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In Sichtweite zum Dach der Welt

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Von Steffen Grün

Mit der Ama Dablam hat alles begonnen. 2011 versuchte Steffen Hirzel vergeblich, den 6814 Meter hohen Gipfel im Himalaja zu stürmen, seitdem lässt ihn dieser berühmte Gebirgszug einfach nicht mehr los. Er kehrte nur ein Jahr später zum gleichen Berg zurück, machte es besser und nahm neue Ziele in Angriff. Nun sollte es einer der 14 Achttausender sein, für den Anfang der im Karakorum liegende Broad Peak. An dieser 8051 Meter hohen Kante biss sich Hirzel vor drei Jahren die Zähne aus, im Spätsommer 2014 machte er sich lieber wieder auf den Weg zum Himalaja. Dort – am Cho Oyu – erfüllte sich der Schwabe seinen Traum, das Gipfelkreuz eines Achttausenders zu erreichen. Mittags um zwölf war’s geschafft, als Extraschmankerl bot sich freie Sicht auf den Mount Everest.

Den Blick auf das Dach der Welt könnte Hirzel in einigen Wochen wieder genießen. Wenn das Wetter mitspielt, und wenn es klappt mit dem Sturm auf den Makalu, den fünfthöchsten Berg der Erde. Für Mitte Mai ist der Gipfelgang geplant, begonnen hat das neue Abenteuer schon am vergangenen Sonntag. Über Istanbul ging es mal wieder nach Katmandu, „dort fühle ich mich bereits wie zu Hause“. Der Murrtaler bezog dasselbe Hotel wie 2014, „das ist ein gutes Omen“. Um für die Akklimatisierung keinerlei Zeit zu verlieren, joggte Hirzel durch den Shivapuri-Nagarjun-Nationalpark. Gestern stieg er mit dem ihm bestens bekannten Sherpa, der mittlerweile eine eigene Firma hat, und den rund 20 weiteren Expeditionsteilnehmern in den Flieger nach Tumlingtar, dem eigentlichen Ausgangspunkt des anstrengenden Trips. Nun geht es per pedes immer weiter ins Gebirge, nur ein Teilstück wird vielleicht noch mit dem Helikopter überbrückt.

Immer im Schlepptau, damit im richtigen Moment alles Nötige parat ist, sind bis zu 40 Kilogramm Gepäck. Schlafsäcke, Pickel, Steigeisen, Stirnlampe, Sonnen- und Skibrille, Solarpaneel, Klamotten und die Nahrungsvorräte, die bis aufs mitgebrachte und für den Gipfelgang gedachte Powergel in Katmandu besorgt wurden, bringen gut was auf die Waage. Was er auch auf dem Rücken trägt, die Strapazen sind für den 27-Jährigen erträglich: „Ich mag es, den Körper zu spüren.“ Deshalb hat der Daimler-Elektroniker auch kein Problem damit, mal wieder beinahe seinen ganzen Jahresurlaub zu opfern. Maximal zehn Tage bleiben ihm danach, am Strand hält er es aber sowieso höchstens zwei Tage aus.

Technisch anspruchsvoller und deutlich höher als der Cho Oyu

Statt Hitze, Sand und Meer warten Kälte, Schnee und Eis auf Hirzel. Am Makalu, den er sich aussuchte, „weil er abgelegener ist, das sorgt für eine gewisse Wildheit“. Ausgelatschte Pfade gibt es an der Grenze zwischen Nepal und Tibet nicht, „der Berg ist auch technisch anspruchsvoller als der Cho Oyu. Es hätte einfachere Berge gegeben, aber ich will mich weiterentwickeln“. Auch die reinen Meter spielten eine Rolle für die Wahl, es geht höher hinaus. Schon einmal einen Achttausender gemeistert zu haben, nimmt Druck von den Schultern: „Es ist besser, wenn eine gewisse Leichtigkeit dabei ist.“ Klappt es nicht, würde sich die Enttäuschung zwar im Rahmen halten, doch klar ist auch: „Ich will auf den Gipfel, sonst würde ich es nicht machen. Ich weiß, dass ich es kann.“ Und das auch dieses Mal ohne künstlichen Sauerstoff oder Medikamente, die zur Leistungssteigerung und Akklimatisierung beitragen. Steffen Hirzel will neue Höhen des Bergsteigerdaseins mit puristischen Mitteln erreichen.


            Klettern ist seine Leidenschaft, die Berge sind seine zweite Heimat: Steffen Hirzel.Foto: privat

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