Von Armin Fechter
WEISSACH IM TAL. Die Diskussion im Gemeinderat nahm einen kuriosen Verlauf. Bürgermeister Schölzel warf, nachdem sich das Gremium in einer vorangegangenen Sitzung für eine Sanierung im Umfang von etwa 350000 Euro ausgesprochen hatte, jetzt die Kostenfrage noch einmal auf. Er forderte eine Schätzung ein, die dann Basis für eine Punktlandung sein müsse. Häußer hatte derweil in einem überarbeiteten Entwurf die zu erwartenden Kosten auf 382000 Euro nach oben korrigiert.
Dazu hatte die Verwaltung noch einige weitere Aspekte angeführt, die in den Plänen nicht enthalten sind, die aber zu bedenken seien. Sie betreffen unter anderem Sanitärinstallationen und die elektrische Ausstattung. Damit würden sich die Kosten auf mindestens 430000 Euro erhöhen. Außerdem seien dann noch immer keine Räume für Kinderwagen, Personal, Besprechungen mit Eltern, pädagogische Küche und Teeküche vorgesehen – was die Kosten noch einmal kräftigt nach oben treiben würde.
Offen ist andererseits auch noch die Zuschussfrage: Der Antrag auf Förderung aus dem ELR-Programm (Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum) wurde bereits abgelehnt, ein weiterer Antrag zum Landessanierungsprogramm ist bislang nicht entschieden.
Eine Punktlandung, verteidigte sich der Architekt, sei bei so einem Gebäude praktisch unmöglich. Er habe „versucht, alles reinzupacken, was ich mir vorstellen kann“. Und einige Punkte seien im Detail noch zu klären. Es handle sich um „elementare Dinge“, zeigte sich Irmgard Hestler (SPD) entrüstet. Wie von der Verwaltung vorgeschlagen, solle eine Projektgruppe gebildet werden, bevor man am Ende feststellen müsse, dass man 500000 Euro in einen Altbau vergraben hat. Bernd Hecktor (Weissacher Bürger) hingegen wunderte sich, dass sich die Verwaltung nicht mit dem Architekten verständigt hat: „So kann man nicht miteinander umgehen.“ Er befürchtete, dass hinter den kritischen Fragen der unausgesprochene Wunsch steckt, dass der Gemeinderat seinen früheren Beschluss noch einmal kippen möge. Zur Debatte war nämlich auch gestanden, den Standort aufzugeben und stattdessen einen Neubau beim Bize zu errichten – als Teil eines künftigen Bildungscampus.
„Der Beschluss hat Bestand, daran zweifelt keiner“, versicherte dagegen Schölzel, auch auf entsprechende Einwände von Wilhelm König (UBL) hin. Es sei aber Aufgabe der Verwaltung, die Situation darzustellen „einschließlich dem, was uns auffällt“. Denn man habe sich die Frage zu stellen, wo man am Schluss landet, um eine Sache auch guten Gewissens vertreten zu können. Schließlich sei es die Gemeinde, die das Projekt finanzieren muss. Schölzel verwies als Beispiel auf den Kindergarten Sandberg. Da sei man von einer Dachsanierung ausgegangen, und jetzt habe man einen Neubau.
Offene Fragen sollen in einer Projektgruppe geklärt werden
„Sie haben absolut recht“, gestand Jan Hutzenlaub (Weissacher Bürger) Schölzel zu, „aber die Art und Weise!“
Um die offenen Fragen zu besprechen und zu einer fundierten Kostenschätzung zu kommen, will Schölzel eine Projektgruppe bilden, an der der Gemeinderat beteiligt ist. „Eine Projektgruppe besteht ja“, warf Häußer ein – die evangelische Kirche als Trägerin des Kindergartens in Cottenweiler begleitet das Vorhaben entsprechend. Schölzel widersprach jedoch dem Architekten in scharfem Ton: „Das ist nicht meine Philosophie.“
Luciano Longobucco (Weissacher Bürger) rief derweil auf, die Unstimmigkeiten auszuräumen. „Ich möchte Kosten haben, auf die ich mich verlassen kann“, sagte er und zeigte sich überzeugt: „Da liegen keine Welten dazwischen.“
Am Ende entschied der Gemeinderat einstimmig, eine Projektgruppe nach bewährtem Sandberg-Muster zu bilden – mit Architekt, Verwaltung und Vertretern der Kirche und des Gemeinderats.
Die Eltern verfolgen die seit Jahren andauernde Debatte mit gemischten Gefühlen. Auch die Arbeitsgruppe werde, so die Elternbeiratsvorsitzende Nicole Huraj, nicht zu 100 Prozent sagen können, was der Kindergarten am Ende kosten wird, „denn was in einem alten Gebäude irgendwann noch zum Vorschein kommt, das weiß niemand“. Im Übrigen hätte man, sagt sie, die Arbeitsgruppe schon früher bilden können. Und falls die erhofften Zuschüsse nicht fließen, werde wieder nichts geschehen.
„Es ist eine Never-Ending-Story“, klagt sie mit Blick darauf, dass sich an dem Bau seit ihren eigenen Kindergartentagen außer dem Mobiliar nichts verändert habe: „Es scheint wirklich so zu sein, dass Cottenweiler zweite Wahl ist.“