Von Armin Fechter
BACKNANG. In einer dürren Pressemitteilung geben die Stadt Backnang und die Gemeinde Aspach gestern bekannt:
„Nadine Markert, die Flüchtlingsreferentin für Backnang und Aspach, wird ihre Tätigkeit zum 30. September aufgeben. Überraschenderweise hat sich für sie eine neue berufliche Chance eröffnet, die sie unbedingt wahrnehmen will. Sie wird in Schwäbisch Hall im International Office der Hochschulverwaltung der Hochschule Heilbronn ausländische Studenten betreuen und deutsche Studenten auf internationale Austauschprogramme vorbereiten. Die Stelle eines Flüchtlingskoordinators/-in für Backnang und Aspach wird schnellstmöglich erneut ausgeschrieben.“
Markerts Entschluss, Backnang noch während ihrer Probezeit den Rücken zu kehren, sei „ungut für uns“, räumt Hannes Östreich, der städtische Pressesprecher, auf Nachfrage ein. Man gehe aber „nicht ansatzweise im Bösen“ auseinander. Zugleich erklärt Östreich: „Wir bedauern das sehr.“ Aber: „An uns liegt’s nicht.“ Man stecke halt manchmal nicht drin, und es sei halt so, dass sich Nadine Markert mit der Stelle in Hall einen Traum erfüllen könne. Östreich verweist auch auf ihre Vita: Schon früher habe sie ähnliche Aufgaben in der Betreuung von Studenten erfüllt.
Auch Nadine Markert selbst versichert, dass ihre Entscheidung allein mit ihrer eigenen beruflichen Interessenlage zu tun habe. Der Gedanke, dass Hall womöglich attraktiver sei als Backnang, habe keine Rolle gespielt: „Wegen der Attraktivität einer Stadt wechsle ich nicht.“ Auch die räumliche Entfernung spiele keine Rolle. Die Fahrzeiten von ihrem Wohnort bei Welzheim nach Backnang und Hall seien in etwa gleich. Für Backnang mit Aspach sei dies jetzt unglücklich, gesteht sie ein, sagt aber auch: „Da muss man nach sich selber gucken.“
Das hat auch der erste Kandidat für die Stelle des Flüchtlingsreferenten schon getan: Pfarrer Georg Meyer aus Fellbach war im Februar schon vorgestellt worden, dann sagte er aber im letzten Moment wieder ab, weil er in der Kappelbergstadt eine interessantere Tätigkeit angeboten bekommen hatte.
Günther Flößer vom Arbeitskreis Asyl in Backnang bedauert Markerts Entschluss „außerordentlich“ und macht sich unterdessen seinen eigenen Reim darauf. Mit der Flüchtlingsreferentin, so rekapituliert er, habe man mehrere Gespräche gehabt, und es habe „keinerlei Probleme“ gegeben. Mehr noch: Man sei auf der gleichen Wellenlänge gelegen. Flößer, der aus seinen Ansichten über die politischen Entscheidungsträger in der Stadt keinen Hehl macht und ihnen in puncto sozialer Wohnungsbau auch schon Untätigkeit vorgeworfen hat, deutet in Richtung Rathaus: „Vielleicht stimmt die Atmosphäre nicht.“ Wenn sich jemand engagieren wolle, und das gelte für Nadine Markert, „hat sie es nicht leicht“. Zudem sieht er in der Aufteilung der Stelle – 65 Prozent Backnang, 35 Prozent Aspach – „eine unglückliche Konstruktion“, und das „nur, weil man sparen will“.
