Von Peter Wark
AUENWALD. Fast vier Dutzend Besucher vom Senior bis zum Baby in der Gemeinderatssitzung – das erlebt man in Auenwald selten, wenn es nicht gerade um die Windkraft geht. Anlass war die Diskussion um die Gebühren für kommunale Kindertagesstätten und die Beratung über die Kindergartensituation. Vor allem der geplante Umzug von Kindern innerhalb verschiedener Einrichtungen stößt teilweise auf wenig Gegenliebe bei Eltern. Die Gebühren für die Kindertagesstätten steigen. Sie werden – zunächst nur für das Kindergartenjahr bis Spätsommer 2016, also für 11 Monate, angehoben. Die Verwaltung argumentiert, dass das Land einen höheren Deckungsgrad fordert, was die Gemeinde in Zugzwang bringt. Er soll mittelfristig auf 20 Prozent steigen, um überhaupt noch Zuschüsse für Baumaßnahmen aus dem Ausgleichsstock zu bekommen. In Auenwald liegt der Deckungsgrad aktuell bei nicht einmal 11 Prozent. Die in nicht öffentlicher Ratssitzung beschlossenen Erhöhungen auf den Landesrichtsatz haben heftige Bedenken ausgelöst, sodass der Gemeinderat nun ein Stück weit zurückgerudert ist. Nach Elternprotesten fallen die Erhöhungen moderater aus und sollen in drei Etappen erhöht werden. So beschloss es das Ortsparlament am Montagabend. Drei Beispiele: Die Kosten für die Ganztagsbetreuung steigen von 225 auf 228 Euro bei einem Kind (203 von 201 für zwei Kinder), bei einer Regelgruppe betragen die Gebühren bisher 105 Euro für ein Kind und sollen ab September auf 108 steigen (81/83), bei Einrichtungen mit verlängerter Öffnungszeit werden künftig 128 statt 125 (103/101) Euro fällig.
Mit 9:5 Stimmen bei 3 Enthaltungen segnete der Gemeinderat die neuen, weniger stark steigenden Gebühren ab. Gemeinderatsmitglieder, die das große Ganze im Blick haben, äußerten Bedenken, weil man so dem geforderten Deckungsgrad weiter hinterherhechelt. So Jörg Beck (BWA): „Wir haben eine Verantwortung für den gesamten Haushalt“, gab er zu bedenken. Friedrich Strohmaier (UWA) rechnete vor, dass der Steuerzahler in der Vergangenheit pro Kind und Jahr 2000 Euro Abmangel schultern musste, seit der gesetzlichen Verpflichtung zu zusätzlichen Betreuungsangeboten sei dieser auf 5000 Euro gestiegen. Bürgermeister Karl Ostfalk nannte eine Zahl von über einer Million Euro, die die Gemeinde jährlich nach Abzug der Landeszuschüsse für die Kinderbetreuung ausgibt. Für Unmut am Ratstisch sorgte der sonst stets auf Sparappelle fixierte Karl Meister (FWA) mit einer Bemerkung, die sinngemäß besagte, man könne nicht die Kinder für die Haushaltssanierung heranziehen. Diese wurde zwar von einem Teil der Besucher mit Beifall quittiert, bleiben jedoch für die anderen Gemeinderäte reiner „Populismus“ (Franz Matyas, UWA) oder schlicht „verantwortungslos“ (Jörg Beck, BWA).
Mehr noch als die Erhöhung der Beiträge wurmen die Eltern die Planungen zu Gruppenschließungen und Umzügen. In diesem Zusammenhang verlas Tanja Wurst vom Elternbeirat Kindergarten Stockrain ein Schreiben, in dem die Gemeindeverwaltung scharf angegangen wurde. Die Eltern fühlen sich vor vollendete Tatsachen gestellt. Sie bemängeln mangelnde Kommunikation seitens des Rathauses, greifen die Kindergarten-Fachberatung an und kritisieren, dass weder Eltern noch Erzieherinnen in die Entscheidungen eingebunden seien.
Die Gemeindeverwaltung sagt, dass man über die Strukturen nachdenken muss, da deutlich weniger Kleinkinder für die Betreuung angemeldet wurden als bisher prognostiziert. Daher müsse eine Kleinkindgruppe geschlossen werden.
Nach längerer Diskussion beschloss das Gremium mit einer großen Mehrheit, die Kleinkindgruppe im Kindergarten Brückenweg zu schließen. Die verbleibenden Kinder sollen in die bestehende Kindergartengruppe oder vorübergehend in eine Kleinkindergruppe nach Oberbrüden beziehungsweise Hohnweiler übernommen werden. Kinder aus der Stockrain-Gruppe mit verlängerten Öffnungszeiten sollen im benachbarten Brückenweg betreut werden. Der räumlich beengte Kindergarten Stockrain selbst wird eine reine zweigruppige Ganztagseinrichtung werden (7 bis 17 Uhr). In Hohnweiler soll eine Ganztagsbetreuung an drei Tagen pro Woche starten.
In der Diskussion im Rat wurde am Montag auch deutlich, dass die Doppelstrukturen in Unterbrüden mittelfristig auf den Prüfstand kommen sollen.