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Spiritueller Maler und Geschichtenerzähler

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Von Claudia Ackermann

AUENWALD. Für die Indianer sind Kinder das Wichtigste, betonte Jim Poitras bei der Vernissage. Deshalb ist es ihm ein besonderes Anliegen, für Kinder und besonders Flüchtlingskinder zu spenden.

Der 63-Jährige ist in der kanadischen Provinz Saskatchewan geboren. Seine Familie mit acht Brüdern und einer Schwester wurde auseinandergerissen. Als Junge wurde er missbraucht und weiß, was es bedeutet, eine schwere Kindheit zu haben. Erst vor drei Jahren hat er einen seiner Brüder wiedergefunden. Er sei sehr dankbar, dass er hier leben kann, unterstrich der Künstler, der mit einer Schwäbin verheiratet ist. Mit Flöte, Trommel und Gesang gab er Einblicke in seine indianische Kultur.

Eine Einführung hielt Ernst Hövelborn, Vorsitzender des Backnanger Heimat- und Kunstvereins. Er ging darauf ein, dass Jim Poitras ohne Kenntnis seiner Kultur, Herkunft, Eltern oder Geschwister, also ganz isoliert, entsprechend der ehemaligen Integrationspolitik in Amerika oder Kanada, aufwuchs. In seinen Bildern spricht er jedoch die Vergangenheit, das freie, ungezwungene Leben in der Prärie an. „Die Beseelung seiner Bildwerke erfolgt zum einen über die Farbe und die Ausdrucksmacht der Nacht- und Taghimmel“, führte er aus.

Fast in jedem Bild dominiert der Himmel, während die Landschaft und besonders die Menschen darin zumeist klein und vielfach nur als dunkle Silhouetten, in der Kleidung der nordamerikanischen Prärieindianer, auftreten. „Sie erscheinen in Gruppen, zumeist zu Pferde oder als einzelne Reiter, hingestellt vor die Unermesslichkeit der Prärie, aber auch als tanzende, vogelgleich im Himmel schwebende Figuren.“ Hövelborn ging auch darauf ein, dass das Verhältnis der älteren Generation zu den Indianern von Karl May und den Wild-West-Filmen geprägt wurde. Karl May sei in der Gestalt des Häuptlings Winnetou mehr oder weniger der Erfinder des edlen Wilden.

Auch wenn dieses Bild natürlich wenig mit der Realität zu tun hat, ist Jim Poitras dem Schriftsteller Karl May dankbar, denn er habe die Indianer erst ins Bewusstsein der Menschen in vielen Ländern gerückt. In seinen Gemälden möchte er ein positives Bild vom Leben der Indianer zeichnen und deren Kultur vermitteln. Er sei ein spiritueller Maler, ein Geschichtenerzähler. Ein Bild zeigt „Mutter Erde“, in der tief ein Baum verwurzelt ist, darüber der Himmel, die „Upper world“ und Sitz der Seelen der Ahnen, in kräftigem Gelb, Blau und Rot. Als schwarze Silhouetten tanzen die Indianer zwischen Tipis. Tiermotive wie etwa Büffel sind auf Bildern zu sehen. „Spirit of the Buffalo“, „Ghostdance“ oder „Home is where the heart is“ sind die Titel. Landschaftsbilder sind dabei, die etwa einen einsamen See, umrahmt von dichter Bewaldung, in Kanada zeigen. Aber auch den Blick von seinem neuen Zuhause in Unterbrüden auf den Ebersberg hat er gemalt. In einem Porträt möchte Jim Poitras seine Dankbarkeit Deutschland gegenüber zum Ausdruck bringen. Es zeigt einen Indianer, dessen Federschmuck in den Farben Schwarz, Rot, Gold gehalten ist.

Jim Poitras ist ein preisgekrönter Künstler, Dichter, Musiker und Lehrer, der die Lebensweise der Indianer vermittelt. In namhaften Museen in Kanada, den USA, Finnland oder Frankreich hat er ausgestellt. In Deutschland unter anderem im Stuttgarter Lindenmuseum, informierte Bürgermeister Karl Ostfalk, der die 23. Kunstausstellung in der Ratsscheuer eröffnete. Zwei Werke werden am Samstag beim Auenwalder Weihnachtsmarkt um 19 Uhr in der Ratsscheuer für den guten Zweck versteigert.

Die Ausstellung kann noch bis Samstag, 5. Dezember, besichtigt werden. Geöffnet ist täglich bis Freitag von 11 bis 17 Uhr und am Samstag von 11 bis 20 Uhr.


            In seinen Werken sind ausdrucksstarke Himmel in Blau-, Rot- und Gelbtönen zu sehen, darunter spielt sich wie bei den Bildern im Hintergrund indianisches Leben ab: Jim Poitras. Foto: A. Becher

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