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Stadtwerke-Mitarbeiter veruntreut Geld

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Von Kornelius Fritz

BACKNANG. Stadtwerke-Chef Markus Höfer war gestern sichtlich mitgenommen: „Wir sind alle schockiert“, erklärte der Geschäftsführer. Am vergangenen Freitag hatte er von der Bank einen Hinweis auf mögliche Unregelmäßigkeiten in seinem Unternehmen erhalten. Als er der Sache nachging, erhärtete sich der Verdacht gegen einen 47-jährigen Mitarbeiter. Mit erheblicher krimineller Energie soll dieser über einen längeren Zeitraum hinweg Geldbeträge auf seine persönlichen Konten abgezweigt haben. Höfer erstattete sofort Anzeige bei der Polizei und verständigte die interne Revision sowie den Backnanger Oberbürgermeister Frank Nopper, der auch Vorsitzender des Aufsichtsrats der Stadtwerke ist.

Am Montag wurde der 47-jährige Mitarbeiter festgenommen. Weil angesichts der hohen Schadenssumme Fluchtgefahr bestand, wurde Haftbefehl gegen ihn erlassen. Mit weiteren Angaben halten sich Polizei und Staatsanwaltschaft mit Hinweis auf das laufende Verfahren momentan zurück. Auch ob der Beschuldigte die Taten gestanden hat, wird nicht öffentlich bekannt gegeben.

Der Mann war nach Höfers Angaben seit knapp vier Jahren als Sachbearbeiter im Kundenservice der Stadtwerke tätig. Dort war er auch für die Abrechnung von Gas- und Wasseranschlüssen zuständig. Dabei kommt es häufig vor, dass zu viel bezahlte Abschlagszahlungen an Kunden zurückerstattet werden. Solche Erstattungen hat der 47-Jährige offenbar fingiert und die IBAN-Nummern im EDV-System so verändert, dass das Geld auf seine eigenen Konten floss.

Kollegen merken nichts

trotz Vieraugenprinzip

Das genaue Ausmaß der Betrügereien kann Markus Höfer noch gar nicht absehen. „Wir arbeiten momentan mit Hochdruck an der Aufarbeitung und hoffen, dass wir bis nächste Woche Grund sehen.“ Schon jetzt weiß der Stadtwerke-Chef aber, dass die Vorfälle mindestens bis ins Jahr 2016 zurückreichen. Und obwohl die einzelnen Beträge, die abgezweigt wurden, relativ gering sind, haben sie sich im Lauf der Zeit zu einer sechsstelligen Summe addiert.

Ob durch die Tricksereien des 47-Jährigen nur die Stadtwerke oder auch deren Kunden geschädigt wurden, kann Höfer im Moment noch nicht sagen. „Sollten wir feststellen, dass Kunden Geld nicht bekommen haben, das ihnen zusteht, werden wir diese selbstverständlich informieren und ihnen das Geld erstatten“, sagt der Stadtwerke-Chef.

Aber wie konnten die Machenschaften des Mitarbeiters so lange unentdeckt bleiben? „Bei uns gilt ein Vieraugenprinzip, jede Zahlung muss von einem zweiten Mitarbeiter freigegeben werden“, betont der Stadtwerke-Chef. Allerdings hat der Mann die fehlerhaften Auszahlungen offenbar so geschickt verschleiert, dass die Manipulationen für seine Kollegen nicht erkennbar waren. Und das veruntreute Geld floss auch nicht immer auf dasselbe, sondern auf eine Vielzahl von Konten. „Da steckt schon ein hohes Maß an Energie dahinter“, sagt der Stadtwerke-Chef. Auch die Kontrollmechanismen des EDV-Systems hat der 47-Jährige ausgetrickst. Ob diese noch verbessert werden können, müsse nun ebenfalls geprüft werden, erklärt Höfer. Allerdings sei im kommenden Jahr, unabhängig von diesem Vorfall, sowieso ein Umstieg auf ein neues EDV-System geplant.

OB Frank Nopper erklärte gestern Abend im Gemeinderat, man werde unverzüglich zusammen mit einem externen Wirtschaftsprüfer und dem städtischen Rechnungsprüfungsamt untersuchen, wie es zu der Veruntreuung kommen konnte und ob organisatorische Maßnahmen ergriffen werden können und müssen, um Derartiges künftig zu vermeiden. „Sobald hierzu konkrete Erkenntnisse vorliegen, wird umfassend Bericht erstattet“, kündigte der Aufsichtsratsvorsitzende an.

Wofür der Mann das veruntreute Geld verwendet hat, ist noch nicht bekannt. „Es ist Aufgabe unserer Ermittlungen, herauszufinden, wohin die Gelder geflossen sind und was davon vielleicht noch übrig ist“, sagt Polizeisprecher Rudolf Biehlmaier. Höfer geht davon aus, dass sein Unternehmen den finanziellen Schaden ersetzt bekommt. Sofern der Mitarbeiter das veruntreute Geld nicht zurückbezahlen könne, werde die Versicherung den Schaden übernehmen.


            Der Sitz der Stadtwerke Backnang in der Schlachthofstraße: Ein Kundenservice-Mitarbeiter, der hier bis vor einer Woche arbeitete, sitzt jetzt in Stammheim in Untersuchungshaft. Foto: J. Fiedler

Zweimal Heimvorteil für TTV

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Von Michael Clauss

Oberliga: TTV Burgstetten – TTC Frickenhausen, TTV Burgstetten – TSV Herrlingen. Geht es nach der Tabelle wäre Burgstetten heute im Heimspiel gegen den Tabellendritten Frickenhausen ohne Chance (19 Uhr, Gemeindehalle). Die Gerüchteküche hat aber ins Murrtal getragen, dass die Gäste wohl auf zwei Stammspielerinnen verzichten müssen. „Da steigen die Chancen auf ein ausgeglichenes Punktspiel“, wittert TTV-Kapitänin Jutta Ernst Chancen für ihr Quartett. „Allerdings sind die Ersatzspielerinnen aus der zweiten TTC Frauenmannschaft nicht zu unterschätzen“, warnt Ernst vor zu frühem Jubel. Pikant daran: Das Reserveteam spielt ebenfalls in der Oberliga und hat sein eigentlich zeitgleich stattfindendes Match gegen den TTC Weinheim II auf Sonntag verlegen lassen. So können die Spielerinnen der Reserve in Frickenhausens erster Mannschaft im Murrtal aushelfen. Bleibt zu hoffen, dass diese Terminabsprachen nicht zum Nachteil Burgstettens geraten.

Auch beim sonntäglichen Gegner TSV Herrlingen (15 Uhr, Gemeindehalle Burgstall) vermutet der Vorletzte personelle Rochaden und hofft, gegen den Tabellensechsten etwas Zählbares zu holen. „Auch hier erwarte ich eine ausgeglichene Partie und setze auf den Heimvorteil“, sagt die routinierte Jutta Ernst und wünscht sich wichtige Punkte, um nicht dauerhaft im Tabellenkeller festzusitzen.

Landesliga: SV Nabern – TV Murrhardt. In Nabern (19 Uhr, Gießnauhalle) dürfte es für die TVM-Frauen heute im Parallelspiel zum Landesliga-Topduell der Männer mit Oberbrüden schwer werden, die rote Laterne abzugeben. Die Gastgeberinnen (7:1 Punkte) können mit einem hohen Sieg gar an die Tabellenspitze springen. Murrhardt (1:7) wartet als Aufsteiger auf den ersten Saisonsieg und auf Zählbares, um die drei Abstiegsplätze hinter sich lassen zu können.

Landesklasse: SC Urbach – SG Weissach im Tal. Für die SG Weissach ergibt sich heute ab 19 Uhr (Atriumhalle) beim Aufsteiger aus dem Remstal die Chance, den zweiten Saisonsieg einzufahren und die Abstiegsregion zu verlassen.

Bezirksliga

Es spielen – Samstag: FC Spraitbach – TSV Oberbrüden (17 Uhr, Sporthalle Spraitbach), TTV Burgstetten II – TTC Hegnach II (19, Gemeindehalle Burgstall).


            Blickt mit Burgstettens noch punktlosem Frauenteam recht gespannt auf die beiden Heimspiele am Wochenende: Ines Marquardt. Foto: A. Becher

„Ich will sehr variabel sein, das ist wichtig“

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Von Steffen Grün

Sie haben Ihr erstes Spiel als Trainer im Profibereich hinter sich. Können Sie Ihre Gefühlswelt am vergangenen Samstag beschreiben?

Wie immer waren Anspannung und Vorfreude da. Völlig neu war nur, nach drei Tagen ein Team in einem Spiel zu coachen. Nicht nur das hat es doch zu einem besonderen Spiel für mich gemacht.

93 Minuten sah es nach dem neunten Remis im zwölften Spiel und dem sechsten 0:0 aus, dann schoss Philipp Hercher das 1:0. Ist mit Ihnen das Glück nach Aspach zurückgekehrt?

Da ist meine Rolle nicht so entscheidend, für die Jungs war es einfach unglaublich wichtig. Ich konnte nach drei Tagen bereits einen Eindruck gewinnen, wie die Mannschaft fühlt, welchen Druck sie sich selbst macht. Die Befreiung war riesig, deshalb war dieser Sieg total schön.

Für die SG Sonnenhof war es der erste Heimsieg nach elf Monaten. Wie erleichtert sind Sie darüber, dass dieses leidige Thema gleich bei Ihrem Einstand abgeräumt wurde?

So ein Erfolg kann schnell helfen. Ich habe vorher nicht nur diesen Termin gehört – 18. November 2017, 1:0 gegen Erfurt –, sondern ich bin auch oft drauf angesprochen worden, dass wir der einzige Drittligist sind, der in dieser Saison zu Hause noch nicht gewonnen hat. Nun wurde mir seit Samstag schon sehr oft gesagt, dass wir der einzige Drittligist sind, der noch kein Heimspiel verloren hat. So schnell geht es. Wir freuen uns riesig, bis Weihnachten noch fünf Heimspiele zu haben.

Was hat Ihnen beim 1:0 gegen Meppen am Spiel Ihres Teams schon ganz gut gefallen?

Was mir gefallen hat, war, dass wir einige Pressingsituationen mit Balleroberung hatten. In der Endphase, als man fast den Eindruck hatte, wir hätten nicht die Ruhe im Ballbesitz, machen wir das Tor, weil wir ein paar Stationen in unser Spiel bekommen haben, zweimal direkt spielen und einen tiefen Laufweg suchen.

Was hat Ihnen noch gar nicht gefallen?

Wir haben in der ersten Hälfte einige Situationen nicht zum Abschluss gebracht, was zu vielen Umschaltmomenten in beide Richtungen führte. Ballgewinn, Konter, Ballverlust, Konter Meppen – dafür brauchen wir viel zu viel Kraft. Es wäre wichtig, zu erkennen, wann wir zum Abschluss kommen können, wann wir ihn suchen und uns zutrauen. Umgekehrt ist es wichtig, auch einmal Ballbesitzphasen zu haben, in denen der Gegner läuft.

Sie begannen gegen Meppen im 4-2-3-1. Ist das Ihre favorisierte Grundordnung oder haben Sie andere Varianten im Hinterkopf?

Ich will sehr variabel sein und hoffe, dass wir in ein paar Wochen unterschiedliche Grundordnungen im Spiel mit und gegen den Ball sehen. Das ist wichtig, weil uns auch unsere Gegner analysieren. Ich habe allerdings den Eindruck, dass wir schon erste Schritte in diese Richtung machen.

Bei Ihrer Vorstellung erzählten Sie, die SG in dieser Saison zweimal im Stadion und einmal am Fernseher gesehen zu haben. Haben Sie schon etwas länger auf diesen Job spekuliert?

Nein, überhaupt nicht. Ich habe bereits zum Ende der Vorsaison einige Drittliga-Spiele gesehen, weil ich Erndtebrück auf Pokalspiele gegen Lotte sowie Paderborn vorbereitet habe. Persönlich wollte ich den nächsten Schritt und damit den zu den Profis machen, aber man weiß nie, wo irgendwann ein Trainer gesucht wird. Als ich Aspach gegen Uerdingen und Aalen gesehen habe, gab es hier – glaube ich – keine Trainerdiskussion. Bei den Vereinen, bei denen es eine gab, war ich bewusst nicht im Stadion, das mache ich nicht. Dass ich mir das Spiel in Würzburg nach der Freistellung des Kollegen anschaue, war klar, aber ich habe zu Hause geguckt. Da wusste ich auch noch nicht, ob ich den Job überhaupt bekomme.

Aspach hat bisher nur acht Tore kassiert, aber auch nur acht Treffer erzielt. Sehen Sie Bedarf, in der Offensive personell nachzujustieren?

Ich habe bei meinem Antritt gesagt, dass ich vom Kader überzeugt bin und würde mich deshalb zunächst einmal freuen, wenn die Verletzten zurückkommen. Wir arbeiten mit den Jungs, die hier sind, und es geht darum, Wahrscheinlichkeiten zu erhöhen. Wir wollen mehr Spieler in den Abschlussbereichen haben, mehr Torchancen erspielen. Darum geht es aktuell, dann schauen wir im Winter mal, wie es mit den Langzeitverletzten aussieht, das bespreche ich aber mit den Verantwortlichen hier in aller Ruhe. Jetzt, wo ich noch nicht einmal alle Spieler beim Training kennengelernt habe, werde ich sicherlich nicht sagen, wir brauchen einen neuen Spieler.

Morgen geht es im Grünwalder Stadion gegen 1860 München. Es gibt schlechtere Ziele fürs erste Auswärtsspiel als Drittliga-Coach.

Für mich sind alle Spiele etwas Besonderes, weil so viele attraktive Gegner in der Liga sind. 1860 ist aber ein enormer Traditionsverein und 15000 Zuschauer sind eine tolle Kulisse, die uns beflügeln muss und nicht hemmen darf. Das ist wichtig. Außerdem reisen viele SG-Fans an, auch das soll uns Mut machen.

Wie wollen Sie das Duell mit den Löwen angehen, die in der Tabelle direkt vor Aspach liegen und zuletzt gegen Braunschweig den ersten Dreier nach fünf sieglosen Spielen holten?

1860 ist sehr variabel. Anfang der Saison war es ein 3-5-2, dann mal ein 4-4-2, zuletzt ein erfolgreiches 4-1-4-1. Vorne fehlt Grimaldi, dort gehen wir von Mölders aus. Die Löwen haben viel Qualität bei eigenen Standards. Wir wissen um ihre Stärke, werden aber nicht verraten, was wir machen wollen. Es kann durchaus sein, dass auch unser Gegner liest.

Sie wurden vom Kicker-Experten für die Regionalliga-West als ein Trainer beschrieben, der aus geringen Mitteln sehr viel machen kann, ein gutes Netzwerk hat und als Typ ganz geradeaus ist. Sehen Sie sich gut getroffen?

Erndtebrück hatte auch nicht den höchsten Etat: Wenn das mit dem ersten Punkt gemeint ist, wird es wohl richtig sein. Ich bin sehr ehrlich, das ist auch im Umgang mit den Jungs wichtig – wollen wir uns weiterentwickeln, kann ich ihnen nichts erzählen, was nicht so ist. Was war noch?

Das gute Netzwerk.

Da müssen Janni (SG-Sportchef Koukoutrigas, d. Red.) und ich die Netzwerke mal abgleichen (lacht). Weil ich auch sportlicher Leiter war und die Kader zusammengestellt habe, hatte ich natürlich einige Kontakte in den letzten Jahren.

Aspach gilt als Sprungbrett für Spieler, aber auch für Trainer wie Markus Gisdol, Thomas Letsch, Alexander Zorniger, Rüdiger Rehm. Spielte das bei Ihrer Zusage auch eine Rolle?

Überhaupt nicht. Ich habe noch nie einen Karriereplan verfolgt. Der Wunsch, selbst professionell arbeiten zu können, entwickelte sich eher durch den Fußballlehrer- Lehrgang oder Hospitationen in Enschede und Gladbach. Ich habe nicht im Kopf, was der nächste Schritt sein könnte. Das passt nicht zu mir und es wäre auch ein Riesenfehler, so zu denken, weil ich dann nicht fokussiert auf die Aufgabe hier wäre. Ich bin sehr stolz und froh, hier beim Dorfklub in Großaspach zu sein. Es gilt, hart zu arbeiten, um den Ligaverbleib zu schaffen und Spieler weiterzuentwickeln. Das ist das Allerwichtigste. Über mich kann man sprechen, wenn wir diese Ziele gemeinsam erreicht haben. Ich bin wie gesagt einfach nur froh, hier zu sein.

Blieb beim Stress der letzten Tage schon Zeit, die Gegend zu erkunden und sich im Crashkurs dem schwäbischen Dialekt zu nähern?

Den Dialekt kann ich wohl nicht so bald sprechen, aber ich verstehe ihn gut, weil Michael Schiele beim Fußballlehrer und Frank Kaspari bei der A-Lizenz neben mir saßen. Das war damals in den ersten Tagen auch nicht ganz so leicht, die zwei zu verstehen, gerade bei Michael (lacht). Ich bin schon in Backnang gewesen, um einzukaufen, aber sagen, wo was ist, kann ich noch nicht. Ich habe mich vor allem zwischen Hotel und Trainingsplatz bewegt, das war aktuell viel wichtiger. Wenn es mit der Wohnung klappt und die Normalität einkehrt, werde ich mir aber auch viel angucken. Es ist auf jeden Fall eine super schöne Region hier.


            Hat klare Vorstellungen davon, wie er Großaspach zum Klassenverbleib führen will: Der 41-jährige Trainer Florian Schnorrenberg. Foto: A. Becher

Reh überlebt Unfall mit Auto nicht

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BURGSTETTEN. Einen Zusammenprall mit einem Auto gestern Morgen hat ein Reh nicht überlebt. Zu dem Unfall kam es, als eine 48-Jährige mit ihrem Volkswagen gegen 8 Uhr von Erbstetten nach Nellmersbach unterwegs war. Auf der Strecke rannte ihr plötzlich von links ein Reh ins Auto, das sofort verstarb. Am VW entstand laut Polizei ein Schaden in Höhe von 3500 Euro.

Forstmeister Hepp hoch zu Ross im Bild

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Von Armin Fechter

BACKNANG. Das neue Relief ergänzt die Gedenktafel mit den Lebensdaten Hepps, die an dem Brunnen angebracht ist. Diesen hatte der im Schloss Katharinenhof lebende Industriemanager und Strümpfelbacher Ehrenbürger Paul Reusch gespendet. Die von Architekt Otto Nußbaum entworfene Anlage wurde 1954 der Öffentlichkeit übergeben.

Die Initiative zu der ergänzenden bildlichen Darstellung ging von Hepps Enkelin Ursula Gina Häffner aus, die seit einiger Zeit wieder in Oppenweiler lebt und der, wie sie sagt, „immer ein Bild meines Großvaters am Brunnen fehlte“. Sie gab deshalb das Relief bei Puric Grabmale in Oppenweiler in Auftrag. Ausgeführt wurde es dann laut Häffner von einer Partnerfirma.

Bei der Enthüllung des Reliefs rief Martin Röhrs, Leiter des Kreisforstamts in Backnang, die Leistungen Hepps in Erinnerung, die in dem heutigen Staatswald noch immer sichtbar seien. So bilden die Wege, die Hepp anlegen ließ, dort nach wie vor das Rückgrat der Walderschließung. Auch die Baumbestände zeigen laut Röhrs Hepps Handschrift: „Er hat uns schöne Wälder hinterlassen.“ Es sei deutlich sichtbar, dass vor nunmehr über 70 Jahren jemand kompetent gestalterisch tätig war. Als passionierter Reiter ließ der Forstmeister auch schmale Pfade als Reitwege anlegen.

Amtsantritt nach der Rückkehr

aus dem Kriegseinsatz 1919

Hepp war von 1915 bis Ende 1948 im Amt. Seine Stelle konnte er jedoch erst zum 1. Januar 1919 antreten, weil er im Ersten Weltkrieg an der Balkanfront im Einsatz war. So wirkte er genau dreißig Jahre im Reichenberger Forst.

Die Veranstaltung bot der Initiatorin auch Gelegenheit, den Ehrenamtlichen vom Freundeskreis Hepp des Vereins Strümpfelbach aktiv mit Marlies Weller als treibender Kraft für ihr langjähriges Engagement bei der Pflege der Anlage mit dem Kneippbecken zu danken.

Über der Gedenktafel am Heppbrunnen wurde jetzt ein Bronze-Relief angebracht und gestern seiner Bestimmung übergeben, das den Forstmeister Theodor Hepp hoch zu Ross zeigt. Foto: J. Fiedler

Verschuldung sinkt

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Von Kornelius Fritz

BACKNANG. Nach den Herbstferien wird OB Frank Nopper den Haushaltsplanentwurf für 2019 vorstellen, zuvor richtete sich der Blick aber noch einmal in die Vergangenheit: Kämmerer Alexander Zipf präsentierte im Gemeinderat die Jahresrechnung für 2017. Ein Jahr, das für die Stadt mit einer bösen Überraschung endete: Nach Gerichtsurteilen – zwei Backnanger Firmen hatten gegen die Finanzverwaltung geklagt – musste die Stadt rund 10 Millionen Euro an Gewerbesteuern zurückerstatten. Und weil die strittigen Zahlungen aus dem Jahr 2006 stammten, wurde diese Summe auch noch für zehn Jahre verzinst – und zwar mit stolzen sechs Prozent. Dieser Satz stehe im Gesetz und werde nicht der aktuellen Zinsentwicklung angepasst, erklärte Erster Bürgermeister Siegfried Janocha: „Sechs Prozent passen eigentlich nicht mehr in die heutige Zeit.“ So musste die Stadt den beiden Unternehmen insgesamt mehr als 13 Millionen Euro zurücküberweisen.

Die Gewerbesteuereinnahmen lagen dadurch am Ende mit 12,4 Millionen Euro um fast 7 Millionen unter dem Vorjahreswert (19,2 Millionen). Trotz dieses Schocks wurde 2017 aber mit einem soliden Ergebnis abgeschlossen. So konnte die Stadt nicht nur auf die geplante Kreditaufnahme von rund 2 Millionen Euro verzichten, sondern auch ihre Rücklage um 1,3 Millionen auf 10,9 Millionen Euro erhöhen. „Wir sind also mit einem blauen Auge davongekommen“, stellte der Kämmerer fest.

Zu verdanken sei dies der sehr guten gesamtwirtschaftlichen Situation, sagte Zipf. So wurden die geringeren Gewerbesteuereinnahmen durch höhere Einkünfte bei der Einkommensteuer und den Schlüsselzuweisungen kompensiert. Die Zuführung vom Verwaltungs- in den Vermögenshaushalt blieb am Ende mit 3,5 Millionen Euro nur um 200000 Euro unter dem Planwert. Der Schuldenstand im Kernhaushalt sank von 4,7 auf knapp 4,4 Millionen Euro, das entspricht einer Pro-Kopf-Verschuldung von 120 Euro (2016: 131 Euro). Allerdings steigt dieser Wert auf 1897 Euro pro Einwohner, wenn man auch die Schulden der städtischen Eigenbetriebe wie Stadtentwässerung, Städtische Wohnbau oder des Bäderbetriebs hinzurechnet.

„Trotz der massiven Gewerbesteuerrückzahlung war es ein gutes Haushaltsjahr, zu Übermut besteht aber keinerlei Anlass“, fasste OB Frank Nopper das Ergebnis zusammen. Auch bei den Stadträten sorgten die Zahlen für Freude: „Da macht das Amt des Gemeinderats Spaß“, sagte Lutz-Dietrich Schweizer von der Christlichen Initiative Backnang (CIB). SPD-Fraktionschef Heinz Franke forderte, man müsse die gute Finanzlage nutzen, „um die Projekte in der Pipeline so zügig wie möglich anzugehen“.

Tarzanbahn und Vogelnestschaukel

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Von Silke Latzel

BACKNANG. Es war vornehmlich der Wunsch der Anwohner und der Bürger, die den Spielplatz mit ihren Kindern regelmäßig besuchen, ein Fest zu geben, um die Spielstätte offiziell zu eröffnen. Die Gemeinde Aspach kam dem Wunsch gerne nach und so feierten gestern Kinder, Eltern, Vertreter der Verwaltung und des Gemeinderats sowie Kleinaspacher Anwohner gemeinsam ein fröhliches Fest.

Im März wurde im Gemeinderat beschlossen, den Spielplatz Rosengarten mit neuen Geräten zu bestücken. 60000 Euro allein für Tarzanbahn, Kletterturm mit Rutsche, Vogelnestschaukel und mehr wurden dafür in die Hand genommen. Insgesamt kostete der neue Spielplatz 76000 Euro, nicht inbegriffen sind dabei die Arbeitsstunden, die der Aspacher Bauhof investiert hat, um den Kindern einen schönen Platz zum Spielen und Toben zu verwirklichen.

„Spiel und Bewegung an der
frischen Luft sind wichtig“

Bürgermeister Hans-Jörg Weinbrenner sagte bei der offiziellen Eröffnungsrede, die er recht kurz hielt: „Heute ist ein großer Tag für den Spielplatz Rosengarten. Der allgemeinen Auffassung nach ist er der schönste Spielplatz in ganz Aspach.“ Er ergänzte: „Spiel und Bewegung an der frischen Luft und ein Ort, an dem man sich treffen kann, sind heutzutage sehr wichtig.“ Nicht nur für die Kinder gäbe es hier viele Möglichkeiten, sich auszutoben, sondern auch „junge Eltern mit Schlafdefizit“ fänden hier ein paar Bänke im Schatten, auf denen sie sich ausruhen und den Nachwuchs einfach mal springen lassen könnten, so der Bürgermeister, und sagte ergänzend: „Das ist natürlich nicht despektierlich gemeint.“ Die Lacher, die er dafür von den Festbesuchern bekam, zeigten, dass er sich keine Sorgen machen musste, in diesem Punkt falsch verstanden zu werden.

Danach ging es zur offiziellen Eröffnung, und was darf dabei nicht fehlen? Na klar, ein Band, das durchgeschnitten wird. Weinbrenner hatte dabei viele kleine Helfer, die alle mit eigener Schere gemeinsam das grün-weiße Band teilten – nicht nur einfach, sondern an vielen Stellen. Und als Erinnerung an diesen Tag gab es dann auch gleich noch für jeden, der wollte, ein Stück vom Band.

Natürlich schon lange vor der gestrigen Einweihung hatten die Kindern den Spielplatz erobert. Um aber einen Akzent für die Eröffnung zu setzen, wurde im Vorfeld ein Malwettbewerb ausgeschrieben. Alle Kinder, die mitmachen wollten, konnten Bilder malen, die den neuen Spielplatz zeigen. „So viele tolle Bilder habt ihr gemalt, unsere Jury konnte sich gar nicht entscheiden, wer gewinnt, deshalb bekommen alle Kinder, die mitgemacht haben, einen Preis“, verkündete der Bürgermeister.


            Ob von außen oder innen, ob über Seile oder Baumstämme: Der neue Kletterturm auf dem Spielplatz Rosengarten kann auf viele Arten erobert werden. Insgesamt 60000 Euro hat die Gemeindeverwaltung für neue Spielgeräte in die Hand genommen. Foto: J. Fiedler

Der „Keiler“ macht die Telefonanrufe

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Von Yvonne Weirauch

BACKNANG/WAIBLINGEN. Mit diesen Betrugsplänen haben Gaunerbanden allzu oft Erfolg. Im Bereich des Polizeipräsidiums (PP) Aalen ist beim Phänomen „angeblicher/falscher Polizeibeamter“ ein drastischer Anstieg der Zahlen um fast 56 Prozent zu verzeichnen (Stand 2017).

Das Telefon klingelt. Eine Rentnerin hebt den Hörer ab. Am anderen Ende der Leitung meldet sich ein angeblicher Beamter: „Hier ist Herr Schneider von der Polizei.“ Wer das am Telefon hört, sollte hellhörig werden. Herr Schneider könnte ein Betrüger sein, der beispielsweise behauptet, in der Nachbarschaft sei eingebrochen worden, es seien Täter festgenommen worden. Danach erfragt er, ob Schmuck oder Bargeld im Haus sei. Der Mann fordert auf, einen größeren Bargeldbetrag von der Bank abzuheben. Diesen und den Schmuck solle das Opfer dann in die Obhut der angeblichen Polizeibeamten geben. So oder so ähnlich läuft die dreiste Betrugsmasche ab.

Vor Kurzem lautete eine Polizeimeldung: Eine 50-jährige Frau in Aspach hat einen Anruf eines Fremden erhalten, der sich als Mitarbeiter von „Euromillion“ ausgab. Ihr wurde mitgeteilt, dass sie bei einer Ziehung die zweite Gewinnklasse gewonnen habe. Ihr Gewinn in Höhe von 29000 Euro könne sie auslösen, wenn sie eine Gebühr in Höhe von 900 Euro bezahle. Nach einem weiteren Telefonat am Tag darauf sollte sie in einem Streamingportal Geldkarten einkaufen. Darauf ließ sie sich nicht ein und erstattete bei der Polizei Anzeige.

Täter arbeiten

Telefonbücher ab

Die „kriminelle Energie“ habe zugenommen, sagt Kriminalhauptkommissar Jürgen Helmholz. Der Enkeltrick sei das bekannteste Phänomen, die häufigste Betrugsmasche allerdings: das Ausgeben als falschen Polizisten. „Opfertypen sind meist ältere Menschen. Ein Täter filtert sich das fein säuberlich aus“, so der Polizist. Das beginne beispielsweise mit dem Durcharbeiten von Telefonbüchern: „Oft erkennt man, dass da noch ältere Telefonnummern stehen – früher gab es beispielsweise nur vier Ziffern, wo es heute fünf oder sechs gibt.“ Der Täter arbeite das differenziert ab.

Am Telefon versuchen sie ihre Opfer beispielsweise unter verschiedenen Vorwänden dazu zu bringen, Geld- und Wertgegenstände im Haus oder auf der Bank an einen Unbekannten zu übergeben. Dieser gibt sich ebenfalls als Polizist aus. Dazu behaupten die Betrüger, dass Geld- und Wertgegenstände bei ihren Opfern zu Hause oder auf der Bank nicht mehr sicher seien oder auf Spuren untersucht werden müssten. Aus der Ermittlungserfahrung weiß Helmholz: hauptsächlich kommen solche Betrüger aus der Türkei. Die Hilfsbereitschaft und Gutgläubigkeit der älteren Menschen würden sich die Täter zunutze machen.

Seit fast 40 Jahren ist Helmholz im Polizeidienst. Verschiedene Stellen hat er durchlaufen: vom Streifendienst zur Kripo, dann ins Jugenddezernat und zur Fahndung. Mit Kapitaldelikten hat er sich beschäftigt und mit der IT-Beweissicherung. „Und dann wollte ich einfach noch mal was anderes machen“, gibt der 60-Jährige zu. Seit 2008 sei er nun bei der Inspektion. Seit dieser Zeit hat er so manche Betrugsfälle aufgelöst – auch wenn der ein oder andere sehr ermittlungsintensiv sein kann. In einem seiner letzten Fälle habe man ein Opfer mehrere Tage betreuen müssen, weil immer wieder Telefonanrufe von ein und demselben Täter getätigt wurden, erzählt Helmholz. Hinter einem Betrug stecke meist eine ganze Maschinerie. „Der sogenannte Keiler ist der Gesprächsführer, er macht die Anrufe. Die Geldübergabe wird professionell vom Logistiker organisiert, der dann den sogenannten Abholer einteilt“, beschreibt Helmholz die Struktur des Aufbaus. Der Abholer sei es dann meist, der von der Polizei festgenommen werde: „Man mag ihn als kleines Licht betrachten, weil man die Hintermänner nicht hat. Aber ohne ihn würde die ganze Tat nicht funktionieren.“

Solch ein Betrugsverfahren sei zwar für die Täter sehr aufwendig, lohne sich aber immer wieder, auch wenn mal „eine Planung danebengeht“. In der gelungenen Masse gesehen, käme immer etwas zusammen. Was in den Augen des Beamten sehr viel bringt: die Banken zu sensibilisieren. „Die Warnungen, die wir an Banken herausgeben, ist sehr viel Wert. Da wurde mittlerweile schon so mancher Betrugsversuch verhindert“, sagt Helmholz. Denn wenn das Geld mal übergeben wurde, sei es natürlich sehr schwierig, es wieder zurückzubekommen. Die Ermittlungen in solchen Fällen seien aufwendig, die Erfolgszahlen gering.

Ein weiterer Bereich, mit dem sich der Kriminalhauptkommissar auseinandersetzt: Romance Scamming. Das ist eine Form des Internetbetrugs, bei der gefälschte Profile in Singlebörsen dazu benutzt werden, den Opfern Verliebtheit vorzugaukeln mit dem Ziel, eine finanzielle Zuwendung zu erschleichen. Es ist sozusagen die moderne Form des Heiratsschwindlers. Auch hier sei der Opfertyp schnell erkennbar: „Meist sind es Menschen, die sehr lange alleine sind und sehr präsent im Netz sind.“

Die mit Abstand am meisten verbreitete Form des Romance Scamming wird laut Helmholz unter anderem von organisierten Banden von Nigeria und Ghana aus betrieben. Die Vorgehensweise des Scammers ist meist die gleiche: Zunächst wird die Person unter falscher Identität angeschrieben und auf ein anderes Medium gelockt. Meist wird der Yahoo-Messenger, Skype, oder Facebook zur anschließenden Kommunikation genutzt. Dabei achtet der Scammer darauf, dass auf jedem dieser Kommunikationskanäle eine identische Identität vorliegt. Auch die sonstigen Auskünfte des Scammers sind plausibel. Dies sorgt bei den Opfern für Vertrauen. Allerdings reagiert der Scammer meist abweisend oder zumindest mit Ausreden, wenn eine Form der Kommunikation gefordert wird, die seine wahre Identität enthüllen würde. Es folgen Liebesschwüre, ein erstes Treffen wird vereinbart. Dann folgt auf einmal eine schlechte Nachricht, oft als ein Grund für das Scheitern des geplanten Treffens: eine plötzlich, nicht zu bezahlende Operation steht an, Schulden müssen beglichen werden oder der Flug kann nicht bezahlt werden. Beispiele für Ausreden, mit denen der Scammer seinem Opfer das Geld aus der Tasche ziehen will. Zahlt das Opfer, so ist der Scammer meist nur kurz zufrieden: Das versprochene Treffen kann nun aus einem anderen Grund nicht stattfinden, unter einer neuen Ausrede wird wieder um Geld gebeten. Weigert sich das Opfer zu zahlen, macht der Scammer ihm Vorwürfe und beschuldigt es, ihn nicht zu lieben.

Oft gelingt es ihm, sein Opfer so unter Druck zu setzen. Erst wenn das Opfer zahlungsunfähig ist, sich endgültig weigert zu zahlen oder auf einem vorherigen Treffen besteht, endet der Scam: Die Internetprofile des Betrügers werden gelöscht und er meldet sich nicht mehr. „Tatsächlich schämen sich viele Opfer so sehr, dass sie sich weder Freunden oder Verwandten anvertrauen, noch bei der Polizei Anzeige erstatten“, sagt Helmholz. Da wünschte er sich, dass die Hemmschwelle abnehme, um solchen Tätern das Handwerk zu legen.


            Sein Arbeitsplatz bei der Kriminalinspektion 3: Kriminalhauptkommissar Jürgen Helmholz vor seinem Computer, an dem seine Hauptrecherchen und Ermittlungen ablaufen. Foto: Y. Weirauch

Erste Etappe auf dem Weg zur Fahrradstadt

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Von Kornelius Fritz

BACKNANG. Dass Fahrradfahrer bei der Verkehrsplanung vergangener Jahrzehnte keine große Rolle gespielt haben, lag auch an der Topografie der Stadt. Angesichts der vielen Hügel war Radeln in Backnang früher nur sehr sportlichen Zeitgenossen vorbehalten. Doch dieses Argument zählt nicht mehr: „Durch Pedelecs und E-Bikes haben wir viele neue Gelegenheits- und Dauerfahrer“, berichtet der Leiter des Stadtplanungsamtes, Tobias Großmann. Und er ist überzeugt, dass noch mehr Backnanger von vier auf zwei Räder umsteigen werden, wenn ihnen die Stadt eine bessere Infrastruktur bietet. So ließen sich vielleicht auch die hohen Stickoxidwerte senken und drohende Fahrverbote verhindern.

Nun lassen sich die Mängel im Radwegenetz nicht von heute auf morgen beseitigen, aber vielleicht Schritt für Schritt. Grundlage soll ein neues Radinfrastrukturkonzept sein, das vom Ingenieurbüro Brenner Bernard aus Aalen erarbeitet wurde. Es listet insgesamt 145 Verbesserungsvorschläge auf. Großmann präsentierte dem Gemeinderat nur einige Beispiele daraus. So könnte in der Sulzbacher Straße ein Trennstreifen den Abstand zwischen Radfahrern und parkenden Autos erhöhen. In der Talstraße schlagen die Experten eine neue Wegeführung vor, damit Zweiradfahrer am Ende des Radwegs sicherer auf die Fahrbahn wechseln können. Und die Richard-Wagner-Straße, an der die Mörikeschule und die Schickhardt-Realschule liegen, könnte zu einer Fahrradstraße werden. Autos dürften dort zwar weiterhin fahren, Zweiradfahrer hätten aber Vorrang und dürften auch nebeneinander und in der Mitte der Straße fahren.

Auch die Zahl der Fahrradabstellplätze in der Innenstadt soll deutlich erhöht werden. Das Büro Brenner Bernard schlägt vor, an zahlreichen Gebäuden sogenannte Anlehnbügel oder Anlehngeländer anzubringen, an denen die Nutzer ihre Drahtesel anketten können.

Ob alles so kommen wird, ist allerdings noch nicht beschlossen: „Das ist ein strategisches Konzept und noch keine Detailplanung“, betonte Tobias Großmann. Er will nun eine sogenannte Expertenwerkstatt ins Leben rufen: An einem runden Tisch wollen die Verkehrsplaner zusammen mit Stadträten, Vertretern des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC), der Schulen und des Landkreises über die Vorschläge diskutieren und Prioritäten festlegen.

Ein erstes Maßnahmenpaket mit Gesamtkosten von rund 55000 Euro hat der Gemeinderat aber schon am Donnerstag einstimmig beschlossen. So werden weitere 30 bis 40 abschließbare Fahrradboxen am Bahnhof sowie zwei neue Radabstellanlagen in der Schillerstraße und am Obstmarkt aufgestellt. Außerdem werden an verschiedenen Stellen Radwege neu markiert oder beschildert. Auch Kritikpunkte aus der Mängelliste des ADFC greift die Stadt dabei auf.

Spätestens bis zum nächsten Frühjahr sollen diese Maßnahmen umgesetzt sein, versprach Baudezernent Stefan Setzer. Die Entscheidung, ob sich Backnang am Fahrradverleihsystem Regio Rad Stuttgart beteiligen wird, wurde hingegen auf kommendes Jahr vertagt. Man wolle erst einmal abwarten, welche Erfahrungen andere Städte mit diesem System machen, sagte Setzer zur Begründung.

Nopper beklagt
„Stimmungsmache“

Bei den Stadträten stieß das Radinfrastrukturkonzept auf breite Zustimmung: „Ein wichtiger Anfang ist gemacht, jetzt gilt es, möglichst viele Beteiligte an einen Tisch zu bringen“, sagte der SPD-Fraktionsvorsitzende Heinz Franke. Ute Ulfert regte an, auch Fußgänger und Autofahrer mit einzubinden: „Es ist wichtig, dass man auch die Argumente der Gegenseite hört“, erklärte die CDU-Fraktionsvorsitzende. Tobias Großmann versprach, diesen Vorschlag aufzugreifen, denn auch er rechnet mit Konflikten. Der Ausbau eines Radwegs kann nämlich auch bedeuten, dass beispielsweise Parkplätze wegfallen. Der Stadtplaner warnt deshalb schon mal: „Wir werden niemals eine Lösung finden, die alle gut finden.“

Bei aller Einigkeit wurde im Gemeinderat auch gestritten, was an einem angriffslustigen Oberbürgermeister lag. Mit Armin Dobler (SPD) und Grünen-Stadträtin Melanie Lang lieferte sich Frank Nopper Wortgefechte, nachdem diese das schlechte Backnanger Abschneiden beim ADFC-Fahrradklimatest 2016 angesprochen hatten. Die Aussagekraft dieser Umfrage zweifle er an, sagte Nopper, denn sie beruhe auf den Einschätzungen von gerade mal 63 Personen, von denen man noch nicht einmal wisse, „ob sie aus Backnang oder vielleicht aus Hamburg sind.“ Im Übrigen halte er nichts von „Stimmungsmache“ zugunsten der Radfahrer: „Wir wollen auch die anderen Verkehrsträger weiterhin im Auge behalten.“ Melanie Lang entgegnete, das Auto sei in Backnang jahrzehntelang überprivilegiert worden. Deshalb spreche nichts dagegen, jetzt auch mal dem Fahrrad den Vorrang zu geben.


            Eine Fahrradstraße gibt es in Backnang bis jetzt noch nicht. Das neue Radkonzept regt an, in der Richard-Wagner-Straße eine einzurichten.Foto: Imago

Baustellen prägen auch 2019 das Stadtbild

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Von Matthias Nothstein

BACKNANG. An die Arbeiten und die Behinderungen rund um die Aspacher Brücke haben sich die meisten inzwischen gewöhnt. Nächste Woche jedoch wird nun auch noch die Bahnhofsstraße zwischen Bahnhof und Bürgerhaus (Einmündung Erbstetter Straße) für den gesamten Fahrzeugverkehr gesperrt. Die Arbeiten wurden extra in die Herbstferien gelegt und sollen am Freitag, 2. November, beendet sein.

Die größten Baustellen im nächsten Jahr wurden jetzt in der jüngsten Sitzung des Verkehrsausschusses vorgestellt. Zum Teil ziehen sich diese Arbeiten auch bis ins Jahr 2020. Es sind:

Die Arbeiten an den Straßen rund um die Aspacher Brücke dauern noch mindestens bis Mitte 2020. Die Fertigstellung der Eduard-Breuninger-Straße verzögert sich in diesem Bereich um sechs Wochen, sie wird frühestens Mitte Februar 2019 fertig werden. Grund für die Verzögerung sind die extrem komplizierten Verlegungen der Gas-, Wasser- und Kommunikationsleitungen. Von Januar bis Juni 2019 wird in der Talstraße gebaggert. Erneuert werden die Gas- und Wasserleitungen sowie die Abwasserkanäle. Es entsteht ein Tiefufer entlang der Murr. Zudem werden die Bushaltestelle Stadtmühle und der Parkplatz Talstraße umgebaut. Von Juni bis November nächsten Jahres werden in der Aspacher Straße die Fahrbahnen verschmälert, die Gehwege verbreitert und Fahrradschutzstreifen angelegt. Gebaut werden ferner neue Parkplätze und eine Ladezone. Zum Abschluss werden die Gerberstraße und der Aspacher Kreisel umgestaltet. Bauzeit: November 2019 bis Juni 2020. Bauamtsleiter Hans Bruss erklärte in der Sitzung, es werde geprüft, ob und wie lange die Aspacher Brücke zwischen einzelnen Bauabschnitten geöffnet werden kann. Vor allem in der Vorweihnachtszeit haben viele Einzelhändler Interesse an solch einer Lösung. Dies ist jedoch laut Bruss frühestens dann möglich, wenn die komplexen Leitungsverlegungen abgeschlossen sind. Und dann auch nur in einer Fahrtrichtung.

In der Sulzbacher Straße ist im Bereich der Einmündung Christophstraße die Verdolung des Eckertsbachs marode. Wenn für die Sanierung die Straße ohnehin aufgerissen werden muss, wird auch der Parkplatz zwischen Christophstraße und Möbelhaus Noller sowie die Bushaltestelle neu gestaltet. Der Containerstandort, der ohnehin wegen seiner schlechten Erreichbarkeit und ständigen Vermüllung häufig für Ärger sorgte, wird ein Stück weiter stadtauswärts in den Bereich einer Grünanlage verlegt. Die Bushaltestelle erhält ein 20-Zentimeter-Hochbord und ermöglicht beim Einsatz von Niederflurbussen künftig den behindertengerechten, barrierefreien Ein- und Ausstieg. Der Parkplatz erhält einen neuen Belag und wird mit einer kleinen Grünfläche aufgehübscht. Probleme wird es bei dieser Baustelle geben, weil auch der Kanal in der Fahrbahn saniert wird. Dazu muss die Sulzbacher Straße halbseitig gesperrt werden. Der Verkehr wird mit einer Ampel geregelt, es gibt keine Umleitung. Für das Vorhaben liegt noch kein Baubeschluss vor. Somit gibt es auch noch keinen Zeitplan. Laut Bauamtsleiter Bruss kann sich diese Maßnahme unter Umständen auch ins Jahr 2020 verschieben. Eine Kostenberechnung gibt es noch nicht.

Relativ kleine und unproblematische Arbeiten finden im Eibenweg und im Stettiner Ring statt. Es handelt sich jeweils um Belagsarbeiten, weil die Straßen Schlaglöcher und Spurrillen aufweisen und der Deckbelag defekt ist. Im Eibenweg werden die Arbeiten eventuell noch in diesem Jahr erledigt.

Für die Neugestaltung des Radwegs Obere Walke hat der Gemeinderat erst jüngst den Baubeschluss gefasst (wir berichteten). Die Ausschreibung der Arbeiten erfolgt im November, die Vergabe im Dezember. Somit könnte der Baubeginn bereits im Januar nächsten Jahres erfolgen, die Fertigstellung ist für Oktober/November nächsten Jahres terminiert. Diese Maßnahme wird die Verkehrsteilnehmer weniger tangieren, da heute schon in dem Bereich fast keine Fahrzeuge unterwegs sind. Die Radfahrer hingegen müssen während der Bauzeit auf die Gartenstraße ausweichen.

Eines der größten Projekte wird die Umgestaltung und Sanierung des Kreuzungsbereichs Blumenstraße/Maubacher Straße/Friedrich-Stroh-Straße/Heininger Weg. Begonnen wird mit den Arbeiten in der Friedrich-Stroh-Straße, die unter anderem als Zufahrt für das Wohnbauquartier Baccarré dient. Abwasserkanäle sowie Wasser- und Gasleitungen werden neu verlegt. Für kurze Zeit wird dafür eine Baustraße über das bisherigen Feuchtareal verlegt. Sobald die Friedrich-Stroh-Straße fertig ist, wird die Baustraße wieder entfernt und die Godel-Unternehmensgruppe kann mit dem Bau des Quartiers Obere Ziegelei beginnen.

Da die Stadtwerke auch in der Blumenstraße die Gas- und Wasserleitungen erneuern, ist dort die Sperrung einer Fahrbahn geplant. Los geht es hier im Februar, die Fertigstellung ist für Juni 2019 terminiert. Die Arbeiten in der Maubacher Straße sind zweigeteilt. Im Bereich zwischen Blumenstraße und Heininger Weg wird die Straße komplett neu aufgebaut, im weiteren Bereich bis zum Max-Born-Gymnasium sind nur Belagsarbeiten vonnöten. Die Arbeiten im ersten Bereich dauern von November 2019 bis Ende März 2020, im zweiten Bereich soll im Mai und Juni 2020 gearbeitet werden. Dazwischen wird der Heininger Weg von März bis Juni 2020 völlig neu gebaut. Die Baukosten summieren sich auf 2,8 Millionen Euro, wobei 1,5 Millionen Euro für den Straßenbau fällig werden, 880000 Euro für die Sanierung der Kanalisation und weitere 425000 Euro für Gas- und Wasserleitungen.

Umgestaltet wird auch der Kreuzungsbereich Blumenstraße/Maubacher Straße. So fällt in der Blumenstraße die bisherige Bushaltestelle „Maubacher Straße“ weg, sie wird in die gleichnamige Straße verlegt. Dafür soll die Haltestelle „Blumenstraße“ etwas näher in Richtung Stadtmitte verlegt werden.

Im Zuge der Arbeiten Blumenstraße/Maubacher Straße muss der Abwasserkanal zwischen der Maubacher Straße und dem Adenauerplatz deutlich vergrößert werden. „Der heutige Kanal ist hydraulisch stark überlastet“, begründet Bruss die Maßnahme. Die hat es jedoch in sich, denn der Kanal führt unter dem Bahndamm hindurch. Für die Arbeiten muss die Obere Bahnhofstraße gesperrt werden, was zu riesigen Behinderungen im Straßenverkehr führen wird. Geplant ist, die Arbeiten an einem Wochenende und nötigenfalls einigen wenigen weiteren Tagen durchzuziehen. Für dieses Projekt liegen noch keine genaueren Angaben vor. Auch steht die erforderliche Genehmigung der Deutschen Bahn AG noch aus. Diehl erklärte bei der Vorstellung des Projekts im Verkehrsausschuss, dafür gebe es bei der Bahn nur einen Sachbearbeiter, der für ganz Deutschland zuständig sei.

Nächstes Jahr wird auch die Kreuzung Stuttgarter Straße/Industriestraße für vier Monate zur Baustelle werden. Die Ausschreibung soll bis spätestens März erfolgen, der Baubeginn ist noch offen. Künftig gibt es in jedem Arm der Kreuzung einen durchgängigen Radschutzstreifen. Die Ampelanlage wird umgebaut und der zum Teil sehr marode Straßenbelag erneuert. Die Baukosten betragen 375000 Euro.

Da es an der Ampelanlage an der Kreuzung B14/Maubacher Straße immer wieder Probleme gibt mit der optischen Erkennung, werden dort nächstes Jahr Induktionsschleifen zur Signalsteuerung eingebaut. Zusätzlich erhält die Kreuzung eine neue Asphaltschicht, da der Belag sehr schadhaft ist. Stadträtin Pia Täpsi-Kleinpeter (SPD) hakte nach: „Bedeutet diese Straßensanierung, dass wir die Hoffnung aufgegeben haben, dass die B14 jemals so weit kommt?“ Diehl wies dies zurück: „Das hat damit nichts zu tun. Der Asphalt ist schadhaft. Erneuert wird nur die oberste Schicht. Das dauert nur wenige Tage.“ Mehrere Räte regten an, die Linksabbiegespuren aufzugeben, dies würde den Verkehrsfluss deutlich beschleunigen. Auf der anderen Seite würde dies zu mehr Verkehr im Stadtgebiet führen.

Unabhängig davon: Wenn die B14 einmal vierspurig ausgebaut ist, wird es an dieser Stelle keine Auf- oder Abfahrt mehr geben. Dann führt die Maubacher Straße über eine Brücke in Richtung Maubach. Die Bundesstraße wird an dieser Stelle tiefer gelegt.

Zukünftig soll es von Maubach zur B14 – zusätzlich zur bisherigen Klagenfurter Straße – eine neue Straße geben. Diese zweigt laut Planung vom Vernoscer Kreisverkehr im Wohngebiet Maubach IV ab und stößt nördlich des Maubacher Friedhofs auf die heutige Bundesstraße, die künftig als „alte B14“ zur Anschlussstelle Backnang-Süd (Spritnase) führt.

Die Eduard-Breuninger-Straße und die Dilleniusstraße werden nach der Fertigstellung des Projekts Kronenhöfe ebenfalls neu gestaltet. Dieses Gebiet liegt im Sanierungsprogramm Innenstadt III. Bruss geht davon aus, dass auch Kanalarbeiten fällig werden. Konkrete Bauzeiten und -kosten kann er noch nicht präsentieren.


            
              Die Sanierungen und Neugestaltungen der Straßen sind übers gesamte Backnanger Stadtgebiet verteilt. Nicht alle Projekte können nächstes Jahr abgeschlossen werden.Karte: OpenStreetMap/Grafik: BKZ

TSG-Nachwuchs turnt an die Spitze

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(ck). Großer Erfolg für die TSG bei den zwei Qualifikationswettkämpfen des Turnnachwuchses zum Landeskadertest. Nicht nur dass Backnang als Verein geschlossen ganz vorne stand, die siebenjährige Anneli Andergassen und die sechsjährige Amelie Schilling überragten die Konkurrenz. Bei den Qualifikationen wurden neben sechs athletischen Anforderungen in den Bereichen Kraft, Schnelligkeit und Beweglichkeit weitere fünfzehn technische Anforderungen an Geräten, wie Sprung, Stufenbarren, Schwebebalken, Boden und Trampolin gefordert.

Marie Jahnle und Lara Ruhl starteten bei den Achtjährigen. Mia Pleyer, Theresa Dinkel, Celina Zachar und Anneli Andergassen sowie Amelie Schilling gingen bei den Sieben- sowie Sechsjährigen an die Geräte. Jahnle (2. Platz) und Ruhl (8.) überzeugten bei der ersten Qualifikation und erturnten sich bei der württembergischen Nachwuchsmeisterschaft vorzeitig die Qualifikation für den D-2-Kadertest im Kunst-Turn-Forum in Stuttgart. Andergassen überragte mit zwei Siegen und wird als eins der größten Talente gehandelt. Dinkel schaffte es nach guten Leistungen auf Platz vier. Konstante Leistungen bei den Wettkämpfen lieferte Celina Zachar ab, die Sechste vor Mia Pleyer wurde. Amelie Schilling turnte bei den Sechsjährigen alles in Grund und Boden. Mit großem Vorsprung verwies sie die Konkurrenz in die Schranken und qualifizierte sich wie ihre Vereinskolleginnen für den D-1-Kadertest. Damit nicht genug: die TSG-Talente Lilli Braun und Noemi Schreiber kämpfen in Stuttgart um die Nominierung für den D-3-Kader.

Für alle Qualifizierten steht nun die unmittelbare Wettkampfvorbereitung an. „Dass alle Turnerinnen die Quali geschafft haben, macht uns sehr stolz“, freute sich Trainerin Eva Gier.


            Daumen hoch für die Leistungen der TSG-Turntalente (von links): Amelie Schilling, Trainerin Eva Gier und Anneli Andergassen.

Zum sechsten Mal in Serie kein Tor erzielt

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Von Dieter Gall

Fassungslosigkeit bei den Fans des Etzwiesenvereins und Ratlosigkeit bei seinen Spielern beherrschten die Szenerie nach dem Abpfiff. Wieder einmal standen die Schützlinge von Trainer Andreas Lechner mit leeren Händen da und suchten verzweifelt nach Erklärungen. Nichts hatte im Duell mit Ilshofen unversucht bleiben sollen, um die Durststrecke endlich überwinden zu können. So schreckten die Einheimischen auch nicht davor zurück, die Begegnung auf dem von so manchem Anhänger nicht gerade ins Herz geschlossenen Kunstrasen auszutragen. Doch auch diese Maßnahme griff letztlich ins Leere, spielerisch konnten die Hausherren kaum Akzente setzen. Vom Lob des Rivalen für eine starke kämpferische Leistung konnten sich die TSG-Fußballer nichts kaufen.

Für den gesperrten Giosue Tolomeo war Patrick Tichy auf die rechte Abwehrseite gerückt, der wieder einsatzbereite Michl Bauer bildete mit Thomas Doser die Innenverteidigung. Aber bereits nach sechs Minuten musste die Abwehr einen Gegentreffer hinnehmen. Der 18-Meter-Freistoß von Kettemann flog über Backnangs Mauer und unhaltbar für Michael Quattlender zur 1:0-Gästeführung in das TSG-Gehäuse. „Da gab es nichts zu halten“, nahm Lechner seinen Torwart, der mal wieder der Beste im TSG-Trikot war, in Schutz.

Ein früher Dämpfer für den angekündigten Tatendrang der Einheimischen, die sich zwar rasch vom Rückstand erholten, aber mit den wenigen Torchancen keinen Schaden beim Gegner anrichten konnten. Julian Schiffmanns Schuss wurde nach zehn Minuten zur Ecke abgewehrt, eine Direktabnahme von David Kienast landete knapp neben dem linken Pfosten.

Die beste Möglichkeit für die Roten ergab sich nach 25 Minuten für den aufgerückten Doser, der nach einem Freistoß von Kapitän Oguzhan Biyik im Strafraum völlig frei zum Kopfball kam, die Kugel aber weit über den Kasten beförderte. Ilshofen überstand diese TSG-Drangperiode schadlos und rettete die knappe Führung ohne allzu große Probleme in die Pause.

In den ersten Minuten nach dem Wechsel drängten die von ihrem Anhang angefeuerten Backnanger vehement auf den Ausgleich. Der emsige Julian Geldner zog aus 20 Metern beherzt ab, doch Gäste-Keeper Karel Nowak lenkte das Leder mit einer spektakulären Einlage über die Latte. Lediglich 120 Sekunden später landete ein Freistoß aus dem Mittelfeld bei Jannik Dannhäußer. Der passte nach innen, doch Schiffmann brachte den Ball im Fünfmeterraum nicht richtig unter Kontrolle. Nur eine Zeigerumdrehung später kam Geldner im Ilshofener Strafraum zum Schuss, doch Nowak hatte damit keine Mühe.

So schnell wie der rote Angriffswirbel begonnen hatte, so schnell war er wieder vorbei. Die Gäste bekamen die Partie wieder unter Kontrolle, hielten die TSG-Kicker fast mühelos vom Strafraum fern. Mit den Einwechslungen von Lienert und Simon Wilske bewies TSV-Trainer Kettemann ein glückliches Händchen. Das Duo sorgte in der 75. Minute für die Vorentscheidung. Wilske enteilte Backnangs Defensive auf der linken Abwehrseite und flankte unbedrängt in den Strafraum, wo Lienert zum 2:0 abschloss. Damit war die Messe gelesen, die Roten ließen die Köpfe hängen Es war am Ende ein verdienter Erfolg für den Neuling, der die Abstiegssorgen der Hausherren weiter vergrößert.

TSG Backnang: Quattlender – Tichy, Doser, Bauer, Kienast – Biyik, Leon Maier (66. Loris Maier) – Schiffmann, Geldner, Dannhäußer (66. Hoti) – Lang.

TSV Ilshofen: Nowak – Yarbrough, Mbodji, Egner, Murphy – Kandazoglu (46. Lienert), Kettemann – Rummler (67. Wilske), Weidner (61. Wackler) - Schelhorn, Lindner (77. Varallo).

Tore: 0:1 (6.) Kettemann, 0:2 (75.) Lienert. – Schiedsrichter: Forster (Oberderdingen). – Zuschauer: 250.


            Der frühe Rückstand für Backnang: Ilshofens Spielertrainer Ralf Kettemann (links) zirkelte den Ball über die Mauer ins Netz, der TSG-Keeper Michael Quattlender war machtlos.Foto: T. Sellmaier

Mit Wende um 180 Grad zum Rekordsieg

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Von Alexander Hornauer

Die ersten 23 Minuten des Heimspiels verliefen für die Murrtaler enttäuschend. Die Angriffsleistung war schwach. Die HCOB- Handballer agierten gegen die Hünen in Willstätts Hintermannschaft zu behäbig und rissen keine Lücken. Die Würfe waren oft ungefährlich und daher leichte Beute für den guten Torwart Gunther Zölle. Viele Pässe landeten in den Händen des Gegners, der dies zu Gegenstoßtoren nutzte.

Dass die Gäste nach 17 Minuten nur mit 8:7 führten, lag an zwei Aspekten. Erstens: Auch sie strahlten im Positionsangriff wenig Torgefahr aus. Zweitens: HCOB-Keeper Stefan Koppmeier hatte einen Glanztag erwischt und schnell viele Paraden auf seinem Konto. Als sein Team binnen weniger Sekunden zwei Zeitstrafen für Felix Raff und Philipp Schöbinger zu verkraften hatte, ging es allerdings bergab. Der TVW nutzte dieses Überzahlspiel zum 10:7 und legte – weil die Hausherren nun verunsichert waren – noch einmal drei Tore drauf. 7:13 – das sah nicht gut aus. HCOB-Coach Matthias Heineke versuchte zum zweiten Mal, mit einer Auszeit vertiefenden Einfluss aufs Spielgeschehen zu nehmen. Und dieses Mal zeigte die Maßnahme Wirkung.

Die Einheimischen kamen wie verwandelt aufs Feld zurück, besannen sich jetzt ihrer Stärken. Sie schalteten nach Ballgewinnen schnell um und setzten Nadelstiche durch Konter. Ruben Sigle tankte sich zweimal entschlossen durch, Marcel Lenz traf vom Flügel – und quasi mit der Pausensirene traf auch noch Tom Kuhnle zum 14:15-Anschlusstreffer. Mit ihrem 7:2-Lauf hatten sich die Hausherren wieder in das Rennen um den Heimsieg gebracht.

In der zweiten Halbzeit knüpfte Oppenweiler/Backnang an die dominante Spielweise an. Die Abwehrleistung war hervorragend, Keeper Koppmeier setzte ihr mit vielen Paraden die Krone auf. Beim 16:16 durch Sigle war der Ausgleich geschafft, dann brachte Lenz sein Team per Siebenmeter in Führung. Der TV Willstätt glich durch seinen Kreisläufer Christian Skusa ein letztes Mal aus, im Anschluss hatten die Gäste nichts mehr entgegenzusetzen.

Der HCOB ging hohes Tempo. Immer wieder enteilte Lukas Köder zum Konter. Der Rechtsaußen bildete mit seinem Pendant Marcel Lenz auf der linken Seite eine kaum zu bremsende Flügelzange, das Duo brachte es gemeinsam auf 18 Treffer. Auch das Spiel am Kreis war jetzt erfolgreich, Jonathan Fischer steuerte einige Tore bei. Schnell wuchs der Vorsprung an, beim 24:19 war eine Vorentscheidung gefallen.

Willstätt-Trainer Rudi Fritsch wechselte zweimal den Torwart, der erhoffte Effekt blieb aus. Die Gäste machten nicht gerade den Eindruck, als würden sie noch an eine neuerliche Wende glauben, und so verlief die Partie weiterhin sehr einseitig. Gut aus Sicht der Hausherren: Sie ließen in der Abwehr nicht mehr nach und gingen mit lediglich 25 Gegentreffern aus dem Spiel heraus. Am Ende waren es zehn Tore Unterschied – so deutlich hatten die HCOB-Handballer in den vorherigen 99 Drittligaspielen nur einmal gewonnen. Damit ist, passend zum Jubiläumsspiel, der bisherige Bestwert für den höchsten Sieg eingestellt.

HC Oppenweiler/Backnang: Fink, Koppmeier – Lenz (9/3), Sigle (7), Szilagyi, Wolf, Schöbinger, Prasolov (2), Kuhnle (3), Raff, Koch (1), Köder (9), Fischer (4).

TV 08 Willstätt: Zölle, Grzybowski – Skusa (5), Ludwig, Dodig (1), Markovic, Matzinger (7/2), Durand, Lukas Veith (2), Schlampp (4), Schliedermann (3), Knezovic (2), Ben Veith (1).

Siebenmeter: 3/3:2:2. – Zeitstrafen: 8:8 Minuten (Prasolov, Raff, Schöbinger, Sigle – Skusa/zweimal, Ludwig, Markovic). – Schiedsrichter: Marchlewitz (Seligenstadt)/Stadtmüller (Darmstadt). – Zuschauer: 550.


            Wohin die Willstätter auch warfen: Torwart Stefan Koppmeier war häufig schon da. Foto: A. Becher

Große Zufriedenheit nach dem Teilerfolg

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Von Uwe Flegel

Die Szene kurz vor Spielende war symptomatisch für das, was die Elf aus dem Fautenhau gestern in München leistete. Auf der rechten Außenbahn lagen Verteidiger Patrick Choroba sowie der zentrale Mittelfeldspieler Michael Vitzthum und mussten sich mit Krämpfen behandeln lassen. Ein paar Meter weiter stand der kurz zuvor ins Spiel gekommene Marco Hingerl, der sich wenige Minuten nach seiner Einwechslung einen Muskelfaserriss zuzog, aber auf dem Platz blieb, da die SG nicht mehr austauschen konnte und er verhindern wollte, dass seine Elf die Schlussphase inklusive der fast fünfminütigen Verlängerung in Unterzahl spielen musste. Die SG wollte einfach nicht mit leeren Händen heim fahren.

Das musste sie auch nicht. Deshalb war die Frage ob es ein gewonnener Punkt oder zwei verlorene Zähler waren, diesmal schnell beantwortet. Der Teilerfolg war absolut positiv. Auch wenn der eine oder andere haderte, dass Sechzig-Torjäger Sascha Mölders mit seinem Flugkopfball gar einen Aspacher Auswärtssieg verhindert hatte. Möglich wäre der gewesen und das Prädikat völlig unverdient hätte er auch nicht gehabt. Denn in einem intensiven Spiel, das für die Schwaben nach dem Schnitzer von Kevin Broll mit dem 0:1 von Sascha Mölders in der siebten Minute schlecht begonnen hatte, waren die Gäste bis zur Pause die bessere Mannschaft und nach der Halbzeit nicht viel schlechter als der TSV 1860 München. Spielerisch, kämpferisch und läuferisch passte viel bei der Mannschaft von Florian ‚Schnorrenberg.

Bei den Gästen verdiente sich deshalb diesmal nicht nur die Defensivabteilung um die starken Innenverteidiger Julian Leist und Kai Gehring gute Noten, sondern auch Offensivkräfte wie Dominik Pelivan, der nicht nur wegen seines Freistoßtores zum 1:1 ein Sonderlob vom Coach bekam, und Makana Baku, dessen Tor zur zwischenzeitlichen 2:1-Führung einfach clever und cool war. Dass es letztendlich doch nur ein Punkt wurde, nahm Schnorrenberg seinem Team dann auch nicht groß krumm. „Ich bin froh und zufrieden, dass wir mit einem 2:2 nach Hause fahren“, urteilte der Coach.

Sein Gegenüber Daniel Bierofka sah dagegen nicht ganz so glücklich aus. Er kritisierte, dass seine Mannschaft zu oft quer gespielt habe und ärgerte sich, „dass wir zu viele Torchancen brauchen“. Wobei die Gastgeber zumindest gegen Großaspach so arg viele Möglichkeiten eigentlich gar nicht hatten. Was sie besaßen, das war ein Angreifer vom Format eines Sascha Mölders, der 90 Minuten lang rackerte und zweimal traf, obwohl ihn Leist und Gehring eigentlich gut im Griff hatten. Dann am Ende doch zum Münchner Teilhelden zu werden, das ist ein Zeichen von hoher Qualität. Und noch etwas brachten die Löwen aufs Tapet. „Wir haben gute Moral gezeigt, dass wir nach dem 1:2 zurück gekommen sind“, lobte Bierofka seine Mannschaft

Wobei der Grund für die Komplimente des Ex-Nationalspielers an seine Fußballer dem Großaspacher Coach Florian Schnorrenberg die Laune nicht verderben konnten. Der Nachfolger von Sascha Hildmann freute sich lieber darüber, dass es seiner Mannschaft im Tollhaus an der Grünwalder Straße gelungen war, zwei Tore zu erzielen und ein Unentschieden mitzunehmen. Damit sammelte seine Elf nun in den ersten .beiden Begegnungen unter ihrem neuen Cheftrainer vier Punkte. Eine gute Bilanz und Zeugnis zweier Leistungen, nach denen Spieler und Verantwortliche auch mit einem Teilerfolg zufrieden sein konnten.


            Hielten im Hexenkessel Grünwalder Stadion gut dagegen: Kai Gehring (Mitte) und seine Mitstreiter aus Großaspach. Die SG Sonnenhof schnupperte bis kurz vor Schluss sogar am zweiten Auswärtssieg der Saison. Am Ende war sie aber auch mit einem gerechten 2:2 zufrieden. Foto: T. Sellmaier

Marille-Variationen zur Ausstellungseröffnung „Merry Mary“

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BACKNANG (sil). Rund 30 Backnanger Grafik-Freunde haben am Freitagabend den Weg ins Helferhaus gefunden, um an der Eröffnung der ersten Ausstellung unter dem Motto „Merry Mary“ im neuen Riecker-Raum teilzunehmen. Empfangen wurden sie von Kulturamtsleiter Martin Schick und Celia Haller-Klingler, Leiterin des Graphik-Kabinetts. Die Sammlung des Apothekers Ernst Riecker, die rund 1600 Grafiken umfasst, wurde vor genau 100 Jahren der Stadt Backnang vermacht. Mittlerweile ist sie auf über 2000 Blatt angewachsen, teilte Schick mit. Und sie soll noch größer werden. „Wo etwas ist, kommt gerne auch etwas hin“, sagte er und verwies darauf, dass es in den vergangenen Jahren immer wieder Grafik-Ausstellungen im Helferhaus gab, die „zwar nicht alle aus den Werken der Riecker-Sammlung zusammengestellt, aber thematisch breit gefächert waren“. Dass Backnang in Zukunft eine Grafik-Stadt wird, könne er sich durchaus vorstellen, denn: „Wir haben die Verantwortung, Ernst Rieckers Sammlung zu bewahren und sie der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.“ Celia Haller-Klingler erntete Lacher, als sie sagte: „Wenn jetzt jemand kommt und sagt, ,Wieso machen die denn jetzt schon wieder eine Ausstellung mit Blättern aus der Riecker-Sammlung? Das haben wir doch schon alles gesehen‘, kann ich Ihnen nur sagen: Das haben Sie mitnichten.“ Drei Ausstellungen im Jahr soll es in Zukunft im Riecker-Raum geben, immer zu einem Thema, das einmal jährlich mit einer großen Veranstaltung eröffnet wird. Auch kulinarisch stand der Eröffnungsabend der Dauerausstellung ganz im Zeichen von Ernst Riecker: „Unsere Ausstellung heißt ,Merry Mary‘, aber der Schwabe Riecker hätte vermutlich ,Merry Mariele‘ gesagt, und darum gibt es heute alle möglichen Variationen der Marille zu essen und zu trinken“, so Haller-Klingler. Fotos: P. Wolf


            BACKNANG (sil). Rund 30 Backnanger Grafik-Freunde haben am Freitagabend den Weg ins Helferhaus gefunden, um an der Eröffnung der ersten Ausstellung unter dem Motto „Merry Mary“ im neuen Riecker-Raum teilzunehmen. Empfangen wurden sie von Kulturamtsleiter Martin Schick und Celia Haller-Klingler, Leiterin des Graphik-Kabinetts. Die Sammlung des Apothekers Ernst Riecker, die rund 1600 Grafiken umfasst, wurde vor genau 100 Jahren der Stadt Backnang vermacht. Mittlerweile ist sie auf über 2000 Blatt angewachsen, teilte Schick mit. Und sie soll noch größer werden. „Wo etwas ist, kommt gerne auch etwas hin“, sagte er und verwies darauf, dass es in den vergangenen Jahren immer wieder Grafik-Ausstellungen im Helferhaus gab, die „zwar nicht alle aus den Werken der Riecker-Sammlung zusammengestellt, aber thematisch breit gefächert waren“. Dass Backnang in Zukunft eine Grafik-Stadt wird, könne er sich durchaus vorstellen, denn: „Wir haben die Verantwortung, Ernst Rieckers Sammlung zu bewahren und sie der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.“ Celia Haller-Klingler erntete Lacher, als sie sagte: „Wenn jetzt jemand kommt und sagt, ,Wieso machen die denn jetzt schon wieder eine Ausstellung mit Blättern aus der Riecker-Sammlung? Das haben wir doch schon alles gesehen‘, kann ich Ihnen nur sagen: Das haben Sie mitnichten.“ Drei Ausstellungen im Jahr soll es in Zukunft im Riecker-Raum geben, immer zu einem Thema, das einmal jährlich mit einer großen Veranstaltung eröffnet wird. Auch kulinarisch stand der Eröffnungsabend der Dauerausstellung ganz im Zeichen von Ernst Riecker: „Unsere Ausstellung heißt ,Merry Mary‘, aber der Schwabe Riecker hätte vermutlich ,Merry Mariele‘ gesagt, und darum gibt es heute alle möglichen Variationen der Marille zu essen und zu trinken“, so Haller-Klingler. Fotos: P. Wolf

Einander begegnen

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Von Hans-Christoph Werner

BACKNANG. Der Leiter von „Kirche im Dialog“, Pfarrer Ulrich Beuttler, war bemüht, dem Abend von Anfang an eine gedeihliche Richtung zu geben. Und so geriet sein Begrüßungswort etwas ausführlicher. Dialogbereitschaft signalisiere positives Interesse am anderen. Das bleibe bestehen, auch wenn man durch die Begegnung mit dem anderen und dessen Anderssein irritiert würde. Angesichts von fünf Millionen Muslimen in Deutschland sei der Dialog eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Einen Beitrag zu dieser Aufgabe wolle der Vortragsabend leisten, den knapp 100 Interessierte am Freitagabend im Gemeindezentrum der evangelischen Matthäuskirche besuchten.

Viele biblische Stoffe haben
eine Parallele zum Koran

Frieder Kobler, pensionierter Pfarrer und Vorsitzender der „Gesellschaft für christlich-islamische Begegnungen und Zusammenarbeit“, war 22 Jahre Pfarrer an der Kreuzkirche im Stuttgarter Westen gewesen. Weil er hierbei vielen in diesem Stadtteil wohnenden Muslimen begegnete, entspann sich ein Dialog. Dieser wurde auf Anregung von Prälat Martin Klumpp durch die Gründung des Vereins institutionalisiert.

Vor 70 Jahren, so hob der Pfarrer hervor, sei solcher Dialog noch kein Thema gewesen, weil kaum Muslime in Deutschland lebten. Das sei heute anders. Sie machen fünf Prozent der Gesamtbevölkerung aus. Leider werde das Bild des Islam durch viele Klischees verdüstert. Dem Vortragenden ging es darum, einen Beitrag zum Abbau des Feindbildes „Islam“ zu leisten. Dem war es auch geschuldet, dass der Pfarrer an Grundwissen über den Islam erinnerte.

Die heilige Schrift, der Koran, so die Überzeugung der Muslime, enthalte sowohl die Grundschrift des Judentums, die fünf Bücher Mose, wie auch die Grundschrift der Christen, das Evangelium. Die andere Zeitrechnung des Islam gehe auf die Flucht des Propheten Mohammed in die Stadt Medina zurück. Fünf Pflichten suche jeder Moslem zu erfüllen: Er bekennt sich zu Allah und dem Propheten Mohammed, er übt das Gebet und das Fasten, er spendet für Bedürftige und pilgert einmal in seinem Leben nach Mekka.

Vehement setzte sich Kobler für den Dialog ein. Es sei nützlicher, Muslimen zu begegnen, als Bücher über den Islam zu lesen. Bei ihm habe sich das Gefühl eingestellt: „Wir sind uns nahe.“ Zumal ja viele biblische Stoffe eine Parallele im Koran hätten. Im Laufe des Dialogs habe sich Übereinstimmung darin ergeben, dass die Welt Schöpfung Gottes sei. Und in dem, dass alle Menschen gleich an Würde und Wert sind. Das Gottesbild des Islam sei in erster Linie von Barmherzigkeit geprägt.

Aber auch das Fremdartige sparte der Dialogexperte nicht aus. So sei der Gottesdienst der Muslime entgegen christlichen Gewohnheiten stark vom rituellen Gebet und von der Wiederholung geprägt. Muslime würden Gott nicht mit „Vater“ anreden. Dies widerspreche ihrem Empfinden von Gottes Größe und Erhabenheit. Die Person wie auch der Tod Jesu als Sohn Gottes sei für Muslime absolut unverständlich.

Im Dialog mit dem Islam gehe es nicht darum, den Wahrheitsanspruch der einen wie der anderen Religion zu untermauern, sondern das Eigene einzubringen. Viele Muslime wünschten sich, dass Christen mehr und bewusster ihr Christsein leben würden.

Muezzin in Backnang ist
nicht zu befürchten

Die bei „Kirche im Dialog“ übliche Diskussion nach einer kurzen Pause drehte sich unter anderem um den Gottesnamen: Allah ist das arabische Wort für Gott. Der Koran, so eine andere Frage, sei direktes Gotteswort und somit nicht infrage zu stellen. Es gebe innerhalb der weiten Welt der Muslime Richtungen, die sich in „steinzeitlicher Art“ auf die Ausübung von Gewalt konzentrierten. Aber der Islam an sich sei eine friedliche Religion.

Eine Handvoll Mitglieder der türkisch-islamischen Gemeinde Backnangs, unter anderem der stellvertretende Vorsitzende Mustafa Gül, waren auch zum Abend erschienen. Als die Rede auf den gewünschten Moschee-Bau kam, mitsamt Minarett und eventuell täglichem Aufruf des Muezzins zum Gebet, konnten diese die Zuhörerschar beruhigen. Zwar wäre ein repräsentativer Moschee-Bau mitsamt Minarett gewünscht, aber eine über die Stadt dahinschallende Stimme des Muezzins müsse nicht gefürchtet werden.

Emotionaler und ehrlicher Schwabenrock

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Von ute Gruber

SULZBACH AN DER MURR. „Heimat“ ist für Markus Stricker ein ganz zentraler Begriff und von jeher der Dreh- und An-gelpunkt seiner Musik. Und zwar jenseits jeglicher Modeströmungen, Gefühlsduselei und vor allem politischer Stimmungsmache. Der 54-jährige verwendet daher auch lieber das Wort „Daheim“: „Dahoim ist der persönliche Wohlfühlort, dieses Gefühl aus der Kindheit, diese Vertrautheit der Menschen, der Sprache. Das ist für jeden anders, das darf man nicht verallgemeinern und kann man vor allem nicht besitzen.“

„Heimat ist die emotionale

Brücke zur Kindheit“

Für den Gründer der Band Wendrsonn, der in Sulzbach an der Murr, dem Tor zum Schwäbischen Wald, aufgewachsen ist und wohnt, ist das zum Beispiel der modrig-aromatische Geruch von feuchtem Waldboden, die menschenferne Ruhe unter alten Bäumen. Hier auch hat er am häufigsten seine musikalischen Eingebungen – dann, wenn ihn etwas emotional beschäftigt. „Da fallen mir plötzlich ganze Textzeilen ein“, beschreibt der Liedermacher, der 95 Prozent der Songs der Band komponiert, diesen Prozess, „mit der Musik gleich dabei“. Das sei seine Art, Gedanken und Gefühle zu verarbeiten, andere würden vielleicht malen oder werken. „Aber manchmal fällt mir monatelang nix ein.“

Und so taucht in den Songs das Thema Altwerden auf, aber auch das Im-Kopf-Jungbleiben, Wunschträume, daneben die Strümpfelbacherin mit dem Bausparvertrag oder der zum Alkoholiker versumpfte Jugendfreund, dazu alte, freche Volksliedchen, sanfte Liebeserklärungen, gruselige Spukgeschichten, aber auch der Frust über die Schließung des Backnanger Krankenhauses: „Mir wohne am Arsch der Welt, koiner hat mehr Kohle, koiner hat mehr Geld“, was von Zuhörern allerdings häufig als Nestbeschmutzung falsch verstanden wurde. „Heimat ist nicht alles nur rosarot“, stellt Stricker klar, der gerade das Raue, das Unzugängliche liebt, sich weigert „zu lobhudle“ und seine Aufgabe nur darin sieht, „zu erzählen – nicht zu urteilen“.

Die Emotionen rüberzubringen gelingt der munteren Mundartband mit „Herz und Hirn“ und einer zunehmenden Professionalität – fast alle Bandmitglieder sind inzwischen Berufsmusiker.

Und alle ticken sie gleich: Trotz der großen Virtuosität lieben sie alle die einfache, ausdrucksstarke Folkmusik. „Wir ergänzen uns wunderbar, da brauche ich nie viel zu erklären“, beschreibt der Songschreiber die Zusammenarbeit, die im digitalen Zeitalter weitgehend ohne gemeinsame Proben auskommt.

Und gelegentlich, bei besonders wichtigen Konzerten, hat Wendrsonn inzwischen das Quartett von professionellen Streichern dabei, das sonst die Studioaufnahmen für die CDs bereichert. Vollprofi Klaus Marquardt, der Teufelsgeiger, hat dazu die Arrangements geschrieben. „Für mich ist das seltsam, dass so tolle Musiker meine Musik spielen“, wundert sich dankbar und bescheiden Stricker, der poetische Liedermacher aus dem Dorf im hintersten Wald.

Ein solches, wichtiges Konzert fand am vergangenen Samstag statt: Das „Heimspiel“ in Sulzbach ist für Stricker eine besondere, emotionale Herausforderung. Die 600 Karten waren schon im Vorfeld fast ausverkauft und der Sohn der Murr-Gemeinde möchte sein kritisches Publikum natürlich nicht enttäuschen. Gerade hier, wo seine Lieder ihren Ursprung haben.

So bieten Wendrsonn eine grandiose Performance: In munterer Zwiesprache mit dem Publikum, das auch mit allerlei Einsätzen wie Wolfsheulen und Turnübungen in die Musikstücke integriert wird, schafft Frontmann Stricker in der Halle eine familiäre Atmosphäre, in der mit frechen Sprüchen, ernsten Gedanken, Instrumenten-, Stil- und Tempowechseln in drei Stunden Konzert keine Langeweile aufkommt.

Im Publikum: Biggi Binders 95-jährige Oma, die der Enkelin ihr altes Waschbrett als Percussions-Instrument zur Verfügung gestellt hat. Die zierliche Sängerin beherrscht allerlei Instrumente, ist „die Seele der Band“ und hat sich mit ihrer unerwartet kräftig rauen Stimme im Laufe der Zeit zum bildhübschen, alterslosen Vamp gemausert.

Die jubelnde Gitarre des virtuosen Michael Schad, der mit seiner Winnetou-Mähne den Kindheitsträumen näher gekommen sei als Stricker selbst. „Ich bin jetzt eher Jim Hawkins“, stellt der ernüchtert fest und entblößt sein kahles Haupt. Die Finger von Klaus Marquart fliegen im Affenzahn übers Griffbrett, der Mann ist in Symphonie-Orchestern genauso zu Hause wie in angesagtem Rock und Pop. Ove Bosch am Bass und Youngster Heiko Peter am Schlagzeug geben der Musik die nötige Substanz.

Zuletzt wird zur „After-Show-Party“ in die zuvor besungene „Dorfdisco“ Belinda eingeladen und dann macht Drummer Heiko Peter noch schnell ein Selfie der Band vor ausverkauftem Saal in stehenden Ovationen – wenn das kein Foto fürs Familienalbum ist. Oder stellt man das heutzutage lieber auf Instagram?

Mehr noch als volle Säle, bedeuten den Musikern aber die persönlichen Reaktionen ihrer Zuhörer, die vielen E-Mails von Menschen, denen ihre ehrliche Musik zu Herzen geht. „Xund bleibe und weitermache dürfe“, wünscht sich jetzt Markus Stricker in Anbetracht der Tatsache, dass er inzwischen genau das Alter erreicht hat, in dem sein großes Vorbild Wolle Kriwanek aus Backnang vor 15 Jahren so völlig unerwartet gestorben ist.

Fürs kommende Jahr haben die Vollblutmusiker neben vielen Konzerten eine neue CD angedacht, eventuell sogar eine Kooperation mit dem Waiblinger Jugendorchester


            Mit ihren frechen Sprüchen, ernsten Gedanken, Instrumenten-, Stil- und Tempowechseln lassen Wendrsonn bei ihrem Konzert keine Langeweile aufkommen. Foto: J. Fiedler

Musik, Clowns und gute Laune: Ein Benefizkonzert für Robin

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Von Claudia Ackermann

WEISSACH IM TAL. Ein großes Benefizkonzert für den an einer unheilbaren Krankheit leidenden Robin Schmetzer fand am Samstag in der Gemeindehalle Unterweissach statt. Organisator Dani Suara konnte zahlreiche Musiker, Bands, Mitwirkende am Kinderprogramm und Helfer für die Veranstaltung mobilisieren. Für Robin Schmetzer und seine Familie war es ein Schock, als im Februar dieses Jahres nach zweijähriger Odyssee von Arzt zu Arzt die Diagnose feststand: Der in Weissach lebende Robin leidet an der unheilbaren Krankheit Spinozerebelläre Ataxie Typ 2, bei der das Kleinhirn und die Nervenzellen im Rückenmark unaufhaltsam zerstört werden. Dani Büttner, der als Sänger unter dem Künstlernamen Dani Suara auftritt, hörte von dem Schicksal. Er kannte Robin, denn in ihren Familien gibt es Verbindungen. Zunächst hatte er die Idee, ein kleines Benefizkonzert in der Backnanger Bar „Das Wohnzimmer“ zu veranstalten. Doch dann wurde ihm klar: „Das muss etwas Größeres werden.“

Zahlreiche Spenden machen die Benefizveranstaltung erst möglich

Bei der Gemeinde Weissach im Tal fand er Unterstützung für ein großes Benefizkonzert. Die Gemeindehalle wurde zur Verfügung gestellt und mit dem Einsatz von Sanitätern und Feuerwehr geholfen. Spenden im Wert von über 2000 Euro von Privatpersonen und Firmen gingen auf einem extra eingerichteten Konto ein, mit denen er die im Vorfeld anfallenden Kosten decken konnte. Rund 450 Tombola Preise wurden gestiftet. Dani Suara hat zahlreiche Verbindungen zu Musikern in der Region: „Wir haben eine breite Unterstützung erfahren.“ Mit einem Kinderprogramm, das am Samstagvormittag startet, beginnt die Mammutveranstaltung. Eine Clown-Show mit dem Galli-Theater, Professor Pröpstls Puppentheater oder der Zauberer Magic Oli Wonder unterhalten die kleinen Besucher. Tanja Szauter ist mit ihrer Tochter Maya gekommen, um die Benefizveranstaltung zu unterstützen. Die Sechsjährige zeigt stolz ihr aufgesprühtes Air-Brush-Tattoo am Arm und das geschminkte Kunstwerk im Gesicht, das Corinna Sveda und Nadine Peichl aufgetragen haben. Auch musikalische Unterhaltung gibt es beim Mittagsprogramm mit Singer-Songwriter Maximilian Jäger, Sängerin Lilli aus Freiburg und Jessy Schiessl, die den 1. Platz beim Nachwuchswettbewerb am Backnanger Straßenfest 2017 in der Erwachsenenkategorie belegt hat und Teilnehmerin bei der TV-Show „The Voice Kids“ war. Breakdance wird von der Dance Intense Factory Kids präsentiert. Alle Mitwirkenden verzichten auf eine Gage.

„Wir freuen uns wirklich sehr“, sagt Robins Mutter Sabrina Schmetzer. „Die Mitmenschen hier im Ort und der Umgebung sind sehr mitfühlend und bereit zu helfen.“ Aufgrund einer Spendenaktion des Vereins Sternentraum unter dem Motto: „Lebenszeit für Robin“ konnte der 18-Jährige im August und September eine 25-tägige Stammzellentherapie in Bangkok machen, die von der Krankenkasse nicht bezahlt wird und für die Familie unerschwinglich gewesen wäre. „Die Therapie war ein großer Erfolg“, unterstreicht Sabrina Schmetzer. Zwar kann sie die Krankheit nicht heilen, aber den Verlauf verlangsamen. Robins Gleichgewichtstörungen und das Zittern seien viel besser geworden. Allerdings müsse man die Therapie alle zwei Jahre wiederholen. Die Familie gibt die Hoffnung nicht auf, dass doch irgendwann ein Medikament gegen die Krankheit entwickelt wird. Jetzt steht erst einmal der behindertengerechte Umbau des Hauses in Weissach an. Eine begehbare Dusche muss eingebaut werden. Aufgrund der Koordinationsstörungen bestehe erhöhte Stolpergefahr. Irgendwann sei wohl ein Treppenlift nötig. Für diese Umbaumaßnahmen in dem relativ alten Haus soll der Erlös aus dem Benefizkonzert verwendet werden.

Robin ist auch zur Veranstaltung gekommen und möchte so viel Zeit wie möglich dabei sein. Zwischendurch wird er Pausen einlegen, um sich auszuruhen. „Es ist ziemlich aufregend“, sagt der 18-jährige, „cool, dass es so viele gibt, die das freiwillig machen.“ Besucher kommen auf ihn zu und möchten den sympathischen jungen Mann persönlich kennenlernen, worüber Robin sich sehr freut. Und seine Mutter fügt hinzu: „Man ist nicht gewohnt, dass so viele Menschen Anteil nehmen und dass sie rührt, was mit Robin ist.“ Rund 40 Helfer aus Robins Familie und Bekanntenkreis und Freunde des Organisators Dani Suara packen mit an. Sabrina Schmetzers drei Schwestern Chantal Clauss, Stefanie Clauss und Missy Sanchez waren den ganzen Morgen mit dem Belegen von Brötchen beschäftigt und schenken Kaffee aus. Über 60 Kuchen haben ehrenamtliche Helfer gebacken.

Spendenerlös muss jetzt
noch ausgewertet werden

„Es ist ’ne gute Sache“, findet auch das Duo Redick & Breichle. Im Erwachsenenprogramm, das von 16 bis 24 Uhr angesetzt ist, treten die Rapper Benedikt Cocks aus Backnang und Oliver Jastram aus Weissach mit eigenen Texten auf. Die Backnanger Rockcoverband Lay Down Layla ist dabei. Organisator Dani Suara tritt als Solosänger auf und übernimmt den Gesang bei den Musikern von Any-one´s Daughter, deren Sänger verhindert ist. Die Band Juniique aus Reutlingen präsentiert Deutschrock, bevor die JB Band mit Sänger Jonny Akehurst die Halle bis spät in die Nacht rockt.

Der Spendenerlös muss noch ausgewertet werden und geht unter dem Verwendungszweck: „Spende für Robin S.“ an den Verein Menschen in Not Da Toni e.V., der Robin unterstützt.


            Dani Suara (links) und Robin Schmetzer freuen sich über den Erfolg des Konzerts. Foto: J. Fiedler

Gemeinsam friedlich ein Zeichen setzen

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Von Silke Latzel

BACKNANG. Es ist vor allem die bürgerliche Mitte, die am Samstagvormittag auf der Backnanger Marktstraße ein Zeichen gegen Rechts setzt. Das bestätigt auch Ulli Eder, Einsatzleiter der Polizei. „Es ist nur ein kleine Gruppe unter den Demonstranten, die vermutlich nichts gegen eine Auseinandersetzung mit der Gegenseite hätte. Die überwiegende Mehrheit sind friedliche Bürger, ältere Menschen, Familien mit Kindern, also einfach vernünftige Leute.“ Trotz allem ist die Polizei vorbereitet. Sieht man auf der Kundgebung nur vereinzelt Polizisten, warten eine Querstraße weiter mehrere Mannschaftswagen der Polizei mit einsatzbereiten Beamten. „Wir wollen einfach vorbereitet sein und nicht böse überrascht werden“, so Eder. Doch rechne er nicht mit Krawallen, obwohl im Vorfeld Faschisten und andere Rechte im Internet Störungen der Kundgebung angekündigt hatten. „Die AfD, die einen Stand an der Bleichwiese hatte, hat diesen schon gegen 10 Uhr wieder abgebaut, die Kundgebung hier hat erst um 11 Uhr angefangen. So gab es eigentlich keine Berührungspunkte.“

„Für die Freiheit, für das Leben –
Nazis von der Straße fegen“

Vielleicht nicht einmalig, auf jeden Fall allerdings ungewöhnlich ist es, dass die Zahl der Teilnehmer sowohl vonseiten der Veranstalter, dem „Bündnis Zusammen gegen Rechts Rems-Murr“, als auch der Polizei etwa gleich hoch geschätzt wird: 250 Menschen. Sie hören den Rednern zu, informieren sich an Infotafeln über rechte Gewalt im Rems-Murr-Kreis und verewigen ihre Handabdrücke mit bunter Farbe auf einem weißen Transparent auf dem steht: „Backnang: Besser ohne Nazis“. Auch der leichte Nieselregen kann die Menschen nicht vertreiben, es werden einfach die Schirme gezückt.

Die Redner sprechen unter anderem die rassistischen Farbschmierereien an, die in der vergangenen Zeit häufig in und um Backnang herum aufgetauscht sind. „So ekelerregend und niederträchtig die jüngsten Naziaktionen sind, zeigen sie doch deutlich, wie sehr sich die Nazibande in der Defensive befindet. Wir stehen hier mit vielen Leuten aus Backnang und der Region, sind ansprechbar und werden aktiv für eine bessere Welt. Die Nazis können nichts als nachts Gebäude zu beschmieren und im Internet auf stark machen“, so einer der Redner.

Im Anschluss an die rund einstündige Kundgebung formiert sich spontan ein Demonstrationszug, der sich durch die Innenstadt und Richtung Marktplatz bewegt, etwa 100 Menschen nehmen daran teil und skandieren Sprüche wie „Für die Freiheit, für das Leben – Nazis von der Straße fegen“. Bürger am Straßenrand applaudieren, nur hin und wieder hört man auch kritische Stimmen.

Tim Neumann, Pressesprecher des Bündnisses zieht ein durchweg positives Fazit: „Ich bin äußerst zufrieden mit dem Ablauf der Kundgebung. Es kamen mehr Menschen, als wir erwartet hatten. Das zeigt, dass wir es erfolgreich schaffen, die Bürger im Landkreis anzusprechen. Auch wenn wir auf der Straße unsere Veranstaltungen bewerben, merken wir, wie wichtig die Arbeit gegen Rechts den Menschen hier ist. Mit den Redebeiträgen auf der Kundgebung konnten wir ein breites Spektrum an Themen bearbeiten und den Besuchern vorstellen. Von den lokalen Aktivitäten der Faschisten, das Verhältnis zwischen ihnen und der AfD über die allgemeinen Strategien der Rechten – hier haben wir gute inhaltliche Akzente gesetzt.“


            Spontan formiert sich nach der Kundgebung ein Demonstrationszug.Fotos: J. Fiedler

            Tim Neumann, Pressesprecher des Bündnis „Zusammen gegen Rechts Rems-Murr“ ruft dazu auf, sich gegen Rechtsextremismus zu wehren.

            Bunte Hände für ein Backnang ohne Nazis.

Gänsehautwetter beim Gänsemarkt

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Von Florian Muhl

BACKNANG. Der Gänsemarkt-Sonntag fängt ja schon mal gut an: eine Stunde länger schlafen. Dann der erste Blick aus dem Fenster. Regen. Kalt ist’s auch. Und von Sonne keine Spur. Die Freude ist getrübt. Genau das Wetter, das sich die Organisatoren des traditionsreichen Festes in Backnang nun gar nicht gewünscht hatten. Allerdings gibt es wohl nur einen der angesagten rund 60 Standbetreiber, der sich vom Regen hat abschrecken lassen und nicht erschienen ist. Wie Stadtmarketing-Manager Simon Köder und Wirtschaftsbeauftragter Ralf Binder mitteilen, gibt es wohl einige Geschäfte, die im Außenbereich nicht die Aktionen anbieten, die sie geplant hatten. Die spannende Frage ist: wird es überhaupt viele Bürger in die Stadt ziehen?

Die Toulouser Gänse verlaufen sich. Seit einigen Jahren eröffnet die Gänseparade das bunte Treiben in der Backnanger Innenstadt. Auch gestern. Die zwölf Toulouser Gänse formieren sich am Adenauerplatz wie automatisch, als sie die ersten Trommelschläge hören. Tambourmajor Marc Picar aus Holland hat die Show eröffnet. Basierend auf der uralten Tradition des Gänsehütens hat der Holländer Marc Picar die Show, eine Kombination zwischen Mensch, Tier und Musik, entwickelt. Das Dutzend Gänse nimmt Haltung an, reckt die Hälse und watschelt los in Richtung Innenstadt. Rund 30 beschirmte Schaulustige, darunter viele Kinder, hinterher. Auf der Marktplatzbühne wartet man schon gespannt auf das Federvieh, um nach dessen Eintreffen den Gänsemarkt offiziell zu eröffnen. Aber was ist das denn? Im Gänsemarsch watscheln die Tiere einfach vorbei in Richtung Gehege am Gänsebrunnen. Irritation. Kennen sie den Weg nicht? Oder lockt das Futter? Die Prozession wird kurzerhand wieder zurückbeordert. Alle Umstehenden nehmen’s mit Humor.

Echte Schotten frieren nicht. Welch gute Gastgeber die Backnanger sind, beweise auch der Umstand, dass die Organisatoren das Wetter speziell an ihre Gäste angepasst hätten, sagt Moderator Josh Kochann. So gibt es britisches Wetter extra für den Besuch aus der englischen Partnerstadt Chelmsford, für die Bürgermeisterin von Chelmsford, Councillor Yvonne Spence, ihren Ehemann John und ihre Stellvertreterin Christine Garrett. Wie Backnangs Oberbürgermeister Frank Nopper bemerkt, erschien John Spence in einem Schotten-Quilt, weil das Ehepaar ursprünglich aus Edinburgh stammt. Trotz des Rockes friert der Bürgermeisterin-Gatte offensichtlich nicht.

Da kriegt man doch eine Gänsehaut. Gänse haben nicht nur den Backnanger Gänsekrieg ausgelöst, und „mit dem Aufstand der Backnanger Frauen auch die ersten emanzipatorischen Regungen in Kontinentaleuropa“, wie Nopper bei seiner Ansprache sagt, sondern hätten Dichter zu Gedichten inspiriert. Beispielsweise den deutschen Humoristen Heinz Erhardt: „Die Gans erwacht im grauen Forst/erstaunt in einem Adlerhorst./Sie blickt sich um und denkt betroffen:/mein lieber Schwan, war ich besoffen.“ Der OB überrascht die Zuhörer aber auch mit seinem Gänsegedicht, das er der Witterung angepasst hat: „Liabe Leut s’isch sicher richtig,/Gänse sen verdammt arg wichtig,/überall sott’s Gänse geba,/Gänse braucht die Stadt zum Leba./Doch wenn man auf das Wetter schaut/kriegt mer scho a Gänsehaut.“

Die Blumenfrau und der Gemüsemann. Ursula Keck ist gleich mit zwei ersten Preisen vom Gänsemarkt nach Hause gegangen. Die 75-Jährige aus Steinbach hat nämlich nicht nur einen der schönsten Vorgärten im Stadtgebiet, sondern erhält diese Auszeichnung auch für ihren blumigen Balkonschmuck. Zusammen mit ihrem Ehemann nimmt sie die Preise des Backnager Blumenschmuckwettbewerbs auf der Marktplatzbühne entgegen. Beide arbeiten fast jeden Tag in ihrem Garten auf dem 740 Quadratmeter großen Grundstück in der Straße Vorderer Weinberg 11. Seit 1972 wohnen Ursula und Hermann Keck dort. „Ich bin fürs Blumengeschäft zuständig und er macht das Gemüse“, schmunzelt die 75-Jährige. Aber bei dem tollen Sommer habe man nicht viel machen müssen, sagt der 81-jährige Ehemann, nur eben viel gießen, manchmal sogar zweimal am Tag. Weitere erste Plätze haben erhalten – Vorgärten: Heidi und Klaus Marbaz (auch Balkon), Helga Freutel, Bianca Blau (auch Balkon), Hildegard Neugebauer, Manfred Schmauss, Edda und Egon Walz, Beate Vogt, Regina Baltes und Erich Bihlmaier; Kategorie Balkon: Theresia Fahrbach, Ingrid Römmich, Sonja Bayer, Nicole und Günter Krone und Klaus Zink.

Der Regen ist doch egal. Die junge Familie Nadine und Konstantin Benzler mit ihren drei kleinen Kindern Levin (3), Paulina (2) und Karline (fast 3 Monate) aus Waldrems kommt fast jedes Jahr zum Gänsemarkt. Warum? „Die Kinder wollen die Gänse sehen, weil die auch im Wimmelbuch vorkommen, und es gibt immer eine rote Wurst“, sagt die 27-jährige Mutter. „Und einkaufen können wir auch“, ergänzt der 37-jährige Vater. Und das Wetter? Die Kinder sind entsprechend angezogen und fühlen sich richtig wohl. „Levin, stört’s Dich, dass es regnet“, fragt der Papa seinen Sohn. Der meint: „Der Regen ist doch egal.“

Besuch aus dem Weltall. Eine weitere Preisvergabe steht auf dem Programm. Marc Hamacher vom Leseratten Verlag präsentiert das neue Buch „Backnang Stories 2018 4kids“ mit 16 Autorenbeiträgen und kürt die jeweils drei besten Geschichten. „Besuch aus dem All“ erhält den 1. Preis. Darin erzählt Heidrun Szillus von einem Alien, der auf den Geschmack von Linsen und Spätzle kommt. Den 1. Preis in der Kategorie U18 bekommt Annika Vetter (14) für ihre Story „Luca, Lou und die Sache mit der Spinne“. Die zweiten Plätze: „Affenzirkus“ von Sarah Stiegler / U18: „Lou“ von Leonie Baumann (11). Die dritten Plätze erhalten: „Das Pullermännchen“ von Marina Heidrich / U18: Magische Schwestern“ von Amelie Ebinger (7. Klasse).

So funktioniert ein Feuerlöscher. Die Premiere ist geglückt. Erstmals präsentieren sich DRK, THW, DLRG und Feuerwehr auf der Blaulichtmeile im Biegel. Fast 30 ehrenamtliche Helfer informieren und zeigen, an einer Puppe, wie man wiederbelebt, oder demonstrieren den Umgang mit einem Feuerlöscher. „Der Besuch war zwar schwach, aber die Gespräche mit Bürgern waren sehr gut“, sagt Feuerwehrsprecher Jan Kusche.

Eine Axt verfehlt auch mal ihr Ziel. Auch die zweite Premiere ist geglückt. Die Aussteller und Händler des historischen Markts strahlen nicht, sind aber dennoch angesichts des Wetters zufrieden. „Uns ist es wichtig, den Leuten das historische Handwerk wieder nahe zu bringen. Deswegen machen wir Aktionen für Kinder und Schulen“, erklärt Jan Vogel aus Großerlach-Neufürstenhütte. Zusammen mit 17 Gleichgesinnten gründete er erst im Mai dieses Jahres den „Verein für historisches Handwerk und lebendige Geschichte“. – „Wir haben jetzt schon 30 Mitglieder, Tendenz steigend“, fügt seine Lebenspartnerin Cornelia Paul aus Spiegelberg an. Nach keltischem Ritual sind die Beiden sogar verheiratet. Hingucker beim Gänsemarkt war das Wurfaxt-Werfen. Aber es zeigte sich immer wieder: Eine Axt verfehlt auch mal ihr Ziel.


            Die Toulouser Gänse gehorchten Tambourmajor Marc Picar aus Holland wie aufs Wort. Nachdem sie sich erst verlaufen hatten, ging’s wieder zurück zur Show-Bühne auf den Marktplatz.Fotos: J. Fiedler

            Die überdachte Showbühne nutzten zahlreiche Vereine und Schulen, um Tänze aufzuführen.

            Der Profi zeigt, wie’s geht: Auf der Blaulichtmeile wurde der Umgang mit dem Feuerlöscher geübt.

            Verteilten gebackene Gänse: die Stadträtinnen Ingrid Beerkircher (links) und Sabine Kutteroff.

            
              Das Einzige, was gestern gar nicht angenommen wurde, war das reichhaltige Angebot an Sitzplätzen.
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