Von Kornelius Fritz
BACKNANG. In der Gemeinderatssitzung im September hatte Oberbürgermeister Frank Nopper noch aufs Tempo gedrückt. Noch in diesem Jahr müsse mit dem Bau des neuen Wohnmobilhafens begonnen werden, sonst sei der Zuschuss von der Region dahin. Der Verband hat das Projekt „Wohnmobilfreundliche Region Stuttgart“ gestartet, um mehr zahlungskräftige Caravan-Touristen anzulocken. Murr- und Bottwartal sind die Pilotregion: An 15 Standorten sollen hier rund 70 moderne Wohnmobilstellplätze entstehen, sieben davon in Backnang. Im Gemeinderat hält sich die Begeisterung für das Projekt bislang aber in Grenzen: Für sieben Stellplätze mit Strom- und Wasseranschluss hätte die Stadt nämlich 215 000 Euro bezahlen müssen, lediglich 17 500 Euro hätte sie als Förderung von der Region zurückbekommen. Das war vielen Stadträten zu teuer. Nachdem sich Vertreter mehrerer Fraktionen kritisch geäußert hatten, wurde die Entscheidung im September vertagt.
Am Donnerstag stand das Thema nun erneut auf der Tagesordnung, aber abgestimmt wurde auch diesmal nicht. Stattdessen machte die Verwaltung einen Rückzieher. „Wir haben gespürt, dass Ihnen die Kosten Bauchschmerzen bereitet haben. Das können wir nachempfinden“, sagte Nopper. Deshalb hat die Verwaltung noch einmal mit der Region gesprochen und eine Fristverlängerung ausgehandelt: Die Zuschüsse verfallen nun erst Ende Juni 2017. Die gewonnene Zeit will man nutzen, um mit der Standortsuche noch einmal von vorne zu beginnen.
Gründe für die hohen Kosten in der Martin-Dietrich-Allee sind unter anderem die Hanglage und die weite Entfernung zum bestehenden Strom- und Wassernetz. „Wir werden prüfen, ob wir es an einem anderen Standort zu geringeren Kosten hinbekommen“, versprach Nopper. Grünen-Stadtrat Willy Härtner hatte von Anfang an Zweifel, ob die Martin-Dietrich-Allee für einen Wohnmobilhafen geeignet ist. Die Entfernung zur Innenstadt sei zu groß und und es gebe keine Restaurants in der Nähe: „Ich würde mich dort nicht hinstellen“, sagte Härtner, der selbst mit dem Wohnmobil Urlaub macht. Die Verwaltung sah hingegen die Nähe zu den Murrbädern als Pluspunkt, weil die Caravan-Touristen dort die Duschen mitbenutzen könnten. Armin Dobler (SPD) hat grundsätzliche Zweifel, ob das Wohnmobil-Konzept durchdacht ist. „Wenn die Region davon überzeugt wäre, würde sie mehr Geld dafür zur Verfügung stellen“, sagte er.
Die Entscheidung, ob und wo ein neuer Wohnmobilhafen in Backnang gebaut wird, fällt nun wohl erst Anfang nächsten Jahres. „Dann“, sagt Stefan Setzer vom Stadtplanungsamt, „müssen wir uns aber bekennen.“
