Von Yvonne Weirauch
Worauf achten Sie als Erstes, wenn Sie einkaufen gehen?
Ich schaue, was ich dringend benötige und wo ich es am schnellsten herbekomme. Da bin ich nicht anders als die meisten Berufstätigen, allerdings verzichte ich auf Fertigprodukte, die man nur noch in die Mikrowelle schieben muss. Bei Tiefkühlware sieht es besser aus, hier sind beispielsweise Gemüse erntefrisch direkt schockgefrostet und von guter Qualität.
Gehen Sie in bestimmte Supermärkte oder Reformhäuser?
Ich gehe bevorzugt auf den Wochenmarkt mit regionalen Produkten und Händlern aus der Umgebung. Das Angebot ist umfassend. Außerdem kenne ich viele Anbieter und diese kennen auch ihre Kunden. Da bekommt man dann auch immer den ein oder anderen Hinweis.
Und ein Hinweis wäre zum Beispiel?
Ich gehöre zu den Menschen die beispielsweise Kohlrabi lieber roh als gekocht essen, und da mein Gemüsebauer dies weiß, bekomme ich oft im Winter zu hören, dass das nichts für mich sei. Und für kleine Kinder auch nicht. Im Klartext heißt das, dass die Ware aus einem Land kommt, in dem mit sehr viel Dünger und Spritzmittel gearbeitet wird.
Wie schwer ist es für den Verbraucher, Zusatzstoffe zu erkennen?
Da muss man ein Detektiv sein, um alles zu finden. Zum einen sind die Schriften sehr klein gedruckt, zum anderen verstecken sich Zusatzstoffe hinter den E-Nummern oder irreführenden Bezeichnungen. Zum Beispiel: Getarntes Glutamat. Das bedeutet: autolysierte Hefe, hydrolysierte Hefe, Hefeextrakt, hydrolysiertes Gemüseprotein, Proteinisolate oder Sojaextrakte.
Hat die Zugabe von Zusatzstoffen in Lebensmitteln zugenommen?
Ja, man kann sich bestimmte Artikel ansehen. Beispielsweise den mit dem Titel „Gesundheitsrisiko: Europol findet Rekordmenge gefälschter Lebensmittel. Auf Spiegel Online war zu lesen, dass der Ekelfaktor hoch sei, die Gesundheitsrisiken bei gefälschten Lebensmitteln aber gefährlicher seien. Laut Europol wurden zehntausend Tonnen Essen und eine Million Liter Getränke aus dem Verkehr gezogen.
Wie sehen diese Veränderungen aus?
Etwas übertrieben könnte man sagen, man macht aus Abfall irgendwas, das sich verkaufen lässt – Hauptsache billig und schön aussehend.
Sind Zusatzstoffe grundsätzlich gesundheitsschädlich?
Nein, grundsätzlich nicht, sonst würden sie ja nicht vom Gesetz zugelassen. Zurzeit sind 319 Zusatzstoffe in der EU zugelassen. Davon sind etwa 100 allgemein und ohne Höchstmengenbeschränkungen erlaubt. Verboten sind Zusatzstoffe in unverarbeiteten Erzeugnissen.
Aber Folgen können Zusatzstoffe trotzdem bewirken, oder?
Ein Beispiel: Für E620 (Glutaminsäure), ein Geschmacksverstärker, der für einen intensiven und abgerundeten würzig-fleischigen Geschmack sorgt, gilt: Bei disponierten Personen kann das sogenannte Chinarestaurant-Syndrom ausgelöst werden. Die Symptome sind Übelkeit, Kopfschmerzen, Nackentaubheit und Gliederschmerzen. Andere Zusatzstoffe können unter Umständen allergieähnliche Symptome, Allergien oder Asthma hervorrufen, Einfluss auf die Verdauung haben und die Nährstoffaufnahme im Darm stören.
Wie können Verbraucher damit umgehen und auf was sollten sie achten?
Für einige Zusatzstoffe gibt es den sogenannten ADI-Wert – die täglich duldbare Aufnahmemenge sozusagen. Der ADI-Wert gibt die Menge eines Stoffes an, die über die gesamte Lebenszeit täglich gegessen werden kann. Darauf sollte man achten. Eine britische Studie zeigte mögliche Zusammenhänge zwischen der Aufnahme von Farbstoffen und der Hyperaktivität bei Kindern auf. Dies ist aber nicht eindeutig belegt. Außerdem gaukeln Aromastoffe eine scheinbare Qualität vor und ersetzen wertvolle Zutaten. Es geht also um günstigere Herstellung durch billigere Zusatzstoffe, statt Lebensmittelzutaten. Und vor allem Kinder werden vom natürlichen Geschmack entfremdet.