Von Armin Fechter
WEISSACH IM TAL. Der Mühlweg in Unterweissach ist erneut in den Fokus gerückt. Die Gemeinde hat dort im Juli vergangenen Jahres sogenannte Parktaschen markieren lassen, um die Verkehrsverhältnisse zu stabilisieren und so mehr Sicherheit zu schaffen. Jetzt ist der anvisierte sechsmonatige Probezeitraum vorbei. Bürgermeister Ian Schölzel hat den Anwohnern daher dieser Tage eine Umfrage zugesandt, in der sie sich „zur Neuordnung der Verkehrssituation“ äußern sollen. Auf dem Rückantwortbogen werden die Empfänger aufgefordert, Kreuzchen zu machen: entweder bei „einverstanden“ oder bei „nicht einverstanden“.
Die knappe Abfrage stößt etlichen Anwohnern aber sauer auf. So fragen Ingrid Teufel und Peter Haußmann den Rathauschef fassungslos: „Handelt es sich hierbei um Ihre versprochene Beteiligung der Anwohnenden des Mühlwegs? Wenn ja, empfinden wir dies als Verhöhnung unserer Bemühungen und Ihren Umgang mit uns zutiefst enttäuschend.“ Auch andere Anwohner sprechen von einer „Unverschämtheit“ und reagieren entrüstet.
Der Bürgermeister verteidigt sich: „Um uns ein umfassendes Meinungsbild zu den – auf Empfehlung eines Verkehrsplaners getroffenen – Maßnahmen bilden zu können, erachten wir eine Umfrage unter den Anwohnern für zielführend.“ Das werde beispielsweise auch in Oberweissach so praktiziert. Gleichzeitig kündigt Schölzel in einer Mail an Teufel und Haußmann an, dass man sich „nach Abschluss und Auswertung der Umfrage“ mit dem Verkehrsplaner und den Anwohnern nochmals zusammensetzen wolle, „um dann eine Entscheidung im Rat herbeizuführen“. Ähnlich äußerte er sich auch im Gemeinderat, wo er von Markus Keller (Weissacher Bürger) auf den Vorgang angesprochen wurde. Es sei „unglücklich, so etwas rauszuschicken“, hatte Keller gesagt und darum gebeten, direkte Gespräche aufzunehmen.
Schölzel hingegen unterstrich, das Meinungsbild unter den Anwohnern sei „sehr unterschiedlich“, es habe auch schon positive Rückmeldungen gegeben. Daher sei die Vorgehensweise, im Vorfeld alle zu befragen, richtig. Im Übrigen sei es den Adressaten unbenommen, zusätzliche Bemerkungen anzubringen. Irmgard Hestler (SPD) pflichtete dem bei und empfahl den Anwohnern: „Bitte drehen Sie den Zettel um.“
Michael Heid, einer der kritischen Anwohner, hat sich unterdessen an die Fraktionsvorsitzenden im Gemeinderat gewandt und die Situation aus seiner Sicht zusammengefasst und bewertet. Er bemängelt etwa, dass das vom Gemeinderat beschlossene und von der Verkehrsbehörde angeordnete Konzept bislang noch gar nicht vollständig umgesetzt worden sei: Die Verengung an der Einmündung Mühlweg in die Backnanger Straße fehle, auch die Parkplätze seien in der Gesamtzahl nicht so angelegt wie beschlossen, und schließlich habe man an den Parktaschen lediglich Baken statt Schwellen angebracht.
Weiter moniert Heid, dass sich der Durchgangsverkehr keineswegs verringert habe. Im Gegenteil: Fahrzeuge – auch Lastwagen und landwirtschaftliche Gefährte – könnten nun viel besser und ungebremster durchfahren, sodass künftig eher eine weitere Verkehrszunahme zu erwarten sei. Auch von mehr Sicherheit sei nichts zu spüren. In der Tempo-30-Zone werde weiterhin sehr zügig gefahren; die Geschwindigkeiten seien den oft schwierigen Verhältnissen mit wechselseitig geparkten Autos und Gegenverkehr nicht angepasst. Heid beklagt auch, dass Fahrzeuglenker nicht genug Abstand lassen, wenn sie an Fußgängern und Radfahrern vorbeirauschen. Hinzu kommt für ihn schließlich noch der Verkehrslärm, speziell im unteren Bereich des Mühlwegs, wo es ganz eng hergeht. Schuld an der Belastung sei nicht nur das vielfache Beschleunigen nach vorangegangenem Abbremsen, sondern auch der Straßenbelag an sich.
Heids vernichtendes Urteil: Die Wohn- und Lebensqualität für die Anwohner habe sich nochmals verschlechtert. Besserung werde nur ein Gesamtverkehrskonzept erzielen, das den Durchgangsverkehr aus dem Mühlweg und anderen belasteten Wohnstraßen herausnimmt.
