WAIBLINGEN. Ein 34 Jahre alter Einbrecher konnte von Beamten der Waiblinger Polizei am Donnerstagnachmittag auf frischer Tat festgenommen werden. Der Mann hatte gegen 17.30 Uhr den Zaun zum Gelände des Wertstoffhofes in der Düsseldorfer Straße überstiegen und versuchte, Elektroschrott zu entwenden. Ein Zeuge konnte dies beobachten und verständigte die Polizei. Der 34-jährige Osteuropäer befand sich beim Eintreffen der Streifenbesatzungen noch auf dem Gelände und ließ sich widerstandslos festnehmen. Er hatte bereits einige Laptops, Mobiltelefone Radios und dergleichen zum Abtransport bereitgelegt. Da der Mann keinen Wohnsitz in Deutschland hat, ordnete die Staatsanwaltschaft die Erhebung einer Sicherheitsleistung an.
Einbrecher von Zeugen gesehen
Oberbrüden mit dem ersten Erfolg
(hes). Der TSV Oberbrüden landete gestern Abend beim 4:3 bei der SVG Kirchberg seinen ersten Saisonsieg in der Fußball-Kreisliga A2. Fabian Andreas Zirnstein (10., 44.) und Adrian Loshaj (36.) sorgten für die 3:0-Pausenführung des TSV. Cristian Sorodoc (49.) und Corin Stutz (75.) verkürzten, ehe Falko Schneider (90.) zum 4:2 traf. Im Gegenzug gelang Kirchbergs Abdul Güren nur die Ergebniskosmetik.
Gold für Profiboxensystem
BACKNANG/LUDWIGSBURG (inf). Das Design Center Baden-Württemberg, das dem Regierungspräsidium Stuttgart zugehört, hat gestern zum 24. Mal den Design-Staatspreis des Landes vergeben. Über 200 Einreichungen hatte die sechsköpfige Jury des Focus Open 2015 zu bewerten. Die Produktinnovationen kamen aus Europa, Asien und den USA. Aus allen Einsendungen ermittelten die Juroren insgesamt 64 Preisträger. Die Premiumauszeichnung „Focus Gold“ für herausragende Gestaltung ging insgesamt an zehn Produkte, darunter in der Kategorie Kommunikation, Audio/Video, Optik an das Lautsprechersystem Y-Serie von d&b Audiotechnik aus Backnang.
Das preisgekrönte Lautsprechersystem wurde für die professionelle Beschallung von Konzerten, Theatern, Messen und Konferenzen konzipiert. Es besteht aus bedarfsweise kombinierbaren, mittelgroßen Punktquellen und linear abstrahlenden Einheiten. Neben der mobilen, optional wetterfesten Variante bietet die Y-Serie auch Lautsprecher für den stationären Einsatz, etwa in Tonstudios oder Konferenzzentren. Insgesamt bietet das System viele Kombinationsmöglichkeiten, eine flexible horizontale Abstrahlcharakteristik und drehbare Hörner oder spezielle Wellenformer; das Bassreflexdesign wiederum sorgt für eine effiziente Tieftonwiedergabe. Durch die breiten Konfigurationsmöglichkeiten lässt sich die Y-Serie auch bei baulich oder akustisch schwierigen Verhältnissen nutzen. Alle Gehäuse werden in Deutschland aus PEFC-zertifiziertem Sperrholz europäischer Quellen per CNC-Technik produziert und handwerklich fertiggestellt. Die Jury urteilt: „Die Gestaltung der Lautsprecher-Gehäuse ist sehr technisch motiviert und auf ein Minimum reduziert. An Details wie den ergonomischen Grifflösungen oder den eindeutig platzierten Kabelbuchsen lässt sich jedoch ein konsequentes und durchdachtes Designkonzept erkennen. Obwohl extrem robust, sind die Lautsprecher nicht schwerfällig in ihrer Optik. Schön ist das ganz subtil in die Lochblech-Front integrierte Logo.“
Die Preisverleihung mit Urkundenübergabe durch Peter Hofelich, Staatssekretär im Ministerium für Finanzen und Wirtschaft, unter Mitwirkung von Regierungspräsident Johannes Schmalzl, fand in Kooperation mit der Stadt Ludwigsburg im Scala Ludwigsburg mit anschließender Ausstellungseröffnung statt. In einer individuell inszenierten Ausstellung in den Räumen des MIK Museum, Information, Kunst in Ludwigsburg werden die prämierten Produkte im Original bis zum 22. November zu sehen sein täglich von 10 bis 18 Uhr, donnerstags von 10 bis 21 Uhr, am 1. November geschlossen; öffentliche Führungen: Sonntag, 18. Oktober, 16 Uhr; Sonntag, 8. November, 16 Uhr; Mittwoch, 18. November, 18.30 Uhr; weitere Infos gibt es unter www.design-center.de.
Ein Buch zur Ausstellung wird vom Design Center Baden-Württemberg im Verlag avedition, Ludwigsburg, herausgegeben (ISBN 978-3-89986-205-8).
Aktion für Flüchtlinge, Liveticker und SG auf bkz-online
Zeichen setzen, Integration leben. So heißt die Aktion der SG Sonnenhof fürs heutige Heimspiel gegen Aalen. Auf Einladung des Vereins dürfen Flüchtlinge und ehrenamtliche Helfer, die sich für die aus Kriegs- und Krisengebieten geflohenen Menschen engagieren, kostenlos ins Stadion. Gerechnet wird mit rund 600 Personen. Die sitzen in verschiedenen Blöcken, damit leichter Kontakt zu anderen Zuschauern möglich ist. Die Aktion kann von jedem Besucher unterstützt werden. Zum Schwaben-Duell wurden Flyer mit oben genanntem Motto verteilt. Für jeden Flyer, der heute abgegeben wird, spendet die SG einen Euro an die Gruppe „Asylbewerber willkommen in Aspach“.
Wie gewohnt setzt die SG Sonnenhof Großaspach auch heute einen Shuttle-Bus vom und zum Backnanger Bahnhof für die Zuschauer ein. Vor dem Spiel geht’s am Zentralen Omnibus-Bahnhof in Backnang um 13.25 Uhr los zur Mechatronik-Arena. Nach der Begegnung fährt der Bus vom Fautenhau um 16.15 Uhr zurück nach Backnang.
Auch fürs Fernsehen und den DFB ist der Vergleich des Überraschungsdritten mit dem Sechsten das Spitzenspiel der Dritten Liga. Der Verband hat auf seiner Internetseite einen Faktencheck gemacht und die ARD sendet diesmal nicht nur im Dritten, sondern auch in der Sportschau kurz nach 18 Uhr Ausschnitte von der Aspacher Partie gegen den Ex-Zweitligisten.
Selbstverständlich ist unsere Zeitung heute ab 14 Uhr ebenfalls am Ball. Im Internet gibt es für diejenigen Leser, die nicht im Stadion sitzen können, unter www.bkz-online.de einen Liveticker mit stets aktuellen Infos. Tags darauf kommt im Internet unter derselben Adresse noch ein Video mit den besten Szenen vom Spiel dazu. Am Montag bieten wir dann den gewohnt umfangreichen Service in der Zeitung.
Lehrstunde in Sachen Demokratie
Von Carmen Warstat
BACKNANG. Im Gegenteil: Alle Teilnehmer der Veranstaltung waren im Nachhinein sehr zufrieden und bescheinigten sich in der abschließenden Feedback-Runde gegenseitig, hochinteressante Gesprächspartner gewesen zu sein, mit denen man gern noch länger geredet und diskutiert hätte.
Begonnen hatte der Nachmittag mit einem Podium der Gäste, bei dem sich die jeweils zwei Politiker beziehungsweise Jugendvertreter von Parteien und Gruppierungen, darunter mehrere Erst- und Zweitkandidaten für die kommende Landtagswahl, der Schülerschaft vorstellten: Sabine Kutteroff und Andreas Schildknecht (CDU), Gernot Gruber und Jana Gilke (SPD), Götz Poppitz (Bündnis 90/Die Grünen), Melanie Lang (nicht in einer Partei, aber für die Fraktion der Grünen im Backnanger Gemeinderat), Gudrun Wilhelm und Axel Bauer (FDP), Jörg Drechsel und Roland Stümke (Die Linke), Professor Dr. Jörg Meuthen und Moritz Brodbeck (AfD).
Als Moderator fungierte Hannes Beuttler aus der Klasse 13/2 des Sozialwissenschaftlichen Gymnasiums der Anna-Haag-Schule. Er erläuterte zunächst das Prozedere: Die Schüler – aus dem Berufskolleg Gesundheit und Pflege im zweiten Jahr und von Jahrgangsstufe 2 des Sozialwissenschaftlichen Gymnasiums sowie Erzieher-Azubis im ersten Ausbildungsjahr – hatten sechs Gruppen zu bilden, die dann nacheinander von den Vertretern der Parteien besucht wurden. Dann konnten die Gäste jeweils bis zum Ertönen eines unüberhörbaren Gong-Schlags ausgefragt werden.
Das Ganze lief diszipliniert und zugleich recht locker ab, auch wenn einige der Politiker zu ausführlichem Referieren neigten. Die Jugendlichen interessierten sich für alle erdenklichen Politikfelder und verstanden es, die Parteienvertreter mit vorsichtigen Provokationen zum Teil in Verlegenheit zu bringen und am Schwafeln zu hindern.
Praktische Fragen des Umgangs mit politischen Ämtern (Wie schafft man es, alles unter einen Hut zu bringen?) standen neben solchen zur inhaltlichen Positionierung (Muss man als Einzelner alles vertreten, was die Partei vertritt, beziehungsweise: Wie weit geht der Fraktionszwang?). Das Themenspektrum erfasste alle erdenklichen Lebensbereiche und war bunt wie das der Parteien, ohne dass die Schüler sich unbedingt veranlasst sahen, mit ihren Fragestellungen auf deren jeweilige Kernkompetenzen Rücksicht zu nehmen. Stuttgart 21 und die Thematik persönlicher Freiheit, städtisches Wlan und die Bildungspolitik, die Legalisierung von Cannabis und die Homo-Ehe wurden ebenso angesprochen wie soziale Gerechtigkeit oder Steuer- und Finanz- sowie Umweltpolitik. Auch die Flüchtlingskrise wurde thematisiert, stand aber keineswegs, wie manche Politiker erwartet hatten, im Mittelpunkt des Interesses.
Dabei ging es angenehm konkret zu. Wann immer die Antworten ins Allgemeine drifteten, fragte jemand: Wenn Sie die Möglichkeit hätten, eine Sache an Ihrer Partei zu ändern, was wäre das? Oder: Wenn es Ihre Partei nicht gäbe, wohin würden Sie gehen? Oder: Können Sie Ihre Partei in einem Satz beschreiben?
Folgte auf diese Bitte ein Redeschwall, wurde dieser schon mal offen und ehrlich gekontert mit: „Das sagt jede Partei von sich. Was unterscheidet Sie von anderen?“ Die Vertreter der Parteien hatten es also nicht ganz leicht mit den Jugendlichen, bestärkten diese aber, an ihrem Interesse für Politik festzuhalten und sich ihren kritischen Geist zu bewahren. Denn die Demokratie lebt von Menschen, die sich ihr eigenes Urteil bilden, wie einer der Politiker es formulierte. „Ihr seid auch Bürger dieser Welt, drückt ihr euren Stempel auf!“, ermutigte eine Kollegin.
Einig war man sich dahin gehend, dass die Talkrunden zu kurz ausfielen und es bedauerlicherweise nur vier davon gab. So konnten die Jugendlichen nicht alle sechs anwesenden Gruppierungen kennenlernen. Eine Lehrstunde in Sachen Demokratie war es trotzdem. Für die vorbildliche Organisation verantwortlich zeichneten Schüler der Jahrgangsstufe 2 des Sozialwissenschaftlichen Gymnasiums zusammen mit ihren Fachlehrerinnen Kerstin Dietrich und Monika Wolf.
Auch für den Kumpel gibt’s kein Pardon
Von Uwe Flegel
„Für mich ist er einer der besten Innenverteidiger der Liga.“ Matthias Morys macht aus seiner sportlichen Wertschätzung für Daniel Hägele kein Hehl. Und auch der Ex-Aalener weiß genau, welche Stärken sein Gegenüber und früherer Sonnenhof-Stürmer hat: „Wir dürfen ihm so wenig wie möglich Raum geben. Wenn er ins Laufen kommt, ....“ Wobei Hägele klarmacht, dass er auf dem Platz keine Verwandten kennt. „Wenn’s in der 90. Minute 1:0 für uns steht, da ist mir egal, wer auf unser Tor läuft“, sagt er und fügt mit einem vorsichtigen Blick rüber zu seinem besten Kumpel, dessen Trauzeuge er auch ist, hinzu: „Aber ich hoffe, dass es gar nicht erst so weit kommt.“
Im Duell des Tabellendritten aus der Backnanger Bucht mit dem Sechsten von der Ostalb steckt Brisanz. Nicht nur weil die beiden schwäbischen Teams gerade mal 75 Kilometer auseinanderliegen. Ein Katzensprung in einer bundesweiten Liga. Rivalität gibt’s auch, weil die Anhänger des Ex-Zweitligisten vor der Partie heute verbal in ihren Foren bereits zündeln. Für die für ihre Nähe zur rechten Szene berüchtigten Fans, bei denen der NPD-Kreisvorsitzende Ostalb schon gerne mal den Taktgeber auf und neben dem Zaun gibt, ist das Duell im Fautenhau eine Fahrt „mit dem Bus nach Serbien“. Zudem wird weiter geschwafelt vom „Europapokal der Zweitligaabsteiger“, in dem Aalen „in der ersten Runde auf den serbischen Vertreter FK Partizan Aspachgrad“ treffen würde.
Morys und Hägele wollen sich mit solchem rechten Blödsinn nicht groß beschäftigen. Sie wissen, was ihre Elf und was der Gegner zu bieten hat. Der aus dem Remstal stammende Morys prophezeit, dass der Vergleich des Ex-Zweitligisten mit dem Dorfverein eine ganz harte Nuss wird: „Du musst da immer gegen alle elf spielen. Du rennst immer gegen eine komplette Mannschaft an.“ Die SG ist für den aus der Jugend der TSG Backnang stammenden Angreifer das positive Beispiel von Kompaktheit, und wer großen Anteil daran hat, weiß der 28-Jährige auch: „Das bekommen sie von Rüdiger Rehm täglich eingeimpft.“
Vom aus Heuchlingen stammenden Sonnenhof-Kapitän kommt kein Widerspruch, dafür gibt’s ebenfalls Lob für den Gegner. Vor allem für Aalens Defensive. Wobei dort mit dem Ex-Freiburger Oliver Barth eine Stütze gesperrt fehlt. Das ändert an der Wertschätzung des 26-Jährigen aus dem Leintal für den VfR und dessen gute Organisation in der Rückwärtsbewegung nichts. Zudem. „Spätestens seit dem Spiel in Cottbus hat Aalen alle überzeugt. Dort vier Tore zu schießen, das schafft nicht jede Mannschaft.“
Bleibt noch die Frage, was schaffen Morys und Hägele mit ihren Mannschaften heute? „2:1 für Aalen“, tippt der Angreifer des VfR wie aus der Pistole geschossen. Daniel Hägele überlegt und gibt zunächst zu bedenken: „Als ich letzte Saison das Spiel gegen den VfB Stuttgart getippt habe, sagte ich 2:0 für uns und dann haben wir 1:4 verloren.“ Diesmal also keine Aussage? Doch, „Wenn wir 2:1 gewinnen und Matze schießt das Aalener Tor, dann passt es für mich.“
Wacker besteht internationale Feuertaufe
Von Steffen Grün
Wacker reichten also schlappe elf Jahre, um von der blutigen Anfängerin zu einem Profi in ihrem Metier zu werden. Als Spielleiterin in der Frauen-Bundesliga ist sie seit einiger Zeit das weibliche Aushängeschild der Backnanger Schiedsrichtergruppe, nun hat die aus Murrhardt stammende, für die Sportfreunde Großerlach pfeifende und in Marbach wohnende Unparteiische ihre Premiere in der Uefa-Women’s-Champions League hinter sich.
Die Feuertaufe im internationalen Fußball erlebte Wacker als zweite Assistentin von Fifa-Schiedsrichterin Marija Kurtes (SG Benrath-Hassels) bei einem Hinspiel im Sechzehntelfinale. Paok Thessaloniki empfing Örebro, die Schwedinnen gewannen in Griechenland mit 3:0. „Das Niveau des Spiels war ganz okay“, erzählt Wacker,„aber auch nicht höher als in der Bundesliga“. Nun ging es für sie aber nicht darum, eine unterhaltsame Begegnung zu erleben, sondern sich mit einer tadellosen Leistung für weitere Einsätze zu empfehlen.
„Ein paar Abseitsentscheidungen waren schwierig“, erinnert sich die 24-Jährige, die vor allem eine „haarige Situation vor dem 3:0“ länger beschäftigte. „Ich habe mir die Szene sicher 20-mal angeschaut und lag richtig“, berichtet Wacker erleichtert. Also kein Abseits. Auch alle anderen heiklen Entscheidungen, mit denen sie nicht direkt etwas zu tun hatte – wie eine Rote Karte für eine Paok-Spielerin wegen Spuckens –, gingen völlig in Ordnung.
„Es war eine tolle Erfahrung“, sagt die Schwäbin zu dem Trip nach Griechenland, bei dem sie auch feststellen durfte, dass es auf internationaler Bühne noch einmal einen ganz anderen Rundumservice für das Schiedsrichtergespann gibt. Ein Betreuer steht von der Ankunft bis zum Abflug zur Verfügung, um beispielsweise ein Restaurant zu empfehlen und einen Tisch zu reservieren oder eine Fahrt zu bestimmten Sehenswürdigkeiten zu organisieren. Auch der Kontakt zum Beobachter ist intensiver, doch das ganze Drumherum ist zweitrangig. In erster Linie geht es darum, den Job so gut wie möglich zu erledigen, um im Rennen für höhere Aufgaben zu bleiben.
Insofern freute sich Wacker riesig, eine Woche nach dem Spiel in Thessaloniki ein weiteres Mal in der Champions League im Einsatz sein zu dürfen. An der Seite von Deutschlands bekanntester Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus fungierte sie beim Rückspiel im Sechzehntelfinale am vergangenen Mittwochabend zwischen Glasgow City und Chelsea London erneut als Assistentin. Sie vertrat kurzfristig eine erkrankte Kollegin, „mein Arbeitgeber hat es ermöglicht“. Von den Fifa-Schiedsrichterinnen könne man so viel lernen, betont Wacker. Zum Beispiel den Umgang mit dem Headset, das in der Frauen-Bundesliga noch nicht zum Einsatz kommt.
Das nächste Ziel könnte demnach sein, selbst zur Fifa-Schiedsrichterin gekürt zu werden. Doch Wacker wiegelt ab: „Ich will keine großen Ziele definieren. Ich nehme mit, was kommt.“ Damit ist sie in den vergangenen elf Jahren ganz gut gefahren.
Einstimmiger Beschluss für neue Unterkunft
Von Florian Muhl
BURGSTETTEN. Ausschließlich zustimmende Redebeiträge hatte es in der Sitzung gegeben. „Ich begrüße es ausdrücklich, dass unsere Gemeinde Plätze zur Verfügung stellt“, sagte beispielsweise Argula Bollinger. Man dürfe hier nicht das St.-Florians-Prinzip anwenden: Flüchtlinge ja, aber bitte nicht vor der eigenen Haustür, so die FWV-Rätin. Bollinger hofft, dass sich alle Gemeinden beteiligen, sodass die Verteilung übers Land gesehen gleichmäßig ist.
Dr. Hans-Joachim Elzmann erinnerte daran, dass es vor sehr vielen Jahren bereits eine Flüchtlingswelle gegeben hat. „Die waren damals auch nicht gerne gesehen“, sagte der BV-Rat. Heute aber denke niemand mehr daran, dass in der halben Bergsiedlung Leute leben, die aus Ungarn oder anderen Ländern geflohen sind. Genau dasselbe erlebe man heute. Und manche Menschen haben Angst, forderten, Zäune zu erhöhen und wollen ihre Kinder auf dem Weg zur Schule begleiten. Aber Elzmann hält diese Ängste für überzogen und auch für unbegründet. Er und auch andere Gemeinderäte brachten ihre Freude und auch Anerkennung zum Ausdruck, wie viele Ehrenamtliche sich bereits für die Flüchtlinge engagieren. So haben sich bereits 43 Bürger in der Hilfsliste des Arbeitskreises Asyl in der Gemeinde eingetragen. „Je mehr man die Flüchtlinge ausgrenzt, desto mehr Konflikte wird es geben“, sagte Elzmann.
Wie Bürgermeisterin Irmtraud Wiedersatz zu Beginn des Tagesordnungspunktes sagte, habe es bei den zwei Versammlungen mit Bürgern und mit Gewerbetreibenden durchweg positive und nur vereinzelt besorgte Stimmen gegeben. Zwar seien Container die ideale Bauweise für eine rasche Unterbringung, so die Rathauschefin, aber diese seien bundesweit derzeit kaum zu bekommen. Deshalb werde man wohl auf eine Holzständerbauweise zurückgreifen.
Ausschließlich Ja-Stimmen hatten die Gemeinderäte abgegeben, bis auf einen: Gerhard Bollinger (FW) hatte sich jeweils seiner Stimme enthalten.
Gemeinde will Rundum-Sorglos-Paket
KIRCHBERG AN DER MURR (not). Der Gemeinderat hatte im Sommer schon in einer nicht öffentlichen Sitzung über den Kauf beziehungsweise die Form der Betriebsführung der Straßenbeleuchtung beraten. Anhand einer Präsentation zeigte Gemeindekämmerer Nobis dem Gremium die vier verschiedenen Alternativen hinsichtlich Wartung und Instandhaltung der Straßenbeleuchtung auf. Diese waren: Kauf, Rundum-Sorglos-Paket, Mindest-Paket und Interimslösung.
Der Kauf der Straßenbeleuchtung hätte die Gemeinde etwa 224000 Euro gekostet. Bei einem Kauf gäbe es keine Eigentumsunterschiede zwischen Netz, Masten und Leuchten, eine freie Vergabe der Straßenbeleuchtungsarbeiten wäre möglich. Allerdings würden noch Netzentflechtungskosten dazukommen. Prognosen gehen davon aus, dass sie 300000 Euro betragen.
Das Rundum-Sorglos-Paket ist ein Angebot, bei dem die Gemeinde jährlich 25000 Euro bezahlen muss. Laufzeit: 20 Jahre. Am Ende der Laufzeit gehört die Straßenbeleuchtung der Gemeinde. Mit dem Paket ist laut Gemeinde eine hohe Beleuchtungsqualität durch regelmäßige Leuchtenwartung gewährleistet. Es ist kein Abstimmungsaufwand durch unterschiedliche Anlagenbetreiber für Netz und Leuchten notwendig, auch keine kurzfristige Investition für Kauf. Auch wären aktuell keine Entflechtungsarbeiten notwendig. Allerdings werden nach Ablauf der Vertragslaufzeit weiterhin Entflechtungskosten anfallen.
Das Wartungsangebot Mindest-Paket hat eine Laufzeit von 20 Jahren und würde jährlich 10000 Euro kosten. Am Ende der Laufzeit wäre ein neuer Vertrag oder ein Kauf zum Tax-Wert fällig. Auch hier wären keine kurzfristigen Investitionen für den Kauf der Anlagen oder Entflechtungsarbeiten notwendig. Aber auch hier entstehen Entflechtungskosten nach Ablauf der Vertragslaufzeit.
Für Unentschlossene wird eine Interimslösung angeboten. Sie entspricht dem Mindest-Paket mit einer Vertragslaufzeit bis Ende 2016. Diese kann maximal zweimal um ein Jahr verlängert werden.
Nach Ansicht der Verwaltung ist das „Rundum-Sorglos-Paket“ die beste Variante für die Gemeinde. Am Ende einer sehr ausführlichen Aussprache beschloss der Gemeinderat den Abschluss des Rundum-Sorglos-Paketes. So richtig glücklich war keiner der Gemeinderäte. Und so stellte auch Bürgermeister Frank Hornek die eher rhetorisch gemeinte Frage: „Was haben wir jetzt beschlossen? Pest oder Cholera?“
Hintergrund der Änderung ist, dass zum Jahresende 2012 der Straßenbeleuchtungsvertrag zwischen der Kommune und der Süwag Energie AG endete. Mit Abschluss des neuen Konzessionsvertrages mit der Süwag Energie AG war, aus kartellrechtlichen Gründen, die Fortführung des bestehenden Straßenbeleuchtungsvertrages nicht mehr möglich.
Bildung soll Wege zum Erfolg ebnen
WAIBLINGEN (pm). Im Rems-Murr-Kreis und im Landkreis Ludwigsburg fördert das Ministerium für Finanzen und Wirtschaft drei Berufswerberinnen mit türkischem Migrationshintergrund. Dafür stehen rund 231000 Euro aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF) und etwa 58000 Euro aus Landesmitteln bereit.
„Der Weg zum Erfolg: Berufliche Bildung – mehr Menschen mit Migrationshintergrund in berufliche Aus- und Weiterbildung bringen“ lautet der Titel des ESF-Projekts. „Die Berufswerberinnen beraten individuell über die Chancen und Möglichkeiten einer beruflichen Aus- und Weiterbildung“, sagte Finanz- und Wirtschaftsminister Nils Schmid. „Sie informieren Eltern und Jugendliche mit Migrationshintergrund in der jeweiligen Muttersprache über das breite Spektrum der rund 330 Ausbildungsberufe.“
Auch eine aktive Begleitung bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz und während der Ausbildung sei möglich. „Der Einfluss der Eltern auf die Berufswahl ihrer Kinder ist oftmals groß, deshalb beziehen wir die Eltern bewusst in die Beratung mit ein“, so Schmid. Dabei könnten sich auch die Eltern über die eigenen Weiterbildungsperspektiven informieren.
Im Rahmen des Projekts erhält die BBQ Berufliche Bildung gGmbH Teach Waiblingen rund 120000 Euro aus ESF-Mitteln und etwa 30000 Euro aus Landesmitteln für eine Berufswerberin, der Internationale Bund wird mit zirka 111000 Euro aus ESF-Mitteln und rund 28000 Euro aus Landesmitteln für zwei weitere Berufswerberinnen unterstützt. Alle drei Berufswerberinnen haben einen türkischen Migrationshintergrund. Jugendlichen mit Migrationshintergrund gelingt der direkte Übergang in einen Beruf deutlich seltener als Menschen ohne Migrationshintergrund: Rund 30 Prozent der Baden-Württemberger mit Migrationshintergrund im Alter zwischen 25 und 35 Jahren haben keinen beruflichen Bildungsabschluss. Bei Personen ohne Migrationshintergrund sind es rund 12 Prozent. Informationen für Jugendliche mit türkischem Migrationshintergrund und deren Eltern gibt es auch im Internet unter www.meslek-bw.de.
Kultur und Geschichte zum Anfassen
BACKNANG (pm). Der Arbeitskreis Erinnern und Gedenken des Heimat- und Kunstvereins setzte mit 44 Teilnehmern die vom Förderverein Friedhofkapelle begonnenen geschichtlichen Exkursionen mit einer Reise nach Thüringen fort.
Eisenach konnte mit einem frisch sanierten Lutherhaus aufwarten. Martin Luther (1483 bis 1546) soll dort in den Jahren 1498 bis 1501 als Schüler gewohnt haben. Auf der nah gelegenen Wartburg, auf der er 20 Jahre später inkognito zwei Jahre in der Verbannung verbringen musste, übersetzte er das Neue Testament. Es wurde ein Bestseller und trug so wesentlich zu einer einheitlichen deutschen Schriftsprache bei.
1817 rückte die Wartburg ebenfalls ins Blickfeld, als sich dort am 18. Oktober, vier Jahre nach der Völkerschlacht von Leipzig und 300 Jahre nach dem Thesenanschlag von Martin Luther, 500 Studenten mit schwarz-rot-goldenen Fahnen und dem Leitspruch „Ehre, Freiheit, Vaterland“ versammelten.
In Arnstadt war Johann Sebastian Bach (1685 bis 1750) in den Jahren 1703 bis 1707 als Organist angestellt. In der drei Kilometer entfernten Dorfkirche St.Bartholomäus von Dornheim wurde er 1707 von dem ihm bekannten Pfarrer getraut. Von einem 1996 gegründeten „Freundeskreis zur Erhaltung der Traukirche von Johann Sebastian Bach“ wurde die marode Kirche saniert. Sie ist heute ein sehenswertes Schmuckstück und eine viel besuchte Gedenkstätte.
Der gotische Dom und die Krämerbrücke, die längste durchgehend mit Häusern bebaute und bewohnte Brücke Europas, beeindruckten in Erfurt. Die Alte Synagoge gehört zu den ganz wenigen erhaltenen mittelalterlichen Synagogen und ist die älteste bis zum Dach erhaltene Synagoge Europas. In ihrer Nähe wurde 1998 ein gotischer Schatz aus dem 13./14. Jahrhundert gefunden, der mit seinen Silbermünzen, Gold- und Silberschmiedearbeiten und einem jüdischen Hochzeitsring weltweit einzigartig ist. Beeindruckend sind immer wieder die Stadtführungen in Weimar und Jena, in denen Johann Wolfgang von Goethe (1749 bis 1832) und Friedrich von Schiller (1759 bis 1805) eine besondere Rolle spielen. Nach Goethes Tod wurden beide zusammen in der Fürstengruft in Weimar beigesetzt. Als Schiller in Jena Goethe zu sich nach Hause einlud, begann nach langer Zeit eine freundschaftliche Verbindung. Die Jenaer Universität ist nach Schiller benannt.
Die Fahrt von Weimar nach Jena führte über die Schlachtfelder der Doppelschlacht von Jena und Auerstedt, bei der Preußen 1806 von Napoleon vernichtend geschlagen wurde. Die Niederlage Preußens wird auf den Altersstarrsinn seiner Generale, den Hochmut seiner Leutnante und die Unfähigkeit seiner Befehlshaber zurückgeführt.
Neuere deutsche Geschichte bot der Observationsposten Point Alpha an der früheren innerdeutschen Grenze in der Rhön bei Fulda. Am westlichsten Punkt des Warschauer Paktes befand sich bis 1989 einer der wichtigsten Beobachtungsstützpunkte der US-Streitkräfte. Nur wenige Dutzend Meter entfernt stand ein Wachturm der früheren DDR.
Ein Angriff der Warschauerpaktstaaten wurde im Kalten Krieg am „Fulda Gap“ erwartet, da dort der kürzeste Weg zum Rhein war und die Einnahme des nur 150 Kilometer entfernt liegenden Frankfurter Flughafens ein strategisch vorrangiges Ziel war. Zwei große aufschlussreiche Dauerausstellungen über die Ereignisse an der einstigen Demarkationslinie, die original erhaltenen Grenzanlagen und Rekonstruktionen der Grenze in früheren Jahrzehnten sowie das Gelände des ehemaligen US-Camps machen – 25 Jahre nach der deutschen Einheit – die Geschichte an diesem authentischen Ort sichtbar, erlebbar und begreifbar. Die Mahn-, Gedenk- und Begegnungsstätte hinterließ tiefe Eindrücke.
Bierkunde mit Andreas Huber
WEISSACH IM TAL. Der Schwäbische Albverein, Ortsgruppe Weissach im Tal, lädt zu einer besonderen Bierprobe ein. Motto: Bier – 499 Jahre reines Naturprodukt. Ein gutes Bier sollte natürlich und typgerecht sein und zugleich mit seiner Vielschichtigkeit überraschen. Damit das so ist und bleibt, gibt es seit 1516 das bayrische Reinheitsgebot, das als deutsches Reinheitsgebot noch heute gilt. Andreas Huber, der an der Uni in Weihenstephan Brau- und Getränketechnologie studiert, erzählt über die Vielfalt der vier natürlichen Bierrohstoffe, die in der Herstellung des Bieres zu den unterschiedlichsten Geschmäcken und Sorten führen. Die Ausführungen von Andreas Huber sind auch in der Praxis zu testen. Die Veranstaltung findet am Freitag, 30. Oktober, 19 Uhr im Bürgerhaus Unterweissach statt. Kosten: 18 (16) Euro. Anmeldung bis 23. Oktober bei Günter Huber unter der Telefonnummer 07191/300930, E-Mail: g.huber@albverein-weissach.de
Die Kirche und die Steuergelder
BACKNANG (pm). Nachdem sich die aktuelle Reihe von Kirche im Dialog mit dem Jahresthema „Kirche im 21. Jahrhundert“ an bisher vier Abenden mit der derzeitigen Situation und den Möglichkeiten der Kirche befasst hat, darf die Frage nach den Finanzen nicht fehlen. Deshalb beschäftigt sich der fünfte Abend am Freitag, 23. Oktober, 18 bis 20 Uhr mit dem Thema „Was macht die Kirche mit unserem Geld?“ Peter Stoll, Vorsitzender der Geschäftsführung Dienste für Menschen eGmbH, spricht in der Auferstehungskirche Waldrems-Heiningen, Neckarstraße 88, Waldrems.
Die evangelische Landeskirche schreibt auf ihrer Homepage zum Thema Kirchensteuer: „Wir sind als Kirche eine Solidargemeinschaft – nicht nur für uns selbst, sondern auch für andere. Die Kirchensteuer ist ein Ausdruck verbindlicher Gemeinschaft und ein wichtiger Beitrag für die Gesellschaft. Das Geld versickert nicht ,irgendwo in dunklen Kanälen’. Es arbeitet vielmehr ganz konkret für die Menschen in den Kirchenbezirken. Hauptaufgabe der Kirche ist und bleibt die Verkündigung. Weil diese nicht nur in Worten, sondern auch in Taten besteht, haben die Kirchengemeinden und Kirchenbezirke viele Aufgaben übernommen. Die Kirchensteuer trägt dazu bei, dass diese Aufgaben immer noch erfüllt werden können.“
Aber was passiert nun konkret mit dem Geld der Kirchensteuerzahler? Welche Einnahmen hat die Kirche? Was ist zur Kirchensteuer zu sagen? Wie steht es um das Vermögen der Kirche? Wie legt die Kirche Geld an? Ist die Kirche arm oder reich? Wer entscheidet über das Geld bei der Kirche? Wofür gibt die Kirche Geld aus? Welche Vision gibt es für die Zukunft? All das und was man sonst noch über das Thema Kirche und Geld wissen will, können Interessierte bei dem Vortrag und der anschließenden Diskussion vom ehemaligen Finanzdezernenten der Landeskirche erfahren. Dazu ein Auszug aus dem interessanten beruflichen Weg des Referenten: Studium der Wirtschaftswissenschaften mit Abschluss Diplom-Ökonom; 1993 bis 2004 Mitglied der Kirchenleitung der Evangelischen Landeskirche in Württemberg (Oberkirchenrat) und Dezernent für Finanzen. Seit 2004 Vorsitzender der Geschäftsführung von Dienste für Menschen. Dienste für Menschen ist ein mittelgroßer diakonischer Altenhilfeträger mit ambulanter und stationärer Altenpflege in der Region, unter anderem in Backnang (Diakonischer Ambulanter Dienst Rems-Murr sowie Seniorenzentrum Haus am Berg) und Waiblingen (Pflegestift Waiblingen) daneben: Mitglied des Aufsichtsrates der Evangelischen Bank eG, Vorsitzender des Finanzausschusses der Evangelischen Mission in Solidarität.
Im Anschluss besteht bei einem Imbiss die Gelegenheit für Gespräche. Es schließt sich eine Rückfragerunde mit dem Referenten an. Der Eintritt ist frei.
Vom Apfel zum frisch gepressten Saft
WEISSACH IM TAL (pm). Der Apfeltag 2015, den die Weissacher Obst- und Gartenbauvereine aus Cottenweiler, Oberweissach und Unterweissach mit ihren vielen fleißigen Helfern veranstalteten, war wieder ein gelungenes Fest. Die Erstklässler der Grundschule Unterweissach und die Kinder des Kindergartens Cottenweiler kamen dazu zum Dorftreff in Cottenweiler.
Die Kinder konnten alle Arbeiten – vom Apfel bis zum Saft – selbst erleben und mit anfassen. Zuerst wurden die Äpfel gewaschen und geraspelt und dann gepresst. Der selbstgepresste Apfelsaft schmeckte vorzüglich, denn die Helfer hatten die richtige Mischung verschiedener Sorten bereitgehalten.
Bei der anschließenden Apfelverkostung durften die Kinder fünf verschiedene Sorten von Äpfeln probieren und ihre Meinung dazu sagen. Das Obst stammte ausschließlich von den Streuobstwiesen von der Allmend. Dort wird nicht gespritzt, und die Lage abseits von Straßen bürgt für reine Bioware.
Sehr interessiert nahmen die Kinder die Erklärungen auf, warum Druckstellen und kleine Macken die Äpfel nicht abwerten, auch wenn sie nicht mehr als Marktware anerkannt werden.
Zum Abschluss gab es für alle wieder die bewährten Apfelküchle. Nur gut, dass genügend gebacken worden waren, sodass alle Kinder satt wurden.
Wilde Affen, eine giftige Schlange und ein Blutegel
Von Annette Hohnerlein
WEISSACH IM TAL. Dichterlesung, das klingt nach einer ernsten Sache: Einer sitzt vorne und liest vor, die anderen müssen still sitzen und zuhören.
Ganz anders bei Tino, den die Schule an der Weissach eingeladen hatte. Das war kein trockener Vortrag, das war Kinder-Comedy. Spannende Geschichten, lebhafte Gesten, ulkige Grimassen, witzige Bemerkungen – bei Tinos Vortrag in der Gemeindehalle gab es viel zu lachen. Der Funke sprang über, die anfängliche Scheu war schnell überwunden, und die Kinder fragten ihrem Gast Löcher in den Bauch. „Ist das alles ausgedacht?“, „Machst du oft Rechtschreibfehler?“, „Welche Schuhgröße hast du?“
Bereits zum zweiten Mal machte Tino anlässlich des Frederick-Tags zur Leseförderung, der jedes Jahr am 20. Oktober in Baden-Württemberg stattfindet, in Unterweissach Station. Dieses Jahr stellte der 53-jährige Autor aus Ettlingen bei Karlsruhe sein Kinderbuch „Der Elefant im Klassenzimmer“ vor. Anhand von Fotos erzählte er von den Erlebnissen seiner Indienreise, auf denen das Buch basiert. Vom Ritt auf einem Elefanten in den Dschungel, der Begegnung mit einer aggressiven Horde Affen und einem der selten gewordenen Tiger. Und davon, wie er einen sehr anhänglichen Dschungelbewohner, einen Blutegel, wieder loswurde. Nämlich: „Ich hab ganz kurz das Feuerzeug angemacht, da hat er sich den Hintern verbrannt.“
Staunend erfuhren die Kinder, dass die indischen Schüler auf dem Boden sitzend unterrichtet werden. Dennoch sei der Schulbesuch in Indien ein Privileg, erzählt Tino. Viele Kinder müssten arbeiten, anstatt in die Schule zu gehen. Es gebe Kinder, die zwölf Stunden täglich in einem Steinbruch schuften müssen.
Aus einem großen Reisekoffer brachte Tino verschiedene Mitbringsel zum Vorschein: einen Festtagsturban, eine Hochzeitsjacke, einen Seidenschal, eine Kette und einen Säbel. Alles durfte angefasst und anprobiert werden.
In Mumbai traf der Autor einen Schlangenbeschwörer, der durch sein Flötenspiel eine giftige Kobra aus dem Korb lockte. In einem Hindu-Tempel beobachtete er Gläubige, die die Statue einer Gottheit mit Butter bewarfen – als Zeichen ihrer Verehrung. Auf die Frage eines Schülers, ob es in Indien Strände gibt, erzählte er von einem Strandspaziergang, bei dem er von einem Delfin begleitet wurde, der eine halbe Stunde lang neben ihm her schwamm. Ein Erlebnis, das ihn zu dem Buch „Mein Freund, der Delfin“ inspirierte.
Auch ein Buch für Erwachsene stellte Tino kurz vor: „Ohne Geld durch Schwaben“. Es handelt von einer Tour durch Württemberg, die er zusammen mit einem Freund unternommen hat. Drei Wochen lang, ohne einen Cent in der Tasche. Am Ende der Veranstaltung bekam jedes Kind ein Autogramm und eine individuell gezeichnete Figur, wahlweise ein Schwein im Klassenzimmer, einen Affen im Cabrio oder eine Katze auf dem Skateboard.
Viola Brand löst das WM-Ticket
(kwl). Den Anfang bei den Weissacher Sportlern machte Viola Brand. Für sie ging es nicht nur um einen Podestplatz, sondern auch um das Ticket für die WM von 20. bis 22. November in Malaysia. Der Druck war höher als der Mount Everest, aber der 21-jährigen Sportlerin merkte man das nicht an. Sie zeigte in der Vorrunde ein gutes Programm. Lediglich bei einem Übergang konnte man ihr 50 Prozent abziehen. Ihr schwieriger Handstand war wie aus dem Lehrbuch. Die Lenkerdrehung brachte dem Weissacher Talent Bonuspunkte ein.
Unter tosendem Applaus verließ sie die Fläche. Noch war nichts entschieden, die Spannung stieg. Zwar hatte Brand gut vorgelegt, aber noch bestand für Dr. Corinna Biethan eine kleine Chance, Brand einzuholen. 177,89 Punkte waren ihr Ergebnis. Damit konnte sie zwar Brands Leistung toppen, aber für die WM-Qualifikation waren es 8 Zähler zu wenig. Somit stand fest, Viola Brand vertritt die deutschen Farben bei der Weltmeisterschaft in Malaysia. Außerdem hatte sie sich fürs Abendfinale, bei dem es um den deutschen Meistertitel ging, qualifiziert. Der Sieg in der Vorrunde ging mit 185,05 Punkten an Lisa Hattemer vom RSV Gau Algesheim.
Beflügelt ging Brand in die zweite Runde. Doch gleich die erste Übung, der Lenkerhandstand, bereitete ihr Probleme. Sie kippte über und brach die Übung ab. Das kostete vier Punkte. Die Athletin ließ sich dadurch aber nicht beirren. Es lief nun wie am Schnürchen. Selbst bei der schwierigen Rückwärtsserie gab es nichts zu mäkeln. Mit 173,06 Zählern reichte es zwar nicht für den Titel, aber sie wurde knapp hinter der mehrfachen Weltmeisterin Biethan (Mörfelden, 173,67), deutsche Vizemeisterin. Dritte wurde Hattemer (167,98).
Bei den Männern zeigte Manuel Brand eine passable Leistung. Der schwierige Mautesprung (Sprung vom Sattel auf den Lenker) gelang perfekt. Lediglich beim Sattellenkerhandstand wurden ihm für eine zu kurz gezeigte Wegstrecke Punkte abgezogen. Die Zeit reichte, Brand kam auf stolze 163,95 Punkte und auf Platz zehn. Der 30-Jährige zeigte sich hochzufrieden, eine Saison mit vielen Verletzungen noch so gut abgeschlossen zu haben. Den Sieg holte sich Michael Niedermeier (RKB Bruckmühl, 204,63) vor Simon Puls (Liemer RC, 189,66).
Beim Frauen-Zweier hatten Ronja Ehring und Josephine Klein ihre Schwierigkeiten. Das Duo startete unkonzentriert und bekam 12 Punkte durch Stürze abgezogen. Ab der Mitte des hochwertigen Programms fing sich das RSV-Duo und zeigte die schwierigen Steiger/Schulterstände in perfekter, Ausführung und in vorgegebener Zeit. Mit 105,62 Punkten belegten die Weissacher in der Vorrunde Platz vier und qualifizierten sich für das Abendfinale. Dort boten sie eine saubere Kür und mussten nur einen kleinen Patzer verbuchen. Mit den Schulterständen wurde das Publikum überzeugt. Mit 110,93 Zählern kamen Ehring und Klein wieder auf Platz vier. Es siegten die Geschwister Thuermer (RV Mainz-Finthen, 151,33) vor den Geschwistern Saamen (Liemer RC, 120,47). Für Manuel Brand, Ronja Ehring und Josephine Klein ist die Saison beendet, Viola Brand darf noch zum Highlight nach Malaysia.
Irrwitzige Nummern und rockige Klänge
BACKNANG (ma). Eine Woche voller Höhepunkte: Das hat die Volksbank Backnang eG ihren Gästen bei der großen Mitglieder-Festivalwoche beschert. Die insgesamt 2600 Zuschauer amüsierten sich im Backnanger Bürgerhaus über Comedy- und Kabarettgrößen des Südwestens, erlebten eine einmalige Stimmung bei der A-cappella-Band Füenf und den Schwabenrockern von Wendrsonn und erfuhren Interessantes über die persönliche Lebensphilosophie des Skisprungstars Dieter Thoma.
Die Mitglieder-Festival-Woche ist ein Dankeschön der Volksbank an ihre zahlreichen Mitglieder, denen sich das genossenschaftliche Institut verbunden fühlt. Diese enge Bindung wurde an einem festen Bestandteil des Programms besonders deutlich: Die Vorstände Werner Schmidgall und Jürgen Beerkircher berichteten ihren Zuhörern an den fünf Veranstaltungsabenden über die aktuelle Entwicklung der Volksbank. Mitglieder, das betonten die beiden, seien Teil einer besonderen Gemeinschaft. Das spürten sie einerseits bei der Festivalwoche mit ihren zahlreichen Gästen und andererseits bei der bedarfsgerechten Beratung, mit denen die Volksbank ihre Mitglieder starkmache.
Schmidgall und Beerkircher führten zudem aus, wie wichtig die regionale Verwurzelung für den Erfolg ihrer Volksbank ist. Das Institut sei mit seinen Geschäftsstellen vor Ort präsent, weil Mitglieder und Kunden ihre Lebens- und Finanzplanung lieber mit einem Berater aus Fleisch und Blut besprechen würden statt virtuell. Parallel ist die Bank aber auch mit ihrer 24-Stunden-Geschäftsstelle im Internet präsent und bietet unter anderem eine Banking-App.
Die Verwurzelung in der Region oder zumindest im Südwesten Deutschlands konnte man auch den Stars der Festivalwoche, durch die SWR-3-Moderator Josh Kochhann führte, deutlich anmerken. Ein besonderer Höhepunkt war der große Schwabenabend, bei dem Alois und Elsbeth Gscheidle mit ihrem deftigen Humor das Publikum ab der ersten Sekunde im Griff hatten. Das Chaos-Paar erkundete den höchstmöglichen emotionalen Ausdruck eines Schwaben („I mog di“), fand unter den Zuschauern ein mehr oder weniger freiwilliges Opfer für eine irrwitzige Schwebe-Nummer und warf sich gegenseitig Gemeinheiten an den Kopf, dass es nur so krachte.
Den Schwabenabend komplett machte die Folkrock-Band Wendrsonn, die mit Violine, Banjo und Flöte einen ganz eigenen Vagabunden-Klang kreiert – natürlich 100 Prozent schwäbisch. Sängerin Biggi Binder und ihre Bandkollegen vollführten mühelos den Spagat vom leichten Sommer-Liebeslied „Honey“ zum Protest-Song „Widele-Wedele“.
Eine besondere Verbindung direkt nach Backnang hatte die Stuttgarter A-cappella-Band Füenf am Vorabend gezeigt. Zum Repertoire der Sänger gehören nämlich die Stücke des 2003 verstorbenen Backnanger Rock-Urgesteins Wolle Kriwanek. So durfte bei der Mitglieder-Festivalwoche die „Stroßaboh“ nicht fehlen. Doch auch neue Hits aus ihrem aktuellen Programm „Bock drauf!“ hatten Füenf mitgebracht.
Beste Unterhaltung bot auch Dodokay, der eine „Welt auf Schwäbisch“ präsentierte, in der Prominente, Filmfiguren oder Durchschnittsbürger im Dialekt nachsynchronisiert werden: ob nun US-Präsident Barack Obama, Dschungel-Indianer oder Star-Wars-Bösewicht Darth Vader. Zum Abschluss der Woche hieß es bei Fräulein Wommy Wonder „Volle Pracht voraus!“ Die selbst ernannte Multifunktionsdiva sorgte mit Schwester Bärbel an ihrer Seite für viele Lacher – ob nun im Lästermodus oder mit Selbstironie („Ich komme langsam in ein Alter, wo Happy und Birthday getrennte Wege gehen“). In der Rolle der Putzfrau Fräulein Schäufele ging die Diva durch die Reihen und zeigte dabei ebenso wenig Berührungsängste vor dem Publikum wie schon Michael Gaedt und Michael Schulig von der Kleinen Tierschau, die am Montag die Festivalwoche furios eröffnet hatten. Nicht fehlen durfte bei Wommy Wonders Galaprogramm eine Auswahl ihrer beliebtesten Songs. Hier schlug die Künstlerin zum Beispiel mit einem Aufruf zur Toleranz auch kritischere Töne an.
Bilanz ziehen hieß es am Ende der Mitglieder-Festivalwoche für die Volksbank Backnang. Das Fazit fiel eindeutig aus: Die fünf Veranstaltungsabende waren bunt, abwechslungsreich und sehr unterhaltsam.
Bittinger soll Nachfolge von Längle-Sanmartin antreten
LEUTENBACH (inf). Die 46-Jährige, die in Berglen lebt, soll die Nachfolge von Dr. Rosemarie Längle-Sanmartin antreten. Die derzeitige Leiterin des Dezernats V im Landratsamt – Soziales, Jugend und Gesundheit – hat beantragt, mit Wirkung ab 1. April 2016 in den Ruhestand versetzt zu werden. Sie ist dann 63 Jahre alt.
Unter den zahlreichen Bewerbungen um die Dezernentenstelle waren zwei Kandidaten zur persönlichen Vorstellung im Kreistag ausgewählt worden. Einer hat jedoch seine Bewerbung zurückgezogen, sodass Petra Bittinger gestern als einzige zur Wahl stand.
„Ich will es und ich kann es“, fasste die bisherige Leiterin des Geschäftsbereichs Soziales ihre Vorstellung am Ende zusammen. 1989 hat die Diplom-Verwaltungswirtin (FH) ihre berufliche Laufbahn in Leutenbach begonnen, wo sie gleich mit dem Thema Flüchtlinge betraut wurde – eine Aufgabe, die sie ebenso geprägt habe wie die anschließende Tätigkeit im Winnender Rathaus, wo sie für das Wohngeld zuständig war. 1993 kam sie zum Landratsamt, zunächst als Sozialhilfesachbearbeiterin, bald aber als Sachgebietsleiterin in diesem Bereich. Dann war sie, zuletzt als stellvertretende Geschäftsführerin, beim Aufbau der Arge Rems-Murr dabei. Seit 2008 leitet sie den Geschäftsbereich Soziales. Unter anderem widmet sie sich dem Projekt Nachnutzung des Klinikareals in Backnang. Neben dem großen Thema Flüchtlinge nannte sie die Inklusion, die Konversion der großen Behinderteneinrichtungen und den Neubau eines Sozialen Landratsamts als künftige Herausforderungen.
Unter der 40-Prozent-Marke geblieben
Von Armin Fechter
LEUTENBACH. Der Wälzer, den Sigel den Kreisräten bei der Sitzung in Weiler zum Stein präsentierte, bringt es auf 769 Seiten und ist satte 3,8 Zentimeter dick. Und er hat es auch in sich, wie der Landrat eingangs launig anmerkte.
Anders als in der Vergangenheit, als das Feilschen um den Kreisumlage-Hebesatz mit der Haushaltseinbringung begann, hatte Sigel den angestrebten Wert von 39,9 Prozent vorab mit Entscheidungsträgern und Rathauschefs fixiert. Aber, so gab er zu bedenken: „Ein Kreisumlagehebesatz unter der 40-Prozent-Marke ist für die Kreiskasse ein Kraftakt.“ Mit einem kleinen Versprecher sorgte Sigel trotz des Ernstes der Lage für Heiterkeit: „Wir haben keine Lust (statt: Luft) zum Feilschen eingeplant.“ Der Hebesatz steigt damit gegenüber diesem Jahr um 2,4 Prozentpunkte.
Der Landrat zerstreute auch die Hoffnung, dass die Kreisumlage sinken könnte, wenn die vom Land angekündigte Spitzabrechnung bei der Flüchtlingsunterbringung kommt: Das bedeute vor allem mehr Planungssicherheit. Ansonsten aber würden Verbesserungen in den Schuldenabbau oder in den Abbau des Klinikdefizits gesteckt. Letzteres beläuft sich im Jahr 2016 auf 29,4 Millionen Euro. Davon kann der Landkreis nur 21,9 Millionen Euro ausgleichen, der Rest muss in den Folgejahren ausgeglichen werden. Und: Der Schuldenstand des Landkreises steigt aufgrund neuer Kreditaufnahmen in Höhe von netto 7,5 Millionen Euro auf 79,6 Millionen Euro.
Sigel wies auf einige Risiken hin, die den Etat 2016 belasten könnten. So läuft derzeit eine Organisationsuntersuchung im Jugendamt, bei der sich bereits ein zusätzlicher Stellenbedarf abzeichnet.
Auch das Krankenhausstrukturgesetz hat das Zeug zum Damoklesschwert: Bleibt es beim Entwurf der Bundesregierung, droht den Kliniken ein Risiko von 19 Millionen Euro. Selbst nach dem neuen Eckpunktepapier wären es noch 6,3 Millionen Euro. Dies zu einem Zeitpunkt, da die Geschäftsführung der Kliniken im operativen Bereich erste Erfolge vorweisen kann. Gleichwohl werden die Kliniken aber, so Sigel, „noch auf Jahre – nach meiner Überzeugung sogar auf Dauer – die finanzielle Unterstützung des Kreises brauchen“. In den nächsten fünf bis sechs Jahren sei mit einer Summe von rund 30 Millionen Euro pro Jahr zu rechnen, was fünf bis sieben Punkten Kreisumlage entspricht. Erst ab 2020/21 könnte die Belastung auf etwa 5 bis 10 Millionen Euro pro Jahr sinken – vorausgesetzt, die wirtschaftlichen Rahmenbedingen bleiben unverändert.
Keinen Einfluss hat das Landratsamt auf die Zahl der Flüchtlinge, die im Kreis unterzubringen sind. „Seit dem ersten Tag meiner Amtszeit sind wir im Krisenmodus“, sagte Sigel. Ende Juli hatte der Landkreis 1751 Flüchtlinge in seinen Gemeinschaftsunterkünften, derzeit sind es bereits 2739. Wöchentlich kommen 205 dazu, bis Jahresende etwa 2300. Dann leben rund 5000 Menschen in den Sammelunterkünften. Weil der Stellenmarkt für Sozialarbeiter leer gefegt ist, sollen „qualifizierte Hilfskräfte“ zur Unterstützung eingesetzt werden, um die Präsenz des Landratsamts vor Ort zu sichern. Zugleich machte Sigel deutlich, dass Integration „aus Turnhallen heraus“ nicht gelingen werde. Mit der Kreisbau arbeitet das Landratsamt deshalb an Konzepten zur Unterbringung und Integration.
Der Landrat machte sich auch für das Projekt Industrie 4.0 der beruflichen Schulen stark, das allerdings noch nicht im Haushalt verankert ist. Ebenfalls außen vor gelassen wurde die Ertüchtigung des Laufenmühlenviadukts, über das die Schwäbische Waldbahn dampft.
Kreiskämmerer Frank Geißler erläuterte die Haushaltsdaten näher. Die Erträge summieren sich auf 476,8 Millionen Euro. Dabei macht die Kreisumlage, die von den Städten und Gemeinden an den Kreis zu zahlen ist, 200 Millionen Euro und damit 42 Prozent aus. Die Aufwendungen betragen 479,5 Millionen Euro, die Hälfte davon für Sozial- und Jugendhilfe. Unter der Maßgabe, die Kreisumlage unter der 40-Prozent-Marke zu halten, seien nur die unbedingt nötigen Mittel veranschlagt und Sparmaßnahmen umgesetzt worden, darunter der nur teilweise Ausgleich des Klinikdefizits, die Annahme höherer Erstattungen im Bereich Asyl, Kürzungen im Sozial- und Jugendbereich und globale Minderausgaben bei den Personal- und Sachaufwendungen. Auch wurde bei der Grunderwerbsteuer eine Steigerung um 1,5 Millionen Euro zugrunde gelegt.
Die Alternative heißt: Selbst ausbilden
WAIBLINGEN (inf). Steffen Kögel, Referatsleiter Berufsbildung bei der IHK-Bezirkskammer, bezeichnete die Entwicklung gestern als stabil. Dies auch im Blick auf die Zehnjahresstatistik. 551 Verträge wurden im Bereich der technischen Berufe abgeschlossen, 895 im Bereich der kaufmännischen Berufe. Kögel: „Die Ausbildungsbereitschaft der Betriebe ist nach wie vor gut.“ Befeuert wird sie vom Arbeitsmarkt, der wenig qualifizierte Fachkräfte hergibt. Die Alternative laute daher: selbst ausbilden. So haben sich über 90 Betriebe entschlossen, erstmals überhaupt oder nach längerer Pause wieder Lehrstellen bereitzustellen.
Das Ergebnis bietet auch der demografischen Entwicklung Paroli, eine Trendwende ist für Kögel jedenfalls nicht erkennbar: Vielleicht müsse man auch eher von einer Delle als von einem wirklichen Rückgang ausgehen. Die Betriebe haben aber auch ihre Marketingaktivitäten erhöht, merkte Kögel an. Allmählich setze sich das Bewusstsein durch, dass sich die Unternehmen in einem Wettbewerb um die Jugendlichen befinden. Da auch Gymnasiasten und Studienabbrecher – Kögel spricht lieber von Umsteigern – gern genommen werden, fordert er mehr Information über die duale Ausbildung an den Gymnasien.
Ohnedies sei die Werbung in diesem Bereich wichtig, sagte Kögel und zählte Aktivitäten wie die Messe Fokus Beruf, den Aktionstag Berufswelt, das Azubi-Speeddating, den Berufsbildungstag oder das Berufswahlsiegel Boris auf. Zudem werden Vereine ausgezeichnet, die nachhaltige Berufsorientierung betreiben. Die IHK arbeitet überdies an neuen attraktiven Bildungsmodellen, die Aus- und Weiterbildung verzahnen und so die Entwicklungsmöglichkeiten in einem Unternehmen aufzeigen und eine konkrete Karriereplanung ermöglichen. So können Kaufleute im Einzelhandel schon während der Ausbildung und in den zwölf Monaten danach auf die Prüfung zum Handelsfachwirt vorbereitet werden.
Noch ziemlich neu ist auch die Kausa-Servicestelle der IHK in Stuttgart, die regionale Projekte für Menschen mit Migrationshintergrund vernetzen soll. Kausa steht für Koordinierungsstelle Ausbildung und Migration.
Kögel beklagte gleichzeitig eine mangelnde Ausbildungsreife bei Jugendlichen. Zu wünschen übrig lasse insbesondere „das mündliche und schriftliche Kommunikationsverhalten“, aber auch eine unklare Vorstellung über Berufsbilder und den Betrieb, in dem sie sich bewerben. Verbesserungen erhofft sich die IHK vom Fach „Wirtschaft, Berufs- und Studienorientierung“, das 2016 an den weiterführenden Schulen kommt. Allerdings müssten auch die Lehrpläne entrümpelt werden. Die Jugendlichen würden mit Lernstoff abgefüllt, der sich über Jahrzehnte kaum verändert, sondern nur vermehrt habe. Der Unterricht sei auch zu wenig an den Wandel in Wirtschaft und Gesellschaft angepasst worden und gehe damit zum Teil an der Lebensrealität vorbei. Andererseits hob er hervor, dass sich immer mehr Unternehmen für Leistungsschwächere öffnen. In diesem Zusammenhang verwies er auf das Modell AV-dual mit Berufsschule und Praktika für derzeit rund 400 Schüler im Kreis. Weiter nannte er das Projekt assistierte Ausbildung, bei dem ein Bildungsträger als Partner mit den Azubis Sprach- und Bildungsdefizite beackert.
Geplant ist ein Azubi-Cup 2016, bei dem Azubis in innovativen Wettkämpfen ihre Geschicklichkeit zeigen können. Am Ball sind dabei die Wirtschaftsjunioren.
Weiter erinnerte Kögel an den Flyer „Asylbewerber & Flüchtlinge – Potenziale für den Arbeitsmarkt“, der sich an Arbeitgeber richtet und jetzt auf der IHK-Homepage abrufbar ist.