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Ratsmehrheit gegen Stadtteil-Votum

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Von Reinhard Fiedler

BACKNANG. Einheimische kennen das gewaltige Gebäude, Fremden fällt es von der B14 auf der Fahrt von Maubach gen Backnang auf. Die zu großen Teilen auf Heininger Gemarkung liegende FK-Halle prägt schon aus der Ferne das Bild von Backnangs Industriegebiet-Süd. Der Bau war schon vor seiner Genehmigung in den kommunalen Gremien nicht unumstritten. So sprach beispielsweise Erster Bürgermeister Michael Balzer im März des Jahres 2007 von einem „wahnsinnig großen Gebäude“. Und deshalb, so war man sich seinerzeit einig, sollten dem Bauherrn wenigstens einige Auflagen gemacht werden. Begrünung, Pflanzgebote und dergleichen. Doch so ganz waren Stadträte als auch Verwalter damit nicht zufrieden, wie sie jetzt den entsprechenden Eindruck vermittelten.

Eigentlich war es mal wieder eine formale Angelegenheit, mit denen sich der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung zu befassen hatte – es ging um den Bebauungsplan für jenes Gebiet, auf dem die Halle von FK steht. Es sollten die rechtlichen Voraussetzungen für eine neue Lagerhalle mit Büro und Werkstatt geschaffen werden. Dieses Gebäude wird nach den Plänen etwa 55 mal 55 Meter groß und knapp 13 Meter hoch werden und sich direkt an der Westseite des vorhandenen Gebäudes anschließen.

Den Grund für den geplanten Neubau nannte Baurechtsamtsleiter Helmut Wagner in der Sitzungsvorlage: Neuausrichtung der FK Automotive. Und: „Insbesondere aufgrund der Veränderungen auf dem Kfz-Tuningmarkt sind die bestehenden Betriebsgebäude und die Logistikhalle zu groß.“ Die existierende Halle sei an ein Logistikunternehmen vermietet, im Zuge der Umstrukturierung von FK sei auch eine Carbonteileentwicklung geplant.

Der Technische Ausschuss hatte dem Gemeinderat (bei einer Gegenstimme und einer Enthaltung) zwar ein Okay zum Neubau empfohlen, anders jedoch der Ortschaftsrat Heiningen. Von dem kam „ein klares Votum“ dagegen, wie Katja Caspari, Vizechefin im Stadtplanungsamt, den Räten sagte. Damit bezog das Teilortsgremium die gleiche Position wie schon vor dem Bau der ersten großen Halle. Auch damals war, in der Ära von Ortsvorsteher Heinz Franke, ein Nein aus Heiningen zu hören gewesen. Leonhard Groß, aktueller Ortsvorsteher, bekräftigte den neuen Widerspruch: „Das war einstimmig.“ Im Wissen, dass der Gemeinderat dem Unternehmen trotzdem den Weg ebnen wird, appellierte Groß ans Rathaus, darauf zu schauen, dass aktuelle Auflagen (etwa Erdauffüllung, Bepflanzungen) auch erfüllt werden. Stadtplanerin Katja Caspari sagte dies zu. „Das wird alles kontrolliert“ und es werde „abgestimmt“ mit Firmenchef Uwe Mühlberger, der die Sitzung verfolgte.

Ein Stadtteil, vertreten durch seinen Ortschaftsrat, sagt Nein, und Verwaltung und Gemeinderatsmehrheit sagen Ja? Ein sehr seltener Fall in Backnang. Denn es wurde oft genug das Hohelied auf die Meinung der Stadtteilgremien gesungen. Gegen ihr Votum, so hieß es stets sinngemäß, boxt der Gemeinderat nichts durch.

Dr. Lutz-Dietrich Schweizer (CIB-Fraktion ) formulierte es bewusst überzogen: „Wir hatten mal ausgemacht, dass ein Ortschaftsrat nur in lebensgefährlichen Notfällen nicht überstimmt wird.“

OB Dr. Frank Noppers Erklärung: Es handele sich um die elementare Weiterentwicklung einer Firma, „wir sehen die Sache etwas anders“. Zumal das Projekt zwar auf Heininger Gemarkung verwirklicht werden solle, es stehe jedoch nicht im Zusammenhang mit der Heininger Bebauung. Wiederum Leonhard Groß: „Wir haben halt Bauchweh bei dieser Sache.“ Weil eben auch schon früher zugesagte Bepflanzungen „nicht ganz“ erfolgt seien. „Sie sieht nicht gut aus, diese Halle“, meldete sich auch Karl Scheib, BfB-Rat aus Maubach, zu Wort.

Das war noch ein Hinweis, dass damals so manches eher suboptimal gelaufen ist. Der Oberbürgermeister verstand dies sehr wohl und räumte indirekt Versäumnisse ein: „Da sind Dinge in der Vergangenheit passiert, die verbesserungsbedürftig sind.“

Als auch noch der SPD-Fraktionsvorsitzender und frühere Ortsvorsteher Heinz Franke sein Missfallen über die Nichtberücksichtigung des Heininger Beschlusses zum Ausdruck gebracht und ebenfalls auf wohl nur ungenügende Auflagenerfüllung hingewiesen hatte, sah sich der OB erneut veranlasst, Fehler der Verwaltung – sprich: Baudezernat – anzuerkennen. Um dann sogleich auf einen anderen zu zeigen: „Ihre Kritik ist insbesondere an demjenigen berechtigt, der das nicht umgesetzt hat.“ Uwe Mühlberger vernahm dies auf einem Zuhörerstuhl ohne Mienenspiel.

Schlussendlich stimmte der Gemeinderat ab: Das Gros der Räte sagte Ja, einer enthielt sich, zwei stimmten mit Nein. Mithin war einem Schlussappell des Oberbürgermeisters Erfolg beschieden: „Es stellt sich die Frage, ob wir die Entwicklung zweier Unternehmen blockieren oder ob wir ihre Zukunft im Blick haben.“

Was am Rande der Sitzung und in Vier-Augen-Gesprächen klar wurde: Mit Freuden hatte kaum jemand zugestimmt.


            Dieses über 100 Meter lange Gebäude der FK Automotive wird vermietet, die Firma will sich neu strukturieren: Dazu wird sie nun eine deutlich kleinere Halle an der Westseite bauen.Foto: E. Layher

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