Von Peter Wark
BACKNANG. Wachstumsraten überall. 43675 Mitglieder weist die vorläufige Statistik aus, das sind knapp 1900 mehr als 2015. Die Kundeneinlagen haben sich zum Vergleichszeitpunkt um 41 Millionen (plus 3,4 Prozent) auf 1,23 Milliarden erhöht. In den 2015er-Zahlen sind „Oberstenfeld-Effekte“ bereits berücksichtigt, sodass es sich um echte Steigerungen handelt.
Es wurden auch mehr Kredite nachgefragt, und das von Gewerbe und Privatpersonen. 86 Millionen mehr, das ist ein Plus von acht Prozent gegenüber 2015. Die mittelständische Wirtschaft hat nach Aussagen von Werner Schmidgall ordentlich investiert: „Ich hoffe, dass das auch 2017 so bleibt“. Die Volksbank Backnang betreut ein Gesamtkundenvolumen von über drei Milliarden Euro.
Insgesamt Zahlen, die den obersten Backnanger Volksbanker zufriedenstellen. Nicht freuen kann er sich allerdings über die anhaltenden Niedrigzinsen, die Sparern und Banken gleichermaßen zu schaffen machen. Beim Zinsüberschuss, und der mache schließlich einen Großteil der Einnahmen der Genossenschaftsbank aus, sei ein Minus von annähernd 7 Prozent zu verzeichnen. Kompensiert worden sei das unter anderem durch Produktivitätsfortschritte und eine Effektivitätssteigerung. „Wir konnten das noch ordentlich abfedern“, sagt Schmidgall.
Immobilienmarkt
entwickelt sich
weiterhin dynamisch
Auf dem Immobilienmarkt gehe es auch dank niedriger Zinsen weiterhin dynamisch zu. Etwa 100 Objekte habe das Backnanger Institut 2016 vermittelt. Dabei steht die Eigennutzung obenan, weiterhin werden Wohnungen, aber auch gerne als Geldanlage gekauft. „Der Wunsch nach den eigenen vier Wänden ist weiterhin stark ausgeprägt, sagt Schmidgall. Hier sei eine solide Beratung der potenziellen Bauherren und Käufer besonders wichtig. Und im Einzelfall müsse man dann auch mal vom Bau oder vom Kauf einer Immobilie abraten, wenn absehbar sei, dass es finanziell schwierig wird – „darin sehen wir auch unsere Verantwortung“. Eine weitere Immobilienblase befürchtet Schmidgall übrigens nicht, „zumindest nicht in unserer Raumschaft“. Es sei über viele Jahre deutlich zu wenig gebaut worden.
Das Wertpapiergeschäft lief ebenfalls gut, wozu sicher auch die positive Entwicklung an den Aktienmärkten im zweiten Halbjahr beigetragen hat. Ein Plus von knapp sieben Prozent im Dax, das kam auch der Volksbank zugute. Den deutschen Sparern wird gerne ein überkommenes Festhalten an alten Anlageformen attestiert. Viele Sparer setzen in der Hoffnung auf vermeintliche Sicherheit nach wie vor auf Tagesgeld oder Sparbuch, auch wenn damit keine Rendite mehr zu erzielen ist. Verständlich, aber auch bedauernswert – so Schmidgall. „Wir würden uns wünschen, die Leute würden mehr diversifizieren“. Als Bank müsse man dafür kämpfen. Vielen Leuten seien Aktien oder Fonds noch immer suspekt. Was für die Geldanlage gilt, gilt auch für die Altersvorsorge. Das Thema sei längst „nicht so präsent wie es sein sollte.“ Schmidgall wirbt dafür, auch hier das Beratungsangebot der Banken wahrzunehmen.
Das große innerbetriebliche Thema war für die Volksbank Backnang im Jahr 2016 die Ehe mit der Raiffeisenbank Oberstenfeld, die für nicht wenige Beobachter durchaus überraschend kam. Durch die Verschmelzung der beiden Institute beschäftigt die Bank nun 330 Mitarbeiter, darunter 28 Auszubildende. Die Fusion ging ohne Arbeitsplatzabbau vonstatten, betont Schmidgall. Mit dem Zusammengehen will man sich verstärkt als „die regionale Bank“ vermarkten. Sowohl organisatorisch als auch menschlich sei die Fusion gut über die Bühne gegangen. Die Mitarbeiter beider Banken hätten schnell als Team zusammengefunden. Oberstenfeld wird als Regionaldirektion weitergeführt.
Beim Ausblick in die Zukunft ist dem Volksbank-Chef nicht bange. Das gilt sowohl für die Entwicklung des eigenen Geldinstitutes, wie auch für die Wirtschaft insgesamt. Trotz aller Bedrohungen und Unsicherheiten (Stichworte Strafzölle und Handelsbeschränkungen), die unter anderem von den USA ausgehen, glaubt Werner Schmidgall an die Kraft der Wirtschaft, mit wie auch immer gearteten Rahmenbedingungen klar zu kommen. Zwei erfreuliche Dinge aus dem vergangenen Jahr will der Vorstandsvorsitzende nicht unerwähnt lassen: den ersten Platz beim Backnanger Kundenspiegel sowie die Aufnahme der Genossenschaftsidee in die Unesco-Liste des immateriellen Weltkulturerbes.
