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Freudige Unkenrufe im neuen Revier

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BURGSTETTEN (pm). Den Wechselkröten gefällt das Biotop in Burgstetten-Erbstetten ganz offensichtlich: Gleich im Jahr der Herstellung haben die Kröten ihr neues Reservat besiedelt – ganz zur Freude der Planer der Flurbereinigungsbehörde beim Landratsamt.

Klaus Dahl vom Nabu Backnang hat bestätigt, dass er bereits im Frühsommer 2014 Laich der europarechtlich geschützten Wechselkröten und Gelbbauchunken in einem erst kurz davor neu gebauten Teich gesichtet hat. Die Wasserfläche sowie drei weitere kleine Tümpel wurden am Waldrand östlich von Erbstetten im Gewann „Birkenwald“ im Auftrag der Teilnehmergemeinschaft der Flurbereinigung erstellt.

Das Biotop wurde zum Ausgleich des Wegebaus angelegt. Auch die Landwirte sind mit dem Vorgehen einig: „Der Flächenverlust war für die Landwirtschaft verkraftbar, da die Wiese ohnehin sehr feucht und daher für die Bewirtschaftung nur eingeschränkt nutzbar war“, erläutert Gerd Holzwarth, Projektleiter des Flurbereinigungsverfahrens Burgstetten-Erbstetten. Die Pflege der Ausgleichsfläche erfolgte in den letzten drei Jahren durch den Maschinenring.

Dabei wurde darauf geachtet, einen einfachen, effizienten und kostengünstigen Pflegeplan auszuarbeiten. Lediglich einmal im Jahr muss die Hälfte der mit artenreichem gebietsheimischem Saatgut angelegten Wiesenfläche gemäht werden. Wichtig dabei ist, das Schnittgut aufzunehmen und aus der Fläche zu bringen. Dadurch erfolgt eine Ausmagerung des Bodens, was für die Entwicklung vieler Kräuter wichtige Voraussetzung ist. Der Teich und die kleinen Tümpel wurden mit Grobschotter ausgekleidet um ausreichend Deckungsmöglichkeiten für die Unken und Kröten zu bieten. Dort auflaufendes Unkraut wie wild wachsende Weiden muss händisch ausgerissen werden. „Ein- bis zweimal pro Jahr eine Stunde mit geschultem Blick und kräftigen Händen reicht aus, um die Flächen dauerhaft von Bewuchs frei zu halten“, ist sich Gerd Holzwarth sicher.

Das Eigentum am Unken-Refugium wurde bereits auf die Gemeinde Burgstetten übertragen, ab diesem Jahr folgt nun auch die Pflege in gemeindlicher Regie. Ursula Maierhöfer, Leiterin des Bauamtes der Gemeinde Burgstetten und Manfred Stadel, Leiter des Gemeindebauhofes, haben sich die Flächen vor Ort gemeinsam mit Vertretern der Flurbereinigungsbehörde angeschaut.

Monika Menges, Landespflegerin beim Amt für Vermessung und Flurneuordnung, erläuterte dabei die Pflegemaßnahmen. „Wir freuen uns über die erfolgreiche Ansiedlung der Amphibien in Erbstetten und werden die Pflege entsprechend den Empfehlungen in den folgenden Jahren gerne übernehmen“, sagt Ursula Maierhöfer.


            Gute Entwicklungsmöglichkeiten für Kröten: Das Biotop in Erbstetten bietet Schutz.Archivfoto

Abstreiten hilft nicht

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Von Hans-Christoph Werner

BACKNANG. Ein Berufsleben lang war er mit Lastwagen unterwegs gewesen. Auch jetzt im Ruhestand tat er das noch. Zumindest hin und wieder. Für seinen alten Arbeitgeber. Dabei hatte der in Rockenhausen in der Pfalz wohnende Berufskraftfahrer mittlerweile das 73. Lebensjahr erreicht. Ausgerechnet in Backnang musste ihm dann so eine Kalamität passieren. Weil er gegen den zuvor ergangenen Strafbefehl Einspruch erhoben hatte, musste er nun zur Verhandlung vor dem Amtsgericht antreten. Was nicht auf seine Gegenliebe stieß, er sich aber selbst eingebrockt hatte.

In der Fabrikstraße hatte er damals im Juni vergangenen Jahres etwas abzuladen gehabt. Der Platz war eng. Und so musste er den Lastwagen mehrfach vor- und zurücksetzen. Dabei passierte es. Mit der Seite der Sattelschlepperzugmaschine touchierte er ein geparktes Auto. Und bemerkte es nicht. Das gestand der Richter dem Angeklagten auch zu. In der eigens abgefederten Fahrerkabine des Lkw sei dies durchaus möglich.

Die Sache kam nur raus, weil zwei Angestellte eines angrenzenden Büros die Sache beobachtet hatten. Das Auto, das der Lkw berührt hatte, habe deutlich sichtbar gewackelt, so sagten sie aus. Einer der Zeugen rannte zu einem Fenster mit Blick auf die Zufahrtsstraße. Er winkte und pfiff dem Lkw-Fahrer, der gerade im Begriff war, davonzufahren. Der hielt auch kurz an, wurde von dem Zeugen von der Misslichkeit informiert, stritt sie aber ab und fuhr davon.

Das war sein Fehler. Denn wenn er’s schon nicht gemerkt hatte, er hätte der Sache zumindest nachgehen müssen. So war’s dann ein „unerlaubtes Entfernen vom Unfallort“.

Gutachter rekonstruierte

den Vorgang

Die Besitzerin des beschädigten Autos, alsbald herbeigerufen, informierte die Polizei. Diese wiederum wandte sich an die Firma des Lkw-Fahrers. Auf der Fahrt wurde er per Handy erreicht und an den Unfallort zurückbeordert.

Dass die Polizeibeamten, wie der Lkw-Fahrer angab, die Beschädigungen nicht eindeutig identifizieren konnten, bestärkte ihn in der Meinung, er sei’s nicht gewesen. Deshalb wurde ein Gutachter beauftragt. Der besichtigte beide Fahrzeuge, fotografierte, maß genau nach. Mithilfe eines speziellen Computerprogramms konnte er das Entstehen der festgestellten Schäden genau rekonstruieren. Und so gab es für den Richter keinen Zweifel. Freilich der Angeklagte bestritt noch immer, erfand einen anderen Lastwagen, der kurz zuvor auf dem Platz gewesen sein sollte.

Erst, als der Richter in Aussicht stellte, dann eben einen neuen Verhandlungstermin anzuberaumen, bei dem der Angeklagte dem Gutachter Auge in Auge gegenübersitzen würde, gestand er die Sache widerwillig ein. Auch die anschließend vernommenen Zeugen ließen an dem Unfallhergang keinen Zweifel.

Er kam letztlich glimpflich davon. 40 Tagessätze zu je 40 Euro, wie das in der Sprache der Juristen formuliert wird, hat er zu berappen. Ferner wurde er mit einem Monat Fahrverbot belegt. Gerade bezüglich Letzterem machte der Richter nochmals deutlich: Wäre der Schaden an dem Pkw um 33 Euro höher ausgefallen, so hätte dies den Entzug des Führerscheins bedeutet. Zusätzlich muss sich der Verurteilte der Gerichtskosten annehmen. Obendrein wird sein Verteidiger um einen angemessenen Obolus bitten. Besser weggekommen wäre er, wenn er den Strafbefehl akzeptiert hätte. Aber wie heißt es im Sprichwort: Wer nicht hören will...

Bürgerstiftung Backnang feiert Zehnjähriges

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BACKNANG (pm). Besondere Einschnitte waren die Hochwasserkatastrophe im Jahr 2011 und der tragische Brandfall in der Wilhelmstraße im März 2013. Die Bürgerstiftung konnte im Verbund mit BKZ-Leser helfen und dem Verein Kinder- und Jugendhilfe Backnang dank der Spendenbereitschaft der Backnanger Bevölkerung jeweils umfangreiche Notfallhilfe für die Geschädigten leisten.

Dir Bürgerstiftung startete 2007 unter dem Motto „Von Bürgern für Bürger – Gemeinsam fördern, bewahren, gestalten“ mit einem Gründungskapital in Höhe von 200000 Euro von Backnanger Bürgern, Unternehmen und der Stadt Backnang, in der Zwischenzeit hat sich durch Zustiftungen das Kapital auf 300000 Euro erhöht.

Für die Aufbauphase zeichnete Dr. Michael Schwarzer als Vorsitzender bis Juli 2013 verantwortlich. Seither ist der ehemalige Schulleiter Ulrich Schielke als Vorsitzender zusammen mit den Vorständen Wolfgang Kaess (Schatzmeister), Dr. Bertram Huber (Schriftführer) und Klaus Böhle (Beisitzer) zuständig. Aus den Kapitalerträgen und zusätzlichen Spenden wird die Bürgerstiftung bis ins Jahr 2017 hinein über 200000 Euro an Projektförderungen für Backnanger Schulen, Vereine, Institutionen und Organisationen sowie für die Notfallhilfe ausgeschüttet haben. Die Einnahmen aus den Erträgen der Stiftung belaufen sich in diesen zehn Jahren auf gut 60000 Euro, die Spendensumme (einschließlich sonstiger Einnahmen) auf fast 150000 Euro. Beim Neujahrsempfang in der vergangenen Woche gab der Vorstand der Bürgerstiftung an einem Informationsstand anlässlich ihres zehnten Geburtstages umfangreichen Einblick in ihre Arbeit.

Für die laufende Arbeit zeichnet der Vorstand der Stiftung verantwortlich. Der Stiftungsrat, bestehend aus gewählten Bürgern, Stiftern und Gemeinderatsvertretern, beruft die Vorstände, prüft die ordnungsgemäße Geschäftsführung und wird bei wichtigen Entscheidungen beteiligt. In zweijährigem Abstand tagen alle Stifter und informieren sich über die Entwicklung ihrer Stiftung.

Im Jubiläumsjahr wird die Bürgerstiftung mit einem zentralen Förderprojekt die Arbeit der Backnanger Tafel unterstützen: Sie braucht ein neues Kühlfahrzeug für den lebensmittelgerechten Transport der gespendeten Waren von den Einzelhändlern zur Tafel im Sozialen Warenhaus, das sich im Familienzentrum fam futur des Vereins Kinder- und Jugendhilfe Backnang in der Theodor-Körner-Straße befindet. Im Bereich der Backnanger Tafel können Menschen mit einem nachweislich geringen Einkommen einkaufen: Obst, Gemüse, Teigwaren, Konserven, Milchprodukte oder Backwaren.

Bereits in aller Frühe fahren ehrenamtliche Helfer beziehungsweise junge Menschen im freiwilligen sozialen Jahr (FSJ) oder des Bundesfreiwilligendienstes mit dem Kühlfahrzeug zu den Einkaufsmärkten und holen die gespendeten Waren ab. Dabei ist, wie in anderen Geschäften auch, auf die Einhaltung der Kühlkette zu achten. In der Tafel werden in einem modern eingerichteten Vorbereitungsraum die Waren ebenfalls durch Ehrenamtliche aufbereitet, sortiert und anschließend zu einem sehr günstigen Preis in den Verkauf gebracht.

Bis zu 250 Menschen decken täglich ihren Lebensmittelbedarf durch den Einkauf in der Backnanger Tafel. Der Bürgerstiftungsvorsitzende Ulrich Schielke betont in seinem Spendenaufruf. „Mit diesem Dienst für die Menschen aus Backnang und Umgebung leistet der Verein Kinder- und Jugendhilfe einen wahrlich tollen Dienst für das Gemeinwesen. Diese freiwillig durch den Verein vor über 21 Jahren übernommene Aufgabe verdient die Unterstützung aus der Bürgerschaft.“ Seither deckt der Verein auch das erhebliche jährliche fünfstellige Defizit durch Einnahmen aus anderen Bereichen der Vereinsarbeit ab. Die Backnanger Tafel erhält keinerlei öffentliche Zuschüsse.

Das bisherige Kühlfahrzeug ist elf Jahre alt und reparaturbedürftig, sodass es nicht mehr wirtschaftlich wäre, es weiter zu betreiben. Es muss daher ersetzt werden. Die Waren müssen frisch von den Lebensmittelspendern zur Tafel gebracht werden können. Die Bürgerstiftung übernimmt anlässlich ihres zehnten Geburtstags die Finanzierung dieses Fahrzeugs über Eigenmittel und über Spenden der Bürger und der Unternehmen. Daher bittet die Bürgerstiftung die Menschen aus Backnang und Umgebung um Spenden für das Projekt. „Sie tragen durch eine Spende zum weiteren Gelingen dieser sozialen Arbeit in Backnang bei“, erklärt Schielke. Diese Spenden können an die Bürgerstiftung überwiesen werden und werden ohne Verwaltungsabzüge für die Arbeit verwendet. Schielke zeigt sich zuversichtlich, dass die Menschen bereit sind, mit einer kleineren oder größeren Spende dazu beizutragen, die Tafel im Bereich des Lebensmitteltransports für die nächsten zehn Jahre wieder auf einen aktuellen Stand zu bringen.

Nähere Infos zur Bürgerstiftung gibt es im Internet unter www.buergerstiftung-backnang.de oder per E-Mail kontakt@buergerstiftung-backnang.de.


            Ein Großteil der Ware, die in der Backnanger Tafel verkauft wird, haben Einkaufsmärkte zuvor gespendet.Foto: privat

            
              
              
            
            Die Backnanger Tafel
            verdient
            die volle Unterstützung
            aus der Bürgerschaft
            
              
              
            
            Ulrich Schielke
            Vorsitzender der Bürgerstiftung

Bei der Ernährung ist nicht alles knusper

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Von Heidrun Gehrke

BACKNANG. Beim Thema Ernährung ist manches nicht ganz knusper: Essen soll schmecken und gesund sein. Trotzdem nimmt die Kochlust ab. Nur noch 39 Prozent der Deutschen kochen täglich, im Jahr 2015 waren es noch 41 Prozent. So das Ergebnis einer Befragung, die dem jüngsten Ernährungsreport zugrunde liegt. „Viele Menschen sind zwar interessiert an gesunden Lebensmitteln, aber nicht am Kochen“, erläutert Elke Walther die Erkenntnisse der Ernährungsstudie.

Aus ihrer Praxis als Ernährungsberaterin bei der AOK in Backnang weiß sie von weiteren Merkwürdigkeiten zu berichten: „Glutenfreie und laktosefreie Produkte haben ein positives Image, sie werden oft gekauft, obwohl sie medizinisch gesehen gar nicht benötigt werden.“ Die diplomierte Ernährungswissenschaftlerin, die regelmäßig Einsteigerkochkurse leitet, stellt außerdem fest: Das Angebot an sogenannten Superfoods in den Supermarktregalen wächst, das hat aber nichts mit dem Kochen zu tun. „Superfood gibt es für ganz wenig Geld, einfach Sauerkraut und Rote Bete kochen“, gibt sie einen Tipp. Statt Chiasamen viele Kilometer quer über den Globus herzutransportieren, könne man sich auch mit einem Apfel oder Leinsamen etwas Gutes. „Wir können ganz normal in den Supermarkt gehen und brauchen keine extra Lebensmittel“, so die Ernährungsexpertin. Um heimische „Superfoods“ auf dem eigenen Teller zu haben, komme man allerdings um das Kochen schwer herum. Und daran hapere es. „Es gibt immer mehr Kochshows, sie sind schön anzuschauen, animieren aber nicht unbedingt zum Kochen.“

Zum Trend, Tiefkühlbuletten in die Pfanne zu legen, anstatt Fleischküchle aus Hackfleisch zu formen, passt auch, was die Befragung über den Stellenwert des Kochens herausgefunden hat. Demnach legt über die Hälfte der Interviewten Wert auf eine „einfache und schnelle Zubereitung“. Besonders die 19 bis 29-Jährigen haben es eilig in der Küche: Jeder zweite von ihnen greift gerne zur Tiefkühlpizza oder zum Fertiggericht.

Woran fehlt es? „Die Hemmschwelle zu kochen ist bei vielen sehr hoch“, weiß Elke Walther. In ihren Kochkursen hält sie das Niveau darum zunächst niedrig, damit die Teilnehmer Erfolgserlebnisse haben. „Besser mit einer selbst gekochten Bolognese starten als sich an einen Braten heranzuwagen.“ In der Kochwerkstatt startet sie bei null, um Kursteilnehmern den Unterschied zwischen „Blanchieren“ und „Köcheln“ beizubringen, die korrekte Dosierung von Gewürzen und alltägliche Dinge wie Kochen im Voraus und Vorratshaltung zu vermitteln.

Vor allem aber will sie in den Kochkursen zeigen, wie aus einfachen regionalen Lebensmitteln, die nicht teuer sein müssen, ohne viel Aufwand ein schmackhaftes gutes Essen wird – auch um das Argument „Ich hab keine Zeit zu kochen“ zu entkräften. Denn Zeitgründe scheinen eine Rolle zu spielen, in der Küche regiert vielerorts das Schnell-schnell-Prinzip: Laut Ernährungsreport wird eher an den Wochenenden gekocht. Andererseits entdecken nach Beobachtung von Elke Walther gerade jüngere Menschen das Kochen. „Die 20- bis 30-Jährigen schwingen vermehrt den Kochlöffel, die lange Zeit von der Bildfläche verschwunden waren, viele kochen, weil sie wissen wollen, was in ihrem Essen drin ist“, erklärt sie.

Starre Regeln machen

nicht für jeden Sinn

Neben gesundheitlichen Gründen spricht aus ihrer Sicht noch mehr fürs Kochen: „Es schmeckt einfach besser, und es ist etwas Haptisches“, so Elke Walther, für die Augen und Ohren immer dabei sein dürfen: „Am Ende ist es schön, wenn es nach gutem Essen riecht in der Wohnung und wenn der Duft von knusprigem Käse in die Nase steigt oder die Suppe brodelt.“

Sie hält wenig von allzu starren Regeln à la „welche Lebensmittel darf ich essen, welche sollte ich meiden?“. Wenn es darum geht, den Herd als kreatives anregendes Betätigungsfeld zu entdecken, spielt „die Entdeckung des Geschmacks und des Genusses“ die Hauptrolle. Pro Kochkurs kochen die Teilnehmer mehrere Gerichte – mit unterschiedlichen Zutaten, aber stets „mit allen Sinnen“, wie es auch der landesweite AOK-Slogan ausdrückt. „Kochen heißt, ein Gefühl für das Essen zu entwickeln, da spielen Neugierde und Interesse mit rein, nicht die Verbote.“ Aus ihrer Sicht ist nicht pauschal etwas gegen Tiefkühlgemüse zu sagen, das, wie sie betont, im Ernährungsreport nicht erfasst worden sei.

Die Ernährungswissenschaftlerin empfiehlt in ihren Kochkursen zwar grundsätzlich, so viel frisches Gemüse wie möglich zu verwenden. „Allerdings kann bei Gerichten mit Hülsenfrüchten wie Kichererbsen oder Bohnen durchaus auf Dose oder Glas zurückgegriffen werden.“ Dies seien keine Fertigprodukte im Sinne des Ernährungsreports, der sich den Verbrauch an Fertiggerichten und Tiefkühlpizzen anschaute.

Warum sich jemand für Tiefkühlgemüse entscheidet, könne viele Gründe haben. Elke Walther schwört am heimischen Herd aber auf das Selbstgemachte aus frischen Zutaten: Wer Teig von Hand knetet, Hackfleisch zu Buletten formt und den Käse mit der Reibe raspelt, erlebe Genuss schon vor dem ersten Bissen auf der Gabel. Zum „Achtsamkeits-Trend“ gehöre achtsames Kochen. „Kochen kann Abschalten sein, ist kein zusätzlicher Aufwand, es geht um die Einstellung dazu.“


            Elke Walther

            Gesund und schnell zubereitet: Selbst zu kochen ist doch gar nicht so schwer.Foto: E. Layher

Meister Yoda aus dem 3-D-Drucker

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Von Sarah Schwellinger

BACKNANG. Robin, Felix, Gianni, Ben und Jan versuchen sich mit Geduld am 3-D-Scanner. Doch der blaue Modellkopf ist den Jungs der 10b des Tausgymnasiums viel zu langweilig. Sie scannen sich gegenseitig, am besten, gleich drei auf einmal. Und mit viel Ruhe und Stillstehen funktioniert es dann auch. Auf dem Bildschirm entsteht das 3-D-Bild von Ben, Felix und Gianni.

In dieser Woche ist die erlebbare Ausstellung Discover Industry an der Tausgesamtschule und dem Tausgymnasium zu Gast. Mit Coaching for future setzt sich die Baden-Württemberg-Stiftung gemeinsam mit dem Arbeitgeberverband Südwestmetall und der Regionaldirektion Baden-Württemberg der Bundesagentur für Arbeit für den Fachkräftenachwuchs in den Mint-Disziplinen ein. Mint-Fächer ist eine zusammenfassende Bezeichnung von Unterrichts- und Studienfächern beziehungsweise Berufen aus den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik.

Eine neue Dimension der Studien- und Berufsorientierung für technische und ingenieurwissenschaftliche Berufe zeigt seit 2015 das doppelstöckige Ausstellungsfahrzeug Discover Industry. Mit verschiedenen Arbeitsstationen und Exponaten auf mehr als 100 Quadratmetern Ausstellungsfläche bringt das Mobil die Welt der modernen Industrie direkt an die Schulen in Baden-Württemberg.

Physikerin Katinka Ballmann und Dominik Weickgenannt, der Robotik mit Schwerpunkt künstliche Intelligenz studierte, führen die Schüler durch die Ausstellung. Zunächst wird den Schülern ein Einblick in die Geschichte der industriellen Entwicklung gegeben. Videoclips, Soundfiles und interaktive Elemente am Touchtable veranschaulichen, wie der gesellschaftliche und technische Fortschritt im Laufe der Zeit eine immer effizientere Serienproduktion ermöglichte. Der begleitende Lehrer des Tausgymnasiums Ulrich Mangold ist von der Möglichkeit Discover Industry schlicht begeistert: „Auf diesem Gebiet braucht man unbedingt Nachwuchs. Deshalb ist es wichtig, den Schülern ihre Möglichkeiten aufzuzeigen.“

Die Stationen, deren Bedeutung in der Industrie und die Aufgaben an die Schüler, werden alle durch Klicks auf Touchpads erklärt. An Arbeitsstation eins, dem 3-D-Scanner ist Ruhe und Fingerspitzengefühl gefragt. An Station zwei „Spannungsoptik und Windkanal“ kann man verschiedene Automodelle in einen Miniatur-Windkanal stellen, um zu sehen, wie windschnittig das Modell ist. „Das wird vor allem in der Automobilindustrie gemacht. Wenn man einen Sportwagen entwickeln will, dann muss der besonders aerodynamisch sein“, so Katinka Ballmann.

Die dritte Station, die Robotik hat es den Schülern der 10b besonders angetan. Hier müssen sie den kleinen Industrieroboter so programmieren, dass er mittels Koordinateneingabe vorgegebene Punkte im dreidimensionalen Koordinatensystem abfährt. „Schafft ihr das nicht, schüttelt er sich einmal und fährt dann wieder zum Ausgangspunkt zurück“, sagt Dominik Weickgenannt. „Aber manchmal tanzt er auch ein bisschen“. Weickgenannt gibt am Pad etwas ein, daraufhin ertönt Musik, und der Roboter beginnt zu tanzen. Der Roboter soll dann möglichst schnell die vorgegebenen Lichtpunkte abfahren. „Unser Rekord liegt bei elf Sekunden“, sagt Katinka Ballmann. Alle Gruppen der 10b sind zwar am Ende schnell, liegen aber mit Ergebnissen um 13 Sekunden noch zwei Sekunden über dem Rekord.

An der Station „Intelligente Produktion“ erstellen die Schüler zunächst eine Logikschaltung, um anschließend ein Behältnis mithilfe eines RFID-Chips durch eine Befüllungsanlage zu steuern. In der „Smart Factory“ kennt das intelligente Produkt seine Auftrags- und Fertigungsdaten und bestimmt seinen Weg durch die Produktion selbst. Maschinen erfassen die Informationen zum Beispiel mithilfe von RFID-Chips (radio-frequency identification, also Identifizierung mit elektromagnetischen Wellen).

Bei „Logistik und Materialfluss“, der abschließenden Station, geht es darum, wie komplex eine intelligente Lagerhaltung und flexible Materialflusssysteme sind. An einem Miniaturlager simulieren sie Lagerlogistik in Echtzeit. Vorgegebene Warenein- und -ausgänge müssen verstaut und ausgegeben werden. Die Waren müssen daher unter Zeitdruck schon bei ihrem Eintreffen so durchdacht platziert werden, dass sie hinterher möglichst schnell wieder das Lager verlassen können. Auch hier prangt der Rekord von 140 Sekunden in roter Leuchtschrift.

Den wollen Robin, Gianni und Felix auch hier knacken. Doch schnell merken sie, dass ein so schnelles und konzentriertes Arbeiten unter Zeitdruck ganz schön schwer ist. Felix meistert die Aufgabe gut, ist von 140 Sekunden aber weit entfernt. Auch die anderen Gruppen kommen hier ganz schön ins Schwitzen.

In einem anschließenden kleinen Vortrag erläutern Katinka Ballmann und Dominik Weickgenannt noch einmal, wie die unten gemachten Versuche nun in der Realität aussehen können. Auch geben die beiden einen Einblick, welche Berufe und Studienfächer in welchen Bereichen der Industrie gebraucht werden. Zum Abschluss bekommt die Klasse noch einen kleinen, roten Meister Yoda aus den Star-Wars-Filmen geschenkt. Den hat während der gesamten Zeit der 3-D-Drucker für sie hergestellt.


            Technik zum Anfassen und zum Staunen: Die Schüler Ben, Felix und Gianni scannen sich selbst – das Ergebnis ist verblüffend. Foto: E. Layher

Tagaktive Einbrecher

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BACKNANG/ASPACH (pol). Wieder gilt es, mehrere Einbrüche zu vermelden. Diesmal sind die Bewohner von Häusern in Backnang und Aspach sowie ein Verein in Allmersbach am Weinberg die Opfer. Über ein aufgebrochenes Küchenfenster stiegen am Dienstag ein oder mehrere Einbrecher in ein Wohnhaus in der Blumenstraße ein. Sie stahlen Schmuck. Der Einbruch wurde etwa zwischen 16 und 18 Uhr verübt.

In Aspach wurde am selben Nachmittag ein weiterer Einbruch bei der Polizei angezeigt, bei dem die Täter ein Küchenfenster gewaltsam öffneten und ins Wohnhaus einstiegen. Bei diesem Einbruch, der zwischen 14.30 Uhr und 19.20 Uhr verübt wurde, hatten die Diebe es auf Schmuck und Bargeld abgesehen. Die Höhe der Beute ist bislang in beiden Vorfällen noch nicht bekannt.

Das Vereinsheim des Schützenvereins in Allmersbach am Weinberg wurde ebenfalls von Einbrechern heimgesucht. Dort wurde das Fensterglas einer Terrassentüre eingeworfen, um die Türe zu entriegeln. Die Eindringlinge stahlen Spirituosen und Wechselgeld. Die Backnanger Polizei bittet in allen Fällen um Zeugenhinweise unter der Telefonnummer 07191/ 9090.

Trump und Brexit trüben Optimismus

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Von Martin Winterling

WAIBLINGEN. Dr. Michael Prochaska, Vorsitzender des Arbeitgeberverbandes Südwestmetall Rems-Murr, spricht von einem „durchwachsenen Jahr 2016“. Auch wenn sich die Exportzahlen zum Jahresende wieder positiver entwickelt hätten, sei 2016 unterm Strich „doch ein für unsere Verhältnisse unterdurchschnittliches Exportjahr.“ Ausfuhren in wichtige Absatzmärkte wie Großbritannien, USA, China, Türkei oder Brasilien seien deutlich geschrumpft, sagte Michael Prochaska beim jährlichen Pressegespräch der Südwestmetall-Bezirksgruppe Rems-Murr in Waiblingen. Der Arbeitgeberverband hat aktuell 102 Mitgliedsbetriebe mit über 20000 Beschäftigten; nur rund die Hälfte der Mitgliedsfirmen sind aber auch tarifgebunden.

Dass es der Branche nicht schlecht geht, zeigt ein Blick auf die Ertragszahlen, die Südwestmetall mit einer Umfrage bei ihren Mitgliedern erhob (Die Beteiligung lag bei 32 Prozent). Zwei von drei Unternehmen nannten die Ertragslage gut (25 Prozent) oder befriedigend (43 Prozent). Die Aussichten für die Geschäfte im Jahr 2017 sind hervorragend – eigentlich: Fast 40 Prozent erwarten bessere Geschäfte und rund 46 Prozent eine gleichbleibende Entwicklung. Lediglich 14 Prozent rechnen mit einer rückläufigen Entwicklung. Zwei Drittel der befragten Firmen gehen davon aus, dass sie ihre Belegschaften halten werden. Jedes siebte Unternehmen will neue Mitarbeiter einstellen.

Wirtschaftswachstum wird

von Binnennachfrage getragen

Trotz der insgesamt guten Lage in Deutschland drücken die zunehmenden geopolitischen und ökonomischen Unsicherheiten auf die Stimmung der Unternehmer und trüben die Exportperspektiven. Das Wirtschaftswachstum 1,3 Prozent laut Bundesregierung werde auch 2017 überwiegend von der Binnennachfrage getragen. Dank günstiger Arbeitsmarktlage, moderater Inflation und Niedrigzinsen bleiben die Konsumnachfrage hoch und die Bautätigkeit rege.

Unsicherheit prägt die Haltung der Unternehmen in Sachen Brexit und Trump. So überdenkt die Winterbacher Firma Pfisterer derzeit ihr Engagement in Großbritannien, sagte Peter Hommel, Vorstand Produktion und Logistik des Herstellers von Kabelgarnituren, Freileitungs- und Kontaktsystemen. Schließlich handele es sich dort um einen Montagebetrieb, bei dem 80 Prozent der Teile aus der Europäischen Union kommen.

Wie beim Brexit im Juni 2016 lagen die Meinungsforscher bei den US-Präsidentschaftswahlen falsch. „Die Ankündigungen protektionistischer Maßnahmen von Donald Trump irritieren“, sagte Michael Prochaska, Personalchef des Motorsägen- und -geräteherstellers Stihl in Waiblingen. Stihl hat ein eigenes Werk in den USA, exportiert aber auch Produkte nach Amerika. „Es steht die Drohung von Zöllen und Handelsbeschränkungen im Raum.“ Demokratische Entscheidungen seien zu akzeptieren. „Klar ist aber auch: Ein möglicher protektionistischer Kurs der USA würde die exportorientierte Industrie in Baden-Württemberg hart treffen“, so Prochaska. Schließlich seien die USA der größte Absatzmarkt. „Und in der Industrie hängt jeder zweite Arbeitsplatz vom Außenhandel ab.“

Arbeitgeber geben der Bundesregierung miese Noten

Von den Unsicherheiten im Ausland schlug Prochaska den Bogen zur Innen- und Wirtschaftspolitik. Je unsicherer die Lage im Ausland ist, umso mehr müsse die Politik die richtigen Rahmenbedingungen setzen und die Standortbedingungen unbedingt attraktiv gestalten. „Dazu passt nicht, dass in den Sozialsystemen neue konsumtive Ausgaben mit langfristigen Kostendynamiken eingeführt worden sind.“

Es dürfe darüber hinaus keine weitere Beschneidung der Flexibilität der Arbeitsmärkte geben, forderte er „Freiräume zum erfolgreichen Wirtschaften“ und lehnte die Reglementierung der Zeit- und Leiharbeit ab. Die Arbeitgeber wünschen sich angesichts der Digitalisierung eine stärkere Flexibilisierung der Arbeitszeiten. „Mit dem Arbeitsrecht der 70er-Jahre werden wir das Rennen um die Industrie 4.0 nicht gewinnen.“

Kein gutes Haar ließ Prochaska an Reformen der Bundesregierung, namentlich dem Mutterschutz- und Lohngerechtigkeitsgesetz. „Diese Gesetzesvorhaben werden die Unternehmen mit weiteren Berichts- und Dokumentationspflichten belasten. Ihre eigentlichen Zielvorstellungen verfehlen die Gesetze aber.“

So gebe es keine belastbaren Nachweise für eine Lohndiskriminierung von Frauen, bemängelte Prochaska den zu erwartenden Papierkrieg, wenn Arbeitgeber mit mehr als 200 Beschäftigten ihren Mitarbeitern Auskunft über die Entlohnung geben müssten. „Frauen entscheiden sich noch immer, was ihr gutes Recht ist, im Schnitt seltener für Berufe mit besseren Verdienst- und Karrierechancen und haben, oft familiär bedingt, mehr Erwerbsunterbrechungen und sind häufiger teilzeitbeschäftigt.“ Aufgabe der Politik wäre es also, die Rahmenbedingungen für Eltern zu verbessern und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu fördern.

Die Bilanz der Großen Koalition fällt aus Sicht von Prochaska mager aus. „Es wurde leider versäumt, die gute ökonomische Entwicklung für Reformen zu nutzen. Stattdessen schwächte die Bundesregierung die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen.“ Ob höhere Bürokratiekosten, zusätzliche Sozialleistungen, mehr Regulierungen oder höhere Standards: „Überall wurde in den vergangenen Jahren kräftig draufgesattelt.“

Mit Blick auf die Bundestagswahlen im September sagte Prochaska: „Die kommende Bundesregierung muss wieder mehr Wirtschaft wagen.“


            Kein Grund zu grenzenloser Freude: In den Unternehmen, wie hier bei Stihl in Waiblingen, läuft es rund, aber die Sorgen wachsen.Foto: Stihl

            Dr. Michael Prochaska, Südwestmetallvorsitzender Rems-Murr und Stihl-Personalvorstand gestern beim Pressegespräch.Foto: B. Büttner

Blitzlichtgewitter am Straßenrand

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Von Kornelius Fritz

BACKNANG. Geldmacherei, Abzocke, Wegelagerei – Gisela Blumer kennt die Vorwürfe, die meist von denjenigen erhoben werden, die einen Bußgeldbescheid wegen zu schnellen Fahrens erhalten haben. Sinn und Zweck der Geschwindigkeitskontrollen sei aber nicht, möglichst viel Bußgeld zu kassieren, versichert die Leiterin des Backnanger Ordnungsamtes: „Uns geht es um die Verkehrssicherheit, und das ist auch vielen Bürgern ein wichtiges Anliegen.“

Hans-Peter Götz, Leiter des Vollzugsdienstes, kann das bestätigen. Fast täglich erreichen ihn Anrufe und E-Mails von Bürgern, die sich Geschwindigkeitskontrollen an bestimmten Stellen wünschen. „Zum Teil werden sogar Unterschriftenaktionen gestartet“, berichtet Götz. Auch die Rathäuser der acht Umlandgemeinden, die der vereinbarten Verwaltungsgemeinschaft angehören, melden regelmäßig Straßen, in denen sie sich Messungen wünschen.

Darüber hinaus wertet die Stadt jedes Jahr gemeinsam mit dem Polizeipräsidium in Aalen die Unfallstatistik aus, um Stellen aufzuspüren, an denen es besonders häufig wegen zu hoher Geschwindigkeit gekracht hat. „Unfallschwerpunkte haben bei unseren Messungen Priorität“, sagt Blumer. Auch vor Schulen finden regelmäßig Kontrollen statt. Hans-Peter Götz und seine Kollegen erstellen jeden Monat einen Einsatzplan für die Geschwindigkeitsmessungen. „Wir versuchen, täglich zu messen, auch samstags und sonntags“, erklärt Götz.

Neues Gerät ist auch in

einer Blitzsäule einsetzbar

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Aktuell stehen dem Backnanger Ordnungsamt dafür zwei mobile Messgeräte zur Verfügung. Obwohl im Volksmund oft von Radarfallen die Rede ist, arbeiten beide mit anderen Technologien. Die eine misst die Geschwindigkeiten der heranfahrenden Autos mithilfe eines Infrarotstrahls, die andere mit einer Lichtschranke. Welches Gerät wann und wo zum Einsatz kommt, ist abhängig von den Gegebenheiten vor Ort. Das kleinere der beiden Geräte sei schneller und flexibler einsetzbar, erklärt Gisela Blumer. Mit ihm sind auch Messungen aus dem Auto heraus möglich. Dafür eigne es sich nicht für den Einsatz auf viel befahrenen Straßen oder in Kurven.

Das größere Gerät, das auch an der B14 eingesetzt wird, hat mittlerweile mehr als zehn Jahre auf dem Buckel und wird dieses Jahr durch ein neues ersetzt. Für das alte Gerät habe man zuletzt kaum noch Ersatzteile bekommen, berichtet Blumer. Außerdem werden die Fotos der Temposünder noch auf Filmen verewigt, die erst entwickelt werden müssen. Für die Anschaffung eines neuen, digitalen Messgeräts hat der Backnanger Gemeinderat kürzlich rund 140000 Euro bewilligt.

Ein weiterer Vorteil des neuen Geräts: Es kann auch in einer stationären Blitzsäule eingesetzt werden. Eine solche gibt es in Backnang bisher allerdings noch nicht. Stationäre Anlagen seien vor allem an eindeutig definierbaren Unfallschwerpunkten sinnvoll, sagt Gisela Blumer. Allerdings kennt sie auch den Gewöhnungseffekt, der bei ortskundigen Autofahrern nach kurzer Zeit einsetzt: „Vor der Anlage wird gebremst, dahinter wird zum Teil schneller gefahren als vorher.“ Trotzdem will Blumer nicht ausschließen, dass die Stadt in den kommenden Jahren eine Blitzsäule anschafft. Ein möglicher Standort könnte die sogenannte „Spritnase“ an der B14 sein, wo besonders viele Autofahrer das Tempolimit ignorieren (siehe Infokasten).

Ziel aller Geschwindigkeitskontrollen sei eine Verhaltensänderung bei den Verkehrsteilnehmern, sagt Gisela Blumer. Deswegen stört es sie auch nicht, wenn im Radio oder in sozialen Netzwerken vor den Messstellen gewarnt wird. „Wenn die Leute dadurch langsamer fahren, haben wir unser Ziel ja erreicht.“

Zeigen die Kontrollen keine Auffälligkeiten und die Beschwerden der Anwohner werden trotzdem nicht weniger, kann die Stadt auch Langzeitmessungen durchführen. Dann wird in der jeweiligen Straße ein kleines, unauffälliges Radargerät installiert, das zwar keine Fotos macht, aber über einen Zeitraum von etwa zwei Wochen die Geschwindigkeit aller vorbeifahrenden Fahrzeuge aufzeichnet. Werden dabei häufige und gravierende Tempoverstöße registriert, wird geprüft, wie man die Geschwindigkeit dauerhaft reduzieren kann, etwa durch eine bessere Beschilderung oder bauliche Veränderungen an der Straße.


            Mit einem Infrarotstrahl misst dieses kompakte Gerät die Geschwindigkeit der vorbeifahrenden Autos. Daneben hat das Backnanger Ordnungsamt noch eine größere Messanlage im Einsatz, die in diesem Jahr ersetzt werden soll. Foto: A. Becher

Härtetest in Heidenheim

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(stg). Wenn die SG Sonnenhof Großaspach am Samstag beim 1. FC Heidenheim antritt, handelt es sich für beide Mannschaften um die Generalprobe vor dem Rückrundenstart. Der Drittligist aus dem Fautenhau will sich den Feinschliff für das Heimspiel gegen Chemnitz am 28. Januar holen, für den Zweitligisten von der Brenz ist es der letzte Härtetest vor der Partie in Aue, die auch exakt eine Woche später ansteht. Angepfiffen wird das Vorbereitungsspiel um 14 Uhr auf dem Kunstrasen West oberhalb der Voith-Arena. Fünf Euro kostet der reguläre Eintritt, für die ermäßigten Tickets werden nur drei Euro fällig.

Die Partien beim Regionalligisten VfB Stuttgart II (6:0), beim Erstligisten 1899 Hoffenheim (1:4) und beim Regionalligisten SSV Ulm 1846 (3:1) hatte SG-Trainer Oliver Zapel noch dazu genutzt, um das eine oder andere zu testen. Am Mittwochabend bei den Spatzen war es das 4-4-2 mit Raute, das ausprobiert wurde. Morgen ist schon viel eher davon auszugehen, dass Zapel den einen oder anderen Fingerzeig liefert, wie die Startformation gegen den Chemnitzer FC aussehen könnte. Anders ausgedrückt: Die Zeit der Experimente dürfte sich ihrem Ende zuneigen. Ein Trio wird allerdings auf keinen Fall zum Einsatz kommen: Nico Gutjahr muss sich nach seiner Knie-Operation mit seinem Comeback noch etwas gedulden, Matthias Stüber trainiert weiterhin mit dem FSV 08 Bissingen auf Teneriffa und bei Felice Vecchione ist die anstehende Schulter-Operation das nächste Kapitel seiner langen Verletzungsgeschichte – eine wochenlange Pause scheint wohl unausweichlich. Allenfalls für einen Kurzeinsatz reicht es bei Timo Röttger und Michael Maria, hinter Arnold Lechler steht auch ein Fragezeichen. Jeremias Lorch, der gegen Chemnitz eine Gelbsperre absitzt, zählt zum Kader, aber vielleicht nicht unbedingt zur Startelf.


            Wird an der Schulter operiert und fällt wieder länger aus: Felice Vecchione (links).Foto: A. Becher

Mit Rückenwind zum alten Rivalen

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Von Alexander Hornauer

Nach dem tristen Dezember mit drei Pleiten hatten sich die Murrtaler für das erste Duell im neuen Jahr eine gute Vorstellung vorgenommen. Die riefen sie gegen Balingen-Weilstetten II tatsächlich ab, die Belohnung war der überraschende Sieg. Der war enorm wichtig, weil die Teams im hinteren Drittel ihren Rückstand aufs Mittelfeld zuletzt verkürzt hatten. Einige Vereine profitierten vom Punktabzug für Fürstenfeldbruck, zudem punkteten sie auch auf dem Spielfeld. Die Klubs in der Mitte der Liga – darunter der HCOB als Siebter mit 17:15 Zählern – können sich längere Phasen des Misserfolgs deshalb nicht leisten.

Mit dem Selbstvertrauen des Sieges gegen das Topteam will Oppenweiler/Backnang in Pforzheim unbedingt nachlegen. Trainer Heineke erwartet beim Aufsteiger, der mit 10:22 Zählern den 13. Platz belegt und im Kampf um den Klassenverbleib jeden Punkt brauchen kann, aber eine sehr schwierige Aufgabe. Er rechnet mit einer intensiven Partie, „unsere Bereitschaft und der kämpferische Einsatz werden morgen noch mehr im Fokus stehen als in der vergangenen Woche“. Verbesserungspotenzial sieht Heineke auch in der Zuordnung in der Abwehr, weil eine noch stabilere Defensive den einen oder anderen zusätzlichen Treffer nach Kontern bedeuten könnte. Im Angriff missfiel dem HCOB-Trainer, dass sein Team etwas zu statisch agierte, als der HBW auf eine 5:1-Variante mit einem vorgezogenen Defensivspieler setzte. „Weil Pforzheim diese Variante auch öfter mal einsetzt, haben wir uns darauf diese Woche etwas intensiver vorbereitet“, verrät Heineke einen Trainingsschwerpunkt.

Personell gibt es Zuwachs: Nach seiner kurzen Zwangspause wegen der Blauen Karte vor Weihnachten kehrt Hellerich zurück. „Er ist ein wesentlicher Spieler in unserem Abwehrverbund, seine Rückkehr ist ein großer Vorteil“, betont Heineke und ergänzt, „dass er uns auch im Angriffsspiel guttun wird“. Gegen Balingen-Weilstetten ackerten die Schöbinger-Brüder am Kreis, wobei es bei Philipp nach langer Verletzungspause bemerkenswert war, wie er die gesamte Partie durchhielt. „Dass wir hier nun einen Spieler mehr haben, hilft uns enorm weiter“, freut sich der Coach, „wir können die Kräfte besser verteilen und werden so auch in der Schlussphase rundum fit sein“. Für Heineke geht es in Pforzheim „um einen Big Point, zudem wollen wir gleich zu Beginn der Rückrunde auf einem konstant hohen Niveau spielen.“

Pforzheim/Eutingen startete mit einem Remis in Zweibrücken in die zweite Halbserie. Zuvor hatten die Goldstädter auf eine Wiederholung des Hinspielsiegs gehofft, um im Abstiegskampf Boden gutzumachen. Weil die SG aber erst wenige Sekunden vor Schluss zum Ausgleich kam, bewertete Trainer Alexander Lipps auch den Teilerfolg positiv. Beim Hinspiel gegen den HCOB erwies sich die SG als sehr defensivstark und kassierte nur 20 Tore, was damals trotzdem nicht zu einem Punktgewinn reichte, weil sich die Badener ihrerseits die Zähne an der Abwehr der Murrtaler ausbissen. Für Heineke „ist eine stabile Abwehr wieder die Basis, aber wir werden auch hohen Druck im Konterspiel und einen variablen Angriff benötigen, bei dem auch die Außen zum Zuge kommen.“

  Der HCOB setzt einen Fanbus ein. Abfahrt ist morgen um 17 Uhr an der Gemeindehalle in Oppenweiler. Anmeldungen nimmt Erich Maier (Telefon 07191/4216) entgegen.


            Wird sich für die HCOB-Handballer wieder in der Abwehr und am Kreis ins Zeug legen: Der zuletzt gesperrte Chris Hellerich.Foto: A. Becher

Noch sehen’s Fans im Murrtal eher ruhig

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Von Uwe Flegel

Eine Weltmeisterschaft mit dem deutschen Nationalteam und der Fernsehzuschauer zu Hause bleibt außen vor. Im Fußball undenkbar. Im Handball möglich, wie derzeit zu erleben ist, ohne dass es zum großen Sturm der Entrüstung kam. Vielleicht weil’s pfiffige Vereine wie die HSG Sulzbach/Murrhardt gibt, die den Livestream zu allen deutschen WM-Partien als Public Viewing anbietet. Mitverantwortlich dafür Fabian Weller, der von einer guten Resonanz berichtet. Beim Auftaktspiel gegen Ungarn zum Beispiel sei das Vereinsheim des TV Sulzbach proppenvoll gewesen. Dass es die Partien nur übers Internet und nicht im normalen Fernsehen gibt, „ist für uns kein Thema. Wir hätten Public Viewing ohnehin gemacht.“ Selbst die halbstündige Störung beim deutschen Auftaktspiel, die offenbar der katarische Bildrechtebesitzer BeIN verursachte, hätten in Sulzbach alle locker gesehen. Zumal die Verbindung in den drei folgenden Begegnungen störungsfrei blieb. Wobei Weller und seine Mitstreiter wissen: Je weiter Deutschland bei den Titelkämpfen kommt, um so größer wird das Interesse. Und ob dann 50 Plätze im TVS-Vereinsheim noch ausreichen, um die Fans zu befriedigen?

Viel mehr Platz bietet Oppenweilers Gemeindehalle. Dorthin hatten die Kommune und der HC Oppenweiler/Backnang geladen, um gemeinsam das 31:25 Deutschlands gegen Weißrussland auf einer großen Leinwand zu verfolgen. Rund 150 Personen erlebten das Spiel und zusätzlich eine fachkundige Begleitung. Mit Moderator Jens Zimmermann, dem Vertreter des DHB-Teamausrüsters Kempa, Tim Grothaus und dem schwedischen Bundesligastar Kim Ekdal Du Rietz waren echte Handballexperten vor Ort, die vor, zwischen und nach den Halbzeiten für Einschätzungen sowie direkte Infos vom DHB-Team in Frankreich sorgten. So verriet Grothaus schon lange vor der Übertragung, dass Torwart Andreas Wolff trotz Gesäßmuskelprellung spielt. Und sie erfuhren, dass für den schwedischen Ex-Nationalspieler die Nationalhymne vor dem Spiel nicht das große Ding war. „Ich habe immer darauf gewartet, dass die Hymne zu Ende ist und es endlich losgeht“, bekannte das Rückraum-Ass der Rhein-Neckar Löwen.

Dass die nette Aktion so kurzfristig möglich war, hatte unter anderem Bürgermeister Sascha Reber zu verantworten: „Bei uns in Oppenweiler ist es so, wenn der Handball ruft, dann sind wir zur Stelle.“ Erst recht für den Fall, dass Deutschland am Sonntag, 29. Januar, im Finale steht. Dann gibt’s wieder ein Public Viewing in der Gemeindehalle.

Bis dahin müssen sich die Fans mit Livestream begnügen. Wobei Oppenweilers ehemaliger Regionalligaspieler Thomas Bühler damit kein Problem hat. Denn: „Ich kann meinen PC mit dem Fernseher verbinden und schaue die Spiele so wie sonst auch.“ Er sieht aufs öffentlich-rechtliche Fernsehen in Sachen Übertragung von Großsportveranstaltungen ohnehin schwere Zeiten zukommen.

Der Backnanger Rolf Hettich, Sportfachhändler, selbst Organisator großer Wettkämpfe und am Mittwochabend mit Kempa mitverantwortlich, dass Grothaus, Du Rietz und Zimmermann im Murrtal waren, sieht’s nicht so entspannt. Zwar will er nicht beurteilen, ob ARD und ZDF oder der Rechteinhaber den Schwarzen Peter verdient haben, aber „grundsätzlich kann es eigentlich nicht sein, dass eine solche WM nicht im Fernsehen übertragen wird. Ich frage mich schon: Welchen Stellenwert hat bei uns der Handball und welchen der Fußball“.

Noch mehr Kritik kommt von den Backnangerinnen Sylvia Wingenfeld und Linda Gerst, die die Lösung Livestream als „Rückschritt“ bezeichnen und deshalb gern die Möglichkeit zum Public Viewing in Oppenweiler nutzten. Ansonsten sei es „richtig blöd“, sagt Gerst, dass sie die WM nicht zu Hause wie gewohnt im Fernsehen verfolgen kann, und Wingenfeld unterstützt: „Eine Unverschämtheit vom Rechteverkäufer.“

Richtig glücklich ist fast keiner, sagt Grothaus: „Beim DHB weiß jeder, dass Livestream keine 1a-Lösung ist. Sponsoren und wir als Teamausrüster wünschen eigentlich eine Übertragung im Öffentlich-Rechtlichen. Da hätten wir pro Spiel 5 bis 7 Millionen Zuschauer. So sind es 550000.“ Für den Kempa-Mann steht fest: „Public Viewing ist nett, aber nicht die große Lösung.“ Eine, die mit jedem weiteren deutschen Sieg ein klein wenig schlechter wird. Für die Fans und für den Handball.


            
              Ist für 150 Handballfans beim deutschen 31:25 über Weißrussland die Lösung: Public Viewing in Oppenweiler. Experten wie Moderator Jens Zimmermann und das Rückraumass der Rhein-Neckar Löwen Kim Ekdal Du Rietz sorgen in der Gemeindehalle für zusätzliche Attraktivität. Fotos: A. Becher

Der Einzelhandel im Dorf leidet

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Von Simone Schneider-Seebeck

KIRCHBERG AN DER MURR. Vor fast auf den Tag genau vier Jahren hatte Brosi ihren Drogeriemarkt eröffnet. Nicht nur Drogerieartikel hatte sie in ihrem Sortiment, auch originelle Mitbringsel und Geschenkideen, ein kleines Weinsortiment, eine Kooperation mit einem Paketdienstleister bot sie an. Dabei war sie stolz darauf, alles allein mit ihrem Mann auf die Beine gestellt zu haben. Auf Messen hielt sie Ausschau nach interessanten neuen Produkten für ihren Laden, Kunden schätzten ihre freundliche Art und die Beratung.

Das Jahr 2016 verlief für den Einzelhandel in Kirchberg sehr wechselhaft. Bereits im Februar hat das Meharee seine Pforten geschlossen. In orientalisch angehauchtem Ambiente standen liebevoll bemaltes tunesisches Geschirr sowie handgemachte Seifen und raffinierte Gewürzmischungen zum Verkauf. Heike und Thomas Leitz hatten das Geschäft erst ein Jahr zuvor ins Leben gerufen, um – unter anderem – die Hersteller von tunesischem Kunsthandwerk zu unterstützen. Einmal im Monat konnte man sich zum Frühstück treffen. Doch das Konzept ging nicht auf. Nur etwa drei Monate hielt sich der Nachfolger „Isabel’s Geschenkelädle“ mit hübschen Kleinigkeiten und Geschenkideen. Die Bäckerei Renz musste im April Insolvenz anmelden, doch hier fand sich schnell ein Nachfolger – „der obere beck“ aus Erdmannhausen übernahm den erst kurz zuvor renovierten Bäckerladen mit Café. Geschäftsführer Willy Holzwarth ist mit der Entwicklung seiner Filiale in Kirchberg sehr zufrieden. „Es geht um frische Lebensmittel, die man jeden Tag braucht“, so der Bäcker- und Konditormeister. Auch das Café wird von den Kunden gut angenommen. Als Pluspunkt sieht er dazu, dass sonntags von 7 bis 11 Uhr geöffnet ist, der einzige Bäcker in Kirchberg, der frische Sonntagsbrötchen anbietet. „Das war auch der Gemeindeverwaltung wichtig“, meint er.

Die Bäckerei hat sogar sonntags geöffnet, der Lottoladen läuft gut

„Im Dorf generell ist es für den Einzelhandel schon seit Jahren schwierig“, meint Wolfgang Bezner vom Bund der Selbständigen (BdS) Kirchberg. Heutzutage kauft man lieber im großen Supermarkt ein, der eine große Auswahl an einem Ort bieten kann. So ein Vollsortiment kann ein kleinerer Laden – oder ein unabhängiger Drogeriemarkt – gar nicht bieten. Auch kann eine Kette ihre Preise ganz anders kalkulieren. Dazu wächst der Online-Handel immer stärker. „Der Handel macht landesweit nur noch 20 bis 30 Prozent der Mitglieder im BdS aus“, schätzt Bezner. „Man muss sich darauf einstellen, dass es für den Einzelhandel noch bitterer wird“, sagt Bezner, der sehr froh darüber ist, dass es in der Gemeinde an der Murr eine Apotheke und eine gute ärztliche Versorgung gibt. Denn auch dies ist heutzutage für kleinere Ortschaften nicht mehr selbstverständlich.

Der kleine Lottoladen von Carmen Troll läuft gut. Die quirlige Ladenbetreiberin, die das Geschäft im April 2015 von Doris Schmautz übernommen hat, fühlt sich hier sehr wohl – und ihre Kundschaft auch. Sie hat das einzige Lottogerät im Ort, und neben Lottoscheinen gibt es Geschenkartikel, geflochtene Taschen in verschiedenen Größen, Tabakwaren und Zeitschriften, im Sommer kommt noch erfrischendes Eis am Stiel hinzu. Sie war ganz überrascht, als sie vom Ende der Drogerie hörte: „Das ging ziemlich schnell“, meint sie. Doch sie gibt auch zu bedenken: „Man ist schon darauf angewiesen, dass die Leute vom Dorf kommen.“ So sieht das auch Sidha Keijer, die im Sommer 2015 den Kirchberger Blumenladen übernommen hat. Sie findet es schade, dass Brosi’s Drogerie weg ist. „Man verliert Kunden, wenn ein anderer Laden schließt“, ist ihre Erfahrung. „Jeder Laden, der zumacht, zieht Kaufkraft ab“, fügt ihre Vorgängerin Dagmar Hofmann hinzu. Keijer hat in Affalterbach noch ein zweites Geschäft, mit dem es einfacher ist als in Kirchberg. Da gebe es mehr Laufkundschaft durch den Durchgangsverkehr, und ihr Geschäft liegt günstig an der Durchgangsstraße. „Wer nicht nach Kirchberg muss, kommt nicht nach Kirchberg“, meint sie. Dabei lässt sie sich immer wieder etwas Neues einfallen, um „Stil & Blüte“ attraktiver für die Kundschaft zu machen. Sie fährt mehrmals die Woche auf den Großmarkt, ruft Aktionswochen ins Leben, bietet zauberhafte Accessoires und außergewöhnlichen Blumenschmuck an.

Die individuellen kleinen Läden vor Ort sind ein wichtiger Aspekt für die Lebensqualität in einer Gemeinde. Doch ohne Kunden läuft es nicht.


            Einst Schlecker-Filiale, dann ein beliebter Laden in der Ortsmitte: „Brosi’s Drogerie und mehr“. Mitte Januar muss die frühere Schlecker-Mitarbeiterin Sonya Brosi, die das Geschäft vier Jahre lang mit viel Herzblut betrieb, endgültig zuschließen. Foto: E. Layher

Zwischen Auftragsflut und Auftragsmangel

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Von Martin Winterling

WAIBLINGEN/BACKNANG. Die einen Firmen freuen sich über eine wahre Auftragsflut, bei anderen ist es eher ein Flaute: Die Metall- und Elektroindustrie im Rems-Murr-Kreis blickt auf ein „durchwachsenes Jahr 2016“ zurück. Diese Bilanz hat der Arbeitgeberverband Südwestmetall für seine Branche gezogen. Mehrere Mitgliedsbetriebe haben beim Pressegespräch der Bezirksgruppe Rems-Murr (wir berichteten) ihre Geschäftsentwicklungen dargestellt.

Der Satellitenausrüster Tesat-Spacecom in Backnang, eine Tochter des Airbus-Konzerns, hat nach vielen Jahren des Wachstums 2016 einen Dämpfer erhalten. „Wir haben bei der Umfrage nach der Ertragslage ‚schlecht‘ angekreuzt“, sagte Marketingleiterin Nina Backes über die wenig zufriedenstellende Geschäftsentwicklung. Im Jahr 2016 habe sich der Auftragseingang auf 15 Satelliten halbiert, sagte Backes. Aufgrund der langen Vorlaufzeiten werde sich dies zwar erst in den nächsten Jahren auswirken, doch musste der Spezialist für Weltraumkommunikation im Geschäftsjahr 2016 Ärger wegen verzögerter Auslieferungen nach Russland und China einstecken. 90 Prozent des Umsatzes (2015: 352,4 Millionen Euro) macht Tesat im Ausland, darunter sind die USA der größte Markt. Für Unsicherheit sorgt der Wechsel von Präsident Barack Obama zu Donald Trump. Wie sich der auf die Geschäfte auswirkt, wird in Backnang wie andernorts mit einem großen Fragezeichen versehen.

Im Grunde sei Tesat mit unverändert 1200 Beschäftigten gut im Geschäft. Bei allen Weltraum-Missionen von der Marssonde über die Jupiter-Mission bis zum Galileo-Projekt für eine europäische Satellitennavigation war das Backnanger Unternehmen im vergangenen Jahr mit an Bord. Doch die Geschäftsmodelle im Weltall ändern sich. So gebe es Pläne, 800 bis 900 Satelliten ins All zu schießen, um ein weltumspannendes Netz für Internetverbindungen zu schaffen. Diese Satelliten müssten schnell gebaut werden und vor allem billig sein. Die Qualitätsansprüche in Backnang sind traditionell hoch. Ein Satellit musste bisher 15 Jahre halten. Solche hohen Anforderungen bestünden jedoch für die neue Satellitengeneration nicht mehr.

Dr. Michael Prochaska, Vorstand Personal und Recht der Firma Andreas Stihl in Waiblingen, wird in diesem Jahr wohl den 15000. Mitarbeiter begrüßen. In Deutschland ist die Belegschaft um 80 Köpfe auf 4252 Mitarbeiter gestiegen. Derzeit habe Stihl 100 offene Stellen. Dagegen stehen rund 23000 Bewerbungen im Jahr. 2017 investiere Stihl weiter. Wie gewohnt aus Eigenmitteln. „Wir brauchen keine Bank“, sagte Prochaska über das Investitionsprogramm von einer Milliarde Euro über vier Jahre hinweg. Nun steht der vorübergehende Umzug der Verwaltung und Geschäftsleitung aus dem Hochhaus in der Badstraße ins Werk 2 nach Neustadt an. Das Hochhaus wird saniert und für 54 Millionen Euro eine „Stihl-Markenwelt“ geschaffen.

2016 war „ein durchwachsenes Jahr“. 2017 wird vermutlich schlechter. Peter Hommel, Vorstand Produktion und Logistik der Pfisterer Holding AG in Winterbach sieht dennoch nicht schwarz für den Hersteller von Kabelgarnituren, Freileitungs- und Kontaktsystemen. Pfisterer hatte im vergangenen Geschäftsjahr massive Umsatzeinbrüche in den USA und im Mittleren Osten. Die Verlagerung von Standorten innerhalb Europas ist im Gange. In Winterbach seien davon rund 70 der 400 Beschäftigten betroffen. Winterbach werde im Gegenzug zum Entwicklungszentrum ausgebaut.

Die Firma Lanco Integrated, der räumliche Nachbar von Pfisterer in Winterbach, denkt über einen Umzug nach. Im Remstal habe sich kein geeignetes Gebäude gefunden. Vorgänger OKU Automatik war 2010 in Insolvenz geraten und von US-Firma Lanco übernommen worden. Bei Lanco Integrated handele es sich um ein globales Unternehmen mit Werken in Hongkong, Westbrook/USA und in Winterbach. Das Unternehmen ist global agierender Konstrukteur und Hersteller von schlüsselfertigen automatischen Hochleistungs-, Montage- und Testsystemen mit 450 Beschäftigten, davon 130 in Winterbach.

Über Auftragsmangel kann Johannes Maier nicht klagen. Die Firma Andreas MaierFellbach (AMF) steuert 2016 auf einen neuen Rekordumsatz von 44 Millionen Euro zu, den vierten in Folge. AMF hatte im vergangenen Jahr seine liebe Mühe, die vielen Aufträge abzuarbeiten, sagte der geschäftsführende Gesellschafter beim Pressegespräch.

Das Unternehmen mit 235 Beschäftigten will internationaler werden. Die Exportquote von 40 Prozent ist für einen Maschinenbauer in Baden-Württemberg relativ gering. Johannes Maier setzt auf eine weitere Internationalisierung. Von den Exportmärkten erzielten China und Osteuropa die größten Zuwächse. Sorgenfalten hat Maier wegen Russland. Das vor drei Jahren eröffnete Büro stehe auf dem Prüfstand, da Aufträge nach wie vor Mangelware sind, der Auftragsstau in Russland sich aber von Tag zu Tag vergrößere.

Die Südwestmetall-Bezirksgruppe hat bei ihren 102 Mitgliedern die Konjunktur abgefragt (Beteiligung: 32 Prozent). Laut Umfrage erklärte die Hälfte, sie sei mit dem Auftragsbestand zufrieden, 39 Prozent nannten den Bestand gut und elf Prozent schlecht. 2017 erwarteten 39 Prozent der befragten Unternehmen bessere Geschäfte, 46 Prozent gleichbleibende und 14 Prozent rückläufige.


            Tesat erhält 2016 einen Dämpfer: Marketingleiterin Nina Backes beim Pressegespräch in Waiblingen. Foto: B. Büttner

Kurs ist vage und undurchsichtig

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Von Christian Lange

Beginnt mit der Vereidigung des 45. US-Präsidenten eine neue Zeitrechnung? Werden die USA zukünftig mittels Twitter-Meldungen regiert? Der US-Wahlkampf war geprägt von einer bisher beispiellosen Schmutzkampagne. Fake News, Hate Speech und persönliche Angriffe bestimmten den US-Wahlkampf: Das darf kein Vorbild für Deutschland sein! Harte inhaltliche Auseinandersetzungen gerne, aber immer nur in der Sache. Ich erwarte, dass Trump nun „umschaltet“. Ich bin da leider noch skeptisch: Wenn wir dem Trump-Vertrauten Newt Gingrich glauben dürfen, wird er diesen Stil beibehalten. Ernst zu nehmen sind sicherlich verschiedene widersprüchliche Äußerungen in der jüngsten Zeit, beispielsweise über die Nato, über Russland oder über die Europäische Union. Auch seine Ankündigung, Strafzölle auf Importe zu erheben – insbesondere auf in Mexiko produzierte Autos, die in die USA verkauft werden – wirken nicht durchdacht. Sigmar Gabriel hat hier völlig recht: Wenn die USA mehr Autos verkaufen wollen, dann müssen sie eben bessere Autos bauen. Übrigens: Wir exportieren rund 60 Prozent in die EU und nur knapp 10 Prozent in die USA.

Auch wenn Sorgen angesichts seines widersprüchlichen außen- und wirtschaftspolitischen Konzeptes verständlich und berechtigt sind, halte ich Angst jedoch für fehl am Platz. Trump wird auch auf gute Beziehungen setzen müssen – ein guter „Deal“, sei es in der Politik oder in der Wirtschaft, lässt sich nicht auf Dauer durch Angst erreichen, das weiß er als Geschäftsmann am besten. Seinem Abgesang auf die Europäische Union müssen wir Geschlossenheit und Selbstbewusstsein als Europäer entgegensetzen. Europa muss mehr Verantwortung übernehmen, insbesondere für sich selbst.

Alles in allem ist der Kurs der Politik des neuen amerikanischen Präsidenten bisher vage und undurchsichtig. Die transatlantischen Beziehungen werden sich massiv ändern. Dem müssen wir persönliche Begegnungen entgegensetzen. Gerade jetzt! Seit vielen Jahren ermöglichen der Deutsche Bundestag und der US-Kongress jungen Menschen – auch aus meinem Wahlkreis – als „Botschafter“ für ein Jahr in die USA zu gehen. Auch dieses Jahr wird das wieder so sein. Diese persönlichen Kontakte zu fördern, sei es zwischen den Parlamentariern oder zwischen jungen Berufstätigen und Schülerinnen und Schülern im Rahmen des Parlamentarischen Patenschafts-Programms, habe ich mir zur Aufgabe gemacht.

  Christian Lange lebt in Backnang. Der 52-Jährige ist seit 1998 Mitglied der SPD- Fraktion im Bundestag. 2013 wurde der Jurist zum parlamentarischen Staatssekretär im Bundesjustizministerium ernannt.

Auf turbulente Zeiten einrichten

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Von Norbert Barthle

Am heutigen Freitag wird Donald Trump als 45. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika vereidigt. Nicht nur die Menschen in den USA sind neugierig, was sie von dieser Präsidentschaft zu erwarten haben; auch der Rest der Welt schaut gespannt, zum Teil besorgt nach Washington. Üblicherweise wird behauptet, der Präsident der USA sei der „mächtigste Mann der Welt“. Immerhin ist er unter anderem Chef der Exekutive, oberster Staatschef und Diplomat und Befehlshaber der Streitkräfte. Auf der anderen Seite hat die Verfassung der USA aber ein komplexes System der „Checks and Balances“ geschaffen, gerade um einen zu mächtigen Präsidenten zu verhindern beziehungsweise ausreichend Kontrollmechanismen zu etablieren. Insofern bin ich, anders als einige meiner Kollegen, nicht übermäßig besorgt. Ich setze darauf, dass die erfahrenen Mitarbeiter in der Administration den neuen Präsidenten rasch mit der Realität versöhnen werden.

Dabei will ich durchaus einräumen, dass die Person des neuen Präsidenten auch mich irritiert. Seine Dünnhäutigkeit bei Kritik, seine Sprunghaftigkeit, seine Politik via Twitter, sein gespanntes Verhältnis zu Fakten – wir können uns sicher auf turbulente Zeiten einrichten. Doch diese äußeren Umstände können im Gegenzug dazu führen, dass wir unser politisches System, unseren Zusammenhalt – in Deutschland und Europa – neu schätzen lernen. Ich bin sicher, dass es Donald Trump nicht gelingen wird, einen Keil zwischen die Partner innerhalb der EU zu treiben.

Auch wenn der künftige US-Präsident aus der Wirtschaft stammt, ist es seine angekündigte Wirtschaftspolitik, die mir am meisten Sorgen macht. Natürlich darf und muss er zunächst an die US-Wirtschaft und die eigenen Arbeitnehmer denken. Ob aber der von ihm bereits angekündigte Protektionismus mit Drohungen und Strafzöllen der richtige Weg ist, bezweifle ich stark. Insbesondere die USA selbst profitieren vom internationalen Handel und von ausländischen Direktinvestitionen. Bereits heute haben 640 000 Menschen in den USA ihren Arbeitsplatz in deutschen Unternehmen. Doch auch hier setze ich auf eine steile Lernkurve Trumps, wenn er erst im Amt ist. Strafzölle kann die EU auch – doch ein Handelskrieg kennt nur Verlierer...

  Norbert Barthle ist 64 Jahre alt und stammt aus Schwäbisch Gmünd. Vor seiner politischen Laufbahn war er Lehrer für Deutsch und Sport an einem Gymnasium. Seit 1998 sitzt er für die CDU im Bundestag. Seit Februar 2015 ist er zudem parla- mentarischer Staatssekretär im Bundes- ministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur.


Müssen wir vor Trump Angst haben?

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(kf). Wenn heute der neue US-Präsident Donald Trump in Washington vereidigt wird, blicken die meisten Deutschen mit Sorge nach Amerika. Laut einer aktuellen Forsa-Umfrage im Auftrag des Magazins „Stern“ halten 84 Prozent der Menschen im Land Trump charakterlich nicht für das hohe Amt geeignet. 79 Prozent befürchten durch den Wechsel im Weißen Haus negative Auswirkungen auf die Weltpolitik. Die Ankündigungen, die der Republikaner im Wahlkampf und danach gemacht hat, lassen auch nicht viel Gutes erwarten: Den deutschen Autobauern droht er mit Strafzöllen, die Nato hält er für überflüssig und den Klimawandel für eine Erfindung.

Aber lässt der neue Präsident seinen markigen Worten wirklich Taten folgen? Oder gilt auch hier der Spruch, dass nichts so heiß gegessen wird, wie es gekocht wird, und der erfahrene Geschäftsmann handelt am Ende doch wesentlich besonnener und pragmatischer, als viele es befürchten? Und könnte er seine teils extremen Positionen in einem demokratischen System, in dem es neben dem Präsidenten auch noch die Parlamente gibt, überhaupt durchsetzen?

Unsere Zeitung hat die beiden Bundestagsabgeordneten aus dem Wahlkreis Backnang-Schwäbisch Gmünd um ihre Einschätzung gebeten. Was erwarten sie von Donald Trump? Welche Befürchtungen haben sie? Und worauf muss sich die deutsche Wirtschaft einstellen? In Gastkommentaren formulieren Norbert Barthle (CDU) und Christian Lange (SPD) ihre Erwartungen an den neuen US-Präsidenten und gehen auch auf die Frage ein, ob die Angst der Deutschen vor Donald Trump berechtigt ist.


            In Amerika sind Trump-Fanartikel ein Renner, in Deutschland macht der neue US-Präsident den meisten Menschen Sorgen.Foto: Imago

Gutscheinbesitzer sind verärgert

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Von Ingrid Knack

BACKNANG. Misstöne bei den „Verabschiedungswochen“ des Rilke vom 11. bis 21. Januar. „Sie wollen mich zwingen, etwas zu kaufen, was nicht meine Zielrichtung war“, schimpft ein Mann. Er hält einen Wertscheck in der Hand und möchte Geld dafür bekommen. Denn was er sich eigentlich vorgestellt hatte, sich im Rilke kulinarisch verwöhnen zu lassen, wird nicht mehr angeboten. Café, Bistro und Kerzenstube sind geschlossen. Stattdessen soll er sich für den Betrag, der auf dem Scheck steht, etwas aus dem Geschenkartikel- oder Interieurbereich aussuchen. Die Verkäuferin weist darauf hin, dass auf dem Gutschein Folgendes steht: „Dieser Wertscheck kann nicht in bar ausbezahlt werden.“ Der Gutschein ist außerdem aus dem Jahr 2014. Die Frau hinter der Theke entgegnet geduldig, dass der Herr „mehrere Jahre Zeit“ gehabt habe, im Caférieur Rilke vorbeizuschauen. Das besänftigt den Mann nicht. „Ich bin stinksauer“.

„Ich habe das gleiche Problem wie Sie, aber es ist nun mal so“, sagt eine Frau und stellt zwei Flaschen auf die Theke. Sie hat also etwas gefunden, das sie brauchen kann. „Darf ich Ihnen einen Sekt anbieten?“, wird der Mann nun von einer zweiten Verkäuferin gefragt. „Danke, verzichte“, winkt er ab. Wenig später verlässt er das Rilke mit leeren Händen. Genauso wie die Frau, die einen Gutschein über 100 Euro gegen Bares einlösen wollte. Geld gibt es in diesem Fall nicht. „Schreiben Sie unserer Chefin eine E-Mail“, hatte ihr eine Angestellte geraten. Das habe sie bereits getan, aber keine Antwort erhalten, versichert die Frau.

Es sind nicht wenige Gutscheine, die da liegen und bereits eingelöst sind. Einer ist sogar von 2013. Wer jetzt einen Deko- oder Geschenkartikel mitnimmt, mache sogar ein gutes Geschäft, meint die Angestellte. Weil die Waren um 50 Prozent reduziert sind, sei jeder Gutscheineuro praktisch doppelt so viel Wert, argumentiert sie. Sollte sich ein Inhaber eines Gutscheins mit Ausstellungsdatum bis Mitte 2014 einen Besuch der Kerzenstube vorgestellt haben, beugt die Frau vor: Das Gourmet-Restaurant habe zu der Zeit noch nicht existiert.

Verzehrgutscheine

werden ausbezahlt

Dass verschiedene Gutscheine in Umlauf sind, macht die Stimmung der Verärgerten nicht besser. Auf einigen Schecks steht noch „Samstagsbuffet“ oder „Sonntagsbrunch“. Da diese nicht mehr angeboten werden, bekommen die Besitzer solcher Gutscheine Geld. Auch für Tortengutscheine gibt es Bares. Ausbezahlt werden obendrein Gutscheine mit dem Datum Dezember 2016. Sofort bekommt an diesem Nachmittag zum Beispiel ein Ehepaar zwei Fünfzig-Euro-Scheine, das einen Gutschein mit dem Datum 21. Dezember 2016 einlöst.

Ist diese Vorgehensweise rechtlich einwandfrei? Bewegt man sich in einer Grauzone, wenn für einen Gutschein ohne Zusatz für Frühstück, Brunch oder Kerzenstube jetzt Ausverkaufsware mitgenommen werden soll? Immerhin steht auf diesen Wertschecks „Café – Bistro. Interieur. Geschenke. Kulturbühne. Kerzenwerk“. Einen Kaffee kann man nicht mehr trinken, auch ist es nicht mehr möglich, im Rilke eine Süßigkeit aus der Patisserie oder einen Snack zu genießen. Auch fragt ein Kunde, warum noch im Dezember Gutscheine ausgestellt wurden. „Herr Eberhard hat den Vertrag erst Ende Dezember bekommen“, lässt eine der Angestellten wissen. Auf der Rilke-Homepage steht: „Nach spannenden und erfolgreichen Jahren in Backnang, boten sich für die Konditorenmeisterin Sara Bernhard und Sternekoch Philipp Eberhard Ende 2016 fantastische berufliche Chancen im Raum Düsseldorf. Da die Konditorei und das Sternerestaurant somit ihre Koryphäen verlieren und die gewohnte exquisite Qualität nur sehr schwer mit neuer Besetzung zu erreichen ist, hat sich die Inhaberfamilie dafür entschieden, ihr Haus zu verpachten. Aktuell laufen bereits Verhandlungen mit den zukünftigen Pächtern.“

Rechtlich bewegt sich die Inhaberfamilie Bernhard mit den Gutscheinen auf der sicheren Seite, wie Christiane Manthey von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg auf Anfrage unserer Zeitung erklärt. Wenn auf einem Gutschein keine „ausreichend erklärte Zweckbestimmung“ stehe, sei keine Geldauszahlung nötig. Dies betrifft die Wertschecks ohne nähere Klassifizierung. Fällt einer der Geschäftsbereiche weg (Café – Bistro), bestehe ja noch die Möglichkeit, den Gutschein bei den Geschenken einzulösen. Und: Es sei sogar großzügig, noch Gutscheine von 2013 entgegenzunehmen. Christiane Manthey: „Am 31. Dezember 2016 trat da Verjährung ein.“

Wenn ein Gutschein nicht befristet ist, gilt er drei Jahre – Stichtag ist immer der 31. Dezember, so Manthey. Im Übrigen müsse ein Geschäftsinhaber nicht ankündigen, dass er sein Unternehmen schließt – es sei denn, er geht in Insolvenz. Claudia Bernhard formuliert auf Anfrage: „Im Zusammenhang mit der Annahme von Gutscheinen verhalten wir uns äußerst kundenfreundlich. Wir haben bereits bei Ausstellung der Gutscheine auf eine gesetzlich mögliche Befristung verzichtet – bei uns haben Gutscheine eine Gültigkeit von drei Jahren. Aktuell lösen wir Wertgutscheine – die jünger als drei Jahre sind – im Rahmen des Ausverkaufs ein. Hier können unsere Kunden darüber hinaus bis zu 50 Prozent sparen. Wird ein Gutscheinwert beim Einkauf nicht vollständig aufgebraucht, haben wir in den meisten Fällen den Differenzbetrag ausbezahlt. Ein Zeichen unserer Kundenfreundlichkeit – rechtlich verpflichtet sind wir dazu nicht. Verzehrgutscheine werden selbstverständlich ausbezahlt.“

Pendler müssen sich weiter gedulden

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Von Peter Wark

BACKNANG. „Voraussichtlich Anfang 2017“ war bisher als Ziel für die Wiederaufnahme des Bahnverkehrs genannt worden. Jetzt geht man bei der Bahn von einer Wiederinbetriebnahme des Schienenverkehrs am 13. März aus. Das sagt Bahn-Pressesprecher Werner Graf auf Anfrage. So hätten es die beteiligten Fachingenieure mitgeteilt, und so sei es in enger Abstimmung mit den zuständigen Behörden geplant. Der Bahn-Sprecher will von einer Verzögerung gar nichts wissen und betont, die Bahn habe den Januar-Termin für die Wiederaufnahme des Schienenverkehrs nie offiziell genannt. Der sei eher „ein interner Arbeitstitel“ gewesen. Wer den öffentlich gemacht habe, wisse er nicht. Fakt ist, dass die Bahn in ihren eigenen Pressemitteilungen von „voraussichtlich Anfang 2017“ geschrieben hat. Nun mag jeder für sich entscheiden, ob er Mitte März noch zum Jahresanfang zählt.

Auf weitere Nachfragen reagiert der Pressesprecher verschnupft mit Sätzen wie „Ja, dann ist es halt so!“, „Wir bauen eine Brücke und kein Atomkraftwerk“, „Wir haben die Brücke doch nicht kaputt gemacht, ein Verkehrsteilnehmer habe sie unsachgemäß zerstört“.

Derzeit laufe die „Aufbetonage“, weiß Graf. Die vorhandenen Widerlager mussten für die neue Brücke angepasst werden; eine Maßnahme, die man noch vor der ganz großen Kälte fertiggestellt habe. Die Hilfsbrücke selbst werde in einer Werkstatt gefertigt und angepasst. „Wenn die fertig ist, wird das gesamte Tragwerk angeliefert“. Das dürfte ob der Dimension der Teile ein ordentliches Spektakel werden – Sperrung der Fahrbahn inklusive. Für die verkehrsrechtliche Anordnung der Absperrung ist das städtische Ordnungsamt zuständig, die Absperrmaßnahmen selbst liegen in Händen der Straßenmeisterei. Die gehört zum Landratsamt. Doch bei der Kreisbehörde kann man den 13. März bislang nicht bestätigen. „Wir haben noch keinen Termin“, sagt die Pressesprecherin der Kreisverwaltung, Martina Nicklaus. In der kommenden Woche, so die Auskunft der Stadtverwaltung Backnang wird es in Karlsruhe ein Treffen aller beteiligten Behörden mit der Bahn geben, dabei soll dann auch der endgültige Termin für den Brückeneinbau festgezurrt werden.

Seit vier Monaten geht auf der Bahnstrecke zwischen Backnang und Burgstall nichts mehr. Am 12. September war ein Baggertransporter an der Eisenbahnbrücke hängen geblieben und beschädigte sie so schwer, das der Zugbetrieb aus Sicherheitsgründen eingestellt worden war. Seitdem fährt die S4 von Stuttgart über Marbach nur bis Burgstall.

Halbstundentakt

ab 2018 denkbar

Zwischen Burgstall und Backnang gibt es einen Ersatzverkehr mit Bussen. Die Güterzüge, die ansonsten auf der Strecke verkehrten, werden über Fellbach und Waiblingen umgeleitet.

Am 20. November war die beschädigte alte Brücke mit Spezialgerät abgebaut worden. Ein gewaltiger Spezialkran hatte die Brücke am Stück abgehoben und zur Seite geschwenkt – wo sie übrigens noch immer liegt.

Warum erst nur eine Behelfsbrücke, und nicht gleich das richtige Brückenbauwerk, wenn sowieso gebaut werden muss? Das liegt an der Planungszeit, weiß das Regierungspräsidium Stuttgart. Von den ersten Plänen bis zum Bau von Anlagen im Bahnbereich rechnet das RP mit Vorlaufzeiten von mindestens zwei Jahren, da viele Beteiligte mitmischen, unter anderem das Eisenbahnbundesamt. Das Provisorium hat also gute Chancen, eine ganze Weile zu stehen bis der endgültige Neubau kommt.

Regelmäßigen S-Bahn-Nutzern wird aus der Politik Hoffnung gemacht, dass ab 2018 an den Wochenenden der Halbstundentakt auf der S 4 zwischen Backnang und Marbach eingeführt werden könnte. FDP-Regionalrätin Gudrun Wilhelm aus Kirchberg gibt sich optimistisch. Beim Verband Region Stuttgart gebe es Unterstützung für dieses Vorhaben. „Jetzt sind wird ganz dicht dran am durchgehenden Wochenende-Halbstundentakt für die S 4“, sagt sie und verweist auf die nächste Sitzung des Verkehrsausschusses, der das Thema auf der Tagesordnung hat.

In einem Zeitraum von zunächst vier Jahren soll geprüft werden, ob der kürzere Takt mehr Menschen zum Umstieg auf die S-Bahn bewegen kann. Bisher ist die S 4 auf diesem Abschnitt die einzige Strecke im gesamten S-Bahn-Netz, auf der am Wochenende kein Halbstundentakt gefahren wird.


            Lücke im Schienenverkehr: Die neue Brücke soll so eingebaut werden, dass die S4 ab 13. März wieder fahren kann. Die große Eisenbahnbrücke im Hintergrund ist nicht tangiert.Foto: E. Layher

Guter Auftakt für Galle

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(pm). Mit einem Sieg kehrte Gernot Galle von seinem ersten Skijöring-Rennen des Jahres heim. Unter Flutlicht ließ der Seitenwagenfahrer vom MSC Wieslauftal mit Beifahrer Max Zündt und Skifahrer Thomas Rehm alle Gegner hinter sich.

Fast orkanartiger Wind, Eiseskälte und Neuschnee machten es dem Schwaben und seinen beiden bayrischen Partnern in dem Luftkurort bei Bad Tölz nicht gerade einfach. Doch vor der beeindruckenden Kulisse von rund 1500 zahlenden Zuschauern zeigten die 60 Teams in den Solo- und die 18 Mannschaften in den Gespannklassen starke Leistungen. Auch weil der Veranstalter aus Lenggries die Strecke vor den jeweiligen Rennen immer wieder sehr gut präparierte.

Hervorragend vorbereitet zeigte sich auch Gernot Galle, der ohne seinen Bruder und gewohnten Beifahrer Wolfgang auskommen musste. Ersatzmann Max Zündt machte seine Sache jedoch klasse. Das zeigte er schon in den drei Vorläufen, in denen Galle nach guten Starts die Plätze eins, zwei und wieder eins belegte. Dadurch durfte er im Finale als Zweiter hinter dem Meisterschaftsgewinner 2015 Michael Ronowski aus Reichling den Startplatz wählen. Ein Vorteil, den der Wieslauftaler nutzte und im Endlauf als Zweiter hinter Ronowski aus der ersten Kurve kam. Auf der einerseits spiegelglatten und andererseits mit tiefen Spurrillen versehenen Piste machte Galle so viel Druck, dass Ronowski in einer Kurve zu viel riskierte. Der Schwabe zog vorbei und ließ sich Rang eins vor dem Trio Dennis Ungelert, Peter Oleschko und Franz Leiß (MSC Steingaden) nicht nehmen.


            Dreht kräftig am Gasgriff und feiert zum Auftakt des Jahres einen Sieg: Gernot Galle. Foto: privat

Jüngster Starter noch keine drei Jahre alt

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Von Steffen Grün

Den Langläufern, die sich zu diesen Titelkämpfen auf den Weg in die Höhenlagen des Schwäbischen Waldes gemacht hatten, pfiff ein eisiger Wind um die Ohren. Bitterkalt war es also, trotzdem spricht Raili Werder, die Sportwartin Nordisch der Skiabteilung der TSG Backnang von „guten Bedingungen“. Das ist kein Widerspruch, denn auf die Temperaturen konnten sich die Sportler einstellen und die Flutlichtloipe hatten die Schaffer der Arge Loipen Welzheim extra noch einmal präpariert. Der Rundkurs mit einer Länge von einem Kilometer erlaubte faire Rennen in der Skating-Technik – für die Sportler, die das wollten, stand parallel allerdings auch eine klassische Spur zur Verfügung.

Die nutzte zum Beispiel der mit weitem Abstand jüngste Starter, der noch nicht einmal drei Jahre alte Mika Scheu von der TSG Backnang. Wie es bei Kindern in diesem Alter mittlerweile häufig der Fall ist, schlüpfte der Bub mit normalen Schuhen in die Vorrichtung auf seinen Latten und drehte eine 150-Meter-Schleife. Begleitet von den Eltern, kam Mika Scheu nach 3:05 Minuten ins Ziel, und es brauchte mangels Konkurrenz in der Altersklasse S3 keine lange Auswertung, um behaupten zu können: Ihm gebühren die Titel des Vereins-, des Stadt- und des Bezirksmeisters.

Auch die etwas älteren Anfänger waren in der klassischen Technik unterwegs, diese Mädchen und Jungen legten 400 Meter zurück. In 3:38 Minuten war Anna Helbig von der TSG Backnang im fünfköpfigen Feld am schnellsten und hatte damit auch bei den Schülerinnen 9 die Nase vorne.

Bei den weiteren Wettkämpfen über 1, 3 und 6 Kilometer wählte die überwiegende Mehrheit die Skating-Technik. In den Gesamtwertungen der verschiedenen Distanzen, in denen die Langläufer aller Altersklassen zusammengefasst wurden, siegten ausnahmslos Sportler der TSG Backnang. Während Julius Hoffmann (1 Kilometer) und Marco Werder (3 Kilometer, Schüler 14) keine Konkurrenten hatten, mussten sich Anna Kahle (3 Kilometer weiblich), Horst Hettich (3 Kilometer Senioren) und Patrick Werder (6 Kilometer männlich) in stärkeren Feldern behaupten.

„Ich hatte mit etwa 20 Teilnehmern gerechnet“, bilanzierte Raili Werder am Ende der Veranstaltung, „deshalb bin ich zufrieden“. Trotzdem würde sich die TSG-Sportwartin in den nächsten Jahren freuen, wenn noch mehr Sportler anderer Vereine oder ohne Klubzugehörigkeit mitmachen würden, denn die Vereins-, Stadt- und Bezirksmeisterschaften sind bewusst als „offene“ Titelkämpfe angekündigt.

Ergebnisse – Klassisch, 150 Meter: 1. (1. S3) Mika Scheu, 3:05 Minuten. – 400 Meter, Anfänger: 1. (1. S9) Anna Helbig, 3:38; 2. (1. S11) Julian Behrendt, 3:43, alle TSG Backnang; 3. (1. S10) Jana Baumann (Sechselberg), 3:48; 4. (2. S9) Tabea Wolf (TSG Backnang), 4:12; 5. (1. S8) Lia Baumann (Sechselberg), 4:17. – Skating, 1 Kilometer: 1. (1. S11) Julius Hoffmann, 4:57. – 3 Kilometer, S14: 1.Marco Werder, 9:34. – 3 Kilometer, weiblich: 1. (1. S15) Anna Kahle, 11:43; 2. (1. U16) Lisa Lanzel, 11:50; 3. (1. W31) Eva Scheu, 13:31; 4. (1. S13) Charlotte Hoffmann, 17:19; 5. (1. W41) Karin Kahle, 21:50, alle TSG Backnang; 6. (2. W41) Doro Hoffmann (Winterbach), 25:51; 7. (3. W41) Tanja Kress (TSG Backnang), 29:16. – 3 Kilometer, Senioren: 1. (1. M66) Horst Hettich (TSG Backnang), 12:40; 2. (2. M66) Hermann Ritter (DAV Weinstadt), 17:19; 3. (3. M66) Eugen Maier (Spiegelberg), 17:25; 4. (1. M81) Gerhard Horn (Murrhardt), 23:06. – 6Kilometer, männlich: 1. (1. M21) Patrick Werder, 15:30; 2. (1. Junioren) Timo Scheu, 18:00; 3. (1. M61) Rainer Kaupp, 18:51, alle TSG Backnang); 4. (1. M31) Thomas Oestreich (Althütte), 19:08; 5. (1. M41) Gerhard Werder, 19:12; 6. (1. M51) Wolfgang Scheu, 20:28, beide TSG Backnang; 7 .(2. M31) Klaus Oestreich (Althütte), 20:48; 8. (2. M51) Thomas Grass (DAV Schorndorf), 23:36; 9. (2. M41) Michael Kahle (TSG Backnang), 28:43.


            Spannende Titelkämpfe bei eisiger Kälte, aber trotzdem guten Bedingungen: Die verschiedenen Rennen am Aichstrutsee locken insgesamt immerhin 28 Langläufer an.Foto: J. Fiedler
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