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Sulzbach wird Standort einer Rettungswache

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Von Armin Fechter

SULZBACH AN DER MURR. Frohe Kunde für das obere Murrtal: In Sulzbach wird ein neuer Rettungswagen stationiert und eine Rettungswache eingerichtet. Das hat der Bereichsausschuss für den Rems-Murr-Kreis jetzt entschieden. Der neue Wagen soll künftig im Raum Sulzbach werktäglich zwölf Stunden bereitstehen und so dafür sorgen, dass die Hilfsfristen eingehalten werden.

Denn dabei gab es Probleme: Das baden-württembergische Rettungsdienstgesetz schreibt nämlich vor, dass zwischen Eingang des Notfallanrufs und dem Eintreffen des Rettungswagens am Unfallort nicht mehr als 10, höchstens aber 15 Minuten vergehen dürfen und dass diese Frist in 95 Prozent der Einsätze eingehalten werden muss. Diese Vorgabe konnte im vergangenen Jahr nicht erfüllt werden: Der Rettungswagen brauchte in 6,7 Prozent der Fälle länger als 15 Minuten, der Notarzt in 5,5 Prozent der Fälle.

Dass die Hilfsfristen überschritten wurden, kommt nicht von ungefähr. Ein Hauptgrund besteht laut DRK-Geschäftsführer Sven Knödler darin, dass die Einsatzzahlen in den vergangenen Jahren stark angestiegen sind. So gab es zwischen 2014 und 2016 eine Zunahme um rund 5500 auf 48700 Blaulichtfahrten. Allein dadurch steige das Risiko, die Hilfsfrist zu überschreiten, sagt Knödler. Zudem müssten Rettungswagen immer häufiger Krankentransporte übernehmen. Andererseits weist der DRK-Geschäftsführer aber auch darauf hin, dass die Helfer im Schnitt nur etwas mehr als acht Minuten zum Einsatzort brauchen.

Landrat Dr. Richard Sigel und Eberhard Kraut, der Vorsitzende des Bereichsausschusses, haben auf die verfehlten Fristen reagiert und zusammen mit den Beteiligten einschließlich der Krankenkassen ein Konzept aufgestellt. Sigel: „Wir ziehen alle an einem Strang und verfolgen ein klares Ziel: die Einhaltung der Hilfsfristen wieder sicherzustellen.“

Das Konzept sieht ein Bündel von Maßnahmen vor. So sollen zur Entlastung der vorhandenen Rettungswagen im Kreis weitere Krankentransportfahrzeuge eingesetzt werden. Im Raum Sulzbach soll künftig ein zusätzlicher Rettungswagen werktäglich zwölf Stunden bereitstehen. Und schließlich soll die Notaufnahme in den Rems-Murr-Kliniken durch Umbau und Prozessoptimierung enger mit dem Rettungsdienst verzahnt werden.

Das Rote Kreuz wiederum setzt auf eine Reihe unterstützender Maßnahmen. Insbesondere sollen weitere Helfer vor Ort ausgebildet werden. Derzeit gibt es kreisweit 143 dieser ehrenamtlichen Retter, die eine Erstversorgung vornehmen können und so für eine erweiterte Hilfeleistung bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes sorgen. In die Hilfekette einbezogen sind auch die Mitarbeiter der integrierten Leitstelle, in der die Notrufe eingehen. Sie leiten bereits über Telefon die Menschen an, Erste Hilfe zu leisten und Unfallopfer zu reanimieren. Zudem hat das DRK erst kürzlich fünf neue, moderne Rettungswagen beschafft.

Wann die neue Rettungswache in Betrieb geht, steht noch nicht genau fest. „So schnell wie möglich“, sagt Knödler. Zunächst gelte es aber, geeignete Räumlichkeiten für den Rettungswagen zu finden. Knödler hofft dabei auf Unterstützung durch Sulzbachs Bürgermeister Dieter Zahn. Außerdem müssten sich die verschiedenen Hilfsorganisation – im Rems-Murr-Kreis sind dies neben dem Roten Kreuz der Arbeitersamariterbund, die Johanniter-Unfallhilfe und der Malteser Hilfsdienst – über den Betrieb einigen. Knödler zeigt sich seitens des DRK interessiert daran, den Standort zu übernehmen. Das würde, wie er sagt, gut ins System passen. Denn das Rote Kreuz ist auch in Backnang und Murrhardt, den beiden nächsten Standorten, tätig.

Murrhardts Bürgermeister und Kreisrat Armin Mößner hat die „positive Nachricht für die Raumschaft“ gestern freudig begrüßt. Schon 2015 hatte er in einem Schreiben an den damaligen Landrat Johannes Fuchs die Lage thematisiert: Durch die Schließung des Kreiskrankenhauses in Backnang waren die Wege für den Rettungsdienst weiter geworden, und der in Murrhardt stationierte Rettungswagen war entsprechend häufiger unterwegs und bei Einsätzen später wieder am Standort zurück. Mößner hatte deshalb die Hilfsfristen im oberen Murrtal hinterfragt und Verbesserungen angemahnt. Nun werde der Rettungsdienst verstärkt, und die für den ländlichen Raum aufgrund der Entfernung zu Kliniken wichtige Rettungsdienstversorgung erfahre eine Verbesserung.

Landrat Sigel unterstreicht derweil, dass alle Beteiligten intensiv daran arbeiteten, die Qualität der Rettungskette und damit die Versorgung von Notfallpatienten zu verbessern. Diesem Ziel habe schon die Verlegung der beiden Waiblinger Notarztstandorte nach Winnenden zum 1. September 2016 gedient.


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