Von Sarah Schwellinger
BACKNANG. Tagsüber sieht alles anders aus. Die Tür wird von keinem breitschultrigen Türsteher gehütet, von innen dröhnt keine Musik. Im Inneren ist es so dunkel wie zur besten Partynacht, nur wenige Lichter brennen. Beim Betreten ist es ungewöhnlich menschenleer und auffallend leise. Weit weg surren Maschinen. „Das sind die Trocknungsgeräte“, sagt Philip Rößlein. „Nach dem Unwetter im Juni 2016 stand hier alles unter Wasser.“ Die Räume werden momentan getrocknet und sind deshalb noch mindestens eine Woche nur eingeschränkt nutzbar.
Seit Ende 2015 betreiben Inhaber Philip Rößlein und Rebecca Müller das Mixx in der Stuttgarter Straße/Industriestraße. „Ohne Rebecca würde es nicht gehen“, sagt Rößlein lächelnd.
Kennengelernt haben die beiden sich bei ihrer gemeinsamen Arbeit im Schlösslebräu in Sulzbach an der Murr. Bei einem gemeinsamen Essen kam die spontane Idee, den Club aufzumachen. „Ich dachte mir, der ist doch insolvent, da könnten wir doch zusammen einen neuen Club starten“, so Philip Rößlein.
Die Zeit bis zur Eröffnung des Clubs gestaltete sich schwierig
Ende 2015 war es dann so weit. Der Vertrag war zwar schnell unterschrieben, der Laden von einem richtigen Club aber weit entfernt. „Schwierig ist gar kein Ausdruck“, sagen sie über die Zeit bis zur Eröffnung. „Wir haben hier eine Müllhalde vorgefunden. Und die Konzession haben wir erst zwei Tage vor dem Eröffnungstermin bekommen.“ An Heiligabend kamen dann rund 2500 Leute. Für das Team im Mixx eine riesige Herausforderung, der sie zu der Zeit nicht gewachsen waren. Das geben die beiden auch offen zu: „Dass wir dann tatsächlich eröffnen konnten, kam kurzfristig. Deshalb haben wir auch mit so einem Ansturm nicht gerechnet“, sagt Rebecca Müller. Dem Team fehlte ein Probeabend, sich an die neuen Arbeitsplätze zu gewöhnen. Doch die beiden hat diese Zeit zusammengeschweißt. Immer wieder betonen sie den besonderen Teamgeist, die kleine Familie, die sie alle geworden sind.
„Die Zusammenarbeit ist uns sehr wichtig. Wir haben das Team komplett neu zusammengestellt“, so Müller. Bis heute haben sie mit dem Ruf der Vorgänger zu kämpfen. Deshalb betonen sie immer wieder, dass alles runderneuert wurde. Von den Mitarbeitern bis zur Innengestaltung ist hier etwas Neues entstanden. „Dass die Räume nun mal so sind, wie sie sind oder die Bar eben hier installiert ist – das können wir nicht ändern. Aber das Gegebene haben wir verschönert“, so die 43-Jährige. „Wir wollen uns auch weiterentwickeln, weg von der Dorfdisco. Deshalb gehen wir auf unsere Gäste zu, kommunizieren mit ihnen und stehen für Kritik und Lob immer bereit“, sagt Rößlein selbstbewusst. Die beiden wollen mit dem Club Mixx immer besser werden, zeigen, dass es an der Zeit für Neues ist.
Ihren Gästen wollen sie neben dem neuen Ambiente auch Auftritte interessanter Künstler anbieten. „Wir wollen verschiedene Musikrichtungen ausprobieren, in Zukunft auch die Rockschiene. Wir wollen ein Programm für Jung und Alt“, so der 23-Jährige. Auch die Livesportübertragungen, die bisher beispielsweise zum Superbowl stattfanden, sollen vermehrt angeboten werden. Auch bei weiteren Ideen zu privaten Feiern sind sie aufgeschlossen. „Wir hatten hier schon eine Firmenfeier. Da haben wir ein Fingerfood-Buffet gemacht – das kam richtig gut an“, so Rößlein. Auch für eine Hochzeit seien sie schon angefragt worden. Eine Convention mit US-amerikanischen Autos im Hof könnten sie sich für den Sommer gut vorstellen. Auch an Ideen für das junge Publikum unter 18 mangelt es nicht. Einziges Problem hierbei: der nicht ganz abschließbare Raucherraum. „Momentan können wir keine Abiparty oder Kinderfasching veranstalten“, sagt Rebecca Müller. Auch reine Veranstaltungen für Jugendliche unter 18 sind deshalb nicht machbar. „Wir würden gerne ein- oder zweimal im Monat für die Jüngeren öffnen, aber bis jetzt ist es schlichtweg nicht möglich“, so Philip Rößlein. Doch die beiden versuchen, auch dafür eine Lösung zu finden.
Für die Zukunft wünschen sie sich, dass sie als neuer, eigenständiger Club akzeptiert werden. „Wir wollen das Level halten, immer wieder verschiedene Künstler ins Mixx zu holen“, so Müller.
Ob den beiden der Druck nicht zu viel wird? Das sieht sie gelassen: „In der Ruhe liegt die Kraft. Unsere Familien stehen hinter uns. Wir ergänzen uns gut. Und die schwere Zeit hat uns beide noch näher zusammengeschweißt.“
