Von Sarah Schwellinger
SPIEGELBERG. „Ach, wie schade, ihr müsst gehen, doch wir woll’n euch wiedersehen“, singen die Kinder der Grundschule Spiegelberg voller Leidenschaft. Denn nach diesem Schuljahr verlassen gleich drei Lehrerinnen das Kollegium. Am vergangenen Freitag wurde für sie ein Fest mit allen Kindern und Eltern veranstaltet. Eva Beck, Karin Moser und Ulrike Aspacher-Wagner verabschieden sich mit Beginn der Sommerferien in den Ruhestand. Damit fällt gleich über die Hälfte der Lehrerschaft weg. Denn an der Spiegelberger Grundschule sind insgesamt nur fünf Lehrer beschäftigt. Für neue Lehrkräfte ist bereits gesorgt: Katja Stauch und Sabine Möbius werden ab dem kommenden Schuljahr an der Schule mit den 60 Schülern unterrichten. „Das sind zwei junge Lehrerinnen, doch das Risiko gehen wir ein“, sagt Schulleiter Norbert Barthold lachend. Die beiden Lehrerinnen treten mit ihrem Dienst in Spiegelberg ihre ersten längerfristigen Stellen an einer Schule an. Auch wenn somit eine Lehrkraft wegfällt, wird sich an den Stunden für die Schüler nichts ändern, versichert Barthold.
Damit den Lehrerinnen in der kommenden Zeit nicht langweilig wird, haben die Schüler sich ein paar Gedanken gemacht und geben mit kurzen Auftritten Freizeittipps: Da sind Turnerinnen, die sich verbiegen, Musikalisches mit der Flöte, Sportliches wie Handball, Fußball oder Kampfsport. Doch die drei Lehrerinnen sind sich sicher, dass sie vorerst die freie Zeit genießen wollen. „Ich mache erst einmal Ferien“, sagt Karin Moser überzeugt. Bei Ulrike Aspacher-Wagner steht zuerst eine Reise nach Spanien auf dem Plan. Und auch Eva Beck ist sich sicher, dass es ihr nicht langweilig wird.
„Eine tolle Schule“, lobt Bürgermeister Uwe Bossert in seiner Abschiedsrede, „hier ist die Welt in Ordnung.“ Das können die Lehrerinnen der kleinen Schule bestätigen. „Es war wie ein kleines Paradies. Ich habe die Zeit hier sehr genossen“, sagt Eva Beck, die seit 1990 an der Grundschule in Spiegelberg ist. Viele Kinder kennen Beck bereits seit dem Kindergarten, da sie zuständig für die ersten und zweiten Klassen ist und deshalb immer wieder Kindergartenkinder an den Schulalltag heranführt.
Die drei Frauen verabschieden sich mit einem lachenden und einem weinenden Auge von der Schule, den Schülern und den Kollegen. Einerseits freue man sich auf die Zukunft, andererseits sei die Zeit an der Spiegelberger Schule mit vielen positiven Erinnerungen verbunden. „Ich habe viel Positives erlebt, auch im Bezug auf die Eltern. Es war ein herzliches Miteinander“, erinnert sich Beck zurück. „Wir haben hier viele Freiheiten genossen und uns wurde auch Vertrauen geschenkt, von einem Rektor, dessen Tür immer offen war und bei dem man sich aussprechen konnte“, fügt Karin Moser hinzu, die seit 2005 an der Schule unterrichtete. Ulrike Aspacher-Wagner ergänzt: „So viel Verständnis und Unterstützung wurde mir in kaum einer Schule entgegengebracht. Ich fühlte mich von Eltern und Lehrern geachtet. Man wurde hier einfach nicht im Regen stehen gelassen.“ Dafür bedankten sich die drei Lehrerinnen mit einem Geschenk. Ein großer Regenschirm, unter den nun alle vier Spiegelberger Kollegen passen: „Zum Schutz und Segen für alles Weitere.“
Am meisten vermissen werden die Lehrerinnen die Kinder. Denn die hätten eine so fröhliche und positive Ausstrahlung, dass sie einen auch an nicht so guten Tagen aufgebaut hätten. „Es sind die kleinen Momente, die einen immer wieder berührten“, sagt Moser. Die Zeit an der Spiegelberger Grundschule haben die drei Lehrerinnen als sehr familiär empfunden. „Auch die Kinder haben sich gegenseitig umeinander gekümmert“, so Moser weiter. „Die schönen Erinnerungen überwiegen“, sagt Aspacher-Wagner, die nun 17 Jahre in Spiegelberg war, freudig. Das seien zum Beispiel die Naturtage oder die tollen und kreativen Ideen der Kinder.
Kein endgültiger Schnitt:
Ist Not am Mann, helfen sie aus
Vielleicht sind diese schönen Erinnerungen auch der Grund, warum sich Ulrike Aspacher-Wagner und Eva Beck noch nicht so ganz loseisen wollen. Denn die beiden wollen der Schule aushelfen, wenn Not am Mann ist. „Wenn ich gefragt werde, und ich habe die Zeit dazu, dann springe ich gerne für eine Weile ein. Aber nicht für allzu lange“, lacht Aspacher-Wagner. Das vergangene Schuljahr haben die drei ganz bewusst wahrgenommen. „Wir hatten ja nun ein Jahr Zeit, uns auf diesen Abschied vorzubereiten“, so Beck. Auch Aspacher-Wagner habe sich noch einmal durch den Kopf gehen lassen, ob das alles so richtig sei.
Wie auch die Kinder, erhielten auch Aspacher-Wagner, Beck und Moser Zeugnisse, die der Schulleiter als Abschiedsgeschenk vorbereitet hatte. Was da genau drinsteht, schauen sich die Frauen in Ruhe an. Aber Schulleiter Barthold warnt schon einmal mit einem Schmunzeln vor: „Nur Einsen sind es nicht.“
