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Haus der Malerin und Zeichnerin soll Ort der Begegnung sein

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Von Christine Schick

MURRHARDT. Im Atelier neben der Tür hängt das letzte Bild von Trude Schüle: „Schlafmäusle“ ist genauso wie die unzähligen anderen Aquarelle und Zeichnungen an den Wänden im Haus mit viel Liebe zum Detail gemalt – das Stofftierchen hat eine rote Stupsnase, trägt ein mit Herzen bedrucktes Shirt und schaut einen mit einem bestechenden Blick an, als wüsste es um den Beschützerinstinkt des Betrachters, der sich an Kindertage erinnert fühlt. Rund ein halbes Jahr ist es her, dass die Murrhardter Malerin im Alter von 86 Jahren gestorben ist. Michael Heinrich, der ihr Adoptivsohn ist und den eine enge Freundschaft mit der Künstlerin verband, möchte ihre einstige Schaffensstätte einem kunstinteressierten Publikum zugänglich machen. Mittlerweile steht er auch der Trude-Schüle-Stiftung vor. „Sie hat seit 1980 hier gelebt und gewirkt. Während dieser 36 Jahre sind auch eine Menge Besucher ein- und ausgegangen“, sagt Heinrich und erinnert sich daran, dass die „Audienzen“ einen ganz bestimmten, typischen Verlauf nahmen. „Nach einem intensiven Gespräch ging es dann bei Kaffee und etwas Süßem in der Sitzecke weiter, wo Trudes Erzählungen Fahrt aufgenommen haben. Zum Schluss konnte man in der Regel noch einen Blick auf die aktuellen Arbeiten werfen.“ Ganz im Sinne dieser lebendigen Begegnungen, die auch für die Murrhardter Malerin ein Lebenselixier gewesen seien, möchte er das Haus künftig genutzt wissen.

Vor Kurzem hat er Vertreter der Stadt Murrhardt, Stadträte, Stiftungsmitglieder sowie mit dem Projekt Verbundene eingeladen, um eine Art symbolischen Startschuss zu geben: Die Enthüllung einer Tafel am Haus, die es als künftigen Sitz der Stiftung ausweist und die über die regelmäßige Öffnung von Galerie und Atelier Auskunft gibt.

Dabei denkt der Stiftungsvorsitzende neben der Möglichkeit, einen Blick auf die Werke Schüles zu werfen, auch daran, das Haus, das ihm die Malerin hinterlassen hat, für kulturelle Veranstaltungen wie Lesungen, Malkurse, Vorträge oder Konzerte im intimen Rahmen zu nutzen – im Atelier steht ein Flügel. Die junge Trude Schüle war eine begeisterte Klavierspielerin, später ebenso begeisterte Zuhörerin. Bei den Konzerten der Murrhardter Klavierakademie konnte man mit ihr als absolut verlässlichem Stammgast rechnen. „Es gibt zwar noch kein fertiges Konzept, aber ich könnte mir vorstellen, dass vielleicht auch ein Stadtmaler oder ein Stadtschreiber im Haus wohnen könnte genauso wie Studenten der Klavierakademie“, sagt Michael Heinrich. Er ist sich sicher, dass diese Ideen ganz im Sinne Trude Schüles sind und ihr gut gefallen hätten. „Ich wünsche mir, dass das Haus ein Treffpunkt für Menschen wird, die Freude an der Kunst haben, ob es jetzt Musik, Literatur oder Malerei ist und der Geist von Trude Schüle so ein Stück weiterlebt.“

Wer durch die Räume geht, kann die vielen geliebten Sujets der Malerin entdecken – Murrhardter und Backnanger Stadtmotive, zarte Aktbilder sowie die lebendigen Szenerien der vielen Reisen, die sie rund um die Welt gemacht hat. Im Obergeschoss schlummern eine Menge weiterer Arbeiten in Mappen. Heinrich schätzt, dass es an die 400 oder 500 Werke sein könnten. Er möchte Interessenten ermöglichen, Bilder, die nicht zur Stiftung gehören, zu erwerben. Für Bürgermeister Armin Mößner hat er außerdem noch eine Überraschung: Heinrich überreicht ihm ein großes, gerahmtes Aquarell der Alten Sonne-Post, das im Mai 2014 entstanden ist. Im Gemeinschaftssaal des neuen Gebäudes soll es seinen Platz finden. Es war eines der Bilder der Sonderausstellung, mit der die Stadt die Malerin zu ihrem 85. Geburtstag feierte und bei der sie für ihr Lebenswerk mit der Bürgermedaille ausgezeichnet wurde.

Früh hat sich Trude Schüle darum gekümmert, ihr Werk zu ordnen und zu dokumentieren, woraus sich letztlich auch die Trude-Schüle-Stiftung entwickelt hat. Diese unterstützt seit 2013 junge Murrhardter Talente über Malwettbewerbe an Schulen. Auch dieses Anliegen der Künstlerin möchte die Stiftung bewahren und fortführen.

Das Trude-Schüle-Haus, Justinus-Kerner-Straße 13, in Murrhardt, ist immer am letzten Sonntag im Monat von 11 bis 12.30 Uhr geöffnet.


            Im Trude-Schüle-Haus soll die Kunst – ob Musik, Literatur oder Malerei – weiterhin ihren festen Platz haben. Zum Auftakt geben die Söhne Michael Heinrichs – Benjamin am Flügel im Atelier und Florian an der Gitarre – schon mal eine Kostprobe und umrahmen so das erste Treffen. Fotos: J. Fiedler

            Michael Heinrich (links) und Bürgermeister Armin Mößner beim Enthüllen der Tafel.

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