicht realisieren können, dann könnte es durchaus sein, dass als Nächstes eine Halle belegt wird. Luciano Longobucco (Weissacher Bürger) erinnerte andererseits daran, dass die Gemeinde ein Interesse daran habe, dass die Menschen gut untergebracht sind – umso konfliktfreier werde sich das Zusammenleben in dem Haus gestalten.

Ausdrückliches Lob gab es sowohl von Wilhelm König (UBL) als auch von Bernd Hecktor dafür, dass Platz für die Security respektive für Sozialräume vorgesehen ist. Neu zu bauen ist an dem Gebäude eine Außentreppe als zweiter Fluchtweg aus dem Zwischengeschoss.

Der Gemeinderat erteilte dann bei zwei Enthaltungen sein Einvernehmen mit dem Vorhaben einschließlich der Anregung, weitere Toiletten vorzusehen.

Auf Drängen der Gemeinde

wird die Belegung begrenzt

 

„Im Grundsatz“, so der Bürgermeister zu dem Bauvorhaben, habe die Gemeinde auch „viel erreicht“. Ursprünglich wollte der Landkreis in dem Gebäude in der Stuttgarter Straße 72 in Unterweissach bis zu 160 Personen unterbringen. Dagegen hatten viele Anwohner Bedenken erhoben. Nach einer Informationsveranstaltung im vergangenen August, bei der viele ihrem Unmut Luft machten, drängte die an dezentralen Unterbringungsformen interessierte Gemeinde darauf, die Bewohnerzahl auf 80 zu begrenzen.

Der Umbau zur Flüchtlingsunterkunft steht bevor: Ehemaliges Druckereigebäude in der Stuttgarter Straße in Unterweissach. Foto: E. Layher
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