Von Kornelius Fritz
BACKNANG. Von einer „Zeitenwende zum Besseren“ spricht Oberbürgermeister Frank Nopper. „Der ÖPNV wird für Backnang kostengünstiger und gleichzeitig attraktiver.“ Grund für die freudige Nachricht: Der Landkreis, der laut Gesetz bereits seit 1995 für den Busverkehr in seinem Gebiet verantwortlich ist, unterscheidet künftig nicht mehr zwischen innerörtlichen und überörtlichen Linien, sondern trägt generell die Kosten für ein sogenanntes Basisangebot. Nur wenn dies den Städten und Gemeinden nicht genügt, müssen sie sich beteiligen.
„Die Stadt Backnang ist Gewinnerin der ÖPNV-Neuordnung“, freut sich Nopper. Die Rolle als „Zahlmeisterin“, die sie 27 Jahre lang gespielt habe, sei sie ab 2019 endlich los. Nach seinen Angaben sinken die jährlichen Kosten für den Nahverkehr dann von aktuell 480000 auf rund 100 000 Euro.
Freuen sollen sich neben dem städtischen Kämmerer auch die Fahrgäste, die täglich mit Bus und Bahn unterwegs sind. Wichtigstes Ziel der Stadt war zunächst einmal, den Status quo zu sichern. „Wir wollen den guten Standard, den wir haben, aufrechterhalten“, sagt Gisela Blumer, Leiterin des Backnanger Ordnungsamtes. Fast überall, wo das vom Kreis finanzierte Basisangebot hinter dem derzeitigen Angebot zurückbleibt, springt sie deshalb in die Bresche, etwa bei der Verbindung zum Pflegeheim Staigacker, die im Basisangebot fehlt. Die Kosten für diese sogenannten Zubestellungen übernehmen Stadt und Kreis jeweils zur Hälfte. Verzichtet hat die Stadt auf Zubestellungen lediglich dort, wo es aus ihrer Sicht Alternativen gibt, etwa auf der Linie 335 zwischen Backnang und dem Rems-Murr-Klinikum in Winnenden. Wer stattdessen mit der S-Bahn nach Winnenden fahre und dort in den Bus umsteige, sei sogar schneller am Ziel, heißt es zur Begründung. Im Gegenzug soll es einige echte Verbesserungen geben, von denen vor allem Fahrgäste profitieren würden, die mit dem Bus zur S-Bahn wollen. Alle Zubringerbusse zum Backnanger Bahnhof sollen künftig werktags zwischen 6 Uhr und 20 Uhr im 30-Minuten-Takt fahren. Zwischen 20 und 24 Uhr sowie am Wochenende ist ein 60-Minuten-Takt geplant. „Der Fahrplan wird dadurch transparenter“, sagt Gisela Blumer, „man muss nicht mehr jedes Mal nachschauen, ob ein Bus fährt oder nicht.“
Und noch ein weiterer Wunsch könnte sich ab 2019 erfüllen: ein sogenannter Ringbus, der vom Bahnhof, vorbei am Wonnemar in die nördlichen Stadtteile und von dort wieder zurück zum Bahnhof fährt. Damit würde man nicht nur diesen Bereich besser an die Innenstadt anbinden, sondern könnte auch den Anschluss Richtung Ludwigsburg verbessern. „Wir würden diese Linie mit den Abfahrtszeiten der S 4 vertakten“, sagt Blumer. Die anderen Busse sind nämlich alle auf die S 3 Richtung Stuttgart ausgelegt. Die Kosten für die neue Linie schätzt die Stadt auf 64 000 Euro pro Jahr. In ersten Gesprächen habe der Landkreis Bereitschaft signalisiert, die Hälfte davon zu übernehmen. Unterschrieben ist allerdings noch nichts.
Mehr Leistung für weniger Geld – das klingt fast zu schön, um wahr zu sein. Und das ist es wohl auch: Denn der Kreis finanziert sich über die Kreisumlage, die wiederum die Städte und Gemeinden bezahlen. Sollte die Umlage wegen der Neuregelung beim ÖPNV ab 2019 steigen, ist also auch die Stadt Backnang als Zahlmeisterin wieder mit im Boot.