Von Renate Häussermann
BACKNANG. Gemeinderat und Verwaltung sind mit den Pächterinnen Jasmin Meindl und Juliane Putzmann glücklich. Die beiden Damen leisteten gute Arbeit. Dafür wurden sie am Donnerstagabend in der Gemeinderatssitzung mit Lob geradezu überschüttet.
Auch OB Dr. Frank Nopper war des Lobes voll: „Kultur managed in Backnang“, „breites und reiches Kulturangebot.“ Doch bekanntlich hört bei ihm der Spaß auf, wenn’s ums Geld geht. Da ging es ihm auch sehr gegen den Strich, dass der Verwaltungsvorschlag, den jährlichen Barzuschuss von jährlich 50000 auf 60000 Euro zu erhöhen, von Ratsseite noch überboten wurde.
Nur zu gut ist noch das Theater ums Bandhaus-Theater in Erinnerung, als der Vorgänger der heutigen Pächterinnen einen höheren Zuschuss forderte – und nicht bekam.
Nun haben Jasmin Meindl und Juliane Putzmann neuen Wind ins Backnanger Kulturleben gebracht. Sie sind zweifellos erfolgreich; allein ihre Eigenproduktion „Pension Schöller“ war 12-mal ausverkauft. Doch trotz allen Erfolgs reichen die Einnahmen gerade mal zum Überleben. Das sieht auch der OB: „Der Betrieb erfordert nachgewiesenermaßen mehr Finanzmittel.“
Fraktionschefs sprechen von
Wertschätzung und Mindestlohn
„Wir möchten auf jeden Fall weitermachen“, sprudelte Jasmin Meindl in der ihr eigenen Art. Und die Stadträte verfolgten mit anerkennendem Lächeln ihre Pläne und ihre Visionen.
Und dann war es so weit: SPD-Fraktionschef Heinz Franke sprach von „Arbeitsanerkennung“ und „Wertschätzung“ und „Alleinstellungsmerkmal“. Dieses „große Engagement“ müsse belohnt werden. Will heißen: 75000 Euro städtischer Zuschuss wären angemessen.
Grünen-Fraktionsvorsitzender Willy Härtner war offensichtlich noch mehr angetan von der Arbeit der Bandhaus-Betreiberinnen. Er bezog sich auf den Mindestlohn. Sein Antrag: Erhöhung um 35000 auf 85000 Euro.
Da schluckte Nopper erst mal, um dann festzustellen, dass sich auch die Stadtverwaltung bei ihrem Beschlussvorschlag etwas gedacht habe. Und schließlich: „Bitte denken Sie auch an die Steuerzahler.“ Er warnte vor einem „Überbietungswettbewerb“.
Die CDU hatte sich bis dahin ruhig verhalten. Ihre Vorsitzende Dr. Ute Ulfert gab sich zunächst zurückhaltend („Es ist nicht unser Geld“), lenkte aber nach einiger Zeit ein: Für die kommenden zwei Jahre könne die Fraktion einer Erhöhung um 25000 Euro zustimmen.
Und so kam es dann. Der Pachtvertrag wird bis 31. März 2019 verlängert. Der Antrag der Grünen fand nur Unterstützung durch die Bürgerforum-Fraktion und war damit mehrheitlich abgelehnt. Der SPD-Antrag wurde von allen gutgeheißen; Nopper enthielt sich der Stimme.
Siglinde Lohrmann (SPD) meinte: „Den Zuschuss erhöhen wir im Interesse der Backnanger Steuerzahler.“ Jasmin Meindl freute sich und stellte fest: „Auch wir bezahlen Steuern. Und das Geld, das wir bekommen, bleibt in dieser Stadt.“ Und dann zählte sie die Bäcker, Metzger und Getränkehändler auf, bei denen das Theater regelmäßig seine Bestellungen für Veranstaltungen aufgibt.