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Ruck, zuck sind die Container voll

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Von Christine Schick

MURRHARDT. Richtig hart hat es unter anderem die Werrensiedlung in der Murrhardter Weststadt getroffen. Entlang der Wiesen- und Adalbert-Stifter-Straße stehen etliche, teils mächtig große Container, die die Firma Schäf zur Verfügung gestellt hat. Immer wieder kommen Anwohner der Wiesenstraße aus ihren Häusern, um eine neue Ladung in die orangefarbenen Behälter zu packen.

Familie Horn hat im Keller, der völlig überflutet war, die Elektrogeräte zusammengestellt. „Staubsauer, Rasenmäher, Kühltruhe, alles hinüber“, sagt die Nachbarin. Alles, was sich im Untergeschoss befunden hat, ist nicht nur nass, sondern auch von Dreck und Schlamm überzogen. In einem der Kellerräume steckt die Kutterschaufel noch in einer zentimeterdicken Schlammschicht. Nach und nach wandern Möbel nach draußen, um entscheiden zu können, ob sie noch zu retten sind oder gleich entsorgt werden sollen.

Während Familie Horn noch die volle Breitseite Schlamm abbekommen hat, ist Familie Warmer nebenan zumindest davon verschont geblieben. Bei ihnen stand das Wasser aber ähnlich hoch, das vom Kanal nach oben gedrückt wurde. „Es ist gut, dass die Container da sind, dann müssen wir die Sachen, die wir wegschmeißen, nur einmal in die Hand nehmen“, sagt die Familie. Ein weiterer Anwohner erzählt, wie er am Samstagmorgen vom Motorengeräusch eines Lkw geweckt worden sei. „Ich dachte noch, die Müllabfuhr ist aber früh dran.“ Als er nach unten in die Garage geht, steht er bereits im Schlamm. Nachdem die Feuerwehr das Tor aufgedrückt hat, schaufelt er sich zwei Spuren frei, um den Wagen zu retten. „Die Teppiche und die Waschmaschine, alles kaputt“, sagt er. „Selbst die Sauna war voller Schlamm.“ An einigen Stellen bröckelt der Putz von der Wand. Mit Hochdruckreinigern haben die Bewohner aber schon einiges sauber machen können. „Nur gut, dass kein Winter ist, sonst bräuchte das Trocknen ewig“, sagt seine Nachbarin. Draußen wandern weitere aufgequollene Möbel in die Container. Die sind ruck, zuck gefüllt. Einig sind sich die Betroffenen, dass der Zusammenhalt und die gegenseitige Unterstützung viel wert sind. Familienangehörige und Bekannte packen gemeinsam mit an und Nachbarn helfen sich immer wieder untereinander aus – sei es beim Tragen oder dem Mitwaschen von Kleidern. „Allein würden wir das ja gar nicht packen.“ Einige haben auch Urlaub genommen, wobei sich die Arbeitgeber verständnisvoll gezeigt hätten.

Für Bürgermeister Armin Mößner gilt es nach den unmittelbaren Einsätzen der Feuerwehr, sich für eine mögliche Unterstützung vonseiten des Landes starkzumachen. Er habe bereits das Gespräch mit dem Regierungspräsidium und Landratsamt gesucht, um möglicherweise besagte Soforthilfe in Bezug auf das jüngste Unwetter ausweiten zu können.

Der Gesamtschaden sei indes so kurz nach dem Ereignis noch nicht abschätzbar. Zu Inventar und Fahrzeugen kämen dabei auch mögliche Schäden an den Gebäuden. Er umreißt die betroffenen Gebiete: Neben der Werrensiedlung mit Gerhart-Hauptmann-, Adalbert-Stifter- und Wiesenstraße waren dies auch Gebäude weiter westlich, unter anderem die Supermärkte Rewe und Norma, die Firmen Riebesam, Etiketten-Becker, Paulinenpflege und der Hof von Schäf Städtereinigung. Ähnlich wie am 8. Juni hatten die sonst überschaubaren Bäche Schwierigkeiten, die Wassermassen zu bewältigen – der Hörschbach, Dentelbach sowie Trauzenbach traten über die Ufer. Die Unterführungen in der Robert-Franck-Straße und der Siegelberger Straße waren überschwemmt.

„Wir hatten Angst um die Trauzenbachhalle“, sagt Mößner. Das Wasser sei schon an der Schwelle zur Halle gestanden und habe nur durch das beherzte Eingreifen der Feuerwehr zurückgehalten werden können. Der Hackschnitzelbunker der Heizanlage sei indes nicht verschont geblieben, nun müsse man sehen, ob die Hydraulik noch intakt sei, könne aber erst mal mit Gas heizen. Auch einige Häuser an der Justinus-Kerner-Straße seien durch Ansteigen des Grundwassers betroffen gewesen. Genauer anschauen müsste man sich die Schäden an der Kreisstraße1902 zwischen Murrhardt und Murrhärle. Auf einer Breite von ungefähr 80 Metern seien Baumwurzeln, Geröll und Schlamm über die Trasse nach unten gerutscht, weshalb man nun klären wolle, wie es genau dazu gekommen sei, sagt Mößner.

Für die Feuerwehr war es ein absolut knackiges, arbeitsintensives Wochenende. Neben den 53 Einsätzen, die bis in den Samstagspätnachmittag gingen, lief quasi nebenher noch die Vorbereitung und Bewirtung des Feuerwehrfestes. Die Murrhardter haben die Truppe mit regen Besuch am Sonntag belohnt.


            
              Nach dem Unwetter haben die Bewohner in der Werrensiedlung (hier Wiesenstraße) am Samstag mit den Aufräumarbeiten begonnen. In der Gartenstraße schaffen Feuerwehrleute und Anwohner Hand in Hand.

            Das Treibgut am Dentelbach zeigt, wie hoch das Wasser stand. Fotos: J. Fiedler

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