Von Simone Schneider-Seebeck
BACKNANG. Ein freundlicher heller Raum mit einer modernen Kaffeebar, eine gemütliche Eckbank, eine große Tafel, die appetitlich mit Brezeln, Obst- und Gemüseschnitzen gedeckt ist. Neben dem einladenden Tisch liegen Gymnastikmatten auf dem Boden, die zum Krabbeln einladen. Und obwohl es noch nicht ganz 10 Uhr ist, stehen schon die ersten beiden Mütter vor der Tür. Trotz nasskalten Wetters haben sie ihre beiden Krabbelkinder geschnappt, um sich mit anderen jungen Müttern im CaDu, dem Café im Famfutur, beim Stilltreff „Milchkaffee“ auszutauschen. Allerdings gibt es hier keinen Kaffee, sondern stilecht – Stilltee.
Die beiden jungen Frauen sind zum ersten Mal dabei und fühlen sich gleich wohl. Simone Kirschbaum, die Familienhebamme des Vereins Kinder- und Jugendhilfe Backnang, erklärt gleich: „Hier duzen wir uns.“ Schon haben sich die fünf auf den Matten niedergelassen, die beiden Jungs, der sieben Monate alte Fabian und der acht Monate alte Milan, blicken aufmerksam umher, und krabbeln über die Matten. Bald kommen die nächsten Mütter, bis sich schließlich sieben Frauen mit ihren Sprösslingen im Alter von 2 bis 20 Monaten im Kreis auf dem Boden zusammengefunden haben. Zuerst wird jedes Kind mit dem Begrüßungslied willkommen geheißen. Hebamme Kirschbaum möchte wissen, ob es Fragen gibt – und schon ist die Runde mitten im Gespräch.
Wie der Name des Treffens schon vermuten lässt, spielt Ernährung hier eine wichtige Rolle. Doch auch andere Themen kommen auf, etwa Hautausschlag um den Mund, Probleme beim Zahnen und Sonstiges, was junge Mütter umtreibt. Hier können sie sich in aller Ruhe darüber austauschen, und Hebamme Kirschbaum gibt nützliche Tipps und Informationen.
Kirschbaum ist eine Frau, die vor positiver Energie förmlich strahlt. Für sie ist ihre Arbeit nicht nur Beruf, sondern Berufung, das merkt man ihr beim Umgang mit den Frauen an. Seit Oktober 2014 ist sie beim Verein Kinder- und Jugendhilfe angestellt. Schon damals geisterte die Idee herum, einen Treffpunkt zu schaffen für Eltern, die sich für gesunde Ernährung interessieren. Seit dem 14. November 2016 gibt es nun für junge Mütter alle zwei Wochen montags von 10 bis 11.30 Uhr die Gelegenheit, mit anderen über den Alltag mit Kleinkind zu reden. „Es ist wichtig, dass die Frauen sich untereinander darüber austauschen können, wie es in der Familie läuft“, findet Simone Kirschbaum. Seit die Beiträge für die Haftpflichtversicherung von Hebammen so stark angestiegen sind, haben viele von ihnen ihren Beruf an den Nagel gehängt. „Es gibt sehr viele Anrufe in der Beratungsstelle“, so die Familienhebamme. Nicht jede Frau findet jemanden für die Nachsorge nach der Geburt.
Ernährung ist ein Hauptthema, aber auch Zahnen und Hautausschlag
Dabei kommen gerade dann viele Fragen auf. Viele Frauen haben Bücher zum Thema gelesen, doch bei der Menge an Ratgeberliteratur mit allen möglichen Richtungen kann dies eine junge Mutter ganz schön verunsichern. Da ist persönliche Ansprache gefragt. „Jedes Kind ist eine Persönlichkeit“, erklärt Kirschbaum, „jede Familie ist individuell. Man muss erst ein Gefühl dafür entwickeln, was man selbst und auch das Kind braucht, was zu einem passt. Fehler zu machen ist vollkommen in Ordnung und Rückschläge gehören dazu.“ Es kann durchaus auch vorkommen, dass ein zweites Kind vollkommen andere Stillbedürfnisse hat als das erste. Gut, wenn man sich in einer solchen Zeit voller Fragen und Unsicherheit mit anderen darüber austauschen kann und auch fachkundige Beratung bekommt. Dabei sieht Kirschbaum den Stilltreff nicht als Konkurrenz, sondern als Ergänzung zum Hebammenangebot.
Mittlerweile haben sich fast alle Mütter an der Tafel eingefunden. Ein paar Kinder liegen zufrieden an der Brust, andere sitzen auf dem Schoß der Mutter und beobachten alles genau. Die kleine Greta nörgelt ein wenig, „Eigentlich schläft sie um diese Zeit“, sagt ihre Mutter, doch im Tragetuch beruhigt sich die Kleine. Wie haben die Frauen vom Stilltreff erfahren? Die meisten über Mund-zu-Mund-Propaganda. Nicole Lindemann kannte Simone Kirschbaum bereits von der Beratungsstelle, sie hat sich auch um die Nachsorge der jungen Frau gekümmert. Sie ist mit ihrem Sohn Till, zwei Monate alt, heute das erste Mal dabei. Für die dreifache Mutter Martha hatte Kirschbaum die Nachsorge beim mittleren Junior übernommen. Beim Kleinsten klappte es leider nicht. Dafür hatte sie eine E-Mail mit der Einladung zum Stilltreff erhalten. „Es tut gut, mal rauszukommen“, meint sie, „und mit anderen in Kontakt zu kommen.“ Jana, die mit dem acht Monate alten Milan das erste Mal da ist, hat von einer Freundin beim Elba-Kurs von diesem Treff erfahren und war neugierig. Nun ist sie gemeinsam mit drei anderen Müttern in ein angeregtes Gespräch vertieft. Man merkt – es tut ihnen gut, in zwangloser Runde Fragen zu stellen und sich auszutauschen.
Der nächste Stilltreff findet am Montag, 13. Februar, von 10 bis 11.30 Uhr im Begegnungscafé CaDu im Famfutur statt.
