Von Kornelius Fritz
WAIBLINGEN. Geld auszahlen, Schecks einlösen, Überweisungen erledigen – das waren früher die Hauptaufgaben für die Mitarbeiter in einer Bankfiliale. Doch das hat sich geändert: Das Alltagsgeschäft erledigen heute viele Kunden am Bankautomaten oder im Internet. „Wer in eine Filiale kommt, hat in der Regel ein spezielles Anliegen“, sagt Ines Dietze, die im Vorstand der Kreissparkasse Waiblingen für das Privatkundengeschäft zuständig ist. Viele Kunden hätten sich bereits vorab im Internet informiert und kämen mit ganz gezielten Fragen zum Berater: „Wir merken, dass die Erwartungen an ein Beratungsgespräch steigen“, sagt Dietze. Nicht immer können die Generalisten in den Filialen vor Ort diese Erwartungen erfüllen. Und Spezialisten für Baufinanzierungen oder Vermögensberatung gab es bisher nur in den sechs Filialdirektionen in Waiblingen, Backnang, Schorndorf, Winnenden, Fellbach und Weinstadt.
Das wird nun anders: Zum 1. Januar 2017 tritt eine neue Organisationsstruktur in Kraft, die das Ziel hat, mehr Leistungen vor Ort anzubieten: „Wir wollen die Beratungsqualität in der Fläche verbessern“, sagt Dietze. 21 Filialen im gesamten Kreisgebiet werden deshalb zu Beratungscentern aufgewertet, darunter die Geschäftsstellen in Murrhardt, Großaspach, Unterweissach und Sulzbach an der Murr. Sie werden jeweils mit drei neuen Mitarbeitern verstärkt: zwei Vermögensberater und ein Experte für Baufinanzierungen. Die Spezialisten will die Sparkasse vor allem aus den eigenen Reihen rekrutieren und dafür auch in die Fortbildung ihrer Mitarbeiter investieren. „Wir suchen aber auch extern“, sagt der Vorstandsvorsitzende Bernd Fickler.
In Birkmannsweiler gibt es
die erste Filiale ohne Kasse
Nicht überall passen die gewachsenen Teams in die vorhandenen Räume. „In einigen Filialen bekommen wir es hin, in anderen müssen wir zusätzliche Flächen anmieten“, sagt der stellvertretende Vorstandsvorsitzende Lothar Kümmerle. In Großaspach ist die Sparkasse zurzeit auf der Suche nach ganz neuen Räumen. Auch die Gestaltung der Filialen soll sich in den nächsten Jahren nach und nach verändern. Beratungsgespräche sollen künftig nicht mehr in normalen Büros, sondern in speziellen Beratungszimmern stattfinden. Und in Winnenden-Birkmannsweiler hat die Sparkasse kürzlich ihre erste Filiale ohne Kasse eingerichtet: Bargeld kann man dort nur noch am Automaten ein- und auszahlen.
Die Sparkasse setzt auch deshalb verstärkt auf Spezialisten, weil die Bankenaufsicht ihre Regeln in den vergangenen Jahren deutlich verschärft hat: „Bei der Wertpapierberatung sind die Anforderungen an den Verbraucherschutz deutlich gestiegen“, sagt Dietze. Auch bei Finanzierungsberatern müsse die Sachkunde nachgewiesen werden, was eine gewisse Mindestzahl an Beratungen voraussetzt. Der klassische Generalist, der sich in allen Bereichen gleichermaßen auskennen soll, stößt da an Grenzen.
Geben wird es ihn aber nach wie vor, vor allem in den kleinen Filialen in den Gemeinden und Stadtteilen. Die bleiben alle erhalten: „An unserer Filialstruktur ändern wir zunächst nichts“, sagt Ines Dietze. Der Vorstandsvorsitzende Bernd Fickler sagt allerdings auch: „Die Kunden stimmen mit den Füßen ab.“ Und die Frequenz sei an vielen Standorten rückläufig: „Wir haben Filialen, in die nur noch drei Kunden am Tag kommen. Da müssen wir schauen, ob es auf Dauer noch funktioniert.“
Während der normale Privatkunde in den Beratungscentern künftig alle Leistungen vor Ort bekommt, wird die besonders vermögende Kundschaft seit Juli von einem eigenen Expertenteam betreut. Zehn Mitarbeiter, zwei davon mit Sitz in Backnang, kümmern sich speziell um solche Kunden, die Millionenbeträge auf ihrem Konto haben.

