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Todesurteil Borkenkäfer

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(wa). „Da platzt schon die Rinde ab“, sagt der Förster und zeigt am Stamm einer stattlichen Fichte nach oben, die schon seit ewigen Zeiten hier stehen muss. Er bückt sich, weist auf das Bohrmehl hin, das überall um den dicken Stamm verteilt ist. Der Borkenkäfer hat das Todesurteil für den alten Riesen gesprochen, der an die 30 Meter Höhe haben mag. Die Fichte ist tot, der Käfer hat sie irreparabel geschädigt. Die Folge: Der beeindruckende Baum muss gefällt werden. Hat sich der Schädling erst einmal breitgemacht, gibt es in aller Regel keine Rettung mehr für die befallenen Bäume.

Es gibt Käfer, die gehen nur an gesundes, frisches Holz, andere nisten sich ausschließlich in vorgeschädigten Bäumen ein, und wieder andere treiben ihr nicht so folgenschweres Unwesen in abgestorbenem Holz. Zur Eiablage bohren die Käfer Gänge in die Rinde oder in das Holz. Hierbei entstehen die charakteristischen Fressgänge.

Erst doziert Reiner Brujmann über die vielen Arten des Borkenkäfers, dass dem unbedarften Zuhörer nur so der Kopf schwirrt, dann macht er’s für die Besucher plastisch. Er holt die Axt aus dem Kofferraum seines Autos, streift sich Handschuhe über und führt mit der scharfen Klinge einen gezielten Hieb in die Baumrinde – direkt unterhalb eines kleinen Lochs, das der Borkenkäfer gebohrt hat. Anhand des abgeschlagenen Stücks Rinde zeigt Brujmann den Fresskanal des Schädlings. Ein Buchdrucker ist’s, die Art Borkenkäfer, die den Waldbesitzern und Forstleuten hierzulande am meisten Ärger bereitet und im Jahr 2003 für massive Waldschäden gesorgt hatte. Der Förster demonstriert, wo die Schädlinge ihre Larven ablegen, wo sich die Fressgänge befinden. Er bricht das Stück Rinde auf – und da sieht man den fiesen kleinen Fichtenborkenkäfer auch schon. Er ist einer von unendlich vielen, die nicht nur in diesem Baum sitzen. Ein Weibchen des Buchdruckers legt im Verlauf der Vegetationsperiode 100 bis 150 Eier ab. Rechnet man Verluste mit ein, so kann ein Käferweibchen in manchen Jahren mit drei Jungkäfergenerationen und zwei Geschwisterbruten mehr als 100000 Nachkommen erzeugen. Mit einer ausladenden Handbewegung weist der Forstmann über den Waldweg hinüber. 40 Bäume, schätzt er, müssen hier wegen des Schädlingsbefalls gefällt werden. Die Trockenheit der vergangenen Wochen hat dem Borkenkäfer in die Karten gespielt. Erst im Winter oder im kommenden Frühjahr, so steht zu befürchten, wird das ganze Ausmaß der Schäden offenkundig. Eier und junge Larvenstadien reagieren erst empfindlich auf Temperaturen unter minus 10 Grad Celsius über mehrere Tage hinweg. Dagegen können ältere Larven, Puppen und Käfer auch lange Kälteperioden ohne nennenswerte Verluste überstehen.

Von Massenbefall redet noch niemand. Noch hoffen alle, dass die Schäden sich in Grenzen halten werden, aber die Forstleute sind wachsam. Ganz ohne Sorgen sind die Menschen nicht, die vom Wald leben. So berichtet Andreas Kircher vom gleichnamigen Forstbetrieb in Nassach, der zurzeit im Auftrag der Forstverwaltung im Plattenwald arbeitet, von einem großflächigen Käferbefall in einem anderen Revier. Nur bei guten Kenntnissen über die Schädlinge kann man das Befallsrisiko richtig einschätzen, rechtzeitig und mit den richtigen Maßnahmen reagieren, und so eine weitere Ausbreitung verhindern. Jetzt gilt es, die befallenen Bäume schnell zu fällen und das Holz dann ebenso schnell aus dem Wald zu schaffen.

Dachzeile: 
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            Ein Bohrloch in der Rinde des alten Baumes: Untrüglicher Hinweis auf den Schädling.

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