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29-Jähriger nach Unfall in Lebensgefahr

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MURRHARDT (pol). Ein 29-jähriger Mann schwebt nach einem Unfall in Murrhardt in Lebensgefahr. Der Fahrer eines Chrysler-Geländewagens war, wie die Polizei zu dem Unfall mitteilt, in der Nacht zum Samstag gegen 2.30 Uhr in der Siegelsberger Straße in Richtung Steinberg unterwegs gewesen. Kurz vor dem Abzweig nach Siegelsberg kam er in einer leichten Linkskurve aus bisher unbekannten Gründen von der Fahrbahn ab. Mit seinem Wagen schleuderte er in eine Wiese und prallte frontal gegen einen Schildermast. Der Fahrer erlitt bei dem Unfall lebensgefährliche Verletzungen. Er war nach Angaben der Polizei nicht angeschnallt. Der Mann wurde in eine Klinik gebracht. Die Feuerwehr Murrhardt war mit drei Fahrzeugen vor Ort und leuchtete die Einsatzstelle aus. Der stark beschädigte Pkw wurde von einem Abschleppdienst weggebracht. Foto: SDMG / Friebe


Breit verankerter Steinmeier, genialer Lammert

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Von Christine Schick

BACKNANG/BERLIN.Gestern kurz nach 14 Uhr stand es fest: Frank-Walter Steinmeier zieht als zwölfter Bundespräsident ins Schloss Bellevue ein. Bundestagsabgeordneter Christian Lange hat ihm bereits kurz nach der Wahl gratuliert. Der Backnanger SPD-Politiker, der seit 1998 im Bundestag sitzt, ist in diesem Punkt ein Routinier: „Es war meine sechste Bundespräsidentenwahl, aber es ist immer wieder etwas Besonderes und eine Ehre, dabei zu sein.“ Allein die Tatsache, dass in der Bundesversammlung doppelt so viele Wahlmänner und -frauen wie im Bundestag und Menschen aus den verschiedensten gesellschaftlichen Bereichen zusammenkommen, sei beeindruckend, erzählt er. Im Vergleich zu 2010, als Christian Wulff nach acht Stunden im dritten Wahlgang ins höchste Staatsamt gewählt wurde, verlief die gestrige Wahl äußerst zügig, „wie ein Schnellzug“.

Norbert Barthle (CDU) blickt ebenso auf sechs Bundespräsidentenwahlen zurück. Zwar sei die Ausgangssituation diesmal nicht allzu spannend gewesen, doch auch ihn lassen die Größe der Bundesversammlung und die „erfreuliche Anzahl von Prominenten“ nicht ganz kalt: „Das ist schon beeindruckend.“ Wie geht es dem CDU-Bundestagabgeordneten damit, dass er das zweite Mal in Folge einen Kandidaten der Sozialdemokraten zu wählen hatte? Zwar sieht er Joachim Gauck den Grünen näher als der SPD, räumt aber ein, dass es im Grundsatz natürlich nicht ganz einfach sei. Trotzdem: „Wir haben uns zuvor auf Steinmeier geeinigt.“ Wenn man dann ausscheren würde, „würde man nur die Parteiführung beschädigen.“ Gleichzeitig findet er, dass Steinmeier mit Blick auf das Amt eine gute Wahl sei, ein Kandidat der Mehrheit und „in diesen außenpolitisch stürmischen Zeiten die richtige Person“.

Weniger gelassen an das Event ging Gernot Gruber heran, der als SPD-Landtagsabgeordneter das Ticket für die Bundesversammlung erhalten hatte und für den die Sache eine absolute Premiere war. Auch wenn er nicht daran gezweifelt hat, dass Steinmeier gewählt werden würde, „war ich schon angespannt, wie eindeutig das Ergebnis und wie parteiübergreifend die Zustimmung ausfallen würde“, sagt er. Insofern sieht er den gestrigen Akt auch weniger als Testlauf für die kommende Bundestagswahl, sondern als gutes Zeichen, mit dem man sich auf einen gemeinsamen, breit verankerten Kandidaten geeinigt habe – in schweren Zeiten für die Demokratie. Apropos Demokratie: Die Rede von Bundestagspräsident Norbert Lammert bewerten alle drei Abgeordneten als herausragend. Für Barthle war sie „phänomenal“ und hat Lammert einmal mehr als begnadeten Redner ausgezeichnet, auch Gruber hat sie sehr beeindruckt. „Ich hätte Norbert Lammert guten Gewissens als Bundespräsidenten wählen können“, sagt er anerkennend. „Es war ein Appell für Europa und gegen Fremdenfeindlichkeit bei gleichzeitiger geschichtlicher Einordnung“, ergänzt Christian Lange.

Das Prozedere der Wahl, bei der jeder der 1260 Versammlungsmitglieder einzeln aufgerufen wurde, mit seinem Ausweis zu den Kabinen und mit dem ausgefüllten Wahlzettel schließlich zur Urne schritt, wurde neben dem Warten von Begegnungen mit den Promis unterbrochen. Auch auf den Empfängen im Vorfeld war das eine oder andere Treffen möglich. Während Lange mit Peter Maffay, Roland Kaiser, Natalia Wörner, Iris Berben und Jogi Löw sprechen konnte, freute sich Norbert Barthle, mit der „schönen“ Veronica Ferres und Christine Urspruch (spielt Rechtsmedizinerin „Alberich“ im Münsteraner Tatort) einige Worte zu wechseln. Gernot Gruber fand in Verena Bentele, Behindertenbeauftragte der Bundesregierung und Biathletin, in sportlicher Hinsicht eine spannende Gesprächspartnerin.

Jenseits des Glamourfaktors ist der Backnanger Landtagsabgeordnete von der Wahl und dem Ergebnis mit rund 75 Prozent „beseelt“. „Steinmeier ist menschlich und fachlich erste Wahl“, sagt er. Für Christian Lange ist eine seiner herausragendsten Eigenschaften „das Zuhören-Können und das echte Interesse für sein Gegenüber.“ Norbert Barthle sieht im Amt des Bundespräsidenten die wichtige Aufgabe, die weltpolitische Lage einzuordnen und den Bürgern Orientierung zu geben. „Joachim Gauck hat das Amt in dieser Hinsicht wieder gestärkt und aufgewertet“, sagt er. Eindeutig positioniert er sich in Bezug auf das Verhalten der AfD bei der Bundespräsidentenwahl: Die Mitglieder hätten außer beim Wahlvorgang selbst durch ihr Verhalten – sie seien nicht aufgestanden und hätten bei den Beiträgen von Lammert und Steinmeier nicht applaudiert – signalisiert, dass sie „spalten und einen Keil in die Demokratie treiben wollen.“


            Norbert Barthle

            Gernot Gruber

            Erinnerungsfoto nach der Wahl: Christian Lange (links) und Frank-Walter Steinmeier.Foto: privat

Eltern werden zum Stressfaktor

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Von Bianca Walf

WAIBLINGEN. Überstunden und Lehrermangel, Inklusion und Evaluation, traumatisierte Flüchtlingskinder und permanente Schulentwicklung – die Anforderungen im Lehrerberuf steigen an allen Ecken und Enden. Als zusätzlichen Stressfaktor hat eine repräsentative Studie zur Berufszufriedenheit unter Lehrern im Auftrag des Verbands Bildung und Erziehung (VBE) jüngst die Eltern der Schüler identifiziert. Rund ein Drittel der Lehrer leidet unter der Häufung an Konfliktgesprächen mit den Erziehungsberechtigten ihrer Schüler. „Die Elternarbeit nimmt überall massiv zu“, bestätigt auch Roland Theophil, der Backnanger Ortsvereinsvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Er kennt die Untersuchung im Auftrag des VBE und zeigt sich wenig überrascht. Inzwischen seien regelmäßige Beratungsgespräche Standard. Zweimal im Jahr bringt die Schule die Eltern eines jeden Schülers mit seinen Lehrern an einen Tisch. „Dafür wird extrem viel Zeit aufgewendet“, so Theophil.

Das Verhältnis sei in den vergangenen zehn bis 15 Jahren dennoch zusehends schwieriger geworden. Dieses Phänomen beobachtet auch der Weissacher SPD-Kreisrat Jürgen Hestler, der viele Jahre am Murrhardter Heinrich-von-Zügel-Gymnasium unterrichtet hat. Einen Erklärungsansatz sieht er darin, dass in Zeiten von Inklusion und Gemeinschaftsschule nicht nur die Schülerschaft, sondern auch deren Eltern eine immer größere Heterogenität aufweist. Die Schere zwischen Bequemlichkeit und Helikopter-Fürsorge gehe immer weiter auseinander, erklärt Hestler.

„Früher standen Eltern hinter
den Entscheidungen der Lehrer“

„Heute gibt es Familien, die ihr Kind zum Projekt machen und in den gezielten Erfolg dieses Projekts unglaublich viel investieren. Bei anderen laufen Kinder im Alltag eben einfach mit.“ Roland Theophil weiß aus seiner Erfahrung als Lehrer an der Gemeinschaftsschule mit Werkrealschule in Sulzbach: „Die Kommunikation gestaltet sich oft schwierig. Früher standen Eltern tendenziell hinter den Entscheidungen der Lehrer. Disziplin war lange eine Selbstverständlichkeit. Heute sind die Erziehungsberechtigten in der Regel solidarisch zum Kind.“ Das sei mitunter selbst dann noch der Fall, wenn in Problemklassen zwei Drittel der Unterrichtszeit aus Maßregeln bestehen.

Diese Tendenz macht sich auch am Gymnasium bemerkbar: „Die Zeiten von blindem Gehorsam sind vorbei“,
so Hestler. „Die Schüler sind selbstbewusster geworden. Anweisungen des Lehrers werden stärker hinterfragt, und die Eltern unterstützen das.“ Grundsätzlich sei dagegen auch nichts einzuwenden. „Ich finde es durchaus wünschenswert, dass junge Menschen selbstständig denken und Lehrer ihre Entscheidungen begründen müssen“, so Hestler. Auch der familiäre Zusammenhalt sei im Allgemeinen positiv zu bewerten. „Wenn ich aber Sätze höre wie ,Mein Kind muss nicht gehorchen, es wird später Chef’ tue ich mich schwer.“

Mitunter werde mit dem vorgeschobenen Vertrauen in die Kinder nur an der eigenen Verantwortung vorbeiargumentiert, findet auch Roland Theophil. „Ich sage immer: Der Tag hat 24 Stunden. Nur acht davon verbringen die Kinder in der Schule. Die restliche Zeit sind die Eltern verantwortlich“, so Theophil. Er meine damit vor allem, dass die Eltern mit in der Pflicht sind, wenn es um den schulischen Erfolg oder Misserfolg ihrer Kinder geht, und betont: „Lehrer sind keine Dienstleister.“

Theophils Leitsatz lässt jedoch noch eine andere Lesart zu: Acht Stunden am Tag liegen im Kompetenzbereich der Schulen. Und auch hier gibt es Probleme: „Am Gymnasium stoßen wir verstärkt auf Eltern, die einen regelrechten Kontrollzwang entwickeln und sich massiv in den Schulalltag einmischen.“ Wenn Eltern Schülern die Hausaufgaben machen, ihren Sprösslingen den Turnbeutel und die Nahrungsergänzungsmittel in die Schule nachtragen und die jungen Menschen auch während des Unterrichts über ihr Handy erreichbar sein sollen, würde das Prinzip „Helikopter-Eltern“ langsam Wirklichkeit an den Schulen. „Es nervt, wenn Eltern nicht loslassen können – nicht nur die Kinder, sondern auch die Lehrer“, so Hestler. Das Problem sei, dass das gesunde Mittelmaß bei den Eltern immer seltener werde.

„Der Lehrer muss auch
den Menschen sehen“

Beiden Extremen gleichermaßen gerecht zu werden, das könnten Lehrer nach Hestlers Meinung nur schaffen, indem sie sich individuell auf jedes einzelne Kind – und eben auch auf dessen Eltern – einstellen. „Ich sehe die Lösung in einer guten Basis zwischen Schüler und Lehrer. Es geht darum, einen Zugang zu finden“, erklärt er: „Der Lehrer darf nicht nur Fachidiot sein, sondern er muss primär den Menschen sehen. Das kostet Kraft. Das ist Arbeit. Letztendlich aber ist es die Sache wert.“

Roland Theophil sieht hier vor allem die Politik in der Verantwortung: „Wir brauchen mehr Geld in der Bildung“, betont er, „für eine gerechtere Bezahlung der Lehrkräfte, für Unterstützung in der Betreuung von Inklusionsschülern, für Krankheitsreserven und besser ausgestattete Arbeitsplätze.“ So könne man den Druck auf Lehrerseite senken und gegen die aufgeladene Stimmung angehen. Es gehe nicht darum, die Verantwortung abzuwälzen, unterstreicht Theophil: „Im Gegenteil, wir müssen bei den Problemen ansetzen, die wir genau kennen, weil sie im Schulalltag täglich erlebbar sind. Für eine individuellere Betreuung müssen auch Kapazitäten frei sein.“


            Ob Überengagement oder Gleichgültigkeit – immer häufiger fühlen sich Lehrer vom Verhalten der Eltern ihrer Schüler gestört.Foto: fotolia.com/dmitrimaruta

Judonachwuchs packt nicht richtig zu

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Von Katharina Klein

Mit 130 Startern aus Baden, Württemberg und Bayern war die Meisterschaft gut besetzt. Für die Nachwuchsjudokas ging es in der Sporthalle Kirchberg nicht nur um den süddeutschen Titel, sondern auch um die Qualifikation zur deutschen Meisterschaft. Die schaffte keiner der Backnanger, die alle jenseits des dafür benötigten vierten Platzes landeten.

André Sträßer (Klasse bis 73 Kilogramm) betrat als erster TSG-Judoka die Matte. Gegen Robin Geistlinger geriet er mit einer großen Wertung für einen O-Soto-Gari (große Außensichel) in Rückstand und fand sich dann am Boden in einem Haltegriff wieder, aus dem es kein Entrinnen gab. In der Trostrunde hingegen drehte Sträßer den Spieß um und nagelte seinen Gegner Georg Schurgaja auf dem Boden fest. Das dritte Duell lief dann allerdings wieder zuungunsten des Backnangers. Sein Kontrahent Peter Will bekam eine große Wertung für einen Hüftfeger, während Sträßer drei Strafen kassierte. Damit war er Neunter.

Elias Reisch (bis 60) wurde Siebter. Auch er verlor zum Auftakt vorzeitig, entdeckte in Runde zwei ebenfalls den Haltegriff als wirksames Mittel und gewann damit. In Kampf Nummer drei war allerdings auch für Reisch Endstation. Er unterlag mit De-Ashi-Barai (Fußfeger).

Etwas besser schnitt Valentin Molinari (bis 60) ab. Auf eine Niederlage im ersten Kampf wegen eben eines solchen Fußfegers brachte der Leichtgewichtler zwei Siege zustande. Im vierten Duell musste er aber ausgerechnet gegen den einzigen Teilnehmer des TSV Abensberg ran, der von Backnangs ehemaligem Trainer Jürgen Öchsner begleitet wurde. Molinari verlor und ging als Fünfter nach Hause. Öchsner freute sich, seine ehemaligen Schützlinge bei den Kämpfen beobachten zu können: „Es nimmt mich emotional mit, wenn ich sie auf der Matte sehe. Ich leide mit ihnen, denn sie liegen mir am Herzen. Es ist toll, zu sehen, dass sie dem Sport treu geblieben sind. Egal wie es heute gelaufen ist, sie sind alle noch jung und haben viel vor sich.“

Ebenfalls emotional waren die Meisterschaften für Familie Biskupic, die ihren Sohn Tim (bis 66) begleiteten. Sie fieberten nicht nur mit, sondern bekamen es auch mit Verletzungssorgen zu tun. Biskupic fiel während seines ersten Kampfes unglücklich auf die Schulter und konnte daraufhin nur noch sehr vorsichtig agieren. Er verlor wegen eines Haltegriffes. Von der Matte ging es direkt zu den Sanitätern. Vater Damir Biskupic gab kurze Zeit später Entwarnung: „Es ist wahrscheinlich nur verstaucht, aber er kämpft nicht weiter.“ Damit war für Tim Biskupic die Meisterschaft gelaufen.

Das einzige teilnehmende Backnanger Mädchen, Nadine Deininger (bis 70), unterlag zweimal in Folge und schied damit aus. Insgesamt war es also ein ungewöhnlich erfolgloser Tag für die TSG. Die deutsche Meisterschaft der Altersklasse U21 wird ohne Backnanger Beteiligung stattfinden, es sei denn, ein oder mehrere Starter werden zu Nachrückern.


            Packten in Kirchberg zu selten richtig zu: Elias Reisch (oben) und Backnangs Nachwuchsjudokas. Die fünf jungen TSG-Kämpfer blieben bei der süddeutschen U-21-Meisterschaft ohne Medaille und ohne eine Fahrkarte zu den deutschen Junioren-Titelkämpfen. Foto: B. Strohmaier

Annonay-Schüler lernen Partnerstadt kennen

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BACKNANG (pm). 34 Schüler des Collège des Perrières, des Collège de La Lombardière und des Lycée Boissy d’Anglas aus Backnangs französischer Partnerstadt Annonay besuchen zurzeit im Rahmen des Schüleraustauschprogramms zusammen mit drei Lehrerinnen die Murr-Metropole. Nach einer Stadtrallye wurden die Gäste aus dem Nachbarland vom Leiter des städtischen Kultur- und Sportamts, Martin Schick, im Backnanger Bürgerhaus empfangen. Der Unterricht am Gymnasium in der Taus, am Max-Born-Gymnasium und an der Max-Eyth-Realschule steht für die Jugendlichen ebenso auf dem Programm wie ein Ausflug zur Experimenta in Heilbronn, ein Besuch des Daimler-Benz-Museums in Stuttgart und ein deutsch-französisches Bowlen in Fellbach. Die beiden französischen Lehrerinnen Danièle Penel und Nicole Rigaud begleiten letztmals den Austausch. Sie haben deswegen für ihr langjähriges Engagement im Schüleraustausch ein Bild der Stadt Backnang bekommen. Foto: E. Layher

Jagdgenossen kommen nicht zur Ruhe

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Von Florian Muhl

AUENWALD. Es scheint bei den Oberbrüdener Jagdgenossen ein wenig wie im Tierreich zu sein: Der langjährige Platzhirsch unterliegt seinem jungen Rivalen beim Machtkampf. Doch der Verlierer will das Feld nicht räumen, sein Revier und Rudel nicht einfach aufgeben. Noch immer ist sein lautes Röhren zu hören.

44 Jahre war er im Amt, hat 1971 die Jagdgenossenschaft Oberbrüden aufgebaut und sie bis 2015 angeführt. Karl Meister hat sich mit seinem Führungsstil nicht nur Freunde gemacht. Zuletzt waren es in der Mehrheit Kritiker. Denn in der Hauptversammlung am 11. April vor zwei Jahren ist er mit Pauken und Trompeten abgewählt worden. Nur 6 Genossen machten ihr Kreuzchen hinter seinem Namen, 50 Stimmen konnte Diplom-Forstwirt Volker Wengert – seit 2008 Meisters Stellvertreter – auf sich vereinigen. Meister dazu: „Nach 44 Jahren wurde ich ohne jeden Respekt und Dank (...) abgewählt.“ Er behauptet, er sei „weggeekelt“ worden und findet das Verhalten der Genossen „abscheulich“. Meister wörtlich: „Undank und seelische Diskriminierung ist der Lohn.“

„Wir wollten das Ergebnis nicht an die große Glocke hängen“, sagt Wengert heute, „um den Ball flach zu halten.“ Doch der Abgang des langjährigen Vorstands war alles andere als still. Immer wieder schrieb er Jagdgenossen an, verteilte Flugblätter, sogar in der Fußgängerzone, beleidigte, plakatierte, schwärzte an, sagt Wengert. Das letzte Schreiben schoss den Vogel ab, brachte beim jetzigen Vorstand das Fass zum Überlaufen. „Jetzt hat er auch meinen Vater angeschwärzt, der ist bereits elf Jahre tot, unterste Schublade“, sagt der freiberufliche Forstingenieur.

„Teilweise war’s Ohnsorgtheater hoch zehn“

Wengert erkennt einerseits die Leistung von Meister an, sagt, dass man ihm das „hoch anrechnen muss“, dass er 1971 die Aufgaben der Gemeinde übernommen und die Jagdgenossenschaft Oberbrüden gegründet hat, dass man der Wildschäden Herr wird. Allerdings wirft er seinem Amtsvorgänger andererseits auch vor, er habe sein Amt über viele Jahre selbstherrlich geführt, habe beispielsweise Pachtverträge allein vergeben. „Er hat alles zu seinem Vorteil ausgenutzt“, sagt Wengert.

Der Stellvertreter und der Ausschuss hätten kein Mitspracherecht gehabt, sondern seien nur beratend tätig gewesen. Die Sitzungen seien katastrophal und chaotisch verlaufen. „Teilweise war’s Ohnsorgtheater hoch zehn“, sagt Wengert. Zudem habe Meister dem neuen Vorstand keinerlei Unterlagen zur Verfügung gestellt. Bis heute nicht.

Im Gegenzug wirft Meister seinem Kontrahenten rüpelhaftes Vorgehen vor. Auf Nachfrage unserer Zeitung sagte er gestern, dass ein Jagdgenosse (Name der Redaktion bekannt) zu Wengert gesagt habe, dass dieser sich „wie ein Lausbub benehme und sich schämen solle“. Meister wirft Wengert zudem vor, dass er seine Familie mit ins Boot geholt hätte und nun einem befreundeten Pächter einen günstigen Preis mache.

Wengert sagt nun, auf was es ankommt: „Die Jagdgenossenschaft setzt auf einheimische Jäger, um den Jagddruck zu erhöhen und dadurch den Wildschaden möglichst gering zu halten.“ Entsprechend dieses Grundsatzes wurden auf der jüngsten Hauptversammlung in diesem Monat die vier neuen Pächter einstimmig bestimmt. Drei von ihnen sind selbst Jagdgenossen und ortsansässig, der vierte kommt aus Backnang. So können die Jäger rasch eingreifen, wenn Wildschweine wieder unterwegs sind.

Angesichts dieser Auseinandersetzung schlägt Forstdirektor Martin Röhrs nur noch die Hände überm Kopf zusammen. In die internen Streitigkeiten will und darf sich das Kreisjagdamt als Aufsichtsbehörde nicht einmischen. Allerdings müsse er als Chef der Behörde darüber wachen, dass alles rechtens und nach geltenden Gesetzen abläuft. Vor zwei Jahren hatte er auf besagter Vollversammlung den Mitgliedern deutlich versucht, klarzumachen, falls die Jagdgenossenschaft so weitergeführt werden sollte wie seither, die Gefahr bestünde, dass die Führung und Verantwortung zurück an die Gemeinde falle. Der einzige Ausweg: Neuwahlen und eine dem Gesetz entsprechende Satzung.

Das gab es dann auch am 11. April 2015 mit besagtem Ergebnis. Röhrs heute dazu: „Wir haben alles geprüft, alle Regularien wurden eingehalten, die aktuelle Satzung ist von uns genehmigt. Volker Wengert hat jetzt eine Grundlage geschaffen, die auch vor den aktuellen Gesetzen Bestand hat. Und das sollte nun nicht mehr infrage gestellt werden.“


            Setzt mit seinen Vorstandskollegen auf einheimische Jagdpächter: Volker Wengert. Foto: E. Layher

Selbstversorgerhaus in der Kritik

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Von Christine Schick

MURRHARDT. Noch bevor sich der Gemeinderat mit dem eigentlichen Antrag zu einer – wie es im Verwaltungsjargon heißt – Umnutzung befasste, meldete sich ein Anwohner, der mit weiteren Betroffenen wegen genau dieses Themas in die Sitzung gekommen war, im Rahmen der Bürgeranfragen zu Wort. Er machte seinem Ärger über die Situation Luft. „Es geht heute um ein Baugesuch in Spielhof zu einem Haus, das schon seit etwa einem Dreivierteljahr betrieben wird“, sagte er und verwies auf eine entsprechende Homepage im Internet. Ein großes Problem sei die Lärmbelästigung durch die Gäste dieses Selbstversorgerhauses, bei denen es sich wohl um teils größere Gruppen handelt.

Der Mann ließ keinen Zweifel daran, dass er von der Stadtverwaltung und dem Ordnungsamt enttäuscht sei, die die Situation vor Ort bisher wenig interessiert hätte. Anrufe bei der Polizei seien schon ins Leere gelaufen, da die Beamten am Wochenende aus Backnang nicht hätten anrücken können. „Beim Lärm ist eine Schmerzgrenze erreicht, das werden wir uns nicht mehr bieten lassen“, sagte er und schilderte ein weiteres Problem: Bei größeren Festen parkten die Gäste auf der Durchgangsstraße, was vor allem bei Nacht zu kritischen Situationen führen könne. „Wenn Sie diesem Baugesuch zustimmen, sollte es zumindest ein beidseitiges Parkverbot geben“, so der Anwohner.

Anders als bei einer Gaststätte gibt es bei einem Selbstversorgerhaus keinen Ansprechpartner vor Ort

Bürgermeister Armin Mößner verwahrte sich zunächst gegen einen weiteren Vorwurf – dass die Stadt den Betrieb dulde oder unterstütze. Vielmehr sei die ehemalige Gaststätte Drei Birken verkauft worden. Die neuen Besitzer böten die Räume für private Personen und Gruppen an, die sich dort komplett selbst versorgen. Eine Kontrolle des Landratsamtes als Baurechtsbehörde hätte aber dazu geführt, dass nun nachträglich besagter Antrag gestellt worden sei. Später ergänzte Mößner, die Eigentümer hätten wohl in dem Glauben gehandelt, der Betrieb sei ohne weitere Genehmigung möglich. „Nach der Parksituation müssen wir natürlich schauen“, sagte er. Der Antrag sieht die Einrichtung von Zimmern mit Schlafplätzen, Toiletten und Bädern (Umgestaltung durch geringe bauliche Veränderung der vorhandenen Räume) vor, „bei dem wir entscheiden müssen, ob er baurechtlich zulässig ist“. Natürlich sei es wichtig, dass der Betrieb in Einklang mit den Anwohnern geschehe. Anderenorts wie in Kieselberg oder Mettelberg funktioniere das gut, und es kämen nicht allzu viele Klagen. In einem Punkt des Antrags allerdings wollte die Stadtverwaltung nicht mitgehen – die Einrichtung einer Außengrillstelle. In den Beiträgen der Fraktionssprecher und der anschließenden Diskussion wurde deutlich, dass sich die Stadträte nicht leicht mit dem Thema taten. Rolf Kirschbaum (CDU-FWV), für den die Klagen der Anwohner als Kirchenkirnberger nichts Neues waren, merkte an, dass es in Zeiten der Drei Birken auch nicht immer ganz still gewesen sei. Allerdings gab es im Unterschied zur aktuellen Situation einen Gastwirt vor Ort, der sich dafür verantwortlich gefühlt habe, den Lärm auf ein verträgliches Maß zu reduzieren. „Es ist kein Personal im Haus, und der Vermieter wohnt nicht vor Ort“, sagte Kirschbaum. Wer Kontakt mit den Besitzern aufnehmen wolle, bekomme einen Anrufbeantworter an die Strippe. Einerseits habe er Verständnis dafür, dass junge Leute einen Platz zum Feiern bräuchten, aber in unmittelbarer Nähe zu Wohngebäuden sei dies einfach problematisch. Der Belegungsplan mit etlichen bereits gebuchten Wochenenden von Freitag bis Sonntag verweise auf die Dauerbelastung.

„Das geht dann von Mai bis Oktober. Wenn man jetzt zustimmt, ist das schwer in den Griff zu bekommen“, sagte er und prophezeite, dass der Konflikt dann auf anderer Ebene – möglicherweise über Anwälte – weitergehe. Zudem sah es Kirschbaum als Möglichkeit an, dem Vorhaben die Zustimmung zu verweigern (die Genehmigung selbst erteilt das Landratsamt als Baurechtsbehörde), da das Gelände im sogenannten Außenbereich liegt und das Vorhaben seiner Ansicht nach keine spezifischen Ausnahmekriterien wie beispielsweise landwirtschaftliche Nutzung erfüllt.

Hartmann Widmaiers (MD/AL) Vorschlag war, die Gäste über eine spezifische Regelung zur Disziplin in Bezug auf die Lärmbelästigung zu bewegen: Eine Kaution, die zu Anfang hinterlegt wird, könnte bei einer entsprechenden Anzeige einbehalten werden. „Ich weiß nicht recht, wie wir die Kuh vom Eis bekommen sollen“, sagte Edgar Schäf. Der SPD-Fraktionschef gab zu Bedenken, dass eine Verweigerung aus baurechtlicher Sicht möglicherweise schwierig sei. Gleichzeitig fragte er sich, wie man für die Anwohner erreichen könne, dass die Lärmbelästigung nicht mehr so drastisch ausfalle.

„Über den Geldbeutel packt man die Leute am ehesten“, meinte Schäf, insofern fände er den Vorschlag Widmaiers bedenkenswert. Einem Parkverbot räumte er geringe Chancen ein. Zu beiden letzteren Punkten merkte Bürgermeister Mößner an, dass man sich dabei zum mindest teilweise auf privatrechtlichem Terrain befinde. Ohne Genehmigung läuft der Betrieb des Hauses klar unrechtmäßig, stellte Wolfgang Hess (UL) fest, und er fühle sich auch nicht dafür verantwortlich, dass die Besitzer dies möglicherweise nicht gewusst hätten. „Wenn wir das Einvernehmen verweigern, kann das Landratsamt unseren Beschuss trotzdem kassieren, aber unter diesen Bedingungen werden wir nicht zustimmen.“ Rolf Kirschbaum formulierte schließlich einen Antrag, das Vorhaben – Umnutzung der Gaststätte in ein Wohn-/ Selbstversorgerhaus mit Außengrillstelle – eine generelle Verweigerung zu erteilen. Mößner gab zu Bedenken, dass es in der Rechtsprechung im Außenbereich Fälle gebe, bei denen Objekte wie Jugendherbergen als privilegiert eingestuft würden. „Das ist baurechtlich diffizil.“ Die Abstimmung über Kirschbaums Antrag war eindeutig: Er wurde mit 14 Jastimmen und zwei Enthaltungen angenommen. Nun hat das Landratsamt zu entscheiden, wie es in dem Fall weitergeht.

Einbrecher bauen sich Turm aus Kunststoffkisten

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FELLBACH (pol). Mithilfe von Bäcker-Kunststoffkisten sind Einbrecher in der Nacht zum Sonntag in einen Getränkemarkt in der Daimlerstraße eingedrungen. Die Täter hatten laut Polizei die Kunststoffkisten in Tatortnähe vorgefunden und diese auf vier Meter Höhe aufeinandergestapelt.

So gelangten sie an ein Fenster, dies öffneten sie gewaltsam. Im Gebäude fanden sie keine Wertgegenstände. Sie flüchteten ohne Beute. Der angerichtete Sachschaden liegt bei mehreren Hundert Euro.


„Wir lachen unglaublich viel zusammen“

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Von Sarah Schwellinger

MURRHARDT. Während Heike Doderer die Geschichte erzählt, wie sie sich kennengelernt haben, sitzt Michael Bossenz daneben und grinst. „Warum grinst du denn die ganze Zeit so?“, fragt sie ihn. „Weil das alles so nicht ganz stimmt“, meint er. Ihr Kennenlernen ist gerade mal zwei Jahre her, trotzdem gehen die Meinungen auseinander. Bei manchen könnte das ein Streitpunkt sein, Heike Doderer und Michael Bossenz lachen gemeinsam darüber.
Fest steht, dass sie sich schon länger über gemeinsame Freunde kannten. Fest steht auch, dass er sie in ihrer Stammkneipe angesprochen hatte. „Er kam zu mir an die Theke, wo ich gerade saß und mit dem Wirt Klaus redete“, sagt Doderer. Dort unterhielten sich die beiden lang, bis er nach ihrer Telefonnummer fragte. Von da an ging alles ganz schnell. Noch am selben Abend schrieben sich die beiden über WhatsApp und schon bald trafen sie sich zum ersten offiziellen Date. Ob es gleich gefunkt hat?
Heike Doderer überlegt kurz und sagt dann entschlossen: „Naja, wir kannten uns ja von früher und da fand ich ihn recht eingebildet, nicht unbedingt sympathisch. Das hat etwas gedauert.“ „Bei mir eigentlich schon direkt“, sagt Bossenz und grinst. „Wo waren wir denn bei unserem ersten Date eigentlich?“, fragen sich die beiden, blicken sich an und müssen lachen. „Es ist doch gar nicht so lange her“, sagt Heike. Dann fällt es ihnen wieder ein: Schwäbisch Hall, Cocktailbar. Ganz klassisch.
Bis sie dann ein Paar wurden, hat es nicht mehr allzu lange gedauert. „Daran werde ich mich noch lange erinnern“, sagt Bossenz. Doch es folgt keine kitschige Romanze: „An dem Morgen wurde mein Auto abgeschleppt. Wer konnte denn schon ahnen, dass plötzlich donnerstags der Wochenmarkt ist?“ Den 30. April haben die beiden zu ihrem Jahrestag ernannt.
Humor ist den beiden wichtig. „Wir lachen so viel miteinander, das ist unglaublich“, sind sich die beiden einig. „Ich habe noch mit keinem Mann so viel gelacht wie mit Micha“, so die 32-Jährige. Oft hätten sie auch dieselben Einfälle, dieselben Ansichten, dieselben Gedanken. „Aber genau so oft denken wir auch das Gegenteil“, sagt Doderer. Aber das sei ja auch gut so. Denn die beiden sind kein Paar, bei dem der eine nicht ohne den anderen auskommt. Jeder hat seine Hobbys, seine Zeit für sich. „Der nächste Schritt wird aber schon sein, dass wir zusammenziehen“, sagt Michael Bossenz, „das üben wir ja schon kräftig. Ich bin ja oft bei ihr.“ Dass der 35-jährige Bauingenieur bereits einen Sohn hat, stört Heike Doderer nicht. „Das hat er mir von Anfang an gesagt und sein Sohn Dennis und ich verstehen uns sehr gut.“ Außerdem bringe ein Mann mit Kind nur Vorteile mit, ist sich Doderer sicher. Denn er achte auf Dinge, die andere erst lernen müssten. Und damit meint sie ganz alltägliche Dinge wie Geschirr spülen oder die Wäsche waschen.
„Doch er ist nicht nur für Dennis ein wahnsinnig liebevoller Papa. Micha ist immer für mich da. Er würde alles für mich machen, alles stehen und liegen lassen. Er ist einfach ein herzlicher Mensch“, sagt Doderer. „Und ich liebe an Heike, dass sie fest im Leben steht, weiß, wohin sie gehört“, so Bossenz und schiebt hinterher: „Und dass sie gut kocht.“
Beide lachen sich an und Doderer stimmt zu: „Er hat wirklich immer gesagt, dass es ihm schmeckt.“ Wie bei allen anderen gibt es aber auch Eigenschaften, die sie an dem anderen stören. Zum Beispiel, dass sie so pingelig ist. Oder morgens vor dem ersten Kaffee nicht angesprochen werden will. Oder dass er so laut schnarcht. Aber das sind Dinge, über die man hinwegsehen kann. „Manchmal kracht es, dann streiten wir uns, und dann ist auch wieder gut. Aber das muss auch sein“, so Doderer.
Heute sitzen sie gemeinsam an der Theke im „Jolly“, wo sie sich vor zwei Jahren kennenlernten. Michael Bossenz bestellt noch ein Bier und eine Weinschorle beim Wirt Klaus. „Am Ende liebe ich dich einfach so“, sagt Heike Doderer. Es folgt ein kurzes „Ich dich auch“, ein Lächeln und ein Kuss.

Michael Bossenz und Heike Doderer

„Glücklich sein heißt, die schönen Dinge sehen“

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Von Bianca Walf

BACKNANG. Es war das Jahr der ersten Everest-Besteigung, das Jahr, in dem Stalin starb und Queen Elisabeth II. den englischen Thron bestieg, als inmitten von Wirtschaftswunderdeutschland auch einer jungen Frau aus Murrhardt und einem jungen Mann aus Backnang ein kleines Wunder geschah: 1953 begegneten sich Gertrud und Manfred Höhn zum ersten Mal. Übermorgen sind sie 60 Jahre verheiratet und feiern ihre diamantene Hochzeit.
Heute sind beide 81 Jahre alt und doch erinnert sich das Paar noch gut an seine ersten Momente: „Wir sind beide neuapostolisch. Beim kirchlichen Jugenddienst haben wir öfter Ausflüge in die Umgebung gemacht. Da kamen wir dann ins Gespräch“, erzählt Gertrud Höhn. Sie selbst war damals 17 Jahre alt. Ihr Mann ein paar Monate älter. „Zuerst ist mir natürlich ihre Schönheit aufgefallen“, erinnert sich Manfred Höhn. „Als ich sie besser kennenlernte und merkte, wie flott und tüchtig sie ist, war ich mir gleich sicher, dass sie die Richtige ist.“ Bis auch Gertrud Höhn sich sicher war, dauerte es nicht lange: „Er hat sich schon ein bisschen anstrengen müssen“, meint sie zwar, doch der Einsatz hat sich gelohnt. Schon zwei Jahre später folgte die Verlobung des Paares.
„Wir mussten uns erst noch eine Wohnung suchen. Dann konnten wir endlich heiraten“, sagt Manfred Höhn. Am 16. Februar 1957 war es so weit. „Ich kann kaum glauben, dass das schon 60 Jahre her ist“, betont Gertrud Höhn.
Das Paar bekommt drei Kinder – zwei Mädchen und einen Jungen. Natürlich habe es auch schwierige Zeiten gegeben. Manfred Höhn arbeitet als Buchhalter. Nebenbei ist er ehrenamtlich in der Kirchengemeinde aktiv. Obwohl die Firma gut zahlt, ist das Geld für die junge Familie knapp. Getrud Höhn packt mit an, geht selbst halbtags arbeiten. „Erst war ich Haushälterin, später dann 25 Jahre lang beim Landratsamt: Obwohl ich jeden Tag gekocht und mich um meine Familie gekümmert habe, habe ich noch eine Fortbildung gemacht. Das habe ich nie bereut“, erzählt sie.
„Heute würde man vielleicht sagen, das war eine stressige Zeit, aber ich war eigentlich immer zufrieden. Es bringt ja nichts, sich über die Dinge zu ärgern, die nicht perfekt laufen. Glücklich sein heißt, die schönen Dinge sehen.“
Alles in allem sei genau das ihr Erfolgsrezept für 60 erfüllte Ehejahre: „Man muss den anderen nehmen, wie er ist, sich auf seine positiven Seiten konzentrieren und sich immer wieder neu aufeinander einstellen“, so Gertrud Höhn. Ihr Mann bestätigt: „Ich war immer stolz auf meine Frau. Ihr Optimismus tut mir gut.“ Gerdi, wie er sie zärtlich nennt, verstehe es, für Mußestunden zu sorgen: „Wir haben gerne Ausflüge mit den Kindern gemacht. Sind fast jedes Jahr ans Meer gefahren“, erzählt sie. Und auch zum Valentinstag habe das Paar sich in manchem Jahr eine kleine Freude gemacht: „Eine nette Aufmerksamkeit oder ein gutes Essen“, erinnert sich Gertrud Höhn. „Albern fand ich das nie, sondern eine schöne Gelegenheit, an den anderen zu denken.“
Am heutigen Valentinstag wird es im Hause Höhn keine Geschenke geben. Dafür soll es am Wochenende feierlich zugehen. „Am Sonntag gibt es in unserer Gemeinde einen besonderen Gottesdienst. Dann kommen unsere Kinder und unsere vier Enkel zu Besuch, um die diamantene Hochzeit mit uns zu feiern. Das wird sicher ein nettes Beisammensein“, erzählt Manfred Höhn. Auch seine Frau freut sich bereits auf den Festtag: „Für uns passt das genau, den Tag auch in der Kirche zu verbringen. Schließlich gehört zu 60 Jahren Ehe auch ein kleiner Segen von oben dazu.“

Manfred und Gertrud Höhn

Exhibitionist belästigt Frau

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WAIBLINGEN. Ein Exhibitionist hat in der Nacht zum Sonntag am Bahnhof Neustadt/Hohenacker eine Frau belästigt. Der unbekannte Mann hatte in der Fußgängerunterführung laut Polizei sein Geschlechtsteil gezeigt, als die Frau an ihm vorbeiging. Ein Zeuge beobachtete gegen 0.45 Uhr den Vorfall und verständigte anschließend von zu Hause aus die Polizei. Der Unbekannte sei dunkelhäutig und zwischen 20 und 30 Jahre alt gewesen. Er hatte kurzes Haar, war schlank und durchtrainiert. Zeugenhinweise erbittet der Polizeiposten Hohenacker unter der Telefonnummer 07151/82149.

S3 ist Spitzenreiter bei Verspätungen

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Von Martin Winterling

BACKNANG/STUTTGART. Es bleibt dabei: Die S3 Backnang–Filderstadt ist die unpünktlichste der sechs S-Bahnen in der Region Stuttgart. Nur drei von vier Zügen hatten im vergangenen Jahr weniger als drei Minuten Verzug; unter sechs Minuten schafften es neun von zehn Zügen. Und das gilt laut Definition noch als pünktlich, wobei die Bahn aber ihre eigenen Zielmarken von 94,5 beziehungsweise 98 Prozent Pünktlichkeit im jeweiligen Korridor erneut klar verfehlt hat.

Die DB Regio AG bleibt jedoch trotzdem optimistisch gestimmt: „Trotz zahlreicher Baustellen und gestiegener externer Einflüsse durch Dritte konnten die wesentlichen Qualitätswerte der S-Bahn Stuttgart im Jahr 2016 nahezu auf dem Vorjahresniveau gehalten werden“, heißt es in einer Pressemitteilung. Die von der S-Bahn im eigenen Zuständigkeitsbereich beeinflussbaren Verspätungsursachen seien sogar um 19 Prozent reduziert worden. Verspätungen und Ausfälle von Zügen auf den beiden S-Bahn-Strängen im Rems-Murr-Kreis, S2 und S3, sind gleichwohl das gewohnte Bild, das sich den Fahrgästen bietet. Schlechte Pünktlichkeitswerte betreffen dabei vor allem die Hauptverkehrszeiten.

Der Blick auf die Hauptverkehrszeiten zeigt das ganze Dilemma im S-Bahn-Verkehr in der Region Stuttgart. Denn morgens und abends sind die Züge besonders voll und somit auch die meisten Fahrgäste von Verspätungen betroffen. Pünktliche Züge in den späten Abendstunden oder sonn- und feiertags gefallen zwar den Machern der Pünktlichkeitsstatistik, sorgen aber nicht für bessere Laune bei Fahrgästen, die am Montag früh bibbernd auf dem Bahnsteig stehen und auf ihre S-Bahn warten.

Gründe für die nicht zufriedenstellende Pünktlichkeit sieht die S-Bahn Stuttgart einerseits in den starken Bautätigkeiten auf den Gleisen in der Region und zum anderen im Anstieg der durch Dritte verursachten Störungen des Bahnbetriebs. „Auch wenn Baustellen Einschränkungen für die Fahrgäste bedeuten: Die Baumaßnahmen sind wichtig, und wir wollen sie auch, denn dadurch wird die Infrastruktur im Bereich der S-Bahn Stuttgart erneuert“, sagt Dr. Dirk Rothenstein. Fast die Hälfte der ausgefallenen Zugkilometer war 2016 auf Baustellen zurückzuführen. Allerdings haben sich im vergangenen Jahr auch die Einflüsse Dritter erhöht und für Ärger im Betrieb gesorgt. Dazu zählen Personenunfälle, Personen im Gleis, Notarzteinsätze, Luftballons oder Polizeieinsätze, deren Anteil an den ausgefallenen Zugkilometern rund 18 Prozent beträgt.

Aber auch wenn nichts passiert, scheinbar nichts, kumulieren sich Verzögerungen zu nennenswerten Verspätungen. Immer wieder kommt nach einem Halt die Durchsage, die Fahrgäste sollen sich von den Eingangstüren fernhalten. Derweil bleibt der Zug stehen. Wer sich umschaut, sieht weit und breit keinen, der die Sensoren stören könnte. Man weiß nicht, ob die neuen Triebwagen, teils ja auch mit den sowieso störanfälligen, ausfahrbaren Türschwellen, schon von sich aus Verspätungen produzieren.

In der Bewertung der Informationen im Regelfall verbesserte sich die S-Bahn Stuttgart und erreichte 2016, wie die Bahn mitteilt, den Zielwert von 2,5 (2015: 2,6). Für die Informationen im Verspätungsfall vergaben die Kunden 2016 den Wert von 3,1 (Ziel: 2,5). Die Zielwerte der übrigen Qualitätskriterien wurden dagegen komplett erfüllt. So stieg die objektiv gemessene Sauberkeit der Fahrzeuge auf 95,9 Prozent (2015: 95,6, Ziel: 92,0), die subjektive Bewertung blieb unverändert bei 2,4 (Ziel: 2,5). Die Sicherheit im Zug wurde mit 2,0 bewertet (2015: 1,9, Ziel: 2,5), die Schadensfreiheit der Züge mit 2,2 (2015: 2,1, Ziel: 2,5).

Eine Kita, die keine ist

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Von Kornelius Fritz

BACKNANG. Als Marla ein Jahr alt wurde, wollte Alexandra Abele wieder in Teilzeit arbeiten. Doch beim Gedanken, ihre Tochter in einer Kita abzugeben, war der Controllerin nicht wohl. Marla erschien ihr dafür noch zu jung. Also lieber eine Tagesmutter engagieren? Auch da hatte die Mutter Bedenken: „Wenn man sein Kind bei einer fremden Familie abgibt, weiß man ja nicht genau, was dort passiert.“ Umso glücklicher war Alexandra Abele, als sie vom Takatuka-Haus in Germannsweiler erfuhr: „Als ich davon gehört habe, dachte ich: Das ist es.“ Tagesmütter betreuen die Kinder in familiärer Atmosphäre, aber eben nicht bei sich daheim, sondern in einer Wohnung, die der Verein Kinder- und Jugendhilfe Backnang extra dafür angemietet hat.

„Die Gruppen sind kleiner als in einer Kita und jedes Kind hat eine feste Bezugsperson“, erklärt Karin Kirsch, Fachbereichsleiterin für die Tageselternvermittlung beim Verein Kinder- und Jugendhilfe, das Konzept. Als man damit 2009 in einer Wohnung über dem Juze in der Mühlstraße anfing, sei man Vorreiter im Rems-Murr-Kreis gewesen, sagt Thomas Brändle, pädagogischer Leiter des Vereins. Der Start war nicht einfach: „Es gab damals noch keine richtigen Rahmenbedingungen.“ Bei den Behörden stieß das Modell, das in Reutlingen entwickelt wurde (siehe Anhang), zunächst auf Skepsis. Man hatte Sorge, dass hier eine „Kita light“ entstehen soll, entsprechend hoch wurden die bürokratischen Hürden gelegt. „Wir mussten die Qualitätskriterien für Kitas und die für die Tagespflege erfüllen“, erzählt Brändle. Zu den Auflagen gehört unter anderem, dass nie mehr als sieben Kinder gleichzeitig betreut werden dürfen. Auch für die Räume gelten strenge Vorschriften, die das Aus für den ersten Standort bedeuteten. In der Mühlstraße gab es keinen zweiten Fluchtweg, deshalb musste das Tageselternhaus wieder ausziehen.

Fachliche Unterstützung
durch Pädagogen

Vorübergehend kam die Einrichtung im Familienzentrum Famfutur unter, doch auch diese Lösung war nicht ideal. Denn erstens wurden die Räume dort eigentlich für andere Zwecke gebraucht und zum anderen passte das große Gebäude auch nicht zum Wunsch, die Kinder in familiärer Atmosphäre zu betreuen. Doch die Suche nach Ersatz gestaltete sich schwierig: „Wir hatten schon fast resigniert“, sagt Thomas Brändle. Vor einem Jahr dann die Lösung: Eine Vermieterin, die selbst Tagesmutter ist, bot dem Verein eine Erdgeschosswohnung in Germannsweiler an: Nah an der Stadt, aber trotzdem in ländlicher Umgebung, frisch renoviert und mit großem Garten. Das Takatuka-Haus war gefunden. Seit April 2016 werden in der Vierzimmerwohnung nun jeden Tag bis zu 14 Kinder betreut. Zwei Tagesmütter kümmern sich vormittags um Kleinkinder unter drei Jahren. Wenn die zwischen 13 und 14 Uhr abgeholt werden, kommen die Schulkinder, die von zwei anderen Tagesmüttern betreut werden. Für alle gibt es mittags ein warmes Essen, das eine Köchin vor Ort frisch zubereitet.

Clara Reiter ist froh, dass ihre beiden Söhne nach der Schule eine feste Anlaufstelle haben und auch bei den Hausaufgaben betreut werden. „Ich möchte nicht, dass meine Kinder in eine leere Wohnung kommen“, sagt die berufstätige Mutter. Ein weiterer Vorteil im Vergleich zur Kita ist die Flexibilität: Im Tageselternhaus können Eltern ihre Kinder auch nur an bestimmten Tagen betreuen lassen, und bezahlen dann auch nur für diese Zeit.

Doch nicht nur bei den Eltern kommt das Modell gut an, auch für die Tagesmütter hat die Arbeit im Takatuka-Haus Vorteile. Der wichtigste: Sie sind beim Verein Kinder- und Jugendhilfe fest angestellt. Eduarda Maru-Ferreira, die das Tageselternhaus leitet, findet es auch gut, dass Arbeit und Freizeit räumlich getrennt sind. Außerdem bekommt sie fachliche Unterstützung, denn als Tagesmutter hat sie zwar Kurse besucht, aber keine pädagogische Ausbildung. Wenn Fragen auftauchen, stehen ihr deshalb die Fachleute des Vereins mit Rat und Tat zur Seite. „Das ist für mich sehr beruhigend“, sagt die Tagesmutter.

Gemessen an den 400 Kindern, die im Raum Backnang zurzeit von Tagesmüttern zu Hause betreut werden, ist das Tageselternhaus mit seinen 14 Plätzen im Moment noch eher eine Randerscheinung, aber für Thomas Brändle steht fest: „Das ist eine Betreuungsform, die Potenzial hat.“ Er würde sie gerne als „dritte Säule“ neben Kitas und der Betreuung bei Tageseltern zu Hause etablieren. Auch in Backnang könnte er sich ein weiteres Tageselternhaus gut vorstellen, vorausgesetzt, es finden sich geeignete Räume und die Stadt ist bereit, das Konzept zu unterstützen: „Wir brauchen dafür ein Signal von der Stadt.“

  Informationen zum Tageselternhaus gibt es beim Verein Kinder- und Jugendhilfe Backnang unter 07191/3419119 oder im Internet www.kinderundjugendhilfe-bk.de. Am Samstag, 18. März, kann die Einrichtung in der Züricher Straße 68/1 auch bei einem Tag der offenen Tür besichtigt werden. Aktuell ist im Tageselternhaus ein Platz in der Nachmittagsbetreuung frei.


            Vorlesestunde im Takatuka-Haus: Tagesmutter Eduarda Maru-Ferreira kümmert sich um Samuel, Emma und Elisa. Zum Konzept des Tageselternhauses gehört, dass jedes Kind eine feste Bezugsperson hat. Fotos: E. Layher

            Nachmittags gehört das Tageselternhaus den Schülern: Veronika Zweigle unterstützt Jessica und Felix auch bei den Hausaufgaben.

TSG-Turner in einem anderen Metier

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Von Heiko Schmidt

Die Drittliga-Saison für die Backnanger Turner beginnt am 17. Juni mit dem Wettkampf beim TV Bühl. Bis dahin steht für Robert Steiner nicht nur der Sport, sondern im Rahmen seines Studiums Architektur und Stadtplanung an der Universität Stuttgart auch ein soziales Projekt an: Der Bau einer Grundschule für Waisenkinder in Tansania.

Begonnen hatten die Vorbereitungen schon im Juli 2016. „Meine Kommilitonin Saskia Maier aus Heidenheim fragte mich, ob ich mitmachen würde“, berichtet Steiner. Sie nahmen Kontakt auf zur Hilfsorganisation Dunia Ya Heri, die nahe Daressalam, Tansanias größter Stadt, ein Zuhause für Waisenkinder errichtet. „Eine Art kleiner Campus soll entstehen. Ein Haus für Babys und Kleinkinder steht bereits, weitere sollen für etwa 60 Kinder jeglichen Alters noch gebaut werden“, sagt Steiner. Zudem werde eine Grundschule für Kinder gebraucht. Die soll von den Studenten entworfen und geplant werden. „Saskia hatte ihren Entschluss schon gefasst und suchte noch nach einem Partner. Nach sehr kurzer Bedenkzeit stieg ich mit ein“, macht der Turner klar. Das Duo brauchte nun einen Professor, der die Studenten dabei betreut und am Ende bewertet, damit es als Semesterarbeit abgegeben werden kann.

„Normalerweise vergeben die Professoren die Projekte, die oft groß sind“, erläutert der Turner. Er schiebt nach: „Unsere Aufgabe ist nun deutlich kleiner, aber realistisch. Die soll am Ende so gebaut werden, wie wir es entworfen und geplant haben.“ Ein Professor wurde rasch vom Vorhaben überzeugt. Somit war die Aufgabe offiziell. „Wir bauen eine Grundschule in einem Land in Afrika, wo noch keiner von uns beiden bisher war“, gibt sich Steiner zuversichtlich.

Wikipedia, Reiseführer, Afrika-Lehrbücher und der Kontakt zur Hilfsorganisation halfen den Schwaben, ein Bild vom Land und von der Region zu bekommen. „Außerdem mussten wir eine Idee davon bekommen, was Grundschule dort bedeutet.“ Die Studenten wollten auch nach Tansania reisen, um sich ein Bild vor Ort zu machen. Die Zeitschiene war kurz. „Da ich wichtige Bundesliga-Wettkämpfe im Turnen hatte, fuhr Saskia allein und berichtete mir“, schildert Steiner. Maier sprach mit den Kindern, machte Fotos und vermaß das Grundstück. Nach einer Woche kehrte sie zurück. Danach ging es an die Arbeit. Zunächst bekam das Projekt einen Namen: „Zukunfts(T)raum“. Vier Monate waren die Studenten am Entwerfen. Nebenbei wurden Sponsoren gewonnen. Langsam nahmen die Ideen Gestalt an. Morgen wird der Entwurf abgeben und dann bewertet. Im August soll die Bauphase beginnen. Steiner und Maier wollen mindestens einen Monat vor Ort mithelfen.

  Weitere Infos zum Hilfsprojekt gibt es im Internet: www.facebook.de/zukunftstraum-
unistuttgart, www.dunia-ya-heri.org und www.irge-uni-stuttgart.de/einszueins.


            Für die TSG Backnang macht Robert Steiner die Sprünge. Nun engagiert sich der Drittliga-Turner für ein soziales Projekt.Foto: C. Cocks

Mit hohem Tempo über eisige Pisten

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Von Steffen Grün

Für die enge Verbindung zwischen Motocross und Skijöring sind Gernot Galle und sein Bruder Wolfgang die besten Beispiele. Von 1984 bis 1989 war dieses Duo auf den bei Trockenheit staubigen und bei Regen matschigen Motocrossstrecken unterwegs, seit 1985 düsen sie auch über die vereisten Pisten. Ihnen war es wie vielen ihrer Kontrahenten während der Pause im Winter langweilig, der zusätzliche Sport sollte die Zeit bis zur neuen Saison überbrücken.

„Wir dachten damals, das wäre etwas Neues, haben aber später erfahren, dass es das schon lange gab“, erinnert sich Gernot Galle lachend ans erste Rennen in Crailsheim 1985. Mehr als drei Jahrzehnte später sind die Brüder mit ihrem umgebauten Motocrossgespann noch immer mit demselben Ehrgeiz bei der Sache, während sie ihren ursprünglichen Sport 1989 aufgegeben haben. „Verletzungsbedingt“, erklärt Gernot Galle, dem damals bei einer Notoperation die Milz entfernt werden musste. Die Rippen- und Knochenbrüche bei vorherigen Unfällen hatte der Pilot noch weggesteckt, das war ihm nun zu viel.

Der an einem Seil mitgezogene Skifahrer hat den schwierigsten Job – Könner sind daher sehr begehrt

Schwere Stürze sind auch beim Skijöring keine Seltenheit, blieben für die Brüder und ihre Skifahrer aber noch ohne böse Folgen. Als größter Erfolg steht für das Team bislang der erste Platz beim Zugspitz-Lech-Pokal vor drei Jahren zu Buche, den sie sich mit Start-Ziel-Siegen bei 16 von 21 Läufen redlich verdienten. 2015 sprang für die Schwaben bei der bayerischen Rennserie der Vizemeistertitel heraus, im Jahr davor und danach spielte das Wetter nicht mit. „2014 gab es kein Rennen, 2016 nur eines“, erzählt Gernot Galle. Es war einfach nicht kalt genug, „denn wir brauchen einen eisigen Untergrund“.

In diesem Winter passt die Witterung dagegen wieder besser, nach den bisherigen Rennen sind die Titelchancen intakt. Und das, obwohl Gernot Galle auf den Beifahrer aus der eigenen Familie verzichten muss. Wolfgang Galle wurde nach der vergangenen Saison eine künstliche Hüfte eingebaut, den Platz im Seitenwagen nehmen derzeit Ralf Gobs, Max Zündt oder Tim Hermann ein. Die machen ihren Job zwar gut, doch ein Problem ist das Wechselspiel für Gernot Galle trotzdem, denn „du musst dich blind aufeinander verlassen können“. Der 56-Jährige hofft, dass sein sechs Jahre jüngerer Bruder nächsten Winter wieder zur Verfügung stehen wird.

Zu den Aufgaben des Beifahrers gehört es, für den nötigen Druck auf dem Hinterrad zu sorgen. Er steht im Seitenwagen und verlagert in den Kurven stets das Gewicht, „das erfordert viel Konzentration und Kondition“. Vom Fahrer wird dagegen „viel Feingefühl am Gasgriff“ verlangt, um das Tempo in den richtigen Momenten zu erhöhen oder zu drosseln. Fehler werden kaum verziehen, den ein Lauf dauert nur drei Runden, nach nicht einmal zwei Kilometern ist alles vorbei. Den schwierigsten Job habe aber der Skifahrer, räumen die beiden Galles ein, „die sind auch Mangelware“. Sie haben das Glück, mit Thomas Rehm (Roßhaupten) einen Könner seines Fachs an der Seite zu haben. „Er startet in mehreren Klassen, weil es so wenig Skifahrer gibt“, erläutert Wolfgang Galle. Die Anforderungen an den Mann auf den Brettern, der es am Seil hängend auf bis zu 100 Stundenkilometer bringt, sind vielfältig. „Er darf keine Angst haben, muss 100 Prozent trainiert sein“, verdeutlicht Gernot Galle, mit Kanteneinsatz kann er das Motorrad am Ausbrechen hindern und mit geschickten Fahrmanövern den Weg für die Rivalen versperren.

„Der Zusammenhalt mit den Kumpels ist wie beim Seitenwagen-Motocross ein großes Plus“, gewährt Wolfgang Galle einen Einblick ins Fahrerlager: „Es geht hart, aber fair zur Sache.“ Den Skifahrer absichtlich zu attackieren, ist „absolut verboten und wird mit der sofortigen Disqualifikation geahndet. Passiert es aus Versehen, entschuldigt man sich sofort“. Ans Ende der Laufbahn denkt Gernot Galle nicht und verweist auf eine Showeinlage in Penzberg, bei der es der Fahrer des BMW-Gespanns auf 86 Jahre brachte, sein Beifahrer auf 93. „Wir wollen dabei bleiben, so lange es geht“, sagt der Rudersberger. Dafür erntet er einen leicht skeptischen Blick seines Bruders, der es wegen seiner Hüfte etwas vorsichtiger bewertet. Unerfüllt dürfte der Wunsch nach einer Trainingsstrecke in unmittelbarer Nähe bleiben, das Wetter in den hiesigen Breitengraden spricht eindeutig dagegen.


            Müssen perfekt harmonieren, um Siege einfahren zu können: Fahrer Gernot Galle sowie dessen Mitstreiter im Seitenwagen und auf Skiern. Skijöring ist ein rasanter Sport.Foto: privat

Vom Schminken bis zum gemeinsamen Feiern

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Von Heiko Schmidt

  8.30 bis 12.30 Uhr: Die neun Frauen des TSG-Teams treffen sich in der Hagenbachhalle in Backnang. Doch der Tag hat schon viel früher begonnen. „Ich bin um 5.30 Uhr aufgestanden“, berichtet Damaris Muscogiuri aus Spiegelberg. Die weiteste Anreise hat Kim Gattinger aus Schwäbisch Hall. Für sie ist die Nacht um 6.15 Uhr zu Ende. Zunächst macht sich jede Dame einen Zopf. Das nimmt eine Stunde in Anspruch. Dann werden die Gesichter braun gemacht und die Haare mit schwarzer Schuhcreme eingerieben. „Jede Frau muss gleich aussehen, damit das Gesamtbild stimmt“, begründet Gattinger die aufwendige Prozedur. Die ist aber noch lange nicht vorbei. Anschließend wird geschminkt. Jede Tänzerin hat dabei ihre Aufgabe. Melanie Hoos aus Unterweissach sorgt für die weiße Farbe rund ums Auge. Nadja Rodríguez aus Maubach zieht die Augenbrauen schwarz nach. Roxana Falk aus Backnang ist für das Gesichts-Make-up zuständig, während sich Sarina Bernhardt aus Backnang um den pinken Lidschatten kümmert. Damit ist der Vormittag für die Frauen ausgefüllt. „Bei uns Männern geht es wesentlich entspannter zu“, sagt Julian Allerborn. Er trifft sich mit seinen Teamkollegen erst um 11.30 Uhr. Nach einer Stunde sind die ersten Vorbereitungen – mit einem Spray werden die Haare schwarz gemacht – vorbei.

  12.30 bis 14.55 Uhr: Das ist wohl die entspannteste Zeit vor dem Wettkampf. Die Tänzer nehmen mit ihren Trainern Zoran Jovanovic, Nadine Nasser und Anita Pocz ein gemeinsames Mittagessen zu sich. Auf dem Speiseplan steht Pasta beim Italiener. Nach einer Stunde steht die Fahrt zum Turnierort Ludwigsburg mit dem anschließenden Check-in an. Die Damen kleben sich nun die Wimpern und bekommen die künstlichen Haarteile angebracht. Ein Markenzeichen der Frauen ist bereits zu sehen: die überdimensionalen Plüschschuhe mit Tiermotiven. „Die haben wir von den Männern unseres Teams geschenkt bekommen“, schmunzelt Vanessa Lehnart aus Hohrot.

  14.55 bis 17.35 Uhr: Das Warm-up für die Stellprobe beginnt. Die Tänzer machen gemeinsame Übungen zum Takt der Musik. Dieses Programm hat Teammitglied Ralf Bläsing, der auch den Beruf des Fitnesstrainers ausübt, mitentwickelt. Nach 20 Minuten geht’s zum Mentaldurchgang. Die Frauen und Männer stellen sich im Kreis auf und gehen mit geschlossenen Augen im Kopf das sechsminütige Programm durch. Dazu spielt Coach Jovanovic die Musik zum Thema Bittersweet ab. Danach geht es zur Stellprobe, die exakt 15 Minuten dauert. Zweimal tanzen die TSG-Sportler ihr Programm durch, aber noch nicht in ihrem Turnier-Outfit. Die Trainerinnen Nasser und Pocz geben vom Parkettrand ihre Hinweise, während sich Jovanovic die Choreografie von der Zuschauertribüne aus anschaut. Dort sitzt auch Teammitglied Florian Merz und filmt mit einem iPad. Die Tänzer begeben sich dann zum Umkleideraum. Hingegen werten die drei Trainer das Video in einer anderen Ecke in der Halle aus. „Die Stellprobe ist wichtig, damit sich die Tänzer mit dem Parkett vertraut machen können“, berichtet Jovanovic. Er schiebt nach: „Zudem testen wir dabei die Geschwindigkeit des CD-Players, mit dem unsere Musik abgespielt wird.“ Danach wird entschieden, welche Musikversion dann beim Wettkampf genommen wird. Unterdessen haben die Tänzer etwa 30 Minuten Zeit, um sich ihre Körper mit flüssiger und brauner Körperlotion einzureiben. Um 17 Uhr steht die Rundenauslosung mit den anderen Trainern und dem Gastgeber an. Dort sind von Backnanger Seite neben dem Coach Jovanovic auch die beiden Mannschaftskapitäne Nadja Rodríguez und Niclas Biehler dabei. Sie ziehen die Startposition drei. „Das ist gut, nicht am Anfang und auch nicht zum Schluss“, freut sich Jovanovic. Diese Nachricht teilt er seinem Team mit, ehe es zur Videoanalyse geht. In einem Raum bei der Rundsporthalle sind die Sequenzen über einen Beamer zu sehen. Wichtige Anweisung von Jovanovic: „Achtet auf das Timing.“ Bei anschließenden Einzelgesprächen weist Nasser auf Ungenauigkeiten der Sportler hin.

  17.35 bis 19.35 Uhr: Die Damen und Herren ziehen sich die Turnierschuhe an, während sich auch die drei Trainer in Schale werfen. Anschließend beginnt wieder das Aufwärmen. 18.10 Uhr: Es ist so weit, die acht beim Turnier tanzenden Formationen werden unter dem Applaus der Zuschauer vorgestellt. Die Backnanger marschieren wie die anderen Teams übers Parkett und verschwinden dann wieder im Umkleideraum. „Denkt ans ausreichende Trinken“, erinnert Jovanovic seine Schützlinge. Die haben ihre Verpflegung selbst mitgebracht. Andere Teams wie der Weltmeister aus Bremen haben ein eigenes Catering dabei. Um 18.30 Uhr beginnt wieder das gemeinsame Aufwärmen, davor hat es einen mentalen Durchgang gegeben. 18.40 Uhr ist die TSG an der Reihe. Jeder Tänzer isst noch schnell ein Stück Zitrone. „Damit wird der Speichelfluss im Mund angeregt, damit die Tänzer strahlen können“, nennt Nasser den Grund für diese Maßnahme. Sechs Minuten dauert dann das TSG-Programm Bittersweet. Danach wirken die Sportler ausgepowert. Sie nutzen die Pause zum Ausruhen und Kräfte sammeln. Physiotherapeut Maik Läpple löst die Verspannungen bei der einen oder anderen Dame und Herrn. Außerdem werden die Hosen der Männer etwas vom Wachs der Tanzfläche gesäubert, genauso wie die Schuhsohlen. Die Frauen pudern sich ihre Gesichter. Auch gegessen wird. So gibt es Obst, aber auch schon mal einen Donut. Unterdessen schauen sich die Trainer die Darbietungen der anderen Mannschaften an. Zudem ist es Zeit für eine Analyse der eigenen Leistung. Dazu versammeln sich die Backnanger wieder im Raum bei der Rundsporthalle. Positives und Negatives wird dabei von den Trainern angesprochen. Inzwischen hat auch das letzte Team die erste Runde getanzt.

  19.35 bis 21.40 Uhr: Es gibt nun eine Pause. „Da ist Zeit, Verwandte und Bekannte zu begrüßen“, sagt Julian Allerborn. Die Tänzer sind in der ganzen Halle verstreut und versuchen die Atmosphäre aufzusaugen. Um 20 Uhr erfolgt die Bekanntgabe der Teams, die sich fürs große und kleine Finale qualifiziert haben. Die TSG ist bei den besten fünf Mannschaften dabei. Anschließend gibt es die erneute Auslosung der Startreihenfolge, ehe um 20.10 Uhr das kleine Finale beginnt. Zeitgleich wärmen sich die Backnanger auf. Um 20.30 Uhr startet das letzte Mentalprogramm an diesem Tag. Dem schließt sich eine Ansprache in Kreisform an. Ein Stück Zitrone und auf geht’s zum letzten Durchgang. Die TSG tanzt um 21 Uhr als vorletztes Team. Die Anspannung muss hochgehalten werden. Nach sechs Minuten ist es geschafft. Die Backnanger bleiben am Parkettrand und verfolgen das Programm der letzten Vertretung. Dann beginnt das Warten. Die sieben Wertungsrichter begeben sich von ihren Plätzen auf der Tribüne aufs Parkett und zeigen mit Schildern, auf denen die Zahlen eins bis acht stehen, ihre vergebenen Plätze für jedes Team an. Die Backnanger reihen sich auf Rang fünf ein. Um 21.30 Uhr findet die Siegerehrung statt. Jedes Team erhält einen Pokal und eine Urkunde. Der offizielle Teil ist abgeschlossen.

  21.40 bis 1 Uhr: Die After-Show-Party beginnt in der Rundsporthalle. Während sich die Trainer mit den Wertungsrichtern und den Verantwortlichen der anderen Mannschaften austauschen, feiern die Tänzer aller Teams gemeinsam. Anschließend verabschieden sich einige TSG-Sportler in Richtung Heimat, während ein Teil der Mannschaft noch bei einer Fast-Food-Kette Station macht und in den 19. Geburtstag von Teammitglied Anna Bauer hineinfeiert. Danach zieht es den Letzten nach Hause. Was bleibt, ist ein Wettkampftag mit vielen Eindrücken.


            Die Männer werden mit brauner Körperlotion eingerieben, während bei den Frauen das Schminken einen großen Zeitraum einnimmt.

            Bei der Videoanalyse (von links): Die Trainer Anita Pocz, Nadine Nasser und Zoran Jovanovic.

            Zeigen stolz ihre Plüschschuhe mit Tiermotiven: Die TSG-Tänzerinnen.

            Die mentale Vorbereitung ist für die Backnanger sehr wichtig.

Schulden für den Hochwasserschutz

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Von Ute Gruber

SULZBACH AN DER MURR. Selbst wenn die Hebesätze von Gewerbesteuer und Grundsteuer B um je 10 Prozentpunkte erhöht wurden, wird für 2017 vorsichtig mit Gewerbesteuereinnahmen von 2,29 Millionen Euro gerechnet. Die Erträge aus Steuern, Gebühren und Zuweisungen sollen alles 12,3 Millionen betragen.

Insgesamt sind für 2017 (meist bauliche) Investitionen von 8,9 Millionen Euro geplant, 80 Prozent mehr als im Vorjahr, allein gut 3,1 Millionen davon für den Schutz vor Hochwasser. Dem stehen 5,6 Millionen Investitionszuschüsse gegenüber. Der Fehlbetrag soll durch Aufnahme eines Kredits von drei Millionen gedeckt werden. Eine Million fließt zusätzlich durch den Verkauf von Grundstücken in die kommunale Kasse.

Die bis 2015 niedrige Pro-Kopf-Verschuldung bei 5133 Einwohnern von um die 400 Euro stieg bereits 2016 auf 752 Euro und soll 2017 auf 1279 Euro anwachsen, mit geplant steigender Tendenz bis mindestens 2020. Dies läge weit über dem vergleichbaren Landesdurchschnitt von 1029 Euro.

„Es handelt sich hier um Investitionen für die nächsten 100 Jahre“, rechtfertigt Bürgermeister Dieter Zahn die hohe Verschuldung auf Generationen. Er beklagt zugleich die hohe finanzielle Belastung durch die Kreisumlage („Groschengrab Krankenhaus“), ausgerechnet nach besonders ertragreichen Vorjahren berechnet, und die Vorwegentnahme beim Finanzausgleich (FAG). Dazu kommen heuer die Kosten durch die Umstellung auf den doppischen Haushalt. „2017 treffen mehrere Faktoren ungünstig zusammen.“ Durch die geplante Kreditaufnahme bleibe die Liquidität der Gemeinde mit gut einer Million Euro zum Jahresende 2017 jedenfalls gesichert.

Immer wieder gab es in den vergangenen Jahren massive Schäden durch Hochwasser infolge des zunehmenden Starkregens, auch im mittleren Murrtal. 31 Prozent des Schadenspotenzials fallen dabei auf Sulzbach. Von den umfangreichen, geplanten Schutzmaßnahmen (wir berichteten) werden im Frühjahr 2017 fertiggestellt: die Lettenbachbrücke, die Mauern und Dämme bis zum Bahnübergang nach Ittenberg und die dort befindliche Pumpstation, die das seitlich ankommende Wasser über die Mauer in die Murr pumpt, das sogenannte Vorflutsicherungspumpwerk. Wegen des Dammes musste eine Wasserleitung verlegt werden, und 2017 sollen unter anderem die Mündung und die Verdolung des Fischbachs korrigiert werden.

Für die Trinkwasserversorgung fließt Geld aus Fördertöpfen

Für die neue Trinkwasserkonzeption mit Nutzung des Quellwassers aus den Bergteilorten und Bau eines zentralen Hochbehälters in Schleißweiler (wir berichteten) sind 884000 Euro im Haushalt 2017 eingeplant (weitere 200000 Euro für andere Projekte der Wasserversorgung). Für das Projekt ist allerdings ein Zuschuss von 1,6 Millionen Euro bereits bewilligt. Auch für die Breitbandversorgung mit 125000 Euro sind 50000 Euro Zuschuss eingeworben, ebenso wird die energetische Sanierung der Realschule (1,2 Millionen) voraussichtlich mit zirka 900000 Euro unterstützt, das Landessanierungsprogramm wurde bis 2018 verlängert, den Bau des Kreisverkehrs am Unfallschwerpunkt Sulzbacher Eck (Kreuzung B14 mit L1066) für 725000 Euro trägt weitestgehend das Land Baden-Württemberg: Bürgermeister Zahn ist für seinen scharfen Biss in den Förderkuchen bekannt...

Für das neue Baugebiet Ziegeläcker III soll die Bauleitplanung erstellt werden (103000 Euro). Die Sammelkläranlage wird für 180000 Euro saniert. Bei den Sporthallen werden 278000 Euro in Beleuchtung, Brandschutz und Neuanlage investiert, Grund- und Realschule bekommen neue Jalousien, Laptop-Wagen, Tablets und WLAN, das Baugebiet Ziegeläcker bekommt seinen Spielplatz, der Kindergarten Hummelbühl eine Kinderwagenrampe und einen Geräteschuppen. Die Straßenbeleuchtung wird auf sparsame LED-Technik umgestellt und anderes mehr. Auf- und Ausgaben gibt es zuhauf.

Zeitgleich sorgt die ab 1. Januar 2017 in Sulzbach vorgenommene Umstellung der kommunalen Haushaltsführung nach den Grundsätzen des Neuen Kommunalen Haushalts- und Rechnungswesens (NKHR), der sogenannten Doppik, für Irritationen. Im Lauf des vergangenen Jahres mussten Kämmerer Sven Wohlfarth und seine Kollegen eine Inventur des kommunalen Eigentums wie Waldbestand, Gebäude, Straßen, Sportanlagen, Spielplätze, Brücken vorgenommen werden. Deren Wertverlust muss in Zukunft in Form von Abschreibungen, wie man sie von Wirtschaftsbetrieben kennt, in den Haushalt einfließen und erwirtschaftet werden. Sogenannte Haushaltsreste gibt es damit in Zukunft nicht mehr.

Statt kameralem Verwaltungs- und Vermögenshaushalt gibt es jetzt den doppischen Finanz- und den Ergebnishaushalt, wobei in Letzteren zusätzlich die Abschreibungen (1,88 Millionen für 2017) miteinfließen. „Das Haushaltsvolumen 2017 (gut 22 Millionen Euro) ist so mit dem der Vorjahre nicht wirklich vergleichbar“, erläutert der Fachbeamte für das Finanzwesen, „und die Rubrik ‚Rücklagen‘ fällt gänzlich weg.“

Der Haushaltsplan soll am 21. Februar vom Gemeinderat beschlossen werden.

Zukunft der Backnanger Filiale ist offen

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Von Peter Wark

BACKNANG. Der Name „Charles Vögele“ wird vom deutschen Textilmarkt verschwinden. Über die Zukunft der Backnanger Filiale ist – zumindest offiziell – noch nicht entschieden.

Die Schweizer Textilkette Charles Vögele war letztes Jahr an die Investorengruppe Sempione Retail verkauft worden, einem Zusammenschluss des italienischen Handelskonzerns OVS mit weiteren Partnern. Schon bei der Vorlage seines Angebots im vergangenen Jahr machte der Investor klar, dass er am deutschen Markt nicht interessiert sei.

Bisherige Filialen in Deutschland sollen unter dem Namen der jeweiligen Käufer weitergeführt werden. Die Mehrzahl der deutschen Filialen werden von den Handelsunternehmen kik, Woolworth und Tedi übernommen werden. Diesen Schritt hatte Käufer Sempione Retail bereits im vergangenen Herbst angekündigt, verbunden mit einer Art Beschäftigungsgarantie für die bisherigen Mitarbeiter. Ihnen werde angeboten, „auf Wunsch weiterbeschäftigt zu werden“, so die offizielle Formulierung.

Nach Medienberichten werden 84 der knapp 300 deutschen Filialen auf die italienische Modemarke „Upim“ umgestellt. Der Name Backnang taucht auf der entsprechenden Liste nicht auf.

In Backnang sind aktuell zehn Mitarbeiter bei Charles Vögele in der Industriestraße beschäftigt. Die leben offenbar im Ungewissen, was die Zukunft angeht. Filialleiter Wendelin Längle sagt: „Wir müssen der Dinge harren.“ Eine Frage wird jetzt nicht zuletzt sein, wie die Vermieter der einzelnen Ladenflächen sich mit den neuen Eignern einigen.

Upim ist eine italienische Warenhauskette mit Sitz in Mailand, die vorwiegend Mode verkauft, in ihren Läden begleitend auch andere Sortimente anbietet. Upim setzt vorwiegend auf Großflächen in Fachmärkten, berichtet ein Branchendienst. Die Mode wird als jünger und hipper beschrieben als die des „Mainstream-Anbieters“ Charles Vögele. Die Bekleidungskette Charles Vögele mit Sitz im schweizerischen Pfäffikon war 1955 gegründet worden und 1979 durch Zukäufe nach Deutschland expandiert. Die deutsche Zentrale hat ihren Sitz in Sigmaringen, was mit ihr passiert, gilt als offen. Das Unternehmen hatte schon seit Jahren mit wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen. In Deutschland beschäftigte die Kette zuletzt 2000 Menschen.


            Vögele-Filiale in der Industriestraße in Backnang: Wie es weitergeht, ist noch offen.Foto: E. Layher

Frau vor Vergewaltigung bewahrt

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Von Andrea Wüstholz

WAIBLINGEN. Vor gut einem Jahr, Anfang Januar 2016, wurde für eine 57-Jährige in Winnenden ein Albtraum zur Realität. Sie ging nachts allein zu Fuß zu ihrem Auto, das auf dem Wunnebad-Parkplatz beim SV Winnenden geparkt war. Ein Mann griff sie an und warf sie zu Boden. Die Frau schrie panisch um Hilfe. Zu dieser Zeit trat Marcel Hagmann aus dem Wunnebad. Er hörte die Schreie, ließ seine Tasche fallen und rannte los. Als der Täter das bemerkte, ließ er von der Frau ab und flüchtete. „Ich hab noch geschaut, in welche Richtung er rennt, bin dann aber bei der Frau geblieben“, erzählt Marcel Hagmann. Er rief die Polizei und leistete der Frau Beistand, so gut es ihm möglich war. „Das war Beschützerinstinkt“, sagt der 31-Jährige heute.

Hagmann arbeitet nebenberuflich bei einem Sicherheitsdienst. Er hatte keine Angst, berichtet er. Als er die Frau panisch schreien hörte, dachte er nicht weiter nach, versuchte nur, möglichst schnell zu orten, woher die Stimme kam. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand hier nicht geholfen hätte.“ Als sich der Vorfall kürzlich jährte, erinnerte sich der Wüstenroter noch einmal besonders intensiv an den Vorfall. Voll Mitgefühl denkt er noch heute an die Frau und daran, wie sie wohl mit dieser Tat umgeht.

Das Opfer hatte bei dem Überfall schwere Verletzungen erlitten, vom seelischen Leid ganz zu schweigen. Drei Monate lang war die Krankenschwester krankgeschrieben. Ihr Peiniger, ein damals 27-jähriger Deutscher aus dem Rems-Murr-Kreis, ist kurz nach der Tat im Januar 2016 in Brandenburg festgenommen worden. Ein Gericht hat ihn zu drei Jahren Haft verurteilt.

Der Mann war wegen einer ähnlichen Straftat schon einmal verurteilt worden, das war im Jahr 2013. Bis August 2014 saß er in Haft. Er hatte versucht, eine 14-Jährige zu vergewaltigen. Nur wenige Tage vor der Tat in Winnenden überfiel der Mann eine Frau in Mainhardt. Sie konnte flüchten.

Nicht um einen körperlichen Angriff, sondern schlicht um sehr viel Geld ging es bei einem anderen Fall, in dem Tanja Hahn aus Winnenden eine rettende Rolle gespielt hat. Die 27-jährige Taxifahrerin erhielt im September vergangenen Jahres den Auftrag, eine ältere Dame nach Winterbach zu einer Bank zu fahren. Am selben Tag hatte die Dame schon einmal ein Taxi geordert, ebenfalls wegen eines Bankbesuchs. Im Gespräch mit der Dame erfuhr Tanja Hahn, dass die Frau einen größeren Geldbetrag hatte abheben wollen, bei der ersten Bank das Geld aber nicht erhalten habe.

Alles habe seine Richtigkeit, versicherte die 81-Jährige ein ums andere Mal, erzählt Tanja Hahn. Die Seniorin hatte offenbar zuvor von der Schwiegermutter ihres Enkels einen Anruf erhalten, nur dass es sich eben nicht wirklich um die Schwiegermutter handelte, was die Seniorin aber nicht glauben wollte.

Die angebliche Schwiegermutter hatte die Seniorin offensichtlich dazu gebracht, zu einem dringlichen erlogenen Wohnungskauf völlig überstürzt die stolze Summe von 40000 Euro in bar beizusteuern. Im Taxi erzählte die arglose ältere Dame von mehreren Anrufen, „und das kam mir dann schon komisch vor“, berichtet Tanja Hahn. Als die Frau in der Bank war, rief sie ihren Chef an und schilderte den Fall. Er riet, die Frau gezielt auf die Sache anzusprechen und sie auf die Gefahr eines Betrugs hinzuweisen. „Wir haben das menschlich gesehen“, sagt Tanja Hahn.

Sie sprach erneut mit der Frau, doch diese ließ sich nicht abbringen vom festen Glauben, alles habe seine Richtigkeit. Sobald die Frau mit all dem Geld in der Tasche zu Hause war, rief die Taxizentrale vorsorglich die Polizei. Beamte überwachten die Wohnung, doch die Betrügerin tauchte nicht auf. Offenbar war es zu einem weiteren Telefonat gekommen, im Zuge dessen die Gauner Verdacht geschöpft hatten.

Später erschien die Seniorin zusammen mit ihrer Tochter in der Taxizentrale „und hat sich 1000-mal bedankt. Sie war echt glücklich“. Um Haaresbreite hätte die alte Dame auf einen Schlag ihre gesamten Ersparnisse verloren.


            Die Geehrten und Vertreter der Initiative Sicherer Landkreis, von links: Klaus Auer (ISL), Ivonne Schiele, Roland Dittmer, Claudia Maurer-Banke (ISL), Petra Hänger, Michael Winkler, Tanja Hahn, Erich Apperger (ISL), Marcel Hagmann, Sebastian Fischer, Felix Maier, Yunus Yilmaz, Rolf Mai und Eva Geiger. Nicht im Bild ist Markus Schmollinger, der bei der Ehrung nicht dabei sein konnte. Foto: A. Palmizi

Eldorado für Individualtouristen

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Von Ingrid Knack

ALLMERSBACH IM TAL. Ein Specht klopft gegen einen Baum, ansonsten ist es fast still an diesem Morgen bei der Gaststätte der Berg- und Wanderfreunde Allmersbach im Tal. Dass das Lokal gerade einer Verschönerungskur unterzogen wurde, sieht man an den zum Abtransport bereitgestellten, ausgedienten Utensilien. Auch personell gibt es Veränderungen. Torsten Wrobel und Denise Alexandrowa sind die neuen Pächter.

Unterhalb der direkt am Landschaftserlebnisweg ’s Äpple gelegenen Gaststätte Wandertreff Waldeck liegt der Sport- erlebnispark, für den noch einige Arbeiten anstehen. Das Einweihungsfest „mit großem Bahnhof“ ist am 13. Mai, wie Bürgermeister Ralf Wörner erklärt. Denn der neue Erlebnispark mit zehn Wohnmobilstellplätzen zwischen Hainbuchenhecken und kompletter Infrastruktur entstand im Zusammenhang mit dem Masterplan Landschaftspark Murr-/ Bottwartal. Am darin enthaltenen Wohnmobilkonzept, einem Pilotprojekt des Verbands Region Stuttgart, sind acht Gemeinden beteiligt. Alle Projektpartner sind zum Fest im Mai eingeladen.

In Allmersbach im Tal ist ein Reisemobilhafen der Kategorie 1 „Komfort“ entstanden, wie es im Fachjargon heißt. Aus hygienischen Gründen sind die Frischwasser- und die Entsorgungssäule getrennt, und es wurde ein großer Bodeneinlauf für Grauwasser aus der Dusche oder der Küche gebaut. Zwei Stromsäulen stehen zur Verfügung. Die Sanitäranlagen inklusive Duschen kann man gegen ein Entgelt per Münzeinwurf nutzen. „Damit Vandalismus vermieden wird“, versichert Wörner. Auch gibt es WLAN.

Die ’s Äpple-Farbe

findet sich fast überall wieder

Mächtig ist die frei zugängliche Boulderanlage, die genauso wie die Obstkisten nachempfundenen Bänke und Tische sowie das Geländer an der neu angelegten Treppenanlage zur Gaststätte die ’sÄpple-Farbe Rot aufnimmt. Die Klettergriffe müssen noch angebracht werden. Das soll aber erst geschehen, wenn der Platz drumherum fertig ist. Da die Kletterhöhe nicht über drei Meter hinausgeht, ist kein Fallschutz notwendig. Allein diese Anlage ist schon Attraktion genug, um auch Sportsfreunde von außerhalb anzuziehen.

In punkto Sporterlebnispark gibt es noch einige Entscheidungen zu treffen. Für das Feld in der Mitte ist eine in den Boden eingelassene, acht Meter lange Trampolinbahn in der Diskussion. Zudem beinhalten die bisherigen Pläne einen Soccer-Court und ein Basketballfeld.

Bei den fünf geplanten Glampinghütten sind verschiedene Modelle in der engeren Auswahl: Ob es nun Übernachtungshütten im Obstkistendesign oder Pods werden, darüber hat der Gemeinderat noch zu befinden. Kosten zwischen 9700 und 18550 Euro je Hütte für zwei Personen und zwischen 14000 und knapp 22000 Euro je Hütte für fünf Personen stehen etwa im Raum. Reden müssen die Bürgervertreter obendrein darüber, wie der Zugang zu den Wohnmobil-Stellplätzen gestaltet wird. Eine Schranke mit Terminal an der Einfahrt würde über 20000 Euro kosten, gibt Wörner zu bedenken. Günstiger sei eine elektrische Schranke. Eventuell könnten die Wirtsleute der Gaststätte die Schranke bedienen. Damit der Sporterlebnispark kein Lkw-Parkplatz wird, soll an der Einfahrt des Parkplatzes für Autos eine Höhenbeschränkung angebracht werden. Für Fahrzeuge, die mehr als zwei Meter hoch sind, gibt es dann kein Durchkommen. Schon länger ist die Linksabbiegespur zur Straße zwischen Allmersbach und Rudersberg gebaut. Auf dieser Höhe ist künftig auch die Gaststätte zu erreichen. Die alte, unübersichtliche, enge Zufahrt soll nur noch von landwirtschaftlichen Fahrzeugen genutzt werden.

Fertig sind die beiden Boulebahnen. Daneben befinden sich Fahrradständer. Vier Pedelecs habe er bestellt, die über ein Online-System gebucht werden könnten, sagt Wörner. Dies wird vom Bund gefördert. Der in Farbfelder unterteilte Kräutergarten, der von Ehrenamtlichen gepflegt wird, ist vor einer ganzen Weile angelegt worden. „Von jetzt bis Herbst wird immer etwas blühen“, weiß Sabine Reinhardt, Gärtnerin beim Bauhof, der die Gießarbeit übernimmt. Reinhardt weist auch auf die auf dem Platz neu gepflanzten, einmal rot blühenden Kastanien und die Elsbeeren-Pflanzungen hin. Freilich spielen auch Streuobstbäume eine Rolle. Schließlich werden Streuobstwiesen als grundlegende Identität des Teilraumes Weissacher Tal innerhalb des Landschaftserlebnisparks Murr-/Bottwartal gesehen.

Dass auf dem alten Sportplatzgelände ein derart über die Gemeindegrenzen hinweg bedeutendes Areal entsteht, ist nicht selbstverständlich. Die erste Planung für den ausgedienten Sportplatz sah einen Kräutergarten auf dem ehemaligen Fußballfeld vor. „Damals haben wir von 240000 Euro geredet“, so Rathauschef Wörner. Zwar sei es jetzt viel teurer geworden, „aber wir haben einen ganz anderen Gegenwert“. Abzüglich der Zuschüsse muss die Kommune mit Kosten zwischen 900000 und einer Million Euro rechnen. Zusammen mit dem Barfußpfad und dem Wassertretbecken ist ein Vorzeigeprojekt entstanden, das Jürgen Burr vom Vorstand der Berg- und Wanderfreunde als Aushängeschild für die Gemeinde bezeichnet.


            Jetzt fehlen nur noch die Griffe: Die Boulderanlage soll ein Anziehungspunkt auch für Kletterer aus der weiteren Umgebung werden.Fotos: E. Layher

            Blick in die Pläne (von links): Bürgermeister Ralf Wörner, Jürgen Burr vom Vorstand der Berg- und Wanderfreunde Allmersbach im Tal, und Landschaftsgärtnerin Sabine Reinhardt.

            Der Reisemobilhafen mit zehn Stellplätzen, die Sanitärcontainer, die Ver- und Entsorgungssäulen (links) sind bereits fertiggestellt. Nur das Schrankensystem fehlt noch. Auf der linken Seite oben schließt sich die Boulderanlage an. In der Mitte des Areals sind vorne Boulebahnen (fertig), in der Mitte eine Sportanlage mit Soccer-Court vorne, Trampolinanlage daneben und Basketballfeld sowie die Glampinghütten für zwei beziehungsweise vier bis fünf Personen eingezeichnet. Rechts daneben befinden sich der Parkplatz für Autos und die neu gebaute Zufahrt. Plan: bhm
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