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„Völlig unvorbereitet und wie ein Blitz“

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ALTHÜTTE (flo). „Wir sind Bürger eines 141 Einwohner zählenden Teilortes der Gemeinde Althütte im Rems-Murr Kreis, Baden-Württemberg“, heißt es in dem Brief, den rund 50 Bürger mit dem Absender „Dorfgemeinschaft Lutzenberg“ unterzeichnet haben. Und weiter: „Völlig unvorbereitet und wie ein Blitz“ habe sie am vergangenen Donnerstag die Nachricht getroffen, dass ab dem gestrigen Montag rund 100 Flüchtlinge im Haus Lutzenberg untergebracht werden sollen. Eine Bürgerinformationsstunde fand am Freitag statt (wir berichteten).

Der kleine friedliche Weiler zeichne sich durch eine sehr schöne und intakte Dorfgemeinschaft aus, „nicht zuletzt, weil viele der hier ansässigen Bewohner großen Wert auf die christlichen Grundgedanken und Menschlichkeit legen und dies auch aktiv leben“, beschreiben sich die Lutzenberger selbst.

Bei dauerhafter kompletter Vermietung des Hauses Lutzenberg kommen die Unterzeichner des Briefes auf ein Verhältnis von 1,06 Flüchtlingen auf einen Einwohner. Es gebe keine Einkaufsmöglichkeiten, keine Schule, keinen Kindergarten. Die Infrastruktur sei rudimentär. Busse würden unter der Woche im Mehrstundentakt fahren, am Wochenende nur sehr eingeschränkt und die Schulbusse seien chronisch überfüllt.

„Bei Problemen sollen wir uns bei der Polizei melden. In Althütte wurde der Polizeiposten aufgelöst. Die zuständige Polizei ist derzeit schon überlastet und ungefähr 15 Kilometer entfernt“, so die Sorge der Lutzenberger.

Ein Integrationsplan sei in so einem Fall nicht vorgesehen, da es sich nur um eine vorübergehende Unterbringungsstätte handeln würde. Eine Durchgangsunterkunft. Von einigen Dorfbewohnern sei bekannt, dass im Falle einer Dauerbelegung in diesem Umfang mit privatrechtlichen Klagen wegen unverhältnismäßiger und massiver Wertminderung der Immobilien und gegebenenfalls zusätzlicher unzumutbarer Lärmbelästigung zu rechnen ist.

„Wir alle haben Vorschläge und Lösungsansätze im Kopf, kaum einer traut sich offen seine Meinung zu sagen. Die Angst, missverstanden und als unsozial und rechtslastig dazustehen, ist zu groß. Man möchte den erhobenen Zeigefinger nicht auf sich selbst gerichtet wissen“, heißt es in dem vierseitigen Brief weiter.

Echte Flüchtlingsfamilien aus den Kriegsregionen seien herzlich willkommen. Die Frage sei nur, inwieweit es sich bei den angekündigten Personen tatsächlich um „echte Flüchtlinge“ handele.

Es sei wie immer, es gebe Gewinner und Verlierer. Eine komplette gerechte Lastenverteilung werde ein frommer Wunsch bleiben. „Was hilft ein Boot, das vor lauter Menschlichkeit und Hilfsbereitschaft irgendwann selber – total überladen – untergeht? Wir sind ein friedliches Dorf! Wie lange noch?“

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