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Geheime Gänge und exklusive Magie

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Von Marina Heidrich

MURRHARDT. Lange vor Siegfried und Roy, David Copperfield und Hans Klok verzauberte ein Mann die ganze Welt: Kalanag. Schillernd, geheimnisvoll und voller Gegensätze zog diese Figur auf den großen Bühnen von vier Kontinenten die Menschen in ihren Bann. Viele Tricks, die heute Standard sind, wurden vom Meister der Illusion entwickelt. Mit einer Reihe bildhübscher Tänzerinnen, einem eigenen Orchester, einem zahmen Geparden, seiner eleganten blonden Assistentin Gloria und einer unglaublichen Bühnenpräsenz schuf Kalanag Shows, die an große Hollywood-Revuen erinnerten, sowohl was Ausstattung, Kostüme als auch den finanziellen Rahmen betrafen.

Die Welt war buchstäblich verzaubert von diesem Mann, der hinter den Kulissen wie ein Oberlehrer aussah und mit großer Brille und schütterem Haar sogar leicht an Heinz Erhardt erinnerte. Von Beginn der Fünfziger bis zu seinem Tod 1963 war der Name Kalanag ein weltweiter Begriff. Und nur die wenigsten wussten, dass es sich um den gebürtigen Stuttgarter Helmut Schreiber handelte.

Mit dem Hobby Zauberei

Start zu einer neuen Karriere

Schreiber war während des Dritten Reichs Produktionschef der Münchner Bavaria Filmstudios. Nach Kriegsende erhielt er in diesem Bereich ein Berufsverbot. Schreiber besann sich auf sein bisheriges Hobby, das er nebenbei immer gepflegt hatte: die Zauberei. Und startete eine einzigartige Karriere. Der Mensch Helmut Schreiber war stets umstritten – der Zauberer Kalanag jedoch gehörte definitiv zu den Größten seiner Zunft.

Als Altersruhesitz ließ sich Kalanag am Waldsee in Fornsbach, einem Teilort der Stadt Murrhardt, eine kleine Villa bauen. Nur drei Jahre lebte er dort, dann starb der Lebemann, der gutem Essen, edlem Wein und schönen Frauen nicht abgeneigt war, an Heiligabend 1963 mit gerade einmal 60 Jahren an Herzversagen. Doch seine Legende existiert weiter – genauso wie das schöne und außergewöhnliche Haus am Waldsee. Hier verwirklichte Kalanag seinen persönlichen Traum einer kleinen Hausbühne inklusive Geheimgang, wo er vor ausgesuchtem Publikum in exklusiver Runde hautnah zauberte.

54 Jahre nach Kalanags letztem Auftritt im Rahmen seines 60. Geburtstags fand jetzt eine ganz besondere Premiere statt: Magier und Illusionist Michael Holderried, der langjährige Präsident des IBM Deutschland (International Brotherhood of Magicians), übergab am Vortag der Show nach 25 Jahren seine Ämter an seinen Nachfolger und widmet sich künftig ausschließlich der Zauberei. Zum Auftakt und als Hommage an sein großes Vorbild stellte Holderried eine Show in der Villa Kalanags mit Originalrequisiten nach, in die er auch Eigenes einbaute.

Das Leben nimmt oft seltsame Wege: Kalanags Villa wurde nach mehreren Besitzerwechseln von Gabriele Schneider erworben. Deren 15-jährige Tochter Fenja sollte in der Schule ein Referat halten. Was lag näher, als über den berühmten früheren Besitzer des Hauses zu schreiben? Beim Recherchieren stieß die Schülerin auf den Namen Michael Holderried, der früher in Backnang das Kalanag-Museum leitete. Holderried besuchte die Familie, erzählte aus seinem reichen Wissensschatz, inspizierte den Geheimgang – und nach kurzer Zeit wurde die Idee geboren, die Exklusivshows auf Kalanags Wohnzimmerbühne wieder aufleben zu lassen. Maximal 25 Personen finden an kleinen Bistrotischen mit sehr gutem Blick auf die Wohnzimmerbühne Platz.

Die dreistündige Soiree wurde von den Anwesenden begeistert aufgenommen. Umgeben von Erinnerungsstücken in diesem ganz speziellen Ambiente und zugleich familiären Rahmen wurde der Figur Kalanag durch Holderried auf der Bühne Leben eingehaucht. Die Hausherrin Gabriele Schneider selbst legte letzte Hand an das üppige Fingerfood-Buffet, das zwischen den einzelnen Showparts geboten wurde. Und die bildhübsche Fenja durfte als Holderrieds Assistentin hautnah ihre Bühnenpremiere feiern; damit hätte die Schülerin nicht gerechnet, als sie sich das Thema „Kalanag“ für ihr Referat aussuchte.

Ab März dieses Jahres sind vier weitere Exklusiv-Soireen geplant, für die man Karten erwerben kann. Zur Premierenveranstaltung waren Vertreter großer Magazine und Zeitungen anwesend. Holderried zauberte in Hochform, als stünde sein Vorbild direkt hinter ihm; dabei streute er immer wieder Wissenswertes über Kalanag ein. Auch die bis heute ungeklärte und noch immer umstrittene Rolle Helmut Schreibers in der Epoche des Nationalsozialismus und der Zeit danach ließ er nicht aus.

Gabriele Schneider las aus der Biografie „Kalanag – der Magier erzählt sein Leben“ unter anderem eine amüsante Episode, wie Kalanag seinem zahmen Geparden Simbo in einem Hotelflur in Kopenhagen wegen der draußen herrschenden arktischen Kälte zum Entsetzen der Hotelgäste ausgiebig Bewegung verschaffte. Im Wintergarten der Villa am Waldsee waren zudem Fotowände und Vitrinen mit Originalutensilien von Kalanag aufgebaut. Darunter auch die Todesanzeige von 1963.


            Im zweiten Teil des Abends bezauberte die Besitzerin der Kalanag-Villa, Birgit Schneider, mit einer Lesung aus der Biografie des Magiers Kalanag. Simultan zauberte Michael Holderried dazu mit dem Original-Krug „Wasser aus Indien“, dem nie versiegenden Wasserkrug von Kalanag. Foto: privat

Wasserkonzept fließt in die Finanzen ein

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Von Nicola Scharpf

SPIEGELBERG. Im vergangenen Jahr und im Jahr 2015 hat der Spiegelberger Haushalt erstmals die Sechs-Millionen-Euro-Grenze geknackt, blickte Bürgermeister Uwe Bossert zunächst zurück, als er den Gemeinderäten in der jüngsten Sitzung die Zahlen für 2017 vorstellte. Diese Summe erreicht der Haushalt dieses Mal nicht mehr. Das Gesamtvolumen beträgt knapp 5,9 Millionen Euro. Den gesunkenen Finanzen zum Trotz: „Wir haben wieder einiges vor“, so Bossert mit Blick auf den Vermögenshaushalt, der sich auf 908000 Euro beläuft.

Ansonsten geht die Gemeinde den eingeschlagenen Weg der Konsolidierung weiter, so Bossert. Die Hebesätze bei den Steuern bleiben unangetastet, ebenso die Rücklage. Im zurückliegenden Jahr hat die Gemeinde großzügig in den Topf mit Erspartem gegriffen – galt es auch, große Vorhaben zu finanzieren wie zum Beispiel den Kunstrasenplatz auf der Freisportanlage (840000 Euro), der sich im Haushalt 2017 nicht mehr niederschlägt.

Sich am Ersparten bedienen, ist dieses Jahr dadurch nicht mehr so umfangreich möglich. Es wird zwar ein Darlehen aufgenommen: Die Neuverschuldung beträgt knapp 138000 Euro. Dennoch ist die Pro-Kopf-Verschuldung „vertretbar“, so Bossert: Sie steigt moderat um 15 Euro auf 667 Euro an, bleibt aber trotzdem unter dem Landesdurchschnitt von 1029 Euro pro Einwohner..

Kämmerin Ina Krone stellte das Zahlenwerk im Detail vor. Mit einem Volumen von 4988200 Euro ist der Verwaltungshaushalt – das sind die laufenden Einnahmen und Ausgaben einer Gemeinde – konstant geblieben. Auch bei einem auf 36,6 Prozent gesunkenen Satz für die Kreisumlage ist dieser Posten mit rund 860000 Euro die größte Ausgabe. Wichtigste Einnahmen sind die Einkommenssteuer mit gut einer Million Euro und die Schlüsselzuweisungen vom Land mit knapp einer Million Euro.

Dadurch, dass die Gemeinde Spiegelberg im Vergleich zu den Nachbarkommunen bei den Einnahmen aus der Gewerbesteuer laut Krone „schwach auf der Brust“ ist (400000 Euro), ist man stark von Landeszuschüssen abhängig – und von sparsamer Haushaltsführung. Personalausgaben von nur 24 Prozent seien hier genannt, womit Spiegelberg auf unterem Niveau im Rems-Murr-Kreis liegt, so Krone.

Aufgrund des sparsamen Wirtschaftens sowie konstanter Einnahmen und Ausgaben kann die Gemeinde wieder 312000 Euro vom Verwaltungs- in den Vermögenshaushalt, aus dem eine Kommune ihre Investitionen tätigt, zuführen. Größter Brocken ist hierbei die Neuausrichtung der Wasserversorgung, wonach sich Spiegelberg unabhängig in Sachen Wasser macht.

Gelder für Friedhöfe und Schönheitsreparaturen

Das finanzielle Großprojekt – bis 2033 fallen 4,5 Millionen Euro Investitionskosten an – macht sich 2017 erstmals im Haushalt bemerkbar: Für den Bau eines Wasserwerks Senzenbachtal, die Einrichtung einer Betriebszentrale und Verbesserungen an der Silberquelle sind 350000 Euro vorgesehen.

Diese Maßnahmen kosten insgesamt 900000 Euro, deren Finanzierung auf drei Jahre verteilt ist. Die Gemeinde rechnet mit Landeszuschüssen von 80 Prozent, sodass der Spiegelberger Eigenanteil rund 70000 Euro im Haushaltsjahr 2017 beträgt. Bürgermeister Bossert warf auch einen Blick in die Zukunft: So ist ab 2020 ein neuer Hochbehälter für 500000 Euro zu finanzieren.

Doch nicht nur die neue Wasserkonzeption nimmt einen großen Rahmen des investiven Bereichs ein, da ist auch noch die Abwasserversorgung. Die Spiegelberger Kläranlagen sind in die Jahre gekommen, es besteht Investitionsbedarf. „Das muss man bei den Beratungen in den nächsten Jahren berücksichtigen“, mahnte Bossert. „Wenn wir das alles sehen, sind wir in anderen Bereichen ziemlich eng unterwegs.“

Trotzdem: Stillstand Fehlanzeige. Das Sanierungsgebiet im Hauptort Spiegelberg (70000 Euro) mit Sanierungen im Bereich Brücke und Wehr an der Lauter (10000 Euro), Kanalsanierung (30000 Euro) sowie neue Decke für die L1066 ist ein weiterer Investitionsschwerpunkt. Ebenso soll Geld für die Friedhöfe Spiegelberg, Jux und Nassach in die Hand genommen werden (40000 Euro) – unter anderem für die Anlage von Urnengräbern oder Urnenstelen in Spiegelberg.

Auch Schönheitsreparaturen an der Mehrzweckhalle Spiegelberg (40000 Euro) oder dem Feuerwehrgerätehaus Spiegelberg (10000 Euro) sind vorgesehen. Die Homepage der Gemeinde soll überarbeitet und die EDV-Technik im Rathaus erneuert werden (15000 Euro). Außerdem steht die Umstellung von der kameralen auf die doppische Buchführung an (30000 Euro), die über drei Jahre hinweg bis 2019 finanziert werden muss.

Ob EDV oder Doppik nicht nur hinter den Kulissen soll Geld in die Gemeindeverwaltung fließen, sondern auch für jeden sichtbar: Im Jahr 2020 sind Baumaßnahmen für das Rathaus von 500000 Euro zu schultern. Unter anderem soll ein barrierefreier Zugang ins Gebäude geschaffen werden. „Wir werden Ideen haben für Fördermittel“, sagte Bossert mit Blick auf die Investitionssumme.

Gemeinderätin Petra Kübler erkundigte sich nach der Finanzierung für die erneuerte Straßenbeleuchtung in den Spiegelberger Teilorten. Bossert verwies auf den Haushalt 2016, in dem 45000 Euro Ausgaben 35000 Euro Zuschüsse gegenüberstehen. Mit dieser Maßnahme sei ein Großteil der kleinen Teilorte auf LED umgestellt worden. Man habe mit insgesamt 120 Beleuchtungspunkten gerechnet.

Nachdem die Verwaltung den Haushaltsplan 2017 und das Investitionsprogramm für die Jahr 2018 bis 2020 in den Gemeinderat eingebracht hat, soll das Gremium die Finanzpläne in seiner nächsten Sitzung am Donnerstag, 23. Februar, beschließen.

Malerische Perspektiven in Raum und Zeit

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Von Claudia Ackermann

BACKNANG. Die Volkshochschule im Backnanger Bildungshaus hat sich in eine farbenprächtige Galerie verwandelt. Bereits zum neunten Mal stellt die VHS-Malgruppe ihre Arbeiten der Öffentlichkeit vor. Rund 60 Werke von elf Kursteilnehmerinnen sind zum Thema „Perspektive“ im ersten Obergeschoss zu sehen.

„Bei diesem VHS-Kurs handelt es sich um eine sehr aktive Gruppe“, so Friederike Fleischmann, Abteilungsleiterin bei der Volkshochschule, die die Ausstellung eröffnete. Aufgrund der großen Nachfrage wurde inzwischen ein zweiter Malkurs für Anfänger eingerichtet, informierte sie, der in einem kleinen Bereich der Ausstellung mit Bleistiftzeichnungen von Körperstudien vertreten ist.

Musikalisch umrahmt wurde die Vernissage von den syrischen Musikern Samir Abboud und Ahmad Rami Salman an Laute und Gitarre mit traditionellen arabischen Liedern. Eine Einführung hielt Ingrid Dürr, die Mitglied der VHS-Malgruppe unter Leitung der Dozentin Dorothea Schwertzel-Thoma ist. Sie erläuterte den zahlreich erschienenen Besuchern die verschiedenen Arten der Perspektiven, unterstützt von einer Powerpoint-Präsentation mit Beispielen aus der Geschichte der Malerei.

Für das gemeinsame Thema der Ausstellung haben die meisten Kursteilnehmer Fotos aus dem Urlaub mit Gebäuden in verschiedenen Perspektiven als Ausgangspunkt für ihre Bilder gewählt. „EigenArt“ ist der Name der Malgruppe, und jedes Kursmitglied hat das Thema auf ganz eigene Art umgesetzt.

London ist immer wieder Thema bei Vera Heyer. Häuserschluchten in kräftigen Farben sind auf ihrem Bild „Leicester Square London“ zu sehen. Menschen überqueren die Straße. Es ist ein quirliges, urbanes Leben. In einer anderen Arbeit über Londons City geht sie abstrakter mit Spachteltechnik vorwiegend in Blautönen vor, sodass Lichtreflexe entstehen und Fußgänger nur zu erahnen sind. Barbara Krug nähert sich dem städtischen Leben in ihrem Bild „Times Square“. Durch Verwischen wird das Acrylbild, das nach einer Fotovorlage entstanden ist, immer wieder verändert. Mit Mischtechnik arbeitet Margitta Wildermuth. In die Silhouette der Hochhäuser von Atlanta sind Materialien wie Gittergewebe oder Obstnetze eingearbeitet. Düster, mit viel Blau und Schwarz gehalten, ist das Bild „Zerstörung“, das sie nach Eindrücken aus Zeitungs- oder Fernsehberichten gemalt hat. Kräftige Rottöne dominieren dagegen in Kathrin Widmayers abstrahiertem Bild mit dem Titel „Mein Dresden“.

Sonnig und lebensfroh ist die Stimmung bei Birgit Sterzels Urlaubserinnerung an Venedig. In leuchtenden Farben strahlen die Häuserreihen, die die Wasserstraße säumen. Idyllisch ist die Ansicht eines Dörfchens in der Toskana. Auch Uschi Riedel hat sich Venedig zum Thema gemacht. Bei ihr ist die Wasserstraße stärker abstrahiert, und die Häuserreihen erscheinen in zarteren Farben. Auch wenn die Motive ähnlich sind, wurden sie doch auf ganz unterschiedliche Weise umgesetzt. Eine Reise nach Kuba hat Ingrid Thomas zu ihrem Bild „Havanna“ inspiriert. Durch ein schmales Gässchen fällt der Blick auf das mächtige Kapitol, im Vordergrund karibisches Lebensgefühl. Zwei junge Frauen in lässiger Kleidung unterhalten sich, Wäsche flattert an einem Fenster, und natürlich darf auch der Oldtimer nicht fehlen, der farblich mit dem Regierungsgebäude korrespondiert.

Verspielt mit viel Rosa und zahlreichen bunten Details kommt Metta Halims großformatiges Bild der Grünen Zitadelle von Magdeburg nach einem Entwurf von Friedensreich Hundertwasser daher. Kleinformatig sind dagegen die abstrakten Bilder von Bärbel Koppenburg. Mal ist das Motiv eine Hütte am Ebnisee in Mischtechnik, dann die Skyline von New York City, bei der übrigens ein Küchentuch mit Loch als Leinwand diente.

Brigitte Brändle entnimmt ihre Motive der reinen Fantasie, wie bei einem Bild mit dem Titel „Marrakesch“, auf dem ein orientalisch anmutendes Gebäude mit eingearbeiteter Goldfarbe auf reliefartigem Hintergrund in eine Traumwelt entführt. Ohne Fotovorlage arbeitet auch Ingrid Dürr bei ihrem Bild „Vierte Dimension“. Raum und Zeit ist dabei das Thema, wobei sie sich strikt an die Zentralperspektive gehalten hat.

  Die Ausstellung kann bis 15. März besichtigt werden. Öffnungszeiten der VHS in der Bahnhofstraße 2 sind: Montag bis Freitag von 9 bis 12 Uhr und Montag, Dienstag und Donnerstag von 14 bis 18 Uhr.


            Stößt auf reges Interesse bei der Eröffnung: Ausstellung der Malgruppe „EigenArt“ in den Räumen der Volkshochschule Backnang. Foto: E. Layher

Sirenengesang und Körpersprache

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Von Marina Heidrich

BACKNANG. „Sorry, Mädels, ich hatte mir etwas anderes darunter vorgestellt“. Eine Dame verlässt mit ihren beiden Töchtern die Christkönigkirche. Die Veranstaltung ist vorbei. Neunzig Prozent des Publikums, das sich auf ein künstlerisches Experiment einließ, scheinen begeistert. Die restlichen zehn Prozent, zu denen auch die leicht ratlose Mutter gehört, wirken irritiert. Und genau das ist im Sinne der Musiker und Tänzer, die mit ihrem Projekt „Breakdance trifft Minimal Music“ eine extravagante Symbiose eingegangen sind. Die Leute sollen darüber reden und darüber nachdenken, so wünscht es sich Moderator Frithjof Vollmer. Sie sollen berührt werden, gefordert, begeistert und erschreckt werden. Und ihre ganz eigene Interpretation finden.

Die Vize-Weltmeister 2015 und mehrfache Europa- und deutschen Meister im Hip-Hop/Streetdance KeraAmika aus Aalen bilden mit Sängern und Musikern der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart ein Ensemble, das überrascht, verblüfft, irritiert, hinreißt. Engelsstimmen und Dämonen heißt es auf dem Programmheft. Nichts ist wie es scheint, alles ist möglich.

Bereits die Eröffnung polarisiert. „Hannanissimo“ heißt die afrikanisch eingefärbte Komposition von Dieter Mack und ist für Sopran und Schlagzeug geschrieben. Ramina Abdulla-Zadè setzt ihre Stimme in allen Facetten zwischen schöner, gewohnter Koloratur und Fremdgeräusch ein. Sie singt einzelne Töne, sie zischt und gurrt. Dazu bewegt sie sich in einer Mischung aus der Grazie einer indischen Tempeltänzerin, Urkraft und Wildheit eines Gorillas und der gefährlichen Geschmeidigkeit einer Kobra.

Als Uraufführung präsentiert das Ensemble Martin Sadowskis Werk „Usw.Usf“, ein Oeuvre für vier Stimmen und Werkzeug. Ein eigenartiger Sirenengesang, lockend und gruselig, windet sich in faszinierend harmonischer Disharmonie in die Gehörgänge. Maren Ulrich rezitiert aus dem Gedicht „Lob des hohen Schattens“ und erzählt dem Publikum, dass in der 24-köpfigen Gruppe zwölf verschiedene Glaubensrichtungen vertreten sind. Anhand einer kurzen Befragung der Sängerin Dafne Boms, die Jüdin ist, und des Tänzers Mazen Nasrallah, ein gläubiger Moslem, zeigt Katholikin Maren die Gemeinsamkeiten auf.

Kunst verbindet, und diese Verbindung zieht sich durch das ganze Programm. Auf sehr hohem Niveau. KeraAmika zeigen zwar teilweise traditionelle Moves, setzen jedoch größtenteils die ungewöhnliche Musik darstellerisch äußerst dramatisch um. Als der hervorragende Bassklarinettist Gareth Davies „Hi Bill“ von Iris ter Schiphorst interpretiert, findet zwischen zwei Tänzern dazu eine Unterhaltung ohne Worte statt: Körpersprache in Reinkultur. Die Klänge der Bassklarinette werden durch den Tanz übersetzt.

Die Handlung spielt sich nicht nur auf der Bühne ab, der ganze Kirchenraum wird einbezogen. Eine wilde Verfolgungsjagd durchs Kirchenschiff, um das Buch des Lebens zu ergattern, endet dann doch auf der Bühne. Am Schluss tanzt das ganze Ensemble – und der Applaus ist überzeugend. Das Projekt polarisiert in seiner Fremdheit und Eigenartigkeit. Und doch wirkt es als Gesamtkunstwerk wie aus einem Guss und schafft neue Sichtweisen. Ein bisschen wie das musikalisch-tänzerische Äquivalent zu Edelschokolade mit Chili. Oder eben Engelsstimmen und Dämonen.


            Bewegt sich mit der Grazie einer indischen Tempeltänzerin und der gefährlichen Geschmeidigkeit einer Kobra: Sängerin Ramina Abdulla-Zadè mit dem Stück „Hannanissimo“. Foto: E. Layher

Tipp der Honigbiene: Power-Kuscheln

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Von Yvonne Weirauch

MURRHARDT. Bei den Bienen starten die Vorbereitungen für den Winter schon im Herbst. Zum einen wird Futter in die Waben eingelagert. Das besteht zum Teil aus Honig, der im Sommer gesammelt wurde und aus dem Zucker, den der Imker im August/September zufüttert. „Unnötige Esser wie die Drohnen werden aus dem Bienenvolk vertrieben, man spricht von den Drohnen-Schlachten“, erklärt Rudolf Hofmann, Vorsitzender des Bezirksbienenzüchtervereins Murrhardt. Im Herbst würden dann die sogenannten Winterbienen aufgezogen, diese müssen das Überleben des Bienenvolkes im nächsten Frühjahr sichern. „Die Sommerbienen haben eine Lebenszeit von drei bis sechs Wochen, die Winterbienen fünf bis acht Monaten.“

Bienen halten keinen Winterschlaf. Wenn der erste Frost einsetzt, dann ziehen sie sich in den Wabengassen zusammen und bilden die Wintertraube. Dabei rücken sie ganz eng zusammen und wärmen sich gegenseitig. In gewohnter Bienen-Weise ist auch im Winter Teamwork angesagt: Bienen aus dem kühlen Außenbereich der Wintertraube werden immer wieder von den aufgewärmten Bienen im Innenbereich abgelöst. Hofmann: „Die Königin stellt das Stiften, also das Eierlegen komplett ein und zieht sich in das Traubeninnere zurück.“

Bienen müssen den Kasten verlassen, wenn sie mal „müssen“

Die Nutztiere trotzen der Kälte mit einer ganz eigenen Überlebensstrategie: Power-Kuscheln und Warmzittern lautet die Devise. Fällt die Temperatur im Bienenstock unter zehn Grad Celsius, zittern sie den Stock für mindestens einen Tag lang warm. Dazu klinken sie ihre Flügel gewissermaßen aus, damit sie nicht abheben, und erzeugen mit ihrer Flugmuskulatur ein Muskelzittern. Die Fähigkeit, aktiv Wärme zu produzieren, ermöglicht es den Bienen, auch einen Winter bei zweistelligen Minusgraden zu überstehen, ohne in eine Kältestarre zu verfallen oder zu verhungern. Sobald der Honig durch die Wärme wieder flüssig geworden ist, stecken die Bienen ihren Rüssel rein und laden ordentlich Energie auf. „Früher nahm man an, dass die Bienen im Kern der Wintertraube konstant 30 Grad aufrechterhalten und die Anzahl der Bienen sich danach richtet, wie viel Wärmeenergie dazu erforderlich ist“, führt Hofmann aus. „Aktuell geht man eher davon aus, dass die Bienen die Temperatur in der Wintertraube variabel halten, das bedeutet, sie heizen hoch auf etwa 30 Grad und lassen die Temperatur im Außenbereich der Wintertraube auf etwa zwölf Grad absinken, um dann wieder hochzuheizen – das bedeutet einen geringeren Energieverbrauch.“

Im Winter ruht das Brutgeschäft – Urlaub für die Königin. Hofmann: „Die Königin hält sich im Zentrum der Wintertraube auf. Aber das Brutgeschäft geht schon relativ bald wieder los – zuerst nur mit kleinen Brutflächen. Ab Anfang Februar schon mit dem Aufbau des neuen Bienenvolkes.“ Die Pflege dieser neuen Brut gehört noch zu den Aufgaben der Winterbienen.

Machen die Bienen auch mal einen Ausflug in die Winterlandschaft? Ja, sagt Hofmann, aber nur, wenn sie „mal müssen“. Die Bienen haben keine Toilette in ihrem Bienenkasten und sie dürfen auch nicht im Bienenkasten „abkoten“, da damit Krankheiten ausgelöst werden können. „Die Insekten können bei etwa zwölf Grad die Bienenwohnung verlassen. Die Spuren sind beispielsweise bei einem Bienenstand, der an einem Südhang steht, an einem sonnigen Wintertag zu entdecken. Der Schnee ist dann im Bereich der Bienenkästen voll mit braun- gelben Strichen.“ Darum sei es auch wichtig, dass die einzelne Biene wenig Energie verbraucht, da die Energie ja aus der Futteraufnahme komme und dann wieder das Koten anfalle.

Bei den Wildbienen sieht das Überwintern etwas anders aus. Laut Naturschutzbund leben die meisten mitteleuropäischen Wildbienenarten einzeln und bilden keine oder höchstens einjährige Völker aus. Sie benötigen daher andere Strategien, um erfolgreich zu überwintern. Eine erste Strategie liefern die Hummeln, die ähnlich wie Honigbienen in Nestern leben. Diese werden von einer Königin im Frühjahr gegründet. Im Laufe des Sommers entsteht ein Volk aus über 100 Hummeln. Doch bereits im Spätherbst stirbt das Volk wieder und nur die begatteten Jungköniginnen überleben und suchen sich ein Winterquartier, meist unterirdisch, zum Beispiel ein verlassenes Mäusenest. Einen ähnlichen Lebenszyklus hat die Blauschwarze Holzbiene. Doch im Unterschied zu den Hummeln überwintern bei dieser sehr auffälligen hummelgroßen Wildbiene Männchen und Weibchen. Dazu suchen sie sich Baumhöhlen oder andere oberirdische Hohlräume, in denen sie gemeinschaftlich überwintern.

Rudolf Hofmann und seine Imker-Kollegen erwarten jedes neue Bienenjahr mit Spannung. Wenn die Imme wieder aktiv wird, dann gibt es einiges an Arbeit zu verrichten, denn: Die eine oder andere Biene ist im Bienenstock verstorben und die Bienen beginnen dann auch damit, die tot auf dem Gitterboden liegenden Tiere aus dem Bienenstock zu transportieren. „Der Imker unterstützt sie dabei und säubert den Gitterboden“, ergänzt Hofmann. Wenn die neuen Arbeiterinnen dann pünktlich zum Frühjahr schlüpfen, heißt es wieder: ab an die Blütenkelche.


            Bienenkästen mit Schneehauben: Aber im Innern haben es die Bienenvölker warm. Fotos: privat

            Die Bienen haben keine Toilette in ihrem Bienenkasten und dürfen ihr Geschäft auch nicht darin verrichten – sie müssen vor die Türe, wenn sie „mal müssen“.

Kater Merlin glücklich gerettet

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LEUTENBACH (pol). Ein gutes Ende hat das Drama um den seit Mitte Dezember vermissten Kater Merlin genommen. Am Sonntagnachmittag konnte der Arme seinen überglücklichen Besitzern wieder übergeben werden. Diese hatten bereits mittels Flugblättern nach dem Tier gesucht. Nach Mitteilung der Polizei hatte kurz vor 15 Uhr eine Frau im Bereich des Neubaugebiets bei der Oststraße in Weiler zum Stein ein lautes Miauen aus einem verschlossenen Kanal gehört. Sie rief daher die Polizei. Auch die hinzugekommene Streifenbesatzung hörte die Katzenlaute. Den Polizisten gelang es, den Kanaldeckel zu öffnen, wobei eine Beamtin den vier Meter tiefen Schacht hinabstieg. Dort lockte sie den Kater mittels Leckerlis, die eine Anwohnerin brachte, an und rettete Merlin schließlich aus seiner misslichen Lage. Auch Anwohnern war letztlich bereits bekannt, dass Merlin mittels Flugblatt gesucht wurde, sodass die Besitzer rasch ausfindig gemacht waren.

Schon drei Verkehrstote in diesem Jahr

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Von Andrea Wüstholz

WINTERBACH/LORCH. An zwei Sonntagen hintereinander ist es auf der B29 zu tödlichen Unfällen gekommen. Diesen Sonntag saß ein 81-Jähriger am Steuer. Sein 80-jähriger Mitfahrer starb (wir berichteten). Wie es zu dem Unfall kam, ist unklar. Die Polizei sucht Zeugen.

Fünf Menschen haben bei dem Unfall am Sonntagnachmittag auf der B29, Anschlussstelle Winterbach, schwere Verletzungen erlitten. Der 81-jährige Fahrer eines grauen Ford C-Max (WN-Kennzeichen) war gegen 17.15 Uhr auf Höhe Winterbach, Fahrtrichtung Stuttgart, mit seinem Wagen zunächst in die Mittelleitplanke gefahren und dann gegen einen rechts neben ihm fahrenden VW gestoßen. Beide Autos gerieten rechts in die Leitplanke und rissen dort einige Meter der Stahlschutzplanke aus ihrer Verankerung. Ein Leitplankenteil durchbohrte die hintere linke Beifahrertüre des Ford und verletzte den hinten links sitzenden, 80-jährigen Mitfahrer tödlich. Zwei 63 und 83 Jahre alte Mitfahrerinnen im Ford, der 32-jährige Fahrer des VW und sein 23 Jahre alter Beifahrer wurden schwer verletzt.

Weshalb der 81-Jährige seinen Wagen in die Leitplanke gesteuert hat, ist laut Polizei „nicht ersichtlich“. Der Mann sei nicht alkoholisiert gewesen, von Gesundheitsproblemen sei nichts bekannt, sagt Polizeisprecher Rudolf Biehlmaier.

Die Polizei hat bereits mit einigen Zeugen gesprochen. Deren Angaben zufolge hatte wohl der Ford-Fahrer den VW überholt, als es zum Unfall kam. Zudem hat wohl der VW-Fahrer vorher schon vor dem Ford überholt und ist danach wieder nach rechts eingeschert. Beim VW handelte es sich um einen weißen Scirocco mit BK-Kennzeichen. Hinweise nimmt das Verkehrskommissariat in Aalen entgegen, Telefon 07904/94260.

Nach tödlichen Unfällen überprüfen Verkehrsexperten der Polizei zusammen mit Behörden immer die Straßenverhältnisse am Unfallort. Rudolf Biehlmaier bezeichnet den Abschnitt der B29, auf dem sich der folgenschwere Unfall am Sonntag ereignet hat, als „unauffällige Stelle“. Er geht nicht davon aus, dass beispielsweise eine strengere Geschwindigkeitsbegrenzung einen Nutzen hätte. Es gilt nun zu klären, ob etwa ein Fahrfehler, eine Unkonzentriertheit oder was auch immer Ursache für den tödlichen Unfall war.

Zwei tödliche Unfälle auf der B29 innerhalb einer Woche, und beides Mal saßen Senioren am Steuer – das muss nichts heißen. Aus zwei Fällen generelle Rückschlüsse auf die Fahrtüchtigkeit Älterer zu ziehen, wäre fahrlässig. Geringe Fahrpraxis und Probleme bei der Orientierung hatte die Polizei allerdings vergangene Woche als Gründe genannt für die Geisterfahrt einer 72-Jährigen auf der B29 bei Lorch. Am Verteiler Lorch-Ost war die Frau in falscher Richtung auf die Bundesstraße gefahren. Ihr Wagen stieß frontal mit dem Mercedes eines 20-Jährigen zusammen. Beide Menschen starben (wir berichteten).

An fast derselben Stelle war schon einmal eine Geisterfahrerin unterwegs. Am Pfingstsamstag im Jahr 2015 kollidierte der Wagen einer 86-jährigen Falschfahrerin frontal mit dem Auto eines 22-Jährigen. Auch hier starben beide Beteiligte.

Ein Blick ins Archiv lässt die B29 – freilich nicht statistisch abgesichert – in Teilen als besonders unfallträchtig erscheinen. Im Juni 2014 sind bei einem Unfall auf der B29 bei Lorch-Waldhausen zwei Menschen ums Leben gekommen. Ein 40-Tonner war einem Pkw ins Heck gefahren, der auf der Pannenspur angehalten hatte. Der 21-jährige Fahrer des Hyundai und sein 41-jähriger Mitfahrer erlitten tödliche Verletzungen. Ein Rettungshubschrauber brachte damals einen weiteren Mitfahrer, einen 29-Jährigen, in eine Klinik. Weitere Unfälle gab es am 9. Januar dieses Jahres und Mitte Dezember im vergangenen Jahr.

Niemand muss im Freien schlafen

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Von Kornelius Fritz

BACKNANG. Obdachlose – bei diesem Wort denkt man an Männer in abgewetzter Kleidung, mit Vollbart und Bierflasche in der Hand. Der junge Mann, der in Jeans und Sweatshirt im Aufenthaltsraum der Notunterkunft in der Backnanger Friedrichstraße sitzt und auf seinem Smartphone tippt, entspricht ganz und gar nicht diesem Klischee. Trotzdem hat er im Moment keine Wohnung. „Ich bin bei meinen Eltern rausgeflogen“, erzählt Lukas Weber (Name geändert). Zu Hause hatte der 19-Jährige ständig Stress, nach einer Knieoperation hat er auch noch seine Lehrstelle als Landschaftsgärtner verloren und ist im Moment arbeitslos. „Ich habe bei Kumpels übernachtet und auch ein paar Nächte auf der Straße“, erzählt er. Im Dezember landete er schließlich in der Notunterkunft der Erlacher Höhe. Vier Betten stehen in dem schlicht möblierten Zimmer, drei davon sind im Moment belegt. Hier kann Lukas Weber schlafen, duschen und sich etwas zu essen kochen. Trotzdem will er nicht länger bleiben als unbedingt nötig. Mitbewohner hätten ihm schon seine Zigaretten und das Essen aus dem Kühlschrank geklaut, erzählt er. „Ich will so schnell wie möglich hier raus.“

Dass es nicht unbedingt angenehm ist, sich ein Zimmer mit wildfremden Menschen zu teilen, weiß auch Anton Heiser. Im Vergleich zu den 1990er-Jahren habe sich die Situation in der Notunterkunft aber deutlich entspannt, sagt der Einrichtungsleiter. Damals habe es in Backnang eine größere Obdachlosenszene gegeben: Die Männer nächtigten im Sommer unter der Annonaybrücke oder am Murrufer. Im Winter, wenn es kalt wurde, kamen sie in die Friedrichstraße. „Wir mussten hier zum Teil Matratzen auslegen“, erinnert sich Heiser. Selbst in der Küche und auf dem Flur hätten Menschen geschlafen. Das hat sich geändert: Dass Leute unangekündigt mit dem Schlafsack unter dem Arm vor der Tür stehen, komme heute kaum noch vor. Im Jahr 2016 haben nur etwa 30 Personen die Notunterkünfte der Erlacher Höhe in Backnang genutzt. Für Männer gibt es ein Vierbettzimmer in der Friedrichstraße, für Frauen drei Einzelzimmer in der Karlstraße. Die Notunterkünfte sind eigentlich für maximal sieben Nächte gedacht. Wegen der schwindenden Nachfrage dürfen die Gäste mittlerweile aber auch länger bleiben. Bis heute gilt: Es wird niemand weggeschickt.

Auch die Stadt Backnang besitzt zwei Häuser für Menschen, die obdachlos geworden sind. „Wir sind als Stadt gesetzlich verpflichtet, Obdachlosigkeit zu vermeiden“, sagt die Leiterin des Rechts- und Ordnungsamtes, Gisela Blumer. Wenn die Polizei im Winter einen Obdachlosen auf der Straße aufgreift, übernimmt die Stadt auch die Kosten für eine vorübergehende Unterbringung in einer günstigen Pension. Wenn möglich setzt die Hilfe aber schon ein, bevor jemand auf der Straße steht. Vom Gerichtsvollzieher wird das Ordnungsamt informiert, wenn einem Mieter die Wohnungsräumung droht. „Wir versuchen dann zunächst, ob wir die Räumung noch abwenden können“, sagt Christoph Klenk, Sachgebietsleiter im Amt für Familie, Jugend und Bildung. Dies gelinge in ungefähr einem Drittel der Fälle. Wenn es etwa um Mietrückstände geht, finde man im Gespräch mit dem Vermieter häufig eine Lösung, berichtet Klenk.

Wohnungsnot erschwert Rückkehr
in ein normales Leben

Gelingt dies nicht und die Betroffenen finden auf dem freien Markt auch keine neue Wohnung, landen sie zunächst in den städtischen Obdachlosenquartieren. Zwölf Plätze für Einzelpersonen stehen in einer Gemeinschaftsunterkunft zur Verfügung, daneben besitzt die Stadt noch ein Haus mit 16 möblierten Appartements, darunter einige größere, die sich für Familien eignen. Auch akute Notfälle werden dort einquartiert, etwa wenn Bewohner nach einem Brand nicht mehr in ihre Wohnung können.

Gründe, warum Menschen plötzlich auf der Straße stehen, gibt es viele. Von den klassischen „Landstreichern“, die sich bewusst für ein Leben auf der Straße entschieden haben, mit Rucksack von Stadt zu Stadt ziehen und „Platte machen“ gebe es nicht mehr viele, sagt Anton Heiser, jedenfalls nicht in einer Kleinstadt wie Backnang. Was häufiger vorkommt, ist, dass Menschen ihre Wohnung verlieren, weil sie zum Beispiel ihre Miete nicht bezahlen oder sich auffällig verhalten. Die fehlende Wohnung ist dann oft nicht das einzige Problem: Arbeitslosigkeit, Suchterkrankungen, psychische Probleme oder Überschuldung kommen in vielen Fällen hinzu. Solange diese Schwierigkeiten nicht gelöst sind, haben die Betroffenen auch wenig Chancen, eine neue Wohnung zu finden. Im Backnanger Aufnahmehaus der Erlacher Höhe können sie dann mehrere Monate bleiben und bekommen in dieser Zeit Unterstützung von Sozialarbeitern, die sich auch um Therapieplätze kümmern und den Betroffenen helfen, ihr Leben neu zu ordnen.

Grundsätzlich soll die Unterbringung in einer Obdachlosenunterkunft aber eine Übergangslösung sein. Aufgrund der Wohnungsknappheit in der Region werde es allerdings immer schwieriger, günstige Wohnungen auf dem freien Markt zu finden, sagt Gisela Blumer: „Die Wohnungssituation ist in den vergangenen eineinhalb Jahren enger geworden“, erklärt die Amtsleiterin. Anton Heiser kann das bestätigen: Früher habe man die Bewohner, wenn sich ihre Situation gefestigt habe, wieder in die Selbstständigkeit entlassen. Heute blieben viele länger als nötig, weil sie keine andere Wohnung finden. „Der günstige Wohnungsmarkt existiert eigentlich nicht mehr“, beklagt Heiser und sieht die Städte und Gemeinden in der Pflicht, entsprechende Wohnungen zur Verfügung zu stellen. Denn die Erfahrung habe gezeigt: Je länger sich ein Obdachloser an den Rundum-Service in einer betreuten Einrichtung gewöhnt hat, desto schwerer fällt es ihm, anschließend wieder auf eigenen Füßen zu stehen.


            Keinen Luxus, aber ein Dach über dem Kopf, geheizte Räume und ein warmes Bett kann Anton Heiser Obdachlosen in der Notunterkunft der Erlacher Höhe in der Backnanger Friedrichstraße bieten. Foto: E. Layher

Lena Schlag läuft Norm für deutsche U-20-Titelkämpfe

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(pm). Leichtathletin Lena Schlag von der LG Weissacher Tal überzeugte bei der baden-württembergischen Meisterschaft der Altersklasse U18, die im Sindelfinger Glaspalast ausgetragen wurde. Sie bewies dabei ihr Sprinttalent über die 60 Meter und die 60 Meter Hürden. Um in das umkämpfte Finale über 60 Meter mit den acht schnellsten U-18-Leichtathletinnen aus Baden-Württemberg einzuziehen, musste Schlag zunächst den Vorlauf und den Zwischenlauf überstehen. Nach den 8,02 Sekunden im Vorlauf konnte sie sich im Zwischenlauf nochmals steigern und erzielte 7,94 Sekunden. Damit unterbot die Sportlerin aus dem Täle die Qualifikationsnorm für die deutschen Hallenmeisterschaften der U20 am 25./26. Februar im Sindelfinger Glaspalast. Zudem sicherte sie sich bei der U18 den Einzug ins Finale. In diesem Endlauf sprintete Schlag im Wimpernschlagfinale auf den fünften Platz. Ihre Zeit betrug 8,03 Sekunden. Über die 60 Meter Hürden gelang ihr mit 9,36 Sekunden zudem der Einzug ins B-Finale. Aufgrund eines Rhythmusfehlers im Finallauf konnte sie sich in diesem Lauf allerdings nicht steigern. Dass sie es auch über die Hürden noch schneller kann, will die Sportlerin der LG Weissacher Tal bei den kommenden Wettkämpfen zeigen.


            Lena Schlag von der LG Weissacher Tal zeigte starke Leistungen.Foto: R. Görlitz

Lange Pause für Tobias Hold

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Von Alexander Hornauer

Tobias Hold hatte sich die schmerzhafte Verletzung an der linken Schulter in den letzten Minuten des Heimspiels gegen Balingen-Weilstetten II (31:28) zugezogen, nachdem er kurz zuvor noch zum wichtigen 29:27 getroffen hatte. Eineinhalb Wochen ist das mittlerweile her, beim 24:24 bei der SG Pforzheim/Eutingen am vergangenen Samstag fehlte der wurfgewaltige Handballer bereits. Nun gibt es eine genaue Diagnose: Die Schulterpfanne ist gebrochen, und es wird rund drei Monate dauern, bis die Verletzung ausgeheilt ist.

Operiert werden muss Hold nicht, statt ins Training mit den Teamkollegen geht es für ihn in den kommenden Wochen regelmäßig zur Physiotherapie. Seine Hoffnung und die aller Verantwortlichen und Fans ist es natürlich, dass er in den letzten Saisonspielen Ende April, Anfang Mai vielleicht noch einmal mitmischen kann. Wie realistisch das ist, kann im Moment aber niemand mit Bestimmtheit sagen. Sicher ist, dass der Wunsch von Trainer Matthias Heineke, zur Abwechslung mal mit kompletter Kapelle antreten zu können, fürs Erste weiterhin unerfüllt bleiben wird.

Dass Hold dieser Tage auch noch malad im Bett lag, weil ihn eine Grippe erwischt hatte, trübte seine Stimmung zusätzlich. „Manchmal kommt echt alles zusammen“, hadert der Handballer, der einst bei den TVO-Minis angefangen hat und damit zu den echten Eigengewächsen zählt. Zumindest in puncto Grippe geht es aber schon wieder aufwärts. Fürs HCOB-Team freut sich Hold zudem darüber, dass der bereitsEnde November für den Rückraum verpflichtete Kevin Wolf sein Auslandssemester in Dänemark beendet hat und seit Beginn dieser Woche mit den neuen Kollegen trainiert. Der 25-Jährige kommt unter anderem mit der Empfehlung von 373 Toren in drei Drittliga-Spielzeiten für Kornwestheim, ehe die Lurchis im Sommer 2016 abstiegen und der Maschinenbaustudent für ein halbes Jahr nach Odense ging. Kevin Wolf könnte schon am nächsten Samstag (20 Uhr, Gemeindehalle Oppenweiler) im Heimspiel gegen Kronau/Östringen II zum Debüt im HCOB-Trikot kommen und dabei helfen, den verletzungsbedingten Ausfall von Tobias Hold abzufedern.


            Setzt vorerst nicht mehr zum Wurf an: Der verletzte HCOB-Spieler Tobias Hold.Foto: B. Strohmaier

Mit 20-Meter-Knaller ins Sportstudio

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Von Heiko Schmidt

Die Nachspielzeit der ersten Halbzeit des Erstrundenspiels im WFV-Pokal des FC Viktoria Backnang beim TSV Hessental läuft. Nach einer Ecke von der linken Seite nimmt Marek Zeich Maß und zieht aus etwa 20 Metern volley ab. Der 23-Jährige trifft perfekt, sodass der Ball unhaltbar zur 2:1-Führung im Netz zappelt. Die Grünen siegen in dieser Partie am 30.Juli mit 4:2. „Ein solches Tor schieße ich nicht so oft“, schmunzelt der Stürmer.

Dass dieser Treffer in die Kategorie sehenswert eingestuft wird, beweist der zehnte Platz in der Top-100-Jahreswertung der Fupa-Hartplatzhelden. Bewertungskriterien waren unter anderem die Art des Tores, die Technik des Schützen, das Spektakel, die Video-Qualität und die Emotionen. Da die Fupa-Region Stuttgart die meisten Tore in dieser Auswertung hat, gibt es einen Platz an der Torwand des ZDF-Sportstudios. Diesen bekommt der Backnanger Zeich als beste Platzierung aus dem Bereich Stuttgart.

Darauf freut sich der Angreifer. „Ich war noch nie im Sportstudio“, sagt Zeich. Der Fan des FC Bayern München hofft dabei, dass er gegen einen Vertreter seines Lieblingsvereins antreten darf. „Sollte es Robert Lewandowski sein, dann wäre es super.“ Den polnischen Nationalspieler hat Zeich nämlich als Vorbild. Sein Kontrahent bei der Torwand wird aber erst kurzfristig vom Fernsehsender bekannt gegeben. Der gebürtige Backnanger fiebert auf jeden Fall dem Auftritt in Mainz entgegen. „Drei Treffer wären toll“, hat sich der FCV-Spieler als Ziel gesetzt. Es werden drei Schuss rechts unten und drei Schuss links oben abgeben. Ein Mitglied seiner Familie hat das schon mal gemacht. „Mein Onkel Dirk Fengler war vor über 20 Jahren schon an der Torwand im ZDF-Sportstudio.“ In diese Fußstapfen will Zeich am Samstag treten.

Ein gutes Ergebnis an der Torwand könnte dem Stürmer des Landesliga-Schlusslichtes FC Viktoria Backnang zusätzliche Motivation für die zweite Saisonhälfte geben. „Wir haben trotz der Abgänge in der Winterpause die Qualität in der Mannschaft, den Ligaverbleib zu schaffen“, ist sich der Offensivmann sicher. Er möchte auch seine bisherige Ausbeute mit drei Toren aus zehn Liga-Partien ausbauen. „Wenn ich fit bin und von Anfang an spielen werde, kann ich weitere sechs bis zehn Treffer machen.“

Der Backnanger spricht damit seine Oberschenkel-Verletzung zum Saisonbeginn an, wo er vier Wochen pausierte. Die Leidenszeit hat der Stürmer nun überwunden. Der gebürtige Backnanger gibt sich also zuversichtlich, schließlich ist er mit der Region verwurzelt. In der Jugend kickte Zeich für den SV Unterweissach. Im Aktivenbereich ging er dann für den SV Allmersbach, den SV Steinbach und den VfL Winterbach auf Torejagd. Seit einem Jahr spielt der 23-Jährige für den FC Viktoria. Im Trikot der Grünen gelangen dem Mittelstürmer einige wichtige Tore. Einer seiner schönsten Treffer wurde von Kevin Flatau mit der Fupa-Cam beim WFV-Pokalspiel in Hessental festgehalten. Und mit dieser Bude hat es Zeich ins ZDF-Sportstudio geschafft.


            Marek Zeich (vorne) hofft als Kontrahenten auf sein Vorbild Robert Lewandowski vom FC Bayern München.Foto: A. Becher

Eines von drei Sternchenthemen im Fach Deutsch

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Von Claudia Ackermann

WEISSACH IM TAL. Bereits im fünften Jahr ist der Roman „Agnes“ von Peter Stamm eines von drei Sternchenthemen beim Abitur im Fach Deutsch in Baden-Württemberg. Gestern gab es eine Lesung und Gesprächsrunde mit dem Autor im Bildungszentrum Weissacher Tal. Heute ist er im Beruflichen Schulzentrum Backnang zu Gast.

„Agnes ist tot. Eine Geschichte hat sie getötet. Nichts ist mir von ihr geblieben als diese Geschichte. Sie beginnt an jenem Tag vor neun Monaten, als wir uns in der Chicago Public Library zum ersten Mal trafen.“ Mit diesen Sätzen vom Anfang des Romans beginnt Peter Stamm die Lesung in der Bibliothek des Bildungszentrums Weissacher Tal.

Die Schüler, denen die Abiturprüfungen bevorstehen, haben das Buch zum größten Teil schon gelesen. Neben den Klassikern „Homo Faber“ von Max Frisch und Georg Büchners „Dantons Tod“ ist es für sie Pflichtlektüre.

In der Passage der Lesung ist der Ich-Erzähler allein in seiner Wohnung im winterlichen Chicago und schaut sich ein Video an, das bei einem Ausflug mit Agnes in einen nahe gelegenen Nationalpark gedreht wurde. Sie sei weggegangen, sagt er nach einiger Zeit zum Parkaufseher und bekommt die Antwort: „Sie gehen alle einmal.“

1998 hat der Schweizer Autor den Roman geschrieben. Im letzten Jahr kam die Verfilmung unter demselben Titel in die Kinos. Ein kurzer Ausschnitt wird bei der Veranstaltung von den Schülern eingespielt. Es ist die Schlussszene, in der Agnes durch einen dunklen, verschneiten Wald geht. Die junge Frau zieht ihre Kleidung aus und liegt schließlich zitternd in Unterwäsche im Schnee. „Agnes kam nicht zurück“, hört man den Erzähler sagen, der im Film Walter heißt. „Nichts ist mir geblieben, außer dieser Geschichte.“ Der Film wurde übrigens in Düsseldorf und Umgebung gedreht, erfahren die Schüler.

Sie haben Fragen an den Autor vorbereitet. Von Sarah Tietje, Celine Finke und Alexander Karlin wird die Runde moderiert. „Ist Agnes tot?“, ist die zentrale Frage. „Das soll ganz bewusst offen bleiben“, betont der Autor. Vielleicht ist sie für den Erzähler tot, weil sie sich seiner Kontrolle entzogen hat, diskutieren die Schüler. Genau das ist von Peter Stamm gewollt, dass die Leser sich über den Ausgang der Geschichte Gedanken machen. Für Interpretationen lässt der offene Schluss reichlich Raum.

In der Runde sprechen die Schüler den Unterschied im Buch zwischen Stadt und Land an, den der Autor jedoch lieber als Unterschied zwischen Kultur und Natur bezeichnet. Er habe lange in großen Städten gelebt, wie etwa New York, heute wohne er lieber am Wald, das habe aber wohl mit dem Alter zu tun, so der 1963 geborene Schriftsteller. Ob er schon immer Autor werden wollte, wird er gefragt. „Mit zwanzig habe ich entschieden, dass ich das machen will. Es ist eine Mischung aus Freude daran haben und denken, das könnte gelingen.“ Was er denn davon halte, dass sein Buch Sternchenthema sei und nun an Schulen „zerstückelt“ werde, interessiert die Schüler. „Sie können es nicht zerstückeln“, schmunzelt der Autor. Er habe sich sehr darüber gefreut. Natürlich sei es auch wirtschaftlich interessant, räumt Peter Stamm ein. Das Buch wird an zahlreichen Schulen gelesen und der Schriftsteller ist viel auf Lesereisen unterwegs.

Auch nach einem weiteren Filmausschnitt, der an der Universität spielt, an der Agnes Physik studiert und Walter ihre Dissertationsarbeit zeigt, bleiben Fragen für die Schüler offen. „Es geht bei der Interpretation nicht darum, was ich reingesteckt habe. Man kann sehr viele verschiedene Dinge in dem Buch lesen“, gibt Peter Stamm den Schülern für ihre Prüfung mit auf den Weg. „Ist Agnes tot oder ist sie nicht tot? Keiner hat recht, und alle haben recht.“

Intensiv haben sich die Gymnasiasten mit dem Roman Agnes auseinandergesetzt. Umso interessanter, den Autor persönlich kennenzulernen.


            Gestern im Bildungszentrum Weissacher Tal, heute im Beruflichen Schulzentrum Backnang: der Autor Peter Stamm (rechts) liest aus seinem Roman Agnes und diskutiert mit Schülern. Foto: A. Becher

Die im Dunkeln sieht man nicht

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Von Carmen Warstat

BACKNANG. In der Woche zuvor wird auf Hochtouren geprobt, denn die Anforderungen an die Mitwirkenden könnten komplexer nicht sein. Kein Vierteljahr liegt es zurück, dass das Team seine Arbeit am Stoff um den legendären Gentleman-Räuber Macheath, genannt Mackie Messer, und den Bettlerkönig Peachum aufnahm. Damals sah Barbara Lackermeier, gebürtige Landshuterin und vom Bandhausdramaturgen Christian Muggenthaler als Regisseurin für das Backnanger Projekt vorgeschlagen, die Laiengruppe in ihrer gefeierten Aufführung der „Pension Schöller“ und hatte sofort Ideen für die Besetzungsliste der „Dreigroschenoper“.

Die viel beschäftigte Künstlerin bringt Übung in der Arbeit mit Laien mit und zeigt sich von der Grenzerfahrung zwischen Regiearbeit und Schauspielunterricht fasziniert. Sie ist Schauspielerin, Regisseurin und Autorin, regelmäßig auch als Systemischer Business Coach tätig, hat einen Märchenfilm gedreht und wird im nächsten Jahr ein selbst verfasstes Historienspiel um die Geschichte einer Hure im Nördlinger Raum auf die dortige Freilichtbühne bringen.

Am Brecht-Stoff reizt Barbara Lackermeier die Idee, ein armes Theater zu zeigen, eines, das ohne viel Requisite und aufwendiges Bühnenbild auskommen muss und kann, eine Oper, wie eben nur Bettler sie machen können, und eine, die sich auch Bettler leisten können, daher nämlich „Dreigroschenoper“.

Brechts Volkstheater passt

zu einem Laienensemble

Auch Christian Muggenthaler betont, dass Brecht seine Kunst bewusst als Volkstheater konzipierte und eben kein Staatstheater machte. Insofern passe die „Dreigroschenoper“ durchaus in das Laientheater. Zum aktuellen Saisonmotto des Bandhauses passt sie sowieso: Dieses untersucht die Situation von Arm und Reich in unserer Gesellschaft, hinterfragt die Wertvorstellungen, die uns prägen. „Solange der Mensch zuerst an seinem ökonomischen Wert gemessen wird, ist Brecht ohnehin aktuell“, meint Muggenthaler – deshalb bedürfe es keiner Aktualisierung oder modischen Aufhübschung seiner Arbeiten. Ganz bewusst sehe man die Inszenierung der „Dreigroschenoper“ auch als Abgrenzung zum Erfolgsprojekt „Pension Schöller“.

„Und dann sind die Sachen

sauschwer zu singen“

Die Regisseurin erläutert, dass sie hier erstmals sehr formal gearbeitet habe, geradlinig also mit absolutem Vorrang der Brecht’schen Texte vor allem anderen. Eine „gewisse Statik“ auf der Bühne habe sie angestrebt, um die Sprache wirken zu lassen – ein herausforderndes Unterfangen, „und dann“, sagt Lackermeier, „sind die Sachen von Brecht/Weill sauschwer zu singen.“

Die musikalische Leitung der Inszenierung liegt in den Händen von Catrin Müller (Gesang/Chor) und Gerhard Kleesattel (E-Piano). Catrin Müller hat die Schauspieler zunächst einzeln in Gesangsstunden betreut und bestätigt, dass es sich um ein überaus ambitioniertes Projekt handelt. Wie gehe ich singend mit meinem Körper um, welche Stimmlage habe ich eigentlich? Solche Fragen stellten sich die meisten zum ersten Mal, und natürlich war es erforderlich, den einen oder anderen Song in eine zur Stimme passende Tonart zu transponieren.

„Einmalig“ nennt Catrin Müller die Zusammenarbeit mit der Backnanger Bürgerbühne. Die Stimmung, das Klima, die Begeisterung für die Sache passen „zu 100 Prozent“ und tun ihr „richtig gut.“ Regisseurin Barbara Lackermeier bestätigt dies und merkt an, dass die Motivation zwischen Darstellern und Regieteam eine gegenseitige sei.

Im Bandhaus weiß man das „Wahnsinnsengagement“ der Laien von der BBB schon seit geraumer Zeit zu schätzen. Die Atmosphäre sei unvergleichlich. Dazu gehört auch, dass eine der Darstellerinnen für die Mittagszeit eine warme Suppe für alle vorbereitet hat.

„Schon cool, die Leute hier in Backnang“, findet Jasmin Meindl. Juliane Putzmann und Christian Muggenthaler lächeln zustimmend.

  Premiere ist am Samstag, 28. Januar, 20 Uhr. Weitere Aufführungen: 29. Januar und 11. Februar um 19 Uhr, 12. Februar um 18 Uhr, 18. Februar um 19 Uhr, 19. Februar um 18 Uhr, 22. April um 19 Uhr, 23. April um 18 Uhr, 6. Mai um 19 Uhr und 7. Mai um 18 Uhr.


            Regisseurin Barbara Lackermeier (rechts) arbeitet an der Bühnenaufstellung des Ensembles für die Aufführung von Brechts Dreigroschenoper im Backnanger Bandhaus-Theater. Foto: A. Becher

Lenkräder und Navis gestohlen

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BACKNANG (pol). Diebe haben in der Nacht zum Dienstag aus sieben Autos Lenkräder und Navis entwendet. Von der Diebstahlsserie betroffen waren hochwertige Fahrzeuge der Marken BMW und Mercedes, die in der Königsberger Straße, Danziger Straße, Elbinger Straße, Fritz-Häuser-Straße und Bromberger Straße sowie am Potsdamer Ring geparkt waren. Wegen der gleich gelagerten Vorgehensweise in allen Fällen und der zeitlichen und räumlichen Nähe geht die Polizei von einem Tatzusammenhang aus. Die Kripo Waiblingen hat dazu die Ermittlungen übernommen.

Derzeit wird auch davon ausgegangen, dass die Autos zwischen zwei und vier Uhr früh aufgebrochen wurden. Um die Fahrzeuge zu öffnen, wurden jeweils die Dreiecksscheiben eingeschlagen. Aus den Fahrzeugen wurden dann die Kombigeräte mit Navifunktion fachmännisch demontiert und gestohlen. Während die Diebe es bei den Mercedes-Personenwagen auf die eingebauten Navis abgesehen hatten, wurden in den BMW zudem auch die Multifunktionslenkräder entwendet.

Der Gesamtschaden konnte bislang noch nicht genau beziffert werden; dieser könnte sich aber nach vorsichtigen Schätzungen zwischen 6000 und 10000 Euro pro Fahrzeug belaufen.

Im Rahmen der Ermittlungen bittet die Kripo Waiblingen unter der Telefonnummer 07151/950-0 um Zeugenhinweise. Von Bedeutung ist für die Polizei insbesondere, ob Anwohner oder Passanten im Umfeld der Tatorte verdächtige Personen oder Fahrzeuge beobachtet haben. Dies könnte auch schon Stunden oder sogar Tage vor den Diebstählen geschehen sein, weil die Tatorte möglicherweise im Vorfeld von den Dieben ausbaldowert wurden. Für die Ermittler könnten auch Wahrnehmungen hilfreich sein, die für Zeugen – isoliert betrachtet – zunächst bedeutungslos erscheinen.

Junge Frau muss nicht ins Gefängnis

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Von Bernd S. Winckler

WINTERBACH/STUTTGART. Die 21-jährige Frau, die sich am Stuttgarter Landgericht wegen Totschlags an ihrem neugeborenen Sohn verantworten musste, braucht nicht ins Gefängnis. Die 2. Große Jugendkammer sprach die Angeklagte gestern nur noch wegen fahrlässiger Tötung an dem Säugling schuldig und setzte die verhängten 21 Monate Jugendstrafe zur Bewährung aus.

Der Fall hatte einiges Aufsehen erregt. Die Frau hatte, zur Tatzeit gerade 18 Jahre alt, in einer Oktobernacht 2014 im Keller eines Einfamilienhauses in Winterbach ohne fremde Hilfe ihren Sohn zur Welt gebracht. Das wäre an sich noch kein Fall für die Justiz. Doch weil die Beschuldigte es damals bei dem heimlichen Geburtsvorgang pflichtwidrig unterlassen hatte, ärztliche Hilfe zu holen, liegt der Tatbestand der fahrlässigen Tötung vor. Das Neugeborene erstickte in einer Decke, in die es eingewickelt war.

Zuerst hatte das Amtsgericht Waiblingen den Fall deshalb an das Stuttgarter Landgericht verwiesen, weil seiner Meinung nach auch ein Verbrechen des vollendeten Totschlags vorliege. Die 2. Jugendstrafkammer musste sich der Sache annehmen, kam jetzt aber im Urteil gegen die 21-Jährige zu dem Schluss, dass ein Totschlag durch Unterlassen, wie es in der Anklage formuliert war, nicht vorliegt. Stattdessen hat sich die junge Mutter allerdings einer fahrlässigen Tötung schuldig gemacht.

In der überwiegend nicht öffentlichen Verhandlung hatte das Gericht zu prüfen, inwieweit die Angaben der jungen Frau glaubhaft sind, wonach eine Tötungsabsicht oder Tötungsbilligung nicht vorliegt. Sie hatte glaubhaft ausgesagt, dass sie damals nach einer Gartenparty zu Fuß nach Hause gegangen sei, wobei ihr unterwegs die Fruchtblase platzte, dass sie nach der heimlichen Geburt des Kindes das Neugeborene in Tücher gewickelt und da schon kein Lebenszeichen bei dem Kind festgestellt hatte.

Schwangerschaft vor Familie

und Freundinnen verborgen

Danach wurde sie ohnmächtig. Hinterher habe sie mit ihrem Handy keinen Kontakt zu einem Krankenhaus herstellen können, weil eine Netzverbindung nicht klappte. Freundinnen, mit denen sie damals unterwegs war, hatten keine Ahnung von ihrer Schwangerschaft. Mit deren Hilfe wurde der Körper des Kindes später in der Babyklappe des Stuttgarter Weraheims abgelegt.

Den Namen des Vaters behielt die 21-Jährige in dem Prozess für sich. Sie gab nur an, dass es eine flüchtige Bekanntschaft gewesen sei, aus der die Schwangerschaft entstanden war und die sie auch gegenüber ihrer Mutter bis zur Geburt verheimlichte. Vor der Stuttgarter Jugendstrafkammer hatte nach Ende der umfangreichen Beweisaufnahme selbst die Staatsanwältin ein Einsehen mit der Situation der Angeklagten und beantragte wegen fahrlässiger Tötung eine zweijährige Bewährungsstrafe. Auch für sie bestand kein Anlass, einen vollendeten Totschlag anzunehmen.

Dem folgte das Gericht, änderte den Vorwurf von Totschlag ab in fahrlässige Tötung und milderte den Urteilsspruch nochmals um drei Monate auf ein Jahr und neun Monate ab, die zur Bewährung ausgesetzt wurden. Allerdings hatte der Verteidiger in seinem Plädoyer einen Freispruch beantragt – nämlich mit der Begründung, dass in vergleichbaren Fällen ebenfalls schon freigesprochen worden sei. Ob er in Revision geht, ist gestern noch nicht entschieden worden.


Gabriel überrascht die Genossen

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Von Kornelius Fritz

und Florian Muhl

Mit seiner Entscheidung, auf eine Kanzlerkandidatur zu verzichten und auch den Parteivorsitz abzugeben, hat der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel gestern auch seine eigenen Parteimitglieder überrascht. Führende Genossen aus dem Raum Backnang äußern Bedauern, aber auch Verständnis für Gabriels Entscheidung. Mit Martin Schulz verbinden sie große Hoffnungen.

Christian Lange, SPD- Bundestagsabgeordneter im Wahlkreis Backnang-Schwäbisch Gmünd: Diese Entscheidung hat mich überrascht. Es gab vorher keine Signale in diese Richtung. Ich denke, Sigmar Gabriel hat verantwortungsvoll abgewogen, wer die besten Chancen hat und wer die SPD am besten motivieren kann. Ich kenne Martin Schulz seit vielen Jahren. Er ist ein sehr erfahrener Politiker. Wir brauchen jetzt jemanden, der das Feuer in der Partei entzünden kann, und das kann Martin Schulz. Sigmar Gabriel hat viel erreicht: Mindestlohn, Frauenquote – das alles haben wir mit ihm hinbekommen. Aber er wird in der Öffentlichkeit eben als Teil der Regierung wahrgenommen. Martin Schulz ist freier von Zwängen und kann deshalb die SPD-Positionen klarer vertreten. Ich freue mich auf den Wahlkampf mit ihm.

Robert Antretter, ehemaliger SPD-Bundestagsabgeordneter: Ich bedauere, dass wir Sigmar Gabriel als Parteichef verlieren. Und als Kanzlerkandidat hätte ich mir von ihm das Maximale, das für die SPD zu erzielen gewesen wäre, versprochen. Ein gutes Ergebnis hätte ich ihm zugetraut, weil er im Kampf gewinnt. Er ist ein Mann mit Format und hätte gegen Merkel gut ausgeschaut. Gabriel wird sicher ein guter Außenminister, den wir auch brauchen werden, weil die Politik der USA durch die Wahl Trumps unberechenbar geworden ist. Die Partei braucht jetzt eine konsequente Führung. Auch die hatte Gabriel bewiesen. Sowohl Gabriel wie Schulz können für sich in Anspruch nehmen, politisches Spitzenpersonal zu sein, mit unterschiedlichen Begabungen und Erfahrungen. Die entscheidende Frage ist, welche dieser Voraussetzungen der SPD den größten Erfolg bei der Bundestagswahl bringen. Der bevorstehende Wahlkampf wird Zuspitzungen nötig machen. Ich hätte ich mir jedenfalls von Gabriel im bevorstehenden Wahlkampf ein ordentliches Ergebnis erwartet.

Gernot Gruber, Landtagsabgeordneter und Vorsitzender des SPD-Ortsvereins Backnang: Ich hatte eigentlich damit gerechnet, dass Sigmar Gabriel antritt. Ich finde, seine Bilanz ist wesentlich besser, als es in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird. Aber er wäre das Negativimage vermutlich nicht mehr ganz losgeworden. Insofern war die Entscheidung, Martin Schulz den Vortritt zu lassen, vermutlich richtig. Eine Stärke von Martin Schulz ist, dass er einen besseren Zugang zu den einfachen Leuten hat. Ich hoffe deshalb, dass es ihm gelingen wird, möglichst viele Wähler, die wir an die AfD verloren haben, zurückzugewinnen. Ein weiterer Vorteil für ihn ist, dass er als Neuling in der Bundespolitik noch nicht so viele Gegner hat wie Sigmar Gabriel. Ich bin allerdings nicht der Meinung, dass Parteivorsitz und Kanzlerkandidatur zwingend in einer Hand sein müssen. Ich persönlich hätte es sogar besser gefunden, wenn Schulz und Gabriel sich das aufgeteilt hätten.

Jürgen Hestler, SPD-Kreisvorsitzender: Mich hat die Nachricht auch überrascht, obwohl es in jüngster Vergangenheit kleinere Anzeichen gab. Aber ich habe nicht damit gerechnet. Den Entschluss von Gabriel kann ich verstehen, er hat in letzter Zeit viel aushalten und einstecken müssen. Aber ich bedauere es. Die neue Personalie, Martin Schulz, hat einen gewissen Charme. Er bringt den Europa-Gedanken mit. Von ihm halte ich viel. Er sagt, was er denkt, wirkt auf viele authentisch. Durch die überraschende, fast sensationelle Meldung ist jetzt eine gewisse Aufregung da, die auch viele in unserer Partei aufrütteln wird, im positiven Sinn. Schade nur, weil ich Martin Schulz für den roten Stuhl eingeladen hatte und von ihm schon so gut wie eine Zusage hatte. Jetzt wird er aber wohl nicht kommen können. Nur aus diesem Grund ist‘s für mich eine negative Nachricht.


            Christian Lange

            Jürgen Hestler

            Gernot Gruber

            Robert Antretter

Für kleine Drachen ein großes Ereignis

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Von Yvonne Weirauch

BACKNANG/STUTTGART. Amélie Kirn, sechs Jahre alt, hat den roten Kuscheldrachen, den die Kinder nach ihrem Bühnenauftritt mit der Schlagersängerin geschenkt bekommen haben, fest unter den Arm geklemmt. Amélie hat ihm auch den Namen „Spinnst du“ gegeben, genauso wie Andrea Berg ihren Bühnendrachen getauft hat. Die Sechsjährige ist eine der Glücklichen, die bei der Tourfortsetzung von „Seelenbeben“ mit auf der Bühne agieren durfte.

Acht Kinder der Backnanger Tanzschule Dance Intense Factory und ein Junge, Tim Beck aus Stuttgart, bildeten die kleine Drachengruppe um Drachenmama Andrea Berg. Schon zum zweiten Mal wurde Natalie Horoba, die gemeinsam mit Marc Sailer die Tanzschule leitet, vom Berg-Management angesprochen, ob nicht einige Kinder aus den verschiedenen Tanzgruppen wieder auf der Bühne mitmachen möchten. Nach Gesprächen mit den Eltern und den Kindern kristallisierte es sich im vergangenen Herbst schnell heraus, wer in der Stuttgarter Schleyer-Halle im Januar mit dabei sein möchte: Jana Wilhelm, Zoi Kopp, Lia Starcevic, Maja Matena, Amélie Kirn, Elisa Pflugfelder, Naely Hillenbrand und Emilia Santiago.

„Die Eltern waren genauso glücklich, wie die Kinder“, so Horoba. Proben oder ein Treffen mit der Künstlerin habe es im Vorfeld nicht gegeben. Das sei nicht nötig. Alles Wichtige bekomme man direkt vor dem Auftritt gesagt.

Spannende Erlebnisse

hinter der Bühne

Aufgeregt sei sie nicht gewesen, sagt die sechsjährige Elisa und schüttelt mit dem Kopf. Sie gibt ein bisschen verlegen zu: „Andrea Berg habe ich vorher nicht gekannt.“ Ganz anders Amélie – „wenn Andrea Berg in einer Fernsehsendung angekündigt ist, geht sie so lange nicht ins Bett, bis sie aufgetreten ist“, lacht ihr Papa Andreas. Das käme natürlich daher, dass er und seine Frau Steffi eingefleischte Berg-Fans seien. Umso glücklicher waren sie, als Natalie Horoba die beiden fragte, ob sie als Betreuerteam für die Kids in Stuttgart dabei sein wollen. „Beim Heimspiel in Aspach im vergangenen Jahr dachten wir noch, es wäre schön, wenn unsere Tochter mal als Drachenkind mit auf der Bühne stehen würde.“ So schnell kann ein Traum wahr werden. „Wir waren wohl nervöser als die Kinder, als wir Andrea Berg hinter der Bühne getroffen haben“, erzählt Andreas Kirn. Sehr warmherzig sei sie gewesen, habe mit jedem Kind gesprochen und sich sehr viel Zeit genommen. „Dass sie kurz vor einem großen Auftritt steht, hat man ihr nicht angemerkt. Das war toll“, schwärmt Kirn.

Spannung und Neugierde vor allem bei den Kindern: Aufregend sei es vor allem hinter der Bühne gewesen. „Da gab es ganz viele Kabel, und es war so dunkel, dass Männer sogar den Weg beleuchtet haben“, erzählt Amélie mit großen Augen. Etwas schüchtern hält sich Emilia, fast sechs Jahre alt, an ihrem Kuscheldrachen fest. Ob sie ihn auch „Spinnst du“ getauft hat? Sie blickt erst zur Seite, dann schüttelt sie mit dem Kopf: „Nein. Er heißt Drachi.“ Dass sie es auf der Bühne vor den vielen Leuten ganz toll fand, unterstreicht sie mit einem sanft zustimmenden „Mmhhmm“.

Vor dem Bühnendrachen haben sie keine Angst gehabt, sagen alle drei Mädchen, „obwohl er Feuer spucken kann“. Der Drache von Andrea sei ja ein ganz lieber. „Ich mag Drachen, aber ich mag auch Giraffen“, schmunzelt Amélie. Sie kuschelt sich mit ihrem „Spinnst du“ sogar abends ins Bett und hat ihn ebenso wie Emilia schon im Kindergarten dabei gehabt.

Das Drachenkostüm ist

kuschelig und weich

Den Konzertabend haben die Kinder noch genau im Kopf. Beeindruckt war Elisa, als die Sängerin auf den großen Drachenkopf geklettert ist. Das hätte sie am liebsten auch gemacht, gibt sie zu und die anderen beiden Mädchen nicken heftig. Das helle Kleid, das die Sängerin trug, sei „wunderschön und voller Glitzer gewesen“, beschreibt Amélie das Outfit. So ein Kleid wolle sie später auch mal tragen.

Das Kostüm, dass die Kinder in kleine Drachen verwandelte, sorgte ebenso für strahlende Gesichter. „Es war so weich und kuschelig“, erinnert sich Elisa. Am liebsten hätte sie es mit nach Hause genommen. Mit leuchtenden Augen erzählt sie weiter: „Andrea hat uns auf der Bühne gefragt, woher wir kommen, was wir gerne essen und ob wir auch manchmal träumen.“ Und dann sei was ganz Schönes passiert: Die Sängerin habe gesagt, „wir sollen die Augen schließen, und als wir sie wieder aufgemacht haben, hatten alle Taschenlampen und Lichter angemacht, sodass es wie ein Sternenhimmel aussah“. Elisa blickt nach oben, als würde sie den Sternenhimmel immer noch vor Augen haben und sagt: „Das war cool und wunderschön.“ Und was für ein Lied hat Andrea Berg gesungen? Elisa summt erst, dann stimmt sie an: „Weißt du, wie viel Sternlein stehen.“

Für alle anderen Eltern war es ebenso ein ganz einzigartiges Erlebnis. Sie durften das Konzert in Stuttgart aus der ersten Reihe mitverfolgen und stolz ihre Kinder bestaunen. Ihnen liegt zum Schluss noch etwas auf dem Herzen: Sie sind Natalie Horoba dankbar, dass sie den Kindern und auch den Erwachsenen solch ein schönes Seelenbeben ermöglicht hat.


            Kurz vor dem Auftritt: Die Drachenkinder mit Tanzlehrerin Natalie Horoba (rechts) lassen sich mit Andrea Berg fotografieren. Foto: privat

Schnellere Patientenversorgung als Ziel

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Von Peter Wark

WINNENDEN. Es ist vieles besser geworden in der Notaufnahme, und es wird weiter besser werden. Das war die Botschaft, die Klinikgeschäftsführer Dr. Marc Nickel und Chefarzt Torsten Ade gestern loswerden wollten.

130 Patienten pro Tag betreut die Notaufnahme durchschnittlich. Mit dem umfangreichen Umbau der Notaufnahme wurde die Voraussetzung für die Schaffung einer interdisziplinären Notfallambulanz mit einer eigenen Chefarztstelle geschaffen. Ziel: eine schnellere Versorgung der Patienten und grundsätzlich zurückgehende Wartezeiten.

Fortschritte will Nickel mit Zahlen belegen. Man habe eine Beschwerdequote von gerade mal 0,5 Prozent. Bei 50000 Patienten sind das 250 Personen. Obwohl im vergangenen Jahr 25 Prozent mehr Patienten in der Notaufnahme betreut worden seien als 2015, habe die Beschwerdequote deutlich abgenommen. Die Situation in der Notaufnahme sei besser als manche Äußerung und Beschwerde vermuten lasse, „wir sind aber bei Weitem noch nicht da, wo wir hin wollen“, sagt Nickel. Man habe, darauf legt er Wert, auch bisher „Notfälle sehr gut versorgt“. Klar sei aber auch, dass es nie die hundertprozentige Zufriedenheit in einer Notaufnahme geben werde: „Wir werden immer im Mittelpunkt der Kritik stehen“, und: „Das wird eine Dauerbaustelle sein.“ Eine, die es bundesweit in Kliniken gebe.

Aufbau des Teams

ist noch nicht abgeschlossen

In der neuen interdisziplinären Notaufnahme stehen 35 Patientenplätze zur Verfügung. Sie werden von sechs Pflegekräften, zwei medizinischen Fachangestellten, und sechs bis acht Ärzten betreut. Nachts und an den Wochenenden sind es drei oder vier Ärzte, die hier im Einsatz sind. Der Aufbau eines Teams unter Dr. Torsten Ade laufe noch, so Nickel. Der Chefarzt verantwortet die Interdisziplinäre Notaufnahme seit Sommer des vergangenen Jahres.

Gestern erläuterte die Klinikleitung die Neuerungen, mit denen die Wartezeiten verkürzte werden sollen. Bisher war die Notfallpraxis im benachbarten Gesundheitszentrum angesiedelt. Mit dem gemeinsamen Empfangsbereich der Notaufnahme und Notfallpraxis gehen auch strukturelle Änderungen einher. Eine Baumaßnahme, für die man „einen hohen sechsstelligen Betrag“ in die Hand genommen habe, so Nickel. Hier ist jetzt die zentrale Erstanlaufstelle für alle Patienten, die nicht mit dem Rettungsdienst in die Notaufnahme kommen. In der interdisziplinären Notaufnahme wird dann entschieden, ob der jeweilige Patient ein Fall für die Notaufnahme oder für die Notfallpraxis ist. Speziell geschulte Medizinische Fachangestellte (MFA) geben eine erste Einschätzung und entscheiden, ob ein Arzt in der Notaufnahme oder einer in der Notfallpraxis die Erstuntersuchung vornimmt.

In der Notaufnahme Winnenden wird das „Manchester-Triage-System“ angewandt, ein standardisiertes Verfahren zur Ersteinschätzung. Ziel ist eine schnelle Festlegung von Behandlungsprioritäten. Je nach Einstufung verändern sich die Wartezeiten für die Patienten bis zum medizinischen Erstkontakt. Es gibt fünf Prioritätsstufen, denen jeweils eine Farbe zugeordnet ist. Beispiel: Stufe 1 (rot) bedeutet dringlich und sofort, Stufe 2 (orange) mutet dem Patienten bis zu 15 Minuten Wartezeit zu. Am Ende steht Stufe 5 (blau) mit bis zu zwei Stunden Wartezeit. Allerdings können sich diese Zeiten bei sehr hohem Patientenaufkommen verlängern.

Software zeigt an, welche

Notfälle hereinkommen

Zu den Neuerungen in der Notaufnahme zählt auch die Software „rescuetrack“. Sie soll Ärzten und dem medizinischen Fachpersonal ermöglichen, sich schon vor Einlieferung des Patienten auf den jeweiligen Notfall vorbereiten zu können. Auf einem Monitor wird angezeigt, welcher Rettungswagen gerade auf der Anfahrt ist, in welcher Zeit er erwartet wird und welche Diagnose bei dem Patienten gestellt wurde.

Klinikleitung und Ärzte klagen darüber, dass vor allem an den Wochenenden häufig Leute ohne wirklich schwerwiegende Beschwerden, aber mit hoher Erwartungshaltung den Notdienst in Anspruch nehmen und damit Kapazitäten binden, die in wirklichen Notfällen gebraucht würden. Der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg. Dr. Johannes Fechner, sprach gestern davon, dass das an den Wochenenden auf etwa ein Drittel der Patienten zutrifft. Die Diskussion in der Öffentlichkeit um Mängel in der Notaufnahme schaden nicht nur dem Image der Kliniken. Das räumten Nickel und Klinikleiterin Claudia Bauer-Rabe gestern ein. Vielmehr führten sie auch innerhalb der Belegschaft zu heftigen Diskussionen und Verunsicherungen. Wurden bei der Planung der Klinik Fehler gemacht, die zu den oft langen Wartezeiten geführt haben? Dazu habe er „eine These“, sagt Nickel. Die besagt, man habe sich „nicht genügend Gedanken gemacht über Ablaufprozesse, wie man es hätte tun können.“


            Neu gestalteter Empfangsbereich: Hier entscheidet sich, ob der Patient in die Notaufnahme oder die Notfallpraxis kommt.Foto: A. Becher

TSG-Ringer überzeugen

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(wsr). Bei der Bezirksmeisterschaft im griechisch-römischen Stil in Benningen überzeugten die Backnanger Ringer. In der C-Jugend bis 37 Kilogramm hatte Edgar Knaub nur einen Gegner, den er zweimal mit einer Schulterniederlage von der Matte schickte, damit war der Titel erreicht. Ceylan Aydin (bis 46 Kilogramm) belegte nach zwei Niederlagen den dritten Platz. Für Kevin Postolenko (bis 49) gab es nur zwei Gegner. Diese besiegte der Backnanger überlegen und wurde somit Bezirksmeister.

Für Dunja Kain (bis 51) war es das zweite Turnier, auf dem sie Erfahrung sammeln konnte. Cüneyt Balci (bis 56) wurde mit zwei Punktsiegen und einem Schultersieg Bezirksmeister. In der A-Jugend bis 54 Kilogramm hatte es Jürgen Knaub mit vier Kontrahenten zu tun,. Diese legte er überlegen auf beide Schultern und erkämpfte sich den ersten Platz. Paul Gärtig kam in der gleichen Gewichtsklasse nach längerer Kampfpause mit einem Schultersieg auf Rang vier. In der Klasse bis 76 Kilogramm traten zwei TSG-Sportler an. Abobaker Azizi legte seinen Vereinskollegen Hakan Alo sowie den Gegner aus Lauffen auf beide Schultern, seinem Gegner aus Benningen musste er einen Punktsieg überlassen. Damit stand Rang zwei fest. Ali begann stark gegen seine Gegner aus Lauffen und Benningen. Doch durch seine geringe Erfahrung gab es aber auch drei Schulterniederlagen. Er wurde Vierter. In der Vereinswertung kamen die Backnanger unter 13 Vereinen auf Rang drei.


            Die Backnanger Ringer und ihre Trainer sind mit den Ergebnissen zufrieden.Foto: privat

TTV Burgstetten gewinnt Kellerduell

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Von Andrea Winter

Die Basis für den Sieg schuf Burgstetten in den Doppeln zu Beginn. Ines Marquardt und Elke Anders bezwangen Vanessa Moch und Ursula Ludwig mit 3:0, mit demselben Resultat setzten sich Jutta Ernst und Andrea Winter gegen Susanne Gibs und Nina Merkel durch.

In den Einzeln ging es allerdings nicht so gut los. Marquardt verlor gegen Merkel mit 0:3, wobei sie vor allem beim 16:18 im dritten Satz auch etwas Pech hatte. Probleme hatte die Burgstettenerin mit den Rückhandtopspins ihrer Rivalin. Am Nebentisch gewann Ernst, die in der Rückrunde wieder im vorderen Paarkreuz um Punkte kämpft, gegen Gibs nur den ersten Satz. Danach fand auch sie gegen die Topspins der Rastatterin kein Mittel.

2:2 – der TTV hoffte aufs hintere Paarkreuz. Winter tat sich gegen Ludwig anfangs schwer, erst im fünften Satz platzte der Knoten, und sie fuhr mit dem 3:2 den dritten Zähler ein. Einen klaren 3:0-Sieg verbuchte Anders, die Moch mit variantenreichen Aufschlägen und guten Topspins vor viele Rätsel stellte. Somit wardas Zwei-Punkte-Polster nach den Doppeln wieder hergestellt. Wie für Ernst war auch für Marquardt gegen die an diesem Tag starke Gibs nichts zu holen – 0:3. Viel besser erging es Ernst gegen Merkel. Die einzelnen Sätze waren alle knapp, das Resultat am Ende mit 3:0 deutlich.

Burgstetten führte mit 5:3, danach besorgte Winter mit einem Drei-Satz-Erfolg gegen Moch fürs erste Drei-Punkte-Polster in dieser Partie. Anders hatte sich gegen Ludwig viel vorgenommen, fand aber nie richtig zu ihrem Spiel und konnte somit nicht verhindern, dass die Gäste auf 4:6 verkürzten. Winter stand gegen die überragende Gibs auf verlorenem Posten, die Gäste waren wieder dran. Der TTV brauchte beim 6:5 noch einen Sieg, um zumindest ein Unentschieden zu sichern, doch das wäre im Abstiegskampf zu wenig gewesen. Deshalb sollten zwei Erfolge her. Marquardt machte den Anfang, hatte gegen Moch nur im dritten Satz einen Durchhänger. Größere Mühe als erwartet hatte Ernst gegen Ludwig, weil ihre Abwehrbälle nicht immer optimal kamen. Der dritte Satz ging weg, letztlich reichte es aber doch zu einem deutlichen 3:1.

Der Rückrundenstart ist gelungen, am Sonntag will Burgstetten beim Letzten in Weinheim nachlegen. Ein weiterer Sieg würde das Team zumindest vorerst auf einen Nichtabstiegsplatz katapultieren.

Ergebnisse: Ernst/Winter – Gibs/Merkel 3:0, Marquardt/Anders – Moch/Ludwig 3:0, Marquardt – Merkel 0:3, Ernst – Gibs 1:3, Winter – Ludwig 3:2, Anders – Moch 3:0, Marquardt – Gibs 0:3, Ernst – Merkel 3:0, Winter – Moch 3:0, Anders – Ludwig 0:3, Winter – Gibs 0:3, Marquardt – Moch 3:1, Ernst – Ludwig 3:1.


            Legt mit Burgstetten einen erfolgreichen Rückrundenstart hin: Elke Anders, die ein Einzel und ihr Doppel für sich entscheidet.Foto: A. Becher
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