Von Peter Wark
BACKNANG. Ein Passant hatte im Bereich hinter der Murr an der Talstraße Hilferufe gehört und musste von einer dramatischen Situation ausgehen. Er rief hinüber, ob er Hilfe holen solle, was offenbar bejaht wurde. Der junge Mann tat das einzig Richtige und wählte den Notruf.
Zeugenaussagen ließen auf Schlimmes schließen und schnell hieß es, dass sich möglicherweise Kinder in einem alten Bunker am Hang unterhalb des Hagenbachs in einer hilflosen Situation befinden könnten. Es war sogar die Rede davon, dass Teile des Bunkers eingestürzt sein könnten.
Als Feuerwehr und DRK in großer Stärke eintrafen, stellte sich die Lage zunächst unklar dar. Zeugenaussagen von Männern, die sich im Hof der griechischen Gemeinde aufhielten, ließen da schon erstmals erahnen, dass einige Jugendliche lachend vom vermeintlichen Unfallort davon gerannt waren – ein erster Hinweis darauf, dass die Lage doch nicht so dramatisch war wie befürchtet.
Die Rettungskräfte bewegten sich über den Parkplatz bei der griechischen Gemeinde ins Unterholz, über Steine, durch Geäst am Fuß des Hangs entlang. Es gab ernste Gesichter bei den Feuerwehrleuten, da man zu diesem Zeitpunkt noch nicht sicher sagen konnte, was möglicherweise passiert war. Entsprechend konzentriert gingen die Einsatzkräfte unter Leitung von Kommandant Marcus Reichenecker zu Werke.
Offenbar gibt es in Backnang noch eine ganze Reihe alter Bunker aus dem Weltkrieg (manche sagen auch, dass die Firma Kaelble solche Bunker angelegt habe). Es ist die Rede von einem regelrechten unterirdischen Bunkersystem. Vor Ort war auch der stellvertretende Kreisbrandmeister Daniel Köngeter, der aus seiner Zeit als Backnanger Feuerwehrkommandant spontan ein ganze Reihe dieser alten Bunkeranlagen aufzählen konnte.
Einer dieser Bunkereingänge befindet sich in diesem Hang. Tatsächlich steht der Eingang oben so weit offen, dass ein schlanker Mensch hindurch passt. Ein junger Feuerwehrmann wurde – mit einem Seil gesichert und mit Taschenlampe ausgestattet – hineinbeordert, um nach möglichen Opfern zu suchen.
Als er einige Zeit später vollkommen verschwitzt wieder aus dem Dunkel auftauchte, berichtete er, dass eine ganze Menge Müll in den Bunkergängen liege. Jetzt endlich löste sich die Stimmung bei den Rettungskräften ein wenig, nachdem alles darauf hin deutete, dass man hier einem besonders üblen Scherz aufgesessen war. Vor Ort kristallisierte sich dann immer mehr heraus, dass eine Gruppe von etwa sieben Jugendlichen oder jungen Erwachsenen feixend und lachend gesehen worden war, wie sie vor dem Eintreffen der Rettungseinheiten vom Ort des Geschehens verschwunden war. Ob ihnen zu diesem Zeitpunkt klar war, was sie da angerichtet haben, sei dahingestellt. Für die Backnanger Feuerwehrleute war das bereits der 19. Einsatz in weniger als drei Wochen.