Quantcast
Channel: BKZ - RSS
Viewing all 9673 articles
Browse latest View live

Skandale in der Pharmaindustrie

$
0
0
Dachzeile: 
<p></p>

Von Carmen Warstat

BACKNANG. Ein bisschen sieht er aus wie ein Nerd, aber er ist keiner. Nicht wirklich jedenfalls. Oder er will keiner sein, will das Klischee nicht bedienen. Das Nerdhafte in sich versucht er demzufolge zu verbergen, sagt er, es im Geheimen auszuleben, quasi, wenn niemand dabei ist – so ungefähr jedenfalls – naja.

Patrick Brosi wirkt bescheiden. In Tübingen hat er nach einem kurzen Ausflug in die Geschichtswissenschaft ein zum Teil hartes Informatikstudium durchgezogen und ist also beruflich in einem Fach zu Hause, das dem Normalo Rätsel aufgibt. Aber er ist nicht stolz darauf oder so. Sein Fachgebiet habe sich einen Elfenbeinturm erschaffen, allein schon durch die sehr spezielle Sprache mit den vielen seltsamen Anglizismen und Codes.

Er selbst findet es unspektakulär und meint, dass häufig weniger hinter all dem steckt, als der Laie wahrscheinlich vermutet. Nicht, dass er es abwertet, aber die Frage drängt sich auf, warum er der Geschichtswissenschaft den Rücken kehrte, um zur Informatik zu wechseln. Das müsse mit seiner schwäbischen Herkunft zu tun haben, vermutet der Wahl-Freiburger. In Backnang geboren, wuchs er in einer Unterweissacher Handwerkerfamilie auf, wo das „richtige“ Arbeiten an der Tagesordnung war, das Herstellen von etwas Konkretem, das Schaffen. Irgendwie hat er das im Geschichtsstudium vermisst und den Unterschied hinsichtlich der Anforderungen im Vergleich zum Informatikstudium als extrem erlebt. Und das letztlich gewählte Fach passt ja auch zu ihm.

Schon als Kind war Patrick Brosi eher der Stubenhocker. Fußball mit Freunden draußen war nicht. Er vertiefte sich lieber in Comics. Exzessiv habe er die gelesen. Und jetzt schreibt er. Kriminalromane. Aber wann hat das angefangen? Patrick Brosi erinnert sich recht gut daran: Irgendwann während der Grundschulzeit brach er sich einen Finger und begann bald, diesen durch das Schreiben wieder zu trainieren. So entstanden die ersten Geschichten, deren einzige Leserin wohl seine Mutter gewesen sei. „Wenn ich mich richtig erinnere, war das auch schon Spannungsliteratur“, sagt der Autor und dass diese ersten Werke leider verschollen sind. Dagegen hielt er erst vor Kurzem wieder eigene Arbeiten aus der Abiturzeit in den Händen. Damals besuchte er im Bildungszentrum Weissacher Tal Barbara Krugs Literaturkurs, der ihm sehr geholfen hat, sich etwa stilistisch zu entwickeln. Patrick Brosi weiß noch, dass es eher um poetische Texte ging als um Stories. „Zum Teil gar nicht so schlecht“, befindet er heute, auch wenn manches rückblickend peinlich wirkt, die Aufsätze aus der achten Klasse sind peinlicher.

Längst sprengen seine Arbeiten auch den quantitativen Umfang von Schulaufsätzen. 480 Seiten lang ist sein 2015 erschienener Roman „Der Blogger“, den er noch zu Studienzeiten schrieb. Täglich mindestens zehn Seiten, so der Vorsatz, an den der Autor sich bis heute höchst diszipliniert hält, weil sonst gar nichts zustande käme. Seine Freundin ist die erste Leserin, und: „Ja, sie kann schon kritisch sein“, bemerkt er lächelnd. Vor Kurzem wurde „Der Blogger“ als bester Wirtschaftskrimi mit dem Stuttgarter Krimipreis ausgezeichnet. Und Patrick Brosi weiß nicht, warum. Weder rechnete er damit, dass sein Buch so gut sei, noch habe er einen Wirtschaftskrimi schreiben wollen. Zwar ist seine Geschichte im Milieu der Pharmaindustrie angesiedelt und thematisiert entsprechend Skandale, doch legt der Autor Wert darauf, trotz akribischer Recherche kein Sachbuch geschrieben und zu allererst eine gute Story im Blick gehabt zu haben. Er hat es nicht so mit dem Moralisieren. In „Der Blogger“ lässt er jene Figuren, die dazu neigen, letztlich als egoistische Narzissten entlarven. Es gibt da „extrem wenige sympathische Figuren.“

Allein Kommissar Nagel bleibt sich und seinen Überzeugungen treu und muss dafür bezahlen. Kein Märchen also. „Mit Abstand meine Lieblingsfigur“ nennt der Autor diesen Nagel und erwähnt Marie, die, wie der Verlag schreibt, „das richtige Leben im falschen“ zu führen versucht. Kein Wunder, dass Patrick Brosi, bescheiden, wie er ist, diese Anspielung auf Adorno „vielleicht etwas hochtrabend“ findet. Brosi macht sich selbst und anderen wirklich nichts vor.


            Schrieb schon einen Tübingen-Krimi mit dem Titel „Schnarrenberg“ und 2015 den nun preisgekrönten Roman „Der Blogger“: Patrick Brosi. Foto: E. Layher

Zeitlose Geschichte von Freud und Leid

$
0
0
Dachzeile: 
<p></p>

Von Simone Schneider-Seebeck

BACKNANG. Gerhard Kleesattel, Klavierlehrer an der Jugendmusikschule Backnang, konnte Bariton Maximilian Stössel als Interpreten für den Liederzyklus „Die schöne Müllerin“ von Franz Schubert nach Gedichten von Wilhelm Müller gewinnen. Stössel sagte ebenso spontan und begeistert zu, bei dem Projekt mitzumachen, wie Barbara Kastin. Kastin unterrichtet Kunst an der Backnanger Jugendkunstschule und setzte sich mit ihren 13- bis 17-jährigen Schülern sehr intensiv mit dem Liederzyklus auseinander. In diesem Rahmen beschäftigten sich ihre Schüler nicht nur mit verschiedenen Mal- und Zeichentechniken, sie tauchten ebenso in die Stilrichtung der Romantik ein. Diese Kombination ergab einen gelungenen Kunst- und Musikabend, der zeigte, dass auch ältere Musikwerke durchaus nicht von gestern sind. Wie Sänger Stössel, der übrigens selbst ein Schüler der hiesigen Musikschule ist und bei Catrin Müller gelernt hat, treffend formulierte, gab und gibt es in allen Zeiten und Kulturen ein „tiefes Bedürfnis nach Bildern, Musik und Geschichten.“ Kunst als Seelennahrung.

Nach einem kurzen Einblick in die Entstehungsgeschichte der Gedichtreihe des Dessauer Romantikers Müller verzauberte Stössel mit seiner angenehm vollen und kräftigen Stimme das Publikum, unterstützt vom feinsinnigen Klavierspiel Kleesattels. Dabei verstand es der 27-jährige Sänger, die verschiedenen Stimmungen des Gedichtzyklus perfekt zu interpretieren. Sei es der Beginn mit dem bekannten „Das Wandern ist des Müllers Lust“, bei dem der Müllersbursch frohgemut und voller Elan vom alten zum neuen Arbeitsplatz wandert, sei es die leichte und beschwingte Darbietung im Zustand der beginnenden Verliebtheit. Im Laufe des Vortrags schwanken die Emotionen von Zweifel über wiedererstarkende Hoffnung bis schließlich zur traurigen Gewissheit, dass es nichts wird mit dem schönen Mädchen. Dabei hätte dem jungen Mann schon recht früh klar sein müssen, dass eine Frau, die seine Tränen für einsetzenden Regen hält, nichts für sein romantisches Gemüt sein kann, wie Stössel hintersinnig betont: „Sie sprach: Es kommt ein Regen – Ade, ich geh nach Haus.“

Der Mühlenbach

als einziger Freund

Den Entschluss, sich seinem einzigen Freund, dem Mühlenbach, für immer anzuvertrauen, präsentiert der vielseitige Künstler einfühlsam im Dialog zwischen Bursche und Bach, traurig, verzweifelt, doch fest entschlossen der eine, aufmunternd und beschwörend der andere. Doch alles ist vergebens, es endet mit dem Tod, und der Bach erweist sich als letzter und beschützender Freund, der dem Burschen seinen letzten Frieden bewahren will. Pianist Kleesattel unterstützt und untermalt dabei den Gesang, verstärkt und verdeutlicht Emotionen und Hintergrundbilder, seien es das muntere Murmeln des Baches, das energische Klingen des Jagdhorns oder die unheilschwangere Vorahnung des tragischen Endes. Das Wiegenlied des nassen Freundes lässt er mit sanft plätschernden Tönen ausklingen. Nicht ein einziges Husten war vom ergriffenen Publikum während des Vortrages zu hören, dafür hielt der Applaus zum Abschluss umso länger an.

Die tragische Geschichte und das Liebesleid des Müllersburschen wurden untermalt von den Kunstwerken der Kastin-Schüler, die ihre Ideen in verschiedenen Techniken umgesetzt hatten. Passend zu den Strophen wurden die Bilder eingeblendet. Sie konnten zusätzlich in Natura an den Wänden des Konzertsaales im Bandhaus bewundert werden. Zu sehen waren Porträtzeichnungen in grazilen Bleistiftstrichen, zarte Aquarelle, kräftige Buntstift- und Acrylfarbenkompositionen, einfallsreiche Collagen aus Fotos und Zeichnungen. Originell das Büchlein des gebrochenen Herzens, eine selbst gebundene Sammlung feiner Aquarelle, die die Geschichte treffend zusammenfassten. Selbst eine Foto-Love-Story war zu sehen – verfremdete Fotos in kreativer Perspektive, sehr modern, und dazu in Frakturschrift die passenden Gedichtzeilen. Den Weg ins Konzert wies dazu ein Mehlsack, geschmückt mit einer Aktzeichnung der umschwärmten Herzensdame.


            Bei der „schönen Müllerin“ von Franz Schubert bewegen sich die Emotionen zwischen Zweifel, wiedererstarkender Hoffnung bis hin zu trauriger Gewissheit, dass es nichts wird mit dem schönen Mädchen: Gerhard Kleesattel am Flügel und Bariton Maximilian Stössel bei ihrem Vortrag.

            
              Mehlsack: Jugendkunstschüler kreierten zum Musikthema passende Objekte. Fotos: E. Layher

Wenn bald die letzte Klappe schlägt...

$
0
0
Dachzeile: 
<p></p>

Von Florian Muhl

BACKNANG. Gerald Jarmuske und Detlef Orthey machen keinen Hehl daraus, dass es ihre einst so aktive Gruppe wohl in absehbarer Zeit nicht mehr geben wird. Neben einer Handvoll engagierter Hobbyfilmer sind sie die letzten Mohikaner von der Murr, die in diesem Zusammenschluss Erlebtes und Gesehens in stehenden oder bewegten Bildern festhalten.

Die Mitgliederentwicklung der Film-Foto-Gruppe (FFG), die Jarmuske in einer Grafik für den Zeitraum 1956 bis 2015 dokumentiert hat, spricht Bände. Von Beginn an steigt die Kurve steil an, bis im Jahr 1970 mit 150 Mitgliedern der Höchststand erreicht ist. Zwei Jahrzehnte lang hält sich die Zahl der aktiven und passiven Unterstützer der Gruppe konstant zwischen 120 und 140 Personen.

Doch dann Anfang der 90er-Jahre beginnt die Zahl der Mitglieder zu bröckeln und nimmt stetig ab. Einzige Ausnahme: Beim Stand von etwas über 60 mittlerweile nur Filmern stößt im Jahr 2002 die bis dahin externe gut 20-köpfige Video-Gruppe dazu. Doch der Abwärtstrend lässt sich nicht aufhalten. „Derzeit haben wir 44 Mitglieder“, sagt Orthey, der seit 2002 erster Vorsitzender ist.

„Wir sind alles alte Säcke,

wie man so schön sagt“

Aber was ist der Grund für das mangelnde Interesse an der Gruppe? „Wir sind alles alte Säcke, wie man so schön sagt“, bekennt Jarmuske schmunzelnd. Und fügt mit ernsterer Miene an: „Es gibt viele Karteileichen.“ Mit seinen 77 Jahren ist er längst nicht der älteste Aktive. Diesen Rang muss der langjährige Schriftführer an Peter Pilakovic (Kassier) und Friedrich Hocke, beide 84 Jahre alt, abgeben. Die Film-Foto-Gruppe ist eng verbunden mit der einstigen Firma AEG Telefunken in Backnang. Die FFG wurde von Firmenangehörigen gegründet. Am 19. April 1956 erfolgte folgende Einladung: „Es wird vorgeschlagen, eine Foto- und Schmalfilm-Interessengemeinschaft, ähnlich wie sie bereits früher bei der AEG sowie Telefunken bestanden hat, ins Leben zu rufen. Zu diesem Zwecke finden sich erstmalig die Interessenten am Mittwoch, dem 25.4.1956, abends 20 Uhr in den kleinen Nebenraum des Gasthauses Holzwarth (Zur Eisenbahn) zusammen.“ Gekommen waren 42 Männer. „Da gab es in den ersten Jahren viel zu diskutieren“, sagt Jarmuske. „Ich denke da nur an das Thema: Welcher Film ist besser? Agfa oder Kodak?“ Auch heute sei das noch so, nur mit anderen Themen.

Von den Gründungsmitgliedern lebt heute niemand mehr. Aber Jarmuske ist einer von denen, die bereits am längsten dabei sind. Der gebürtige Schlesier kam nach der Vertreibung 1947 nach Crailsheim. „Mein Vater hat fotografiert, mein zwei Jahre älterer Bruder hat fotografiert, zwangsläufig hab ich dann auch fotografiert“, erinnert er sich. Seine erste Kamera hat er sich von seinem eigenen Lehrlingsgeld, er hat Rundfunk- und Fernsehtechniker gelernt, zusammengespart. Das war die legendäre Leica M3, die erste Kamera der Leica-M-Modellreihe, und die erste Leica mit Bajonettanschluss für die Wechselobjektive. Das gute Stück, das er heute noch stolz präsentiert, kostete damals 555 D-Mark. „Das war ein 1962 ein horrendes Geld.“ Viele Monatslöhne gingen da drauf. Im Jahr 1965 begann seine Laufbahn bei Telefunken in Backnang, 1973 trat er der Film-Foto-Gruppe bei. Da traf man sich oben im Lehrsaal oder in der Cafeteria. Und die Vorträge waren so gut besucht – „damals waren Dias ganz groß in Mode“ –, dass man die Besucherzahl von oft 130 Personen auf zwei Termine teilen musste, da der Saal nur 70 Plätze hatte.

Aber die Zeiten ändern sich. Und die Technik auch. Vom analogen Film zum digitalen. „Die Vorteile sind so vielfältig, man möchte sie nicht mehr missen“, sagt Jarmuske. Das gelte sowohl für Video als auch für die Fotografie. Aber im Klub ist „der Anteil der Dia- und Papierbildermitglieder fast nicht mehr vorhanden“. Die zwei Dutzend Aktiven, die heute noch zu den Treffen kommen, greifen zur Filmkamera. Allerdings kostet das viel Zeit, wenn man aus dem Material einen gescheiten Film produzieren will. „Eine Minute Film kostet eine Stunde Zeit“, erläutert Orthey eine Standard-Faustregel der ambitionierten Filmer. Da kommt einiges an Arbeit zusammen; Rohmaterial sichten, sortieren, schneiden, der Ton, das heißt die Filmmusik auswählen und dazu mischen, den Kommentar auswählen, den Titel gestalten, und so weiter. Dazu habe er (fast) keine Zeit mehr. Orthey, der sein Amt als Vorsitzender niederlegen will, hat andere Prioritäten. Er hat drei Enkel, einen großen Garten – das alles kostet Zeit und macht Spaß. Mehr, als derzeit das Filmen. „Das prickelt nicht mehr“, sagt der 66-Jährige. Und ohne Prickeln leide auch die Kreativität. Zudem habe er zwei Schlaganfälle hinter sich, da will er kürzertreten.

Orthey ist 1999 zur Film-Foto-Gruppe gestoßen. Zu der Zeit waren’s nur acht Leute, die ihren Stammtisch beim cje hatten. „Ich hatte damals mit Video angefangen und wollte lernen“, erinnert er sich. „Die Leute haben aber nur geschwafelt und ich hab nichts gelernt.“ Da verlor er zunächst die Lust, ging zur Filmgruppe nach Ludwigsburg, wo er für einige Zeit das fand, was er suchte.

Jarmuske und Orthey befürchten, dass es wohl das Schicksal der Backnanger Gruppe ist, dass diese sich auflösen wird, und die engagierten Filmer, die weiterhin in einer Filmgruppe aktiv sein wollen, nach Waiblingen oder Ludwigsburg ausweichen müssen. Aber noch treffen sie sich regelmäßig. Und sie feiern gemeinsam den 60. Geburtstag ihrer Gruppe.


            Im Wandel der Zeit: Gerald Jarmuske (links) und Detlef Orthey mit ihren Foto- und Filmschätzen aus den vergangenen Jahrzehnten. Foto: E. Layher

Schwerpunkt barrierefreies Wohnen

$
0
0
Dachzeile: 
<p></p>

Von Ingrid Knack

ALLMERSBACH IM TAL. Es war erklärtes Ziel des Gemeinderats, in dem Neubaugebiet im Norden von Allmersbach im Tal generationenübergreifendes Wohnen zu fördern und neben einigen Einfamilienhäusern vor allem Wohnformen für älter Bürger anzubieten. So sieht der Bebauungsplan 25 barrierefreie Bungalows sowie im nördlichen Bereich barrierefreie Etagenwohnungen vor. Bereits bei den Bungalows mischt die Firma Paulus aus Pleidelsheim mit, nun bekam sie obendrein den Zuschlag für den Bereich, in dem zirka 20 barrierefreie Etagenwohnungen entstehen sollen. Das Pleidelsheimer Unternehmen hatte auch das Haus in der Ortsmitte gebaut, in dem „betreutes Seniorenwohnen“ möglich ist. „Die Bewohner sind sehr zufrieden“, sagte Bürgermeister Ralf Wörner.

Im Gremium stellte Architekt Markus Schatz, den die Allmersbacher schon vom Rathausumbau kennen, zwei Varianten für den Hartweg vor. Bei der ersten sind zwei größere Gebäudeblöcke mit jeweils etwa zehn Wohnungen vorgesehen. Die zweite Variante behält eines der Gebäude mit zehn unterschiedlich großen Wohnungen bei, gegenüber sind jedoch zwei kleinere, durch Treppenhäuser in der Mitte gegliederte, versetzt gebaute Baukörper geplant. Die zweite Lösung mit einem länglichen Baukörper und zwei sogenannten Punkthäusern war es, die bei den Gemeinderäten am meisten Anklang fand. Neben Stellplätzen für Fahrzeuge an der Straße soll eine Tiefgarage gebaut werden, zudem sind Stellplätze für Fahrräder (zwei pro Wohnung) berücksichtigt.

Ein größerer Diskussionspunkt war die Ausführung des Daches: Zelt- oder Flachdach war die Frage, wobei Letzteres die günstigere Lösung wäre.

Eberhard Bauer (NLAH) war es, der sich zuerst in puncto Flachdach skeptisch zeigte. „Jeder Laie weiß, irgendwann einmal wird’s undicht.“ Architekt Schatz widersprach: „Das Flachdach hat aus den 70er-Jahren einen schlechten Ruf, der heute nicht mehr gerechtfertigt ist. Ich habe da keine Sorge.“ Nicht ganz überzeugen konnte er damit Wolfgang Semmler (NLAH): „Ich kann mir das nicht vorstellen.“ Und Bauer erklärte im Verlauf der Debatte: Eigentlich fände er die Flachdachvariante besser und könne eventuell zustimmen, „wenn ich ihnen das Versprechen abnehmen kann, dass es dicht bleibt“. Auf die Frage von Ingrid Kurz (NLAH) nach Gewährleistungszeiten sicherte Geschäftsführer Erwin Paulus fünf Jahre zu, „wir haben aber auch schon zehn Jahre vereinbart“. Harald Braun (UWV) brachte noch ein Dach mit einem geringen Gefälle ins Gespräch, woraufhin Paulus konterte: „Wenn’s undicht ist, geht das Wasser auch durch, wenn es ein leichtes Gefälle gibt.“ Es zeigte sich, dass die Räte im Grunde zu der billigeren Lösung tendierten. Auch mögliche Solarpaneelen wurden angesprochen. Da ein Flachdach eine Abweichung vom Bebauungsplan darstellt, muss aber erst eine Befreiung beantragt werden. Den Ausgang gilt es abzuwarten.

Ingrid Kurz war es wichtig, dass bei der Planung extrabreite rollstuhlgerechte Stellplätze nicht vergessen werden. Erwin Paulus: „Im Sinne der Vorschrift kriegen wir vielleicht zwei hin.“ Abschließend werden diese Themen erst in der Detailplanung erörtert.


            In einem Teil des Baugebiets Hartweg in Allmersbach im Tal entstehen rund 20 barrierefreie Etagenwohnungen. Der Gemeinderat spricht sich für die Variante mit drei Baukörpern aus.Foto: A. Becher

Baum darf nicht mehr stehen

$
0
0
Dachzeile: 
<p></p>

Von Peter Wark

AUENWALD. Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt: Schon der gute alte Schiller wusste das. Die Aktivisten der jährlichen Baumaufstellung haben jetzt erst einmal vor dem nachbarschaftlichen Ärger kapituliert und stellen in diesem Jahr ihren Maibaum nicht im Ortszentrum bei der Kirche, sondern beim Musikerheim auf.

Schon seit den Siebzigerjahren wurde die Tradition gepflegt. Am 30. April stellten die Feuerwehrleute den Maibaum, und viele Zaungäste wollten sich das Spektakel nicht entgehen lassen. Im Gegensatz zu anderen Gemeinden wurde der Baum nach alter Väter Sitte von Hand aufgestellt. Ganz nach alter Tradition wurden zum Hochziehen sogenannte Schwalben benutzt, das sind drei bis sechs Meter lange Holzstammpaare, die mit Ketten verbunden sind. Zwei Dutzend Feuerwehrleute sind nötig, um auf diese Weise den Baum aufzurichten.

Da stand also jahrzehntelang zuverlässig den Wonnemonat über ein jeweils frisch geschlagener stolzer Baum aus heimischem Forst auf beeindruckendem Fichtenstamm, mit einem Kranz mit bunten Stoffbahnen. Doch ein vor Jahren zugezogener Nachbar fühlte sich gestört und beklagte von Jahr zu Jahr die Verschmutzung seiner Dachrinne durch die Nadeln der Maibäume. Und das tat er offenbar nicht immer nur in wohlgesetztem Ton.

Entscheidung ist für den Bürgermeister „mehr als schade“

Von „Widerständen und persönlichen Angriffen“ berichtet der Bürgermeister. Im vergangenen Jahr hatte man den Maibaum schon Mitte des Monats wieder entfernt, um den Zorn des Anwohners zu besänftigen.

Abteilungskommandant Bernd Jope will die Angelegenheit auf Anfrage nicht zu hoch hängen. Man könnte das Ganze als Dorfposse abtun, wären nicht persönliche Verletzungen und Angriffe im Spiel, die dem einen oder anderen durchaus wehtun. Die Feuerwehrleute wollten sich einfach nicht mehr beschimpfen lassen, sagte Bürgermeister Karl Ostfalk jetzt im Gemeinderat, als er das Thema unter dem Tagesordnungspunkt Bekanntgaben publik machte. Es sei „mehr als nur schade“, sagte er, dass „hier nichts mehr stattfinden kann“. Dann platze es noch aus ihm heraus und er machte aus seinem Herzen keine Mördergrube. „A Sauerei“ sei es, dass jetzt mit dieser Tradition gebrochen werden muss. Der Bürgermeister vergaß in diesem Zusammenhang nicht den Hinweis, das die Feuerwehr Jahr für Jahr die Dachrinne des erbosten Nachbarn gereinigt habe. Der hat jetzt erst mal einen Sieg davongetragen. Die Aktivisten wollen sich den Ärger ersparen und stellen einen (kleineren) Maibaum ein Stück entfernt beim Musikerheim. Mittelfristig ist für Karl Ostfalk aber klar, dass der Maibaum an den alten Standort gehört. Die Umgestaltung der Ortsmitte in Oberbrüden und die damit verbundene Sanierung des Dorfplatzes werde sicher die Möglichkeit dazu geben, blickt der Bürgeremeister in die Zukunft.

Baumstandort hin oder her – beim Musikerheim findet das Maifest statt. Fassanstich am 30. April ist um 17 Uhr, am 1. Mai wird dann ab 11 Uhr gefeiert.


            So war das bisher (hier im Jahr 2014): Von Hand wurde der Maibaum gestellt. Archivfoto: A. Becher

Schandfleck soll verschwinden

$
0
0
Dachzeile: 
<p></p>

Von Kornelius Fritz

BACKNANG. Ein großes Schild an der Wilhelmstraße weist den Weg zum „Industriepark Altes Kaelble-Areal“. Das klingt modern, doch ein Blick auf die umstehenden Gebäude zeigt, dass diese Ecke Backnangs ihre besten Zeiten hinter sich hat. An den alten Industriehallen bröckelt der Putz, einige stehen schon seit etlichen Jahren leer. Mittendrin eine große Asphaltwüste, die von den Mitarbeitern der benachbarten Firma Tesat als Parkplatz genutzt wird.

Stefan Setzer ist dieser Zustand schon lange ein Dorn im Auge: „So eine Brachsituation mitten in der Stadt können wir nicht akzeptieren. Dieses Gebiet schreit nach einer Erneuerung“, sagt der Leiter des Backnanger Stadtplanungsamtes. Zuletzt hatten allerdings die Innenstadt und die Obere Walke Priorität, die Wilhelmstraße musste deshalb warten. Doch jetzt will die Stadt das Quartier auf Vordermann bringen – mit Unterstützung des Landes, das im Rahmen seines Programms „Soziale Stadt“ 60 Prozent der Sanierungskosten übernimmt.

Eine erste Förderung in Höhe von 1,1 Millionen Euro wurde bereits bewilligt. Wenn die verbraucht sind, hofft Setzer noch auf einen Nachschlag: Insgesamt will die Stadt in den kommenden Jahren fünf Millionen Euro in dem Gebiet investieren – etwa in neue Straßenbeläge, den Abbruch maroder Gebäude oder einen neuen Fußweg entlang der Murr. In der Hoffnung, dass auch die privaten Grundstückseigentümer mitziehen. Wer selbst aktiv wird, kann nämlich für sein Sanierungsprojekt einen städtischen Zuschuss von bis zu 27 Prozent bekommen: „Ein Euro, den wir ausgeben, generiert so in der Regel etwa acht Euro an privaten Investitionen“, weiß Stefan Setzer von anderen Sanierungsgebieten in Backnang und anderswo.

Allerdings kann er sich nicht sicher sein, dass diese Rechnung auch in der Wilhelmstraße aufgeht, denn das Gebiet hat einige Besonderheiten. Im Bereich westlich der Friedrichstraße ist das Problem, dass ein Großteil der Flächen im Besitz eines Hedgefonds mit Sitz in London ist. Der hatte die ehemaligen Marconi-Grundstücke laut Setzer während der Finanzkrise im Paket mit vielen anderen Flächen erworben. Allerdings kümmere sich der Käufer seitdem kaum noch um seinen Grundbesitz: „Wir haben den Eindruck, dass Backnang für die nicht die wichtigste Liegenschaft in Deutschland ist“, sagt Setzer. Entsprechend schwierig sei es, überhaupt einen Ansprechpartner ausfindig zu machen, mit dem man über eine Neugestaltung oder einen Verkauf der Grundstücke verhandeln könnte. Immerhin: Im Falle des Technikforums ist es der Stadt am Ende trotzdem gelungen, das Gebäude zu kaufen. „Dafür haben wir allerdings drei Jahre gebraucht“, erzählt der Stadtplaner.

Neue Wohnungen und Platz
für Start-up-Unternehmen

An Ideen, wie man aus dem Gebiet mehr machen könnte, mangelt es nicht. Entlang der Mühlstraße plant die Stadt Wohnhäuser. Den Anfang will sie noch in diesem Jahr auf einem Grundstück machen, das ihr bereits gehört: Die alte Kaelble-Halle an der Schöntaler Straße soll abgerissen werden. Die Städtische Wohnbau plant dort fünf Mehrfamilienhäuser mit insgesamt 36 Wohnungen. Und es könnten noch mehr werden, wenn es der Stadt gelingt, weitere Grundstücke an der Mühlstraße zu kaufen.

Für die Gewerbeflächen rund um das Technikforum interessieren sich private Investoren. Stefan Setzer träumt hier von einem „Innovationsquartier“, in dem sich Start-up-Unternehmen niederlassen und entwickeln können. Historische Industriegebäude wie der Backsteinbau der ehemaligen Lederfabrik Hodum hätten nach einer Sanierung etwa für Firmen aus der Kreativbranche einen besonderen Reiz, glaubt Setzer: „Da könnte man etwas Tolles draus machen.“ In den Plänen der Stadt sind aber auch Neubauten eingezeichnet, wo heute Parkplätze sind. Für die Autos der Tesat-Mitarbeiter bräuchte man dann jedoch eine andere Lösung, etwa ein neues Parkhaus. Denn dem Stadtplaner ist klar: „Der Parkplatzbedarf besteht in diesem Gebiet.“

Ganz andere Herausforderungen warten im Bereich zwischen Friedrichstraße und Gerberstraße, der ebenfalls zum Sanierungsgebiet gehört. Statt Fabrikhallen stehen dort Wohnhäuser, aber auch die sind größtenteils in schlechtem Zustand. „Da müssen wir die Grundstückseigentümer motivieren, etwas zu verändern“, sagt Stefan Setzer. In anderen Sanierungsgebieten hat das geklappt, doch hier könnte es schwieriger werden, denn der Migrantenanteil unter Bewohnern und Eigentümern ist hoch. Der Verwaltung ist deshalb klar, dass sie dicke Bretter bohren muss. Acht Jahre hat sie für die Sanierung des insgesamt fast zehn Hektar großen Gebiets veranschlagt. „Diese Zeit werden wir auch brauchen, bis man zumindest ansatzweise eine Veränderung sieht“, vermutet Stefan Setzer. Und er will auch nicht ausschließen, dass alle Bemühungen am Ende scheitern: „Es gibt keine Erfolgsgarantie.“


            Knapp zehn Hektar groß ist das gestrichelt eingerahmte Sanierungsgebiet. Es reicht von der Fabrikstraße im Westen bis zur Gerberstraße am Übergang zur Altstadt. Karte: Stadtplanungsamt

            Viele Antennen, aber nur wenige Häuser in gutem Zustand finden sich in dem Wohngebiet östlich der Friedrichstraße. Auch hier sieht die Stadt Sanierungsbedarf. Foto: A. Becher

Spitzenklubs schicken Stars der Zukunft

$
0
0
Dachzeile: 
<p></p>

Von Steffen Grün

Die Premiere des Turniers, das in diesem Altersbereich zur Topklasse in Deutschland zählt, war 2014 noch in Spiegelberg über die Bühne gegangen. Und zwar mit U-9-Teams, die Bayern jubelten. Mit einem der Initiatoren zog das Turnier 2015 nach Backnang weiter, nun kämpften U-10-Mannschaften um die Pokale und das Feld wuchs auf 32 Teams an. Im Finale verhinderte der FC Schalke die Münchner Titelverteidigung. Mit Red Bull Salzburg war auch ein erster Verein aus dem benachbarten Ausland vertreten.

Nun zündeten die Verantwortlichen die nächste Stufe, nach den Qualifikationsturnieren in München, Pfullingen und zuletzt in den Etzwiesen stehen 64 Teilnehmer am Hauptturnier fest, die sich auf acht Vorrundengruppen verteilen. Dabei sind die U-11-Talente von Klubs aus den höchsten vier deutschen Ligen, aber auch aus der Region. Für den internationalen Charakter sorgen Vereine aus der Türkei, Griechenland, Italien, Österreich und der Schweiz.

Von den 18 aktuellen deutschen Erstligisten fehlen nur sieben, darunter mit Schalke der Titelverteidiger. Gemeldet haben Bayern München, Borussia Dortmund, Bayer Leverkusen, der VfB Stuttgart, der Hamburger SV, Borussia Mönchengladbach, der 1. FC Köln, Eintracht Frankfurt, der FC Augsburg, Darmstadt 98 und Hannover 96. Die potenziellen Erstliga-Aufsteiger SC Freiburg und RB Leipzig sind ebenso dabei wie andere namhafte Zweitligisten, zum Beispiel 1860 München, der FC St. Pauli, der 1. FC Nürnberg oder der 1. FC Kaiserslautern. Insgesamt verbringen über 700 Kinder mit Trainern, Betreuern und Eltern das Wochenende in Backnang – klar, dass davon auch die Hotels in der Stadt und der Umgebung profitieren.

Die Vorrundenspiele beginnen morgen um 8.45 Uhr, die Entscheidungen fallen am Sonntag ab 8.30 Uhr. Dann werden alle Plätze von 1 bis 64 ausgespielt, um den Turniersieg kämpfen die Erstplatzierten der acht Vorrundengruppen ab 12.30 Uhr. Das Finale ist für 14.40 Uhr angesetzt.

Gruppe A: Besiktas Istanbul, TSV 1860 München, VfB Stuttgart, Hamburger SV, Juventus Turin, TSG Backnang I, FSV Waiblingen II, SV Eintracht Stuttgart. – Gruppe B: Borussia Mönchengladbach, 1. FC Kaiserslautern, Hannover 96, Fortuna Düsseldorf, PAOK Saloniki, SSV Reutlingen, FV Löchgau, FC Grün-Weiß Gröbenzell. – Gruppe C: RB Leipzig, 1. FC Nürnberg, FC Bayern München II, SV Sandhausen, SC Paderborn, FC St. Pauli, SGM Langenbrettach, FC Hertha München. – Gruppe D: Borussia Dortmund, KSV Hessen Kassel, 1. FC Köln, Eintracht Frankfurt, SG Wüstenrot/Neuhütten, TuS Freiberg, SV Steinbach, SSV Biberach. – Gruppe E: SV Darmstadt 98, Karlsruher SC, FC Basel, SC Fortuna Köln, TSV Schmiden, SF Dornstadt, FSV Waiblingen I, SSV Ulm 1846. – Gruppe F: SV Wehen Wiesbaden, FC Zürich, Spvgg Unterhaching, FC Augsburg, FC Hansa Rostock, Neckarsulmer Sport-Union, TSG Backnang II, FC Union Heilbronn. – Gruppe G: Red Bull Salzburg I, Arminia Bielefeld, Galatasaray Istanbul, Spvgg Greuther Fürth, SV Salamander Kornwestheim, TuS Germania Schnelsen, FSV 08 Bissingen, SC Schaffhausen. – Gruppe H: FSV Frankfurt, Bayer 04 Leverkusen, Berliner Fußballclub Dynamo, FC Bayern München I, SV Offenhausen, VfL Pfullingen, SV Leingarten, SV Innsbruck.


            
              Stoppten 2015 im Endspiel die Bayern, fehlen dieses Mal aber: Schalkes Talente. Die Münchner sind in den Etzwiesen erneut dabei.Foto: B. Strohmaier

Der fünfte Auswärtssieg wäre Gold wert

$
0
0
Dachzeile: 
<p></p>

Von Alexander Hornauer

Für den HCOB geht es an den beiden abschließenden Spieltagen – nach der Partie in Großsachsen steht noch das Heimspiel gegen die TGS Pforzheim auf dem Programm – darum, den SV 64 Zweibrücken, den SV Salamander Kornwestheim und die TSG Haßloch auf Distanz zu halten. Weil die Mannschaft von Trainer Jürgen Buck zwei beziehungsweise vier Punkte Vorsprung auf die Konkurrenten hat, kann sie den Sack selbst zumachen. Mit diesem Ziel reisen die Handballer an die Bergstraße. Der fünfte Auswärtssieg der laufenden Saison wäre Gold wert.

Die Aufgabe beim TVG wird aber nicht einfach. Die Mannschaft von Trainer Stefan Pohl hat sich nach einigen Niederlagen zum Saisonstart beträchtlich gesteigert und das Abstiegsgespenst verjagt. Das Team ist mit erfahrenen Spielern besetzt, die schon über Jahre in hohen Ligen aktiv sind. Der von der HG Oftersheim/Schwetzingen gekommene Rückraumspieler Jan Triebskorn erwies sich als Verstärkung. Auch der frühere Bietigheimer Philipp Schulz ist für hohe Trefferzahlen gut. Die Stärke der Germanen besteht in der Ausgeglichenheit des Teams, in dem immer wieder andere Akteure entscheidende Akzente setzen.

Für den HC Oppenweiler/Backnang muss die Aufgabe lauten, die gute Leistung aus den ersten 25 Minuten der Begegnung in Nußloch über das gesamte Spiel abzurufen. Vor allem sollte es gelingen, in kniffligen Momenten einen kühlen Kopf zu bewahren. Zuletzt hatte der Umstand, dass ein Vorsprung zur Pause wieder verbraucht war, das Selbstvertrauen der Murrtaler so negativ beeinträchtigt, dass sie auch zu Beginn des zweiten Durchgangs mutlos agierten.

Trainer Buck sagt dazu: „Kurzfristige schlechte Phasen dürfen uns nicht aus dem Konzept bringen. Wir brauchen den Glauben, etwas bewegen zu können. Alle müssen sich an erarbeitete Konzepte und Vorgaben halten, nur so ist ein Sieg möglich.“ Der Coach ist zugleich davon überzeugt, „dass wir uns von unserer besten kämpferischen Seite präsentieren werden“. Er sieht Großsachsen auf einem Level mit Nußloch, „das sagt schon aus, was uns erwartet“. Positiv ist, dass Petros Kandilas nach langer Verletzungspause wieder eingreifen kann. Er soll helfen, die Abwehr zu stabilisieren. Inwieweit Kandilas selbst in der Offensive helfen wird, muss sich noch zeigen. Darum wäre es wichtig, wenn auch der zuletzt fehlende Ruben Sigle morgen wieder mitspielen kann. Das ist allerdings noch offen. Buck sagt: „Ich hoffe sehr, dass wir in den entscheidenden Spielen mit voller Mannstärke und Fitness spielen können. Auch das ist für uns wichtig.“

  Der HC Oppenweiler/Backnang setzt einen Fanbus ein. Abfahrt: 16.30 Uhr, Gemein- dehalle in Oppenweiler. Anmeldungen: Erich Maier, Telefon 07191/4216.


            Nach langer Verletzungspause wieder dabei: Petros Kandilas (beim Wurf).Foto: B. Strohmaier

In Auswärtstrikots zum Heimsieg

$
0
0
Dachzeile: 
<p></p>

Von Steffen Grün

Rote Trikots, schwarze Hosen, schwarze Stutzen – so sieht das gewohnte Erscheinungsbild der Aspacher Kicker im eigenen Stadion aus. Sollten die zuständigen Stellen beim Verband und letztlich der Unparteiische nichts dagegen haben, könnte sich das am Samstag gegen die Störche ändern. Die SG plant, den Fußballgott zu überlisten und ihm mit einem komplett weißen Gewand vorzugaukeln, es handele sich um ein Auswärtsspiel. Dann, so die Hoffnung, könnte der Heimkomplex nach vier Niederlagen (1:2 gegen Würzburg, 0:3 gegen Mainz II, 0:1 gegen Bremen II, 0:1 gegen Rostock) und zwei Remis (1:1 gegen Köln, 1:1 gegen die Kickers) sein Ende finden und der erste Sieg seit dem 12. Dezember (3:1 gegen Münster) herausspringen. Noch einen Schritt weiter zu gehen, lehnt Rehm lachend ab: „Nein, in die Auswärtskabine ziehen wir nicht um, das ist ganz sicher.“

Ohnehin traut es der 37-Jährige seinem Team eigentlich auch so zu, den Bock umzustoßen. Wenn Mittelfeldspieler Shqiprim Binakaj nämlich die Theorie in den Raum stellt, „dass wir auch in den Heimspielen nicht viel falsch gemacht haben, sondern auch viel Pech hatten“, dann widerspricht der SG-Trainer nur teilweise. „Die Spielweise war in Ordnung“, sagt der Ex-Profi mit der Erfahrung aus 188 Zweitligaspielen, „aber die Torchancenverwertung war teilweise miserabel“. Und nicht immer war es nur das Aluminium, das im Weg stand, wie zuletzt gegen Rostock gleich zweimal.

Welche Effektivität und Kaltschnäuzigkeit seine Kicker auch in sich tragen, zeigte sich beim 5:0 in Cottbus am vergangenen Samstag, als beinahe jeder Schuss ein Treffer war. Besondere Freude löste es bei Rehm aus, dass mit Tobias Rühle, Pascal Sohm, Bashkim Renneke, Timo Röttger und Shqiprim Binakaj fünf verschiedene Spieler vollendeten: „Wir hoffen, dass damit der Knoten in der Offensive geplatzt ist.“ Und dass es gegen Kiel auch im eigenen Stadion mal wieder richtig flutscht.

„Das ist ein Gegner, der uns körperlich alles abverlangen wird“, warnt Aspachs Coach allerdings mit Nachdruck vor dem Zehnten, der noch ein, zwei Pünktchen holen sollte, um letzte Zweifel am Klassenverbleib zu zerstreuen: „Vielleicht ist es sogar die körperlich stärkste Mannschaft der Dritten Liga.“ Vor der Saison sah nicht nur Rehm in den Nordlichtern einen Topfavoriten auf den Aufstieg, hatten sie den Sprung in die Zweite Bundesliga in der Runde zuvor doch nur sehr unglücklich in der Relegation gegen 1860 München verpasst. Die Nachwirkungen dieses Nackenschlages sowie das Verletzungspech sind für den SG-Trainer die Gründe dafür, dass Kiel weit unter den Erwartungen blieb.

Deutlich drüber ist dagegen die eigene Mannschaft, die sich mitten im Dreikampf um Rang drei befindet. Das Wörtchen Aufstieg steht in Aspach trotzdem auf dem Index, beim aktuellen Dritten in Würzburg hält es Trainer Bernd Hollerbach ähnlich. Sie dürften in ihrer Haltung dadurch bestärkt worden sein, dass es ihr Kollege Joe Enochs in Osnabrück zuletzt anders anging und es prompt Rückschläge gab. „Wir reden nicht darüber, sondern wollen die Spiele gewinnen“, betont Rehm noch einmal. So soll es auch morgen klappen.

  Wie gewohnt bietet die SG Sonnenhof einen kostenlosen Shuttleservice. Abfahrt am Busbahnhof in Backnang: 13.25 Uhr. Zurück geht es aus dem Fautenhau um 16.15 Uhr.


            Sollen morgen als gutes Omen aus dem Schrank gekramt werden, um den Heimkomplex zu besiegen: Aspachs weiße Auswärtstrikots. Foto: A. Becher

Mal-Rendezvous mit 31 Frauen

$
0
0
Dachzeile: 
<p></p>

Von Christine Schick

MURRHARDT/HÖXTER. Wenn Michaela Übelmesser sich nach einem Arbeitstag als Zahntechnikerin nicht in ein angefangenes oder neues Bild vertieft, schaut sie sich nach Wettbewerben und Ausstellungsmöglichkeiten um. Ihre Leidenschaft fürs Zeichnen und Malen ist groß, genauso wie die Unterstützung ihrer Familie, besonders auch ihrer Tante Helga Übelmesser-Larsen und Großmutter Hilde Übelmesser in Murrhardt. Die 34-Jährige, die in Höxter lebt, schafft mit Buntstiften surreale, fantastische Bilderwelten. Für ihre Maltechnik wurde sie nun jüngst beim achten internationalen Treffen „Women’s Art World“ in Marrakesch ausgezeichnet, „Buntstifte sind ja so etwas wie das Medium der Kinder, insofern sind meine Bilder vor allem wegen meiner Technik beziehungsweise meines Werkzeugs für die meisten etwas Ungewöhnliches.“ Als Übelmesser vergangenes Jahr die Marokkanerin Hayat Saidi in Venedig bei einer Gruppenausstellung kennenlernte, kam später die Einladung der Kollegin und Frauenbeauftragten des afrikanischen Landes ins Haus geflattert. Diese war für Michaela Übelmesser mit dem Künstlernamen Michaela de Luxe etwas Besonderes, weil sie neben der Möglichkeit, mit den anderen im National Museum Marrakesch auszustellen, die Chance bot, mit Kolleginnen aus über 20 Ländern gemeinsam zu arbeiten.

Übelmesser hat „Lust am Experimentieren bekommen“. Sie kombinierte verschiedene Materialien und Techniken, ritzte und zeichnete mit Buntstiften in ihr mit Acryl- und Ölfarbe gemaltes Bild. Sie stellte fest, wie lange man warten muss, bis die Farbe trocknet, aber auch, wie viel Leuchtkraft sie besitzt.

Nicht minder beeindruckt war sie vom Austausch und den persönlichen Begegnungen. Sie lernte Frauen verschiedener Länder, Kulturen und Religionen im Alter zwischen 20 und 66 Jahren kennen. Michaela Übelmesser erfuhr von den Kolleginnen einerseits, dass es für viele ein täglicher Kampf ist, die Arbeit auch in finanzieller Hinsicht weiterführen zu können, andererseits gab es jede Menge Tipps und Austausch über das, was in anderen Branchen ganz lapidar Selbstvermarktung heißt – Wettbewerbe, Ausstellungs- und Verkaufsmöglichkeiten.

Nun, wieder zu Hause, bekommt sie nicht nur viel elektronische Post von den Kolleginnen, sondern bereitet sich schon aufs nächste Event vor: Die Tokyo International Art Fair im Mai. Die Teilnahme kostet allerdings und insofern hofft sie auf Unterstützung aus dem Netz: Wer die meisten Klicks auf sein Bild verzeichnen kann, bekommt die Gebühr erlassen. Weitere Infos: www.michaela-de-luxe.de.


            Malen unter freiem Himmel: Michaela Übelmesser kann beim Treffen in Marrakesch ihrer Lust am Experimentieren nachgehen und arbeitet unter anderem mit Öl- und Acrylfarbe – auch wenn sie ihre Buntstifte natürlich nicht ganz aus der Hand gelegt hat. Foto: privat

Stimmungen und Tuschkasten-Plauderei

$
0
0
Dachzeile: 
<p></p>

Von Melinda Schachinger

BACKNANG. „Hier steh ich. Alleine. Verwaist. Wie sehn ich mich nach Gefährten! Keiner ist hier. So weit, so weit sind ferne Wälder und Gärten.“

Diese Strophe aus einem Gedicht von Brigitte Brändle wird nicht etwa von einem Menschen geseufzt, sondern von einem einsamen, kahlen, in Dunkelheit stehenden Baum. Jener Baum schmückt eines ihrer Bilder, das mit den Werken anderer Künstlerinnen der VHS-Malgruppe Kurs 002, die sich jetzt „EigenArt“ nennt, noch bis zu den Sommerferien in der Volkshochschule im Rahmen der Ausstellung „Stimmungen“ zu sehen ist.

Doch was haben Bäume, Fische oder Winterlandschaften mit Stimmungen wie Einsamkeit, Freude, Trauer oder Freiheit zu tun? Die Antwort auf diese Frage ist schnell gefunden, wenn man die Werke betrachtet, die die Gruppe im vergangenen Semester erschaffen hat – teils könnten beispielsweise die verschiedenen Bilder, die das Motiv „Baum“ zum Inhalt haben, unterschiedlicher nicht sein. Vom blütengeschmückten, impressionistisch-abstrakten Frühlingsbaum, der die Stimmung und das Licht der ersten warmen Tage einfängt, bis hin zu blätterlosen Ästen im Sonnenuntergang ist eine erstaunliche Bandbreite zu entdecken.

Genau diese Diversität ist es, die laut Kursleiterin Dorothea Schwertzel-Thoma die Gruppe aus momentan elf Frauen zu etwas ganz Besonderem macht: „Fertige“ Künstlerinnen und frisch eingestiegene Anfängerinnen helfen und inspirieren sich gegenseitig, probieren sich aus und finden letztendlich ihren eigenen Stil. Das spannende Ergebnis ihrer Arbeit begutachteten bei der Ausstellungseröffnung gut hundert Gäste. Neben einer Begrüßung durch VHS-Abteilungsleiterin Friederike Fleischmann unterhielt die Kursteilnehmerin Barbara Krug mit ihrer Plauderei „aus dem Tuschkasten“. Für einen angemessenen musikalischen Rahmen sorgten die Backnanger Chorallen unter Leitung von Miklós Vajna. Zudem konnten die Besucher in aller Ruhe die ausgestellten Bilder begutachten und den Künstlerinnen Fragen stellen. Beim Gang durch die Ausstellung wird immer deutlicher, wie breit gefächert die Werke der Kursteilnehmerinnen sind: Während Barbara Krug meist sehr gegenständlich malt, ergibt sich bei Birgit Sterzel gerne ein abstrakteres Werk im Schaffensprozess. Verspielt wirkt dagegen Ingrid Dürrs Zentangle-Technik, die sich aus etlichen zusammengesetzten kleinen Mustern ergibt. Herausstechend sind immer wieder Brigitte Brändles Werke, die durch plastische Komponenten bestechen. Doch auch die noch eher frischen Teilnehmerinnen beeindrucken mit ihrem Können. Uschi Riedel beispielsweise hat schon als Einsteigerin eine wunderschöne Landschaft erschaffen. Yevgeniya Seeger, seit etwa zwei Jahren dabei, ist bekannt für ihren cartoon-ähnlichen Stil. Während Kathrin Widmayer durch mutige Farbzusammenstellungen auffällt, ist die Farbe von Metta Halim vor allem Blau: Wasser in allen Nuancen ist ihre Welt. Blau findet man auch in einer Winterlandschaft von Vera Heyer. Ihre Bilder sind gekennzeichnet von einer expressionistischen Farbigkeit, die ins Auge fällt.

Ingrid Thomas hingegen, die schon seit Langem bei der Gruppe ist, ist eher an pastelligen Farben zu erkennen. Sehr viel am Experimentieren ist Margitta Wildermuth, die gerne verschiedenste Techniken anwendet. Dank dieser ganz unterschiedlichen Künstlerinnen ergibt sich eine sehenswerte Ausstellung, die auch dem Thema Stimmungen auf etliche unterschiedliche Weisen Ausdruck verleiht.


            Die Werkschau ist noch bis zu den Sommerferien im Haus der Volkshochschule in Backnang zu sehen.Foto: E. Layher

Gegenseitiges Verständnis fördern

$
0
0
Dachzeile: 
<p></p>

BACKNANG/WAIBLINGEN (mlo). Integration leben und gegenseitiges Verständnis fördern, indem man Traditionen und Werte einer Gesellschaft weitergibt und in den Alltag einbindet, bei Hobbys und dem täglichen Miteinander. Das ist eine Aufgabe, der sich viele Menschen, Vereine, Organisationen und Unternehmen täglich stellen.

Interessenten sollten keine Scheu vor der Bewerbung haben, denn der freiwillige Einsatz für die Mitmenschen verdient Anerkennung – umso mehr, weil ehrenamtliches Engagement oftmals im Verborgenen stattfindet. In diesem Jahr können sich all diejenigen bewerben, die dazu beitragen, die Lebensqualität vor Ort zu verbessern und Menschen aus verschiedensten Ländern Türen für ein integriertes Leben öffnen.

Integration vor Ort kann schon durch ganz alltägliche Aktivitäten geschehen, wie miteinander Sport treiben, Theater spielen oder Musik machen.

Aber auch wenn Schüler aktiv werden und Patenschaften übernehmen oder Vereine und Bürgerinitiativen den Austausch untereinander fördern, ist das gelebte Integration. Dabei wird aber nicht nur Willkommenskultur gelebt, sondern es werden auch Traditionen und Werte einer Gesellschaft weitergegeben. Durch gegenseitiges Verständnis wird so Integration gefördert.

In diesem Jahr gibt es drei Kategorien, in denen die Engagierten ausgezeichnet werden können: „Junge Helden“ (Bewerber bis 21 Jahre), „Alltagshelden“ (Bewerber ab 22 Jahre) und „Engagierte Unternehmer“. In der Rubrik „Engagierte Unternehmer“ können sich erstmals Personen bewerben, die in ihrer unternehmerischen Tätigkeit Verantwortung für die Gemeinschaft übernehmen.

Bewerben können sich in diesem Jahr all diejenigen, die mit ihrem Engagement dazu beitragen, die Lebensqualität vor Ort zu verbessern und Menschen aus verschiedensten Ländern Türen für ein integriertes Leben öffnen. Die Bewerbungen nehmen zunächst am Bürgerpreis Rems-Murr der Kreissparkasse Waiblingen teil und werden von einer lokalen Jury bewertet. Die dabei ausgezeichneten Einsendungen qualifizieren sich für den deutschen Bürgerpreis der Initiative „für mich. für uns. für alle.“ in Berlin.


            Hatte sich im vergangenen Jahr erfolgreich für den Bürgerpreis beworben: Der Liederkranz Oppenweiler gewann 2015 den Leserpreis der Backnanger Kreiszeitung und Murrhardter Zeitung. Die Musical-Werkstatt des Liederkranzes widmet sich jedes Jahr einem kulturellen oder sozialen Thema, im vergangenen Jahr ging es um Migration. Titel: Afrika mit allen Sinnen erfahren. Foto: E. Layher

In sechs Jahren viele Brücken geschlagen

$
0
0
Dachzeile: 
<p></p>

Von Carmen Warstat

MURRHARDT. Wenn man Holger Mangold beim Reden über seine Arbeit zuhört, könnte man meinen, er habe nie etwas anderes gemacht und gehöre zu den Glücklichen, die ihren Traumberuf tatsächlich ergreifen konnten. Aber ganz so ist es nicht.

Eigentlich wollte er in die technische Richtung. Nach der mittleren Reife absolvierte er erst einmal eine dreijährige Ausbildung zum Zimmermann, anschließend erarbeitete er sich die Fachhochschulreife. Er hatte nicht vor, Sozialpädagoge zu werden. Vielmehr wollte Holger Mangold „was Technisches studieren“. Aber dann kam das Freiwillige Soziale Jahr. Tief verwurzelt in der Fornsbacher Kirchengemeinde, begann er hier, die offene Jugendarbeit zu gestalten und hatte Freude an dieser vielseitigen und verantwortungsvollen Aufgabe.

Etwas ernüchtert auch von seinen mathematischen Fähigkeiten, die, wie er selbst sagt, für ein Bauingenieursstudium nicht gereicht hätten, nahm Holger Mangold an der Evangelischen Hochschule Ludwigsburg das Studium der Sozialpädagogik auf – Abschluss im Januar 2010 als Bachelor of Arts.

Es war der erste Jahrgang, der diesen Titel erhielt – „Versuchskaninchen“, sagt er lächelnd.

Schon während seines Studiums betreute der junge Mann den selbstverwalteten Jugendclub im Milchhäusle, denn der Freiheitsdrang der Jugendlichen hatte diese aus dem Gemeindehaus getrieben, und nun versuchte man hier auf eigenen Füßen zu stehen. Ebenfalls während des Studiums war Holger Mangold Stipendiat bei der Heinrich-Böll-Stiftung, gab Seminare und hielt Vorträge und Workshops über die Arbeit mit rechtsextremen Jugendlichen im ländlichen Raum. Es kann hier vorwiegend um diejenigen gehen, die noch nicht tief in der Szene angekommen sind, sondern sich offenkundig auf der Kippe dorthin befinden, meint der engagierte 32-Jährige, da diese noch erreichbar und oft dankbar für jede Aufmerksamkeit sind.

Den Bachelor in der Tasche, wurde er in der stationären Jugendhilfe in Kirchheim/Teck tätig – ein harter Job in Schichten und zudem nur eine 75 Prozent-Stelle, für die er lange Fahrtzeiten in Kauf nehmen musste.

Zum Sommer 2010 wurde in Murrhardt die Stelle für das Projekt Brückenschlag ausgeschrieben, und Holger Mangold hat sich an einem Mittwoch in einem ungezwungenen Telefonat mit Pfarrer Steffen Kaltenbach spontan dafür empfohlen. Längst kannten die beiden sich ja vom Freiwilligen Sozialen Jahr her, hatten einen Draht zueinander und schmiedeten nun begeistert Zukunftspläne. Hoch motiviert ging der Sozialpädagoge an die Arbeit und bewirkte im Laufe von sechs Jahren Beachtliches. Nun steht sein Abschied an. Gemeinsam mit Steffen Kaltenbach und Uwe Jansch (Paulinenpflege) blickt er auf diese Zeit zurück. Einen Chef hatte Mangold nicht, er hatte zwei halbe Chefs. Denn das Projekt Brückenschlag entstand aus dem Bedürfnis der Stadt Murrhardt und der Kirchen nach je einer halben Stelle für mobile und kirchliche Jugendsozialarbeit. Beide Seiten hatten sich auf ein gemeinsames Profil zu einigen. Das war zwar nicht ganz einfach, schwieriger aber die juristische Problematik der Anstellung Holger Mangolds. Der Jugendhilfeverband der Paulinenpflege Winnenden erwies sich als perfekter Kooperationspartner und Anstellungsträger, der mit dem Vertrag zunächst auch ein gewisses finanzielles Risiko übernahm.

Holger Mangold stieß unzählige Aktivitäten mit Jugendlichen an und erreichte so auch die Randständigen unter ihnen. Musste er sich anfangs auch Abfuhren à la „Verpiss dich!“ abholen, blieb er dran und konnte nach und nach Vertrauen aufbauen. Für Jugendliche etwas zu tun bedeutet immer, mit ihnen etwas zu tun, das Credo Holger Mangolds klingt nach einer Binsenweisheit, erfordert aber pädagogisches Geschick, gerade in Problemfällen. Er hat Schulverweigerer, -abbrecher und -verwiesene kennengelernt, straffällige Jugendliche und solche mit psychischen und innerfamiliären Problemen, Essgestörte und Suchtkranke – die Abhängigkeit von Alkohol und anderen Drogen ist unter jungen Menschen leider auch weiterhin allgegenwärtig.

Auch die Verarbeitung tragischer Schicksalsschläge musste Holger Mangold begleiten. Er versteht sich als Anwalt seiner „Klienten“. Das heißt: Er wird nicht mit den Eltern (oder anderen Autoritäten) über die Jugendlichen reden. Und: „Mobile Jugendhilfe kümmert sich um die Probleme, die Jugendliche haben und nicht um die, die sie machen.“ Dies schreibt er denjenigen ins Stammbuch, die seine Loyalität den Kids gegenüber unterlaufen möchten.

In Murrhardt war ihm das Verständnis aller Seiten sicher: Stadt und Kirche, Paulinenpflege und Polizei verstanden und respektierten seine Rolle uneingeschränkt – auch ein Grund dafür, dass der Sozialarbeiter so viel bewegen konnte: Eine Graffiti-Aktion, Jugendgottesdienste, etwa zum Thema Teilen, Soccer at Midnight, eine Erlebnis-Rallye durch Kirchenkirnberg, Einblicke in das Holzbau- und Zimmererhandwerk sowie in die Kunst, ein Kirchenfenster zu erschaffen, ein Projekt Speed-Dating mit Kommunalpolitikern, Bewerbungstrainings und Berufseinstiegshilfen, Aktionstage mit Workshops gegen rechts, Konzerte, ein Argumentationstraining gegen Stammtischparolen, Freizeiten, die Sanierung vom Milchhäusle und die Reaktivierung des Projekts „Arche kickt“ sowie vieles andere wurde mit Holger Mangolds maßgeblicher Unterstützung möglich. Er ist ein Mann mit ganz feinen Antennen. So konnte er Brücken schlagen zwischen Kirche und Stadt, zwischen verschiedensten Milieus, zwischen Generationen. Wenn er jetzt geht, tut er es in der inständigen Hoffnung, dass das Projekt Brückenschlag fortgesetzt und seine Stelle für einen Nachfolger erhalten wird. Natürlich bleibt Holger Mangold der Sozialarbeit treu.

Im Jugendhilfeverbund der Paulinenpflege übernimmt er ab Mai die Regionalleitung Waiblingen. Er wird für flexible ambulante Hilfen zuständig sein, sozialpädagogische Familienarbeit und Erziehungsbeistand also.

Holger Mangold hat eine „wunderbare Freundin“, der er sehr, sehr dankbar ist. Die vielen Abende, die sie ohne ihn verbrachte, weil er außer Haus mit Jugendlichen arbeitete – sie hatte immer Verständnis. Sicher wird sie auch sein neues Aufgabenfeld mittragen.

  Holger Mangold wird am Samstag, 23. April, verabschiedet. Die Veranstaltung beginnt mit einer Feier um 18.30 Uhr in der evan- gelischen Kirche in Fornsbach. Grüße von Bürgermeister Armin Mößner und Uwe Jansch, Regionalbeauftragter der Paulinen- pflege Winnenden, und den beteiligten Kirchengemeinden bilden das Scharnier zum Weiterfeiern im Milchhäusle des Jugendclubs Fornsbach.


            Holger Mangold: Er ist ein Mann mit ganz feinen Antennen. So kann er Brücken schlagen zwischen Kirche und Stadt, zwischen verschiedensten Milieus, zwischen Generationen. Foto: J. Fiedler

Militärische Attribute treten in den Hintergrund

$
0
0
Dachzeile: 
<p></p>

Von Klaus J. Loderer

BACKNANG. Hövelborn, der Vorsitzende des Backnanger Heimat- und Kunstvereins, hat die Kriegerdenkmäler zum Ersten Weltkrieg in Backnang und der Region untersucht. Für die Erinnerungskultur habe sich nach dem Ersten Weltkrieg in Deutschland eine besondere Problematik aufgetan, da man an einen verlorenen Krieg erinnern musste. Das 1924 vom Lederfabrikanten Fritz Schweizer gestiftete Kriegerdenkmal am Marktplatz in Backnang zeigt einen Soldaten, der sich um einen gefallenen Kameraden kümmert. Dieses Motiv der Kameradschaftlichkeit sei nicht nur ein wichtiger Bestandteil des soldatischen Lebens, so Hövelborn, sondern auch immer wieder Motiv von Denkmalsdarstellungen.

Auch das Eiserne Kreuz sei ein wichtiges Motiv von Kriegerdenkmälern. Kurz ging Hövelborn auch auf die Stiftung des Eisernen Kreuzes 1813 ein und seine ästhetische Gestaltung durch den preußischen Architekten Karl Friedrich Schinkel. An der 1925 fertiggestellten Kriegergedächtnishalle auf dem Backnanger Stadtfriedhof findet sich das Eiserne Kreuz an markanter Stelle mit der an die soldatische Wertegemeinschaft erinnernden pathetischen Inschrift „Treu bis in den Tod“. Auch die Form der Grabsteine auf dem nahen Kriegerehrenfeld sei dem Eisernen Kreuz nachempfunden. Diese Form der Grabsteine lasse sich auf Gefallenenfriedhöfen immer wieder finden.

Monumente der Nazizeit stellen Heldenhaftigkeit heraus

Ein weiteres wichtiges Element der Kriegerdenkmäler seien die Tafeln zur namentlichen und dauerhaften Erinnerung an die gefallenen Soldaten. In der Vorhalle zur Gedächtnishalle auf dem Backnanger Stadtfriedhof seien auf Tafeln 323 Namen aufgeführt.

In der Zwischenkriegszeit lassen sich nach Hövelborn die Denkmäler der Weimarer Republik deutlich von denen des Dritten Reichs unterscheiden: Zeigten die Ersteren Schmerz und Leiden, sollte nun der Held hervorgehoben werden. Gelegentlich wurden sogar Denkmäler ersetzt, die zu wenig den von den Nationalsozialisten bevorzugten heldenhaften Männertyp verkörperten.

Dies zeigte Hövelborn am Beispiel von Göppingen. Dort wurde 1938 das Denkmal in Form einer Pietà abgebaut und durch eine neue Figurengruppe mit zwei steif aufrecht stehenden Soldaten ersetzt. Eigentlich habe das Denkmal erst nach dem siegreich beendeten Zweiten Weltkrieg enthüllt werden sollen, mangels des entsprechenden Sieges habe die entsprechende Feier dann doch nie stattgefunden, merkte Hövelborn dazu an.

Auch die 1933 im Schloss Rosenstein in Stuttgart aufgestellte liegende Soldatenfigur sei schon 1934 wieder entfernt worden. Erst 2011 habe man die Figur wiedergefunden.

Denkmal fällt dem Straßenbau

zum Opfer

Aber auch andere Gründe konnten zum Verlust von Denkmälern führen. In Unterweissach sei, so berichtete Hövelborn, das sehr geschmackvolle Kriegerdenkmal bei der Kirche 1972 ganz banal dem Ausbau der Straße zum Opfer gefallen – und das, obwohl der Bildhauer Jakob Clement ein Schüler des bedeutenden Darmstadter Jugendstilkünstlers Ludwig Habich gewesen sei.

Hövelborn ging in seinem Vortrag auch auf die Denkmäler in einigen Backnanger Teilorten ein. Militärische Attribute, darunter einen Stahlhelm, zeige das Gemeinschaftsdenkmal von Heiningen und Waldrems. Die Form sei hier ein schlichter Findling mit Namensliste.

Weit pathetischer sei die Inszenierung des Denkmals in Steinbach. Mit der Inschrift „Den Helden“ habe man deutlich Stellung bezogen. Mit seiner mehrläufigen Treppenanlage sei das Denkmal in Strümpfelbach nicht nur viel aufwendiger, sondern falle noch durch die Bronzeskulptur auf. Diese Gruppe zeige zwei nackte Männer, zwei geschlagene Menschen, die sich, so gut es geht, gegenseitig stützen. Hier sei auf militärische Elemente ebenso verzichtet worden wie am Denkmal in Oppenweiler, dessen zentrales Element eine weitgehend abstrahierte Frauenfigur darstelle.

Neues Museum in uraltem Haus

$
0
0
Dachzeile: 
<p></p>

Von Renate Häussermann

ASPACH. Ein verlockendes Objekt ist das Haus in der August-Lämmle-Straße 31 nicht. Außer: Man sieht es mit den Augen von Dieter Weller. Er ist der Bewahrer der Alltagskultur des ehemaligen Badeorts. Als Rietenau 2003 sein 900-jähriges Bestehen feierte, war er jener, der aus seinem reichen privaten Fundus wichtige, geschichtliche Fakten beisteuerte und im ganzen Ort Gegenstände für eine Ausstellung im Gemeindehaus sammelte.

Aus dieser Aktion entstand der Heimat- und Kulturverein Rietenau, dem Dieter Weller seitdem vorsteht. Und seit 2003 gibt es im ehemaligen Rathaus des Dorfes Rietenau das Museum für dörfliche Alltagskultur. Reizende, traurige, dramatische, aber allemal interessante Geschichten über die Rietenauer finden sich in dem schmucken Gebäude, auf dessen östlicher Fassade ein Balken die eingeschnitzte Jahreszahl 1601 trägt.

Dass die Relikte längst vergangener Zeiten im Rietenauer Heimatmuseum gut aufgehoben sind, weiß man auch im Rathaus der Gesamtgemeinde Aspach. Als im alten Rathaus in Großaspach eine Poststelle eingerichtet wurde, war die bis dahin im Erdgeschoss zu Ausstellungszwecken untergebrachte Schusterwerkstatt von Gotthilf Schwenger im Weg. Die Leisten, das Hockerle, genagelte Schuhe, eine noch funktionierende Schuhrichtmaschine und viele Werkzeuge und Materialien des bis ins 80. Lebensjahr arbeitenden und 1994 verstorbenen Schuhmachermeisters wurden nach Rietenau ins Museum gebracht.

Hinzu kamen schließlich noch sämtliche Utensilien der Werkstatt des Schneidermeisters Hermann Oesterle aus Kleinaspach. Der Tisch, auf dem der Schneider bei der Arbeit saß, ist ebenfalls dabei und seine Auftragsbücher auch. Sauber und gewissenhaft hat er von seinen Kunden Maß genommen und besondere Merkmale aufgeschrieben: „Stark geneigter Rücken, flaches Gesäß, leicht vorgeschobener Leib“ oder „ Starke Schulterknochen, starke Schulterblätter, runder Rücken, hohles Kreuz, Hüfte normal, rechts 1,5 Zentimeter einseitig.“

Es sind alles kleine Schätze, die sich im Rietenauer Museum finden. Doch nun platzt es aus allen Nähten. Deshalb soll das Gebäude in der August-Lämmle-Straße 31 zur Außenstelle des Museums hergerichtet werden. Das Haus hat die Gemeinde geerbt. Der Kaufpreis beläuft sich laut Gutachten auf 14000 Euro. Den Erlös muss die Diakoniestation bekommen. So wollte es der Erblasser.

„Eigentlich müsste man es geschenkt bekommen“, sagt Dieter Weller schmunzelnd. Wohl wahr! Wer sich in das Gebäude in seinem jetzigen Zustand reintraut, muss von Neugier getrieben sein (wie die Presseleute) oder aber ein ganz besonderes Faible für die Ortsgeschichte haben (wie die Mitglieder des Heimat- und Kulturvereins).

Die Eingangstüre lässt sich nicht mehr öffnen. Über die Hintertüre geht es in den dunklen Vorraum und über eine altersschwache Treppe hinauf in den ersten Stock. Der Straße zugewendet, befindet sich das größte und hellste Zimmer mit fünf Einglassprossenfenstern.

1866 hat in diesem Haus der Weber Johann Georg Kohler gewohnt und gearbeitet. Ab 1890 lebte in dem Gebäude der Schuhmacher Robert Weigle, und um 1910 findet man in alten Akten den Namen des Schneiders und Spezereihändlers Gottlieb Schad. Der letzte Eigentümer des vielfach verkauften und vererbten Gebäudes war Wilhelm Reichert.

Das genaue Baujahr des Hauses lässt sich nicht mehr feststellen. Mindestens 50 Jahre steht es jetzt leer. Das Erdgeschoss ist gemauert, das darauf folgende Geschoss wird von einem mit Lehmwickeln ausgekleideten Fachwerk getragen. Die Statik sei in Ordnung, hat sich der Heimat- und Kulturverein vom Statiker bestätigen lassen.

Zwei Häuser teilten

sich ein Plumpsklo

Gäbe es in dem Gebäude keine Elektrizität, würde das nicht wundern. Irgendwann wurden die Kabel auf Putz verlegt. Eine Toilette gibt es nicht, ein Bad auch nicht. Es gab ein Plumpsklo und zu jenem einen Zugang vom Nachbarhaus. Zwei Häuser teilten sich also das Örtchen, was wohl auch zu Streitigkeiten führte. Zumindest gibt es darüber offizielle Beschwerdebriefe.

Dass in diesen beengten Räumlichkeiten große Familien gelebt haben sollen, kann man sich nicht vorstellen. „Die Leute waren anspruchsloser, sie haben nichts anderes gekannt“, erklärt Dieter Weller. Wer ein eigenes Dach über dem Kopf hatte, schätzte sich glücklich.

Wenn Staub und Spinnweben der Jahrzehnte entfernt sind, wenn alles Gerümpel aus dem Haus geschafft ist, sieht es in dem Gebäude vielleicht etwas freundlicher aus. Krumm und schief bleibt manches trotzdem. Dieter Weller kann in seinem Verein auf tatkräftige Mithilfe bauen. Der 73-jährige Techniker, ein ehemaliger Kaelble-Mitarbeiter, packt selbst an und hat ein Team von handwerklich begabten Vereinsmitgliedern hinter sich. Er rechnet mit mindestens einem Dreivierteljahr, bis das Gebäude auf Vordermann gebracht ist. Alles soll in Eigenleistung geschehen.

Am kommenden Montag wird sich der Aspacher Gemeinderat mit der Thematik befassen. Es geht um einen Antrag des Heimat- und Kulturvereins Rietenau. Der Verein bittet um einen Zuschuss. Maximal 2800 Euro sind nach den Vereinsrichtlinien der Gemeinde möglich. Die Verwaltung schlägt dem Gemeinderat vor, diesen Zuschuss zu gewähren.


            Dieter Weller ist schon lange zum Bewahrer der historischen Rietenauer Schätze geworden. Jetzt hat er mit diesem Haus eine neue Herausforderung gefunden.Fotos: A. Becher

Das Unbehagen breitet sich aus

$
0
0
Dachzeile: 
<p></p>

Von Peter Wark

BACKNANG. Zuletzt war ein 25-jähriger S-Bahn-Fahrgast am frühen Morgen des 10. April Opfer eines Überfalls durch vier junge Männer vermutlich afrikanischer Herkunft geworden. Sie griffen ihn körperlich an, bedrohten ihn mit einem Messer, stahlen ihm Geld und Rucksack.

Aufschreckende Vorfälle gab es in den letzten Monaten mehrfach. Mitte März wurden zwei Jugendliche an einem frühen Sonntagmorgen im Bereich Bahnhof/ Schillerplatz von einer Gruppe anderer Jugendlicher angepöbelt, mit Flaschen und Ästen angegriffen, verprügelt und bestohlen. An einem Sonntagabend im Februar griff eine Jugendgruppe plötzlich einen Lokführer an, auch hierbei war ein Messer im Spiel.

Bei der sowieso schon stark belasteten Polizei reagiert man reserviert auf die Forderung des Oberbürgermeisters nach mehr Präsenz. Bahnhofsbereiche seien traditionell ein Raum, auf den die Polizei besonderes Augenmerk legt, betont Pressesprecher Holger Bienert vom Polizeipräsidium Aalen auf Anfrage. „Von Haus aus“ werde dort schon immer verstärkt Streife gefahren. Grundsätzlich könne die Polizei am Bahnhof und in den angrenzenden Bereichen kein erhöhtes Gefährdungspotenzial gegenüber anderen Innenstadtbereichen feststellen.

Die Ermittlungen in den jüngsten Fällen von Raub und Gewalt laufen noch, sagt Bienert: „Da sind wir dran.“ Er gibt sich verhalten optimistisch, dass zwei Taten aus dem März möglicherweise bald aufgeklärt sein könnten.

„Bahnhöfe sind

ständige Schwerpunkte“

Während für Straftaten wie Raubüberfälle die Landespolizei zuständig ist, liegt das Thema Sicherheit an Bahnhöfen und in Zügen grundsätzlich in Hand der Bundespolizei (BPOL). Sie führt Streifen an Bahnhöfen und auch vereinzelt in Zügen und S-Bahnen durch; auch in Zivil, „wenn es die Personallage zulässt“, wie Pressesprecherin Janna Küntzel sagt.

Das Backnanger Bahnhofsumfeld ist aus ihrer Sicht nicht mehr und nicht weniger Brennpunkt als andere Bahnhöfe auch. Andersherum ausgedrückt: Die Bahnhöfe entlang der S-Bahn-Strecken seien „ständige Schwerpunkte“, sagt die Pressesprecherin. Seit Januar laufe der „Einsatz ÖPNV“ mit verstärkter Streifentätigkeit gerade an den Wochenenden.

Die Stadt Backnang selbst will das ihr Mögliche tun, um das Sicherheitsgefühl am Bahnhof zu verbessern. Der acht Köpfe starke städtische Vollzugsdienst werde verstärkt in den Abendstunden (nicht aber nachts) im Bahnhofsbereich präsent sein, sagt der städtische Pressesprecher Hannes Östreich auf Anfrage.

Der Bahnhofsbereich als rechtsfreier Raum? Spricht man mit den Leuten, beschleicht einen fast dieses Gefühl. Ob in der Bahnhofsbäckerei, beim Kiosk, auf dem Bahnsteig: Längst hat sich bei vielen Menschen ein großes Unbehagen breitgemacht.

Der Pächter des Bahnhofskiosks berichtet von mehreren Einbrüchen in den letzten drei Jahren und macht dabei einen resignierten Eindruck. Die Wartehalle sollte ab 20 Uhr geschlossen sein, erzählt er, aber das entsprechende Rolltor sei schon seit einem Jahr oder länger defekt. Die Deutsche Bahn interessiert’s offenbar nicht. Der Mann berichtet von Schlägereien, er weiß, dass hier auch tagsüber die Flaschen kreisen „und noch ganz andere Sachen“. Wie zur Bestätigung seiner Worte fällt der Blick auf einen untersetzten jungen Mann im Kapuzenpulli, der auf einer Bank sitzt. Dass im Bahnhofsgebäude Rauchverbot herrscht, interessiert ihn einen Dreck. Er raucht, und das Aroma lässt keinen Zweifel, dass es sich nicht um normalen Zigarettentabak handelt. Drogen in aller Öffentlichkeit – na und? Es ist noch nicht einmal 11 Uhr. Der Bursche ist bereits reichlich stoned, was ihn nicht daran hindert, eine aggressive Haltung einzunehmen. Alleine der Blick des Reporters scheint ihm schon zu viel zu sein. Er rülpst laut und spuckt ihm vor die Füße.

Dass mehrfach Bahnmitarbeiter tätlich angegriffen wurden, bestätigt Anja Keller. Sie arbeitet im Bäckereicafé der Firma Übele im Bahnhof und berichtet von wiederkehrenden Vorfällen. Diebstähle am helllichten Tag kämen mit einer gewissen Regelmäßigkeit vor, auch die Bäckerei ist immer wieder betroffen.

Sie erzählt von Jugendlichen, die bandenähnlich auftreten. „Da kommen dann plötzlich 18 Jugendliche und belästigen die Leute.“ Die Frau weiß, wie es am Bahnhof zugeht und hat damit sicher mehr als nur ein rein subjektives Unbehagen. Sie hole ihre Tochter jetzt meist persönlich ab, wenn die mit der S-Bahn unterwegs sei, sagt sie.

Sie ist längst nicht die Einzige, die zu solchen Vorsichtsmaßnahmen greift. Vor dem Gebäude steht eine Frau. Sie will nicht mit dem Zug fahren, sondern wartet auf ihre 14-jährige Tochter, erzählt sie und berichtet auf entsprechende Fragen ganz offen von ihrer Angst. Dass sie das Mädchen jetzt tagsüber abholt, sei die Ausnahme, weil sie gerade Zeit habe. Doch abends kämen sie oder ihr Mann mittlerweile grundsätzlich mit dem Auto an den Bahnhof, um die Tochter abzuholen, wenn die mit der S-Bahn unterwegs war. „Es ist schlimm“, sagt sie. „Auf den Bus zu warten, ist heutzutage zu gefährlich geworden.“

Die Mutter redet sich in Rage. Ihre Tochter sei schon zweimal am Bahnhof von männlichen Jugendlichen bedrängt worden, „von Asylanten“. Freundinnen des Mädchens hätten ähnliche Erfahrungen gemacht.

Mehr gegenseitiger Respekt

wäre wünschenswert

Vor dem Bahnhof stehen die Taxen. Eine freundliche Fahrerin wartet auf Fahrgäste. Sie berichtet, dass sie seit 27 Jahren Taxi fährt. Da bleibe es nicht aus, immer wieder unschöne Vorfälle am Bahnhof mitzubekommen. Natürlich fahre die Polizei regelmäßig Streife, weiß sie, doch wenn etwas passiert, „bekommen wir immer nur mit, wenn sie gerade nicht da sind“.

Die Taxifahrerin wünscht sich mehr gegenseitigen Respekt der Menschen und sagt, was sie sich erhofft, wenn wieder einmal etwas passiert: „Hinschauen! Nicht wegsehen!“


            Kein Ort zum Wohlfühlen: Viele Passanten beschleicht in Bahnhofsunterführungen ein ungutes Gefühl – nicht immer zu Unrecht. Foto: A. Becher

Seniorenbüro zwei Tage geschlossen

$
0
0
Dachzeile: 
<p></p>

BACKNANG.Das städtische Seniorenbüro, Im Biegel 13, bleibt am Dienstag, 26. April, und am Donnerstag, 28. April, wegen Umbauarbeiten für den Publikumsverkehr geschlossen. Die Mitarbeiter sind telefonisch unter der Rufnummer 07191/894-319 zu erreichen.

Abendsprechstunde für Berufstätige

$
0
0
Dachzeile: 
<p></p>

BACKNANG/WAIBLINGEN. Für Berufstätige bietet das Jobcenter Rems-Murr donnerstags von 16 bis 18 Uhr eine Abendsprechstunde an. Dies gilt für alle drei Standorte in Waiblingen, Backnang und Schorndorf. Damit bietet die Behörde denjenigen, die tagsüber einer Arbeit nachgehen, die Gelegenheit, ihre Anliegen nach Feierabend zu klären.

Nicht berufstätigen Kunden steht das Jobcenter wie gewohnt von Montag bis Freitag, 8 bis 12 Uhr und donnerstags von 14 bis 16 Uhr für persönliche Vorsprachen zur Verfügung.

Gemeinderat geht vor Ort

$
0
0
Dachzeile: 
<p></p>

WEISSACH IM TAL. Am Donnerstag, 28. April, 18.30 Uhr trifft sich der Gemeinderat zu seiner nächsten Sitzung. Im Mittelpunkt stehen dabei Informationen vor Ort. Erster Treffpunkt ist das Rombold-Areal. Dort geht es um die laufenden Teilabbrucharbeiten und die Altlastenentsorgung. Der zweite Vor-Ort-Besuch ist beim Kindergarten Sandberg vorgesehen. Dort wird über den Stand der laufenden Sanierungs-, Modernisierungs- und Erneuerungsarbeiten informiert. Im Sitzungssaal des Rathauses in Unterweissach steht schließlich noch ein Baugenehmigungsverfahren auf dem Programm. Es betrifft die Umnutzung der ehemaligen Druckerei mit Büro- und Wohnflächen in der Stuttgarter Straße 72 zu einer Asylbewerberunterkunft. Mit den Punkten Bekanntgaben und Verschiedenes endet die öffentliche Sitzung.

Gedenken an Unfallopfer

$
0
0
Dachzeile: 
<p></p>

WAIBLINGEN (pm). Die IG Bau fordert einen besseren Arbeitsschutz und ruft anlässlich des internationalen Worker’s Memorial Day am 28. April zu einer Gedenkminute für die Opfer von Arbeitsunfällen und Berufserkrankungen auf. Die Beschäftigten im Rems-Murr-Kreis sollen am kommenden Donnerstag um 12 Uhr auf Baustellen, in Betrieben und Büros der Menschen gedenken, die im Arbeitsleben tödlich verunglückt oder berufsunfähig geworden sind. „Mit der Gedenkminute wollen wir besonders auch an die erinnern, die in der Region einen Arbeitsunfall hatten“, sagt IG-BAU-Bezirkschef Mike Paul in Stuttgart.

In Baden-Württemberg gab es nach Angaben der Gesetzlichen Unfallversicherung im Jahr 2014 allein im Baugewerbe knapp 16000 Arbeitsunfälle. 19 davon waren tödlich. Jeder achte Arbeitsunfall im Land passierte auf einer Baustelle. Der Worker’s Memorial Day sei zugleich ein Aufruf für besseren Arbeitsschutz, betont Paul: „Wer auf dem Bau, in der Landwirtschaft oder in der Gebäudereinigung arbeitet, hat ein deutlich höheres Unfallrisiko. Durch die richtigen Schutzmaßnahmen lässt sich das Risiko zwar nicht beseitigen, aber stark reduzieren.“

Viewing all 9673 articles
Browse latest View live