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Unterwegs mit offenem Herzen und offenem Auge

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Von Armin Fechter

AUENWALD. Renate Florl ist viel unterwegs. Und das ist auch kein Wunder: Sie produziert Wander- und Pilgerführer quasi am laufenden Band. Um die Routen zu erkunden, um ein Gespür für die Strecken und die Landschaften zu bekommen und um vor allem auch mit guten Tipps und Fotos aufwarten zu können, muss sie vor Ort gehen – sei es in der näheren Umgebung wie beim Neckarweg, den sie in einem 2014 erschienenen Buch von der Quelle bis zur Mündung beschrieben hat, sei es auf den Jakobswegen in der Schweiz, die sie in einem anderen Wanderführer ebenfalls im Jahr 2014 dargestellt hat.

Ihrer bereits respektablen Liste an Publikationen – es dürften nach ihrer eigenen Schätzung deutlich über 20 sein – hat die 56-Jährige jetzt zwei weitere hinzugefügt. In dem Wanderführer „Via Gebennensis – Jakobsweg von Genf nach Le Puy-en-Velay“ widmet sie sich der gut 350 Kilometer langen Route, die vom Genfer See bis in die berühmte Pilgerstadt Le Puy-en-Velay führt, ein Abschnitt, der die Schweizer mit den französischen Jakobswegen verbindet.

Diese Route reiht großartige Kulturschätze wie die Basilika Notre Dame am Start in Genf und die Kathedrale Notre-Dame-du-Puy am Ziel in Le Puy-en-Valey aneinander, und sie besticht durch abwechslungsreiche Landschaften vom glitzernden Wasser des Genfer Sees bis zum herrlichen Panorama der französischen Alpenregionen und entlang der Rhône. Auf 18 Etappen erlebt der Wanderer viel Natur, Ursprünglichkeit und Ruhe, kulturhistorische Sehenswürdigkeiten, gemütliche Pilgerunterkünfte und französische Küche.

„Ich bin den Weg mit offenem Herzen und offenem Auge gegangen“, blickt die Autorin zurück. Tief durchatmen, neue Energie tanken, den inneren Akku aufladen: dazu bietet sich die Strecke an.

In einem weiteren Florl-Werk, das jetzt auf den Markt kommt, geht es um den Jakobsweg von Leipzig über Hof nach Nürnberg, eine 370 Kilometer lange Strecke entlang der Via Imperii, der einstigen Reichsstraße. Es handelt sich dabei um eine alte europäische Fernhandelsroute, die von der Ostsee über die Alpen bis nach Rom führte. Pilger, die auf dieser Strecke unterwegs waren, hatten unterschiedliche Ziele: Santiago de Compostela, aber auch Jerusalem oder Rom. Detailliert und mit wertvollen Tipps für erfahrene und frisch gebackene Pilger beschreibt die Autorin auch in diesem Band Kirchen, Sehenswürdigkeiten, Orte und historische Begebenheiten.

„Ich war schon immer gerne in der Natur unterwegs“, sagt die Vermessungsingenieurin über ihre Motivation beim Wandern. Als Jugendliche hatte sie eine Freundin, die beim Albverein war, mit ihr machte sie damals viele Touren mit. Nach dem Abitur wurde Renate Florl Mitglied im Deutschen Alpenverein, und wenige Jahre später wurde sie selbst Fachübungsleiterin Bergsteigen.

Mit der Autorentätigkeit hat sie 1994 angefangen. Eigentlich aus Verärgerung: Die Familie Florl wollte mit den Kindern Urlaub im Bayerischen Wald machen, „und da gab es kein Buch für Ausflüge mit Kindern“. Nach den Ferien hat sie deshalb Kontakt mit dem Verlag Fleischhauer & Spohn, der heute zum Silberburg-Verlag gehört, aufgenommen und auf den Mangel hingewiesen – und nach deren Zusage entstand das erste Buch „Mit Kindern im Bayerischen Wald“.

Dass Renate Florl damit in eine Marktlücke gestoßen war, zeigte sich bei ihrem zweiten Werk „Mit Kindern im Schwäbischen Wald“, das mittlerweile drei Auflagen erlebt hat. Es folgte eine ganze Reihe an Familienausflugsführern, mal einer im Jahr, mal zwei. Da die jeweiligen Wegstrecken nicht besonders lang waren, ließ sich der Aufwand in der Vorbereitung auch gut bewältigen.

2004 wurde dann auf Anstoß der EU der Jakobsweg Rothenburg-Rottenburg initiiert. Renate Florl war zur Stelle, um über diese Route zusammen mit mehreren anderen Autoren einen Wanderführer zu verfassen. Ab da reihte sich ein Wanderführer an den anderen. Und die Wegstrecken wurden länger und länger. Manche Routen erstreckten sich auf 200 bis 300 Kilometer, andere (Straßburg-Le Puy-en-Velay) auf über 850 Kilometer, die Schweizer Jakobswege summierten sich auf 740 Kilometer, und auf unglaubliche 1100 Kilometer kam die Via Francigena, der Frankenweg von Lausanne in der Schweiz nach Rom. „Ich mach das wirklich gern“, erklärt die Tourengeherin. Da sie jede Strecke selbst per pedes erkundet, kann sie auch viele Details weitergeben – auch über „Sachen rechts und links vom Wegrand“. Renate Florl wäre aber nicht Renate Florl, wenn sie nicht schon ihr nächstes Projekt sozusagen im Rucksack hätte: Es geht um den Albsteig zwischen Donauwörth und Tuttlingen.

Renate Florl: Via Gebennensis – Jakobsweg vonGenf nach Le Puy-en-Velay. Rother Wanderführer. Bergverlag Rother München. 14,90 Euro. ISBN 978-3-7633-4475-8.

Renate Florl: Via Imperii – Jakobsweg Leipzig–Hof–Nürnberg. Vier-Türme-Verlag Münsterschwarzach. 16,99 Euro. ISBN 978-3-7365-0042-6.


            Für die nächste Etappe gerüstet: Renate Florl auf Tour. Die Auenwalderin ist die Jakobsweg-Strecken, wie sie schreibt, „mit offenem Herzen und offenem Auge gegangen“. Foto: privat

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