Von Matthias Nothstein
BACKNANG. Die Macher beim Obst- und Gartenbauverein Backnang können es nicht länger mitanschauen: Seit Jahren liegt die Obere Walke brach. Nach dem Abriss der Industriegebäude tut sich auf dem Areal nichts mehr, Unkraut und Büsche wuchern, und das ausgerechnet neben der Straße, die Gartenstraße heißt.
Jetzt aber geht es voran. Nicht mit der Bebauung, da tut sich nach wie vor nichts. Aber dem örtlichen OGV-Vorsitzenden Alexander Weißbarth ist es nach langen Verhandlungen mit der Stadtverwaltung und dem Grundstücksbesitzer Doblinger gelungen, eine Nutzungsvereinbarung zu erzielen. Jeder, der Interesse hat, erhält eine Parzelle des Geländes zur kostenfreien Bewirtschaftung überlassen.
Die künftigen Schrebergärten haben alle eine Größe zwischen 2,5 und 4 Ar und werden vorerst für fünf Jahre vergeben. Auf den bisherigen Boden wird in den nächsten Tagen Humus aufgebracht, damit die künftigen Hobbygärtner gleich loslegen können. Die Art und Weise der Einzäunung richtet sich nach den Vorschriften des OGV Backnang, Hecken werden mit einem Zuschuss gefördert, Maschendrahtzäune eher kritisch gesehen. Wenn es mehr Interessenten als Grundstücke auf der vier Hektar großen Fläche gibt, entscheidet das Los.
Alexander Weißbarth und sein Team beraten alle Interessenten zu den Themen Fruchtfolge, Düngung und Spritzungen. Vorträge und Workshops schließen sich an. Als besonderen Anreiz werden Apfel- und Birnenbäumchen verschenkt (maximal zwei je Sorte und Grundstück) sowie selbst gezogene Tomaten-Setzlinge verteilt (solange der Vorrat reicht).
Oberbürgermeister Frank Nopper ist nach anfänglicher Skepsis mittlerweile von dem Engagement überzeugt. Ihm war die Brache im Herzen der Murr-Metropole schon lange ein Dorn im Auge. Jetzt freut er sich auf die neue grüne Lunge zwischen Murr und Gartenstraße. „Kurz habe ich überlegt, ob ich mich nicht selbst um ein Gärtchen bewerbe, aber ich habe keine grünen Daumen“, so das Stadtoberhaupt. Er freut sich aber, wenn viele Bürger Interesse zeigen und mit ihrem Engagement dazu beitragen, dass die Stadt erblüht.
Eher pragmatisch und weniger emotional sieht Erster Bürgermeister Michael Balzer das Ganze. Er verweist vielmehr darauf, dass so viele Bürger ihr Gemüse und Obst selbst anbauen können, „man weiß ja nie, ob nicht noch schlechte Zeiten kommen“.
Die Vergabe der Parzellen erfolgt am heutigen Freitag um 11 Uhr direkt vor Ort. Bewerber treffen sich beim PicksRaus-Parkplatz am Stand des OGV. Dort gibt es auch die Unterlagen für die schriftliche Bewerbung. Für die Bewirtung sorgen die Landfrauen Backnang/ Großerlach.