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Schulbericht auf der Tagesordnung

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WAIBLINGEN. Der Verwaltungs-, Schul- und Kulturausschuss des Kreistags tritt am Montag, 25. April, 14.30 Uhr im Landratsamt zu seiner nächsten Sitzung zusammen. Die Kreisräte beraten über eine neue Stelle zur Betreuung und Versorgung von unbegleiteten minderjährigen Ausländern (UMA) sowie zur Abwicklung von Bildungs- und Teilhabeleistungen. Zu diesem Punkt sind auch die Mitglieder des Jugendhilfeausschusses eingeladen. Anschließend geht es um den aktuellen Schulbericht zu den Schulen des Landkreises und um den Stand der Dinge beim Bildungsgang AV dual, wo auch die Verlängerung der Koordinationsstelle zur Debatte steht. Ein weiteres Thema ist die Einführung eines sechsjährigen Technischen Gymnasiums an der Gewerblichen Schule Waiblingen. Unter dem Punkt Verschiedenes informiert die Verwaltung schließlich noch über die Umsetzung des Beschlusses zur Struktur des Kreismedienzentrums.


Steinwürfe vor dem AfD-Parteitag

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WAIBLINGEN (red). Bei dem Vorfall am Bürgerzentrum wurden in der Nacht zum Donnerstag mehrere Glasscheiben beschädigt. Die Polizei schließt einen Zusammenhang mit dem heute stattfindenden Landesparteitag der AfD nicht aus. Die Scheiben am Haupteingang zum Welfen- und Ghibellinensaal wurden wohl mit Steinen eingeworfen, die die unbekannten Verursacher auf dem Gelände vorgefunden hatten. Der Sachschaden beläuft sich nach vorläufigen Schätzungen auf etwa 10000 Euro. Die Kripo Waiblingen bittet unter der Rufnummer 07151/950-0 um Zeugenhinweise.

Die nächtliche Aktion könnte darauf hindeuten, dass die Proteste, zu denen ein Aktionsbündnis aufgerufen hat, nicht so friedlich ablaufen wie gewünscht. OB Andreas Hesky hat schon erklärt: „Wer Steine wirft, findet bei mir kein Verständnis.“ Im Hinblick auf den aggressiven Ton in einem Aufruf im Internet fügt er an: „Jeder, der nach Waiblingen kommt und seine demokratischen Rechte wahrnehmen will, genießt mein Vertrauen.“ Aber es gebe auch Gewalt von links. Das Aktionsbündnis, dem unter anderem Gewerkschaften und Amnesty International angehören, hat sich von den Steinewerfern distanziert. Man wolle ein friedliches Zeichen setzen – da sei Vandalismus „ein Tritt zwischen die Beine“.

Die AfD hingegen geißelt die „linke Szene“ und wirft den „linksextremen Gruppen“ Verfassungsfeindlichkeit vor: Sie versuchten, abweichende Meinungen zu verhindern. Besonders im Visier hat der Kreisverband der Partei den Waiblinger Dekan Timmo Hertneck, der die Christen dazu aufgerufen hatte, zu ihrem Glauben zu stehen und zu zeigen, „wofür unsere Kirche steht“. Die AfD wolle den Nationalismus in Deutschland stärken, sie missbrauche die christlichen Wurzeln Europas für ihre Zwecke. Damit nehme Hertneck, so Jürgen Braun vom AfD-Kreisvorstand, eine erschreckende Rolle ein: „Viele evangelische Christen unter den Mitgliedern und Wählern der AfD werden von einem führenden Kirchenmann auf seiner amtlichen Homepage verleumdet.“ Braun spricht von „skandalöser Einmischung“ und fordert Hertneck auf, „sich umgehend für seine verbalen Verirrungen zu entschuldigen“. Was Hertneck inzwischen abgelehnt hat.

Erneutes Ticket für die Play-offs ist das Ziel

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Von Katharina Klein

„Wir wollen uns in den ersten beiden Kämpfen den Ligaverbleib sichern. Danach möchten wir in die Play-offs kommen“, erklärt Holderle die Ziele der Frauenmannschaft für diese Saison. Am 30. April wird es für die Frauen aus Backnang ernst. Sie starten gegen den TSV Großhadern mit einem Heimkampf in die Bundesliga-Saison. Vor zwei Jahren gewannen die Gäste noch die Meisterschaft, letztes Jahr waren sie nicht in den Play-offs. Dennoch ist sich Holderle der Stärke der Mannschaft bewusst: „Großhadern hat eine starke Truppe. Da wird es zur Sache gehen.“

Am zweiten Kampftag, am 7. Mai, geht es für die TSG-Frauen in Wiesbaden weiter. Auch das sei keine einfache Aufgabe. Wiesbaden holte letztes Jahr bei den Play-offs die Bronzemedaille und beendete damit die Saison einen Platz hinter Backnang. Nun hat die Mannschaft aufgerüstet: „Wiesbaden hat sich breiter aufgestellt und auch international erfolgreiche Kämpferinnen in der Mannschaft“, so Holderle. Zusammen mit Großhadern ergebe das einen starken Auftakt in die neue Bundesliga-Saison.

Drei Wochen später, am 28. Mai, trifft Backnang vor heimischem Publikum auf den SC Gröbenzell, den Aufsteiger aus der Zweiten Liga. Hier sieht Holderle gute Chancen auf einen Sieg: „Die müssten wir eigentlich schlagen“, schätzt er ein. Am 18. Juni geht es für die Murrtalerinnen nach Sachsen. Gegen den Judoclub Leipzig bestreiten sie ihren vorletzten Kampf in der Hauptrunde. Es sei schwer, für diese Begegnung Prognosen abzugeben, denn Leipzig habe eine durchwachsene Truppe: „Leipzig ist Olympiastützpunkt und hat viele eigene gute Kämpferinnen. Aber auch sonst sind sie breit aufgestellt und zeigen daheim immer starke Leistungen“, weiß Holderle. Dennoch, die letzten zwei Begegnungen mit Leipzig entschieden die Backnangerinnen knapp für sich.

Die Hauptrunde endet für die TSG am 17. September mit einem Paukenschlag. Sie treffen auf den letztjährigen deutschen Meister JSV Speyer. In der Zwischenzeit hat der Verein auch den Europapokal gewonnen. Deshalb gilt dieser als heißer Favorit für die Meisterschaft und den Gruppensieg. Aber auch ein JSV Speyer ist nicht von äußeren Umständen gefeit: „Der Kampf findet nach den Olympischen Spielen statt. Die Besetzung ist daher noch offen“, sagt Holderle. Damit spricht er ein Thema an, das auch die Frauenmannschaft der TSG durch die Saison begleiten wird. Etliche Kämpferinnen der TSG, wie auch Kämpferinnen der gegnerischen Mannschaften, fahren voraussichtlich nach Rio. „Es scheint eine ziemlich ausgeglichene Saison zu werden, denn alles ist wegen Olympia noch recht offen. Jeder hat die Chance, stark oder schwach besetzt zu sein“, erklärt Holderle. Einige Kämpferinnen aus Backnangs Kader sind bereits qualifiziert. Dies trifft zum Beispiel auf Luise Malzahn und Zugang Martyna Trajdos zu. Andere sind noch im Rennen um eine Qualifikation. Juul Franssen, Sarah Loko und Birgit Ente könnten unter anderem noch ein Ticket nach Brasilien lösen.

Aber auch ohne die Olympia-Starterinnen steht die TSG vor weiteren Herausforderungen. Katharina Menz und Anna-Maria Wagner sind Punktegarantinnen, die eventuell durch internationale Einsätze des Öfteren verhindert sein könnten. Ebenso geht es Romy Tarangul, Sappho Özge Coban, Jennifer Schwille, Katja Stiebeling und Tecla Grol, die sogar in derselben Gewichtsklasse beheimatet sind. Der Kader ist fast unverändert. Es gab keine namhaften Abgänge, dafür aber vier hochkarätige Zugänge. Besonders wichtig sei Sandrine Metier, die künftig Katharina Menz in der Gewichtsklasse bis 48 Kilogramm unterstützt. Die Badenerin ist auf europäischer Ebene erfolgreich. Als einen „absoluten Kracher“ bezeichnet Holderle den Zugang Martyna Trajdos in der Gewichtsklasse bis 63 Kilogramm, in welcher die Hamburgerin Deutschlands Nummer eins ist. Außerdem holte sie letztes Jahr den EM-Titel und gewann den Grand Slam in Tokio, welcher als eines der größten und wichtigsten Judo-Turniere der Welt gilt. Manon Durbach und Natalia Kubin sind ebenfalls neu in Backnang mit dabei. Sie erzielten regelmäßig vordere Plätze bei nationalen und internationalen Turnieren. Eigentlich würde bei dieser hochkarätigen Besetzung, in Verbindung mit dem eingespielten Team der bereits bestehenden Mannschaft, einer Teilnahme an der Europa League, für die sich die Backnangerinnen als Vizemeisterinnen letztes Jahr zum zweiten Mal qualifiziert haben, nichts mehr im Wege stehen. Allerdings wird es dieses Jahr wohl wieder am finanziellen Aufwand scheitern: „Wenn wir keinen Sponsor finden, müssen wir auf die Teilnahme verzichten“, sagt Holderle klar. Er freut sich darauf, dem heimischem Publikum Weltklasse-Judo zeigen zu können.

Ansetzungen – 30. April: TSG Backnang – TSV Großhadern (18 Uhr). – 7. Mai: JC Wiesbaden – TSG Backnang (Uhrzeit offen). – 28. Mai: TSG Backnang – SC Gröbenzell (18 Uhr). – 18. Juni: JC Leipzig – TSG Backnang (17 Uhr). – 17. September: TSG Backnang – JSV Speyer (18 Uhr).


            Packt wieder kräftig für die TSG Backnang zu: Luise Malzahn (rechts).Foto: B. Strohmaier

Dreimal so viele Starter wie bislang

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Von Steffen Grün

Im Prinzip sind es zwei völlig eigenständige Wettbewerbe, die unter einem Dach – dem 5. Backnanger City-Triathlon – zusammengefasst werden. Da sind zum einen die Rennen des LBS-Cups, zu denen die besten Triathleten aus dem gesamten Ländle anreisen. Für die erste, die zweite und die dritte Baden-Württemberg-Liga der Männer sowie für die Frauen und die Senioren im Land fällt am Ufer der Murr nämlich der Startschuss für die Serie, die aus fünf Wettkämpfen besteht. 400 Sportler haben dafür gemeldet. Noch einmal 225 sind es beim Jedermann-Wettbewerb, dem zweiten Teil des großen Spektakels am morgigen Sonntag. „Diese Zahlen machen uns glücklich und zufrieden“, betont Thomas Hartmann, der Sprecher des Organisationsteams vom TC Backnang, „das ist unter den aktuellen Bedingungen auch das Limit“. Etwas getrübt wird die Vorfreude aber von den Meteorologen, die einen Temperatursturz ankündigen. „Wichtig wäre, dass es von oben trocken bleibt“, sagt Hartmann und denkt dabei vor allem an die Sicherheit auf der Radstrecke.

Der Modus: Ein Alleinstellungsmerkmal in Backnang war von Anfang an die Zweiteilung mit der Pause nach dem Schwimmen. Daran wird auch dieses Jahr nicht gerüttelt, für die Teilnehmer an dem Jedermann-Rennen bedeutet das: Sie springen im Abstand von 15 Sekunden ins Wasser, legen 500 Meter zurück, klettern wieder aus dem Becken und packen ihre Klamotten im Freibad in aller Ruhe zusammen. Die Zeit reicht gut, um sich auf die Bleichwiese zu begeben, die vom Parkplatz zum Start- und Zielbereich und zur Wechselzone umfunktioniert wird. Dort braust der schnellste Schwimmer als Erster auf dem Fahrrad davon, die anderen jagen mit ihrem jeweiligen Rückstand hinterher. Schon oft war es so, dass der anfänglich Führende mit dem Ausgang des Rennens nach den beiden weiteren Disziplinen nichts mehr zu tun hatte. Bei den Liga-Triathleten ist zu Beginn ein Swim & Run geplant. Ihnen wird im Becken etwas mehr abverlangt (700 Meter), danach sollen sie sofort zwei Kilometer rund um das Freibad laufen, ehe auch bei ihnen die Zeiten gestoppt und mitgenommen werden.

Die Distanzen: Die einzige Abweichung zwischen dem Jedermann- und dem EliteRennen wurde bereits erwähnt – die einen schwimmen 700 Meter und sollen danach noch 2 Kilometer laufen, ehe geradelt und noch einmal gerannt wird, die anderen begnügen sich mit 500 Metern im Becken. Keinerlei Unterschiede gibt es bei den beiden weiteren Disziplinen, die einen Triathlon ausmachen: Auf dem Fahrrad sind 20 Kilometer zurückzulegen, per pedes 5.

Die Rad- und die Laufroute: Nach dem Umzug vom Freibad in die Innenstadt fallen alle Startschüsse auf der Bleichwiese. Mit dem Rad strampeln die Sportler zur Feuerwehr, danach den Annonay-Ring hinauf. Der erste Wendepunkt befindet sich kurz vorm Adenauerplatz, von dort führt der Weg bis zum Ortseingang Sachsenweilers, wo gedreht wird, um zur Bleichwiese zurückzukehren. So ergibt sich die viermal zu fahrende 5-Kilometer-Runde. Wenn der Drahtesel abgestellt ist und die Laufschuhe geschnürt sind, laufen die Sportler immer den Radweg an der Murr entlang, bis auf Höhe des Eugen-Adolff-Sportplatzes die Kehrtwende erfolgt. Zurück am Ausgangspunkt ist die gleiche 2,5-Kilometer-Schleife ein zweites Mal zu absolvieren. 20 Kilometer Radfahren, 5 Kilometer Laufen – danach stehen sämtliche Gewinner fest.

Die Favoriten und die Lokalmatadoren: Bei den Jedermännern richten sich die Blicke vor allem auf Harald Schestag vom TC Backnang. „Sein großes Ziel ist es, in der Heimat zu gewinnen“, verrät Hartmann. Die, die ihm in den vergangenen Jahren zuvor gekommen waren, dürften in den Ligarennen starten. Klare Favoritin bei den Frauen ist Sigrid Mutscheller aus Aidlingen, mit sechs Weltmeistertiteln die erfolgreichste Wintertriathletin. Schwer einzuschätzen ist die Lage in der ersten und dritten Liga der Männer, in der zweiten Liga will das Riva-Team Backnang ganz vorne mitmischen. Das Ziel des Teams, das von Christopher Hettich angeführt wird, „ist der Aufstieg in die erste Liga“, erklärt Hartmann. In Backnang soll der Grundstein gelegt werden. Bei den Frauen wollen Bea Bauer und ihre Mitstreiterinnen den Heimvorteil nutzen und in der Einzel- sowie in der Teamwertung eine gute Rolle spielen. Bei den Senioren peilen Rainer Kaupp und Co. einen Mittelfeldplatz an.


            Will im Jedermann-Triathlon allen Kontrahenten den Rücken zeigen und zum ersten Mal in der Heimat gewinnen: Harald Schestag.Foto: A. Becher

Großkampftage für Gewerkschaften

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Von Peter Schwarz

WAIBLINGEN. „Alles, was kreucht und fleucht“, soll raus auf die Straße, denn „Tariffragen sind Machtfragen“. Mit Schmackes schwört Christa Walz, Vorsitzende des DGB-Kreisverbandes, die Beschäftigten in Kitas an Rems und Murr, Bädern, Bauhöfen, Landratsamt, Agentur für Arbeit und Rathäusern von Fellbach bis Murrhardt und Aspach bis Alfdorf auf den Warnstreik am Montag ein – und auch die Belegschaften der Rems-Murr-Kliniken sind zum Mitmachen aufgerufen. Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi dreht das Riesenrad, denn der „Zorn“, sagt Walz, sei groß.

Ein Prozent mehr Gehalt: Das haben die Verhandlungsführer der Chefetagen bisher angeboten. Mit „unannehmbar“ sei das noch freundlich umschrieben – „es ist eigentlich ein Witz“. Dies sei auch eine „Frage der Wertschätzung“, die Vorgesetzte ihren Leuten entgegenbringen. Ein Hundertstel mehr? Das sei „wie ein Schlag ins Gesicht“. Verdi fordert dagegen sechs Prozent.

Noch etwas habe viele Beschäftigte „sehr empört und sehr erbost“: Bei der Zusatzversorgung fürs Alter drohen die Arbeitgeber „mit Leistungskürzungen“. Das grenze an Hohn, findet Walz: Seit vielen Jahren bläue die herrschende Politik den Leuten ein, die gesetzliche Rente allein reiche nicht mehr, immer wichtiger würden private Vorsorge und betriebliche Ergänzungsangebote. Bei den eigenen Beschäftigten aber liebäugeln die Arbeitgeber des öffentlichen Dienstes mit dem Gegenteil: dem Abbau einer leistungsfähigen und traditionsreichen Altersabsicherung.

Keine Streikpolitik der Nadelstiche also, sondern ein umfassender, flächendeckender Warnschlag – „das wird man am Montag deutlich spüren“, verspricht Cuno Hägele, Geschäftsführer von Verdi Stuttgart, am Telefon. Eigentlich wollte er an der Pressekonferenz teilnehmen, aber dann war er doch zu beschäftigt mit Mobilisieren, Mobilisieren und nochmal Mobilisieren.

Noch nicht ganz klar ist, in welcher Intensität die Kita-Beschäftigten mitmachen werden. Sie haben erst 2015 mit großer Leidenschaft und Kreativität gestreikt – und mussten am Ende doch zähneknirschend ein mäßiges Ergebnis schlucken. Manche haben deshalb jetzt „keine allzu große Bereitschaft“, schon wieder in die Bütt zu steigen, sagt Walz.

Die letzte Meldung von Cuno Hägele aber lautet: Den Anrufen nach zu urteilen, die bei ihm eingingen, übertreffe die Streikentschlossenheit in den Kitas „unsere Erwartungen“.

Auch bei den Metall- und Elektrobetrieben könnte sich der Streit bald verschärfen. Matthias Fuchs, Geschäftsführer der IG Metall Waiblingen: „0,9 Prozent“ mehr plus „0,3 Prozent Einmalzahlung“ – der bisherige Vorschlag der Metall-Chefs sei „der niedrigste, den sie jemals in einer Tarifauseinandersetzung vorgelegt haben“.

„Mehr Zeit für Solidarität“ ist

das Motto zum Tag der Arbeit

Zwischen diesem Angebötchen und der 5-Prozent-Forderung der Gewerkschaft liegen Welten. Fuchs stellt sich darauf ein, für Freitag, 29. April, Warnstreiks zu organisieren, und schließt „weitere eskalierende Maßnahmen“ nicht aus; es gebe derzeit keinen Anlass, „auf die Bremse zu treten“.

„Mehr Zeit für Solidarität“: So lautet dieses Jahr das Gewerkschaftsmotto zum Tag der Arbeit. In vielerlei Hinsicht fällt die Gesellschaft auseinander, findet Matthias Fuchs, die „Kluft“ werde tiefer „zwischen denen, die wohlhabend sind oder gar reich“, und jenen, „die überlegen müssen, wie sie die Woche oder den Rest vom Monat rumkriegen, weil das Geld fehlt“. Mit den Jahren hat sich tiefer Unmut aufgestaut – er entlud sich bei den jüngsten Wahlen als „völlig undifferenzierter“ Protest, sagt Christa Walz: Der AfD strömen die Unzufriedenen zu.

Fuchs redet nicht drum herum: „Es gab auch Gewerkschaftsmitglieder, die die AfD gewählt haben“ – umso wichtiger sei es nun, „Zeichen zu setzen“ für das „Miteinander in der Gesellschaft“. Die AfD kultiviere „das Gegeneinander“, setze auf „Ausgrenzung“, schüre den Hass gegen Flüchtlinge und „schmeißt alle Menschen, die Muslime sind, in einen Topf mit Islamisten“. Dagegen wollen die Gewerkschaften am 1. Mai laut werden, denn „Solidarität heißt auch Solidarität über Völkergrenzen hinweg“, findet Walz.

Nichts gegen Jan Böhmermann – aber Matthias Fuchs wünschte sich, die Republik redete mehr über die Panama Papers und Berechnungen, wonach die Reichen in Deutschland jährlich „50 bis 100 Milliarden Steuern hinterziehen“. Der sonst eigentlich eher nicht als links geltende Focus schrieb neulich Ähnliches: „100 Milliarden pro Jahr – über die Kosten für diese Flüchtlinge“ (die Steuer-Ausbüchser) „spricht niemand.“

  Die zentrale Mai-Veranstaltung für den Rems-Murr-Kreis findet in Schorndorf statt. Programm: 11 Uhr Demonstration beim Bahnhof; 12 Uhr Kundgebung in der Manufaktur – Hauptredner: Cuno Hägele, Geschäftsführer von Verdi Stuttgart; danach Kulturfest mit Musik von Erich Schmecken- becher und den Schwobarockern Highland Zack.

  Bei einer Vormai-Veranstaltung am Donnerstag, 28. April, 19.30 Uhr in der Schorndorfer Manufaktur nimmt Professor Dr. Lars Windelband (PH Gmünd) die Industrie 4.0 kritisch unter die Lupe.

Dem Ausbau der B14 ein kleines Stück näher

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Von Florian Muhl

BACKNANG. Der geplante zusätzliche provisorische Anschluss liegt südlich des Gewerbegebiets Mühläcker in Waldrems; aus Richtung Stuttgart kommend auf der linken Seite noch vor der ersten Bebauung, also direkt vor der Firma Signalhorn mit den vielen Satellitenschüsseln und der Firma Sixt Automobile. Ist dieser Anschluss fertig, wird man direkt aus dem Gewerbegebiet über die Illerstraße auf die B14 fahren können, und zwar in beide Richtungen.

Durch diesen Anschluss soll die Opti-Kreuzung entlastet werden

Durch diesen Anschluss soll der bestehende Knotenpunkt B14/Neckarstraße/Donaustraße („Opti-Kreuzung“) entlastet werden. Und zwar so lange, bis die dort geplante Tunnellösung mit dem darüber liegenden Kreisverkehr fertig gebaut ist. Der neue Anschluss soll insbesondere die Autos aufnehmen, die in Richtung Stuttgart fahren oder aus dieser Richtung kommen. Dadurch „ergibt sich eine wesentliche Reduzierung der mittleren Wartezeit an der Opti-Kreuzung, welche durch entsprechende Berechnungen im Rahmen einer durchgeführten verkehrstechnischen Untersuchung belegt wurde“, heißt es in der Sitzungsvorlage. „An der Erforderlichkeit des zweiten Anschlusses bestehen daher aus verkehrstechnischen Gründen keinerlei Zweifel“, sagte Stadtplanungsamtsleiter Stefan Setzer in der Sitzung des Technischen Ausschusses am Donnerstagabend.

Der Gemeinderat hatte bereits Anfang Oktober vergangenen Jahres den Entwurf des Bebauungsplans aufgestellt und die öffentliche Auslegung im beschleunigten Verfahren beschlossen (wir berichteten).

Zudem gab es in diesem Zusammenhang am 9. November eine öffentliche Informationsveranstaltung über die geplante Verlängerung der Illerstraße bis zur B14. Die Planung für die Verlängerung der Illerstraße im Rahmen des B-14-Ausbaus wurde vom Regierungspräsidium erstellt. Beide Straßenbauprojekte liegen in der Zuständigkeit des Regierungspräsidiums Stuttgart. Für den Anschluss der Illerstraße an die B14 ist das Baurecht von der Stadt Backnang durch diesen Bebauungsplan zu schaffen.

Seitens der Bürger wurde von einem Ehepaar eine Anregung vorgebracht

Wie Setzer jetzt berichtete, wurden während der öffentlichen Auslegung seitens der Träger öffentlicher Belange keine abwägungsrelevanten Anregungen vorgebracht. Es gab lediglich eine einzige Anregung, die von einem Ehepaar aus einem der südlichen Stadtteile vorgebracht wurde. Es wurde die grundsätzliche Erforderlichkeit der Verlängerung der Illerstraße bis zur B14 infrage gestellt und der damit verbundene Verbrauch von landwirtschaftlich guten Ackerböden kritisiert. Dass der Anschluss erforderlich sei, stehe außer Zweifel.

Was die wertvollen Ackerböden anbelangt, so sei jeder Eingriff bedauernswert, sagte Setzer. Aber dieser Eingriff sei nur temporär. Sobald der Ausbau der B14 bis Waldrems fertiggestellt ist, wird der provisorische Anschluss wieder zurück gebaut, und es könne wieder guter Ackerboden aufgeschoben werden.

Der Gemeinderat entscheidet jetzt über den Bebauungsplan „Mühläcker“ in seiner Sitzung am 19. Mai.


            Nur ein Provisorium: Die Anschlussstelle von der Illerstraße (oben) zur B14 (rechts).

Lange steckt Sturz weg und gewinnt

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(kwl). Gleich bei der ersten Übung, dem schwierigen Sattellenkerhandstand, unterlief dem 17-jährigen Nick Lange ein Lenkfehler. Er konnte einen Sturz ins Rad nicht vermeiden. An seine eigenen Verletzungen verlor er keinen Gedanken, aber dass das Rad einen Schaden hatte, war ihm sofort bewusst. Ein Weiterfahren wäre so nicht möglich gewesen. Von allen Seiten eilte Hilfe herbei. Mechaniker Manuel Brand war sofort zur Stelle. Dieter Maute, der Vater und Trainer von Langes stärkstem Rivalen Max Maute, zögerte keinen Moment und baute für den Backnanger das Vorderrad von seinem Sohn als Ersatzrad ein. Trainerin Heike Brand schaute nach dem Sportler und gab taktische Anweisungen, wie Lange anschließend fortfahren sollte.

Nachdem die Verletzungen versorgt waren, ging es mit schon über sieben Punkten Abzug und einem fremden Vorderrad weiter. Der amtierende Junioren-Europameister bewies wieder einmal seine enorme Wettkampfstärke. Selbst der Sprung vom Sattel auf den Lenker klappte. Die zweifache Lenkerdrehung erweiterte der Sportler auf dreieinhalb, das brachte ihm Zusatzpunkte ein, die er dringend benötigte. Mit großem Applaus und hohem Respekt seitens des Publikums ging der Backnanger nach fünf Minuten als neuer deutscher Junioren-Meister von der Fläche. Mit 158,95 Zählern siegte er vor Max Maute (RSV Tailfingen, 153,43), der durch seine Unterstützung Fair Play auf hohem Niveau gezeigt hatte. Viel Zeit zum Auskurieren bleibt Lange nicht. Am 4. Mai geht es zur Europameisterschaft in die Schweiz.


            Hatte mit Problemen zu kämpfen: Nick Lange vom RSV Unterweissach.Foto: privat

Viel Lob, weil ein Rädchen ins andere greift

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Von Steffen Grün

Vielleicht verdeutlichen ein paar Zahlen am besten, an was die Triathlon-Macher im Vorfeld so alles zu denken hatten. Für die 150 Helfer waren 150 Lunch-Pakete mit jeweils zwei belegten Brötchen, einer Banane, einem Apfel und einem Getränk zu liefern. Um die Rad- und die Laufstrecke zu markieren, wurden zum einen 15 Kilometer Absperrband angebracht, zum anderen 400 Kegel und Hütchen verteilt. Die Helfer zurrten 1000 Kabelbinder fest und bauten 250 Radständer auf. Um den entkräfteten Sportlern im Ziel wieder frische Energie zuzuführen, standen um die 500 Liter Getränke parat, dazu 60 Rührkuchen sowie viele Kilogramm an Äpfeln, Bananen, Ananas, Melonen und Orangen.

Seit vergangenen Herbst tagte der Veranstaltungsausschuss des TC Backnang in „regelmäßigen Abständen von etwa sechs Wochen“, verrät Sprecher Thomas Hartmann, außerdem standen zwölf Leute „in ständigem Kontakt, um zu klären, was als Nächstes zu tun ist, was dringend erledigt werden muss“. Nachdem sich in den vergangenen Jahren eine gewisse Routine eingestellt hatte, erforderte die erstmalige Vergabe der Ligarennen in die Murr-Metropole in Kombination mit dem etablierten Jedermann-Wettkampf „wieder intensivere Besprechungen“. Umso schöner sei es, so Hartmann, nun feststellen zu können: „Alles hat funktioniert wie gedacht.“

Am Veranstaltungstag selbst begannen die letzten Vorbereitungen um halb sieben, pünktlich um halb neun sprang der erste Triathlet ins Schwimmerbecken des Mineralfreibades. Fortan achtete Joachim Moll darauf, dass wirklich alle 15 Sekunden ein weiterer Athlet startete, bewahrte aber auch die Übersicht, wenn einer fehlte. Auch seine Kollegen in den Wechselzonen sowie beim Jagdstart auf der Bleichwiese hatten alles unter Kontrolle. Unter dem Strich klappte alles reibungslos, ein Problem gab es aber doch noch. Just, als auch das abschließende Senioren-Rennen seinem Ende entgegenging, musste plötzlich die Feuerwehr ausrücken. Die Radler, die just in dem Moment das Gerätehaus passieren wollten, wurden kurzzeitig ausgebremst. „Irgendwann musste das einmal passieren“, nahm es Hartmann locker, zumal es keinen allzu großen Fahrerpulk traf und „nicht rennentscheidend war“.

Dass es nicht einmal der erfahrene Moderator Achim Seiter schaffte, immer den Überblick über die Zwischenstände in den einzelnen Rennen zu bewahren, und es die Zuschauer schon gar nicht konnten, ist für den Sprecher des Organisationsteams kein Problem. „Das ist bei einem solchen Streckenprofil einfach so“, sagt Hartmann, zumal größere Runden keine Alternative seien: „Es ist doch das Interessante, dass die Sportler mehrmals vorbeikommen.“

Ob der baden-württembergische Triathlonverband die Ligarennen auch 2017 an den TC Backnang vergibt, ist völlig offen, „wir haben aber schon vor Wochen unser erneutes Interesse bekundet“. Wieder 150 Helfer aufzutreiben, würde wohl klappen.

  Alle Ergebnisse des Jedermann-Rennens beim 5. Backnanger City-Triathlon sind auf der Internetseite des Ausrichters (www.city- triathlon.triaclubbacknang.de) zu finden.


            
              Schuhe, wohin man schaut: Harald Schestag fand in der Wechselzone die richtigen Treter und wurde Zweiter des Jedermann-Rennens.Foto: B. Strohmaier

Turntalent in erstaunlich guter Form

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(ck). „Ich hätte nicht gedacht, dass ich gewinne“, so die Backnanger Turnerin nach dem Wettkampf. Der brachte ihr neben dem Sieg im Vierkampf auch den Titel am Sprung. Zudem wurde Petz Zweite am Stufenbarren und Dritte am Schwebebalken. Erfolge, die in dem Maß unerwartet kamen. Wegen einer eher langwierigen Verletzung war Petz noch nicht im Vollbesitz ihrer Kräfte. Sorgenfalten hatten die Trainer deshalb keine, wohlwissend, dass der Wettkampf nicht zu früh kommt. Es sollte eigentlich eine Art Standortbestimmung nach der Pause sein. Dass daraus nun zwei Titel und zwei Podestplätze wurden, ist für das in Allmersbach im Tal wohnende Talent, umso schöner.

Über das souveräne Ergebnis dürfte sich auch Cheftrainerin Ulla Koch gefreut haben. Sie und ein Teil des erfolgreichen deutschen Turn-Nationalteams wohnten der Meisterschaft bei. Darunter auch Eli Seitz, die ihrer Stuttgarter Teamkollegin Petz die Daumen drückte.

„Wir freuen uns total übers Ergebnis“, sagte Landestrainerin Marie-Luise Probst-Hindermann und fügte an: „Emi hat einen nahezu fehlerfreien Mehrkampf geturnt und auch bei den Finals nochmals ihre Stärken gezeigt.“ Wenngleich Petz in den Finals mit der Kondition zu kämpfen hatte. Trotzdem hielt sie dem Druck stand. „Zu sehen, wie sie sich immer wieder eindrucksvoll zurückkämpft und nicht aufgibt, scheint wohl eine Spezialität der Backnanger Turner zu sein“, freute sich TSG-Abteilungsleiter Rainer Böhle mit Petz und spielte damit auch auf die Verletzungsphasen des Backnangers Sebastian Krimmer an.

Der Backnanger Turnerin bleibt jedoch keine Zeit, um auszuruhen. Am 7. Mai steht für sie und den MTV Stuttgart, für den sie in der Bundesliga an die Geräte geht, in Hannover der erste von drei Wettkämpfen an. Erklärtes Ziel der ehrgeizigen Allmersbacherin: Mit Stuttgart den deutschen Meistertitel verteidigen.


            Turnt am Sprung und im Mehrkampf auf Rang eins: Turntalent Emelie Petz, die ein unerwartet starkes Comeback feierte.Foto: Qingwei Chen

Farbwelten und geheimnisvolle Formen

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Von Annette Hohnerlein

OPPENWEILER. Helga Kleinhans ist eine zierliche Frau mit einem herzlichen Lächeln und einer freundlichen Ausstrahlung. Ihre Bilder: Kraftvoll, dynamisch, verwirrend. Ein Widerspruch? Der Ausdruck verborgener Kräfte? Wie auch immer: Das Ergebnis sind Gemälde, die faszinieren. Durch ihre Expressivität, ihre Fähigkeit, die Fantasie des Betrachters anzuregen und nicht zuletzt durch ihre hohe Qualität.

Bürgermeister Sascha Reber gab im historischen Wasserschloss einen Einblick in die Geschichte des Gebäudes, das seit 1939 als Rathaus dient. Dieses ist einerseits ein reizvoller Rahmen für die Exponate, hat aber auch seine Tücken: Die baulichen Gegebenheiten verhindern teilweise eine ausreichende räumliche Distanz des Betrachters zu den großflächigen Bildern.

„Ganz einfach macht es uns Helga Kleinhans nicht“, stellt Roland Schmitt, Künstler und Kunstpädagoge aus Eislingen, in seiner Einführung fest. Er beschreibt einen Machtkampf im Gehirn des Betrachters: Während die linke Gehirnhälfte bestrebt sei, Bekanntes wiederzuerkennen, sei die rechte Gehirnhälfte in der Lage, Formen, Flächen und Farben als das wahrzunehmen, was sie sind. Ein möglicher Zugang zu den Bildern führe über einen Blick auf deren Entstehungsprozess.

Helga Kleinhans selbst beschreibt ihr Vorgehen so: „Die menschliche Figur, das lebende Modell ist der Ausgangspunkt. Dann male ich ohne Vorbild weiter. Manchmal drehe ich das Bild auf den Kopf oder auf die Seite und arbeite weiter. Dann wird es ein Bild.“ Im Lauf dieses Prozesses werden die menschlichen Körperformen teilweise aufgelöst und verfremdet. Ein schwarzer Fuß geht über in ein Bein in kräftigem Türkis mit roten, gelben und blauen Farbspuren. Ein hautfarbener Oberkörper findet seine Fortsetzung in hellblauen Beinen mit brauner Kontur. Durch Übermalen löst sich die Figur teilweise auf, verschmilzt mit dem Hintergrund und wird Teil einer beinahe abstrakten Komposition. Dieses Beinahe ist das Verwirrende und gleichzeitig das Reizvolle an Kleinhans’ Bildern. „Jeder kann sich was dazu denken“, empfiehlt sie. Wer diesen Rat beherzigt und sich freimacht von der Suche nach Konkretem, der kann wunderbare Dinge entdecken: Farbstimmungen in tropisch bunten, erdigen oder pudrig-pastelligen Tönen, Strukturen aus übereinandergelegten Farbschichten, Kompositionen voller Dynamik und Kraft.

Helga Kleinhans wurde in Hannover geboren und lebt seit 1967 im Rems-Murr-Kreis. Mit Beginn der Familienphase begann sie zu malen. Sie besuchte Kurse an der Freien Kunstschule Stuttgart, der Kolping-Kunstschule Stuttgart und der Europäischen Kunstakademie in Trier. Seit 1985 malt sie mit Eitempera-Farben. Diese Technik schätzt sie wegen der brillanten Farben und der Korrekturmöglichkeiten, die der langsame Trocknungsvorgang ermöglicht.

Neben der menschlichen Figur ist die Landschaft ein Thema in Kleinhans’ Arbeiten. Auch bei ihren Bildern von Lanzarote arbeitet sie nach dem Prinzip der allmählichen Verfremdung. Ausgehend von Konkretem wie einem weißen Gebäude, einer Palme oder einem einzelnen Blatt, macht sie sich auf den Weg in Richtung Abstraktion. Kraftvolle Gesten, warme, belebte Farben, strukturierte Flächen: Es ist viel Leben in den Bildern von Helga Kleinhans.

  Die Ausstellung im Rathaus, Schlossstra- ße12, ist bis zum 22. Mai zu folgenden Zeiten geöffnet: Montag und Dienstag 8 bis 12 Uhr, Mittwoch 7 bis 12 Uhr, Donnerstag 8 bis 12 und 15.30 bis 18 Uhr, Freitag 8 bis 13 Uhr und Sonntag 14 bis 17 Uhr.


            Ihre Kompositionen sind voller Dynamik und Kraft: Helga Kleinhans.Foto: A. Becher

Die Musiker entwickeln einen magischen Klangsog

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Von Christoph Rothfuß

BACKNANG. „Kammermusik vom Feinsten“ wurde vorab angekündigt, die drei Protagonisten des Abends im Backnanger Bürgerhaus lösten dieses Versprechen voll und ganz ein. Elya Levin (Flöte), Simone Drescher (Violoncello) und Frank Dupree (Klavier) glänzten bei ihrem Konzert mit jugendlichem Charisma, ungebändigter Musizierfreude und meisterhafter Beherrschung ihres Instrumentes. Im Konzerttitel „Mosaiques“ stecken lateinisch die Musen, und von denen schienen die drei Nachwuchskünstler tatsächlich geküsst worden zu sein. selten war ein Konzert so kurzweilig und steckte so voller Überraschungen.

Zunächst stellten die drei jungen Musiker sich und ihr Instrument solistisch vor. Zu Beginn also der in Rastatt gebürtige Pianist Frank Dupree mit „Une barque sur l’océan“ von Maurice Ravel aus den „Miroirs“. Das Thema: Sanft wogten die Wellen, bevor sie sich zu bedrohlichen Bergen auftürmten und die Gischt spritzte. Duprees Finger flogen mühelos über die Tasten, eine immense Anschlagskontrolle zeigte sich nicht nur bei der Gestaltung der thematischen Mittelstimme. Neben einem enormen Farbenreichtum brachte Frank Dupree die für eine adäquate Ravel-Interpretation so wichtige Noblesse mit. Mit den „Trois Strophes sur le nom de Sacher“ von Henri Dutilleux hatte die Berliner Cellistin Simone Drescher einen echten Brocken ausgewählt, eine Herausforderung für sie selbst und auch für das Publikum. Ihr gelingt das Kunststück, die ständig wechselnden Spieltechniken nicht als Einzelereignisse zu zelebrieren, sondern einen großen Bogen zu spannen. Trotz der gewissen Sperrigkeit der Komposition lauscht man ihr gebannt.

Der israelische Flötist Elya Levin präsentierte mit sparsamen, aber sehr wirkungsvollen Gesten die „Passacaglia“ von Ernst von Dohnányi, ein virtuoses Paradestück mit intellektuellem Tiefgang. Levin gliederte die einzelnen Abschnitte sehr schlüssig, überzeugte mit perlenden und immer runden Tönen und hatte viel Sinn für die latente Zweistimmigkeit vieler Variationsteile. Frank Dupree knüpfte an seinen vorigen Vortrag an und bot ein wunderbar ausgehörtes „La vallée des chloches“ (ebenfalls aus den „Miroirs“ von Ravel). Von nah und fern klingen Kirchenglocken, Dupree kreiert eine dreidimensionale akustische Realität, und dennoch liegt alles in einem mysteriösen Halbschatten, nimmt keine allzu konkrete Form an. Der Pianist wandert würdevoll in den Spuren des sinnlichen Klangzauberers Ravel. Claude Debussys „Prélude à l’après midi d’un faune“ war ein Initial für eine neue Musikepoche. Erstmals zum Trio formiert zogen die drei Musiker ihre Zuhörer in elysische Traumgefilde: Dämmerndes Erleben und rauschhafte Sinnenverwirrung verdichteten sich zu einem halluzinatorischen Taumel, der alles Geschöpfliche der Natur umfasste. Das Trio entwickelte dabei einen nahezu magischen Klangsog, der auf dem perfekten rhythmischen Zusammenspiel und der sorgsam austarierten Klangbalance fußte. Dem sachlichsten und nüchternsten Ohr wurde sinnfällig, warum Debussy mit diesem Opus der Musik neue Bahnen gewiesen hat.

Nach der Pause ging es hochexpressiv weiter mit dem herzzerreißenden Klagegesang des Linos von André Jolivet („Chant de linos“) für Flöte und Klavier. Linos war in der griechischen Mythologie der Musiklehrer des Herakles, der ihn dann im Zorn erschlug. Schmerzhafte Schreie, die in eine verinnerlichte Subjektivität zusammenfallen, waren da zu hören. Starre Akkorde im Klavier und eine berührende Kantabilität der Flöte, abgelöst von grimmig einherfahrenden Tanzepisoden. Das folgende Werk für Cello und Klavier „Pampeana no. 2“ des von Alberto Ginastera (Argentinien) passte in seiner Rhapsodik hervorragend zum Titel des Konzertes: Mosaiksteinartig werden stark kontrastierende Abschnitte aneinandergereiht, südamerikanisches Temperament und Rhythmik sind vor allem im Klavierpart zu finden.

Spiel mit dem Klischee

unverfänglicher Harmlosigkeit

Weiter ging es mit dem Brasilianer Heitor Villa-Lobos und seinem „Assobio a Jato“ (Start eines Düsenjets) für Flöte und Violoncello. Ein koketter und doch melancholischer Walzer wurde von einem wehmütigen Nocturne, bevor Levin und Drescher das ausgeprägt motorische auf einem vorwärtstreibenden Ostinato basierende Finale glanzvoll meisterten.

In heiter-gelöster Grundstimmung beendeten die Musiker das Konzert mit dem Trio von Jean Françaix. Dieser spielt mit dem Klischee der unverfänglichen Harmlosigkeit, seine funkensprühende Musik macht einfach gute Laune. Obwohl sie thematisch dicht gewoben ist, erscheint sie stets luftig. Dann gab es fürs Publikum noch eine veritable Slapstick-Einlage: Eben noch war Dupree auf der Tastatur nach oben gerauscht, da hielten die drei unvermittelt inne und der Flötist Levin streckte die leere Hand aus; Dupree überreichte ihm eine Piccoloflöte, mit der das Stück dann beendet wurde. Viel Beifall und eine Zugabe (Astor Piazzolla) rundeten den Abend ab.


            Schwere kompositorische Kost serviert das Trio so gekonnt und charmant, dass es einem den Atem verschlägt: Flötist Elya Levin, Pianist Frank Dupree und Cellistin Simone Drescher beim Konzert im Walter-Baumgärtner-Saal des Backnanger Bürgerhauses. Foto: A. Becher

Die Aufbauhelferin und ihre Arbeit

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Von Christine Schick

MURRHARDT. Als Hanne Marquardt ihr eine gemeinsame Reise nach Armenien vorschlägt und sie nach einem anfänglichen Nein doch zustimmt, weiß Sabine Zimmermann noch nicht, was sie erwartet. „Eigentlich hatte ich Flugangst“, erzählt sie. „Doch wenn man dann in einer alten russischen Maschine sitzt und die Luftlöcher über dem Schwarzen Meer erlebt, muss man einfach einen gewissen Fatalismus entwickeln.“ Damals sind Menschen an Bord, die sich als Aufbauhelfer im Land engagieren. Es ist die Zeit des Umbruchs für viele ehemalige Ostblockstaaten. Auch Sabine Zimmermann wird sich später auf ihre Weise für Armenien einsetzen. Sie weiß, dass sie in einer Klinik in Jerewa einen Vortrag über Homöopathie für Mediziner halten soll und packt ihr Englisch-Lexikon ein. Interessiert und wissbegierig lauschen ihr rund 80 Ärzte, wobei sich die Kardiologin Mariam Gharabaghtsyan für das sich anbahnende, von einem Exilarmenier angestoßene Homöopathie-Projekt als Schlüsselfigur erweist. „Ihr Chef hat sie unterstützt, weil er offen für Neues aus Europa und Amerika war.“

Es entsteht eine enge Zusammenarbeit, die in den Aufbau einer Homöopathie-Schule und im Anschluss in die Einrichtung eines Lehrstuhls für klassische Homöopathie mündet. Zunächst ist Sabine Zimmermann aber vor allem mit den harten Realitäten des Alltags in Armenien konfrontiert. „In der Klinik gab es eigentlich gar nichts, selbst Verbandsmaterial war knapp.“ In dem kleinen Raum, in dem sie einen ersten Kurs in Homöopathie gibt, ist man über jedes intakte Möbelstück froh – der Film, der über ihre Arbeit entsteht, trägt den Titel „Wie die Homöopathie nach Armenien kam – … nicht alle Stühle hatten vier Beine“.

Sabine Zimmermann schläft anfangs in der Klinik. Bei ihren ersten Reisen kommen neben Taschenlampe und Batterien, auch Linsen und Reis ins Gepäck. Es gibt keinen Strom und wenig zu essen. Die Heilpraktikerin erinnert sich an in Gurkengläsern abgefülltes Benzin für eine Ausfahrt in einem gemieteten Auto mit einem befreundeten Atomphysiker oder wie Menschen in der Nacht eine Straßenbahn auf den Schienen in Richtung eines Stromkabels zu schieben versuchen. „Im Vergleich dazu hatten wir hier in Deutschland einen unglaublichen Wohlstand.“ Gleichzeitig spricht sie voller Respekt von den Armeniern, ihrer Kultur und ihrer Gastfreundschaft. „Was ich dort bekommen habe, kann man nicht kaufen.“ In enger Zusammenarbeit mit Sabine Zimmermann entsteht in der Klinik Erebuni eine Homöopathie-Schule, nach drei Ausbildungsjahren können die Ärzte eine Abschlussprüfung machen. Mithilfe des Vereins zur Förderung der klassischen Homöopathie Nor Arew (neue Sonne), den sie gründet und über den vor allem ihre Patienten in Deutschland die Arbeit unterstützen, entstehen verschiedene Projekte in Kooperation mit der Klinik sowie weiteren Fachleuten: eine kleine ambulante Abteilung, in der homöopathisch behandelt und unterrichtet wird, 2001 ein Lehrstuhl für klassische Homöopathie mit einem zweisemestrigen Studium, dessen Lehrplan Sabine Zimmermann in Anlehnung an europäische Homöopathie-Schulen erstellt und der die Schule ablöst, die Gründung eines Fachverbandes, internationale Kongresse sowie die Betreuung eines Kinderheims.

Für die Erarbeitung des Lehrplans greift Sabine Zimmermann auf Materialien ihrer eigenen Ausbildung zurück, trägt Grundlagen von weiteren Ausbildern und europäischen Fachleuten sowie Fallbeschreibungen aus der Praxis zusammen. „Das lief abends nach der Arbeit in meiner Praxis. Immer wenn ein Paket fertig war, habe ich es zur Übersetzung weitergegeben, dann mit dem nächsten angefangen.“

Sabine Zimmermann kann deshalb auch auf einen reichen Fundus an Material zurückgreifen, weil sie sich selbst einmal mit dem Gedanken getragen hat, in Deutschland eine Homöopathie-Schule aufzubauen. Was in Armenien entstanden ist, kommt ihrem Anliegen näher. Statt sich hier mit vielen bürokratischen Rahmenbedingungen befassen zu müssen, hinter der die inhaltliche Arbeit zurücktritt, ist „in Armenien eine Art Selbstläufer entstanden, bei dem ich Hilfe zur Selbsthilfe leisten konnte.“

Natürlich gibt es Menschen, die der Homöopathie skeptisch gegenüberstehen. Wie geht Sabine Zimmermann mit Kritik gegenüber der Behandlungsmethode, die sie lehrt, um? „Eigentlich reagiere ich nicht mehr darauf, weil ich die Erfolge sehe und weiß, was Homöopathie kann.“ Diese Erfahrung beinhalte aber genauso bei bestimmten, insbesondere schweren Krankheitsbildern, gewisse medizinische Werte abklären zu lassen. Bei ihrer Arbeit in Armenien steht Sabine Zimmermann in einem intensiven Austausch mit Ärzten, und es wurde ihr bewusst, „wie ideal es wäre, wenn das klinische Wissen mit der Homöopathie zusammenkommen würde.“ Wie sehr ihr während dieser Arbeit in Armenien auch die Menschen ans Herz gewachsen sind, merkt man, wenn sie vom Land erzählt. Am Abflughafen überkommen sie auf dem Weg zum Check-in Heimatgefühle, sagt sie. Bald ist es so weit, am 17. Mai fliegt sie wieder in das Land, das früher als die Schweiz der Sowjetunion galt, weil es so bergig ist. Zuvor aber wird sie ihre Arbeit in Murrhardt erstmals ausführlich vorstellen.


            Die Aufnahme zeigt den Unterricht in den allerersten Jahren, der wie hier auch schon mal im Schwesternklassenzimmer der Klinik stattfindet.

            Die Pionierinnen (von links): Sabine Zimmermann und Mariam Gharabaghtsyan. Fotos: privat

Es wird gespart – aber an beiden Standorten

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Von Armin Fechter

WAIBLINGEN. „Wir Kreisräte sind doch noch zu was gut“, kommentierte Jürgen Hestler (SPD) das Ergebnis, das Landrat Dr. Richard Sigel gestern den Mitgliedern des Verwaltungs-, Schul- und Kulturausschusses präsentierte. Dieses Resultat sei doch um ein vieles besser als die erste Vorlage des Landrats. Im Zusammenhang mit den Haushaltsberatungen hatte Sigel vergangenen Herbst nämlich Einsparungen bei den Kreismedienzentren angekündigt und vorgeschlagen, eines der beiden Zentren zu schließen.

Der Schritt sollte zwar abgefedert und der Standort an der Murr mit einer Ausleihestelle und entsprechender Beratung weitergeführt werden. Doch der Aufschrei war groß. Vor allem Schulen sahen sich betroffen: Der „eher geringe Spareffekt“ von ungefähr 100000 Euro gehe einher „mit einer hohen Einbuße an guter Unterstützung der unterrichtlichen Arbeit der Lehrkräfte und damit der Unterrichtsqualität im nördlichen Rems-Murr-Kreis“, befürchtete beispielsweise Christoph Mohr, Gesamtschulleiter des Weissacher Bildungszentrums.

Aber auch die Kreisräte drängten darauf, nicht einseitig zulasten des Standorts Backnang zu sparen. Schließlich gelte die Begründung für den Sparvorstoß des Landrats, dass nämlich die Ausleihe in den vergangenen vier Jahren um 38 Prozent zurückgegangen ist, auch für den Standort Waiblingen. So kam es dann im Dezember zu dem Auftrag an die Verwaltung, die Einsparungen gleichmäßig auf Waiblingen und Backnang zu verteilen. In der Summe sollten so 65000 Euro im Jahr gewonnen werden.

Bei diesem Betrag bleibt es nun, wobei schon in diesem Jahr im Personalbereich 25000 Euro eingespart werden. Ab 2017 sinken dann die Ausgaben fürs Kreismedienzentrum um die vollen 65000 Euro. Davon entfallen 50000 Euro auf Einsparungen beim Personal und 15000 Euro auf Reduzierungen bei Sachkosten. Dabei wird personell an beiden Standorten jeweils eine halbe Stelle gestrichen: In Waiblingen gibt es für eine altershalber ausscheidende Mitarbeiterin keine Nachfolge, und in Backnang wird eine Kraft innerhalb der Außenstelle in ein anderes Aufgabengebiet versetzt. Dadurch ergibt sich für Backnang eine Reduzierung der Öffnungszeiten während der Ferien.

Die Leitungsstellen

werden zusammengelegt

Von der Neustrukturierung betroffen sind auch die beiden Leitungsstellen – Funktionen, für die das Land Lehrer in Teilzeit abgeordnet hat. Durch ihre Zusammenlegung werden einige Stunden frei, sodass sich die Möglichkeit eröffnet, in Backnang einen medienpädagogischen Berater zu etablieren. Damit könne, so der Landrat, das Serviceangebot auf diesem Fachgebiet verbessert werden. Finanzielle Auswirkungen auf den Landkreis hat diese Änderung aber nicht, da es sich um Landespersonal handelt.

Medienpädagogische Berater stehen, wie Landrat Sigel weiter ausführte, interessierten Kunden aus den Schulen für Fragen rund um die immer wichtiger werdenden Themen der Medienpädagogik und -didaktik zu Verfügung. Sie beraten beim Medieneinsatz im Unterricht, begleiten Schulen und Kommunen beim Erstellen von Medienentwicklungsplänen, erarbeiten mit Lehrergruppen Konzepte für einen mediengestützten Unterricht und helfen dabei, die Methoden an der Schule einzuführen. So hat die Medienbildung im neuen Bildungsplan auch für die Grundschule an Bedeutung gewonnen. Die Berater sind dabei selbst im Schuldienst aktiv, verfügen über vielfältige Erfahrung in der Medienarbeit und werden auch ständig weiterqualifiziert.

Mit den personellen Veränderungen im Bereich des Verleihs und der Leitung werden am Standort Backnang überdies drei Räume frei, die für andere Aufgabengebiete dringend benötigt werden.

Super-GAU vor 30 Jahren

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Von Renate Häussermann

BACKNANG. Heute, 30 Jahre danach, kann man sich gar nicht mehr vorstellen, dass eine solche Katastrophe verheimlicht werden könnte. Als damals die ersten Meldungen um die Welt gingen, wusste man jedoch noch nichts über das Ausmaß des Reaktorunfalls. Von zwei Toten war zunächst von sowjetischer Seite die Rede. US-Nachrichtenagenturen beriefen sich auf Augenzeugen, die von 2000 Opfern berichteten.

Erst nach und nach sickerten immer mehr Details durch. Die westliche Welt ließ sich nichts mehr vormachen, als Experten in Skandinavien Alarm schlugen. Dorthin war eine gewaltige radioaktive Wolke aus dem Atommeiler gewandert.

In der BKZ-Ausgabe vom 5. Mai hieß es, dass die Strahlenbelastung über der Bundesrepublik nach Erkenntnissen des Bundesinnenministeriums deutlich abnehme. Dennoch wurde empfohlen, keine Frischmilch zu trinken sowie frisches Obst und Gemüse vor dem Verzehr lauwarm abzuwaschen.

Doch bereits in der nächsten Ausgabe wurde der Ton schärfer: „Land untersagt den Verkauf von frischem Freilandgemüse“, hieß es jetzt. Der Wirtschaftskontrolldienst beschlagnahmte in Stuttgart tonnenweise Salat und Gemüse. In den Labors zeigte sich, dass kein grünes Blatt darunter war, das nicht weit über den erlaubten Grenzwert strahlte. Nun durfte nur noch Treibhausware angeboten werden. Doch dann wurden auch bei Gemüse aus Folien- und Glasgewächshäusern erhöhte Strahlenwerte festgestellt. Die Pflanzen waren mit Regenwasser gegossen worden. Das Chaos war perfekt. Die Landesregierung agierte hilflos.

Im ganzen Land war der Wirtschaftskontrolldienst unterwegs und nahm Proben. Im Rems-Murr-Kreis wurden an einem Tag knapp 3,5 Tonnen verseuchtes Freilandgemüse und Salatköpfe im Wert von 40000 D-Mark eingezogen. Die Messtrupps, die im Raum Backnang unterwegs waren, gaben Entwarnung: unbedenkliche Werte. Trotzdem: Frische Ware wurde verschmäht, H-Milch und Konserven bevorzugt.

Am Montag, 12 Mai, gab die Bundesregierung für das ganze Bundesgebiet eine Strahlungsentwarnung. Alle Werte hätten sich normalisiert. Die Landesregierung widersprach. In Baden-Württemberg gebe es bei Milch, Futter und Gemüse immer noch eine Strahlenbelastung über den Grenzwerten. Einige Tage später wurde gemeldet, dass die Bauern nun wieder Grünfutter füttern dürfen.

Bisher wurden in Sechselberg

440 Kinder betreut

Während hierzulande im Laufe der Zeit wieder der normale Alltag eingekehrt ist, ist im Gebiet Tschernobyl auch 30 Jahre nach der Katastrophe nichts mehr so, wie es vor dem 26. April 1986 war. Die Naturfreunde Backnang sind es, die von 1994 an bis heute in den Sommerferien jeweils 20 Kinder aus dem strahlengeschädigten Kreis Buda Koschelowa zu einer Freizeit in ihr Haus in Sechselberg einladen. Die Mädchen und Jungen im Alter von 8 bis 13 Jahren werden von einem Dolmetscher, einer Ärztin, einer Krankenschwester und einem weiteren Betreuer begleitet. Sie bleiben drei Wochen in Sechselberg. „Heimweh gibt es selten“, sagt Peter Müller, der von Anfang an dabei ist. Es sind Kinder, die unter Herzproblemen, Asthma, Wolfsrachen und Schilddrüsenerkrankungen leiden.

Nun ist es die dritte Generation von Kindern, die im Naturfreundehaus Sechselberg unbeschwerte Ferien verbringt. Insgesamt wurden von den Naturfreunden in den vergangenen 20 Jahren 440 Jungen und Mädchen betreut. Sie werden offiziell als Invaliden bezeichnet.

Kinderärztin Valentina Smolnikowa, die 2003 erstmals nach Sechselberg kam, berichtet aktuell, dass im Bezirk Gomel, aus dem die Kinder kommen, in den vergangenen zehn Jahren ein Zuwachs von genetischen Störungen bei den Nachkommen der verstrahlten Eltern beobachtet wird. Die Zahl der Kinder sei zurückgegangen, allerdings nehmen die angeborenen Krankheiten zu: Herzanomalien, Krebserkrankungen.

1986 lebten im Bezirk Gomel, der etwa 120 Kilometer von Tschernobyl entfernt ist, 52000 Menschen. Heute sind es noch ungefähr 29000 Menschen. Die Kinderärztin weist darauf hin, dass es nach 1986 viele Schwangerschaftsabbrüche gegeben habe, weil man Angst vor Fehlbildungen hatte. Heute verlaufen nur etwa 15 Prozent der Schwangerschaften normal, „vermutlich infolge der ionisierenden Strahlung“. Die Medizinerin betont: „Alle Familien, die in der Region geblieben sind, leben mit psychischer Anspannung und in ständiger Angst vor neuen Krankheiten und finanziellen Sorgen.“

Derzeit werden wieder Kinder ausgesucht, die gesundheitlich in der Lage sind, die Strapazen einer zweitägigen Busfahrt auf sich zu nehmen. Die Kinder, die im August im Naturfreundehaus Sechselberg betreut werden, machen einen Zwischenstopp in Seifhennersdorf in Sachsen. Dort übernachten sie und fahren dann weiter nach Sechselberg. Finanziert wird ihr Aufenthalt großteils aus privaten Spenden (Das Tschernobyl-Konto der Backnanger Naturfreunde: IBAN DE15602500100008414540).

„Wer rauskommt, wird gestochen“

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Von Heidrun Gehrke

BACKNANG/FELLBACH. Die Kälte gefällt Klaus Bauerle überhaupt nicht. „Bei 15 bis 20 Grad wäre alles ideal, wechselhaft auch gut, Regen kein Problem, nur Nachtfrost muss nicht sein“, äußert er seine Wetterwünsche als Spargelbauer. Bis jetzt spricht er von einem „normalen Jahr“. Sie hätten wie im Vorjahr in der zweiten Märzhälfte begonnen, am 22. März sei der erste frisch gestochene Spargel im Verkauf gewesen.

Vor 15 Jahren sei er froh gewesen, wenn er am 1. Mai den ersten Spargel anbieten konnte, beschreibt Bauerle den Wandel im Spargelleben. Weil die Kunden nicht mehr so lange warten möchten, bis sie das feine Stangengemüse auf den Tellern haben, zieht Bauerle das sogenannte Folienmanagement zurate. „Verfrühen“ nennt sich ein Verfahren, bei dem schwarze Folie zur Abdeckung über den Damm gezogen wird.

„Mehr als Sonnenstrahlen

zählt beim Spargel die Wärme“

Unter der Folie bildet sich Tau, der den Boden feucht und weich hält und zudem die Wärme hält. Ohne diesen Eingriff würde der schwere Lösslehmboden bockelhart werden – „die Pflücker kämen mit der Hand nicht mehr rein“, so Bauerle. Um die Ernte um weitere zwei Wochen zu verfrühen, arbeitet er mit Thermofolien und nutzt den Gewächshauseffekt. „Mehr als Sonnenstrahlen zählt beim Spargel die Wärme, Spargel braucht es warm.“

Bauerle schwört auf eine Dreiteilung der Anbaufläche: Auf den Feldern, die er mit Thermofolie verfrüht könne er bis Ende Mai Spargel stechen. Felder mit schwarzer Folie geben bis Mitte Juni Ertrag, auf Feldern mit weißer Folie kann er das Erntefenster bis Ende Juni ausdehnen – und damit noch einige Tage über das offizielle Ende am 21. Juni hinaus Spargel anbieten. Dass am Johannistag offiziell die Ernte endet, liege nicht daran, dass der Spargel bitter wird, räumt er eine weitläufige Meinung aus der Welt. „Die Pflanze braucht die Zeit der Regeneration, sie muss bis zu Beginn der Frostperiode im Oktober ruhen, nur das ist der Grund für die zeitliche Festlegung.“

In Hofläden, an Straßenständen und auf Wochenmärkten wird das Frischgemüse direkt vermarktet. Bauerle liefert an Edeka-Märkte, unter anderem an beide Märkte in Winnenden. In Backnang ist Spargel vom Schmidener Feld bei Michael Häußermann erhältlich.

Im Rems-Murr-Kreis ist das Schmidener Feld das Anbaugebiet für Spargel. Die Fellbacher Betriebe Bauerle und Matzka ziehen auf 72,5 Hektar Gesamtfläche das beliebte Frischgemüse. Bauerle baut auf 70 Hektar Spargel an: 54 Hektar sind Ertragsfläche, auf den anderen Böden wachsen Jungpflanzen, die noch keinen Ertrag bringen.

Auch Günther Matzka macht sich die durch Verfrühung mit schwarzer Folie gewonnene Bodenwärme zum Anregen des Wachstums zunutze. Der Grünspargel bekam einen Minitunnel und ist dank Gewächshauseffekts schneller gewachsen. Auf 2,5 Hektar Anbaufläche hat Mitte April die Ernte begonnen und damit denselben Start erwischt wie im Vorjahr, erklärt Matzka, einer von zwei Inhabern des Sonderkulturbetriebs mit Beeren und Spargelanbau, der seit 25 Jahren auf dem Markt ist.

Etwa 30 Prozent der Spargelstangen erreichen Qualitätsstufe 1a

„Wenn es keine langen Schlechtwetterphasen mehr gibt, ist mit einem Ertrag wie im Vorjahr zu rechnen“, prognostiziert er. Ist es kühl, wächst der Spargel langsamer, aber an der Qualität schlage sich das kalte Wetter nicht nieder. „Nur die Nachtfröste machen Sorgen, die müssten nicht sein.“ Bis zu 140 Saisonarbeiter stechen zur Hochsaison bei Bauerle den Spargel. Was es heißt, diese schwere Arbeit zu verrichten, erfahren regelmäßig Besucher, die testweise beim Spargelstechen helfen. „Wenn sie hinterher zum Essen in den Besen kommen, sagen sie: Die Wertschätzung kommt erst raus, wenn man es selbst mal erfahren hat, was hinter einer Spargelkultur steckt.“

In einer Halle sortieren Mitarbeiter die frisch geernteten Stangen und machen sie marktfertig. Etwa 30 Prozent erreichen Qualitätsstufe 1a. Dafür sind Kriterien wie Dicke und Länge maßgeblich, aber auch, ob die Köpfe geschlossen (1a) oder geöffnet sind.

Sobald der bleiche Spargel mit der Spitze den dunklen Boden durchstößt, ist er fällig. „Wer rauskommt, wird gestochen“, verdeutlicht Bauerle die Ernteweise. Bis zu 15 Zentimeter kann Spargel täglich wachsen, je nach Wetter. Wenn die Spargelspitzen mit Sonne in Berührung kommen, werden sie erst blauviolett und schließlich grün. Spargel mit einer Lilafärbung lande nicht in den 1-a-Kisten, erläutert Bauerle. Obwohl er sehr gesund sein soll. Denn er enthält mehr Anthocyane: Pflanzenfarbstoffe, die zur lila Farbe führen und zu den Flavonoiden gehören. Diese sind für ihre antioxidative Wirkung bekannt, sollen freie Radikale auffangen können und vor Herz-Kreislauferkrankungen schützen.

Während hierzulande die lila Farbe auf viele abschreckend wirkt, ist dieser Spargel in Frankreich besonders beliebt. Auch der Anteil zwischen grünem und weißem Spargel variiert: Weltweit werden 80 Prozent grüner Spargel gegessen und nur 20 Prozent weißer. In Deutschland ist das Verhältnis in etwa umgekehrt, sagt Bauerle. Während auf dem deutschen Markt dicke Spargel ankommen, müssen sie zum Beispiel in Asien besonders dünn sein. Bauerle spricht wie ein Wengerter vom „Bodagfährtla“. Der Spargel vom Schmidender Feld wachse in einem „massiveren Gewebe“ als jener im feinkörnigen Sandboden. Geschmacklich findet Bauerle ihn „saftiger“, doch über Geschmäcker lässt sich trefflich philosophieren. Unbestritten ist: Spargel ist ein unerschöpfliches Thema, über das Bauerle sagt: „Es ist die schönste Kultur, die ich habe, Spargel ist Leben.“


            Erntet rund 250 Tonnen Spargel pro Saison. Klaus Bauerle vom Schmidener Feld liefert sein Stangengemüse auch nach Backnang. Fotos: E. Layher

            Schweißtreibende Arbeit: Bis zu 140 Saisonarbeiter stechen zur Hochsaison bei Bauerle Spargel.

Hürden auf dem Weg zur S-Bahn

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Von Armin Fechter

BACKNANG. Bauliche Mängel, Verschmutzungen, mangelnde Barrierefreiheit, ungenügender Wetterschutz: das sind die immer wiederkehrenden Probleme auf den Bahnstationen in der Region Stuttgart. Der Bahnhof Backnang ist beispielsweise mit Note 3,6 dabei. Andere Stationen entlang der Murrbahn schneiden noch schlechter ab, beispielsweise Maubach mit dürftigen 3,9. Geprüft wurden dabei sowohl der optische als auch der technische Zustand sowie die Funktionalität der Stationen.

Der Nürtinger Bundestagsabgeordnete Matthias Gastel von den Grünen hat die Qualitätskennzahlen, die die Bahn selbst erhoben hat, vor Kurzem öffentlich gemacht. Er unterstreicht dabei: „Die Bahnhöfe sind für die Fahrgäste die Zugangspunkte zur S-Bahn. Viele Stationen stellen darüber hinaus wichtige Verknüpfungspunkte mit anderen öffentlichen Verkehrsmitteln dar. Nur durch vollständige Barrierefreiheit sowie einen guten technischen Zustand können die Stationen diesen Funktionen jedoch umfänglich gerecht werden. Hiervon sind zahlreiche Stationen im Netz der Stuttgarter S-Bahn aber weit entfernt.“

Wir machen die Probe aufs Exempel. Elke Tigli, die auf eine Gehhilfe angewiesen ist, und Simon Maier, der im Rollstuhl sitzt, machen sich in Backnang gemeinsam auf den Weg zur S-Bahn Richtung Stuttgart. Elke Tigli ist eben am Bussteig 5A mit dem Bus aus Murrhardt angekommen. Nach dem Ausstieg schaut sie sich nach Schildern oder Hinweisen um, wo es für sie wohl weitergehen mag, kann aber kein Rollizeichen entdecken. „Wer zum ersten Mal herkommt, muss ganz schön suchen“, sagt die junge Frau. Erst am Aufzug, wo Simon Maier bereits wartet, sieht sie ein Piktogramm.

Dann geht es rein in die Kabine, die für einen elektrischen Rollstuhl gerade breit genug ist. Um den Aufzug in Gang zu setzen, muss sich Simon Maier in seinem Gefährt weit nach hinten drehen. Denn die Schaltknöpfe sind nah bei der Tür angebracht. Für einen weiteren Passagier ist kein Platz. Heraus aus dem Aufzug geht es für ihn nur rückwärts. Geduldig wartet Elke Tigli unterdessen, bis der Fahrstuhl wieder da ist. Als sie einsteigt, erkennt sie schon die nächste Hürde: Welchen Knopf muss sie drücken? Angeschrieben stehen nur Parkdeck 2 und Parkdeck 3, nicht jedoch der Rolliweg zu den Gleisen. Reisende, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind, müssen sich per Versuch und Irrtum orientieren, es sei denn, sie haben mit der Einrichtung bereits Bekanntschaft geschlossen.

Im Aufzug kann Elke Tigli unter mehrfachem Anecken mit ihrer Gehhilfe wenden, um sich, oben angekommen, vorwärts weiterbewegen zu können.

Junge Strecke Richtung Marbach schneidet um Längen besser ab

„Prima, dass es einen Aufzug gibt“, finden die Bahnhofstester. Aber: Hilfreich wäre eine Ansage, wann die Tür schließt oder öffnet, oder zumindest eine Anzeige. „Ich habe immer Angst, dass die Tür zu schnell zugeht“, bekennt Elke Tigli.

Auf Parkdeck 3 geht es dann an langen Autoreihen vorbei zum Steg und in luftiger Höhe hinüber zu Bahnsteig 4/5, wo erneut der Aufzug zu bemühen ist. Vom Steg geht der Blick auch hinunter auf die Gleise 2 und 3. Auf Gleis 3 hält der Regionalexpress Richtung Stuttgart. Doch mangels Abstiegshilfe bleibt dieser Bahnsteig für Tigli und Simon unerreichbar. Besserer Zugang besteht nur am neu gestalteten Gleis 1, wo die in den vergangenen Jahren ausgebaute Linie S4 nach Marbach am Neckar abfährt. Entlang dieser noch jungen Strecke haben die Stationen auch wesentlich bessere Noten bekommen: Burgstall 1,1, Kirchberg an der Murr 1,2.

Auf Gleis 5 steht jetzt die S3 zum Flughafen bereit. Elke Tigli kämpft sich auf dem Weg vom Aufzug zur S-Bahn an den Stützen vorbei, die die Treppe zum Steg tragen. Dass sie dabei der Kante zum Gleis nahe kommt, löst mulmige Gefühle aus: Ein kleiner Wackler könnte verhängnisvoll sein. Elke Tigli stützt sich deshalb an den Pfeilern ab, „sonst habe ich die Sicherheit nicht mehr“.

Am Zug wartet ein weiteres Hindernis: der Einstieg. Mit den neuen S-Bahnen ist die Höhendifferenz zum Bahnsteig auf etwa 25 Zentimeter gewachsen – unüberwindbar für Rollstuhlfahrer, wenn sie nicht Hilfe bekommen. Aber immerhin gibt es die Rampen, die der Zugführer anlegen kann. Entsprechenden Bedarf müssen Behinderte direkt beim Fahrer anmelden, ebenso den Ausstiegswunsch.

Die Triebfahrzeugführer der S-Bahnen in der Region sind für diese Aufgabe geschult, erklärt Marcel Bechtle-Groß, der gerade aufs Cockpit zusteuert und auch sogleich behilflich ist. „Ich bin noch nie im Zug vergessen worden“, lobt Elke Tigli den Einsatz der Zugführer. Aber viele Behinderte, weiß sie, trauen sich nicht, diese bleiben dann lieber daheim, als mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren – „eine Frage des Selbstvertrauens“.

Für Bechtle-Groß ist die Hilfe längst zur Selbstverständlichkeit geworden, auch wenn sein Eingreifen nur ab und zu, „einmal in der Woche“, nötig ist. Am Endbahnhof ist das zeitlich auch gar kein Problem. Auf den Unterwegsbahnhöfen allerdings kommen schon mal zwei Minuten Verspätung zustande. Bechtle-Groß winkt jedoch ab: Bis Stuttgart sei genug Puffer drin. Doch nicht an allen Stationen können die Rampen so leicht ausgelegt werden wie in Backnang, weiß Simon Maier: Es gebe Haltestellen mit so engen Bahnsteigen, dass die Einstiegshilfe bis in den Grünstreifen reicht. Als Beispiel nennt er Winterbach.

In der Tat weist der Rems-Murr-Kreis noch viele Bahnhöfe mit Nachholbedarf in Sachen Barrierefreiheit auf. Der Landkreis hat deshalb schon in der Ära von Landrat Horst Lässing mit der Bahn gestritten, um den familien- und behindertengerechten Ausbau voranzutreiben. Zuletzt hat der Kreistag in einer Resolution im April vergangenen Jahres Taten gefordert, damals vor allem im Hinblick auf die Stationen im Remstal, wo 2019 die Landesgartenschau stattfindet. Hoffnung besteht immerhin für Maubach: Die Station steht im VVS-Gebiet auf dem sechsten Platz in der Rangfolge der Bahnhöfe, an denen eine Erhöhung der Bahnsteige am dringlichsten ist. Bis 2019 sollen auch die Gleise 2 und 3 in Backnang barrierefrei erreichbar sein. Zumindest hat Verkehrsminister Winfried Hermann dies im Jahr 2014 angekündigt.


            Zeitraubender Umweg: Elke Tigli mit Gehhilfe und Simon Maier mit Rolli kommen am Bahnhof Backnang nur über zwei Aufzüge und den Steg zur S-Bahn Richtung Stuttgart. Der Bahnsteig an den Gleisen 2 und 3 ist für sie aber unerreichbar. Fotos: A. Becher

            Hohe Hürde am Ein- und Ausstieg: Zugführer Marcel Bechtle-Groß hilft an der Rampe.

Zahlreiche Titel ins Murrtal geholt

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(pm). Einmal mehr starke Ergebnisse erzielten die Karatekas von Shingikan Backnang bei einer deutschen Meisterschaft im traditionellen Karate. In Berlin sicherten sich die Schwaben zahlreiche Titel in den Disziplinen Kata, Kumite und Fuko-Go. Nachdem Backnangs erfahrene Kämpfer bereits in den vergangenen Jahren bei Meisterschaften glänzten, war diesmal auch der Nachwuchs aus dem Rems-Murr-Kreis erfolgreich. Dabei nahm er zum Teil zum ersten Mal an einer solchen Meisterschaft teil.

Hinter der Disziplin Kata verbirgt sich ein Wettkampf der Formen. Eine Kata ist ein stilisierter Kampf, bei dem ein Karateka eine Reihe von Techniken und Bewegungen in einer festgeschriebenen Abfolge ausführt. Eine Kata ist vorstellbar als Kampf, in dem nur der Verteidiger sichtbar ist, nicht aber der Angreifer. Im traditionellen Karate gibt es insgesamt 27 unterschiedliche Kata oder Formen, welche am Wettkampf unter den Aspekten Kraft, Dynamik und Ausführung der Techniken, bewertet werden.

Das Kumite ist der Kampf. Bei der deutschen Meisterschaft wird weiter zwischen dem Shobu-Ippon-Kumite, dem Freikampf, und dem Kogo-Kumite, einer Variante, bei der jeder Karateka je dreimal angreift, unterschieden. Der Sinn hinter dieser Unterscheidung ist, dass unerfahrenere Sportler sich nicht unnötig verletzen, sondern Angriff und Verteidigung separat ausführen, um sich erst mit diesen voll vertraut machen zu können, bevor sie dann im Freikampf alles gleichzeitig abrufen müssen.

Fuko-Go ist eine reine Wettkampfdisziplin, die Kata und Kumite vereint. Abwechselnd kämpfen die Sportler und führen eine eigens für die Disziplin entwickelte Kata vor, die sogenannte Kitei.

Die Ergebnisse: Mihriban Ögut (2. Platz Fuko-Go), Grit Baumann (3. Kumite, 3. Fuko-Go), Ronny Laabs (1. Kumite-Team, 1. Kata, 2. Kumite), Sinan Yücetepe (1. Kumite-Team), Nikolas Cristea (1. Kumite-Team, 4. Kata), Tanja Steinebronn (1. Kata, 1. Fuko-Go, 2. Kumite), Sibylle Theiß (2. Kata, 3. Kumite, 3. Fuko-Go), Tchaarren Paulik (1. Kumite-Team, 2. Kumite, 4. Kata), Alexander Schumm (1. Kumite-Team, 1. Fuko-Go, 2. Kata, 2. Kumite), Gabriel Eisenmann (1. Kumite-Team, 1. Kata, 2. Fuko-Go, 3. Kumite), Dirk Kubitz (2. Kata, 3. Kumite).


            
              Freuten sich über sehr viele Titel und Podestplätze: Die Kämpfer von Shingikan Backnang. Foto: privat

Drei Titel und elf weitere Medaillen erobert

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(vos). Knapp 560 Teilnehmer kämpften in den einzelnen Jahrgangsstufen um die Titel und kletterten über 2570-mal auf die Startblöcke. Die TSG war mit zehn Aktiven vertreten, die 69 Einzel- sowie zwei Staffelrennen bestritten. Die Backnanger freuten sich nicht nur über 14 Edelmetalle, sondern auch über zahlreiche Qualifikationszeiten für die süddeutschen Meisterschaften. Dilara Gül avancierte mit jeweils zwei Gold-, Silber- und Bronzemedaillen zu der mit Abstand erfolgreichsten TSG-Schwimmerin. Darüber hinaus stellte sie über 200 Meter Schmetterling einen neuen Vereinsrekord auf – 2:26,52 Minuten. In dieser Disziplin und über 100 Meter Schmetterling löste Gül auch Tickets für die offenen deutschen Meisterschaften in Berlin. Paula Wenz holte einmal Gold und Silber sowie drei Bronzemedaillen. Für Chiara Vetter gab es dreimal Bronze.

Parallel zu den Landesmeisterschaften fand für die Jahrgänge 2005 und jünger auch noch der Schwimm-Mehrkampf auf baden-württembergischer Ebene statt. Die Wertung erfolgte nach Jahrgängen – stark war die Leistung von Richard Schmiedefeld, der im Mehrkampf Zweiter wurde. Insgesamt war TSG-Trainer Hartmut Blume mit den Leistungen sehr zufrieden.

Ergebnisse – Mädchen – Jahrgang 2003, Laura Manolaras: 50 Meter Freistil, 5. Platz, 0:29,84 Minuten; 100 Brust, 9., 1:24,27; 100 Schmetterling, 5., 1:17,56; 400 Freistil, 6., 5:04,53; 50 Brust, 7., 0:37,99; 100 Freistil, 6., 1:04,50; 50 Schmetterling, 7., 0:32,64; 200 Freistil, 5., 2:20,65; 200 Lagen, 5., 2:43,36. – Sira Schelzel: 50 Freistil, 8., 0:30,39; 200 Rücken, 6., 2:42,94; 50 Rücken, 9., 0:35,45; 400 Freistil, 4., 5:02,78; 100 Freistil, 8., 1:05,75; 50 Schmetterling, 5., 0:32,30; 100 Rücken, 6., 1:15,13; 200 Freistil, 7., 2:24,96. – Jule Sittart: 50 Freistil, 11., 0:30,91; 100 Brust, 10., 1:24,39; 50 Brust, 5., 0:36,98; 100 Freistil, 26., 1:09,92; 50 Schmetterling, 14., 0:34,36; 200 Lagen, 9., 0:45,76. – Jahrgang 2002, Dilara Gül: 50 Freistil, 8., 0:29,72; 100 Schmetterling, 1., 1:06,28, Finale: 5., 1:06,27; 400 Freistil, 3., 4:46,33; 100 Freistil, 2., 1:02,13; 200 Schmetterling, 1., 2:26,52; 50 Schmetterling, 2., 0:31,40; 200 Freistil, 3., 2:13,11. – Sara Mauthe: 50 Freistil, 13., 0:29,92; 100 Brust, 12., 1:26,47; 200 Brust, 16., 3:06,71; 400 Freistil, 6., 4:52,12; 100 Freistil, 4., 1:03,76; 50 Schmetterling, 12., 0:33,36; 200 Freistil, 8., 2:21,05; 200 Lagen, 11., 2:43,59. –Carla Wenz: 50 Freistil, 14., 0:29,99; 200 Rücken, 5., 2:37,24; 50 Rücken, 6., 0:34,77; 400 Freistil, 11., 4:59,33; 100 Freistil, 10., 1:05,32; 100 Rücken, 6., 1:12,31; 200 Lagen, 7., 2:39,17. – Jahrgang 2001, Tabea Schelzel: 50 Freistil, 15., 0:30,23; 100 Freistil, 12., 1:05,42; 200 Freistil, 13., 2:29,45. – Chiara Vetter: 100 Brust, 3., 1:20,60; 200 Brust, 9., 2:57,57; 400 Freistil, 10., 5:00,20; 50 Brust, 3., 0:36,31; 100 Rücken, 3., 1:14,61; 200 Lagen, 5., 2:35,72. – Jahrgang 2000, Paula Wenz: 50 Freistil, 3., 0:28,65; 50 Rücken, 6., 0:34,33; 400 Freistil, 1., 4:38,51; 100 Freistil, 3., 1:01,32; 50 Schmetterling, 2., 0:29,88, Finale: 6., 0:29,92; 200 Freistil, 3., 2:14,07. – Offene Klasse, 4-x-100-Meter-Freistil-Staffel (Tabea Schelzel, Paula Wenz, Laura Manolaras, Dilara Gül): 6., 4:13,09. – 4-x-100-Meter-Lagen-Staffel (Carla Wenz, Chiara Vetter, Dilara Gül, Paula Wenz): 7., 4:47,22. – Jungen – Jahrgang 2005, Richard Schmiedefeld: 200 Rücken, 2., 2:48,41; 400 Freistil, 1., 5:14,98; 50 Rücken, 2., 0:44,58; 200 Lagen, 2., 2:53,34; Schwimmmehrkampf Rücken, 2. Platz.


            Fischte sechs Medaillen aus dem Heidelberger Becken und war damit die erfolgreichste TSG-Schwimmerin: Dilara Gül.Archivfoto: A. Becher

Fünfter Rang reicht zur Rettung

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Von Nico Zeisel

Zum ersten Mal in dieser Runde durfte Backnangs Riege nicht wie gewohnt am Boden beginnen, sondern musste zunächst an die Ringe. Den Grundstein für ein gutes Ergebnis legte André Schieber, der mit einer persönlichen Bestleistung aufwartete. Auch die Teamkollegen blieben fehlerfrei.

Am Sprung packte die TSG schwierige Übungen aus, trotzdem gab es keine Stürze. Erneut überzeugte Oliver Häuser mit einem gebückten Tsukahara, der mit 12,10 Punkten belohnt wurde. Am Barren leisteten sich die Murrtaler ein paar Patzer, die auch einige Zähler kosteten. Florian Ellinger stürzte gegen Ende der Präsentation. Auch Tobias Schröder brachte seinen Abgang nicht wie geplant hin, dadurch sank sein Ausgangswert. Eine starke Übung von Fabian Schmid polierte das Mannschaftsergebnis am Barren noch ein wenig auf.

Trotzdem reagierte Trainer Mark Warbanoff auf den Rückschlag am dritten Gerät und motivierte die Turner für die weiteren Disziplinen. Am Reck fanden die zu ihrer alten Stärke zurück und wurden mit dem zweithöchsten Ergebnis belohnt. Nur die Rivalen aus Vorarlberg waren noch etwas besser. Durch den starken Auftritt war den Backnangern der Ligaverbleib bereits sicher, doch aus ihrer sorgenfreien Position wollten sie in der Tabelle noch etwas angreifen. Am Boden blieb die TSG unbeeindruckt von den Übungen der Konkurrenz, am Ende sprang das beste Resultat an diesem Gerät in dieser Runde heraus. Den größten Anteil daran hatte Markus Geng, dem lediglich ein Punkt abgezogen wurde.

Durch die Veränderung der Reihenfolge mussten die Backnanger Turner zum Abschluss an ihr Zittergerät schlechthin, das Pauschenpferd. Dass der bisherige Wettbewerb viel Kraft gekostet hatte, war zu spüren, doch die Truppe bewies Kampfgeist. Hervorzuheben ist Nico Zeisel: Er bekam mit 12,40 Punkten die Bestnote der Riege.

Für die TSG kamen im Laufe der Runde folgende Turner zum Einsatz: Florian Ellinger, Markus Geng, Oliver Häuser, Markus Malle, André Schieber, Nico Zeisel, Fabian Schmidt und Tobias Schröder.


            Stemmen sich mit Erfolg gegen den Abstieg: Tobias Schröder und die TSG II.Foto: B. Strohmaier

„Das Objekt erwacht beim Anblick des Betrachters zum Leben“

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Von Ute Gruber

SPIEGELBERG. Der große, abgenagte Glasfisch an der weißen Wand sticht als Erstes in Auge: Filigran reiht sich Gräte an Gräte, bildet einen Brustkorb. In transparentem Türkis gehalten, scheint er die Farbe des Meeres in sich aufgesogen zu haben. Der meergrüne Kopf schnappt vergeblich nach Luft. „Muss eine Dorade gewesen sein“, ist Ausstellungsleiterin Marianne Hasenmayer in ihrer begeisterten Ansprache überzeugt. „Ich hab’ erst eine Dorade verspeist.“ Und erläutert prosaisch ihre Ansicht: „Die sah danach genauso aus.“

Gerne setzt Reinhild Ahston Elemente aus der Natur um: Tiere, Pflanzen. Fische und Boote sind ihre Lieblingsthemen. Ihre leuchtend bunten Fensterbilder zeigen Landschaften und werfen mit dem Licht der kurz vorbeischauenden Sonne lebendige Farbreflexe in den Raum.

Als Technik verwendet die Künstlerin das 2000 Jahre alte Verschmelzungsverfahren (Fusing), indem sie handgemachte Glasplatten in verschiedenen Farben zuschneidet, übereinanderlegt und bei über 800 Grad Celsius verschmelzen lässt. Heraus kommen weich fließende Farbübergänge in einer dünnen Glasschicht, die sie gerne auch als Gebrauchskunst zu Schalen in allerlei Größen verarbeitet.

Einen Titel hatte „Der nackte Fisch“ erst, nachdem eine Ausstellungsleiterin ihn so benannte. Gerne überlassen die Künstler es dem Betrachter selbst, in Zwiesprache mit dem Objekt eine eigene, individuelle Interpretation zu finden: „Das Objekt erwacht beim Anblick des Betrachters zum Leben.“

So wurde der grünschimmernde Glasklumpen von Björn Ahston, welcher sich weich fließend an eine rostige Eisenschelle schmiegt, für eine Besucherin zum „Alien“, das sich dort niedergelassen hat. „In den hab’ ich mich gleich verliebt.“ Nach der Ausstellung soll das Alien ihre Wohnung beleben.

Björn Ahston, ein gebürtiger Schwede, hat sich in seinem Heimatland in die uralte Technik des Glasblasens einweisen lassen. Unter den zahlreichen dort noch vorhandenen Glashütten – mit Quarzsand, Holz- und Wasserreichtum sind in Schweden die Voraussetzungen für die Glasherstellung geradezu ideal – musste Ahston allerdings lange suchen: „Die großen Hütten wollten mich nicht. Wenn da acht Glasbläser im Akkord arbeiten, können die keinen Anfänger dazwischen gebrauchen...“

Für seine Studioglas-Objekte kombiniert Ahston den eigenwilligen Werkstoff gerne mit altem Eisen: So dienen rostige Türangeln den stolzen „Wächtern“ als Waffen, eine Spitzhacke steckt in einem farbigen Glasblock fest.

Rund um die Sonderausstellung, die bis Ende Oktober bleiben soll, informiert die Dauerausstellung im Rathaus von Spiegelberg über die Herstellung von Glas in allen Variationen. Im Jahr 2005 zusammengestellt von Marianne Hasenmayer anlässlich der 300-Jahr-Feier von Spiegelberg, dessen Geschichte aufs Engste mit der Glas- und besonders der Spiegelherstellung verwoben ist, war das Besucherinteresse damals so enorm, dass die Ausstellung als Glasmuseum fest eingerichtet wurde.

Auch bei der Vernissage jetzt ist Bürgermeister Uwe Bossert „überwältigt von dem großen Interesse“. Es sind 80 bis 100 Kunstinteressierte, die sich bei der Ausstellungseröffnung im ehemaligen Schulzimmer Spiegelbergs drängeln.

  Sonderausstellung „Glas im Fluss“ im Glasmuseum Spiegelberg, Rathaus, ist bis 31. Oktober zu sehen. Öffnungszeiten: Montag bis Freitag von 8 bis 12 Uhr, Montag zusätzlich von 15 bis 18.30 und Donnerstag zudem von 15 bis 17.30 Uhr. Geöffnet ist auch jeden zweiten und vierten Sonntag im Monat von 14 bis 17 Uhr.


            Zeigen bis Ende Oktober Glaskunst im Spiegelberger Rathaus: Reinhild und Björn Ahston. Die Ausstellungseröffnung stößt auf große Resonanz. Foto: A. Becher
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