Von Matthias Nothstein
SULZBACH AN DER MURR. Die Tatsache, dass der Industriebrache am Sulzbacher Eck neues Leben eingehaucht werden soll, stieß bei allen Beteiligten auf Wohlgefallen. Trotzdem gab es heftige Kritik am geplanten Kreisverkehr. Etwa zwei Dutzend Bürger wollten sich die Diskussion hierzu anhören und löcherten bereits in der Bürgerfragestunde zu Beginn der Sitzung die Verwaltung mit entsprechenden Fragen. Einziges Manko des Kreisels ist, dass Verkehrsteilnehmer von der Friedhofstraße künftig nur noch rechts abbiegen dürften. Das war laut bisherigem Planungsstand die einzige Möglichkeit, weil die Einmündung der Straße zu nah am Kreisel liegt.
Für die Betroffenen ein Unding. Sie müssten dieser Planung zufolge künftig von der Friedhofstraße rechts in die Haller Straße abbiegen. Und an der folgenden Einmündung auf die B14 sei Linksabbiegen nicht möglich, so die Behauptung. Also müssten sie in Richtung Großerlach weiterfahren und irgendwo im Nirgendwo wenden. Erboste Empfehlungen aus der Bürgerschaft: „In Großerlach oder vielleicht besser in Mittelfischbach.“
Ein Bürger trieb die Schilderung auf die Spitze. Er erinnerte, dass Fahrzeuge, die aus Richtung Großerlach kommen, auch an der Tankstelle nicht nach links abbiegen dürfen. Es hilft also auch nichts, wenn jemand am nördlichen Ende des umplanten Dreiecks auf die B14 abbiegt. Wenn er später in Richtung Murrhardt wollte, müsste er an der Tankstelle erst rechts abbiegen, dann links in die Kleinhöchberger oder Backnanger Straße und schließlich durch den Ort irgendwie wieder zurück in Richtung Osten. Der Bürger: „Wir laufen 50 Meter zum nächsten Einkaufsmarkt, aber mit dem Auto müssen wir zwei Kilometer fahren.“
Zu Beginn der Diskussion schien es so, als wolle Bürgermeister Dieter Zahn die Bedenken nicht teilen. Er erklärte zumindest, dass die Alternative, wenn der Kreisel nicht gebaut werden kann, eine Vollsignalisierung der Kreuzung wäre. Also Ampeln in jeder Richtung. Dann jedoch signalisierte der Rathauschef Verständnis für den Unmut: „Die Anregung ist angekommen.“ Für einen Bürger war dies zu wenig: „Das ist mehr als nur eine Anregung.“ Ein anderer Sitzungsbesucher hatte auch gleich einen Lösungsvorschlag. Mit einer Stoppstelle sollte es möglich sein, von der Friedhofstraße auch nach links abbiegen zu können. Schließlich sei dieser Teil der Kreuzung bislang nicht als Unfallschwerpunkt aufgefallen.
Minuten später – die Bürgerfragestunde war längst vorüber – stand das Thema im Rahmen des Bebauungsplanverfahrens wieder auf der Tagesordnung. Zahn erklärte zuerst die Gründe, weshalb die Gemeinde das Gebiet überplanen will. Auf der Gewerbebrache soll ein Netto-Discount-Markt gebaut werden. Zudem möchte das Unternehmen Autohaus Mulfinger ein fünfstöckiges Gebäude für seine Zentralverwaltung errichten. Und: Durch die Realisierung eines Kreisels würde der Unfallschwerpunkt Haller Straße/Umgehungsstraße L1066 entschärft werden können.
Claus Wolf vom Mutlangener Ingenieurbüro LK&P schilderte, was in dem Gebiet alles realisiert werden soll. Von dem bestehenden Gebäude wird nur der obere Bereich abgerissen, das Untergeschoss bleibt erhalten. Hier wird Netto einen 800 Quadratmeter großen Einkaufsmarkt und 62 Stellplätze bauen. Laut Bebauungsplan sind als maximale Höhe 6,75 Meter erlaubt. Daneben entsteht das fünfstöckige Mulfinger-Verwaltungsgebäude. Wobei im Erdgeschoss 45 Stellplätze vorgesehen sind. Es folgen drei Etagen Büroflächen, für das fünfte Stockwerk wird vorerst nur das Treppenhaus gebaut. Für den Vollausbau gibt es eine Option. Die Höhe des Treppenhauses: 18 Meter. Derzeit sind 100 Prozent des Areals versiegelt, künftig werden es 95 Prozent sein. Wobei Discounter und Verwaltungsgebäude begrünte Dächer und die Stellplätze ein wasserdurchlässiges Pflaster erhalten sollen. Wolf: „Unterm Strich ist künftig deutlich weniger versiegelt.“
Nach den Bürgern meldeten sich auch einige Gemeinderäte wegen des Kreisels zu Wort. So etwa Reinhardt Schiller. Er verwies darauf, dass viele Schwerlasttransporte auf der Strecke unterwegs seien. Wolf räumte eventuelle Bedenken aus: „Die Verkehrsinsel ist überfahrbar und die Trenninseln an den Fußgängerüberwegen sind vorgeschrieben und nötig.“ Auch Klaus Wasiliew war mit den im Entwurf enthaltenen Zebrastreifen nicht restlos zufrieden.
Vermutlich waren es Einlassungen dieser Art, die Uwe Weber fast den Kragen platzen ließen. Lautstark wies er auf die historische Chance hin, jetzt einen Kreisverkehr bauen zu können. Der Grundstücksbesitzer, von dem Gelände benötigt wird, „der gibt uns den Platz und sogar noch Geld“. Weber: „Jeder Kreisel ist besser als der jetzige Zustand. Wir müssen uns gut überlegen, wie wir zu dem Vorschlag stehen. Solche Kreisel funktionieren tausendfach im ganzen Land.“ Ulrich Boitin und Edelgard Löffler sahen’s genauso. Sie gaben beiden den Planern den Auftrag mit, den Knackpunkt Linksabbiegen von der Friedhofstraße zu lösen. Boitin: „Ein Kreisel ist die ideale Lösung.“ Löffler: „Wir haben jetzt die einmalige, historische Chance, den Kreisel zu bauen.“