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Landgasthof ganz ohne Schnitzel

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Von Armin Fechter

KAISERSBACH. Nein: Betriebswirtschaftliche Überlegungen waren zuallerletzt ausschlaggebend, als Claudia Bihlmaier ihre Küche von traditionell auf vegan umstellte. Es ging auch nicht darum, eine Nische oder ein Alleinstellungsmerkmal in der umkämpften gastronomischen Landschaft in der Erholungsregion rund um den Ebnisee zu finden. Im Gegenteil: „Es war die pure Herzensentscheidung“, sagt die 55-Jährige, die mit industrieller Fleischerzeugung, mit Nutztierhaltung und überhaupt mit der Ausbeutung von Lebewesen komplett gebrochen hat und stattdessen konsequent auf pflanzliche Ernährungsweise umgestiegen ist.

Gleichzeitig gesteht die Chefin des einzigen veganen Restaurants im weiten Umkreis ein, dass die ersten Zeiten wirtschaftlich alles andere als leicht waren, auch wenn es inzwischen vor allem an den Wochenenden doch recht gut läuft: „Am Anfang war’s eine Katastrophe.“

Denn viele Gäste, die das traditionelle Angebot im Schwobastüble schätzten, blieben weg. Auf der Speisekarte fanden sie nun keinen Wurstsalat mehr, sondern beispielsweise einen Country-Burger. Das gefüllte Sesamweckle kommt dabei zwar ohne Rinderhack daher, es bietet aber mit hausgemachtem Kidneybohnen-Patty, Salat, Tomate, Gürkle und Zwiebeln einen echten Gaumenkitzel, den Claudia Bihlmaier noch mit Kartoffelwedges und Salsadip anreichert.

Kritik am rohen Umgang

mit Lebewesen

„Es kann nicht sein, wie wir mit anderen Erdlingen umgehen“, erklärt Bihlmaier ihre Einstellung. „Ich kann das nicht mehr verantworten.“ Ein längerer Weg liegt hinter ihr, ehe sie zu dieser Überzeugung gekommen ist. Ihre Devise lautet nun: „Natürlich vegan.“

Dokus über Schlachthöfe und Schweinezucht, ein Schorlau-Krimi, der den Tierschutz zum Thema macht, und unmittelbare Erfahrungen, etwa der Blick auf Enten mit gebrochenen Flügeln und Hämatomen, haben zu dem Wandel beigetragen, den Bihlmaier vollzogen hat. „Mich gruselt es heute noch“, sagt sie, wenn sie an manch drastische Filmszenen zurückdenkt, und sie verurteilt die „riesige Maschinerie“ der Nahrungsmittelindustrie, die auch noch mit Milliardensummen gefördert wird.

Viele Jahre lang hatte sie zuvor traditionell gekocht. Doch immer mehr Fleischsorten strich sie aus ihrem Küchenrepertoire. Akzeptabel fand sie als Letztes noch eine Zeit lang Wild, das sie von heimischen Jägern geliefert bekam, und Rind aus Weidehaltung. Unterdessen hatte sie aber auch ihre persönlichen Ernährungsweise verändert: über vegetarisch zu vegan – ein Weg, den viele gehen, die sich Schritt für Schritt vom althergebrachten Fleischkonsum verabschieden. Heute formuliert Claudia Bihlmaier als Leitsatz für ihr Haus: „Es ist schön, dass immer mehr Menschen ein Bewusstsein für das Leben in Einklang mit der Natur am Herzen liegt. Alle diese Menschen möchten wir mit unserer Arbeit ansprechen, unterstützen und inspirieren.“

Die Gastronomie war der gelernten Köchin quasi in die Wiege gelegt. 1982 hatte ihre Mutter das Schwobastüble aus der Taufe gehoben. Sie kam damit einer wachsenden Nachfrage entgegen: Immer mehr Ausflügler zog es in den Schwäbischen Wald, immer größer wurde der Wunsch nach Bewirtung mit bodenständiger Kost. Die Familientradition reicht jedoch noch weiter zurück: Schon Bihlmaiers Urgroßmutter hatte einst die Pension Strohmaier eröffnet und damit die ersten Sommerfrischler angesprochen, die der frischen Luft wegen die Höhen aufsuchten. Nach dem Zweiten Weltkrieg führte die Oma den Pensionsbetrieb weiter, bis Bihlmaiers Mutter initiativ wurde. „Sie war Wirtin mit Leib und Seele“, blickt die Tochter zurück.

Die junge Claudia absolvierte derweil eine Lehre als Köchin und Restaurantfachfrau, zudem bildete sie sich später zur Ernährungsberaterin weiter. Einen großen Schatz an Erfahrungen sammelte sie auf Reisen und bei Engagements auf der ganzen Welt zwischen USA, Malaysia und Australien.

Mit diesem Hintergrund übernahm sie 1995 mit ihrem Mann den Betrieb, den sie seit 2006 allein führt. Bald tauchten auf der Speisekarte neben den traditionellen Menüs auch vegetarische und vegane Gerichte auf. Dennoch blieb das Schwobastüble im Wesentlichen eine Wirtschaft, wie man sie gemeinhin in der ländlichen Umgebung erwartet.

An Silvester 2012 war dann aber für die Inhaberin der Punkt erreicht, an dem der Spagat zwischen der persönlichen Lebenseinstellung und dem Job nicht mehr funktionierte. Claudia Bihlmaier stand am Scheideweg, sie überlegte, ob und wie es weitergehen sollte. Zu Hilfe kam ihr wiederum eine persönliche Erfahrung: Sie wollte in einem Restaurant in Stuttgart für einen veganen Brunch reservieren, dort war aber auf Wochen hinaus ausgebucht. Wenn die Nachfrage so groß ist, dachte sie, warum sollte das dann nicht auch in Ebni gelingen?

Veggie-Brunch zum Start markiert

die neue Zielsetzung

Am 27. Januar 2013 eröffnete Claudia Bihlmaier ihr Gasthaus neu – mit dem ersten Veggie-Brunch, der die Zielsetzung markierte: Das Programm sollte komplett auf vegan umgestellt werden. „Das ist mein Weg, den gehe ich“, machte sie sich damals Mut. Und den benötigte sie auch, denn von allen Seiten schlug ihr Skepsis entgegen. Die alleinstehende Geschäftsfrau musste da in vielfacher Hinsicht ihren Mann stehen und Überzeugungsarbeit leisten. Auch ihre Mutter, die noch immer tapfer mithalf, konnte sich mit dem neuen Kurs erst nicht anfreunden. Ihre Kinder aber – drei Töchter und ein Sohn – machten die Umstellung auf vegane Lebensweise mit und helfen nun immer wieder im Betrieb.

Der Umbruch wurde bald auch nach außen hin sichtbar. Claudia Bihlmaier änderte den Namen des Hauses in Gaja’s Welt – in Anlehnung an die griechische Mythologie. Der Begriff soll die Naturverbundenheit signalisieren, die sich die Inhaberin auf die Fahnen geschrieben hat. Dann Gaia ist die Erdgöttin, die personifizierte Erde. Eine mit Symbolen angereicherte stilisierte Darstellung wurde am Haus angebracht.

Während die meisten Gäste früherer Jahre den Wandel nicht mitmachten, ist der Ebni-Stammtisch, eine gemischte Gruppe von Frauen und Männern, die sich einmal im Monat treffen, geblieben. Die Mitglieder seien selbst in Bezug auf Ernährung sensibilisiert, berichtet Bihlmaier. Die anderen Gäste kommen teils aus der Umgebung, teils von weiters her, etwa aus Karlsruhe, Pforzheim oder Heidelberg. Sie schätzen die Kreativität, mit der Claudia Bihlmaier in der Küche waltet, und genießen einen Dal, ein indisches Linsengericht, ebenso wie heimische Pfifferlinge, die hier eben nicht in der üblichen Rahmsoße daherschwimmen.

„Wir sind keine abgedrehten Gurus“, macht die Chefin deutlich, und verweist auf das Festival, das sie zusammen mit ihren Leuten neulich organisiert hat und bei dem es unter dem Motto „Leben. Natürlich. Im Einklang mit Mutter Erde“ auf dem Areal Vorträge, Livemusik, Workshops, Yoga und Meditation gab: Es sei ihr ein Herzensprojekt, die Menschen miteinander zu vernetzen.


            Claudia Bihlmaier und ihre Tochter Lea bereiten die Speisen für den Mittagstisch vor. In der veganen Küche kommen nur pflanzliche Produkte zum Einsatz. Foto: A. Becher

Ohne Deutschland fährt er zur WM

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Von Andreas Ziegele

ASPACH. „Ich bin schockiert, enttäuscht und frustriert“, sagt Dietmar Meyer am Morgen danach und ergänzt: „Eine Nacht reicht hier nicht, um das zu verarbeiten und den Kopf wieder frei zu kriegen von dem, was sich am Abend zuvor ereignet hatte. Für ihn ist durch das Ausscheiden in der Vorrunde ein kleiner Traum geplatzt. Durch seine Mitgliedschaft im „Fan-Club Nationalmannschaft“ hatte er über das Losverfahren der Fifa Zusagen für die Tickets für alle Ausscheidungsspiele mit deutscher Beteiligung. Sein Plan war klar: Deutschland wird Gruppenerster und dann geht’s am Dienstag zum Achtelfinale nach Sankt Petersburg, weiter zum Viertelfinale in Samara und zum Halbfinale und Endspiel nach Moskau.

So buchte der Rietenauer Unternehmer und Geschäftsführer der Solmey GmbH seine Flüge von und nach Frankfurt und die entsprechenden Inlandsflüge in Russland. Die Tickets für die Spiele hätte es dann vor Ort gegeben, auch nach Hotels hatte er sich im Internet umgesehen. „Übernachtungen habe ich noch keine gebucht, da nach meiner Recherche noch genügend Hotelkapazitäten zur Verfügung stehen.“ Auch für den Fall, dass es „nur“ zum Spiel um den dritten Platz für die deutsche Nationalmannschaft gereicht hätte, war er vorbereitet: „Dann wäre ich mit der Bahn von Moskau nach Sankt Petersburg gefahren“, so Meyer. Nach den schwachen Auftritten und noch vor dem Spiel gegen Südkorea „habe ich einen Plan B entwickelt“. Dieser sah Deutschland als Gruppenzweiten und „ich wäre dann eben zuerst nach Samara und dann nach Kasan geflogen“.

24 Stunden nach dem Aus „Der Mannschaft“ hat der Hardcore-Fan aus Rietenau, der im Übrigen auch fleißig in der BKZ-Bundestrainer Facebook-Gruppe mitdiskutiert, dann doch noch einen Plan C entwickelt. Da die Flüge schon bezahlt und nicht stornierbar sind und er eine sogenannte Fan-ID hat, wird er sich am Sonntag auf den Weg nach Russland machen. Die Fan-ID ermöglicht das visumfreie Einreisen, die kostenfreie Nutzung der Transportmittel zu den Stadien und die Berechtigung, Karten zu erwerben.

Und das wird er dann versuchen: Schweiz gegen Schweden statt Schweiz gegen Deutschland ist eine der Begegnungen, die er sich gerne anschauen würde. In Sotschi, dort wo sich die deutsche Mannschaft am wohlsten gefühlt hat, wird er ebenfalls versuchen, an Karten zu kommen. „Und dann bleibt einem ja auch noch Sightseeing“, wie er sagt, um aus dem Schlechten doch noch etwas Gutes zu ziehen. Sein deutsches Heim- und Auswärtstrikot wird auf jeden Fall im Gepäck sein. „Da kommt man dann auch schnell in Gespräche vor Ort“, weiß der erfahrene Auswärtsfahrer der Nationalmannschaft. Die Niedergeschlagenheit ist aber noch immer aus seiner Stimme zu hören.

Vor vier Jahren war er bei

allen Gruppenspielen

in Brasilien dabei

Dietmar Meyer, der früher selbst als Stützpunkttrainer für den DFB gearbeitet und mit der deutschen Nationalmannschaft schon einiges erlebt hat, erzählt: „Vor vier Jahren war ich bei allen Gruppenspielen in Brasilien dabei.“ Damals war er ohne Eintrittskarten nach Südamerika gereist, konnte diese aber ohne Probleme vor Ort kaufen. Auch in Polen beim Qualifikationsspiel zur diesjährigen WM war er vor Ort. Dass er Heimspiele der Nationalmannschaft besucht, muss an dieser Stelle nicht mehr erwähnt werden. „Der deutsche Fußball muss sich nun noch mal richtig überdenken“, zieht Meyer sein Fazit für diese WM. Die Trainerfrage muss aus seiner Sicht auch genauestens analysiert werden, um zu klären, ob es überhaupt möglich ist, mit Joachim Löw als Trainer weiterzumachen. „Denn mittlerweile können auch die sogenannten kleinen Fußballnationen mithalten.“ Besonders geärgert hat er sich über den, wie er sagt, „Schlafwagenfußball“ und die „Das klappt schon wieder“-Mentalität der deutschen Mannschaft. Treu bleiben will er dem DFB-Team aber auch in der Zukunft. Nach dem Ausscheiden von Deutschland ist sein Weltmeistertipp nun Frankreich. Aber er hat sich in dieser Sache schon einmal geirrt.


            Dietmar Meyer und seine Frau Gerlinde Meyer fieberten mit der Nationalmannschaft mit, doch alles Daumendrücken half nichts. Dennoch will Meyer nach Russland reisen, jetzt greift Plan C... Foto: T. Sellmaier

Polizei ermittelt wegen versuchtenTotschlags

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WEISSACH IM TAL (pol). Nach dem Angriff auf einen 78 Jahre alten Radfahrer vergangenes Wochenende beim Aichholzhofweg in Weissach im Tal hat nun die Kriminalpolizei Waiblingen die Ermittlungen übernommen. Es geht um versuchten Totschlag.

Der 18 Jahre alte Tatverdächtige wurde am Freitagmorgen von der Polizei festgenommen und auf Antrag der Staatsanwaltschaft einem Haftrichter vorgeführt. Es wurde ein Haftbefehl erlassen und dieser gegen eine Meldeauflage außer Vollzug gesetzt, heißt es in einer Pressemitteilung der Polizeidirektion Aalen.

Wie bereits berichtet war der Senior am vergangenen Samstag kurz nach 19 Uhr mit dem Fahrrad auf dem Aichholzhofweg unterwegs, als er an dem 18-Jährigen vorbei kam, der sich zusammen mit einer Gruppe Jugendlicher auf dem Radweg aufhielt. Dann geschah das Unfassbare: Der 18-Jährige hatte den Senior mit einem Fußtritt gegen den Kopf zu Boden geschlagen und ihn anschließend sogar noch mehrmals mit Fußtritten gegen den Kopf traktiert. Der 78-jährige Mann hat bei dem Angriff schwere Verletzungen erlitten und musste vom Rettungsdienst in ein Krankenhaus eingeliefert werden.

Gemeinderat will keine Schnellschüsse

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Von Matthias Nothstein

BACKNANG. Das neue Stadtquartier Backnang-West, das Riva-Chef Hermann Püttmer vorschwebt, hat riesige Dimensionen. Stadtplanungsamtsleiter Tobias Großmann sprach von einem „wahnsinnig großen Vorhaben“ und nannte einige Eckdaten. So ist die Rede von einem über 100 Meter hohen Hochhaus und gewaltigen Gebäuderiegeln, von denen einer an der Murr bis zu 25 Meter hoch und 150 Meter lang werden könnte. Gleichwohl erkannte Großmann reizvolle Ansätze in der Püttmer’schen Vision, etwa die Lösung, wie die Murr in der Planung integriert sei. Damit die Einordnung gelingt, rechnete Großmann vor, dass in der gesamten restlichen Kernstadt bis 2020 etwa 1000 neue Wohnungen geschaffen werden könnten. Würden die Püttmer-Pläne verwirklicht, dann käme auf einen Schlag noch mal ein Drittel dazu. Die Auswirkungen auf die Infrastruktur der Stadt wären enorm.

Während andere Projekte wie die Obere Walke etwa bei der Kindergartenbedarfsplanung schon Eingang gefunden hätten, wäre die Backnang-West-Vision bei der Zukunftsplanung noch völlig unberücksichtigt. Dabei gebe es sehr viele Aspekte zu berücksichtigen. Großmann bezweifelte auch, ob die großstädtische Vision nach Backnang passt. „Eine schöne Visualisierung ist das eine, ein Schnitt, bei dem die Höhendimensionen deutlich werden, ist das andere.“ So stünde etwa das Hochhaus in keinem Verhältnis zur Höhe des Technikforums: „Der Unterschied ist riesig, da fängt es bei der Optik an zu knirschen.“ Großmann erklärte: „Die Vision elektrisiert uns auch in Teilen, aber es ist fraglich, ob sie umgesetzt werden kann oder ob’s nur drübergezeichnet ist.“ Der Stadtplaner forderte „flexible Einheiten und keine Monostrukturen“, die im Falle eines Scheiterns schwer vermarktbar wären.

Die Liste der Punkte, auf die bei der Planung geachtet werden muss, ist lang: Verschattung, Nachbarschaftsbeziehungen, Hochwasserschutz, Sichtbeziehungen. Ein Problem sei auch der Verkehr. So sehe der Plan die Verlängerung der Schlachthofstraße und eine neue Brücke über die Murr vor. Damit entstünde mit der Fabrikstraße und der Schöntaler Straße ein neuer Ringschluss, von dem nicht klar sei, ob er funktioniere. Am Ende seines „Werkstattberichts“ kündigte Großmann einen konkreten Prozessvorschlag für nach der Sommerpause an.

Stadtbaudezernent Stefan Setzer sagte: „Wir tasten uns Stück für Stück an die Entwürfe heran.“ Eigentlich, so seine Einschätzung, wäre angesichts der Dimension des Vorhabens ein Architektenwettbewerb sinnvoll gewesen. Zurzeit habe die Stadtverwaltung nichts anderes in der Hand „als ein schönes Bild, aber keine umsetzbaren Pläne“. Und die Einschätzung des Investors, die sinngemäß laute: „Das geht mir alles zu langsam.“

Oberbürgermeister Frank Nopper betonte nochmals „zur Klar- und Richtigstellung, wir befinden uns in einem ganz, ganz frühen Stadium“. Setzer erklärte, es habe gar keinen Anlass für die makabre Traueranzeige gegeben, die allenthalben nur für Irritationen gesorgt habe: „Wir stehen in ständigem Kontakt mit dem Investor.“ Die Kritik, es gebe keine Kommunikation, wies auch Nopper entschieden zurück: „Wir haben unlängst zweimal je vier Stunden zusammengesessen und über alles gesprochen. Wir wissen nicht, was Herrn Püttmer geritten hat, diese Traueranzeige aufzugeben.“

Die Mehrheit der Stadträte teilte die Haltung der Verwaltung. So meinte Ute Ulfert (CDU): „Das Projekt hat eine Dimension, die die ganze Stadt verändern kann. Deshalb müssen wir da ganz genau hinsehen.“ Und Heinz Franke (SPD) ergänzte: „Der größte Teil des Gremiums hält das Vorgehen der Stadt für richtig.“ Es könne nicht sein, dass ein Investor mit viel Geld der Stadt vorschreibt, was sie zu tun habe. Franke sprach sich gegen „Schnellschüsse“ aus, „bloß weil ein Stararchitekt Pläne macht“. Sein Fazit: „Wir sollten uns Zeit lassen, es pressiert ja nicht.“

Melanie Lang (Grüne) vertrat die Auffassung, die Planung entspreche nicht mehr dem Zeitgeist. Armin Dobler (SPD) forderte, die Bevölkerung einzubeziehen. Dem pflichtete Nopper bei: „Wir sind sehr für Bürgerbeteiligung, aber erst, wenn’s konkret wird. Eine Diskussion über ungelegte Eier ist nicht sinnvoll.“

Eric Bachert (BfB) vertrat eine andere Meinung: „Ich finde den Entwurf richtig gut.“ Man könne schließlich alles noch etwas modifizieren. Selbst das Hochhaus kann sich der BfB-Rat vorstellen. Nicht überzeugt war Bachert von der Bürgerbeteiligung. Er fragte, „wie sehr Hinz und Kunz“ bei der Gestaltung mitreden könnten. Nopper widersprach: „Bei diesen Dimensionen sollte auch der Bürger mitreden und nicht nur der Gemeinderat beschließen.“ Er verdeutlichte die Dimension am Beispiel des Brauhausprojekts, das die Bauverwaltung immerhin schon viele Monate beschäftigt und dessen Investitionssumme zuletzt auf sechs bis sieben Millionen Euro beziffert wurde. Nun erklärte Nopper mit bedeutungsvoller Stimme: „Wir sprechen hier vom Hundertfachen.“

Die Stadt habe es versäumt, das Kaelble-Areal selbst zu erwerben, kritisierte Alfred Bauer (BfB). Noppers Antwort war eindeutig: „Ich halte das für den völlig falschen Ratschlag. Wir wären des Wahnsinns gewesen, wenn wir das gemacht hätten.“ Es sei völlig unklar, wie viele Altlasten in der Industriebrache schlummern. Setzer fügte an, alleine die Voruntersuchungen dazu hätten einen knapp siebenstelligen Betrag gekostet. Püttmer sei dieses Risiko eingegangen, nach dem Motto: „Es wird schon irgendwie werden.“ Konkreter wurde Siegfried Janocha. Der Erste Bürgermeister erklärte, auf dem benachbarten Areal, auf dem derzeit die Städtische Wohnbau 50 Wohnungen erstellt, sei der Bauherr von Kosten zwischen 100000 und 200000 Euro für die Altlastenentsorgung ausgegangen. Am Ende wurden es 700000 Euro.

BfB-Rat Bauer wies noch auf einen anderen Aspekt hin: „Wenn wir den Mann jetzt kränken, dann lässt er das Gelände so liegen, wie es jetzt ist.“ Für Setzer ist dies kein Argument: „Das müssen wir aushalten.“ Und Nopper dazu: „Wir können jetzt nicht zu allem Ja und Amen sagen.“ Setzer fand am Ende aber auch versöhnliche Worte: „Ich begrüße es sehr, wenn sich auf dem Gelände etwas tut. Und man spürt, es ist für Herrn Püttmer auch eine Herzensangelegenheit, in die er viel Herzblut investiert. Es ist an der Zeit, dass wir wieder zu einer Handschlagqualität zurückfinden.“ Die Vision sei „eine Chance für das Gebiet, die man nutzen sollte“.

„Wir haben derzeit nichts in der Hand als ein
            schönes Bild, aber keine umsetzbaren Pläne.“
            
              
              
              
            
            Stefan Setzer
            Baudezernent

            
              Das Stadtquartier Backnang-West, das Hermann Püttmer auf dem Kaelble-Areal vorschwebt, hat riesige Dimensionen. Zu sehen ist auch das geplante Parkhaus an der Ecke Wilhelm-/Karlstraße. Foto: Riva

Enges Duell verloren

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(stg). Mit einer Enttäuschung endete das erste Heimspiel in dieser Württembergligasaison für die Tennisspieler der TSG Backnang. Das Team zog gegen den SV Böblingen mit 4:5 den Kürzeren und hat damit nur eine der ersten drei Begegnungen gewonnen. „Die Lage ist noch nicht besorgniserregend“, bewahrt der Trainer die Ruhe, dennoch findet es Hans-Ulrich Kirmse „schade, dass wir verloren haben“.

Böblingen war zwar als Tabellenletzter nach Backnang gefahren, „hatte bei seinen zwei Niederlagen gegen Doggenburg und den TV Reutlingen II aber auch viel Pech“, erläutert der TSG-Trainer, der seiner Truppe daher zwar eine leichte Favoritenrolle attestierte, zugleich aber davor warnte, die Gäste zu unterschätzen. Ein Nachteil für die Hausherren war, dass die etatmäßige Nummer eins Vishnu Vardhan weiterhin fehlte. Der erfreuliche Grund: Der Inder hat es im Doppel von Wimbledon ins Hauptfeld geschafft. „Es ist, wie es ist“, sagt Kirmse: „Wir müssen solange eben improvisieren. Das hat bislang gut geklappt, nun hat es nicht ganz gereicht.“

Maximilian Hepp, der stattdessen die Spitzenposition einnahm, verkaufte sich gegen Franjo Raspudic zwar durchaus teuer, hatte am Ende aber doch klar das Nachsehen. Florian Jakob und Gil Uwe Grund „hatten nicht ihren besten Tag erwischt“, wie der Trainer kritisch anmerkt, damit waren zwei weitere Punkte weg. Dagegen habe Elmar König gegen Tim Stierle „unglücklich verloren“, dieses Duell war so etwas wie der Knackpunkt. Kay Bartmann wurde für seine starke Vorstellung gegen den amtierenden deutschen Jugendmeister Nic Wiedenhorn mit einem 6:2 und 7:5 belohnt. Den zweiten Zähler im Einzel fuhr Jakub Jiricka mit einem hart erkämpften Sieg ein. Mit zwei Siegen in drei Duellen bewies Backnang erneut seine Doppelstärke, für die Wende reichte das allerdings nicht mehr ganz.

Ergebnisse: Hepp – Raspudic 2:6, 4:6; Jakob – Krivokuca 1:6, 3:6; Bartmann – Wiedenhorn 6:2, 7:5; Grund – Eble 4:6, 3:6; König – Stierle 4:6, 6:2, 5:10; Jiricka – Mollekopf 6:2, 0:6, 10:8; Jakob/Grund – Raspudic/Wiedenhorn 6:7, 1:6; Hepp/König – Krivokuca/Stierle 6:3, 3:6, 11:9; Bartmann/Jiricka – Eble/Mollekopf 2:6, 6:1, 10:5.


            Steuerten im Doppel einen hart erkämpften Punkt für die TSG Backnang bei: Maximilian Hepp (links) und Elmar König.Foto: A. Becher

Nur Dritte: Viola Brand nimmt’s locker

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Von Steffen Grün

Wie bereits bei der Weltcup-Premiere in Prag im Februar musste sich Kunstradfahrerin Viola Brand auch beim zweiten Wettkampf der neuen Serie im niederländischen Heerlen mit dem dritten Platz zufriedengeben. „Ich war auf der Fläche irgendwie neben der Spur und kann es mir selbst nicht erklären“, sagt die sonst so erfolgsverwöhnte Sportlerin des RSV Unterweissach. Der Ärger darüber, wie schon in der tschechischen Hauptstadt hinter ihren deutschen Teamkolleginnen Milena Slupina (Bernlohe) und Maren Haase (Hoffnungsthal) gelandet zu sein, hielt sich allerdings im überschaubaren Rahmen. „Es ist nicht tragisch“, ordnete die zweimalige Vizeweltmeisterin ihr Resultat ein und hat dafür zwei Erklärungen. Zum einen kann sie in der Weltcup-Gesamtwertung durchaus noch ein Wörtchen mitreden, wenn sie in Hongkong am 12. August und zum Abschluss beim doppelt zählenden Finale in Erlenbach am 17. November den Kontrahentinnen das Nachsehen lässt. Und zum anderen ist es gerade einmal vier Wochen her, als Viola Brand mit dem Triumph bei den Europameisterschaften in Wiesbaden und einem neuen Weltrekord den bislang größten Erfolg in ihrer Karriere feierte.

Sie sei nach diesem Titelgewinn „in ein kleines Loch gefallen“, räumt die 24-Jährige unumwunden ein, hält das allerdings für „völlig normal, das geht den meisten Sportlern so. Man kann nicht das ganze Jahr auf dem Höhepunkt des Leistungsvermögens sein“. Natürlich versuchte sie trotzdem, auch beim Weltcup in Heerlen ans Maximum heranzukommen, doch das klappte nicht wirklich. „Ich hatte kleine Fehler und Unkonzentriertheiten drin, habe mir aber immer gesagt, mach einfach weiter – doch es wurde nicht besser“, sagt Viola Brand über ihre Kür und fährt fort: „Ich hatte eigentlich nur einen Sturz, aber der hat mich viel Zeit gekostet. Dadurch musste ich eine Übung weglassen, für das letzte Element hat die Zeit trotzdem nicht mehr gereicht.“ Das alles kostete sie insgesamt etwa 20 Punkte, mitsamt den Abzügen für die kleinen Fehler war ihr Weltrekord von 186,58 Punkten weit entfernt.

Letztlich standen 162,36 Zähler auf der Anzeigetafel, die den dritten Platz und erneut nur 70 Weltcup-Punkte bedeuteten. 80 nahm abermals Maren Haase mit nach Hause, die mit 167,50 Punkten aber auch weit unter ihren Möglichkeiten blieb. Den Sieg und damit 100 Zähler für die Weltcup-Wertung sicherte sich Milena Slupina, die zeitweise an Brands Weltrekord schnupperte, mit 184,51 Zählern am Ende aber doch unter der Bestmarke blieb.

„Mein Fokus liegt nun auf dem Herbst, wenn erst die WM-Qualifikationen und dann hoffentlich die WM selbst anstehen“, benennt die für den RSV Unterweissach startende Miedelsbacherin ihre Prioritäten. Das heißt auch, dass der Weltcup in Hongkong sechs Wochen nur eine Zwischenstation ist – vielleicht springt dort ja trotzdem mehr heraus als die beiden dritten Ränge in Prag und in Heerlen.


            Leistete sich in Heerlen den einen oder anderen Wackler zu viel: Viola Brand.Foto: Imago

Aspach mit einem Sieg und einem Remis

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Von Steffen Grün

Mit den unterschiedlichsten Aktionen will ein Förderverein dazu beitragen, dass das Freibad in Erbstetten eine Zukunft hat und die Gemeinde die Kosten von 1,6 bis 1,8 Millionen Euro nicht alleine schultern muss. Eine davon war das Testspiel zwischen den Fußballern aus Großaspach und Walldorf, dessen Einnahmen dem Erhalt dienen sollen. Schade, bei der Hitze aber nachvollziehbar, war es deshalb, dass sich nicht viele Zuschauer einfanden, während das beinahe in Sichtweite des Sportplatzes liegende Bädle gut besucht war.

Die Protagonisten auf dem Rasen trotzten den harten Bedingungen auf durchaus respektable Weise, wenngleich das Tempo logischerweise nicht allzu hoch war. In der ersten Hälfte erarbeitete sich die SG Sonnenhof ein klares Torchancenplus, verwertete aber keine einzige der vielen Möglichkeiten. Die Distanzschüsse von Sebastian Bösel (10./33.) verfehlten ihr Ziel knapp. Probespieler Stephané Mvibudulu, der zum 6:0 im ersten Testspiel in Schorndorf drei Treffer beigesteuert hatte, war einen Schritt zu langsam und bekam die Kugel von Keeper Paul Lawall vor seinen Füßen weggeschnappt (12.). Zweimal hätte Makana Baku das 1:0 vorlegen können, doch auch er fand nach schönen Spielzügen in der 25. und 40. Minute in Lawall seinen Meister. Selbiges galt für Philipp Hercher und seinen Kopfball (45.). Pech hatte Joel Gerezgiher, als sein Freistoß aus über 20 Metern in der 43. Minute ans rechte Lattenkreuz klatschte. Aspachs Torwart Kevin Broll war nur einmal gefordert (35.) und packte sich den Freistoß von Astoria- Kicker Erik Wekesser im Nachfassen.

Im zweiten Abschnitt wurde der Favorit aus dem Fautenhau zunächst nicht mehr gefährlich. Anders der Regionalligist, für den Nicolai Groß die Führung in der 51. Minute alleine vor Broll noch verdaddelte, ehe derselbe Spieler nur 60 Sekunden danach das 1:0 erzielte. Auf der linken Abwehrseite wollte Michael Vitzthum einen langen Ball schlagen, doch ein Walldorfer stand im Weg. Über Umwege landete das Leder bei Groß, der nun die Ruhe behielt.

In der 67. Minute verhinderte der inzwischen im Astoria-Kasten stehende Oliver Seitz das 1:1, indem er gegen Mike Owusu gut reagierte. Machtlos war er dagegen in der 78. Minute, als Shqiprim Binakaj nach einem Querpass von Jeff-Denis Fehr aus sieben Metern souverän einschob. Aspach wollte nun mehr und traf tatsächlich noch zum 2:1. Erst wehrte Seitz noch ab, doch im Nachsetzen beförderte der SG-Zugang Marco Hingerl die Kugel ins Netz.

Drei Tore am Samstag, kein einziges am Sonntag – die Partie in Auenstein gegen den Regionalligisten Elversberg litt auch unter den schlechten Platzverhältnissen. Der Rasen war staubtrocken, technische Finessen und Torchancen blieben Mangelware. Stattdessen war Kampf angesagt. Letztlich fielen keine Tore, doch Aspach konnte auch mit diesem 0:0 gut leben.

„Die Mannschaft hat in beiden Spielen viel Einsatz gezeigt“, lobte SG-Trainer Sascha Hildmann: „Ich bin rundum zufrieden, abgesehen von den Platzverhältnissen beim Spiel gegen Elversberg.“ Die Zugänge seien bereits „sehr gut integriert. Sie sind charakterlich einwandfrei, die Arbeit macht Spaß“. Ob Mvibudulu die noch freie Planstelle im Angriff besetzen wird, bleibt abzuwarten, allerdings stellt ihm Hildmann ein gutes Zeugnis aus: „Er hat einen guten Eindruck hinterlassen.“ Abgesehen von dem einen Satz hält sich Aspachs Trainer allerdings noch bedeckt. „Wir sind natürlich in Gesprächen, aber auch nicht mehr und nicht weniger.“ Eine Entscheidung dürfte vermutlich in dieser Woche fallen. Vielleicht ja noch vor dem Testspiel am Mittwoch um 18.30 Uhr beim Oberligisten FSV 08 Bissingen, spätestens wohl vor der Fahrt ins Trainingslager am Schliersee am nächsten Sonntag. Während bislang eher der körperliche und konditionelle Aspekt im Vordergrund stand, rücken fortan die taktischen und die spielerischen Dinge in den Vordergrund.

SG Sonnenhof Großaspach – Aufstellung gegen Walldorf: Broll – Thermann (46. Choroba), Leist (46. Pelivan), Gehring, Vitzthum – Baku (46. Meiser), Bösel (46. Hingerl), Gerezgiher (46. Binakaj), Hercher (46. Fehr) – Mvibudulu (82. Ibishai), Röttger (46. Owusu). – Aufstellung gegen Elversberg: Broll – Choroba, Leist, Gehring (46. Bösel), Fehr (46. Vitzthum) – Hingerl (46. Baku), Pelivan – Binakaj (80. Ibishai), Gerezgiher (46. Hercher), Owusu (46. Meiser) – Mvibudulu (46. Röttger).


            Erzielte im Testspiel gegen Walldorf den 2:1-Siegtreffer für Großaspach: Marco Hingerl, einer der Zugänge der SG Sonnenhof.Foto: A. Becher

Weltgrößtes Spaßbootrennen steht vor der Tür

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BACKNANG (ik). Kaum ist das Straßenfest vorbei, gibt es schon wieder eine Traditionsgaudi in Backnang: Die Murr-Regatta des Jugendzentrums. Die 33. Ausgabe steigt am Samstag, 7. Juli.

Das Jugendzentrum Backnang hat Bootsbegeisterte dazu aufgerufen, ihr Boot zu bauen. Einzige Voraussetzung ist, dass kein Styropor benutzt werden darf, ansonsten steht der Kreativität nichts im Weg. Die Boote müssen auf jeden Fall Marke Eigenbau sein. Die Anmeldung erfolgt am 7. Juli ab 11 Uhr auf den Murrwiesen bei Oppenweiler-Zell, die Gebühr beträgt drei Euro pro Teilnehmer. Es gibt einen Preis für das schnellste oder kreativste Boot sowie einen Umweltpreis. Gestartet wird dann um 13 Uhr. Zielpunkt ist Backnang – beim Jugendzentrum, „wo unser Team euch aus dem Wasser fischt und wo ihr euch mit anderen Teilnehmern bei kühlen Getränken besprechen und entspannen dürft“, lassen die Juze-Verantwortlichen wissen. Die Murr-Regatta, die in das Guinness-Buch der Rekorde als größtes Spaßbootrennen der Welt eingetragen ist, wird seit 1985 vom Juze veranstaltet und lockt jedes Jahr zahlreiche Teilnehmer und noch viel mehr Zuschauer an. Die Teilnehmer sollten die rund fünf Kilometer von Oppenweiler bis nach Backnang durch die Gewässer der Murr bewältigen. Auf ihrem Weg treffen sie auf Stromschnellen, Steine und das berühmt-berüchtigte Wehr an der Bleichwiese in Backnang. „Ein Unterfangen, welches nur die erprobtesten Bootsbauer meistern können“, erklärt das Juze.

Minderjährige Teilnehmer werden gebeten, eine Einverständniserklärung eines Erziehungsberechtigten mitzubringen. „Wir sehen uns auf den Gewässern“, freuen sich die Veranstalter.


            Bei der Murr-Regatta ist mächtig was los auf dem Fluss.Archivfoto: J. Fiedler

„Singen – das ist unser Ding“

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Von Carmen Warstat

BACKNANG. Gekommen waren die Leute jedoch, um die Nachfolger der legendären Comedian Harmonists zu hören. Diese nennen sich Berlin Comedian Harmonists, sind seit 1997 sowohl national als auch international erfolgreich und ließen auch in Backnang keine Wünsche offen. Als die Beatles der 30er-Jahre und „unsere großen Vorbilder“ bezeichnen sie ihre Leitfiguren und sind ihnen äußerlich schon mal sehr ähnlich: Sechs Herren im Frack, einer von ihnen am Flügel, können auf weitere Showeffekte verzichten, denn was zählt, ist einzig die Musik. „Veronika, der Lenz ist da“ heißt das Programm, das mit eben diesem Gassenhauer gut gelaunt und spaßig eröffnet wird und die ungeteilte Begeisterung des Publikums finden soll. Es gibt viel zu lachen an diesem Abend, aber auch traurige und stille Momente. „Ein Freund, ein guter Freund“, „Liebling, mein Herz lässt dich grüßen“, „Das ist die Liebe der Matrosen“, „Mein kleiner grüner Kaktus“ und andere der Klassiker, die bis heute jedes Kind kennt, erklingen ebenso wie weniger Populäres. Wehmutsvoll und tief berührend wirken „In einem kühlen Grunde“ und „Irgendwo auf der Welt“ – Stücke, die das Ende des Original-Sextetts illustrieren. Denn dessen „Erben“, die Berlin Comedian Harmonists, haben es sich auch zur Aufgabe gemacht, die Geschichte ihrer Leitsterne zu erzählen. Abwechselnd treten also Holger Off (Tenor), Ralf Steinhagen (Tenor), Olaf Drauschke (Bariton), Ulrich Bildstein (Bariton), Wolfgang Höltzel (Bass) und Horst Maria Merz (Piano) nach vorn, um aus den Tagebüchern des Gruppengründers der originalen Comedian Harmonists, Harry Frommermann, zu lesen oder seine Aufzeichnungen zu interpretieren. Der Reihe nach werden die „Originale“ vorgestellt und Episoden aus der Zeit zwischen 1930 und 1935 erzählt. Da bleibt auch eine Stellungnahme zur Haltung der Comedian Harmonists in der Nazizeit nicht aus.

„Wir haben die Nazis nicht ernst genommen, wie so viele“

Laut Frommermann hatte das später quasi verbotene Sextett „anfangs mit den Wölfen zu heulen versucht“. Festgemacht wird dies an einem Konzertabend 1933, an dem alle sechs Künstler, auch die drei jüdischen, die SA-Männer in den ersten Reihen mit „Heil Hitler“ begrüßten. „Wir haben die Nazis nicht ernst genommen, wie so viele“, schreibt Frommermann weiter. Die Berlin Comedian Harmonists nun lassen diesen Aussagen das launige Stück „Ein bisschen Leichtsinn kann nicht schaden“ folgen und rücken den Hitlergruß damit in die Nähe des jugendlichen Schabernacks. Der Konzertabend in Backnang gleicht so einem Wechselbad der Gefühle. Anschaulich und ergreifend erzählen und singen die Mitglieder der Formation vom Ruhm und vom Untergang ihrer Vorbilder, ulken und scherzen andererseits in bekannter Manier. Dabei sind sie den Klassikern künstlerisch durchaus gewachsen, wenn auch das letzte Quäntchen Power fehlt. Die Berlin Comedian Harmonists verfügen über brillante Stimmen, ausgezeichnetes Timing, Gewitztheit und schauspielerische Talente – sie begeistern das Backnanger Publikum. Vier Zugaben müssen sie geben, und da öffnen sie die Klamauk-Kiste noch einmal weit: „Wochenend und Sonnenschein“, „Kannst du pfeifen, Johanna“, „Sing, sing, sing, sing, Singen – das ist unser Ding“ und schließlich ein nachdenkliches „Auf Wiedersehn irgendwo in der Welt“ – als „Verbeugung vor unseren Vorbildern“.


            Präsentieren im Backnanger Bürgerhaus ihr Programm „Veronika, der Lenz ist da“, mit dem sie noch das ganze Jahr über unterwegs sind: Die Berlin Comedian Harmonists.Foto: A. Becher

Spiegelberger Orgel entfaltet wieder ihr Klangbild

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SPIEGELBERG (inf). Die Orgel in der Spiegelberger Kirche entfaltet wieder das Klangbild, für das die romantischen Schäfer-Orgeln des 19. Jahrhunderts bekannt sind. In einem Festgottesdienst hat die Gemeinde gestern das 1984 mit alten Pfeifen erbaute und jetzt renovierte Instrument neu in Betrieb genommen. Bei einer Führung erläuterte der Orgelsachverständige der Landeskirche, Burkhart Goethe (links), die Besonderheiten des Stücks, das fast wert sei, denkmalgeschützt zu sein. 2014/15 war, wie Pfarrerin Brigitte Fried berichtet, zutage getreten, dass die Orgel schon lange keiner Hauptausreinigung mehr unterzogen worden war. So zeigte sich neben allerlei Verunreinigungen auch Schimmelbildung – wohl eine Folge des Klimawandels. Um die rund 17000 Euro teure Renovierung durch die Orgelbaufirma Mauch aus Schwäbisch Hall zu finanzieren, organisierte die Kirchengemeinde mehrere Benefizkonzerte und rief zu Spenden auf. Die Arbeiten wurden nach Pfingsten in Angriff genommen und waren rasch erledigt, weil keine größeren Reparaturen nötig waren. Der Festgottesdienst stand unter dem Motto „Gottes Lob mit allen Sinnen“. Der Heilbronner Prälat Harald Stumpf hielt die Predigt, Bezirkskantor Hans-Joachim Renz bediente die Orgel, und der Chor der Reli-Kinder mit seinen jungen Stimmen wirkte ebenfalls mit. Foto: A. Becher

Fleißige Helfer, schöne Kulisse, fröhliche Gäste

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Von Claudia Ackermann

OPPENWEILER. In idyllischem Ambiente wurde am Samstag im Schlosshof in Oppenweiler gefeiert. Bei sommerlichen Temperaturen fand das Sommernachtsfest statt, das vom Musikverein Reichenberg und der Freiwilligen Feuerwehr veranstaltet wird. Die Onenight-Band, die nur eine Nacht im Jahr auftritt, sorgte für glänzende Stimmung.

Es ist ein Platz, der sich besonders gut zum Feiern in einer Sommernacht eignet. Eine große Bühne, Essens- und Getränkestände sind im Schlosshof aufgebaut. Die Bänke und Tische reichen bis an den kleinen See mit Blick auf das Wasserschloss, in dem sich das Rathaus der Gemeinde befindet. Seit 2002 wird hier jedes Jahr das Sommernachtsfest gefeiert.

Die Vorbereitungen

starten schon Anfang des Jahres

Über hundert ehrenamtliche Helfer des Musikvereins Reichenberg und der Freiwilligen Feuerwehr Oppenweiler sind beim Fest im Einsatz, so Volkart Kirner, zweiter Vorsitzender des Musikvereins. In einem Gremium beginnen schon im Januar die Vorbereitungen. Aufgaben werden verteilt. Wer kümmert sich um die Getränke, wer um die Elektrik? Es wird besprochen, ob man beim nächsten Mal etwas anders oder besser machen könnte. In diesem Jahr wurde etwa eine zusätzliche „0,33-Bar“ eingerichtet, an der es spezielle Biersorten in kleinen Flaschen gibt, um Abwechslung zu bieten und den Ausschank beim Fassbier zu entlasten. Viel Arbeit steckt dahinter, ein solches Fest zu stemmen, aber es mache auch viel Spaß. An Cocktail-Proben werden im Vorfeld verschiedene Mixgetränke schon mal getestet. „Das sind nette Abende“, schmunzelt Volkart Kirner. Auch Feuerwehrkommandant Steffen Ellinger unterstreicht die gute Zusammenarbeit bei dem Gemeinschaftsprojekt. Von den 60 Feuerwehrleuten der Einsatzabteilung in Oppenweiler hilft fast jeder in irgendeiner Form mit.

Den musikalischen Auftakt macht die Bläserklasse der Murrtalschule Oppenweiler. Zwischen dem Musikverein Reichenberg und der Grundschule gibt es eine Kooperation. Für die Kinder ist der Auftritt auf der großen Bühne der Abschluss des Schuljahres. Es folgt das Jugendorchester des Musikvereins, bevor die aktive Kapelle traditionelle und moderne Stücke präsentiert.

In den ersten Jahren des Sommernachtsfests wurde das musikalische Programm ausschließlich vom Musikverein Reichenberg bestritten. Im Jahr 2013 kam die Onenight-Band hinzu. Mit Soul, Rock und Funk sollte auf dem Fest auch ein jüngeres Publikum angesprochen werden. Die Band wurde ausschließlich zusammengestellt, um auf dem Sommernachtsfest zu spielen, die Musiker stehen seitdem nur einmal im Jahr gemeinsam auf der Bühne. Die Formation besteht aus Mitgliedern des Musikvereins Reichenberg und dem Städtischen Blasorchester Backnang sowie Musikern, die in verschiedenen Bands spielen, weiß Peter Uebers. Er hat früher in Oppenweiler gewohnt und beim Musikverein Reichenberg die Posaune gespielt. Heute ist er Mitglied der Band The Hornflakes und beteiligt sich gerne an dem Onenight-Band-Projekt. Die Altersklassen sind bunt gemischt. Jugendlichen will man die Möglichkeit bieten, moderne Stücke zu spielen, und stellt ihnen erfahrene Musiker an die Seite. Der Jüngste ist Luca Kirner: „Ich find’s richtig cool“, sagt der 15-Jährige. Auch, dass er an der Seite seines Vaters spielen kann, der wie er die Trompete spielt. Durch die Projektband will man die Jüngeren im Verein halten und ihnen eine musikalische Alternative bieten, unterstreicht der Dirigent Andreas Ermer, der Mitglied des Städtischen Blasorchesters Backnang ist. Bei der Band ist eine komplette Rhythmusgruppe mit Bass, Gitarre, Keyboard und Schlagzeug sowie zwei Sängerinnen und ein Sänger dabei.

Onenight-Band befeuert mit

ihrer Musik die Feierlaune

Auf der Bühne lässt es die 26-köpfige Onenight-Band mit fetziger Musik so richtig krachen. Schon beim zweiten Stück „Car wash“ klatscht das Publikum mit. Bei „Happy“ von Pharrell Williams kommt so richtig Feierlaune auf. Eine Gruppe Jugendlicher geht bei „No Roots“ von Alice Merton so richtig ab. Sie spielen alle im Jugendorchester des Musikvereins Reichenberg, aber zum Feiern ist dies für sie genau die richtige Musik. Auch deutsche Titel wie „Sowieso“ von Mark Foster oder Wolle Kriwaneks „Stroßaboh“ sind dabei. Beste Stimmung herrscht auf dem Sommernachtsfest.

Unter den zahlreichen Besuchern hört man nur Positives. „Es ist gewaltig, was die hier auf die Beine stellen“, sagt Günter Heinrich aus Oppenweiler. „Wir müssen nicht wegfahren, die Musik kommt zu uns.“ Karl-Heinz Waibler ist mit seinen beiden Kindern Finn und Janne gekommen. „Wenn man zur Arbeit geht, sieht man viele Leute aus Oppenweiler nur selten. Am Sommernachtsfest sind sie alle da“, freut er sich. Michael Karpf aus Unterweissach ist zum ersten Mal da und ist beeindruckt von der Atmosphäre und dem Ambiente. „Die Band ist ein Publikumsmagnet“, sagt Barbara Weyman aus Oppenweiler, die selbst Musikerin ist. „So voll wie dieses Mal war’s noch nie.“ Für Regina Weike ist neben der Musik das Feuerwerk der Höhepunkt.

Als die Band eine Pause macht, wird es ganz still unter den Besuchern. Alle Blicke sind zum Schlosspark gerichtet, wo auf eine Wasserwand Fotos von der Freiwilligen Feuerwehr, dem Musikverein Reichenberg und der Gemeinde Oppenweiler projiziert werden. Und dann erleuchtet ein gewaltiges Feuerwerk den Nachthimmel, das schließlich mit einem Lichtspektakel endet, als würden Tausende von Sternen vom Himmel fallen. Die Besucher sind beeindruckt. Doch die besinnliche Stimmung verfliegt rasch. Mit der Onenight-Band wird noch bis spät in die Nacht gefeiert.


            Das Sommernachtsfest in der Sturmfedergemeinde ist ein beliebter Treffpunkt.Foto: A. Becher

Der genaue Blick auf ein geliebtes Objekt

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Von Christine Schick

BACKNANG. Als die Teilnehmer sich nach und nach in der Stiftskirche einfinden, wird schon mal diskutiert, welche Bereiche für die zehnköpfige Gruppe alle zugänglich gemacht werden können. Der Tenor: Alles soll aufgeschlossen werden, außer vielleicht der Opferstock.

„Wir haben jetzt zwei Stunden Zeit, um die Stiftskirche mit dem Foto selbst zu erkunden und Neues zu entdecken“, sagt Eberhard Krumm vom Kirchbauverein Stiftskirche. „Stefanie de Buhr ist für Sie da und gibt Tipps.“ Die Idee entstand vor dem Hintergrund der anstehenden Renovierung des Gotteshauses. „Die Fotos dienen zum einen der Dokumentation, wir möchten den Stand noch einmal festhalten, zum anderen soll aus ausgewählten Bildern der Teilnehmer ein Kalender entstehen, den wir zugunsten des Renovierungsprojekts verkaufen wollen“, ergänzt Dr. Sebastian Zeller, stellvertretender Vorsitzender des Kirchbauvereins, später. Stefanie de Buhr gibt den Teilnehmern, die alle Erfahrung im Fotografieren haben, noch mit auf den Weg: „Architektur besteht im Grunde aus Linien, die man wunderbar nutzen kann, um sich an der Symmetrie zu orientieren oder mit ihnen zu spielen.“ Zudem regt sie dazu an, sich in Details zu vertiefen und ungewöhnliche Perspektiven auszuprobieren. „Also setzen Sie die Kamera auch ruhig mal auf den Boden.“

Dann wird zu Fotoapparat und Stativ gegriffen und ausgeschwärmt. Nicht wenige der Teilnehmer haben eine enge Beziehung zu ihrem Objekt. „Die Stiftskirche gehört einfach zu meinem Leben“, stellt Eberhard Krumm fest und erinnert sich an seine Konfirmation und den damaligen Gottesdienst inklusive Rockgruppe. Das Gotteshaus ist mit vielen prägenden Erlebnissen verbunden – für ihn genauso wie für seine Eltern und seine Kinder. Das war auch der Grund, sich später im Kirchbauverein für den Erhalt der Kirche zu engagieren. „Mich interessieren heute vor allem die Fenster des Chors. Sonst habe ich nicht die Gelegenheit, sie so früh am Morgen im Sonnenlicht zu sehen. Das ist schon ein ganz besonderer Ort“, sagt er.

Das sieht Eric Biller, der sich bereits in früheren Jahren als Hausfotograf verdient gemacht hat, genauso und positioniert sich ebenfalls vor den Fenstern. Mit Stefanie de Buhr testet er ein paar Einstellungen aus.

Jeder sieht anders, und darin liegt auch eine besondere Chance

Danach heißt es, sich mit feinsten Änderungen bei Brennweite und Blende an die gewünschte Bildstimmung heranzutasten. „Jeder sieht anders“ und darin liegt auch eine besondere Chance, sagt die Workshopleiterin. Genau das sei ihr neulich wieder bewusst geworden, als sie mit zwei Freundinnen im Stuttgarter Europaviertel eine Fotosession absolviert hat. Obwohl die drei am selben Ort waren, hätten sich völlig andere Blickwinkel und Szenerien ergeben.

Steffen Wihofszki stellt sein Stativ neben das von Steffen Kirschke. Die beiden Steinbacher haben sich einen Tag zuvor spontan zum Workshop angemeldet. Auch sonst sind sie in ihrer Freizeit äußerst gerne mit der Kamera unterwegs. „Nachher möchte ich noch runter in die Krypta zu den Gräbern der Markgrafen“, sagt Wihofszki, der letzte Besuch sei vermutlich rund 20 Jahre her.

Ulrike Wilborn steht in der Mitte des Chors und fragt: „Bin ich im Bild?“. „Machen Sie ruhig“, meint Wihofszki und winkt ihr. In einem zweiten Schritt rückt sie noch näher an Chorfenster und Altar heran, setzt sich auf den Boden und macht Bilder. Auch sie ist eng mit der Stiftskirche verbandelt. Die Kirchengemeinderätin hat schon als Kirchenhüterin und -führerin hier Dienst getan. „Ich liebe die Stiftskirche, beim Gottesdienst muss ich so sitzen, dass ich das Christusfenster sehe“, erzählt sie. „Ich hab schon viele Bilder gemacht, auch beim Straßenfest hab ich mich, obwohl ich nicht schwindelfrei bin, ins Riesenrad gesetzt, um sie von ganz oben in den Blick nehmen zu können.“ Heute will sie sich neben den Fenstern noch im speziellen die Türen als Symbole des Eintritts in einen anderen, neuen Raum vornehmen.

Christian Schleicher, Mesner der Stiftskirche, ist ebenso unter den Teilnehmern und kümmert sich darum, dass sämtliche Erkundungswünsche erfüllt werden können. Sebastian Zeller nimmt die steile Treppe in Richtung Empore in den Fokus. Die Kamera – seine erste bekam er zur Konfirmation – ist für ihn ein wertvoller Begleiter geworden, mit der er Ausschnitte des Lebens und nun eben auch der Stiftskirche dokumentiert – bewusst und mit Muse.

Im Turm führt der Weg über Stein- und dann Holztreppen, die immer schmaler werden, nach oben zum Dachstuhl. Staubige Holzdielen, ein Seitenraum mit Regal und vergessenen Büchern und schließlich der Blick über die Stadt. „Das ist absolut spannend hier oben“, sagt Bernd Jost aus Waldrems. „Ich hab in der Stiftskirche geheiratet, auch mein Sohn.“ Die Kirche jetzt in aller Gelassenheit zu erkunden, sei schon etwas Besonderes.

Ernst-Gerhard Höhn hat sogar schon die zurückliegende Renovierungsphase in den 1950er-Jahren miterlebt. Er macht sich zur Empore auf, wo er nach einem Raum schauen will, der früher einmal eine Art kleine Bibliothek war, sich heute aber als Stauraum und Rumpelkammer entpuppt. Eberhard Krumm nutzt die Gelegenheit, sich die Kirche von der Kanzel aus anzuschauen, andere rücken den verschiedenen Figuren zu Leibe. Auch die Sakristei mit dem großen, alten, ornamentverzierten Holzschrank, dem historischen Beichtstuhl und der Opfertruhe laden zu weiteren Betrachtungen ein.

Nach zwei Stunden findet sich die Gruppe zum Abschluss dort ein. Sebastian Zeller bittet die Mitstreiter nicht ganz so rigoros beim Aussortieren zu sein: „Bevor Sie Bilder wegschmeißen, würden wir sie gerne nehmen. So wie wir die Kirche heute festgehalten haben, werden wir sie bald nicht mehr vorfinden.“

Man darf also gespannt sein auf den Fundus an Zeitdokumenten und Bildern für den geplanten Kalender, der, wenn alles glatt läuft, beim Weihnachtsmarkt verkauft wird.

  Weitere Infos zum Kirchbauverein Stiftskirche Backnang im Internet unter der Homepage www.kirchbauvereinstiftskirchebacknang.de.


            Stefanie de Buhr sagt, Architektur besteht aus Linien – manchmal sind sie auch geschwungen.

            
              Sonst unzugängliche Räume lassen sich erkunden – hier ein Zimmer unterhalb des Dachstuhls.

            Alle Teilnehmer sind fotografieerfahren, rücken teils mit beachtlicher Ausrüstung an.

            Die Workshopteilnehmer sind ausgeschwärmt und nähern sich der Stiftskirche aus ganz unterschiedlichen Perspektiven. Fotos: A. Becher

Georg Enssle sagt den Bauern Ade

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Von Ute Gruber

BACKNANG. Groß sind die Veränderungen in dieser Zeit: Von den 3000 Landwirtschaftsbetrieben im Rems-Murr-Kreis damals ist nur noch ein Drittel übrig geblieben, die dafür aber statt neun Hektar heute im Schnitt 23 Hektar Fläche bewirtschaften. Drei EU-Agrarreformen gab es seit 1992, die den Landwirten vermittelt werden mussten. Dann ging‘s an die Umsetzung und die Kontrolle. Doppelt so viele Mitarbeiter als früher hat Amtschef Enssle deshalb heute: Wegen der saisonalen Antragsbearbeitung sind von den 45 Angestellten aber 20 in Teilzeit. Statt mit elektrischer Schreibmaschine und schränkefüllender, handgeschriebener Flurstückslisten und -karten erfolgt die Beantragung der Zuschüsse heute per Mausklick am PC – digitale Luftaufnahmen der Äcker und Wiesen werden verwendet. 132000 Flurstücke im Kreis mussten dazu erfasst werden. Dafür sollten auch die Landwirte am Computer geschult werden – für Ältere mitunter ein Buch mit sieben Siegeln.

Mit dem Wechsel des Dienstherren musste das eigene Gebäude mit Lehrsaal, -küche und -garten in der Hohenheimer Straße verlassen und ein Stockwerk im reinen Bürogebäude des Landratsamtes bezogen werden. „Das war wie eine Hofübergabe – man muss da erst seinen Platz wieder finden“, stellt Enssle fest. Inzwischen sei man da gut angekommen und man nutze die Lehrräume in der Berufsschule mit: „Vor allem die Lehrküche wurde ganz hervorragend eingerichtet.“ Ein Synergieeffekt also.

Neu dazugekommen ist die große Bedeutung der Öffentlichkeitsarbeit. Statt ländlicher Hauswirtschaft wird heute mit Verbrauchern ernährungsbewusst gekocht, bei „Lernort Bauernhof“ können Schüler die Erzeugung von Nahrungsmitteln hautnah erleben und verstehen, und im Rahmen der Gläsernen Produktion bieten Produzenten ihren Konsumenten einen Blick hinter die Kulissen – ein sehr erfolgreiches Format. „Am Anfang, vor 25 Jahren, hatten wir nur zwei Betriebe“, erzählt Enssle, der ein großer Fürsprecher der Direktvermarktung in unserer dicht besiedelten Landschaft ist, „heute kommen insgesamt 60000 Leute auf die 30 Betriebe im Kreis, welche über den Sommer einen Tag der offenen (Stall-)Tür anbieten“. 2000 Gäste bewirten, informieren und unterhalten – nicht gerade eine klassische Bauerntätigkeit...

Gewandelt haben sich auch die Ziele der Agrarpolitik: Als Georg Enssle Lehrling war im Nachkriegsdeutschland, stand die Sicherung der Ernährung der Bevölkerung an erster Stelle. Heute würde vor lauter Naturschutz und Umwelt in der Bevölkerung oft vergessen, dass die Hauptaufgabe eines Landwirts sei, Lebensmittel zu erzeugen, stellt Enssle fest, „dass wir genug zu essen haben, ist scheint’s selbstverständlich“.

In den 1980er-Jahren schnellten die Kreditzinsen in astronomische Höhen, nach den hohen Investitionen standen viele Höfe nun vor dem Ruin. Als Mitarbeiter in der Beratung existenzgefährdeter Betriebe hat Enssle vielen Betrieben geholfen, ihre Schwachstellen zu beseitigen und sich neu zu organisieren. Anderen legte er nach der Betriebsanalyse nahe, die Landwirtschaft aufzugeben. „Hopp oder Topp, das war eine große Verantwortung“, erinnert sich der Berater, „das hat mich manchmal sehr mitgenommen“.

Immer lag Enssle das Wohl der Landwirtsfamilien am Herzen, sie sind seine „Kundschaft“. Sie kompetent zu beraten und bei einer sinnvollen Weiterentwicklung zu begleiten, hat oberste Priorität, auch für seine Mitarbeiter. Aus unzähligen Betriebsanalysen erkennt er an wenigen Werten sofort Stärken und Schwächen eines Betriebes und hat ein feines Gespür für die Menschen, denn „die persönlichen Neigungen und das Zwischenmenschliche sind oft entscheidender für den Betriebserfolg als die materiellen Gegebenheiten“.

„Beim Enssle hab ich endlich Betriebswirtschaft kapiert“

Seine Fertigkeit, betriebswirtschaftlich zu denken und zu handeln, vermittelt er mit unendlicher Geduld seinen – naturgemäß meist eher praktisch orientierten – Schülern in Fach- und Meisterschule, denen Schriftliches zumeist ein Graus ist. Mit Erfolg: „Beim Enssle hab ich endlich Betriebswirtschaft kapiert“, bestätigt etwa ein Meisterschüler der ersten Stunde, dessen Tochter inzwischen auch bei ihm Unterricht hat. „Wenn der Betrieb heute noch floriert, kann’s ja nicht ganz schlecht gewesen sein“, stellt der Pädagoge bescheiden fest. Stolz ist er auf die von ihm seit 1992 aufgebaute Fachschule für Nebenerwerbslandwirte und -winzer, die mittlerweile voll im Trend liegt: „Da haben wir jetzt sogar eine Warteliste.“ Unverändert würden 65 Prozent der kleineren Betriebe nach Feierabend bewirtschaftet, als Ausgleich zum Bürojob zum Beispiel. „Wir brauchen auch die“, hält Enssle fest, „ein Haupterwerbsbetrieb könnte viele kleine Flächen nicht wirtschaftlich betreiben“.

Für alle ehemaligen Landwirtschaftsschüler bietet der „Ehemaligenverein“, der Verein landwirtschaftliche Fachbildung RMK (VLF), ein großes Bildungsangebot, inklusive Lehrfahrt ins Ausland. Vorsitzender Roland Pscheidl lobt seinen Geschäftsführer über den Schellenkönig: „Wir verdanken dem so viel, dem Schorsch, er war immer ansprechbar für die Jugend.“ Frei nach dem Motto: Hast du ein Problem? Frag doch den Enssle!

Georg Enssles kompetente und zugleich bodenständige Mitarbeiter lassen ihren Chef nur mit Bedauern gehen, sein liberaler Führungsstil motivierte sie zu eigenverantwortlichem Arbeiten. Er ließ Freiräume und zeigte zugleich Interesse an ihrer Arbeit. Dabei habe er so manchen Ausflug oder Abschied mit fröhlichen Klängen aus seinem Akkordeon versüßt: „Er ist ein geselliger Mensch und immer gut gelaunt“, konstatiert Matthias Knodel, der seit 22 Jahren im Amt beschäftigt ist. „Da hat’s wirklich dick kommen können – den erschüttert nix. Alles wird sachlich geregelt.“ Brauchte er selbst mal kurzfristig frei, um seinen Weizen zu dreschen, habe der Chef es immer irgendwie möglich gemacht. Ab September beginnt Enssles neues Leben als Privatier. Die Enkel und die 20 Hektar in Heubach erwarten ihn schon.


            Beratung und Bildung der Landwirte waren für Georg Enssle stets die Hauptaufgaben des Landwirtschaftsamtes. Foto: A. Becher

Rezepte gegenden Dreck gesucht

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Von Kornelius Fritz

BACKNANG. Während es in Stuttgart bereits ab 2019 Fahrverbote für ältere Dieselfahrzeuge geben wird, hat man in Backnang noch etwas mehr Zeit. Zunächst muss das Regierungspräsidium Stuttgart (RP) einen Luftreinhalteplan für die Murr-Metropole vorlegen. Dies soll nach Angaben des RP bis Ende des Jahres geschehen. Erst wenn die darin vorgeschlagenen Maßnahmen nicht greifen, könnten ab 2020 auch in Backnang Fahrverbote in Kraft treten.

OB Frank Nopper will das verhindern. Die Zeit, die noch bleibt, will die Verwaltung deshalb nutzen, um die Luftqualität in der Innenstadt zu verbessern. Grundlage aller weiteren Maßnahmen soll dabei ein sogenannter Masterplan sein, den die Stadt zurzeit in Zusammenarbeit mit dem Institut Stadt, Mobilität, Energie (ISME) in Stuttgart erarbeitet. Dafür hat sie 270 000 Euro vom Bund erhalten.

„Dieser Masterplan ist die Eintrittskarte für weitere Fördermöglichkeiten“, erklärt Tobias Großmann, Leiter des Backnanger Stadtplanungsamtes. In dem Plan sollen mögliche Maßnahmen zur Schadstoffreduzierung dargestellt werden, jeweils verbunden mit einer Schätzung der Kosten und der zu erwartenden Wirkung. „So können wir gezielt die effizientesten Maßnahmen umsetzen“, erklärt Großmann. Bis Ende Juli soll der Plan fertig sein und dem Gemeinderat vorgelegt werden. Folgende sechs Themenfelder werden untersucht:

1. Intelligente Verkehrssteuerung

Tobias Großmann ist überzeugt: Ein Teil des Verkehrs in der Backnanger Innenstadt wäre vermeidbar, wenn alle Autofahrer ihr Ziel auf dem direktesten Weg ansteuern würden. Dafür, dass sie dies nicht immer tun, gibt es Gründe: „Wenn sich etwa auf der B14 der Verkehr staut, fahren viele an der Spritnase ab und nehmen den Weg durch die Stadt“, weiß der Stadtplaner. Damit weniger Autofahrer die vermeintliche Abkürzung wählen, müsste es also gelingen, etwa durch flexiblere Ampelsteuerungen, den Verkehrsfluss auf der Bundesstraße zu verbessern und gleichzeitig die Durchfahrt durch die Stadt unattraktiver zu machen. Denkbar sind auch Lösungen, bei denen Autofahrern auf Schildern oder ihrem Navi in Echtzeit der jeweils schnellste Weg angezeigt wird. „Ziel muss es sein, die Leute auf dem kürzesten Weg zu ihrem Ziel zu lotsen“, erklärt Großmann.

2. Parkraummanagement

Es gibt Untersuchungen, die belegen, dass der Verkehr in Innenstädten zu 10 bis 20 Prozent aus Autos besteht, deren Fahrer auf der Suche nach einem Parkplatz sind. „Wir müssen den Parksuchverkehr reduzieren“, sagt Tobias Großmann. Aber wie? Auch hier gibt es viel versprechende technische Lösungen. Tobias Großmann denkt an ein neues Parkleitsystem, das mit Echtzeitdaten aller Parkhäuser in der Stadt gefüttert wird. „Im besten Fall werden die Autofahrer dann schon ab der B14 zielgerichtet zu einem freien Parkplatz gesteuert“. Das setzt allerdings voraus, dass die Daten von allen Parkplätzen und Parkhäusern in einem System verfügbar sind. Eine Herausforderung, denn viele Parkhäuser sind in Privatbesitz: „Die Parkhausbetreiber müssen natürlich mitmachen“, sagt Tobias Großmann.

3. Radinfrastruktur

Dass Backnang für Radfahrer nicht besonders attraktiv ist, ist kein Geheimnis. Deshalb hat der Gemeinderat bereits im vergangenen Jahr ein Fachbüro beauftragt, ein neues Radinfrastrukturkonzept zu entwickeln. Erste Zwischenergebnisse wurden im April vorgestellt: Rad-Experte Günter Bendias präsentierte den Stadträten damals eine lange Mängelliste (wir berichteten). Die Verbesserungsvorschläge des Planers sollen nun auch Teil des Masterplans werden, denn dann kann die Stadt Fördergelder des Bundes für die Umsetzung beantragen. „So können wir vielleicht mehr Projekte umsetzen“, hofft Tobias Großmann.

4. Verkehrsmittel verknüpfen

Wenn Experten von intermodalem Verkehr sprechen, dann meinen sie die Verknüpfung unterschiedlicher Verkehrsmittel. Wer etwa mit der S-Bahn in Backnang ankommt, soll am Bahnhof künftig nicht nur in den Bus oder ins Taxi steigen können, sondern sich auch zum Beispiel ein Fahrrad oder ein Carsharing-Fahrzeug mieten können. „Je attraktiver und flexibler das Angebot ist, desto größer ist die Bereitschaft, das eigene Auto stehen zu lassen“, sagt Tobias Großmann. Die Stadt will sich deshalb auch am Projekt „Regiorad“ beteiligen und Mietfahrräder am Bahnhof, im Biegel sowie an der S-Bahn-Station Maubach anbieten. Der Bahnhof soll zur Mobilitätsdrehscheibe werden: Geplant sind dort auch ein Fahrradparkhaus, Ladestationen für Elektroautos sowie Stellplätze für Carsharing und Kurzzeitparker.

5. Elektrifizierung des Verkehrs

Je mehr Fahrzeuge in Backnang elektrisch unterwegs sind, desto besser für die Luftqualität. Allerdings kann die Stadt niemandem vorschreiben, dass er ein Elektrofahrzeug kaufen soll. „Wir können da nur Vermittler sein“, sagt Tobias Großmann, der vor allem die Fuhrparks größerer Firmen im Blick hat. Seine Hoffnung: Durch die Förderprogramme des Bundes könnte es für die Unternehmen interessanter werden, auf Elektrofahrzeuge umzustellen. Die Stadt sieht ihre Aufgabe deshalb auch darin, über die bestehenden Fördermöglichkeiten zu informieren. Außerdem kann sie die Rahmenbedingungen für die E-Mobilität verbessern: Der Masterplan Green City wird deshalb auch einen Vorschlag für ein Netz mit elf Ladestationen im gesamten Innenstadtbereich enthalten. Auch Elektrobusse wären ein wichtiger Beitrag zur Luftreinhaltung. Das hat die Stadt aber nicht selbst in der Hand: Für den öffentlichen Nahverkehr ist ab 2019 nämlich der Landkreis zuständig.

6. Kommunale Fahrzeugflotte

Die Stadt Backnang besitzt zwar nur 22eigene Fahrzeuge, trotzdem will sie auch hier ansetzen. „Wir haben eine Vorbildfunktion und müssen vorangehen“, sagt Tobias Großmann. Bereits im vergangenen Jahr hat die Stadt mit Zuschüssen des Bundes drei Elektrofahrzeuge angeschafft, die Mitarbeiter des Stadtbauamtes können überdies zwei Pedelecs nutzen, der Dienstwagen von OB Frank Nopper ist ein Hybridfahrzeug. Doch dabei soll es nicht bleiben: „Die Förderprogramme sind eine Riesenchance“, sagt Amtsleiter Großmann. Sukzessive will die Stadt weitere E-Autos anschaffen, auch wenn der Anteil am gesamten Verkehrsaufkommen in der Stadt natürlich verschwindend gering ist.


            Backnangs dreckigste Straße: Auf der Eugen-Adolff-Straße sind täglich mehr als 20000 Fahrzeuge unterwegs. Der Grenzwert für Stickoxide wird deutlich überschritten. Foto: A. Becher

Yannick Harms triumphiert mit seinem Partner

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(pm). Der Backnanger Beachvolleyballer Yannick Harms trumpfte mit seinem Partner Philipp Arne Bergmann aus Hameln beim zweiten Turnier der Techniker-Beach-Tour in Nürnberg auf. Das Duo hatte am Ende die Nase vorne. Insgesamt sahen an drei Tagen 45000 Fans die fünfte Auflage der Techniker-Beach-Tour auf dem Nürnberger Hauptmarkt. Für Bergmann/Harms war es beim zweiten Start der zweite Turniersieg der Saison in der Serie. Das deutsche Nationalteam ging topgesetzt in das Turnier und traf im Finale auf Alexander Walkenhorst/Sven Winter (Düsseldorf), die einen guten Start erwischten und schnell den ersten Satz mit 21:15 für sich entschieden. Doch dann kämpften sich Bergmann/Harms zurück und gewannen den engen zweiten Durchgang (21:19). Den dritten Satz nutzten sie dann relativ klar zum Titelgewinn in der Frankenmetropole (15:8).

Es ist für den Backnanger und seinen Partner nach Düsseldorf der zweite Turniersieg in Folge. „Es war ein krasses Spiel, eine coole Kulisse und für alle Zuschauer ein Spiel, was man sich sehr gut anschauen konnte“, sagte Philipp Arne Bergmann. Sein Partner Yannick Harms ergänzte: „Wir haben immer auf uns gebaut, weiter gekämpft und versucht, einfach unser Spiel zu machen.“ Im Halbfinale setzten sich Bergmann/Harms mit 2:0 (21:15, 21:13) gegen die Brüder Georg und Peter Wolf (TV/DJK Hammelburg) durch. Walkenhorst/Winter erkämpften sich den Finaleinzug mit einem 2:1 (16:21, 21:17, 15:9) gegen Paul Becker/Jonas Schröder (DeutscheEnergie-Beachteam/United Volleys).


Aufstieg wegen der Tordifferenz verpasst

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Von Tim Lindner

Rund 450 Kilometer hatten Tobias Herczeg und David Piesch zurückzulegen, ehe sie im Marienberger Ortsteil Niederlauterstein im Erzgebirge nahe der tschechischen Grenze zum Finale um den Zweitliga-Aufstieg antraten. Die lange Fahrt schüttelte das Duo offenbar schnell aus den Klamotten, denn es ging im Auftaktspiel gegen Reichenbach früh in Führung und machte einen sehr konzentrierten Eindruck. Kurz vor der Halbzeit kam Hektik auf und diese nutzten die baden-württembergischen Rivalen, um das Blatt mit zwei Toren zwischenzeitlich zu wenden. In der zweiten Hälfte besannen sich die Waldremser wieder auf ihre Stärken, machten aus dem 1:2 ein 3:2 und retteten den Vorsprung über die Zeit.

Den Schwung ins Duell mit Bilshausen mitzunehmen, klappte aber nicht so richtig. In einem offen geführten Match lagen die RSV-Radballer zunächst immer wieder mit einem Tor hinten, zur Pause mit 3:4. Zu Beginn des zweiten Durchgangs erhöhten die Kontrahenten zwar auf 5:3, doch Herczeg und Piesch kämpften sich noch einmal zum 5:5 heran. Fünf Sekunden vor Schluss setzte es aber das 5:6.

Eine bittere Pille, doch im Spiel gegen Ginsheim lief es wieder wie am Schnürchen. Der 4:1-Sieg war zu keiner Zeit gefährdet. Mit diesem Dreier war die Ausgangssituation eigentlich perfekt – das Ziel, einen der ersten drei Plätze zu belegen, schien in greifbare Nähe gerückt zu sein. Ein Unentschieden gegen die Hausherren aus Niederlauterstein hätte schon gereicht, um den Aufstieg feiern zu können. Und es kam noch besser: Waldrems legte ein 2:0 vor. Plötzlich kam es jedoch zum Bruch im Spiel von Herczeg/Piesch, dem Gegner gelangen sechs Tore in Serie. Unter dem Strich stand letztlich ein 3:7, das für das Duo bittere Folgen hatte.

Zwei Siege und zwei Niederlagen bedeuteten sechs Punkte, ebenso viele hatte Ginsheim auf dem Konto. Das Problem: Das Torverhältnis von 15:16 sprach gegen das RSV-Team, das sich den Zweitliga-Aufstieg damit abschminken musste.

Ergebnisse: Niederlauterstein – Ginsheim 3:8, Waldrems – Reichenbach 3:2, Bilshausen – Ginsheim 3:5, Niederlauterstein – Reichenbach 2:1, Waldrems – Bilshausen 5:6, Reichenbach – Ginsheim 3:1, Niederlauterstein – Bilshausen 3:3, Waldrems – Ginsheim 4:1, Reichenbach – Bilshausen 6:7, Niederlauterstein – Waldrems 7:3. – Tabelle: 1. Bilshausen 4 Spiele, 19:19 Tore, 7 Punkte; 2. Niederlauterstein 4, 15:15, 7; 3. Ginsheim 4, 15:13, 6; 4. Waldrems 4, 15:16, 6; 5. Reichenbach 4, 12:13, 3.


            Verspielte den Zweitliga-Aufstieg mit seinem Partner Tobias Herczeg erst auf den letzten Metern: David Piesch (schwarz).Archivfoto: B. Strohmaier

Nach 30 Jahren zurück in der Kreisliga A

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Von Uwe Flegel

Ralf Klimpke muss kurz überlegen, dann hat er die Jahreszahlen parat: „1984 haben wir das letzte Mal den Sprung in die Kreisliga A geschafft, 1988 sind wir dann abgestiegen.“ 30 Jahre später ist die Elf aus dem Hardtwald zurück, musste dafür aber eine Zusatzschicht einlegen. Denn in der regulären Saison waren die Aspacher nur Vizemeister geworden. Zum zweiten Mal in Folge. Hatte vergangene Saison die SKG Erbstetten die Nase vor der Spvgg, so war es diesmal der Große Alexander. Während die Blau-Weißen vor einem Jahr in der Relegation am SV Allmersbach II scheiterten, machte die Elf von Trainer Markus Gentner nun den Sack mit einem 3:1 gegen den Kreisliga-A-Vorletzten SK Fichtenberg zu.

Ralf Klimpke, der gemeinsam mit Bernd Schöffler sportlicher Leiter ist, berichtet vom „verdienten Erfolg gegen überraschend schwache Fichtenberger“. Selbst die anfänglich große Nervosität seiner Mannschaft, der mit Kevin Renz, Leon Schöffler (beide Kreuzbandriss) und Timo Föll (Schien- und Wadenbeinbruch) wichtige Spieler fehlten“, nutzte die Sportkameradschaft aus dem Kreis Schwäbisch Hall nicht. Dabei „sind wir mit unserem letzten Aufgebot angetreten“, erzählt der Aspacher

Dass es überhaupt des Nachsitzens bedurfte, ehe kräftig gefeiert werden konnte, entschied sich nach Weihnachten. Denn nach der Vorrunde lagen die Aspacher noch einen Punkt vor dem späteren Meister. Während der aber in der zweiten Saisonhälfte keinen einzigen Punkt mehr abgab, stolperte der Konkurrent gegen Spiegelberg (0:2). „Vielleicht hat uns das den Titel gekostet“, urteilt Klimpke, dessen Mannschaft wenig später die Meisterschaft endgültig abhaken musste. Zu Hause wurde das Topduell gegen die Backnanger knapp mit 2:3 verloren. „In den direkten Vergleichen haben wir und der Große Alexander sich nicht viel geschenkt, aber über die gesamte Saison gesehen ist deren Titelgewinn definitiv verdient“, gesteht der Aspacher ein. Und: Mittlerweile hat es sein Verein dem Konkurrenten ja erfolgreich nachgemacht.

Der Erfolg ist das Ergebnis zielgerichteter Arbeit. Als der Klub vor drei Jahren am Boden lag, „haben sich einige Engagierte zusammengesetzt“, erzählt Klimpke. Ausgangspunkt fürs Erstarken war die gute Jugendarbeit, in der nicht nur alle Altersklassen besetzt, sondern teilweise auch zweite Mannschaften vorhanden sind. Bemerkenswert für einen so kleinen Verein. Dann wurde versucht, Spieler zurückzugewinnen, die aus Kleinaspach stammen, aber woanders am Ball waren. Am Ende wurde aus dem Kellerkind der Sicherheitsliga ein Aufstiegskandidat.

Der will nun nächste Saison die Klasse halten. Dabei bleibt Aspach bei seinem Kurs. Aufstiegscoach Markus Gentner, der als Steppke in Kleinaspach begann, ehe er für die TSG Backnang und die SG Sonnenhof Großaspach in der Verbands- und Oberliga am Ball war, bleibt Trainer. Neu dazu kommen Spieler aus der eigenen A-Jugend sowie von Affalterbach (Kreisliga A, Bezirk Enz-Murr) zurückkehrende Verteidiger Robin Corsico, Wiedereinsteiger Tobias Gundlach und Torwart Tim Roger, der zuletzt bei der TSG Backnang zum Oberliga-Kader zählte. „Zudem halten wir vor allem noch nach Verstärkungen für die Offensive die Augen offen“, sagt Ralf Klimpke. Denn dort verzeichnet die Spvgg einen herben Verlust. Stürmer Marek Zeich, für 28 der 96 Saisontreffer verantwortlich, wechselt zu Steinach-Reichenbach (Kreisliga A1).

Ansonsten bleibt die Aufstiegself weitestgehend zusammen und hat mittlerweile auch in Sachen Spielerzahl die Zeit der Dürre hinter sich. „Wir melden eine zweite Mannschaft für die Kreisliga B, die von Tom Schöffler trainiert wird“, berichtet Klimpke und hat damit ein weiteres Beispiel dafür, dass die großen Sorgen der Spvgg der Vergangenheit angehören.

Plaisirschulkinder mögen es gesund und frisch

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Von Carmen Warstat

BACKNANG. Das aktuelle EU-Schulprogramm bündelt die bisherigen Programme „Schulmilch“ und „Schulfrucht“. 46 Grundschulen der Region haben sich für den Teil „Schulfrucht“ angemeldet und werden von der Kreissparkasse gefördert. Im Foyer der Plaisirschule duftet es nach frischem Obst. Gleich ist die Hofpause vorbei, und Kinder mit Melonenscheiben auf der Faust sind sich einig: Die könnten wir jeden Tag essen.

Es versammeln sich Zweit- und Drittklässler unter der Treppe, denn heute sind Gäste gekommen: Die Förderer und Koordinatoren des Schulfruchtprogramms, vertreten durch Yvonne Laib von der Kreissparkasse Waiblingen und Annette Sammet-Volzer vom Kreislandwirtschaftsamt, sind da, und auch eine Vertreterin des Lieferanten der leckeren Obst- und Gemüsesnacks (Bio-Hofgut Hagenbach), Christina Rohde. Schulleiterin Dr. Annedore Bauer-Lachenmaier stellt den Kindern die erwachsene Prominenz vor, die ihnen regelmäßig eine gesunde Frühstücksergänzung anbietet, denn heute ist es Zeit, Danke zu sagen.

Im Rahmen der landesweiten Aktionstage zum EU-Schulprogramm ist die Plaisirschule aktiv geworden und hat ein kleines Programm auf die Beine gestellt. Es beginnt mit einem lustigen Lied, dem „Vitamine-Cha-Cha-Cha“, das von den Zweitklässlern gesungen wird. Als „Schulfruchtforscher“ und „Obstentdecker“ begrüßt die Schulleiterin die Kinder. Dann dürfen die dritten Klassen sich in ihre Räume verteilen und das Obst und Gemüse nacheinander an drei Stationen sozusagen studieren. Im theoretischen Teil wird die Ernährungspyramide veranschaulicht. Regina Schöller, eine der freiberuflichen Referentinnen für bewusste Kinderernährung, die vom Landwirtschaftsamt vermittelt werden, hat dies liebevoll vorbereitet und deutet ein Haus an, in dem die Familien Fruchtig und Wurstig leben.

Im nächsten Raum geht es schon praktischer zu: Sinnesschule heißt die Devise. Hier wird blind getastet und geschnuppert, geschmeckt und gelauscht und natürlich auch genau hingeschaut. Lehrerin Regine Dethleff betreut diese Station gemeinsam mit anderen Pädagoginnen.

Schließlich im dritten Raum dürfen die Kinder den Obstsalat für ein leckeres Müsli zubereiten. Wieder duftet es frisch, denn an fünf Tischen werden Früchte geschnippelt und Zitronen gepresst. Sogar die Haferflocken für das Müsli werden selbst hergestellt. Dafür sind zwei Praktikantinnen zuständig, die an der Handmühle stehen und gut zu tun haben.

Annedore Bauer-Lachenmaier zeigt sich dankbar für jede Unterstützung des Personals, denn Projekte wie dieser Aktionstag haben es in sich und können allein von den Lehrerinnen kaum gestemmt werden. Letztere machen heute selbstverständlich Überstunden. „Es steckt schon sehr viel ehrenamtliches Engagement darin“, meint die Schulleiterin anerkennend. Die pädagogische Begleitung des Programms ist ein immens wichtiger Baustein und personalintensiv. Im Mittelpunkt aller Maßnahmen sollen die Freude am Essen, die Lust am Selbermachen und der Aufbau von Vertrauen in die Qualität der Lebensmittel stehen.

Mitfinanziert wird das Ganze von der Kreissparkasse Waiblingen, die im laufenden Schuljahr 46 Schulen der Region mit insgesamt rund 46000 Euro unterstützt, wobei sich die Höhe der Zuwendung jeweils an der Schülerzahl orientiert. Außerdem gab es pro Schule 50 Schneidebrettchen sowie Kochschürzen und -mützen. Die Beträge kommen aus dem Sparkassen-Topf des „Sozialen Zweckertrags“, welcher aus dem Prämiensparen gespeist wird. Teilnehmer und Förderer des Projektes sind sich einig: Das EU-Schulprogramm ist mehr als die Verteilung von Obst und Gemüse.


            In einem Raum dürfen die Kinder den Obstsalat für ein leckeres Müsli zubereiten. Foto: J. Fiedler

Mmh, Lillifee-Suppe und Gemüsepizza

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Von Ute Gruber

MURRHARDT. Gleich zu Anfang stellt ein Quiz die Vorkenntnisse der Teilnehmer auf die Probe: Was sagen die Biolabel aus, die es im Handel gibt? Enthalten Bioprodukte im Schnitt weniger Nitrat und Pestizidrückstände? Wie oft wird so ein Biobetrieb kontrolliert? Wie viele Zusatzstoffe sind in Biolebensmitteln erlaubt? Welcher Anteil der in einer Schulmensa zubereiteten Lebensmittel landet im Müll? Wie kann man Kosten sparen? In Zweiergrüppchen wird überlegt, diskutiert, angekreuzt.

Dann wird aufgeklärt: Das grüne Biosechseck mit dem Häkchen und auch das Blatt aus zwölf Sternchen kennzeichnen Produkte, die nach EU-Standards geprüft sind. „Das kann auch im Ausland sein“, wie Andreas Greiner erläutert, „dabei muss die Nummer der Kontrollstelle vermerkt sein, das ist wichtig.“

Strenger noch als diese Standards sind die Anforderungen der heimischen Pioniere des ökologischen Anbaus: Anbauverbände wie Demeter, Bioland oder Naturland. „Bei uns gibt es zum Beispiel keine teilweise Umstellung“, erklärt Gastgeber David Burkhardt, der in zweiter Generation den Bioland-Betrieb Wacholderhof bewirtschaftet. „Entweder ganz oder gar nicht. Und bei der Verarbeitung sind weniger Zusatzstoffe erlaubt. Nitrit in der Wurst geht zum Beispiel gar nicht.“ Jedes Jahr werde der Betrieb gründlichst kontrolliert: Zukäufe, Verkäufe, jedes Tier, jede Fläche, jeder Arzneimitteleinsatz et cetera. Wenn etwas nicht ganz koscher ist, gibt es eine Nachbesserungsfrist: „Beispielsweise kann sein, dass bei einer Ware der Zusatz ‚aus deutscher Erzeugung‘ nicht genau so unter dem Label steht. Die finden immer was“, erläutert Burkhardt.

Dass die Produkte weniger Schadstoffe und dafür mehr wertgebende Inhaltsstoffe enthalten, ist für die Anwesenden klar. Und dass diese gerade den Kindern im Wachstum zugutekommen, wenn man die unbehandelten Äpfel und Kartoffeln nicht zu schälen braucht, leuchtet ein: „Zieh mir gekocht die Schale runter, die Vitamine sitzen drunter“ reimte schon der Großvater.

Das gemeinsame Essen in der Kita als Teil des Genusses

Als es um die Umsetzung in der Küche ihrer Betreuungseinrichtung geht, werden die überwiegend weiblichen Seminarteilnehmer munter: Fast jede arbeitet in einer Tagesstätte, die Mittagessen für Kinder oder Schüler anbietet. „Sie leisten hier eine wichtige erzieherische Aufgabe. Sie vermitteln den Umgang mit Lebensmitteln“, lobt Andreas Greiner. Diana Hettich-Condic etwa kocht seit fünf Jahren für bis zu zehn Kleinkinder in der Kita am Schlossgarten in Oppenweiler. „Davor hat jedes sein Essen mitgebracht. Wir haben das dann nacheinander in der Mikrowelle warm gemacht.“ Das sei ein furchtbares Durcheinander gewesen. „Jetzt essen wir gemeinsam in Ruhe, alle dasselbe, und die Kinder freuen sich richtig darauf.“ Sie möchte sich über Bioanbau informieren und Anregungen fürs Kochen holen.

Die bekommt sie unter anderem von Elisabeth Kuveke, die vor sieben Jahren ein sogenanntes Kindernest gegründet hat, wo sie mit zwei Kolleginnen in einer gemieteten Wohnung neun Kleinkinder betreut und auch bekocht: „Als Landkind war für mich immer klar, dass ich das selbst frisch und möglichst in Bioqualität machen will.“ Auch den Einheitsgeschmack von fertiger Gemüsebrühe lehnt sie ab. Die Zutaten bekommt sie frei Haus von einem Biolieferanten und bereitet sie stressfrei im Dampfgarer zu: „Seit wir den haben, ist uns nie wieder etwas angebrannt.“ Nur das Fleisch, das es ohnehin nur einmal die Woche gibt, wird angebraten – des besseren Geschmacks wegen. Zu einer täglich wechselnden Sättigungsbeilage (montags Polenta, dienstags Reis, mittwochs Kartoffeln...) gibt es Gemüse der Saison und Soße. „Nur Kohlarten mögen die Kleinen nicht gern.“

Mit dem vegetarisch betonten Speiseplan und saisonalen Einkauf hat die Erzieherin schon zwei wichtige Einsparmöglichkeiten bei den teureren Bioprodukten genutzt, wie Andreas Greiner erklärt. Vor allem bei Schulmensen käme dazu noch das Problem des Abfalls: „Unglaubliche 25 Prozent werden da im Schnitt weggeworfen: zu viel zubereitet oder verschmäht.“ Er findet dies ethisch und auch ökonomisch unverantwortlich: „Beim Einkauf feilscht man um jeden Cent und dann wirft man jeden vierten Euro weg!“ Auch wenn der Blick in den sogenannten Schweineeimer nicht gerade ästhetisch ist, findet sich dort also wahres Gold. Nach so viel Theorie wird das Schreibzeug weggeräumt und für die Praxis Platz gemacht. Mit Zutaten vom Biohof wird geschnippelt, geknetet, gerührt. Es entstehen Gemüsesticks, Pizzen aus dem Steinbackofen und ein Frischkäsedip mit Kürbiskernöl, farbenfroh dekoriert mit Blüten von Borretsch, Kapuzinerkresse und Ringelblume. Fast zu schade zum Essen.

Zum Abschluss bietet der Hausherr noch eine Betriebsführung an

Mansour Zouari – der heutige Quotenmann – ist Tunesier, lebte längere Zeit in Murrhardt und kocht jetzt in der Mensa der Freien Waldorfschule Backnang. Als er gekonnt den Pizzateig durch die Luft wirbelt und mit flinken Fingern eine köstliche Kreation nach der anderen zaubert, kann man kaum glauben, was ihn zum Seminarbesuch bewegt hat: „Die Schüler lassen so oft das Gemüse zurückgehen.“ Greiner hat für die viel geschmähte Rote Bete schon mal einen Tipp: Fein püriert und mit Sahne verfeinert, könne diese als rosa „Lillifee-Suppe“ zumindest bei weiblichen Grundschülern Begeisterung auslösen.

Zum Abschluss bietet der Hausherr noch eine Betriebsführung an. Die interessiert vor allem Sybille Mohr, die in ihrer Kita in Murrhardt-Alm seit Kurzem mit den Kindern zusammen Obst und Gemüse im eigenen Nutzgarten kultiviert: „Umgraben, pflanzen, gießen, ausgrasen, die Kinder waren überrascht, wie viel Mühe das macht.“ Tja: Vor die Ernte hat der Herrgott den Schweiß gesetzt...

  Die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung bietet Informationen, Rezepte, Praxisbeispiele, auch für Kommunen, Caterer und Privatpersonen, im Internet unter der Homepage www.biokannjeder.de.


            Die Teilnehmerinnen und der Teilnehmer (rechtes Bild) sind den Ernährungsworkshop richtig gut gelaunt angegangen. Auf dem Wacholderhof konnten sie sich auch in der Praxis üben. Fotos: J. Fiedler

Ein Sensor macht den Mülleimer schlau

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Von Kornelius Fritz

BACKNANG. Überquellende Mülleimer sind eine schlechte Visitenkarte für eine Stadt. Allerdings können die Mitarbeiter des Bauhofs auch nicht täglich auf Verdacht sämtliche Abfallbehälter leeren. Die Stadt Backnang testet deshalb seit vergangenem Jahr eine technische Lösung der Firma Telent. Die hat zunächst einmal fünf öffentliche Mülleimer mit Sensoren ausgestattet, die ständig den aktuellen Füllstand messen. Ist eine bestimmte Füllhöhe erreicht, wird das Bauhofteam automatisch informiert. „Unsere Software kann auch gleich die optimale Route für die Leerung berechnen und direkt auf das Navi im Führerhaus übertragen“, erklärt Viktor Kostic, Projektleiter bei Telent. So sparen die Bauhof-Mitarbeiter Zeit und die Fahrzeuge Sprit.

Dieselbe Technik kommt aber auch in ganz anderen Bereichen zum Einsatz: Parkplätze, Straßenlaternen oder Luftmessstationen können ebenfalls mit Sensoren ausgestattet werden und Informationen senden. „Das Internet der Dinge ermöglicht eine Unmenge von Anwendungen“, sagt Telent-Geschäftsführer Robert Blum. Viktor Kostic kennt auch ein kurioses Beispiel: Ein großer Lebensmittelbetrieb hat mehrere Hundert Mausefallen mit dieser Technik ausgerüstet: Sobald eine zuschnappt, kommt eine Meldung aufs Smartphone. „So müssen die Mitarbeiter nicht mehr alle Fallen überprüfen, sondern nur noch die eine, die zugeschnappt hat“, erklärt Kostic.

Spezialisiert auf die

Übertragung heikler Daten

Telent nutzt für solche Anwendungen eine spezielle Funktechnik, die zwar weniger Informationen übertragen kann als ein normales Mobilfunknetz, dafür aber auch nur einen Bruchteil der Energie verbraucht. Die Batterien in Mülltonne oder Mausefalle halten dadurch zwei bis drei Jahre. Mit seinem Tochterunternehmen Netzikon ist Telent gerade dabei, bundesweit ein solches Funknetz aufzubauen. Der Aufwand ist hoch, aber längst nicht so groß wie bei einem öffentlichen Mobilfunknetz: „Wir nutzen eine Frequenz, die mit wenig Sendeleistung weite Strecken überwinden kann“, erklärt Kostic. Um eine Stadt wie Stuttgart abzudecken, genügten schon vier Antennen.

Mit Netzen kennt man sich bei Telent aus, denn sie spielen auch im traditionellen Geschäftsfeld des Backnanger Unternehmens eine wichtige Rolle. Telent ist nämlich Spezialist für sogenannte kritische Infrastrukturen. „Dabei geht es um Systeme, bei denen ein Ausfall dramatische Folgen hätte“, erklärt Geschäftsführer Blum. Kunden sind beispielsweise Energieversorger, große Industriekonzerne, die Deutsche Flugsicherung oder auch die Deutsche Bahn. Schon aus Sicherheitsgründen wollen diese ihre Systeme nicht an öffentliche Netze anschließen. Telent plant und realisiert für sie deshalb eigene Kommunikationsnetze – sei es über Kabel oder per Funk.

Telent selbst produziert keine Hardware, sondern greift auf am Markt erhältliche Technik zurück, die dann den jeweiligen Kundenwünschen angepasst wird. Systemintegration nennt sich das. „Dafür brauchen wir Fachleute aus ganz unterschiedlichen Bereichen“, erklärt der technische Leiter Reinhard Wegener.

Neuer Schwerpunkt im

Bereich IT-Sicherheit

Rund ein Drittel seines Umsatzes macht Telent mit Serviceverträgen, das heißt, das Unternehmen betreut im Auftrag von Kunden deren IT-Netze. Bei Störungen sind die Servicemitarbeiter in Backnang sieben Tage die Woche rund um die Uhr erreichbar, Servicetechniker stehen bundesweit parat, um teilweise innerhalb von zwei Stunden vor Ort sein zu können. Zu den Kunden gehört etwa die Firma Toll Collect, für die Telent auch die bundesweit mehr als 4000 Terminals und Kontrollstellen für die Lkw-Maut wartet und repariert.

Mit dem Zukauf der Saarbrücker Firma Koramis hat Telent im vergangenen Jahr zudem das Leistungsspektrum im Bereich IT-Sicherheit erweitert. Für Robert Blum in Zeiten zunehmender Hacker-Angriffe und steigender Sicherheitsanforderungen ein logischer Schritt: „Telent war in diesem Bereich auch vorher schon aktiv. Jetzt haben wir noch einmal neue Schubkraft entwickelt.“


            Für die Deutsche Bahn plant und realisiert Telent die Überwachungstechnik für Bahnhöfe. Am Stammsitz in Backnang können der technische Leiter Reinhard Wegener (links) und Geschäftsführer Robert Blum das System testen. Fotos: A. Becher

            Wenn Viktor Kostic den Mülleimer mit einem solchen Sensor ausstattet, meldet dieser automatisch den Füllstand an den Bauhof.
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