Von Kornelius Fritz
BACKNANG. Hermann Püttmer ist ein Mann, der sich gerne in Rage redet, und das tut er besonders gerne, wenn es um die Backnanger Stadtverwaltung geht. Nicht alles, was der Geschäftsführer der Riva Engineering dann sagt, ist zitierfähig, doch klar ist: Der Mann fühlt sich ungerecht behandelt. „Die Stadt legt mir Prügel in den Weg“, schimpft Püttmer. Dass er an der Villa Adolff, die in Backnang auch unter dem Namen Villa Breuninger bekannt ist, nicht weitermachen kann, geht ihm gegen den Strich.
Der Unternehmer hatte die alte Fabrikantenvilla in der Eugen-Adolff-Straße vor Jahren von den Breuninger-Erben gekauft und aufwendig saniert. Ursprünglich wollte er daraus ein Gästehaus für seine arabischen Geschäftspartner machen, doch weil die lieber in Stuttgarter Nobelhotels residieren als in Backnang, beherbergt die Villa nun das neu gegründete Tochterunternehmen Riva Immobilien. Den Garten würde Püttmer gerne für öffentliche Kulturveranstaltungen nutzen. Ein erster Test mit den „Jungen Tenören“ im vergangenen Sommer war ein voller Erfolg.
Um solche Konzerte regelmäßig anbieten zu können, brauche man aber Platz für mindestens 800 Besucher, sagt Püttmer: „Nur dann macht es wirtschaftlich Sinn.“ Doch für ein so großes Publikum fehlte in dem zur Murr abfallenden Garten der Platz. Deshalb hat Püttmer Erdreich aufschütten lassen, um das Gelände zu begradigen. Auf der ebenen Fläche wollte er eine Art Amphitheater und einen künstlichen See anlegen – doch so weit ist es nicht mehr gekommen: Am 22. April 2015 wurden die Bauarbeiten auf Anordnung der Stadt gestoppt. Der Grund: Es waren deutlich mehr als die beantragten und genehmigten 19000 Kubikmeter aufgeschüttet worden. Anfangs war vom Doppelten die Rede, tatsächlich waren es rund 31 000 Kubikmeter, wie eine Messung später ergab. Zu viel war’s in jedem Fall – das streitet auch Hermann Püttmer nicht ab.
Nopper: „Auf viele Fragen gibt es noch keine Antworten.“
„Das war aber kein böser Wille“, beteuert der Riva-Chef. Nach dem Bauantrag habe er von der Stadt noch ein benachbartes Grundstück hinzugekauft. Weil das Gelände dadurch größer geworden sei, habe man auch mehr auffüllen müssen und vergessen, das noch einmal neu zu beantragen: „Das habe ich leider übersehen“, sagt Püttmer. Aus seiner Sicht ist das Ganze allerdings nur ein Formfehler. Dass er deswegen seit einem Jahr nicht weiterbauen kann, versteht er nicht. Zumal er der Meinung ist, die Stadt müsse ihm eigentlich dankbar dafür sein, dass sie zum Nulltarif eine neue Freilichtbühne bekommt. Auch die Wirtschaftsgespräche könnten dann künftig wieder an der Villa stattfinden. „Das wäre doch eine Bereicherung für die Stadt Backnang. Deshalb würde ich schon erwarten, dass man mir ein bisschen mehr entgegenkommt“, sagt der Unternehmer.
Oberbürgermeister Frank Nopper sieht die Sache nüchterner. „Der Gedanke hat sicher einen gewissen Charme“, sagt der OB. Er selbst und große Teile des Gemeinderats bezweifeln allerdings, ob der Garten der Fabrikantenvilla für Veranstaltungen dieser Größenordnung wirklich geeignet ist. „Wenn 500 bis 1000 Leute kommen, braucht man ja auch entsprechende Parkplätze“, sagt Nopper. Außerdem befürchtet er, dass durch die erhöhte Lage über dem Murrtal die halbe Stadt beschallt werden könnte. „Auf viele Fragen gibt es noch keine Antworten“, erklärt Nopper.
Wobei es für ihn im Moment ohnehin erst einmal nur darum geht, was mit dem illegal aufgeschütteten Erdreich passiert. Alles wieder abtragen? Oder doch so lassen, wie es ist? Oder ein Kompromiss dazwischen? Diese Frage soll ein Gutachten des Landschaftsplaners Sigurd Henne aus Bruchsal klären, das die Stadt – auf Kosten von Hermann Püttmer – in Auftrag gegeben hat. Am 8. April soll es vorgelegt werden. Inzwischen hat der Riva-Chef allerdings selbst noch zwei weitere Gutachter beauftragt. „Es schadet doch nichts, wenn wir mehrere Varianten haben. Die schauen wir uns dann gemeinsam an und wählen die beste aus“, schlägt er vor. OB Nopper ist aber auch bei diesem Vorschlag zurückhaltend: „Es ist eigentlich übliche Praxis, dass man sich auf einen Gutachter verständigt, der dann auch maßgebend ist.“ Nachdem der OB das Gutachten von Professor Henne bereits gelesen hat, ist er aber optimistisch, dass man sich einigen wird: „Ich gehe davon aus, dass wir eine Lösung finden werden, mit der auch Herr Püttmer weitgehend leben kann.“