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Drei Betrunkene in Gewahrsam

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BACKNANG (pol). Mit einer äußerst aggressiven Personengruppe hat es die Polizei Backnang am Mittwoch kurz vor 16 Uhr zu tun bekommen. Die Beamten waren zum Bahnhof gerufen worden, weil dort ein Trio handgreiflich geworden sein soll. Vor Ort trafen die Polizisten eine 21-jährige Frau sowie zwei 21 und 22 Jahre alte Begleiter an, die alle stark alkoholisiert waren. Die junge Frau trat bei der Kontrolle unvermittelt nach den Beamten und beleidigte diese beharrlich. Auch die beiden Jungspunde zeigten sich äußert aggressiv. Beide waren aufgebracht und schlugen letztlich auch gegen die Beamten.

Wie bislang in Erfahrung gebracht werden konnte, wurde auch eine Passantin mit Fußtritten gegen das Schienbein verletzt. Die Polizei hat alle drei Tatverdächtigen zur Gefahrenabwehr in Gewahrsam genommen. Die Strafverfahren wegen Körperverletzung, Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte und Beleidigungen sind eingeleitet. Die Polizei bittet unter Telefon 07191/909-0 um Hinweise. Insbesondere Passanten, denen die Personengruppe aufgefallen ist oder die von ihr gar tätlich angegangen wurden, sollten sich melden.


Stau gehört der Vergangenheit an – vorerst

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Von Matthias Nothstein

BACKNANG. Die Baustelle neben der Aspacher Brücke hatte es in sich. Erst wurde über Wochen hinweg in der Gerberstraße gegraben, dann zum Teil sogar mitten im anschließenden Kreisverkehr. Es folgte ein kurzes Stück in der Aspacher Straße und zum krönenden Abschluss ein 80 Meter langer Abschnitt in der Talstraße.

Solange der Verkehr dort noch in beiden Richtungen funktionierte, hielten sich die Einschränkungen aufgrund von Engstellen in Grenzen. Spätestens jedoch als zu Monatsbeginn die Fahrtrichtung von der Sulzbacher Brücke zur Aspacher Brücke gesperrt wurde, waren die Beeinträchtigungen für jeden Autofahrer in diesem Bereich spürbar. Vor allem während der Rushhour.

Zum Problemfall wurde ausgerechnet der Bleichwiesenkreisel am anderen Ende der Talstraße. Dessen Leistungsfähigkeit ging aufgrund mehrerer Faktoren in die Knie. Etwa weil viele Autofahrer die Grabenstraße als Verbindung zur Aspacher Straße nutzten. Wenn dann der Verkehr in der verkehrsberuhigten Zone stockte, wirkte sich das auf den Kreisel aus. Und Gründe zum Stocken gibt es etliche. Etwa der Zebrastreifen am Anfang der Grabenstraße. Oder die Linienbusse, die an den Haltestellen warten. Oder Autos, die seitlich rückwärts einparken wollen. Aber auch das Wegfahren aus dem Bleichwiesenkreisel in Richtung Feuerwehr wurde durch das erhöhte Verkehrsaufkommen erschwert.

All dies führte dazu, dass die Autos aus der Talstraße nicht wie üblich fließend in den Bleichwiesenkreisel einfahren konnten. Staus bis zur Einfahrt des Biegel-Parkhauses waren die Folge, zum Teil sogar bis zur Einfahrt des Parkhauses Stadtmitte. In extremen Fällen staute sich die Blechkarawane sogar bis zum Kreisel Aspacher Brücke, was dann wieder Auswirkungen auf den Verkehrsfluss in der Grabenstraße hatte. So biss sich die Katze in den Schwanz.

Kleine Restarbeiten an Schächten dauern noch bis Mitte November an

Doch dies gehört ab heute Nachmittag der Vergangenheit an. Hans Bruss vom Stadtbauamt Backnang bestätigte gestern, dass die Baumaßnahmen der Spezial-Kanalbaufirma Bramm aus Vaihingen an der Enz fristgerecht abgeschlossen werden konnten. Auch die Straßenoberfläche konnte zum Teil gestern noch wiederhergestellt werden. „Spätestens am Freitagnachmittag läuft der Verkehr wieder“, so die Prognose des Amtsleiters.

Bruss kündigte zwar noch kleinere Restarbeiten an Schächten und Ähnlichem an, die sich bis Mitte November hinziehen, „aber dafür sind weder Sperrungen noch Umleitungen nötig“. Laut Bruss wird es noch ein paar Engstellen geben, „aber an denen kann der Verkehr problemlos vorbeigeführt werden“.

Nachdem auch die sehr hinderliche Baustelle in der Weissacher Straße vor einigen Tagen schon aufgelöst werden konnte, gibt es nun pünktlich zum Gänsemarkt-Wochenende keine Baustelle mehr mit gravierenden Auswirkungen auf den Verkehrsfluss. Zwar wird in der Karl-Krische-Straße noch voraussichtlich bis Ende November gegraben, aber die dadurch entstehenden Behinderungen zählen zur Kategorie „überschaubar“.


            
              Der Bleichwiesenkreisel erwies sich in den vergangenen Wochen als Achillesferse des Backnanger Straßenverkehrs. Vor allem zu Stoßzeiten stauten sich die Autos in der Talstraße weit zurück. Foto: A. Becher

Edelreservist als Joker

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(mic). Landesliga: TTV Burgstetten – TSV Oberbrüden. Gezwungenermaßen müssen Oberbrüdens Tischtennismänner im morgigen Nachbarschaftsduell der Landesliga (15 Uhr, Gemeindehalle Kirchberg) mit Edelreservisten Szabolcs Marosffy einen Trumpf aus dem Ärmel ziehen. Punktegarant Christoph Krenzlin ist beruflich verhindert, sodass der international erfahrene Marosffy nach zwei Jahren Pause wieder die TSV-Farben trägt. „Wir sehen uns zwar als Favoriten, haben aber Respekt vor Burgstetten angesichts der guten Ergebnisse, die der TTV bisher erzielt hat“, zeigt sich Oberbrüdens Oliver Letzgus trotz der Personalumstellung verhalten optimistisch für seinen TSV. „Nach der unerwartet hohen Niederlage in Beinstein geht es für uns zunächst darum, wieder in die Erfolgsspur zu finden“, will Letzgus, dass der Tabellendritte (6:2 Punkte) auch nach dem Derby den Anschluss an den ungeschlagenen Spitzenreiter Beinstein nicht verliert.

Dagegen muss Burgstetten nach dem personellen Umbruch im Kader vor der Saison möglichst viel Abstand zur Abstiegsregion halten. Das gelingt dem Tabellenvierten (6:4 Punkte) bisher ganz gut. „Nachdem wir die vermutlichen leichteren Spiele zu Beginn der Saison hatten, kommen langsam die richtigen Kracher der Liga“, will TTV-Youngster Nicolai Kutschera sich vom Tabellenstand nicht blenden lassen. Denn: Auf dem Platz der Abstiegsrelegation liegt die SK Stuttgart nur drei Zähler zurück. Gering schätzt Kutschera die Chancen im Derby für seinen TTV ein, trotz Heimvorteils. „Ich hoffe dennoch, dass wir unsere Bezirkskonkurrenz ein wenig ärgern und ein paar Punkte abnehmen können.“

Bezirksliga

Unter anderem spielen – Sonntag, TTC Hegnach II - SF Großerlach (14 Uhr, Sporthalle der Burgschule)

Bezirksklasse

Unter anderem spielen – Samstag: TTV Burgstetten III – VfR Birkmannsweiler IV (15, Gemeindehalle Kirchberg), TSV Schmiden – TV Murrhardt II (18.45, Sporthalle der Anne-Frank-Schule), TTC Hegnach III – TSV Oberbrüden II (19, Sporthalle der Burgschule), Korb – TSG Backnang (19.30, Mehrzweckhalle Kleinheppach). – Sonntag: GTV Hohenacker – TV Murrhardt II (10, Kleinturnhalle Hohenacker)

Aspach will Auswärtsbilanz aufpolieren

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Von Steffen Grün

Daheim präsentieren sich die Jungs um Kapitän Daniel Hägele in dieser Runde deutlich stärker als auswärts. 13 von 18 Punkten holte Aspach im eigenen Stadion, nur 5 in der Fremde. In Unterhaching feierte die SG einen klaren 4:1-Sieg, dazu kamen torlose Unentschieden in Rostock und Jena – mehr war bislang nicht drin. In Paderborn (0:5) und Wiesbaden (0:5) gerieten die Schwaben unter die Räder, auch die Pleite in Halle (0:3) war bitter.

Ihren aktuellen achten Platz, mit dem sie durchaus zufrieden sein können, haben die Fußballer aus dem Fautenhau also vor allem ihrem guten Abschneiden in der Mechatronik-Arena zu verdanken. Daheim hui, auswärts pfui – das war seit dem Drittliga-Aufstieg vor bald dreieinhalb Jahren auch schon ganz anders, insbesondere in der Saison 2015/2016. Damals eroberte die SG zu Hause nur 23 Zähler, auf fremden Plätzen dagegen 31 – das eine die Bilanz eines Abstiegskandidaten, das andere dafür aufstiegsverdächtig. Auch 2014/2015 und 2016/2017 belegte Aspach im Heimranking einen besseren Platz als im Auswärtstableau, doch in der vergangenen Saison war es schon knapp.

Jetzt also die endgültige Trendwende, wobei Keeper Kevin Broll und seine Kollegen aufpassen müssen, dass daraus kein Problem wird. Damit sich eine mögliche Auswärtsschwäche erst gar nicht verfestigen kann, gilt es in Lotte und Bremen gegenzusteuern. Umso mehr Punkte die SG aus diesen zwei Begegnungen mitnimmt, desto beruhigter kann sich die Truppe in der anschließenden Länderspielpause auf das Heimspiel gegen Erfurt am Samstag, 18. November, um 14 Uhr vorbereiten, ehe es schon wieder weit hinauf in den Norden zum Duell mit Neuling SV Meppen geht.

In Lotte spricht heute vieles dafür, dass Großaspachs Trainer Hildmann dieselbe Startelf ins Rennen schickt wie beim 3:1-Heimsieg gegen Chemnitz vor gut einer Woche und damit auch am 4-4-2 festhält. Sollte sich der 45-Jährige doch dazu entschließen, in der Abwehr wieder auf eine Dreierreihe umzustellen, wäre Özgür Özdemir ein Kandidat für den Platz neben Julian Leist und Kai Gehring. Yannick Thermann und Michael Vitzthum könnten die Außenbahnen beackern, ein Offensivakteur müsste weichen. Saliou Sané eher nicht, denn der Stürmer dürfte bei seinem Ex-Klub besonders motiviert sein.


            Wollen auch in Lotte viel Torgefahr entwickeln: Joseph-Claude Gyau und die SG. Foto: A. Becher

Im Handball doppelt hoch hinaus

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Von Sarah Schwellinger

Stolz blickt Bernhard Scheib zu seiner Tochter Jana, wenn die von Spielen mit der Nationalmannschaft und den Trainingseinheiten in Bietigheim erzählt. Beide verbindet neben der Familie noch die Liebe zum Sport – ihrem Sport, dem Handball. Er war mehrfach Torschützenkönig in der Regionalliga, die andere ist U17-Europameisterin. „Wir unterstützen sie, wo und wie es nur geht“, sagt der Vater zur Karriere der Tochter, „und wenn sie von heute auf morgen sagt, sie will nicht mehr, dann wäre das auch okay.“

Jana selbst sagt von sich: „Ich bin quasi in der Halle aufgewachsen.“ Da kam gar nichts anderes infrage, als mit dem Handball anzufangen. Bei Spielen des Papas sei sie oft dabei gewesen: „Aber so wirklich erinnern kann ich mich nur schwer. Als mein Vater aktiv gespielt hat, war ich ja noch sehr klein. Aber es gibt viele Fotos.“ Heute unterstützt die ganze Familie Jana. „Man geht viel beruhigter ins Spiel“, findet sie. „Natürlich freue ich mich, dass sie dieselbe Sportart betreibt und da so erfolgreich ist. Das macht mich sehr stolz.“ Während Bernhard das sagt, huscht ein zufriedenes Lächeln über sein Gesicht. Aber die 16-Jährige bekam die Liebe zu der Sportart wohl in die Wiege gelegt. Denn auch ihre Mutter Regina spielte Handball, sowie es ihre Schwester Nadine nun ebenfalls tut. Bereits 2011 wechselte Jana Scheib vom TVO in die Talentschmiede der SG BBM Bietigheim.

„Es macht absolut Sinn, so wie es jetzt bei Jana läuft“, erklärt Bernhard Scheib. Das Talent schon früh fördern, denn: „Was man in jungen Jahren verpasst hat, das lässt sich nur schwer in der Aktiven-Zeit nachholen.“ Er selbst probierte es erst spät. Mit 29 Jahren verließ er den TVO und versuchte mit dem SV Oßweil, in die zweite Bundesliga aufzusteigen.

„Heute ist alles viel professioneller“, so der 47-Jährige, „Schon von der Jugend an gibt es qualifizierte, lizenzierte Trainer.“ In seiner Regionalliga-Zeit habe er viermal die Woche trainiert, für Jana steht fast täglich Training auf dem Plan. „Wir trainieren auch Schnelligkeit und Kraft.“ Ein eigens für sie zugeschusterter Athletikplan zeigt, was und wie sie übt.

Heute habe sich nicht nur das Training verändert, sondern auch die Dynamik im Team. „Konkurrenzkampf ist bei uns schon ein Thema“, gibt Jana zu. „Aber als Team hält man zusammen. Wir haben in der Liga wie auch in der Nationalmannschaft ein gutes Teamgefüge.“ Trotzdem habe jede einzelne Spielerin ihre eigenen Ziele und ihr eigenes Trainingspensum. Da sei es schwer, außerhalb der Trainingszeiten noch zusammenzusitzen. „Bei uns war das anders“, wirft Bernhard Scheib ein, „bei uns gab es immer wieder eine Kiste Bier oder ein Kabinenfest. Aber auch heute ist es beim HCOB so, dass die Gemeinschaft groß und der Zusammenhalt gut ist.“

Irgendwo zwischen Vereinstraining, Lehrgängen und wichtigen Spielen in der Dritten Bundesliga oder Junioren-Nationalmannschaft muss auch noch die Schule ihren Platz finden. Hausaufgaben und auch Klausuren werden von den Lehrern des Stuttgarter Cotta-Gymnasiums, einer sogenannten Eliteschule des Sports, auf dem Tablet geliefert, wenn Jana mal wieder in Sachen Handball unterwegs ist. „Ich bewundere sie, wie sie Schule und Sport unter einen Hut kriegt und sie macht das ja alles freiwillig.“

Während Papa Bernhard vor Stolz bald platzt, strotzt Jana vor Ehrgeiz. Ihre Ziele sind klar definiert: „Ich möchte in der Ersten Bundesliga Fuß fassen. Wenn es klappt, will ich es auch international probieren.“ Und dann schiebt sie breit strahlend hinterher: „Und natürlich mal ein Champions-League-Spiel.“

Auch Bernhard Scheib stand einst kurz vor der Karriere in der Ersten Bundesliga. „Ich hatte auch ein Angebot, aber mit dem Studium in Heilbronn und aus weiteren persönlichen Gründen war es dann nicht möglich, weiter weg zu gehen.“ Seine zwei Jahre in Oßweil sollten einen späten Einstieg in die Zweite Bundesliga bedeuten und damit die letzte Gelegenheit, so eine Chance zu ergreifen: „Wir wurden zweimal Zweiter. Einmal scheiterte es nur am schlechteren Torverhältnis.“ Er kehrte zurück zum Heimatklub Oppenweiler. „Unsere Spieler kamen ja alle aus der näheren Umgebung. Man trifft heute noch die Weggefährten in den Hallen.“ Janas Handballkolleginnen kommen aus ganz Deutschland.

Ihre Familie war selbstverständlich dabei, als sie mit der deutschen U17 Europameister wurde. Sie selbst brauchte eine Weile, das Ganze zu verstehen. Ihr Vater findet da passende Worte: „Es ist einfach toll, die eigene Tochter für das Nationalteam spielen zu sehen.“

  Im Rahmen dieser Serie bittet unsere Zeitung Vertreter verschiedener Generationen aus einer Sportart zum Erfahrungsaustausch. Um viele Blickwinkel abdecken zu können, wird die Altersdifferenz bewusst flexibel sein.


            Zwei Generationen, zwei Wege im Handballsport: Jana und ihr Papa Bernhard Scheib begannen ihren Karriere beim TV Oppenweiler.Foto: A. Becher

Traumpalast: Brandursache weiter unklar

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BACKNANG (yw). Der Spielbetrieb im Backnanger Traumpalast ist nach dem Brand in der vergangenen Woche (wir berichteten) wieder aufgenommen worden. Obwohl die Kinoräume weder vom Brand selbst noch vom Löschwasser direkt betroffen waren, war der Betrieb vorerst eingestellt worden. Die Ursache, die zu dem Feuer führte, ist indessen weiter unklar.

Das Feuer hatte im vorderen Bereich des Gebäudes Eduard-Breuninger-Straße 23 vor allem im ersten Obergeschoss für erheblichen Schaden gesorgt. Dort wohnte auch ein 31-Jährige, der bei dem Brand schwere Verbrennungen erlitten hat und der mit einem Hubschrauber in die Uniklinik Tübingen geflogen werden musste. Dort sei er in ein künstliches Koma versetzt worden. 20 Prozent der Haut sei verbrannt, zudem habe er eine Rauchgasvergiftung erlitten.

Laut ersten Angaben der Polizei war der 31-Jährige aus dem Fenster gesprungen. Diese Aussage revidierte Polizeisprecher Rudolf Biehlmaier gestern: „Wir hatten das nach Zeugenaussagen berichtet, diese Aussagen haben sich aber nicht bestätigt.“ Der Mann sei aus dem Koma erwacht, liege weiter im Krankenhaus. „Wir haben ihn noch nicht vernommen, um Näheres über das Feuer zu erfahren“, so Biehlmaier. Die Ermittlungen zur Brandursache dauern an.

Kreative Kürbisparade unserer Leser

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Von Yvonne Weirauch

 

BACKNANG/MURRHARDT. Grimmig-geschlitzte Augen, gruselig-grinsender Gesichtsausdruck, große Mäuler, leuchtende Zähne, spuckende Köpfe – unsere Leser haben sich allerhand einfallen lassen, um einen Kürbis auf besondere Art und Weise auszuhöhlen. Die Backnanger Kreiszeitung und die Murrhardter Zeitung haben bei ihrer Aktion kreative Künstler gesucht, die ihre geschnitzten Kürbisgeister präsentieren. Zusammengekommen sind einige gruselige Kürbisköpfe, die wir in einer kleinen Kürbisgruselparade zeigen wollen. Mehr als 20 E-Mails haben uns erreicht. Hier präsentieren wir eine kleine Auswahl.
Das Virus, Kürbissen ein Gesicht zu geben, hat hier viele erfasst. Der Brauch, an Halloween Kürbisse auszuhöhlen, um mit den beleuchteten Fratzen böse Geister zu vertreiben, stammt aus Irland, wobei dort ursprünglich Rüben verwendet wurden. In den USA, wo die Tradition von den irischen Auswanderern weitergepflegt wurde, nahm man dann die dort häufiger vorkommenden Kürbisse. Seit den 1990er-Jahren werden die Kürbisgeister auch in Deutschland immer beliebter.
Mit dem Virus infiziert hat sich unter anderem auch Alexander Burger aus Sulzbach an der Murr. Seit seinem USA-Urlaub im Oktober 2015 und dem dortigen Halloweenfest ist er ein absoluter Halloweenfan: „Es war einfach überwältigend dort und wir wurden von dem Virus infiziert. Seitdem versuchen wir, es jedes Jahr etwas gruseliger zu gestalten. Dieser Kürbis wurde frei Schnauze von mir in der Garage mithilfe eines Cuttermessers und einem Löffel gefertigt. Als Deko habe ich eine alte Axt, etwas Kunstblut, Spinnen und die Netze verwendet. Alles ganz spontan.“
Der siebenjährige Paul Kaufmann aus Nellmersbach ist ganz stolz auf seinen Papa. Denn der muss sich zu Halloween jedes Jahr etwas Neues einfallen lassen. In diesem Jahr sollte es ein gruseliger Kürbis mit großem Maul sein, der gerade einen kleinen Kürbis verspeist. Der Kürbis wurde durch den Mund ausgehöhlt, sodass man ihn oben nicht aufschneiden musste.
Auch Jürgen Koop aus Weissach im Tal ist unserem Aufruf gefolgt. Er hat dazu beschrieben, wie er seine Gewächse verziert hat: „Die Konturen für die jeweiligen Gesichter werden mit schwarzem Filzschreiber vorgezeichnet. Als Werkzeug benötige ich ein großes und ein kleines Küchenmesser und einen Löffel zum Auskratzen. Dann arbeite ich mit einem Spezialwerkzeug. Es handelt sich hierbei um ein Sägeblatt aus einer elektrischen Handstichsäge mit einem Holzgriff einer Feile oder eines Handmeißels.“ Das Kürbisschnitzen hat auch Familie Bauer für sich entdeckt. Es gehöre im Herbst einfach dazu. Carmen Bauer hat uns die Kunstwerke zukommen lassen: „Mittlerweile schnitzen unsere Kinder Hanna (16) und ihr Bruder Leo (10) mit Begeisterung die Kürbisse ohne unsere Mithilfe. Selbstverständlich werden die fünf Freunde jeden Abend angezündet und bestaunt.“
Hannelore Österle aus Backnang erzählt von ihrem Enkel Finn. Er ist fast vier Jahre alt und freue sich über die tollen Kürbisse auf dem Feld seines Opas. Hannelore Österle: „Finn konnte es kaum erwarten, mit Mama Nadja und Tante Nici die Kürbisse heimzuholen.“ Ein Kürbiswurm mit großem Kopf sollte es werden. Diesen Wurm habe Finn sich im Erlebnispark Tripsdrill abgeschaut. „Tante Nici zeichnete mit Edding vor und mit Mama wurden die Kürbisse mit einem Kindermesser und geschickten Kinderhänden ausgehöhlt. Am Abend wurden die Kerzen angezündet und die Freude war riesig über die kleinen Geister.“
Übrigens: Wer jetzt noch Lust aufs Kürbisschnitzen bekommen hat, der sollte schon beim Einkauf beachten, dass das Gewächs möglichst nicht zu klein ist. Als Sorten eignen sich zum Beispiel Ambercup, Baby Bear, Neon, Sweet Jack, Roly Poly, Rocket oder Aspen.
Unter allen Einsendern wurde eine Familientageskarte für das Backnanger Wonnemar verlost: Diese hat Nina Häffner aus Maubach gewonnen. Sie hat ein Bild von fünf Kürbissen mit ganz unterschiedlichen Schnitzkunstwerken kreiert und berichtet: „Die Herstellung hat mich insgesamt etwa neun Stunden gekostet. Unterstützt wurde ich dabei moralisch von meinem Vater und aktiv von zwei Schnitzsets, die ich mir gekauft habe.“

Hier geht's zur Bildergalerie

Diesen
Kürbis haben Maren und
Minea aus Backnang kreiert.
Dieses Bild stammt von Martina Fleischmann aus Backnang. Sie schreibt dazu: „Unser Sohn Noa hat sich zum 9. Kindergeburtstag Kürbisschnitzen gewünscht. Jedes Kind hat seinen eigenen Kürbis ausgehöhlt und geschnitzt.“
Ein echter Halloweenfan ist Alexander Burger. Er hat dieses Kunstwerk erschaffen
Hannelore Österle berichtet von ihrem Enkel Finn (3 ½ Jahre alt). Er freut sich immer auf die tollen Kürbisse, die auf dem Feld des Opas gedeihen.
Dieses Foto hat gewonnen: Nina Häffner wurde mit diesem Foto ausgelost und erhält die Familienkarte fürs Wonnemar. Insgesamt neun Stunden hat Nina Häffner für diese Kürbisschnitzereien benötigt.
Das Kürbisschnitzen gehört bei Familie Bauer zum Herbst dazu. Carmen Bauer hat uns dieses Bild von den gruseligen Freunden gesendet.
Eine Kürbiszusammenstellung hat uns Jürgen Kopp zukommen lassen.
Paul Kaufmanns (7) Papa hat diesen Kürbis geschnitzt: Dieses Jahr sollte es ein gruseliger mit großem Maul sein, der gerade einen kleinen Kürbis verspeist.

„In New York sieht man viele Trends“

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Von Ingrid Knack

APSU heißt Ihr neuer Duft. Googelt man den Namen ein wenig, liest man da etwas von einem Oberbegriff Wasser oder auch einer Gottheit. Wie kamen Sie auf APSU und was verbinden Sie damit?

APSU ist der Mythologie entnommen und bedeutet „frisches Wasser“ – in der Tat ist der Duft auch sehr „grün“ und aquatisch. Ich beschreibe den Duft immer wie ein knackiges Blatt, das man in Wasser eintaucht. Inspiriert ist der Duft von zwei Ideen – vom Sommer, eine Jahreszeit, die ich sehr gerne mag, da ich mit sehr wenig auskomme, was mir ein Gefühl von Freiheit und Zufriedenheit gibt. Ich wollte einen Duft schaffen, den ich immer tragen kann und der mein Leben auch so „vereinfacht“.

Und die zweite Idee?

Wir waren bei der Vereinfachung. Insofern war auch mein zweiter Gedanke bei der Entwicklung von meiner Wahrnehmung der aktuellen Zeit beeinflusst. Bei so vielen Informationen, die uns jeden Tag erreichen – ein niemals endender Fluss von Social Media und eine generell sehr schnelllebige Zeit – wollte ich mich wieder auf das Wesentliche konzentrieren. Der Duft ist klar, richtungsweisend, minimalistisch.

APSU ist in Asien explodiert...

Ja, mit der Produktion kommen wir (fast) nicht nach. Daher war ich auch Ende des Sommers in Schanghai. Mein Handelspartner hat dort – mitten im Kunstviertel M50 – einen Laden aufgemacht. Die Stadt ist faszinierend, und ich sehe jetzt die Chancen (und Risiken) dieses riesigen Landes. Waren Sie schon dort?

Nein. Leider nicht. Wo liegen Ihrer Meinung nach die Chancen und Risiken? Einerseits allgemein gesehen, andererseits für Sie ganz persönlich als Parfümeur?

Sicherlich ist Asien und im Speziellen China der Markt, der aktuell die Luxusindustrie nach vorne bewegt beziehungsweise am Leben erhält. Es ist ein riesiges Land, und die Chinesen sind sehr trendbewusst und orientieren sich an westlichen Produkten. Modelabels wie Prada und Gucci haben in China Läden, die so groß sind wie Wohnhäuser. Ich hatte den Erfolg von APSU in China zuerst ungläubig wahrgenommen, mich dann sehr gefreut, kam aber mit meiner Produktion nicht nach, die Nachfrage war zu groß. Dann war APSU ausverkauft und wir hatten die vergangenen Wochen auch keine Ware für Europa mehr. Mich stellt das vor neue Herausforderungen: Wie finanziere ich meine Expansion, wie stelle ich 2018 klar, dass alle meine Handelspartner beliefert werden können et cetera. Aber andererseits bin ich auch dankbar, da viele Märkte sich aktuell sehr schwertun und der Handel in den USA und Europa ganz stark im Umbruch ist. Neue Konzepte werden entstehen, da sind die Asiaten uns schon weit voraus.

Auch in Ihrer Heimatstadt Backnang haben Sie Fans, die gerne Ihr neues Parfüm ausprobieren wollen...

Wir arbeiten daran, dass der Duft zum Gänsemarkt wieder in der Backnanger Parfümerie landet, in der auch in der Vergangenheit exklusiv meine Produkte vertreten waren. Im schlimmsten Fall gibt es eine Warteliste (lacht).

Bisher kannte man Sie als einen Parfümdesigner, der in seiner New Yorker Duftfirma Nischenprodukte vorantrieb, die im Luxusbereich angesiedelt waren. Hat sich da mit dem Hype um APSU etwas verändert? Kann man noch von Nischenprodukten sprechen?

Insgesamt hat sich der Markt der Produkte, die wir als Nischendüfte bezeichnen, stark verändert. Dieser Markt ist stark gewachsen, was sich mit einem sich veränderten Konsumenten erklären lässt, der wählerischer ist und für Individualität und Exklusivität mehr Geld ausgibt. Als ich mit meinem ersten Duft 2003 gestartet bin, gab es zirka 20 Mitbewerber – heute sind es auf der größten Messe für inhabergeführte Parfümhersteller, Pitti Fragranze in Florenz, weit über 200.

Wie kam das?

Global agierende Kosmetikunternehmen haben den Trend erkannt und insbesondere in den Jahren 2014 bis 2016 schnell die umsatzstärksten Unternehmen im Nischenbereich aufgekauft. Insofern muss man genauer hinschauen, da es mittlerweile auch viel „faux niche“ und „niche copies“ gibt. Ich würde mich aufgrund meiner nach wie vor sehr selektiven Ausrichtung durchaus als Nischenhersteller bezeichnen. Wenn meine Düfte so gut ankommen, freut es ja auch mein Netzwerk der vorwiegend inhabergeführten Parfümerien. Gleichzeitig muss auch ich wachsen, aber selbst in einem solch großen Land wie China arbeite ich mit einem Handelspartner, der sehr selektiv aufgestellt ist – nur eben höhere Stückzahlen verkauft.

Verraten Sie uns die Details der Duftkomposition? Und ist es eher ein Sommer- oder ein Winterduft?

Die Kopfnote von APSU ist ein Mix aus frischen grünen Noten und Bergamotte, geht dann in eine Herznote aus weißem Tee, Jasmin und Iris über und klingt mit weißem Moschus, Weihrauch und Zedernholz aus. Ich wollte ursprünglich ein sommerliches Pendant zu meinem Lieblingsduft Nightscape von 2009 schaffen. Das ist mir sicherlich gelungen, denn ich liebe APSU und trage den Duft fast jeden Tag. Allerdings glaube ich auch, dass viele Leute auch in der kälteren Jahreszeit eher zu einem leichteren Duft greifen, der einen den ganzen Tag begleitet, als ein schweres Eau de Parfum mit Oud-Note schon am Morgen aufzusprühen. Der Duft ist sowohl für Frauen und Männer geeignet.

Ein Duft hat ja auch mit Trends zu tun. Man muss das treffen, was die Leute gerade mögen. Wie finden Sie das heraus?

Ich lese und beobachte viel. Insbesondere in New York sieht man viele Trends ja auf der Straße, schon lange bevor sie dann in Europa ankommen – und so bemerkte ich auch einen Trend hin zu einem „neuen Minimalismus“. In New York sehe ich den Trend in vielen Bereichen des täglichen Lebens, in der Kleidung, der Architektur und beim Essen. Konzentration auf beste Materialien und Ingredienzen ist wichtig. Etwas weniger von allem erleichtert unser Leben in einer sich so rasant bewegenden, anstrengenden und teuren Metropole.

Sie sind ja ein sehr kunstaffiner Mensch und Ihre Verpackungen haben immer auch etwas mit Kunst und Kunstfotografie zu tun.

Wie war das bei APSU?

Bei mir sind Kunst und Parfüm ja sehr eng miteinander verbunden; beide Themen sind meine Leidenschaften. Meine Nase konnte ich schon als Kind im Friseursalon meiner Großmutter Klara Boss in Backnang trainieren, mein visuelles Empfinden und die Kenntnis des Kunst- und Fotomarkts konnte ich durch meine Tätigkeit bei artnet.com, einer der größten Plattformen für Kunst im Internet, deren Business ich in den späten 1990er-Jahren mit aufgebaut habe, intensivieren. Ich denke, ich habe eine sehr gute Nase und ein sehr gutes Auge. Und seit Gründung meiner Firma im Jahr 2002 beeinflusst die zeitgenössische Fotografie meine Parfüm- und Produktentwicklung.

Wie kann man sich das konkret vorstellen?

Am Anfang eines Projekts weiß ich meist schon, mit welchem Künstler ich zusammenarbeiten möchte oder welche Arbeiten mich zu einer Duftentwicklung inspirieren, da sie für mich eine besondere Stimmung zeigen, die ich in einen Parfüm umsetzen möchte. Aber auch umgekehrt. Wenn ich mit einer Duftentwicklung vorangeschritten bin oder schon eine bestimmte Duftidee habe, kann diese die Auswahl des Künstlers und die Kreation eines Motivs direkt beeinflussen. Dann wird der Duft zum Bild. Ich achte sehr darauf, dass ich mir selbst treu bin. Seit Jahren arbeite ich mit dem Topteam eines internationalen Dufthauses zusammen, das mein Universum sehr gut kennt. Ich bin glücklich, dass ich mit Künstlern zusammenarbeiten kann, deren Arbeiten ich schätze oder persönlich sammle – und die wiederum meist auch ein Interesse an der Parfümwelt mit sich bringen. Das Palmenblatt des in New York lebenden Künstlers Matthew Porter, das wir für APSU verwenden, symbolisiert für mich die überwältigende Schönheit der Natur und passt perfekt zu APSU, dessen Nuancen ebenso wie die Nuancen des Blatts von grün bis hin zu blau reichen.

APSU ist nicht zu verwechseln mit der US-amerikanischen Metal-Band Absu. Kennen Sie die Band?

Leider nein. Aber da mich Musik auch sehr interessiert und inspiriert, werde ich die Band gleich googeln beziehungsweise auf iTunes recherchieren. Mein Musikgeschmack ist unter anderem sehr eng mit meiner „Zweitheimat“ New York und deren Künstlern verwoben, denn viele Jazz-Clubs wie Blue Note oder Village Vanguard liegen gleich bei mir um die Ecke. Faszinierend finde ich auch Patti Smith, deren Buch „M Train“ ich gerade lese. Und eines der besten Konzerte, das ich je gesehen habe, war Prince im Madison Square Garden.


            Der Parfümdesigner Ulrich Lang kreiert Edel-Düfte. Aufgewachsen ist er in Backnang, mittlerweile lebt er in New York. Foto: Martin Scott Powell, New York

            Sein Beruf als Duftdesigner führt Ulrich Lang um die Welt. Schanghai ist nur eine der vielen Stationen seiner Geschäftsreisen.

            Minorité Store-Opening in Schanghai Anfang September. Ulrich Lang (Mitte) mit Song Yuan und Xinxin Cai.

Vandalismus begleitet Spielplatzneubau

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Von Florian Muhl

AUENWALD. Es tut sich was auf dem Zwiebelberg. Die neue Freizeitanlage nimmt Gestalt an. Im Mai hatte der Auenwalder Bauhof die in die Jahre gekommene Anlage komplett demontiert. Rund acht Tonnen Holzabfall sind dabei zusammengekommen. „Die Standsicherheit war in einigen Abschnitten nicht mehr gegeben. Und da Sicherheit vorgeht, haben wir die Anlage sofort abgebaut“, erklärt Bürgermeister Karl Ostfalk.

Mit dem Neubau des Fort Laramie verbunden ist die komplette Umgestaltung des beliebten Grill- und Rastplatzes. Ein ganz wesentlicher Punkt war für die Gemeinderäte die Barrierefreiheit. So verläuft künftig ein s-förmiger rollstuhltauglicher Weg mit maximal sechs Prozent Steigung durch die gesamte Anlage, vom Parkplatz bei der Pumpe oben, wo es an der Toilettenhütte auch einen barrierefreien Sanitärbereich geben wird, bis runter zum Ausgang des Forts.

Wie Jochen Roos vom Backnanger Landschaftsplanungsbüro Roosplan erläutert hatte, bleibt Laramie im Erscheinungsbild und in der Dimension in etwa gleich. Allerdings wird es im Innenbereich künftig etwas enger zugehen. Denn die Nordseite wird um 1,5 Meter und die im Osten gelegene, 6 Meter lange Bretterwand um etwa 3 Meter nach innen verlegt. Da ist zwar noch Platz für die Zweifachschaukel, aber den Turm, der innen stand, wird es nicht mehr geben. Dessen Rutsche wird ans Fort versetzt. Ein weiterer Unterschied: die neuen Türme weisen nur noch eine Spielebene auf und nicht mehr bis zu drei wie seither.

Neben den bestehenden Elementen (Schutzhütte, Sitzgruppen, Schwingkarussell, Tarzanbahn, Wippen) kommen neue Elemente dazu. Beispielsweise eine Rollstuhlfahrer-Wippe, eine Hangrutsche, ein Totholzlabor und ein Klangholzweg sowie ein Sandspielbereich mit Spieltisch. Der Wasserspielbereich bleibt unverändert, die Pumpe wird erneuert. Für die Anlage erhält die Gemeinde einen Zuschuss aus dem Förderprogramm des Naturparks Schwäbisch-Fränkischer Wald in Höhe von rund 67000 Euro.

„Wir hatten das Fort bei uns schon komplett zusammengebaut, geschaut, ob alles passt, und dann wieder in Einzelteile demontiert“, sagt Eduard Bechert von der Firma Heinzmann. Der Chefmonteur ist bereits seit 23 Jahren für den Spielgerätehersteller aus Schwäbisch Gmünd-Degenfeld tätig und im ganzen süddeutschen Raum unterwegs. Für das familiengeführte Unternehmen, das ganz auf Holz setzt, ist es eine der größeren Anlagen, die es für den Zwiebelberg gebaut hat und die bis Mitte November aufgestellt sein soll. Bechert findet den Standort sehr reizvoll. Nur macht er sich Sorgen um seinen kleinen Radlader, den er jetzt nachts im Getränkemarkt abstellt.

Der Grund: „Vandalen wüteten auf Baustelle“, hatte die Polizei eine Pressemeldung überschrieben (wir berichteten). Am schlimmsten betroffen ist der Generalunternehmer, die Firma Benignus Garten- und Landschaftsbau. Deren Radlader wurde mutwillig demoliert. Die Übeltäter traten gegen Motorhaube und Außenspiegel. Zudem beschädigten sie Scheinwerfer und die Scheibenwischer. Während die Polizei den Sachschaden inzwischen auf 6000 Euro nach oben korrigiert hat, gibt Inhaber Jochen Fischer den Schaden inklusive Verdienstausfalls mit 9000 Euro an. Auch er fährt jetzt mit einem Lkw seine Maschinen nachts in Sicherheit. „20 Tage mal 400 Euro macht zusammen 8000 Euro Mehrkosten“, rechnet er vor. Den Betrag stellt er der Gemeinde in Rechnung. Nicht nur Fischer ist schockiert, denn in der fast 80-jährigen Firmengeschichte habe es so einen Vorfall noch nicht gegeben. Auch Bürgermeister Karl Ostfalk ist entsetzt. In der jüngsten Gemeinderatssitzung kündigte er an, dass wohl eine Überwachungskamera installiert werden müsse.


            Ende November sollen die Bauarbeiten auf dem Zwiebelberg abgeschlossen sein. „Der Rasen wird aber erst im kommenden Jahr eingesät. Bis der angewachsen ist, ist es Frühjahr“, sagt Generalunternehmer Jochen Fischer. Bis dahin bleibt die Freizeitanlage wohl noch eingezäunt. Foto: A. Becher

„Reformation ist nie abgeschlossen“

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Von Kornelius Fritz

 

Herr Dekan Braun, die evangelische Kirche feiert in diesem Jahr das 500-jährige Jubiläum der Reformation. Ist die Spaltung der Kirche denn ein Grund zum Feiern?

Braun: Ich würde unterscheiden zwischen dem, was an Inhalten in der Reformation transportiert wurde und den leidvollen Umständen. Was wir feiern, ist, dass Inhalte der ursprünglichen christlichen Botschaft durch die Reformation wieder ans Licht gekommen sind und in den Mittelpunkt gestellt wurden. Das Leid, das aus der Kirchenspaltung erwachsen ist, können wir natürlich nicht feiern.

Hätte es denn keine Alternative zur Kirchenspaltung gegeben? Immerhin war sie Auslöser für Krieg und Zerstörung.

Braun: Zu Kriegen und Zerstörung gibt es immer eine Alternative: Reformation heißt nicht Revolution. Luthers Ziel war auch nicht eine Kirchenspaltung – das muss man deutlich sagen –, sondern eine Erneuerung der Kirche. Erst als seine Ideen in die Kirche nicht einfließen konnten, lief es auf eine Spaltung hinaus. Dass die dann auch mit Gewalt ausgetragen wurde, steht aber auf einem ganz anderen Blatt. Aus heutiger Sicht würden wir sagen: Das musste und das durfte nicht sein.

Herr Pfarrer Beck, aus katholischer Sicht war Martin Luther damals ein Ketzer und Spalter. Hat sich Ihr Blick auf den Reformator mittlerweile geändert?

Beck: Ja, natürlich. Luther war ein tief frommer Mensch, und das Anliegen, das er hatte, war durchaus berechtigt. Durch die Reformation wurden auch in der katholischen Kirche viele positive Dinge befördert. Die Geschichte können wir nicht zurückdrehen und vieles kann man aus heutiger Sicht nicht mehr verstehen, aber das müssen wir auch nicht. Wichtig ist für mich, was sich seit 1960 entwickelt hat. Wenn mir Leute bei goldenen oder diamantenen Hochzeiten erzählen, dass es vor 50 oder 60 Jahren noch hieß: „Du musst erst katholisch werden, sonst kannst du nicht kirchlich heiraten“, dann muss ich sagen: Die Ökumene ist ein wahrer Segen.

 

Braun: Da hat sich auch in der evangelischen Kirche viel geändert: Vor 100 oder 200 Jahren wurde tatsächlich noch die Spaltung gefeiert. Heute können wir sagen: Wir sind in vielem gemeinsam unterwegs. Wenn ich etwa ein katholisches Gesangbuch aufschlage und gleich das erste Weihnachtslied ist von Martin Luther, dann kann ich nur sagen: Klasse!

 

Beck: Wir sollten uns aber nicht zurücklehnen und sagen: Jetzt haben wir’s geschafft. Reformation ist ein lebenslanger Auftrag für die Kirche, das ist niemals abgeschlossen.

Auch die katholische Kirche hat sich während der vergangenen 500 Jahre verändert. So wurde etwa der Ablasshandel, den Martin Luther in seinen 95 Thesen scharf kritisiert hatte, bereits 1562 beim Konzil von Trient verboten. Müssen Sie dem Reformator dafür dankbar sein?

Beck: Ja, aber nicht nur wegen des Ablasshandels. Da gibt es noch viel mehr Dinge: Zum Beispiel Deutsch als Sprache in der Kirche, etwas mehr Nüchternheit, mehr Demokratie. Umgekehrt lernt die evangelische Kirche aber auch von der katholischen. Plötzlich pilgern auch evangelische Christen auf dem Jakobsweg. Man muss kein Prophet sein, um zu sagen, dass die Konfessionen künftig nicht mehr eine so große Rolle spielen werden.

Luther hat auch die Prunksucht der damaligen Päpste kritisiert. Der heutige Papst Franziskus gibt sich betont demütig und bescheiden. Würde Luther in der katholischen Kirche, wie sie heute ist, überhaupt noch Bedarf für eine Reformation sehen?

Braun: Ich denke schon: in der katholischen Kirche, aber auch in der evangelischen Kirche. Ich glaube nicht, dass er sagen würde: Prima, alles umgesetzt. Aber er wäre sicher zufrieden mit vielem, was sich in der katholischen Kirche bewegt hat.

Und was würde auf Luthers Thesenpapier im Jahr 2017 ganz oben stehen?

Braun: Ich denke, er wäre in manchen Dingen weniger vorsichtig und weniger zurückhaltend als wir und würde sagen: Mensch, traut euch was! Ihr habt Gott im Rücken. Was ich auch immer wieder versuche, von ihm zu lernen: Dem Volk aufs Maul zu schauen. Nicht so zu reden, wie die Studierten reden, sondern so, dass es die Leute verstehen. Ich denke, wir sind da heute manchmal zu verkopft und zu wenig emotional.

Der Philosoph und Medientheoretiker Norbert Bolz kritisiert in seinem Buch „Zurück zu Luther“, die evangelische Kirche schwimme zu sehr mit dem Zeitgeist-Mainstream. Dabei sei Luther mit seinem berühmten Zitat „Hier stehe ich, ich kann nicht anders“ genau für das Gegenteil eingetreten. Muss sich die Kirche wieder stärker auf traditionelle Glaubenswerte besinnen, selbst wenn diese unbequem und nicht mehrheitsfähig sind?

Braun: Absolut, das ist die Forderung des Evangeliums. Wenn man in der Nachfolge Jesu steht, dann muss man immer wieder gegen den Strom schwimmen. Ich weiß aber nicht, ob man es sich nicht zu einfach macht, wenn man sagt: Die Kirche schwimmt zu viel mit dem Zeitgeist. Das Bestreben der Kirche muss es sein, den Menschen zu dienen und ihnen nahe zu kommen. Trotzdem muss sie natürlich aufpassen, dass sie sich dabei nicht einfach anpasst.

Zur Wahrheit über Luther gehört auch, dass er ein leidenschaftlicher Judenhasser war. Auch den Islam sah Luther als Bedrohung. Liefert er damit nicht auch jenen Rechtfertigung, die heute das „christliche Abendland“ gegen fremde Einflüsse verteidigen wollen?

Braun: Ich habe kürzlich Wahlwerbung bekommen, in der es hieß: Luther würde heute NPD wählen. Das ist vollkommen daneben. Man muss das differenziert sehen: Luther war geprägt von seiner Zeit und seiner Umwelt. Dass er sich nicht mehr davon abgehoben hat, ist ganz sicher ein Makel, den man nicht einfach unterschlagen darf. Andere Reformatoren wie Johannes Brenz haben da sehr viel differenzierter argumentiert. Aber man darf auch nicht ganz verschweigen, dass „Jude“ damals noch Synonym für etwas anderes war. Das waren die Leute, die mit Geld umgegangen sind und bei denen manches nicht gerade gelaufen ist. Diese Kritik hat sich dann oft vermischt. Genauso wenig kann man das, was Luther über die Türken gesagt hat, eins zu eins auf heute übertragen. Die Türken standen damals vor Wien und waren eine direkte Bedrohung. Das war eine völlig andere Situation als heute und erklärt auch manchen Türkenspruch von Luther.

 

Beck: Man darf Luther nicht als einen Heiligen sehen. Bei allem, wofür man ihm danken muss, hat er auch schwarze Flecken. Aus meiner Sicht war Luther in erster Linie ein hervorragender Theologe, der sich später wahrscheinlich zu sehr in die Politik eingemischt hat.

Katholische und evangelische Kirche kämpfen mit denselben Problemen: Die Mitgliederzahl sinkt, viele empfinden die Kirche nicht mehr als relevant. Würden sich die nicht leichter tun, wenn sie diesen Herausforderungen gemeinsam begegnen würden?

Braun: Dass wir auf das gleiche Ziel zugehen, ist eine ganz wichtige Erkenntnis. Auch in der evangelischen Kirche hat es eine Weile gebraucht, zu erkennen, dass das Heil auch außerhalb der eigenen Kirche zu finden ist. Bei allem, was wir miteinander fertigbringen, ist es aber auch gut, nicht zu vergessen, wo wir herkommen. Man kann das vielleicht mit zwei Handwerkern vergleichen: Wenn der eine Maurer ist und der andere Zimmermann, trägt jeder seinen Teil zum Bau des Hauses bei. Dafür ist es nicht nötig, dass beide Maurer oder beide Zimmermann werden.

Ein gemeinsames Abendmahl lehnt der Vatikan bis heute ab. Warum?

Beck: Man meint immer, da verändert sich nichts, aber das stimmt nicht. Auch an dieser Stelle verändert sich sehr viel. Im Jahr 2015 hat eine reformierte Christin den jetzigen Papst in Rom gefragt: „Jetzt bin ich schon so lange mit meinem katholischen Partner verheiratet, warum darf ich nicht mit ihm zur Kommunion?“ Und der Papst hat geantwortet: „Folgen Sie Ihrem Gewissen.“ Und sogar Joseph Ratzinger hat, als er noch Kardinal war, Roger Schutz (Gründer der Gemeinschaft von Taizé/d. Red.) die Kommunion gereicht. Ich denke, das Glaubenswissen ist an dieser Stelle schon weiter als das Kirchenrecht.

 

Braun: Wenn ich an die gemischt konfessionellen Ehepaare denke, die so etwas wie der Motor für die Ökumene sind, dann muss dieser Weg auch weiter begangen werden. Jesus sagt über die Ehe: „Und die zwei werden ein Leib sein.“ Da kann es auf Dauer nicht sein, dass eine evangelische Frau nicht mit ihrem katholischen Mann im Gottesdienst das Abendmahl empfangen kann.

Könnte der Weg der Ökumene eines Tages auch zu einer Wiedervereinigung der Konfessionen führen?

Braun: Ich träume davon, dass es in diese Richtung geht. Man muss allerdings auch sehen, dass die Landschaft heute deutlich differenzierter ist. Wir hier in Deutschland haben das Gefühl: Es gibt zwei große Kirchen, die ungefähr gleich groß sind. Aber wir sind fast das einzige Land auf der Welt, wo das so ist. Weltweit zählt die katholische Kirche mehr als eine Milliarde Mitglieder, der lutherische Weltbund nur etwa 70 Millionen. Wenn man dann noch sieht, dass die Kirchen im pfingstlerischen Bereich in Südamerika und Afrika immens wachsen, dann denke ich, wird die Frage der Zukunft gar nicht unbedingt nur die Annäherung zwischen Lutheranern und Katholiken sein. Sondern man muss eher sehen, wie geht Kirche insgesamt mit all den unterschiedlichen Strömungen um. Aber als Impulsgeber taugt Ökumene immer: Ein Konsens zwischen evangelischer und katholischer Kirche strahlt auch auf andere aus.

Halten Sie eine vereinigte Kirche für denkbar, Herr Pfarrer Beck?

Beck: Ich glaube schon, dass das irgendwann Wirklichkeit werden kann. Das theologische Gespräch darf dafür aber nicht ausbleiben. Es ist aus meiner Sicht sogar wichtiger, dass wir uns in der Theologie finden als bei äußeren Fragen wie dem Papst oder dem Abendmahl. Aber ich denke, hier ist der Weg das Ziel. Wer auf dem Weg ist und Hoffnung hat, der ist schon fast am Ziel.

            Entschiedene Verfechter der Ökumene: Mit der Bibel als Grundlage entdecken der evangelische Dekan Wilfried Braun (links) und der katholische Pfarrer Wolfgang Beck viele Gemeinsamkeiten. Fotos: J. Fiedler
            Auch die katholische Kirche muss Martin Luther dankbar sein, findet Wolfgang Beck.
            Die Kirche sollte emotionaler sein und weniger verkopft, fordert Wilfried Braun.

Tödliche Köder: Tauben in der Innenstadt vergiftet

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Von Yvonne Weirauch

MURRHARDT. In der Murrhardter Fußgängerzone sind mehrere verendete Tauben gefunden worden (wir berichteten). Erst war von rund 10 Vögeln die Rede, mittlerweile spricht die Polizei von etwa 20 Tauben. Alle Tiere wiesen die gleichen Vergiftungssymptome auf.

Die Ermittler schließen nicht aus, dass irgendjemand Giftköder ausgelegt hat: „In der Hauptstraße wurde eine Substanz gefunden, die darauf schließen lässt, dass die Tauben diese gefressen haben und danach gestorben sind“, sagt Polizeipressesprecher Rudolf Biehlmaier. Ob ein Tier- oder im speziellen ein Taubenhasser in der Walterichstadt sein Unwesen treibt, ist derweil völlig unklar.

Tauben sind keine gern gesehenen Gäste. Sie leben in Städten, belagern große Plätze, sind vor allem an Kirchen und alten Gemäuern zu finden und gurren laut von den Dächern – das ist nicht nur in Murrhardt so. Bürgermeister Armin Mößner weiß um die Lage: „Es gibt mittlerweile viel mehr Außengastronomie in der Stadt, das ist für Tauben natürlich auch eine gute Futtergrundlage.“ Außerdem seien an vielen privaten Häusern stille Ecken, in denen die Tauben nisten und sich vermehren.

Mößner sagte gestern: „Die Tauben sind eine Plage, ja. Aber vergiften – das geht nicht.“ Bauhofmitarbeiter hätten tote, aber auch noch zum Teil kurz vorm Exitus stehende Vögel in den vergangenen Tagen eingesammelt. Einige Tauben mussten vom Tierarzt von ihrem Leiden erlöst werden.

Der Vorfall war auch Thema in der jüngsten Gemeinderatssitzung. Klaus Lang (CDU-FWV) erkundigte sich unter dem Punkt Anfragen, ob die Stadt in Bezug auf die Tauben, die in der Innenstadt zu einer gewissen Plage geworden seien, etwas unternehmen könne. Diese Anfrage stellte er nicht zum ersten Mal. Armin Mößner sagte, dass man Tauben vergifte, um sie so aus der Stadt zu bekommen, natürlich gar nicht gehe. Um gegen die Tauben Maßnahmen zu ergreifen, seien spezielle Taubenschläge ähnlich wie in anderen Städten wie Winnenden denkbar. „Ebenso ziehen wir eine Taubenvergrämung mit Falken, eine Beizjagd, in Erwägung“, so Armin Mößner.

Um Tierschützern vorzugreifen, weist die Jagdbehörde Rems-Murr-Kreis darauf hin: Es geht bei der Taubenvergrämung mehr um das Stören, als um das Wegfangen. Eigentlich fangen Greifvögel nur sehr selten eine Taube, das passiere nur bei kranken Tieren. Aber selbst wenn eine Taube „geschlagen“ werde und nicht festgehalten werden könne, sei diese nicht lebensgefährlich verletzt.

Laut Polizeipressesprecher Rudolf Biehlmaier habe der Polizeifachdienst Gewerbe und Umwelt die Untersuchung übernommen. Der zuständige Sachbearbeiter konnte gestern allerdings noch keine genaueren Angaben zur gefundenen Substanz geben. Die Untersuchungen dazu werden noch andauern. Aber man gehe mit großer Wahrscheinlichkeit davon aus, dass diese Substanz schuld am Tod der Tauben sei.

Indessen hat sich auch die Tierrechtsorganisation Peta zu dem Murrhardter Fall geäußert. Um die Suche nach dem mutmaßlichen Täter zu unterstützen, setzt sie eine Belohnung in Höhe von 1000 Euro für Hinweise aus. „Helfen Sie mit, aufzuklären, ob ein Tierquäler die Tauben absichtlich getötet hat und ob möglicherweise noch weitere Giftköder in Murrhardt ausgelegt wurden“, ruft Judith Pein von Peta auf. „Tiere müssen vor derartigen Übergriffen geschützt werden. Der mutmaßliche Täter sollte sich darüber im Klaren sein, dass Giftköder auch für andere Tiere und Menschen eine große Gefahr darstellen können.“

Wer verdächtige Beobachtungen im Bereich der Murrhardter Hauptstraße gemacht hat oder weitere tote Tiere entdeckt, kann sich beim Polizeirevier in Murrhardt unter der Telefonnummer 07191/5313 melden.


            Vor allem auf dem Dach des Grabenschulhauses der Volkshochschule versammeln sich täglich eine Schar von Tauben. Foto: J. Fiedler

Toilettenhäuschen bleibt, wo es ist

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Von Kornelius Fritz

BACKNANG. Seit eine Baufirma im Juli damit begonnen hat, auf einer Wiese vor der Aussegnungshalle eine neue, barrierefreie Toilettenanlage zu bauen, tobt in Backnang ein Sturm der Entrüstung. „Es gibt sehr viele Bürger, die das ganz furchtbar finden“, sagt Dorothee Winter, die seit ihrem Austritt aus der Bürgerforum-Fraktion als Einzelstadträtin im Gemeinderat sitzt. Zwei Dinge stören die Friedhofsbesucher: Zum einen, dass der kleine Zweckbau den Blick auf die denkmalgeschützte Aussegnungshalle verstellt. „Dadurch wird das Ensemble zerstört“, kritisiert Winter. Zum anderen empfinden manche die Nähe zu den Gräbern als unpassend, denn der Ausgang der Toilette ist nur durch einen schmalen Weg von der ersten Grabreihe getrennt. Auf Jahrzehnte hinaus werde so „ein unwürdiger und pietätloser Zustand geschaffen“, schreiben Ernst Hövelborn, Vorsitzender des Heimat- und Kunstvereins, und Roland Idler, Ortsbeauftragter beim Volksbund Kriegsgräberfürsorge, in einem Brief an die Stadträte.

Dorothee Winter ist deshalb für die radikale Lösung: Sie stellte im Gemeinderat den Antrag, den frisch erstellten Rohbau wieder abzureißen und nach einem anderen Standort für die Toilette zu suchen. Auch Hövelborn und Idler plädieren für einen Abriss: „Es ist besser, jetzt noch mal Geld in die Hand zu nehmen, als auf lange Zeit einen unwürdigen Zustand ertragen zu müssen.“

Für Oberbürgermeister Frank Nopper kommt das allerdings nicht infrage: „Das wäre ein Schildbürgerstreich“, sagte Nopper und verwies darauf, dass die Frage des Standorts vorab intensiv diskutiert worden sei – zwar nicht im Gemeinderat, aber am „Runden Tisch Friedhöfe“, an dem auch Vertreter aller Gemeinderatsfraktionen sitzen. Insgesamt habe man vier mögliche Standorte geprüft, ergänzte Erster Bürgermeister Siegfried Janocha: Einer sei zu weit weg von der Feierhalle gewesen, der zweite nicht barrierefrei und den dritten habe man verworfen, weil sich darunter alte Gräber befunden hätten. „Es gab keine vernünftige Alternative“, beteuerte Janocha.

Die Kosten, die durch einen Abriss und einen Neubau an anderer Stelle entstehen würden, bezifferte er auf rund 130000 Euro. „Schadenersatzansprüche der beauftragten Firmen könnten noch dazukommen“, so Janocha. Das war im Gemeinderat nicht mehrheitsfähig: Außer Dorothee Winter stimmte nur Wolfgang Schwalbe von der Unabhängigen Bürgervereinigung für den Antrag.

Die SPD-Fraktion machte allerdings noch einen Kompromissvorschlag: Das Gebäude solle bleiben, jedoch die Eingangstür auf die Rückseite verlegt werden, schlug der Fraktionsvorsitzende Heinz Franke vor. So wäre zumindest sichergestellt, dass die Leute auf dem Weg zur Toilette und zurück nicht direkt an den Gräbern vorbeigehen.

Auch das wäre allerdings nicht ganz billig: Weil die Wiese hinter dem Häuschen leicht ansteigt, müsse man dafür das Gelände abgraben, einen neuen Weg anlegen und eine Entwässerungsrinne verlegen, erläuterte Baudezernent Stefan Setzer. Die Zusatzkosten schätzte er auf rund 20000 Euro. Auch dieser Antrag wurde von einer deutlichen Mehrheit abgelehnt, genau wie die Idee der Verwaltung, das Klohäuschen mit einer Fassade aus Natursteinen zu verkleiden, was rund 9000 Euro mehr gekostet hätte. Dann sei es noch besser, das Gebäude im selben Gelbton wie die Aussegnungshalle zu streichen, befand Heinz Franke: „Dann wirkt es als Ensemble.“ CDU-Stadtrat Manuel Häußer, von Beruf Bestatter, ist davon überzeugt, dass sich die Toilettenanlage, wenn sie erst einmal fertig ist, „optisch gut einfügen wird“. Grünen-Fraktionschef Willy Härtner hatte schließlich genug von dem Thema und beantragte ein Ende der Debatte: „Über ein Klohäuschen so lange zu diskutieren, ist schon fast peinlich.“


            Für Stadträtin Dorothee Winter ist das noch unfertige Toilettengebäude ein Schandfleck auf dem Stadtfriedhof. Doch für ihren Vorschlag, das kleine Häuschen wieder abzureißen, bekam sie im Gemeinderat keine Mehrheit. Foto: A. Becher

„Nur das Wetter ist zu kalt für mich“

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Von Carmen Warstat

 

BACKNANG. 206 Neubürger hat der Rathauschef Frank Nopper zum Empfang ins Backnanger Bürgerhaus eingeladen. Dort warteten 34 Info-Stände. Dort gab es Auskunft über das städtische Gemeinwesen, örtliche Vereine, Kirchen und sonstige Organisationen. Wir befragten einige der Neu-Backnanger:
Youssef Chamsi (50) kam vor zwei Jahren aus Syrien nach Deutschland und lebte zunächst in Winnenden. Nachdem er seine Familie mit zwei Söhnen und zwei Töchtern nachgeholt hatte, suchte er eine größere Wohnung und fand diese in Backnang. An der Volkshochschule hat er bereits die Sprachkurse A 1 und A 2 bestanden und lernt fleißig weiter, aktuell auf dem Level B 1, wobei er auch das Internet rege nutzt. Youssef Chamsi hofft, noch in diesem Jahr eine Arbeit in Backnang zu finden und ist optimistisch. Drei Bewerbungen hat er derzeit am Laufen.

Dieter Richart (63) stammt aus Tangerhütte in Sachsen-Anhalt. Dort hat er 40 lange Jahre in der Gießerei gearbeitet und kürzlich den wohlverdienten Ruhestand angetreten. Backnang kennt er schon seit einiger Zeit von Besuchen bei der Tochter, in deren Nähe er nun gezogen ist. Er ist erstaunt darüber, wie sich der Ortsteil Maubach im Laufe weniger Jahre entwickelt hat. Einziges Manko: Dass dort eine Einkaufsmöglichkeit fehlt. Ansonsten genießt er die Ruhe und findet das Leben hier „wunderbar“.

Wilhelm Weigl (66) und Ehefrau Ellen (61) kommen aus Stuttgart-Feuersee. Dort bewohnten sie eine Betriebswohnung des Versicherungsunternehmens, bei dem Ellen Weigl bis heute tätig ist. Mit Wilhelm Weigls Eintritt in den Ruhestand mussten sie die Wohnung aufgeben und wurden in Maubach fündig. Positiv: die günstige S-Bahn-Anbindung nach Stuttgart, auf die die Ehefrau angewiesen ist. Auch sie bemängelt allerdings das Fehlen eines Ladens, zumal der „Schulbäcker“ nur eingeschränkte Öffnungszeiten hat.

Für Rosemarie Fietz (77) und Ehemann Karl-Heinz (81) war es, wie sie selbst es ausdrücken, „höchste Zeit“ umzuziehen. Sie folgten der Tochter, die seit 1998 in Backnang lebt und zwei Kinder hat. Rosemarie und Karl-Heinz Fietz kommen aus der Hansestadt Rostock, wo beide im Schiffbau tätig waren, er im Institut für Schiffbau und sie in der Warnow- Werft. In Backnang-Sachsenweiler haben sie eine altersgerechte Wohnung gefunden und finden es „sehr gut“. Aber auch dort fehlen leider Einkaufsmöglichkeiten.

Jan Biermann ist mit Frau und kleiner Tochter erschienen und erzählt, dass der Umzug nach Backnang berufliche Gründe hatte. Der junge Ingenieur war bislang in Bad Wimpfen in der Halbleiterindustrie tätig und arbeitet jetzt bei d & b Audiotechnik. Seit Juni in Backnang, habe sich die Familie schon gut eingelebt und kann keine negativen Aspekte ausmachen. Auch die zweijährige Tochter fühlt sich sehr wohl. Probleme, einen KiTa-Platz zu finden, gab es nicht.

Markus Ströbel (49) und Ehefrau Susanne kamen im Februar aus Schwäbisch Hall nach Backnang, und zwar, damit es beide gleich weit zur Arbeit haben. Er arbeitet in Ilshofen als Vertriebsleiter und sie als Versicherungsangestellte in Stuttgart. Beide loben die Bahnhofsnähe ihrer Wohnung und die gute S-Bahn-Anbindung, kämpfen aber auch mit dem hohen Straßenverkehrsaufkommen und vielen Staus. Gelegenheit, die neue Heimat kennenzulernen, hatten sie aufgrund ihrer beruflichen Tätigkeit bisher kaum und versprechen sich Anregungen und Kontakte vom Neubürgerempfang.

Sabbath Mavula ist ein junger Nigerianer, der seit 19 Monaten in Deutschland lebt und zunächst nach Frankfurt gekommen ist. Dort war er als Missionar für die amerikanische Global Ministries Foundation unterwegs und zog am 15. Oktober nach Backnang, wo er ein Praktikum bei der evangelisch-methodistischen Kirche absolviert. „Sehr gut“ findet er es hier, denn er hat eine eigene Wohnung, und „die Leute sind freundlich“. Sabbath Mavula lacht: „Nur das Wetter ist zu kalt für mich!“

Die Rocking Turtles begrüßen die Neubürger: Showeinlage beim Neubürgerempfang. Fotos: A. Becher
Youssef Chamsi
Dieter Richart
Ellen undWilhelmWeigl
Rosemarie und Karl-Heinz Fietz
Jan Biermann
Sabbath Mavula
Susanne und Markus Ströbel

„Standhaft und beweglich“

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Von Thomas Milz

 

WINNENDEN. Zum 1. März 1994 hatte Pfarrer Thomas Weinmann die Leitung der Paulinenpflege übernommen. In ihrer Laudatio würdigte die Oberkirchenrätin Birgit Sendler-Koschel, wie Weinmann dabei die Herausforderung einer Professionalisierung der diakonischen Arbeit „engagiert und umsichtig“ angenommen habe. „Mit fundierten theologischen, juristischen und ökonomischen Kenntnissen setzte er sich für die stets spannungsreiche Verbindung des evangelischen Profils der diakonischen Arbeit und die professionelle Qualität der diakonischen Dienste ein.“ Sie selbst habe Weinmann dabei als „zugänglichen Pfarrer mit einem weiten Herzen für ganz unterschiedliche Menschen“ erlebt, der die Paulinenpflege „solide in die Zukunft geführt hat. An Geldmangel sollten gute Ideen nicht scheitern, war die Maxime Weinmanns“. Ein Mann „standhaft, protestantisch und doch beweglich“.

„Dass sich die Paulinenpflege auf einem guten Weg ins 21. Jahrhundert befindet, dies ist das Verdienst des evangelischen Theologen, des Juristen und des Wirtschaftsexperten Thomas Weinmann“, lobte denn auch Ministerin Susanne Eisenmann. „Ihre Wahl war auch ein Glücksfall für das Land Baden-Württemberg. Seit Sie Mitte der 1990er-Jahre die Hauptgeschäftsführung übernommen haben, ist die Mitarbeiterzahl von 600 auf 1500 gestiegen. Gleichzeitig wuchs die Zahl der Menschen, die von den Angeboten der Paulinenpflege profitieren um das Dreifache, auf heute 3700.“ Für Eisenmann zeigten Einrichtungen wie die Paulinenpflege, „wie die Zusammenarbeit und wie die subsidiäre Aufgabenverteilung zwischen Staat und zivilgesellschaftlichen Partnern funktionieren. Die kirchlichen Träger sind hierbei von besonderer Bedeutung“. Auch wegen seines vielfältigen Engagements in anderen Institutionen überreichte die Ministerin Thomas Weinmann für „Ihre großen Verdienste um das Gemeinwohl“ die Staufermedaille des Landes Baden-Württemberg. Auch in den Grußworten vieler seiner Weggefährten wurde die Arbeit Thomas Weinmanns noch einmal anschaulich gewürdigt. Er habe „die Arbeit der Paulinenpflege mit tiefer Leidenschaft geprägt“, bescheinigte ihm der Vorstandsvorsitzende des Diakonischen Werks Baden-Württemberg, Dieter Kaufmann. Dabei sei er auch „ein Meister der produktiven Irritation“ gewesen.

„Mit allen Wassern gewaschen, schlau wie ein Fuchs“, bestätigte denn auch Dekan Timo Hertneck per Video-Einspielung. Andere Freunde lobten per Video Weinmmanns Fähigkeit, in Sitzungen voll konzentriert zu sein, „wenn er im Hintergrund (Sudoku) noch was nebenher machen konnte“ oder als einen Mann, „um Neuerungen nie verlegen“, der aber auch, etwa ein großes Steak, „genießen“ könne und sich dabei „seinen trockenen, schwäbischen Humor“ bewahrt habe. Und Landrat Richard Sigel hob besonders Weinmanns Bemühen um „Bildungswege für Menschen, die es nicht leicht haben“ hervor. „Dass Schüler erfahren, eigentlich bin ich dem Leben gewachsen, das vermittelt kein Smartphone, das ist pädagogische Basisarbeit“, meinte denn auch Thomas Weinmann in seinen Abschiedsworten.

Aufführung des Gebärdenchors: Thomas Weinmann (Fünfter von links, erste Reihe) freut sich über die Darbietung. Fotos: G. Habermann
Thomas Weinmann

Spukgeschichten in Hülle und Fülle

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Von Lorena Greppo

 

BACKNANG. Auf die Frage hin, wo in Backnang es denn spuken könnte, muss Dr. Bernhard Trefz erst einmal herzlich lachen. Keine alltäglich Frage. Da aber die Backnanger Geschichte reich an allerlei gruseligen Details ist, fällt dem Stadtarchivar schnell die eine oder andere Gelegenheit ein, wo ein Toter die Lebenden heimsuchen könnte. „Auf der Bleichwiese fanden früher Hinrichtungen statt“, erzählt er. Die letzte fand 1848 statt – der 22-jährige Metzgerbursche Wilhelm Armbruster hatte den Viehtreiber Johann Gottlieb Winter aus Unterweissach überfallen und mit einem Messer getötet. Er wurde infolgedessen öffentlich enthauptet. „Vielleicht spukt der ja noch in Backnang umher“, mutmaßt Trefz. Er wäre nicht der einzige Kandidat. Im Backnanger Jahrbuch 2004 schreibt Helmut Bomm außerdem von der 1728 geköpften Kindsmörderin Dorothea Kienle.

Die Bleichwiese war jedoch nicht die einzige Hinrichtungsstätte in Backnang. Nicht umsonst hat ein Flurstück zwischen der Backnanger Innenstadt und Maubach den Namen „Galgenberg“. „Da Flurnamen zumeist sehr alt sind, kann davon ausgegangen werden, dass dort tatsächlich ein Galgen gestanden hat“, schreibt Bomm. Unstrittig ist, dass dort die Verurteilten hier zum Hochgericht geführt wurden. Bomm: „Unweit von zwei riesigen wilden Birnbäumen stand auf dem Gewann Galgenberg etwa 60 m östlich vom späteren Aussichtsturm weithin sichtbar das Hochgericht.“ Im Kirchenbuch von 1615 sei die Erneuerung des Galgens vermerkt worden. Der erste, der hiernach gehenkt wurde, war der Heuchlinger Hans Binder. Er soll einen Diebstahl begangen haben. Eine Straftat, für die er heutzutage vergleichsweise glimpflich davongekommen wäre. Gut möglich also, dass Binder nun die Backnanger als Gespenst heimsucht.

Geht man noch weiter in der Geschichte zurück, so könnte eine Spukgestalt im Gewerbegebiet Backnang-Süd lauern. Nahe der Weissacher Straße zeugt ein sogenanntes Sühnekreuz von einer begangenen Bluttat. Sühnekreuze wurden im Mittelalter am Ort der Tat zur Erinnerung und Sühne an einen Mord aufgestellt. Anfangs wurde vermutet, dass eben jenes Kreuz für den Raubmord des Wilhelm Armbruster aufgestellt wurde. „Das ist aber unwahrscheinlich“, sagt Bernhard Trefz. Der Mord, für den Armbruster hingerichtet wurde geschah im 19. Jahrhundert, Sühnekreuze hingegen reichten viel weiter zurück. Auch Bomm bestätigt, dass solche Kreuze „nur bis in die zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts“ hin belegt seien. Eine weitere Sage um das Kreuz behauptet, an jener Stelle hätten sich zwei Menschen im Streit gegenseitig erschlagen.

Ein weiteres Sühnekreuz findet sich im Backnanger Plattenwald, das sogenannte „Schuhmicheleskreuz“. Ein Schild weist darauf hin, dass sich an jener Stelle ein Schuster und ein Schäfer gegenseitig getötet haben sollen: „Vor einigen 100 Jahren begab sich eines Abends ein Schuster aus Backnang, der in Zell arbeitete, auf dem Kirchweg nach Hause. Ein Schäfer lauerte ihm auf, um ihn zu berauben, doch der Schuster tötete ihn. Der Hund des Schäfers aber tötete daraufhin den Schuster. So lagen beide tot nebeneinander.“ Das Kreuz selbst weist zwei Symbole auf: Ein Messer und eine Schuhsohle. Dass ein solcher Ort so manchem nicht geheuer war, zeigte sich 1999, als das Kreuz auf einmal verschwunden war. Wie sich herausstellte, hatte der damalige Oberbürgermeister Jürgen Schmidt den Stein entfernen lassen, „da sich eine Anruferin über einen angeblichen Satanskult beschwert hatte“, schreibt Bomm in der Stadtchronik. Nachdem ein Restaurator sich des Sühnekreuzes angenommen hatte, wurde es wieder an seinen angestammten Platz zurückgebracht.

Auf die Spur einer weiteren mörderischen Geschichte kam 2007 der Backnanger Erich Wegscheider. In ein Gartengrundstück deponiert, fand er den Grabstein der jungen Bertha Baumann, die am 24. August 1899 in der Schillerstraße„durch verruchte Mörderhand gefallen“ war, wie auf dem Stein zu lesen ist. Dahinter steckt ein interessanter Kriminalfall, über den der Murrtal- Bote, der Vorgänger der Backnanger Kreiszeitung, am darauffolgenden Tag berichtete: „Die 16 ½ Jahre alte Bertha Baumann, Tochter des Metzgermeisters Fr. Baumann, in der Schillerstraße wurde in ihrem Schlafgemach, das an die Kronenstraße grenzt, morgens nach 1 Uhr meuchlings im Bett überfallen und ihr von einer bis jetzt noch gänzlich unbekannten Mörderhand am Hals zwei Stiche beigebracht, von denen der eine, tiefere die Halsblutader linker Seite durchschnitt.“ Noch am Tag des Mordes wurde ein 18-jähriger Gerbergeselle verhaftet, jedoch kurz darauf wieder freigelassen. Einige Tage später geriet der Vater des Mädchens unter Verdacht, doch auch er war bald darauf wieder auf freiem Fuß. Der Mörder der 16-jährigen Bertha Baumann wurde nicht gefasst, auf der Rückseite ihres Grabsteins steht – vielleicht auch gerade deshalb – geschrieben: „Gott wird es alles an’s Licht bringen.“

Erinnerung an einen Doppelmord: Ein Schuster und ein Schäfer sollen sich im Plattenwald gegenseitig umgebracht haben. Foto: A. Becher
Nach mehr als 100 Jahren ist der Grabstein der getöteten Bertha Baumann 2007 wieder gefunden
worden. Steinmetz Carl-Eugen Vogt restaurierte ihn. Archivfoto: E. Layher

Fahrradfahrer schwer verletzt

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SCHORNDORF. Ein 74-jähriger Radfahrer ist am Samstag gegen 18.40 Uhr vom Gehweg auf den Parkplatz einer Gaststätte in der Richard-Kapphan-Straße in Schorndorf gefahren und hat dabei ein Auto übersehen. Der Radler wurde von dem Wagen erfasst. Nachdem er gegen die Windschutzscheibe geprallt war, wurde er auf die Straße geschleudert. Bei dem Sturz zog sich der Senior, der keinen Helm trug, schwere Kopfverletzungen zu. Sein Hund, den er in einem Fahrradkorb dabei hatte, wurde ebenfalls verletzt. Das Tier wurde von einem Tierarzt in Obhut genommen. An dem Auto entstand Schaden von rund 5000 Euro.

Fahrzeuge mutwillig beschädigt

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BACKNANG. Zwischen Samstag, 18 Uhr, und Sonntag, 0.45 Uhr, haben Unbekannte von Autos, die auf dem obersten Pardeck des Parkhauses Bahnhof in Backnang abgestellt waren, die Kennzeichenschilder gestohlen. Teilweise wurden die Fahrzeuge auch zerkratzt, an einem Wagen wurde ein Scheibenwischer abgerissen. Die Backnanger Polizei sucht Zeugen.

Nur kleinere Sturmschäden

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WAIBLINGEN (ik). Sturm „Herwart“ hat auch im Rems-Murr-Kreis Schäden verursacht. Allerdings wütete er hierzulande lange nicht so stark wie im Norden und im Osten der Republik. Die Polizeidirektion Aalen spricht auf Anfrage zwar von einigen Vorfällen, größerer Schaden sei dabei aber nicht angerichtet worden. Die Rede ist von 15 kleineren Einsätzen im Kreisgebiet. Beispielsweise sei eine Werbetafel in Backnang umgestürzt, Bauzäune seien in Aspach und in Kirchberg an der Murr hinweggeweht worden, und es habe auch umgestürzte Bäume gegeben. Zum Beispiel in Allmersbach im Tal und in Plüderhausen. Zu Unfällen haben diese Begleiterscheinungen des Sturmtiefs aber laut Kenntnis der Polizei nicht geführt. Allerdings bekamen so manche Veranstalter den Sturm auf ganz andere Weise zu spüren: Beim Backnanger Gänsemarkt am Sonntag gab es zum Beispiel aus Sicherheitsgründen ein reduziertes Programm (siehe Seite 25).

Das Bildverständnis des Reformators

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Von Claudia Ackermann

BACKNANG. Das lateinische Wort „reformare“ birgt die Bedeutung von umgestalten, umbilden, verwandeln oder verbessern. Wie dies in der Druckgrafik der Reformationszeit deutlich wird und welches Bildverständnis Martin Luther hatte, ist Thema der Ausstellung. Grußworte bei der Vernissage sprach Oberbürgermeister Frank Nopper, der auf Luthers Verhältnis zur Kunst einging. Nopper schloss mit dem Lutherzitat: „Tritt fest auf, mach’s Maul auf, hör bald auf.“

Eine Einführung hielt Celia Haller-Klingler. Das Zeitalter der Reformation sei das große Zeitalter der Druckgrafik in Deutschland, führte die Leiterin des städtischen Grafik-Kabinetts aus. Kunsthistorisch werde sie auch als Dürer-Zeit bezeichnet. Die Kunsthistorikerin widmete sich der Frage, wie Martin Luther zum Bild stand und welche Aussagen von ihm überliefert sind. Dazu hat sie zahlreiche Predigten, Schriften und Briefe gesichtet. Ein Zitat Luthers lautet: „Nun aber die Herzen noch daran hängen, so kann man sie nicht zerreißen, man zerreißt die Herzen auch mit.“

Exponate aus der Sammlung

des in die USA ausgewanderten Backnanger Apothekers Riecker

Die von Celia Haller-Klingler konzipierte Ausstellung umfasst 34 Exponate aus der hochkarätigen Sammlung des in die USA ausgewanderten Backnanger Apothekers Ernst Riecker. In kupfernen Buchstaben befinden sich in jedem Raum außerdem Zitate Luthers, in denen seine Auffassung der Rolle und Funktion von Bildern deutlich wird. Geschichtliche Hintergründe und Zitate von Zeitzeugen sind zu den Exponaten angefügt. So geht es im Vorraum etwa um den Bildersturm.

Im ersten Ausstellungsraum sind Exponate aus der Moralsatire „Das Narrenschiff“ von Sebastian Brant zu sehen, die 1494 in Basel gedruckt wurde. Es ist die Erzählung einer Schifffahrt von 113 Narren mit Kurs auf das fiktive Land Narragonien, erfährt der Besucher auf einer Informationstafel. In der Ernst-Riecker-Sammlung befinden sich nur einzelne Blätter der lateinischen Ausgabe. Die Kuratorin hat sämtliche Reime zu den Blättern in deutscher Fassung hinzugefügt. Zum Holzschnitt „Von bösen Weibern“, der um 1492 bis 1494 entstanden ist, heißt es: „Mancher, der ritte spat und früh, käm er vor Frauen nur dazu: Die lassen dem Esel selten Ruh.“

Im nächsten Raum werden Blätter aus dem Tugendtraktat „Trostspiegel“ gezeigt. „Unter Trostspiegel, Trostbuch oder Glücksbuch versteht man die deutsche Übersetzung eines der Hauptwerke des italienischen Humanisten des 14. Jahrhunderts, Francesco Petrarca (1304 bis 1374)“, ist auf einer Zusatzinformation zu lesen. Von Petrarca-Meistern ist etwa der Holzschnitt „Von dem Haß des Volkes“ (um 1521) zu sehen, der eine Kampfszene zeigt.

Weiter geht es zu Werken von Lucas Cranach, wie dem Holzschnitt „Ruhe auf der Flucht“ von 1509, eine Darstellung der Heiligen Familie, die unter dem Eichbaum sitzt und rastet. Von mehreren Engeln ist sie umgeben.

Werke von Albrecht Dürer sind im nächsten Raum ausgestellt, wie der Kupferstich „Der verlorene Sohn“ (1496) oder „Der Aufenthalt in Ägypten“ (1502 bis 1503). Zitate Luthers über Dürer aus einem Briefwechsel ergänzen die Exponate: „Indeß bitt ich Euch, empfehlet mich Albrechten Dürer, diesem braven Manne und versichert ihn meines stets dankbaren Herzens …“. Der Rundgang durch die Ausstellungsräume schließt mit den sogenannten gottlosen Malern von Nürnberg, den Brüdern Beham und Georg Pencz, die auch mit freizügigen Akt-Darstellungen provozierten. Hier ist etwa der kleinformatige Kupferstich „Der Geizige und die Fehlgeburt“ (1525 bis 1527) von Barthel Beham ausgestellt.

  Die Ausstellung im Backnanger Helferhaus, Petrus-Jacobi-Weg 5, kann noch bis zum 21. Januar 2018 besichtigt werden. Öffnungszeiten sind: Dienstag bis Freitag von 17 bis 19 Uhr sowie Samstag und Sonntag von 14 bis 19 Uhr.

„Erasmus von Rotterdam“: Kupferstich von Albrecht Dürer aus dem Jahr 1526.Fotos: P. Wolf

            Bei der Einführungsrede: Graphik-Kabinett-Leiterin Celia Haller-Klingler.

Leonardo-da-Vinci-Stadt auf Zeit

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Von Andreas Ziegele

BACKNANG. Die Vorsitzende des Vereins für Kinder in Backnang, Gudrun Weichselgartner-Nopper, zeigte sich sichtlich stolz. „Diese Ausstellung nach Backnang zu bekommen, war sehr schwer“, sagte die Gattin des Oberbürgermeisters in ihrer Begrüßung. Die Idee dazu kam ihr während des Toskana-Urlaubs im August 2016. Dort besuchte sie das Museo Leonardino in Vinci und war begeistert.

„Anfangs sah es noch ganz einfach aus, diese Ausstellungsstücke nach Backnang zu bekommen,“ sagte Weichselgartner-Nopper. Aber es wurde dann ein sehr steiniger Weg, bis alles in trockenen Tüchern war. Ausdrücklich würdigte sie in diesem Zusammenhang Petra Ferrari, Geschäftsführerin der Galileo Grundschule und der Galileo Kindertagesstätten in Stuttgart: „Sie hat als Italienkennerin par excellence den wesentlichen Beitrag geleistet, dass wir diese Ausstellung heute hier haben.“ Neben den vielen Mitarbeitern an diesem Projekt hob sie auch ausdrücklich die Sponsoren hervor, wohlwissend, „dass Dank die stärkste Form der Bitte ist“.

Gudrun Weichselgartner-Nopper freut sich nun auf die Woche mit den Teilnehmern der Kinderuni Plus, die sich intensiv mit dem Leben und Wirken von Leonardo da Vinci beschäftigen werden. In diversen Workshops werden sie viel Zeit haben, dem großen italienischen Erfinder nachzueifern.

In seinem Grußwort sparte der Backnanger Oberbürgermeister Frank Nopper, wie gewohnt, nicht mit Superlativen: „Die Walhalla bei Regensburg beherbergt die Ausstellungstücke der bedeutendsten Persönlichkeiten Deutschlands. Das Technikforum der Murrmetropole ist dagegen die Ruhmeshalle der Backnanger Industrie- und Handwerksgeschichte.“ Die Ausstellung wird selten außerhalb Italiens gezeigt, zuletzt machte sie Station im Pariser Louvre. „Das zeigt, dass wir uns hier auf Augenhöhe mit Paris befinden“, so der OB. Abschließend meinte Nopper: „Wenn das so weitergeht, werden wir noch eine ‚da-Vinci‘-Stadt!“ Ein weiteres Grußwort sollte dann vom Generalkonsul der Republik Italien kommen. Allerdings war dieser kurzfristig verhindert, sodass Massimo Mongero dessen Grüße überbrachte. Der Leiter der Schulabteilung des Konsulats hob ebenfalls die Bedeutung des Wirkens von Leonardo da Vinci hervor und nannte diesen den besten Botschafter für Kinder und Jugendliche hinsichtlich seines Erfindergeistes. „Es ist eine schöne Initiative der Stadt Backnang!“

Massimo Mongero ging dann auch kurz auf das Leben von da Vinci ein: „Viele seiner Erfindungen wurden gar nicht gebaut, da die damalige Zeit noch nicht reif dafür war.“ Beispielhaft nannte Mongero in diesem Zusammenhang den Taucheranzug und die Flugmaschine. Genau diese Flugmaschine ist eines der sechs Exponate der Ausstellung im Obergeschoss des Technikforums.

Beeindruckend war dann der Auftritt von Kurt Doll vom Backnanger Galli Theater. In historischem Kostüm schlüpfte der Schauspieler in die Rolle des Leonardo da Vinci und erzählte den Besuchern aus dessen Leben. Sehr lebendig und humorvoll. Dabei konnte man auch einiges erfahren, was man bislang vom berühmten Universalgelehrten da Vinci vielleicht noch nicht wusste. Mit stürmischem Beifall dankten die Besucher dem Mimen. Die von Auszubildenden der Zimmerer-Innung Rems-Murr vorbereitete Leonardo-Brücke im Hof des Technikforums konnte aufgrund des Wetters dann leider nicht wie geplant von Besuchern zusammengebaut werden. In jedem Fall wäre es eine Herausforderung geworden, dieses Werk zu vollenden. Das werden nun die Experten übernehmen, sodass die Ausstellungsbesucher in dieser Woche die Möglichkeit haben werden, dieses Ausstellungsstück zu bewundern. Natürlich gehört auch das Essen und Trinken zu Italien. Und so hatten zum kulinarischen Abschluss der Veranstaltung drei italienische Gastronomen aus Backnang für selbiges gesorgt.


            Modelle des Universalgenies Leonardo da Vinci sind in der Ausstellung im Technikforum zu bestaunen.Fotos: J. Fiedler

            Massimo Mongero
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