Von Armin Fechter
WAIBLINGEN. Es gibt fast nichts, was es nicht im Internet zu kaufen gibt. Bücher, Klamotten, Eintrittskarten, Porzellan. Zu den wenigen Ausnahmen gehören die Müllmarken, die der gemeine Bürger auf seine Abfalltonnen kleben muss. Jahr für Jahr gilt es, zur Verkaufsstelle zu pilgern und die Bäbber zu erstehen, damit sie den Eimer beizeiten zieren – nicht dass der Unrat aus der letzten Woche etwa bei der nächsten Leerung stehen bleibt. Einen anderen Weg möchte die CDU-Kreistagsfraktion gehen: Sie will den Müllmarkenkauf bequem von zu Hause aus möglich machen. „Technisch und buchhalterisch dürfte dies problemlos möglich sein“, sind Fraktionschef Reinhold Sczuka und der umweltpolitische Sprecher der Fraktion, Christoph Jäger, überzeugt. Zudem wäre so ein Angebot „nicht nur zeitgemäß, sondern auch kundenfreundlich“, werben sie in ihrem Antrag an die Kreisverwaltung. Dies auch vor dem Hintergrund, dass Verkaufsstellen mitunter wechseln und der Bürger sie dann neu ausfindig machen und Öffnungszeiten in Erfahrung bringen muss. Gleichzeitig stehe auch das Landratsamt mit dem Geschäftsbereich Abfallwirtschaft regelmäßig vor dem Problem, geeignete Verkaufsstellen zu finden.
Letzteres treffe nicht zu, widerspricht Landrat Dr. Richard Sigel. In den meisten Kommunen gebe es sogar Wartelisten von Bewerbern, die die Aufkleber gerne verkaufen möchten. Lediglich in einigen ländlich strukturierten Gegenden sei es mitunter schwierig. Aber gerade dort sei es wichtig, in der Fläche präsent zu sein.
Unterm Strich sieht die Kreisverwaltung bislang mehr Nach- als Vorteile in einem Onlineverkauf – so zumindest das Fazit, nachdem das Thema vor einigen Jahren schon einmal beleuchtet wurde. So müsste, um möglichen Missbrauch auszuschließen, der Versand der Marken und ihr Eingang beim Kunden abgesichert und dokumentiert werden.
Die Aufkleber wären also per Einschreiben mit Rückschein zu versenden. Das zieht aber beträchtliche Kosten nach sich, die oftmals in keinem Verhältnis zum Wert der Marke stehen – etwa wenn es nur um eine 80-Liter-Biomüllmarke für 21 Euro geht. Gleichzeitig wären mit einer Onlineabwicklung auch verwaltungsinterne Kosten verbunden: Während die Marken bei den Verkaufsstellen schlicht über den Tresen gehen, wofür die Verkäufer vom Landkreis eine Provision erhalten, entstehen bei einem Onlinesystem schon für das eingesetzte Bezahlverfahren Kosten.
Hinzu kommt der Aufwand für die Überwachung des Zahlungseingangs, den Versand der Marken und die mitunter nötige Einzelfallberatung.
Sigel kommt daher zu dem Schluss, vom Onlineverkauf „aktuell abzusehen“. Gleichzeitig will er die Frage noch einmal beleuchten, wenn es um die Fortschreibung der Abfallwirtschaftskonzeption geht. „Für 2017“, so Sigel jetzt im Umwelt- und Verkehrsausschuss, könne man das in Angriff nehmen – als zusätzliches Angebot. Die Leute seien es inzwischen ja auch gewöhnt, alles elektronisch erledigen zu können.