Von Steffen Grün
Da mögen sich noch so viele andere frühere Erstligisten mit klangvollen Namen und mit Magdeburg sogar ein Europapokalsieger in der Dritten Liga tummeln, für Julian Leist gilt trotz allem: „Wenn der Spielplan veröffentlicht wird, schaut man zuerst, wann wir gegen die Kickers spielen.“
Der 28-Jährige war deren Vizekapitän und Publikumsliebling, bevor er 2014 aufs Abstellgleis geschoben wurde. Echt bitter für einen wie ihn, der als Jugendlicher aus Steinhaldenfeld zu den Kickers gegangen und nach einem dreijährigen Abstecher zu 1860 München II und Bayern München II 2011 zurückgekehrt war. Leist wechselte zur SG Sonnenhof, fühlt sich dort längst pudelwohl und verlängerte seinen Vertrag bis 2017. Vor dem heutigen Duell mit der alten Liebe noch einmal nachzukarten, ist nicht der Stil des Innenverteidigers, denn „das Bier ist schon lange ausgetrunken“.
Leist wird wenige alte Bekannte treffen, Rizzi noch weniger. Beim 27-Jährigen sind bereits fünf Jahre ins Land gezogen, seit er die Zelte unter dem Fernsehturm abbrach, weil die Bosse der Kickers seine Regionalligatauglichkeit anzweifelten. Zwar stiegen die Blauen auch ohne den Mittelfeldspieler aus der eigenen Jugend in die Dritte Liga auf, doch spätestens als die Aspacher mit Rizzi auf Anhieb folgten, wurde das Ausmaß dieser Fehleinschätzung deutlich. Der Edeltechniker gehört zu den besten und torgefährlichsten Mittelfeldspielern der Liga und hat großen Anteil daran, dass die SG vorne mitmischt, während die Kickers gegen den Abstieg kämpfen.
„Damals tat es weh, gehen zu müssen“, erinnert sich Rizzi. „Mittlerweile weiß ich: Es war das Beste, was mir passieren konnte.“ Mit dem dualen Weg, der für Aspachs Spieler etwas neben dem Fußball vorsieht, stellte er die Weichen fürs Leben danach. Ein wichtiger Meilenstein im Verhältnis zu seinem Ex-Verein war der 4:0-Kantersieg im Hinspiel in Stuttgart, „damit habe ich meinen Seelenfrieden gefunden“.
Der damalige Erfolg sei auch in der Höhe in Ordnung gewesen, betont Leist, der die Befindlichkeiten auf der Waldau bestens kennt. Es habe den Traditionsklub in seinem Stolz getroffen, „dass da der kleine Dorfverein aufkreuzt und mit einem 4:0 die Punkte mitnimmt“. Das sorge für Revanchegelüste, „alles spricht für ein interessantes Spiel“. Leist will mit der SG mal wieder einen Heimsieg landen, Kollege Rizzi pflichtet bei: „Wir wollen gewinnen und so lange wie möglich oben dranbleiben.“ Der Druck laste aber auf den Kickers, „wir haben nichts zu verlieren“.
Leist und Rizzi zählen zur Startelf, hinter Stürmer Pascal Breier (Oberschenkelzerrung) steht ein dickes Fragezeichen. Es kann sein, dass er erst nach Ostern wieder einsatzfähig ist. Oder im Testspiel gegen Zweitligist Sandhausen am Gründonnerstag im Backnanger Karl-Euerle-Stadion. Für einen Kurzeinsatz nach langer Pause könnte es bei Pascal Sohm reichen.