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Der Plan gilt – jetzt wird geschafft

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Von Armin Fechter

BACKNANG. Alle zehn Jahre, so war es bislang Übung, legt das baden-württembergische Kultusministerium neue Rahmenpläne für den Unterricht an den Schulen im Land vor. Dieses Mal hat es zwölf Jahre gedauert, bis das Werk abgeschlossen war.

Das liegt, so Harter, an dessen Struktur: Der Bildungsplan 2016 stellt „tatsächlich was Neues“ dar, weil er erstmals die verschiedenen Schularten Gemeinschaftsschule, Realschule und Gymnasium vereint. Die besondere Herausforderung bestand darin, die unterschiedlichen Niveaustufen herauszuarbeiten. Denn zu jedem Thema, das im Unterricht zu behandeln ist, macht der Plan seine Vorgaben auf grundlegendem, mittlerem und erweitertem Niveau.

Ein Beispiel aus dem Geografieunterricht der fünften/sechsten Klasse: Da sollen Schüler im grundlegenden Niveau lernen, die Lage der Kontinente und Ozeane zu beschreiben. Auf mittlerem Niveau gilt es dann, Lage und Größe der Kontinente und Ozeane darstellen zu können. Schüler im erweiterten Niveau schließlich sollen Lage, Größe und überdies die Form der Kontinente und Ozeane darstellen können. Die unmittelbare Gegenüberstellung im gemeinsamen Bildungsplan verdeutlicht dabei, wo die Unterschiede jeweils liegen.

Gerade diese Übersichtlichkeit lobt Karin Moll aus Sicht der Gemeinschaftsschule. Die Chefin der Backnanger Mörikeschule erkennt in dem Plan einen einfachen Leitfaden. Die Lehrer, die in der Gemeinschaftsschule alle drei Niveaustufen bedienen müssen, könnten auf einen Blick erkennen, was jeweils wichtig ist. Zudem erleichtere der Plan die Übergänge: Die Grundschulkolleginnen könnten genau sehen, worauf sie ihre Schützlinge vorbereiten müssen – sie haben in der Grundschule ja auch die ganze Bandbreite an Begabungen vor sich.

Plaisirschule arbeitet schon seit zwei Jahren nach dem neuen Plan

Grundschulrektorin Dr. Annedore Bauer-Lachenmaier wiederum bedauert, dass die verschiedenen Niveaustufen nicht auch im Bildungsplan für die Grundschule klar dargestellt sind. Die Plaisirschule als Erprobungsschule für den neuen Bildungsplan arbeitet bereits seit zwei Jahren mit dem neuen Werk – wobei Bauer-Lachenmaier festhält, dass sich in Mathe und Deutsch nichts fundamental geändert habe. Sie beklagt allerdings die Textlastigkeit des Plans und hat Sorge, dass sich der Fokus im Alltag nur auf das richtet, was unterrichtet werden muss, und andere Aspekte zu kurz kommen könnten. Ihr schwebt daher „ein ganz knapper Bildungsplan“ vor, der aber genauso aussagekräftig ist. Und vor allem fordert sie: weg von den Noten.

Dass der Bildungsplan 2016 nicht alles umwirft, was bislang Grundlage war, unterstreicht auch Heinz Harter aus Sicht der Realschule. Die Vorgaben seien eben weiterentwickelt worden, weil sich die Anforderungen, etwa aus der Wirtschaft und der Gesellschaft, verändert haben. Harter bedauert allerdings, dass die Abschaffung der bisherigen Fächerverbünde auch das Naturwissenschaftliche Arbeiten getroffen hat, in dem Biologie, Chemie und Physik vereint waren: „Wir hätten gerne NWA beibehalten.“

Andererseits gibt es jetzt in Klasse sechs den neuen Verbund Biologie/Naturphänomene/Technik. „Das macht Sinn“, sagt Harter, „weil die Zusammenhänge auf der Hand liegen.“ Den Bereich Technik einzubeziehen, greife die Realschule sogar gerne auf. Das habe auch mit der Historie dieser Schulart zu tun, die von „Realien“ ausging.

Eine zweite gravierende Änderung gibt es für die Realschulen mit der Einführung der Orientierungsstufe in den Klassen fünf und sechs. Dabei wird erst am Ende der sechsten Klasse festgelegt, ob der einzelne Schüler im mittleren oder im grundlegenden Niveau weitergeführt wird – und er habe, so Harter, auf seinem weiteren Weg auch die Chance, ins mittlere Niveau zurückzukehren.

„Relativ emotionslos“ sieht Christoph Mohr den Bildungsplan. „Er gilt jetzt, er wird umgesetzt“, sagt der Chef des Weissacher Bildungszentrums und dessen gymnasialer Abteilung lapidar. „Nichts anfangen“ kann er mit dem neuen Fach Wirtschaft – diese Themen seien bisher schon „gut aufgehoben“ gewesen. Kritisch sieht Mohr auch die neue Stundentafel, bei der sich in der zehnten Klasse viel zusammenballt – im bilingualen Zug ergäben sich möglicherweise sogar an die 40 Wochenstunden. Zugleich vermisst er für die unteren Klassenstufen das Fach Ethik für die vielen Schüler, die vom Religionsunterricht abgemeldet sind.

Dass es im Vorfeld lautstarke Proteste und Demos gegen den Bildungsplan gab, hat allerdings weniger mit den konkreten Einzelpunkten zu tun als vielmehr mit den übergreifenden Leitperspektiven, die von „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ bis zu „Prävention und Gesundheitsförderung“ oder „Berufliche Orientierung“ reichen. Sturm liefen die Bildungsplangegner wegen der Leitperspektive „Bildung für Toleranz und Akzeptanz von Vielfalt“, wobei es um Vielfalt „in personaler, religiöser, geschlechtlicher, kultureller, ethnischer und sozialer Hinsicht“ geht. Verschiedene Gruppierungen sahen darin einen Angriff auf die traditionelle Familie und befürchteten eine Sexualisierung der Jugend.

„In modernen Zeiten gehören Vielfalt und Akzeptanz dazu“

Doch das wurde, so Christoph Mohr rückblickend, viel zu hoch gehängt: Nach wie vor stünden die fachlichen Inhalte im Vordergrund, sagt er. Toleranz und Akzeptanz hätten schon früher zu den Bildungsinhalten dazugehört, erklärt Heinz Harter. Er empfiehlt, das Ganze „ruhig und besonnen“ zu sehen. Die Leitperspektiven „begleiten unser Tun und Handeln“, sagt Annedore Bauer-Lachenmaier – man habe sie immer im Hinterkopf. Und Karin Moll findet es „ganz toll“, dass die Leitperspektiven als überfachliche Kompetenzen „drübergelegt“ wurden. In modernen Zeiten gehöre Vielfalt und Akzeptanz dazu. Für eine Gemeinschaftsschule gelte in christlichem Sinne: „Alle haben hier ihren Platz.“


            Christoph Mohr

            Mit dem Bildungsplan 2016 wird das Unterrichten an den Schulen in Baden-Württemberg auf neue Grundlagen gestellt. Das Werk beinhaltet Vorgaben für drei Niveaustufen. Foto: Imago

            
              A. Bauer-Lachenmaier

            Karin Moll

            Heinz Harter

Achtzehn Leuchtstäbe ragen aus der Murr

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Von Claudia Ackermann

BACKNANG. Drei große Schirme hat der Bauhof an den Murr-Stufen aufgestellt, unter denen die Besucher am Samstagabend vor dem Niederschlag Schutz suchen. Zaungäste beobachten das Geschehen mit Regenschirmen in der Hand von der Sulzbacher Brücke aus. Wohl nicht nur in Backnang hatte man bei der Veranstaltung Pech mit dem Wetter. In allen 25 Städten der Kulturregion Stuttgart, die sich mit insgesamt 40 Künstlern am Lichtkunstfestival beteiligen, wird an diesem Abend eröffnet.

Was ist eigentlich Lichtkunst? Dieser Frage geht Kulturamtsleiter Martin Schick bei seiner Einführung nach. „Auf einen Nenner gebracht: Künstler gehen mit Licht um, wie mit einem neuen, künstlerischen Material.“ Lichtkunstwerke gibt es seit langem, aber seit wenigen Jahrzehnten haben sie einen gewissen Schub bekommen, nicht zuletzt durch die technische Weiterentwicklung der Möglichkeiten, Licht gezielt einzusetzen, führte er aus. Das sei auch bei Sebastian Hempel so. „Der gelernte Steinmetz, der in Dresden Bildhauerei studiert hat, ist nicht zufällig zum Licht gekommen, es war für ihn die konsequente Weiterentwicklung der Skulptur.“ Leider kann der Künstler aus gesundheitlichen Gründen bei der Eröffnung nicht dabei sein. Noch wenige Tage zuvor hatte er sich bei der Installation stundenlang im Neoprenanzug im kalten Wasser der Murr aufgehalten (wir berichteten).

Achtzehn Leuchtstäbe ragen aus dem Wasser direkt am Wehr. Sie sollen die Assoziation zu Schilfrohren erwecken. Deshalb stehen sie auch nicht kerzengerade, sondern teilweise schief und sind unregelmäßig angeordnet. Der Effekt sollte eigentlich durch Bewegung verstärkt werden, die durch Wind und Wasserströmung der an Bojen befestigten Lichtstäbe aus Polykarbonat entsteht.

Allerdings ist es bei der Eröffnung ziemlich windstill und die Murr hat nach der vorhergehenden, langen Trockenheit Niedrigwasser. Bewegungslos ragen sie beim Einschalten der Beleuchtung gen Himmel. Trotzdem entsteht ein interessantes Lichtspiel auf den sanften Wellen des Flusses, das wunderbar mit dem Plätschern des Wassers harmoniert. Leider können sich die Besucher wegen der Nässe nicht auf den Murr-Stufen niederlassen, um das Schauspiel ausgiebig auf sich wirken zu lassen.

„Aufstiege“ heißt das Kunstprojekt der Kulturregion, in der es zahlreiche „Stäffele“ gibt. Es sollte also Lichtkunst an Treppen geschaffen werden, und es sollten ortsbezogene Kunstwerke sein, die sich mit den vorgefundenen Gegebenheiten auseinandersetzen. Ein paar Treppen nett anstrahlen, sei zu wenig, so Schick, der den Dresdener Künstler nach Backnang geholt hat. „Hempel hat sich in Backnang umgeschaut. Die Sitzstufentreppe an der Murr, hat es ihm sofort angetan, und er wollte unbedingt etwas mit Wasser machen. Es ist sein erstes Projekt im Wasser geworden.“

Die Treppe an der Murr sei ein Ort zum Verweilen, an dem man vielleicht eine Pause macht, sich ausruht oder einfach ruhig aufs Wasser und das Wehr schauen kann. „Verweilen, dösen, den Weiden zuschauen – diese Ruhe, das Meditative des Ortes, wollte der Künstler einfangen und in eine ebenso ruhige, manchmal kaum wahrnehmbare Bewegung übersetzen, die den Fluss des Wassers und den leichten Wind sichtbar macht – auf poetische Weise mit Anklängen an Schilfrohre und – mit dem Material Licht“, so Martin Schick.

  Das Lichtkunstwerk beim Backnanger Bleichwiesen-Wehr in der Murr ist bis mindestens 9. Oktober zu sehen. „Wenn kein Hochwasser ansteht, auch länger“, fügt der Kulturamtsleiter hinzu. Jeden Abend von 19 bis 24 Uhr wird es beleuchtet.


            Leuchtet abends beim Bleichwiesen-Wehr in der Murr : das Lichtkunstwerk des Dresdener Künstlers Sebastian Hempel. Foto: E. Layher

Klarer Fall von falscher Solidarität

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Von Steffen Grün

Es ist eine der dümmsten Fan-Parolen, die durch deutsche Fußballarenen hallt. „Gegen alle Stadionverbote“ skandiert der harte Kern der Unvernünftigen, wenn mal wieder einer der ihren vor die Tür gesetzt wurde. Im Klartext: Das Stadion soll ein rechtsfreier Raum sein, in dem sich alle so danebenbenehmen dürfen, wie es ihnen beliebt, ohne Konsequenzen fürchten zu müssen. Erfreulich, aber eigentlich auch selbstverständlich, wenn die Vereine da nicht mitspielen – wie die SG Sonnenhof Großaspach nach den Vorfällen beim WFV-Pokalspiel in Satteldorf. Beim 3:0-Sieg des Drittligisten beim Landesligisten war im Gästebereich schon während der Begegnung eine Rauchbombe abgebrannt und eine Flasche gen Spielfeld geworfen worden. Waren diese Dinge noch nicht mit letzter Sicherheit einer bestimmten Person zuzuordnen, so gelang dies beim ultimativen Tiefpunkt nach dem Schlusspfiff. Ein Mann aus dem direkten SG-Umfeld, der bei einer Rauferei schlichtend eingreifen wollte, wurde von einem Faustschlag im Gesicht getroffen. Pech für den Täter, dass er auch noch einen pensionierten Polizisten erwischte. Wird Anzeige erstattet, dürfte die Sache auch strafrechtliche Folgen haben, auf alle Fälle erfolgte die konsequente Reaktion des Vereins: Der Schläger bekam für die Mechatronik-Arena bis auf Widerruf ein Hausverbot erteilt, „wir haben von unserem Hausrecht Gebrauch gemacht“, betont SG-Geschäftsführer Thomas Deters. Von Aspacher Fans ist zu hören, dass eine breite Mehrheit diesen Schritt befürwortet – ein ganz kleiner Teil stimmte beim 2:2 gegen Aalen aber den eingangs zitierten Schlachtruf an und hielt ein Plakat in die Höhe (Foto: A. Becher), um sich mit dem Verbannten zu solidarisieren. Ein klarer Fall von falscher Solidarität. „Wir hatten in den vergangenen Jahren keine Probleme mit unseren Fans und sind darauf stolz. So soll es bleiben“, hofft Deters. Sein Wunsch: Die SG-Anhänger mögen lieber weiter mit kreativen Aktionen wie damals in Dresden auffallen, als sich die schmale Truppe mit einem Plakat an die Tausenden Dynamo-Fans wandte. Darauf stand: „Könnt ihr bitte 2 Minuten ruhig sein, damit man uns auch mal hört.“

Der FC Bayern München wird in der eigenen Vereinshymne zum „Stern des Südens“ erkoren. Offenbar davon inspiriert, nannte SWR-Reporter Stefan Kiss die SG Sonnenhof Großaspach in seinem Beitrag für die ARD-Sportschau zum 2:2 gegen Aalen „das Sternchen des Südens“, das „dem Nordlicht Oliver Zapel folgt“. Mit dem neuen SG-Trainer hatte sich bereits Reinhold Beckmann in der Anmoderation beschäftigt und ihn mit Verweis auf dessen Homepage einen Fußball-Philosophengenannt. Der Moderator dachte laut darüber nach, was Sepp Herberger dazu sagen würde, wie Zapel seine Spielidee skizziert: „Angriff ist die Seele des Spiels, Balleroberung die notwendige Voraussetzung. Das gelingt durch die gezielte Verwaltung von Spielräumen.“ Endgültig beeindruckt von dem Coach schien Beckmann nach dessen Analyse des frühen 0:2-Rückstands sowie der folgenden Aufholjagd: „Wir haben irgendetwas auf dem Weg von unserem Mannschaftshotel zum Platz liegen gelassen. Das mussten wir holen. Als wir es gefunden hatten, haben wir uns recht schnell stabilisiert.“ Der Mann vom Ersten schwärmte von „diesen Sprachbildern“.

Nicht am Sonntag, 16. Oktober, sondern bereits am Samstag, 15. Oktober, geht das Finale um die deutsche Meisterschaft der Judo-Frauen über die Bühne. Dabei geblieben ist es, dass die TSG Backnang als Erster der regulären Runde von ihrem dadurch erworbenen Recht Gebrauch machen will, die Play-offs zum ersten Mal in der Murr-Metropole auszurichten. Das betonte Abteilungsleiter Alfred Holderle gestern erneut. Wo genau, ist nun aber die spannende Frage. In der Mörikehalle, die Schauplatz der normalen Erstliga-Wettkämpfe ist, würde es ziemlich eng. Das liegt auch daran, dass beim Finale zwei Matten mit jeweils 8 mal 8 Metern verlegt werden müssen. Mit den Sicherheitszonen drumherum summiert sich der Platzbedarf auf 14 mal 25 Meter, damit bliebe kaum noch genug Raum für die mobilen Tribünen. Irgendwie ginge es, versichert Holderle, als Austragungsorte böten sich die Karl-Euerle-Halle oder die Katharinenplaisirhalle mit den dort vorhandenen Sitzplätzen allerdings eher an. Falls eine der beiden am 15. Oktober verfügbar ist, ziehen die TSG-Judokas wohl um. Noch schöner wäre es, wenn Backnang endlich eine Sporthalle hätte, die einer Sportstadt würdig ist. Die modern ausgestattet ist und so viele Sitzplätze hat, dass überregional bedeutsamen Veranstaltungen ein würdiger Rahmen geboten werden kann.

Nur vier Monate nach seinem Wechsel zum damaligen Fußball-Landesligisten TSG Backnang zog sich Dennis Fürst am 3. Mai 2014 beim 1:0-Heimsieg gegen die TSG Öhringen einen Kreuzbandriss zu. Noch bevor der Offensivspieler wieder ein Pflichtspiel absolvieren konnte, erwischte es ihn Ende Februar 2015 im Training erneut – wieder ein Kreuzbandriss, wieder dasselbe Knie. Es spricht für den Kampfgeist des 26-Jährigen und für seine Liebe zum Fußball, dass er sich erneut herankämpfte und zur Vorbereitung auf die laufende Verbandsligasaison wieder einsteigen wollte. Die Rückkehr wurde durch einen Muskelfaserriss verzögert, spätestens mit den Kurzeinsätzen in den ersten Partien der Runde gegen Pfullingen und in Schwäbisch Hall schien sich aber ein Happy End anzubahnen. Und nun diese bittere Nachricht: Im Training erlitt Fürst wieder eine schwere Verletzung, zum dritten Mal im selben Knie. Dieses Mal sind offenbar der Meniskus und der Knorpel stark geschädigt. Klar ist: Der Weg zurück wird noch weiter und noch härter. Es erscheint daher durchaus denkbar, dass Fürst die Kickstiefel an den Nagel hängt.

 

Vier Medaillen und starke Leistungen

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(hes/pm). Die Turniere am ersten Tag begannen mit 30 Minuten Verzögerung, da ein Wertungsrichter im Stau stecken geblieben war. Alles andere verlief nach Plan. Darüber freute sich besonders der TSZ-Vorsitzende Tuncay Demiröz. 27 Paare wirbelten in der A-Klasse übers Parkett. Die Lokalmatadoren schafften es aber nicht in die Top 10. Christian Bäuerle/Nadja Rodriguez von der TSG Backnang belegten Rang 13. Die Vereinskollegen Ralf Bläsing/Sarina Bernhardt kamen auf Platz 21 und Jannic Ambacher/Melanie Hoos auf Rang 25.

Eine bessere Ausbeute gab es in der Klasse B der Lateintänzer, bei der 31 Paare an den Start gingen. Ralf Bläsing/ Sarina Bernhardt sicherten sich die Bronzemedaille. Den 20. Platz belegten die TSG-Tänzer Mario Kalmbach und Vanessa Lehnart. Mit Rang 25 mussten Mario Berndt und Mara Schuster vom TSZ Weissacher Tal vorliebnehmen.

Der zweite Tag stand im Zeichen der anderen beiden Klassen. In der Kategorie C waren 32 Paare dabei. Gleich zwei Medaillen gab es dabei für die Teilnehmer aus der Region. Niclas Biehler und Damaris Muscogiuri freuten sich über den Titelgewinn. Ihre Vereinskollegen Pascal Richardon und Tabea Böckheler standen auch auf dem Podest. Sie nahmen die Bronzemedaille entgegen. Das dritte TSG-Paar in dieser Kategorie schaffte es nicht so weit nach vorne. Pascal Richardon und Tabea Böckheler mussten sich am Ende mit Rang 16 zufriedengeben.

Das Feld der vier Turniere komplettierte die D-Klasse. Hier kämpften insgesamt 27 Paare um den Titel. Erneut hatte ein Duo der TSG Backnang die Nase vorne. Julian Hofer und Roxana Falk nahmen die Goldmedaille entgegen. Knapp einen Podestplatz verfehlte ein anderes Backnanger Paar. Pascal Richardon und Tabea Böckheler wurden Vierter. Etwas weiter hinten platzierten sich zwei andere Starter aus der Region. Manuel Tischer und Lena Kiebel von TSZ Weissacher Tal sowie Lionel Bader und Ronja Leiprecht von der TSG Backnang kamen jeweils auf Rang 21.

Sehr zufrieden waren die Gastgeber, die sich über interessanten Tanzsport an freuten. Im Rahmenprogramm des ersten Turniertages fand erstmals der Tälesball statt. 200 Gäste waren der Einladung gefolgt. Darunter befand sich Auenwalds Bürgermeister Karl Ostfalk, der auch die Begrüßungsansprache hielt. Auf einem roten Teppich kamen die Sportler, Funktionäre und auch Zuschauer ins Gespräch. Einer der Höhepunkte war der Auftritt des Spitzenpaares des Deutschen Tanzsportverbandes, Andrzej Cibis und Victoria Kleinfelder. Außerdem gab es eine Show von Jimmie Surles, der unter anderem Prominente trainiert.


            Tanzten in der A-Klasse auf Rang 13: Christian Bäuerle und Nadja Rodriguez.Foto: B. Strohmaier

Ein Duell zweier Überraschungsteams

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Von Steffen Grün

Wer vor der Runde prophezeit hätte, dass Aspach und Lotte nach sieben Spieltagen im Vorderfeld mitmischen, wäre belächelt worden. Bei der SG sprach der personelle Umbruch im Kader mitsamt des Wechsels auf dem Trainerstuhl gegen einen derart starken Saisonstart, von einem Aufsteiger wie den Sportfreunden vom Autobahnkreuz werden ohnehin selten Wunderdinge erwartet. Nun haben die Schwaben jedoch schon zwölf Punkte auf dem Konto, die Westfalen sogar deren vierzehn.

Das Duell zwischen dem Dorfverein aus dem nur rund 8000 Einwohner zählenden Aspach und dem Klub aus dem nicht arg viel größeren Lotte mit seinen etwa 14000 Bürgern ist also ein echtes Spitzenspiel. Dafür spricht auch die Torstatistik: Die 13 Treffer, die beide Mannschaften erzielt haben, werden von keinem Ligarivalen überboten, lediglich Regensburg ist hier noch ebenbürtig. Was die morgigen Kontrahenten außerdem eint, ist ihr betont vorsichtiger Umgang mit der aktuellen Erfolgsserie. Für die Hausherren betont deren Macher Manfred Wilke, dass „die Tabellenführung am Mittwoch schon wieder futsch sein kann“. Für SF-Trainer Ismail Atalan bedeutete das 3:1 beim ehemaligen Erstligisten in Rostock nur „drei weitere Punkte gegen den Abstieg“. Bei den Gästen haben alle Spieler, die Verantwortlichen und Trainer Oliver Zapel die Marschroute verinnerlicht, dass zunächst einmal 46 Zähler geholt werden sollen, um mit dem Abstieg nichts zu tun zu haben. Hier wie dort perlt der immer wieder mal erhobene Vorwurf der Tiefstapelei an allen Beteiligten ab, keiner lässt sich aus der Reserve locken.

Das bedeutet für das direkte Aufeinandertreffen allerdings auf keinen Fall, dass beide Seiten abwartend agieren werden. Lotte und Aspach stehen für eine offensive Spielweise, ein gesundes Selbstvertrauen können derzeit auch beide Teams in die Waagschale werfen. Für SG-Trainer Zapel war direkt nach dem Remis gegen Aalen, „mit dem wir gut leben können“, klar, dass „wir auch die Begegnung in Lotte positiv für uns gestalten wollen“. Ob das dann einen weiteren Zähler oder sogar den zweiten Auswärtssieg in Folge nach dem verdienten 3:1 beim FSV Frankfurt bedeutet, steht wieder auf einem anderen Blatt.

Personell sieht es bei Aspach gut aus. Neben Matthias Stüber (Schambeinentzündung) fehlt nur Alexander Aschauer. Der Angreifer trat auf eine Glasscherbe, die entzündete Wunde ist noch nicht verheilt. Offen ist, ob Zapel dieselbe Startelf wie gegen Aalen ins Rennen schickt oder Änderungen vornimmt. In Frankfurt hatte Shqiprim Binakaj im Sturm neben Lucas Röser begonnen, gegen den VfR durfte zu Beginn aber wieder Timo Röttger ran und leitete mit dem 1:2 die Aufholjagd ein.


            Liebt englische Wochen und freut sich bereits auf die morgige Partie in Lotte: Aspachs Angreifer Timo Röttger.Foto: A. Becher

„Eine Runde schafft jeder“

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Von Annette Hohnerlein

BACKNANG. Auch Laufmuffel kommen beim Stäffeleslauf auf ihre Kosten: Vielfältige Darbietungen und eine Bewirtung runden das Programm ab. Bis es so weit ist, wird kräftig trainiert. Der Stäffeleslauf ist Inklusion im besten Sinne.

„So, jetzt geht’s zügig die Treppe rauf. Andi als erster, dann Wolfgang, Steffi und Nadine. Los, lauft schneller!“ Folgsam eilen die Schützlinge von Sportlehrerin Brigitte Schlagenhauf bei brütender Hitze die Treppe nach oben und wieder hinunter. Lauftraining ist angesagt bei der Sportgruppe der Lebenshilfe in der Backnanger Werkstatt der Paulinenpflege Winnenden.

Acht Läufer zwischen 26 und 56 Jahren haben sich zum Stäffeleslauf angemeldet, die meisten von ihnen sind Wiederholungstäter. Immerhin hat die Sportgruppe bisher keinen der vier Sponsorenläufe der Lebenshilfe ausgelassen. Die Leistungsfähigkeit der Werkstattmitarbeiter ist ganz unterschiedlich, berichtet Schlagenhauf, „aber eine Runde schafft jeder“. Auch bei den Nachwuchsläufern vom Backnanger Markus-Kindergarten steht der Spaß an der Freude im Vordergrund. „Wir sind wieder dabei, weil es das letzte Mal so schön war“, erzählt Erzieherin Renate Preßmar begeistert.

Beim letzten Lauf 2014 entwickelten die Kleinen einigen Ehrgeiz und feuerten sich gegenseitig an, immer noch mal eine Runde dranzuhängen. Eine zusätzliche Motivation: die zwei mitlaufenden Hunde. Damals war die Laufgruppe des Markus-Kindergartens die größte Kindergruppe und wurde für ihr Engagement mit einem Besuch in der Eisdiele belohnt. Klare Sache: „Das ist auch dieses Mal das Ziel.“ Mit 22 erwachsenen und 20 jugendlichen Läufern, die der Kindergarten ins Rennen schickt, dürften die Chancen nicht schlecht stehen.

Für Familie Waldner aus Oberbrüden dagegen ist dieses Jahr Premiere. Unter dem Namen „Die Auenwaldis“ gehen sechs Personen an den Start, erzählt Beate Waldner: außer ihr und ihrem Mann noch die drei Söhne sowie die Freundin des Ältesten. Auch der 18-jährige Hannes, der den Berufsbildungsbereich der Laufenmühle Welzheim besucht, wird sein Bestes geben.

„Wir sind nicht übermäßig sportlich“, gibt Waldner zu, „wir laufen einfach, so lange wir können. Das ist für uns als Familie eine nette Gelegenheit, um die Lebenshilfe zu unterstützen.“

Beim Triathlon-Club Backnang ist dagegen der Spaßfaktor naturgemäß gepaart mit einem gewissen Anspruch an die eigene Leistung. Einige starke Läufer gehen jedoch dieses Jahr nicht an den Start, auf sie wartet am Tag nach dem Stäffeleslauf ein Halbmarathon.

Dennoch hat Sportwartin Elke Schanz-Matern rund 15 Läufer angemeldet, eine bunt gemischte Truppe aus Aktiven, Kindern und Senioren. Für sie ist das Gemeinschaftserlebnis das Besondere an diesem Lauf. Hier kämpft nicht jeder für sich, sondern alle schwitzen gemeinsam für die gute Sache. „Das macht einfach riesigen Spaß. Jeder ist voll motiviert“, sagt Schanz-Matern.

Auf dem Stiftshof, der Start- und Zielpunkt des Laufes ist, stehen überdachte Sitzplätze für Läufer und Schlachtenbummler bereit. Kurz vor dem Start findet ein Aufwärmen mit Mechthild Kallmann vom TSV Lippoldsweiler statt.

Es gibt ein vielseitiges Rahmenprogramm mit Darbietungen von der Guggenmusikgruppe Elefantis aus Winnenden, vom Zirkus Tajatelli des Max-Born-Gymnasiums, von der Tanzgruppe Just4Fun und der Hip-Hop-Dance-Gruppe des TSV Lippoldsweiler sowie der Band Live Rocking Five. Darüber hinaus sind die Lebenshilfe Rems-Murr und die Physiotherapiepraxis reset aus Stuttgart mit Infoständen vertreten. Für Verpflegung mit Herzhaftem sowie Kaffee und Kuchen ist gesorgt.

  Gruppen können sich bis Mittwoch, 21. September, bei der Lebenshilfe schriftlich, per E-Mail oder Fax anmelden. Einzelläufer können auch ohne Anmeldung starten. Die Läufer können sich einen Sponsor suchen oder sich selbst durch ein frei gewähltes Startgeld sponsern. Anmeldungen bei der Lebenshilfe Rems-Murr, Bahnhofstraße 8, Backnang, Telefon 07191/83383; E-Mail lebenshilfe.rems-murr@t-online.de


            Stäffele nauf, Stäffele na: Die Teilnehmer sind mit viel Trainingsfleiß dabei.Foto: E. Layher

Ein bisschen Nostalgie ist auch dabei

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Von Christine Schick

MURRHARDT. „Er ist originalgetreu nachgebaut, entspricht den Schäferwagen, wie sie vor etwa 100 Jahren gezimmert wurden“, sagt Jürgen Kursawe. Mit dem Projekt, genaugenommen ein Gemeinschaftsprojekt mit seiner Frau Dagmar, die bei der Anschaffung finanziell mithalf, hat er sich einen Lebenstraum erfüllt. In Bayern hat er einen Fachmann, einen spezialisierten Tischler, ausfindig gemacht, der solche Wagen in unterschiedlichen Größen fertigt. Sein Exemplar ist das kleinste Modell, die handgearbeitete Konstruktion aber nicht ganz billig. „Da muss man schon mit Kosten eines Mittelklassewagens rechnen“, sagt er. Nun schmückt das Gefährt den Garten von Dres. Dagmar und Jürgen Kursawe.

Ein Faible für Schafe, den Schäfer und seine mobile Wohn- und Schlafstube hat der Mediziner schon lange. Mit einem Lächeln erzählt er, dass Schäfer im Mittelalter auch als Ärzte für die kleinen Leute fungierten, Tier und Mensch behandelten. „Sie hatten aber auch kulturell viel auf dem Kasten“, waren es doch meist diejenigen, die bei Festen zum Tanz aufspielten. Nach seinen Nachforschungen sollen sie außerdem in Schottland das Golfspiel – damals mit kleinen runden Steinen und der Schäferschippe – erfunden haben.

„Gewünscht hab ich mir einen Schäferwagen schon lange, im Grunde genommen schon, als wir geheiratet haben.“ Damals fehlte noch das nötige Kleingeld. Eine ganze Reihe von Jahren später, 1999, schaffte er sich seine ersten Kameruner an. Mit Blick auf den Brotberuf stellt der Zahn- und Humanmediziner fest: „Im Studium hab ich drei Entbindungen gemacht, bei meinen Schafen werden mittlerweile etwa 300 zusammenkommen.“

Einerseits bedeutet sein Hobby eine Menge Arbeit, wobei er gerne und oft bei seinen Tieren ist, andererseits soll „der Schäfer auch mal aufs Bänkle sitzen“, die Ruhe und Natur genießen, was in einer schnelllebigen Zeit willkommener Ausgleich sein kann. Der Schäferwagen ist so etwas wie ein Erinnerungsanker einer früheren Kultur und insofern auch ein Stück weit mit Nostalgie verbunden, die sich der Murrhardter gönnt. Ein wenig traurig macht ihn die Tatsache, dass die Zeiten von Schäfer und Schafzucht eigentlich vorbei sind.

Von einem finanziellen Ertrag einmal abgesehen, scheint auch das Hobby zu fordernd – braucht es doch Zeit, Geduld und die eine oder andere Investition. „Die Imker haben ja zurzeit immer noch Zulauf. Da muss man auch einiges wissen und lernen, aber es ist eben nicht so aufwendig“, sagt Kursawe, der ebenfalls Imker ist. Als Schafzüchter muss er sogar Ämtern gegenüber Rechenschaft ablegen.

Zum Hobby eines Schafzüchters gehört auch eine Portion Bürokratie

Diese Bürokratie empfindet er als unverhältnismäßig. „In Brüssel wissen sie genau, welche und wie viel Schafe ich auf der Wiese stehen habe“, meint er mit Blick auf die elektronischen Ohrmarken der Tiere. „Ich erledige das mit der Post, obwohl eigentlich schon alles auf online umgestellt ist. Bleibt die Frage, wie lange das noch geht.“

Mittlerweile werde außerdem die Tatsache zum Problem, dass die Landwirtschaft zunehmend auf Monokulturen setze und somit immer weniger Schafsweiden zur Verfügung stünden. Für Kursawe ist es keine Frage, dass er, solange es noch möglich ist, sich seinem Hobby widmet. Besonders im Winter und Sommer, wenn die Auen seiner kleinen Herde lammen, gibt es eine Menge zu tun. Kamerunschafe sind das ganze Jahr über zeugungsfähig und Zwillingsgeburten in seiner Zucht gar nicht so selten. Auch kann es vorkommen, dass eine Aue Drillinge zur Welt bringt. „Im Winter waren es 14, im Juli und August 12 Lämmchen. Im Sommer hatten wir einmal Drillinge, das war eine schwierige Geburt.“

Ohne Unterstützung des Schäfers bekommt eines der Geschwisterchen in der Regel ein Problem. „Die Aue hat ja nur zwei Zitzen, deshalb hat das schwächste Lamm das Nachsehen.“ Also hieß es vor einigen Wochen, anfangs fünfmal am Tag, „Schoppele“ zuzubereiten und zu geben, wobei seine Frau kräftig mitgeholfen hat. Mittlerweile reichen zwei Mahlzeiten aus der Flasche. Die müssen gewissenhaft zubereitet werden und einen hohen Fettanteil, ähnlich wie die Muttermilch, enthalten. „Der Schoppen muss 39 Grad warm sein, wenn das Lamm ihn bekommt“, also geht es mit Flasche und Thermoskanne zum hungrigen Kamerunkind.

Außerdem wird Jürgen Kursawe noch ein neues Projekt in Angriff nehmen: Die Zucht ausschließlich weißer Kamerunschafe. „Diese Tiere gibt es sehr selten.“ Vor Jahren hat er in die entgegengesetzte Richtung gearbeitet und verpasste seinen Afrikanern neben Braun auch Schwarz und Weiß – ein Alleinstellungsmerkmal seiner Zucht in Deutschland (als im Herdbuch verzeichnete). Später kam ein weiteres Element hinzu: eine braune oder schwarze ovale Fläche auf dem Rücken der Tiere, die wie ein Sattel aussieht. Neben einer Selektion muss bei der Zucht alles stimmen, sagt Kursawe. Die Tiere benötigten gutes Futter, ideale Bedingungen und letztlich auch den aufmerksamen, zweibeinigen Kümmerer, der sich nach der Rückkehr von seiner Herde, die auf einem Grundstück im Schwäbischen Wald ihr Zuhause hat, nun auch mal in beziehungsweise im Garten vor seinem Schäferwagen ausruhen kann.

  Weitere Infos zum Thema auf der Homepage des Vereins der Kamerunschafzüchter und -halter unter www.kamerun-schafe.de.


            Jürgen Kursawe vor seinem neuen Schmuckstück. Der Schäferwagen kann theoretisch mit einer zugelassenen Geschwindigkeit von sechs Kilometern pro Stunde durch die Lande gezogen werden, hat aber in diesem Fall seinen festen Standort im Garten vor einem Teich. Fotos: J. Fiedler

            Dagmar Kursawe beim „Schoppele“geben. Foto: privat

            Die scheuen, aber neugierigen Kamerunschafe von Jürgen Kursawe.

Mutmaßlicher Brandstifter schweigt

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Von Bernd S. Winckler

SCHORNDORF. Offensichtlich im Zustand des Verfolgungswahns hat in der Nacht zum 22. März dieses Jahres ein 25-jähriger Asylanwärter aus Gambia in einer Unterkunft im Schorndorfer Berufsschulzentrum einen Brand gelegt und dabei in Kauf genommen, dass etliche Bewohner zu Tode kommen. Vor dem Stuttgarter Landgericht, das gegen ihn wegen neunfachen Mordversuchs verhandelt, sagt der Gambier jedoch nichts.

Ob der vor der Schwurgerichtskammer angeklagte Mann aus Westafrika tatsächlich gerade 25 Jahre alt ist oder etwa 34, bleibt am ersten Verhandlungstag noch unbeantwortet. Er selbst weiß nicht, wann er geboren wurde. Er lässt in seiner gambischen Sippensprache, die nur wenige Dolmetscher in Deutschland beherrschen, ausrichten, dass er 25 Jahre alt sei. Seine Flüchtlingsakten wurden mit dieser Altersangabe angelegt.

Der Vorwurf gegen ihn wiegt schwer, wenn auch das Feuer, das man ihm als versuchte schwere Brandstiftung und versuchten Mord anlastet, keinen nennenswerten Schaden anrichtete: In jener Nacht gegen 2.30 Uhr soll er in seinem Zimmer in der Asylunterkunft der Sporthalle des Schorndorfer Berufsschulzentrums mit leicht brennbarem Öl sein Handtusch getränkt und angezündet haben. Das Handtuch habe er dann aufs Bett geworfen und hingenommen, dass das Feuer nicht nur das Bett erfasst, sondern auf den Holzfußboden und zuletzt auf das gesamte Gebäude übergreifen kann. Dabei, so der Staatsanwalts, habe er nicht nur einen hohen Sachschaden, sondern auch den Verbrennungstod von mindestens neun Mitbewohnern, die ahnungslos schliefen, in Kauf genommen.

Zum Glück kam es nicht soweit. Das brennende Handtuch richtete keinen nennenswerten Schaden an, denn es erlosch nach kurzer Zeit von selbst, nachdem es auf den Boden gerutscht war. Der Sicherheitsdienst der Unterkunft hatte Brandgeruch wahrgenommen und vernichtete das noch glimmende Handtuch.

Dennoch hat der Beschuldigte nach Auffassung der Anklage „heimtückisch und mit gemeingefährlichen Mitteln“ gehandelt, um ein Gebäude in Brand zu stecken und Menschen in Todesgefahr zu bringen. Möglicherweise aber, so die Vermutung, handelte der 25-Jährige im Zustand der Schuldunfähigkeit, müsse aber deshalb wegen der Gefahr, die von ihm künftig ausgehe, in eine geschlossene psychiatrische Anstalt eingewiesen werden. Er selbst hatte gegenüber einem Gutachter angegeben, er habe Stimmen gehört, die ihm Befehle erteilten.

Der junge Mann sei nach seinen Berichten im August letzten Jahres nach Deutschland gekommen. Von Gambia aus, wo er in einer Sippe lebte, habe er die Reise über verschiedene afrikanische Staaten wie Senegal, Burkina Faso, Marokko und Tunesien zunächst nach Spanien unternommen. Dort habe er gearbeitet, kam dann aber wegen seiner Auffälligkeiten in eine psychiatrische Klinik. Auch zu dieser Zeit hätten ihm schon Stimmen Befehle erteilt, was er tun müsse. Nach der Entlassung reiste er weiter nach Deutschland. Diese Auskünfte gab der Angeklagte nur dem Gutachter. Vor der Stuttgarter Schwurgerichtskammer will er überhaupt nichts sagen.

Acht Zeugen und drei Sachverständige wollen die Richter hören, um sich ein Bild über den Zustand des Beschuldigten zur Tatzeit zu verschaffen. Ein Urteil ist für den 29. dieses Monats angesetzt.


Lkw-Fahrer schwer verletzt

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GROSSERLACH (pol). Mit schweren Verletzungen musste ein Lkw-Fahrer am Montag nach einem Unfall in ein Krankenhaus gebracht werden. Der 45-Jährige war laut Polizei gegen 10.30 Uhr mit seinem Sattelzug auf der B14 in Richtung Stuttgart gefahren. Etwa 300 Meter vor Großerlach kam er in einer Linkskurve zunächst nach rechts, stieß gegen die dortigen Schutzplanken und kam anschließend nach links von der Fahrbahn ab. Dabei prallte er gegen die Böschung.

Der Mann wurde vom Rettungsdienst samt Notarzt vor Ort versorgt. Da aus der nicht mehr fahrbereiten Zugmaschine Öl und Diesel ausliefen, wurden die Großerlacher Feuerwehr und die Straßenmeisterei hinzugerufen. Der Lkw selbst blieb nach dem Unfall samt Sattelauflieger auf den Rädern stehen und blockierte die Fahrspur Richtung Schwäbisch Hall. Der Verkehr wurde vor Ort durch die Polizei geregelt. Die Bergung begann gegen 13.15 Uhr. Die B14 musste dazu vorübergehend voll gesperrt werden. Eine Umleitung wurde eingerichtet. Der Sachschaden wurde vorläufig auf 50000 Euro geschätzt.


            Blockiert die Fahrspur in Richtung Hall: Lastwagen nach dem Unfall. Der Fahrer des Sattelzugs wurde schwer verletzt. Foto: A. Becher

Zwei Querungshilfen für 105000 Euro

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Von Matthias Nothstein

WAIBLINGEN. Um das Fahrradfahren sicherer zu machen, hat das Land im vergangenen Jahr ein Sonderförderprogramm mit dem Titel „Querungen im Radnetz BW“ aufgelegt. Der maximale Förderbetrag pro Landkreis: 50000 Euro.

Der Rems-Murr-Kreis hatte vergangenes Jahr unverzüglich zwei Projekte angemeldet, bei denen er Handlungsbedarf sah. Und auch die Stadt Waiblingen hatte einen Antrag gestellt. Alle drei Projekte werden nun gefördert, im Sommer kam der Zuwendungsbescheid des Regierungspräsidiums Stuttgart. Problem: Die Kosten sind viel höher. Sie summieren sich alleine für die beiden Landkreisbaustellen auf 105000 Euro. Und weil ein Drittel des Zuschusses nach Waiblingen fließt, erhält der Kreis nur 33300 Euro der Gesamtsumme aus Stuttgart, der Rest in Höhe von 72000 Euro muss aus dem Haushaltsbudget 2016 finanziert werden, die Mittel werden unter dem Titel „Klimaschutz plus“ losgeeist.

Der Umwelt- und Verkehrsausschuss des Kreistags nahm den Sachstandsbericht einstimmig zu Kenntnis. Wenngleich nicht kritiklos. So wurde etwa bezweifelt, ob die Querungshilfen im Fall der Kreisstraße1911 (alte B14) zwischen Waiblingen und Winnenden im Bereich des Korber Gewerbegebiets Riebeisen von den Radlern genutzt werde. Mehrere Kreisräte bezweifelten dies und prognostizierten, dass die allermeisten Radfahrer trotz des künftigen Hilfsangebots in althergebrachter Weise über die Kreuzung fahren werden.

Für Dr. Astrid Fleischer (Grüne) war dies kein Argument, die Querungshilfe nicht zu bauen. Sie widersprach auch der Auffassung, dass nur wenige Radler auf der Strecke unterwegs seien. Dies gelte vielleicht für Regentage. Und da das Radeln ohne Querungshilfen deutlich gefährlicher sei, plädierte sie dafür, solche zu bauen. So könnte es gelingen, mehr Pendler aufs Rad zu bringen.

Schlechte Übersicht

wegen lang gezogener Kurve

Stefan Hein, der stellvertretende Straßenbauamtsleiter, berief sich auf Polizeiangaben. Die Ordnungshüter hätten ihm bestätigt, dass es an dieser Stelle immer wieder zu gefährlichen Situationen für Radfahrer gekommen ist. Derzeit müssen Radfahrer nicht nur zwei Fahrspuren überqueren, sondern auch auf Linksabbieger achten. Hinzu kommt die schlechte Übersicht durch die Lage in einer lang gezogenen Kurve. Hein pflichtete zwar der Auffassung, dass die Querungshilfen ignoriert werden könnten, in Teilen bei. Aber es gebe noch einen anderen Aspekt: Durch die Bauwerke mitten in der Straße werde sich der Kraftfahrzeugverkehr ohnehin verlangsamen. Und auch das verbessere die Sicherheit, denn das Tempolimit werde an der Kreuzung oft nicht eingehalten. Und noch ein Aspekt führte er ins Feld. Es könne schon sein, dass sportliche Fahrer die Kreuzung weiterhin „klassisch“ überqueren, aber es gelte auch, die besonders Schutzbefohlenen nicht aus den Augen zu verlieren, also Kinder sowie ältere oder unsichere Radler.

FDP-Kreisrätin Gudrun Wilhelm bezeichnete es als „erschreckend viel Geld“, das der Landkreis für die beiden Querungshilfen in die Hand nimmt. Sie bezweifelte die Sinnhaftigkeit der hohen Investitionen in lediglich geringe Verbesserungen, wenn gleichzeitig auf anderen Strecken noch nicht einmal ein Radweg existiert. Und schon war sie wieder bei ihrem Steckenpferd, dem Radweg von Kirchberg an der Murr in Richtung Schweißbrücke. Hein jedoch klärte sie auf, bei dem Programm gab es nur Geld für Querungshilfen entlang der Hauptrouten. Der Murr-Radweg gehöre jedoch nicht dazu.

Die zweite Querungshilfe soll zwischen Waiblingen und Korb gebaut werden, exakt an der Einmündung der Korber Straße in die Kreisstraße. Wie beim ersten Projekt müssen die Radler hier zwei Fahrspuren und eine Linksabbiegespur queren. Zusätzlich erschwert wird die Übersichtlichkeit durch einen Bypass von Waiblingen kommend in die Korber Straße. Ortsbegehungen zu verschiedenen Zeiten hätten ergeben, dass der Radweg stark frequentiert ist. In gewisser Weise ärgerlich ist, dass in etwa 400 Meter Entfernung eine Brücke für Radfahrer und Fußgänger die Kreisstraße quert. Diese liegt aber zu weit weg von der Hauptroute und wird deshalb nicht angenommen. Auch in diesem Fall gehen die Experten davon aus, „dass eine Querungshilfe die Sicherheit an dieser Stelle erheblich erhöhen wird“.

Alle drei Querungshilfen müssen bis Ende des Jahres gebaut sein.

Tragisches Ende eines Spaziergangs

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Von Peter Wark

BACKNANG. Es ist der heiße Sonntag, 11. September. Cornelia Barth geht nachmittags mit ihren Eltern und Hund Gismo im Erlenwäldchen in Backnang spazieren. Der Mix aus Boarder Collie und Irischem Wolfshund freut sich über den Auslauf, schnüffelt hier und da und frisst etwas Gras – denkt die Hundebesitzerin da noch. Abends dann will sie noch eine weitere Runde mit ihrem Vierbeiner drehen, doch Gismo will nicht mehr laufen. Cornelia Barth denkt, dass die große Hitze des Tages dem Hund mit dem langen schwarzen Fell zusetzt. Um 4 Uhr nachts dann erbricht sich das Tier und hat Schaum vor der Schnauze. Später stellt die Rettungswagenfahrerin fest, dass der 12 Jahre alte Gismo in einer Urin-Lache liegt. Sie spritzt das Tier mit dem Gartenschlauch ab, was Gismo bisher immer besonders gemocht hat. Jetzt wirkt er völlig apathisch, will auch den Kopf nicht mehr heben.

Am Montagmorgen fahren die 18 und 21 Jahre alten Töchter von Cornelia Barth mit dem Hund zu ihrem Tierarzt – doch der hat Urlaub. Gismo geht es immer schlechter. Sie fahren zu einem anderen Tierarzt, aber hier ist die Praxis voll. Der Hund stirbt noch im Auto.

„Wir waren alle völlig überfordert“, sagt Cornelia Barth rückblickend. Sie fahren mit dem Tier nach Hause, wickeln es in eine Decke ein. Da sehen sie, dass alles voller Blut ist: die Schnauze, der Bauchbereich, das Fell. Das sind die Bilder, die der Frau nicht mehr aus dem Kopf gehen wollen. „Klare Symptome von Rattengift“, sagt die Hundehalterin, nachdem sie im Internet recherchiert hat. Eine tierärztliche Bestätigung dafür, dass ihr Hund Opfer von Rattengift geworden ist, gibt es nicht. Auf Anfrage unserer Zeitung bekräftigt der Backnanger Tierarzt Dr. Volker Bonfert, dass Schleimhautblutungen ein Indikator für Rattengift sind. Vergiftungen dieser Art seien im Gegensatz zu vielen anderen relativ zuverlässig zuordenbar, da die Symptome eindeutig sind. Nicht in jedem Fall, in dem ein Hund Rattengift zu sich nimmt, darf ein Giftköder vermutet werden, warnt der Tierarzt. Wenn ein Hund beispielsweise über mehrere Tage Mäuse frisst, die Gift aufgenommen haben, könne das auch zu dramatischen Folgen führen. Grundsätzlich aber sei der Nachweis von Vergiftungen oft schwierig. Proben können zur Landesuntersuchungsanstalt eingereicht werden. Bis ein Ergebnis vorliegt, dauere das aber ein gewisse Zeit und billig sei es auch nicht. In einem akuten Fall hilft das dem Hundebesitzer nicht weiter.

Das Thema Giftköder „schlägt immer wieder bei uns auf“, sagt Bernhard Kohn, Pressesprecher des Polizeipräsidiums in Aalen. Aktuelle Fälle aus Backnang und Umgebung, oder gar eine Häufung seien der Polizei aber nicht bekannt.

Neben den leider regelmäßigen echten Fällen von Vergiftungen grassiere in den sozialen Netzwerken das Phänomen, nie stattgefundene Giftanschläge auf Tiere zu thematisieren. Und das verselbstständigt sich dann oft. Den Urhebern sei dabei noch nicht einmal in jedem Fall Böswilligkeit vorzuwerfen, sagt Kohn. Oft passiere es aus echter Tierliebe, aus Sorgen um den eigenen Hund oder den anderer Menschen, dass man mal schnell entsprechende Meldungen bei Facebook teilt – und schon sind sie nicht mehr aus der Welt zu bekommen. Wie ein Schneeballsystem funktioniere das häufig. Da tauche dann ein alter, längst aufgelöster Fall plötzlich in Verbindung mit einem völlig anderen Ort wieder auf. Häufig sei hier Leichtgläubigkeit und Naivität im Spiel. Man liest die entsprechende Meldung, ist entsetzt und klickt auf „Teilen“, ohne zu hinterfragen, aus welcher Quelle die Meldung überhaupt kommt.

Oft sei es tatsächlich schwierig zu erkennen, ob ein Hund vergiftet wurde oder einfach nur etwas gefressen hat, was ihm nicht gut tut. Kohn berichtet auch von Fällen, in denen Hundebesitzer vermeintliche Giftköder beim Polizeirevier abgeben, die sich dann als harmloses Stück Wurst herausstellen. Wenn es tatsächlich Anhaltspunkte dafür gibt, dass jemand vergiftete Leckerli ausgelegt hat, dann wird die Polizei aktiv. Diese Fälle gehen an die Hundestaffel, weil hier die Experten sitzen.


            Ein Verlust, der die Familie der Besitzerin schmerzt: Der 12-jährige Gismo.Fotos: privat/E. Layher

            Cornelia Barth

Auf zwei Beinen statt auf vier Rädern

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Von Annette Hohnerlein

BACKNANG. Eigentlich bringt es für alle Beteiligten Vorteile, wenn Kinder ihren Schulweg aus eigener Kraft zurücklegen. Egal, ob sie dafür ihre Beine, das Fahrrad oder den Bus benützen: Sie trainieren ihre Selbstständigkeit, bewegen sich an der frischen Luft, tragen zur Reduzierung des Verkehrs und damit zur Luftreinhaltung bei. Auch die Eltern profitieren von der Zeitersparnis, wenn statt vier Räder zwei Beine zum Einsatz kommen. Ebenfalls nicht zu verachten: Wenn der Schulfrust auf dem Heimweg buchstäblich auf der Strecke bleibt und daheim nicht mit voller Wucht aufschlägt. Eine Win-win-Situation, sollte man meinen. Dennoch haben die elterlichen Taxidienste so zugenommen, dass manche Schulen damit ein Dauerproblem haben.

„Es gibt regelmäßig Klagen. Die Eltern stehen mittig im Parkplatz“, erzählt Udo Weisshaar, Schulleiter des Gymnasiums in der Taus in Backnang. Riesenstaus seien an der Tagesordnung. Mehrfach habe es beim Ausparken bereits Kollisionen gegeben. In einem Fall hätten sich ein Vater und eine Kollegin auf dem Parkplatz derartig in die Wolle gekriegt, dass er die beiden ins Rektorat zitieren musste, um die Wogen zu glätten. Eine Anwohnerin beobachtet täglich das Verkehrschaos rund um den Parkplatz des Gymnasiums. „Ich würde meine Kinder nicht mit dem Fahrrad hierher schicken“, sagt sie. Es gab auch schon Überlegungen, eine elektrische Schranke zu installieren. „Aber dann verlagert sich das Problem in den Häfnersweg, und der Bus kommt nicht mehr durch“, befürchtet Weisshaar. In Elternbriefen wurde an die wohlmeinenden Chauffeure appelliert, das Auto stehen und das Kind in die Schule laufen zu lassen. Das Ergebnis: „Viel Verständnis, kein Effekt.“ Dabei habe er nichts gegen den elterlichen Fahrdienst, wenn der Schulweg lang und die Busverbindung schlecht ist, betont Weisshaar. In allen anderen Fällen – und das seien die meisten – sei es dem Kind nicht nur zuzumuten, den Schulweg selbstständig zurückzulegen, sondern es profitiere auch davon.

Ähnlich sieht es Konrektorin Sieglinde Baumgart von der Backnanger Schillerschule. Sie schätzt, dass zwischen 35 und 50 Prozent der Schüler gefahren werden – obwohl fast alle die Schule problemlos zu Fuß oder mit dem Bus erreichen könnten. Auf dem Parkdeck, das eigentlich nur für Lehrer vorgesehen ist, herrsche „Chaos pur“, berichtet Baumgart verärgert. „Manche Eltern denken, die Regeln gelten für alle, nur nicht für sie. Und dann wundern sie sich, wenn sich ihre Kinder nicht an Regeln halten“. Zettel an der Windschutzscheibe, direkte Ansprache vor Ort durch den Elternbeirat und den Förderverein: ergebnislos. Baumgart hat sogar schon beobachtet, wie besonders besorgte Helikopter-Eltern ihrem Nachwuchs den Schulranzen tragen und ihn bis ins Klassenzimmer begleiten. Das alles fördert nicht gerade die Selbstständigkeit der Schüler, betont die Pädagogin.

Ähnlich die Argumentation von Heinz Harter, Rektor der Max-Eyth-Realschule in Backnang. „Die Kinder möchten selbstständiger werden. Da gehört das Fahren mit Bus und Bahn dazu.“ Der gemeinsame Schulweg sei zudem wichtig, um soziale Fähigkeiten zu entwickeln; dort könnten sich die Schüler über Schulerlebnisse austauschen oder auch mal Konflikte austragen. Ganz abgesehen davon, dass die Bewegung an der frischen Luft den Kindern guttue. In Klassenpflegschaftssitzungen und im Elternbeirat würden die Eltern immer wieder aufgefordert, ihren Nachwuchs allein auf den Weg zu schicken. Harter verweist auf die Verkehrswegepläne für sichere Schulwege, die von der Stadt Backnang erstellt wurden. „Wir arbeiten dran, wir appellieren, wir informieren“, versichert er. Zwar sei „morgens um 7.30 Uhr auf der Maubacher Höhe eine ganze Menge Betrieb“, bedingt durch die Ansammlung mehrerer Schulen. Dennoch sieht Harter die Situation einigermaßen entspannt: „Es ist ein Dauerthema, aber es ist zu handhaben.“

All diese Probleme kennt Christine Röder nicht, die kommissarisch die Grundschule Sachsenweiler leitet. Die rund 45 Schüler der kleinen Teilortschule kommen in der Regel zu Fuß zum Unterricht. „Wir haben ein Bus-Kind, die anderen laufen, manche auch den steilen Berg rauf. Und wenn doch mal morgens zwei oder drei Autos vor der Schule stehen, dann stört das keinen“, erzählt Röder.

  Schulwegpläne für die Backnanger Grundschulen gibt es unter www.back- nang.de/Bildung&Soziales/Schulangebot/
Schulen. Dort findet man auch einen Radwegeplan für die weiterführenden Schulen.


            Dauerproblem an manchen Schulen: Eltern, die ihre Sprösslinge mit dem Auto bringen und abholen. Appelle in Elternbriefen verpuffen meist ungehört.Fotos: E. Layher

            
              Soll den Verkehr zumindest etwas lenken: Park-and-bye-Schild bei der Conrad-Weiser-Schule Aspach.

Ein Leben im und für den Turnsport

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Simone Schneider-Seebeck

Ein freundlicher älterer Herr mit Brille, der viel lächelt – das ist der erste Eindruck, den man von Heinz Schwinn bekommt. Kaum zu glauben, dass der schlanke Senior heute in Kirchberg bereits seinen 90. Geburtstag feiert. Von Ruhestand ist bei ihm nichts zu merken. Fast sein ganzes Leben lang hat er sich dem Turnen gewidmet und auch jetzt noch ist er bei Wettkämpfen und Turnfesten dabei, wenn auch nicht mehr aktiv. Allein 33 Jahre war er im Turngau Rems-Murr ehrenamtlich tätig und ihm ist es zu verdanken, dass es seit 1983 einen Gau-Stützpunkt im Kreis gibt.

Geboren wurde Heinz Schwinn am 21. September 1926 im Hunsrück, in der Nähe von Idar-Oberstein. In der Schule entdeckte er im zarten Alter von sechs Jahren seine Leidenschaft fürs Turnen und wurde Mitglied im Idarer Turnverein. Bis heute ist er diesem Verein treu geblieben. Nach dem Krieg wurde das Turnen dort von der französischen Besatzungsmacht als Form der Wehrertüchtigung zunächst verboten. Doch das hielt die Turner nicht von ihrem Sport ab. Handball war erlaubt, und so gaben sich die Turner kurzerhand als Mitglieder der Handballabteilung aus und trainierten heimlich. Drei Jahre nach Kriegsende wurde das Turnverbot dann wieder aufgehoben. Für Schwinn war der Sport Therapie – im Krieg hatte er eine Fußverletzung erlitten, die er so wieder auskurieren konnte.

Als gelernter Edelsteinschleifer sah es für Schwinn nach dem Krieg nicht sehr rosig aus. Deshalb verschlug es ihn 1952 vom Hunsrück ins Murrtal nach Kirchberg, wo er seine Frau Maria kennenlernte. Mittlerweile sind sie seit 61 Jahren verheiratet. Auch in Kirchberg dauerte es nicht lange, bis er Mitglied im Sportverein wurde. „Egal, wo ich hingekommen bin, mein erster Gang war immer in die Turnhalle“, sagt er schmunzelnd. Bis in die 70er-Jahre hinein turnte er noch selbst, sein Lieblingsgerät war immer der Barren. 33 Jahre lang füllte er verschiedene Ehrenämter im Turngau aus, zuletzt war er stellvertretender Vorsitzender für den Wettkampfsport. Als Kampfrichter im DTB war er zigfach im Einsatz, sogar bei Weltmeisterschaften. Bei sechs Deutschen Turnfesten war er verantwortlich für den Wahlwettkampf am Sprung, gehörte 1992 zum Organisationsteam der Turn-Europameisterschaft und 2007 zudem der Weltmeisterschaft in Stuttgart. Bei acht Landesturnfesten des Schwäbischen Turnerbundes gehörte er ebenfalls zum verantwortlichen Mitarbeiterstab. In der SVG Kirchberg war Schwinn 16 Jahre lang Abteilungsleiter und Kinderturnwart. Überhaupt lag ihm die Ausbildung der Kinder und Jugendlichen immer sehr am Herzen: „Die Alten sorgen für sich selbst, Jugendliche muss man anleiten.“ Mit großem Engagement war er häufig unterwegs, bei Wettkämpfen oder Lehrgängen. „Ich kenne in Württemberg beinahe alle Turnhallen“, erzählt er.

Als 2005 die Sporthalle in Kirchberg eingeweiht wurde, organisierte Schwinn die Veranstaltung mit. Dass die Einweihung ausgerechnet auf den Tag der goldenen Hochzeit fiel, nahmen sowohl er als auch seine Frau Maria gelassen. Hinterher haben sie einfach in aller Ruhe ein Gläschen Apfelschorle zu sich genommen. 2012 konnte er seine Begeisterung für den Sport und das Engagement für Afrika miteinander verbinden. Er organisierte eine Sportgala in Kirchberg, um Spenden zu sammeln. 70 Turner, unter anderem die Olympiateilnehmer Kim Bui und Sebastian Krimmer, dessen Karriere von klein auf der Kirchberger mitverfolgt und begleitet hat, konnten für diese Veranstaltung gewonnen werden.

Viele Auszeichnungen hat Schwinn für seine Leistungen und Verdienste rund um den Turnsport erhalten. Etwa 1990 die STB-Ehrennadel in Gold, 1996 den Ehrenbrief des DTB und des Württembergischen Landessportbunds und 2012 die Friedrich-Ludwig-Jahn-Plakette der Friedrich-Ludwig-Jahn-Gesellschaft. Am Samstag wird es ihm zu Ehren eine größere Familienfeier geben, bei der selbstverständlich auch Turnfreunde vorbeischauen. „Turnen war mein Leben“, fasst der bescheidene Jubilar die vergangenen neun Jahrzehnte zusammen.


            
              In den Turnhallen des Landes ein gern gesehener und aktiver Gast: Heinz Schwinn. Foto: B. Strohmaier

Zapel denkt über taktische Wechsel nach

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Von Steffen Grün

Mit Lotte und Aspach treffen zwei Teams aufeinander, die sich beide den Titel als Mannschaft der Stunde verdient haben. Die Einheimischen gewannen zuletzt drei Partien in Folge (3:1 in Rostock, 3:2 gegen Regensburg, 1:0 in Chemnitz) und sind mitsamt dem vorherigen 2:2 gegen Erfurt seit vier Spielen ungeschlagen. Das überbieten die Schwaben mit fünf Duellen ohne Niederlage sogar noch, nur gab es für sie zuletzt eben das Remis gegen Aalen.

Mit dem 2:2 gegen den VfR war Aspach nach dem frühen 0:2-Rückstand aber zufrieden, fast könnte von einem gefühlten Sieg die Rede sein. Trainer Oliver Zapel spricht von einem „positiven Gefühl, das wir mit in den weiteren Verlauf der englischen Woche nehmen. Wie in jedem Spiel wollen wir auch in Lotte punkten“. Sollte die SG sogar alle drei Zähler entführen, würde sie den stark gestarteten Neuling in der Tabelle überholen, doch Zapel hat großen Respekt vor dem heutigen Rivalen. „Die Sportfreunde treten mannschaftlich geschlossen auf, spielen mit sehr großem Einsatz und werden nach den vergangenen Spielen über großes Selbstvertrauen verfügen“, bringt der 48-Jährige seine gesammelten Erkenntnisse auf den Punkt.

Dennoch ist es das klare Ziel der Gäste, auch aus der 14000-Einwohner-Stadt in unmittelbarer Nähe von Osnabrück etwas Zählbares mitzubringen. Mit welcher Elf das klappen soll, verrät der SG-Trainer im Vorfeld natürlich noch nicht, um dem Kollegen Ismail Atalan die Arbeit nicht zu erleichtern, „aber es könnte den einen oder anderen taktischen Wechsel geben“. Sollte es wirklich so kommen, „hätte das nichts mit der Form einzelner Spieler zu tun“, schiebt Zapel schnell hinterher. Vielmehr wäre es eine Reaktion auf die „unorthodoxe Spielweise“ von Lotte, die auf einem „ganz besonderen Balleroberungsprinzip“ beruhe, in das häufig alle zehn Feldspieler involviert sind. Zapels Ideen, wie er dem begegnen will, kreisen vor allem um den eigenen Ballbesitz. Und „wir brauchen ein paar gute Kopfballspieler“, um die gefährlichen Standards, denen die Hausherren einige ihrer 14 Punkte zu verdanken haben, entschärfen zu können.

Nun bleibt abzuwarten, welche Spieler die Überlegungen des Trainers auf dem Platz umsetzen sollen und ob Zapel vom zuletzt in aller Regel praktizierten 4-4-2 abweicht. Eine Variante könnte sein, dass Marlon Krause beginnen darf und Nicolas Jüllich wieder etwas offensiver eingesetzt wird. Der zentrale Mittelfeldspieler hat es immerhin schon auf drei Saisontore gebracht und ist zusammen mit Timo Röttger Großaspachs zweitbester Schütze nach Angreifer Lucas Röser (5). Von Alexander Aschauer und Matthias Stüber abgesehen schöpft die SG aus dem Vollen.

Der Ochsengarten erhält ein neues Gesicht

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WEISSACH IM TAL (inf). Der Ochsengarten in Unterweissach nimmt jetzt doch Kontur an. Wegen der unbeständigen Witterung im Frühjahr hatte sich der Fortgang laut Bürgermeisteramt bis in den Sommer verschoben, weil die Fläche mit schweren Maschinen befahrbar sein musste. Jetzt hat der Bauhof die weiteren Erdarbeiten erledigt und Rasen eingesät. Bereits im vergangenen Herbst hatten Mitglieder des Freundeskreises Weissacher Streuobstwiesen und Mitarbeiter des Bauhofs in einem ersten Schritt auf dem Areal Rodungen vorgenommen und den Rundweg und eine Aussichtsplattform gestaltet. Im nächsten Abschnitt sollen nun noch Ruhebänke montiert und das Gelände im Herbst gemeinsam mit ehrenamtlichen Helfern bepflanzt werden. Die offizielle Einweihung ist für das kommende Frühjahr vorgesehen. Der Ochsengarten befindet sich in der Ortsmitte zwischen der Seniorenwohnanlage in der Forststraße und dem Zusammenfluss des Brüdenbachs und der Weißach. Foto: Gemeinde


Oppenweiler: Gleis 2 barrierefrei erschlossen

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OPPENWEILER (sr). Die barrierefreie Erschließung des Bahngleises 2 in Oppenweiler ist hergestellt. Das Gleis 2, über das hauptsächlich der Personennahverkehr auf der Murrbahn geführt wird, war in der Vergangenheit nur über eine Treppenanlage zugänglich. Diese Barriere war für Menschen mit einer Gehbehinderung, für ältere Bürger sowie für Familien mit Kinderwagen nur mit großem Aufwand zu überwinden. Bürgermeister Sascha Reber freut sich deshalb, dass die Bahn ihr Versprechen aus dem Herbst 2014 mittlerweile eingelöst und den Bau einer Rampe zur barrierefreien Erschließung von Gleis 2 realisiert hat. Die Gemeinde hat parallel dazu in unmittelbarer Nähe zum Rampeneinstieg zwei Parkplätze für Menschen mit Gehbehinderung ausgewiesen und darüber hinaus zwei weitere Parkplätze für Familien mit kleinen Kindern und Kinderwagen gekennzeichnet. Foto: J. Fiedler

Armut kostet viel Energie

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Von Matthias Nothstein

BACKNANG. Ellen Eichhorn-Wenz von der Caritas sieht sich in ihrer Arbeit durch den Bericht bestärkt. All die Themenfelder, die die Vertreter der Liga in den vergangenen Jahren beackert haben, sind aufgeführt. Gleichzeitig hat die Liga beschlossen, die Aktionswoche anders zu gestalten als bisher. Keine Serie in der Zeitung, keine Infostände, keine Vorträge. Nur Insider hätten in den Vorjahren davon Notiz genommen. Nun verweist die Liga, die sich aus Vertretern von Caritas, Diakonie, Erlacher Höhe, Frauenforum, Kreisjugendamt und dem Verein Kinder- und Jugendhilfe zusammensetzt, auf die Armutskonferenz in Waiblingen. Das ist die einzige Aktivität im Landkreis. Langfristig plant die Liga zudem ein Theaterstück zum Thema Armut, das im Mai im Bandhaus von Amateurdarstellern aufgeführt werden soll (Bericht folgt).

Die Fachleiterin der Caritas kann auch das Fazit des Armuts- und Reichtumsberichts unterschreiben: „In der Gesellschaft gibt es stabile Ränder. Die Armen bleiben arm, die Reichen bleiben reich und sie werden immer reicher.“ Kritik kommt von Eichhorn-Wenz an der Definition von Armut. Die Rechnung geht so: Arm ist, wer nur 60 Prozent des Durchschnittseinkommens eines Landes zur Verfügung hat. Für Baden-Württemberg wären dies um die 1000 Euro. Allerdings werden zur Errechnung dieses Durchschnittseinkommen nur Gehälter oder Einnahmen bis 18000 Euro pro Monat gerechnet. Wer mehr verdient – und das sind nicht wenige – fällt aus der Rechnung heraus.

Die Mitarbeiter der Liga beobachten bei armen Menschen oft eine geringere politische und zivilgesellschaftliche Teilhabe. Sie gehen beispielsweise weniger zur Wahl. Aber sie engagieren sich auch weniger ehrenamtlich. Ein Grund dafür ist die Armut an sich. Eichhorn-Wenz nennt ein Beispiel: „Dass ein Armer nicht im Chor mitsingt, kann auch damit zusammenhängen, dass er sich den jährlichen Chorausflug nicht leisten kann und aus Scham ganz wegbleibt. Und die Seniorin, die nichts in den Klingelbeutel werfen kann, schaut sich am Ende den sonntäglichen Gottesdienst lieber im Fernsehen an, als unter die Leute zu gehen.“

Anton Heiser, Abteilungsleiter der Erlacher Höhe, arbeitet täglich mit armen Menschen. Er sieht auch das Engagement vieler Bedürftiger eher kritisch, „man muss die Leute oft anschucken“. Wohingegen Eichhorn-Wenz auch Verständnis zeigt: „Armut kostet viel Energie. Zuweilen lähmt es auch, richtig mit den Lebenswirklichkeiten umzugehen.“

Ein großes Problem ist die fehlende Bildung. Für Heiser steht fest, „fehlende Bildung macht arm, die Menschen sind nicht mehr konkurrenzfähig“. Zudem stecken die Betroffenen oft in einem Teufelskreislauf, in dem fehlende Bildung vererbt wird. Umgekehrt ist es aber wichtig, zu wissen, dass Bildung zwar Armut reduziert, sie aber nicht verhindert. Um Armutslagen zu verhindern, müsse an verschiedenen Stellschrauben gedreht werden, nicht nur bei der Bildung.

Eines der Topthemen ist derzeit die Wohnungsnot. Eichhorn-Wenz: „Wohnen hat viel mit Lebensqualität und mit Gesundheit zu tun. Deshalb ist bezahlbarer, guter Wohnraum enorm wichtig.“ Verstärkt wird die Knappheit derzeit durch die vielen Flüchtlinge. Für Heiser, der schwerpunktmäßig mit Wohnungslosen arbeitet, stellt sich schon die Frage, wie geht es weiter? Er sieht die Gefahr, dass viele Wohnsitzlose durch die verstärkte Konkurrenz wieder auf der Straße landen. Wie in den 90er-Jahren habe sich die Situation durch die Asylbewerber wieder sehr verschärft. Und der soziale Wohnungsbau kommt so schnell nicht ins Rollen. Heiser befürchtet, dass bei dem starken Verdrängungswettbewerb sein Klientel den Kürzeren zieht, denn: „Die Flüchtlinge haben eine starke Lobby.“

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Von Peter Wark

AUENWALD. Das Ludwigsburger Büro Knecht hat die Planungen für die Halle weiter vorangetrieben, nachdem der Gemeinderat im Juli grundsätzlich Ja zum Neubau gesagt hatte. Architekt Jochen Wilfert stellte dem Gremium jetzt die weitergehenden Pläne vor. Für die Skeptiker hatte er ein kleines Bonbon: Die Kosten bleiben auch nach der detaillierteren Planung im bisherigen Rahmen von knapp 4,1 Millionen Euro.

Die von den künftigen Nutzern gewünschten Änderungen sind allerdings noch nicht eingerechnet. Hier muss jetzt die Finanzierung geklärt werden. Bei einer Bürgerversammlung Ende Juli war das Projekt der Öffentlichkeit vorgestellt worden. Anschließend gab es Gespräche mit den künftigen Hauptnutzern (Schule, TSV Lippoldsweiler, Tanzsportzentrum Weissacher Tal und Gruschtelkammer). Dabei zeichnete sich ab, dass es eine ganze Reihe von konkreten Wünschen in Bezug auf Räumlichkeiten und Ausstattung gibt – und die gehen eben teilweise erheblich ins Geld.

Die Tänzer beispielsweise wollen eine Spiegelwand. Vor allem die Gruschtelkammer hat einige Ansprüche, um ihr hochwertiges Programm auch am neuen Standort in der gewohnten Qualität anbieten zu können. Dazu zählen sieben Meter hohe Vorhänge (Kosten rund 90000 Euro) und eine Art Zuschauertribüne mit ansteigenden Sitzreihen. Außerdem würde „die Kultur“ – wie sich Wilfert mehrfach ausdrückte – gerne sehen, dass die Tore für Ballspiele elektrisch an der Wand hochgezogen werden können und somit nicht im Weg sind.

Technisch können alle Anregungen problemlos umgesetzt werden

All diese Dinge seien technisch machbar, erläuterte der Planer. Die Frage ist nur: Wer zahlt’s? „Die Wünsche stehen im Raum, sind aber abhängig von der Finanzierung“, sagte Bürgermeister Ostfalk. Nun will die Verwaltung prüfen, ob es Förderungen für diese Einrichtungs- und Ausstattungsdetails geben kann. Außerdem werden die künftigen Nutzer selbst auch ins Boot geholt und sollen sich finanziell beteiligen.

Eine weitere Anregung aus Reihen der Vereine kann – für den Laien durchaus überraschend – kostenneutral umgesetzt werden, wie Wilfert erläuterte: Parkett statt des geplanten Linoleumbodens.

Auf die weitere Planung der Halle haben die Anregungen der Vereine zunächst keinen Einfluss, wie der Architekt betonte. Sie können, wenn sie finanziert sind, allesamt in einem späteren Planungsstadium eingearbeitet werden.

Leicht verändert gegenüber der ursprünglichen Planung hat sich die Parkplatzsituation. Hauptparkplatz für den Alltagsbetrieb bleiben die vorhandenen Parkflächen in der Straße „Am Asang“. Von dort wird nun eine Fahrverbindung zum Hartplatz vorgesehen, der bei größeren Veranstaltungen dann als zusätzlicher Parkplatz freigegeben werden soll. Bisher war vorgesehen, an der Wendeplatte ein halbes Dutzend Behindertenparkplätze auszuweisen. Anwohner hatten gebeten, einige davon als öffentliche Stellplätze auszuweisen. Nun ist geplant, zwei Behindertenparkplätze und vier öffentliche Parkplätze anzulegen.

Die Halle wird zweiteilig mit 16 auf 30 Metern bei rund 1200 Quadratmeter Nutzfläche und 8700 Kubikmeter umbautem Raum. Für das rund 4 Millionen teure Projekt bekommt die Gemeinde einen Zuschuss des Bundes in Höhe von 1,8 Millionen. Es besteht die Hoffnung, weitere Fördertöpfe anzapfen zu können.

Bei drei Gegenstimmen segnete der Gemeinderat in seiner außergewöhnlich sachlich verlaufenen Sitzung am Montagabend die aktuellen Planungen ab und fasste den Beschluss für die Aufstellung des Bebauungsplans.


            Außenansicht des geplanten Neubaus: Modern und zweckmäßig soll das Vier-Millionen-Euro-Projekt daherkommen. Plan: Büro Knecht

Um ein Haar wäre das Haus abgebrannt

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Von Florian Muhl

BACKNANG. Für ihn war es ein „Schock-Erlebnis“, blickt Alim Kotb mit Schrecken zurück. „Um ein Haar wäre mein Haus abgefackelt. Wenn ich das nicht zufällig entdeckt hätte, wäre ich aus dem Urlaub heimgekehrt, und hätte nur noch eine Brandruine vor mir gehabt.“

Was war geschehen? Alim Kotb wohnt in einer sehr ruhigen Wohngegend in Waldrems. Meist geht er aus der Terrassentür seines Wohnzimmers, um sich die BKZ aus dem Briefkasten zu holen. An diesem Morgen aber nicht. Er geht durch die Haustür. Da nimmt er leichten Brandgeruch wahr. Der 74-Jährige schaut sich um, sieht nichts, und denkt sich nichts dabei. Am nächsten Tag wieder. Der Rentner überlegt sich’s, ob der Kokelduft vielleicht von seinem offenen Kamin stammt. Aber den hat er im Sommer ja nicht an.

Als dann am dritten Tag schon wieder dieser beißende Geruch in seine Nase steigt, kaum, dass er seine Haustür geöffnet hat, wird er unruhig. Langsam schrillen sämtliche Alarmglocken. Sollte die Ursache dieses Gestanks tatsächlich in oder nahe seiner eigenen vier Wände liegen? Alim Kotb schaut sich um, zunächst den überdachten Durchgang zwischen Garage und Haus. Plötzlich entdeckt er dort tatsächlich kleine Rauchschwaden. Sie kommen direkt aus der mit Holz verkleideten Decke in der Nähe einer eingebauten Lampe. Der Hausherr eilt ins Haus, schnappt sich den Wasserzerstäuber vom Bügelbrett und nebelt die betreffende Stelle an der Decke ein. Sprüht, was das Zeug hält. Der Qualm lässt nach.

Dann nimmt sich der gelernte Schlosser, der nach seiner Lehre bei Kaelble in Backnang Maschinenbau an der TU in Karlsruhe studiert hat, eine Stichsäge und schneidet ein etwa 50 mal 50 Zentimeter großes Loch in die Decke. Da entdeckt er ein Stromkabel, bei dem auf eine Länge von 30 Zentimeter nur noch der blanke Draht herausschaut. Und er entdeckt noch mehr: Nagespuren.

Alim Kotb weiß, dass er einen Steinmarder im Haus hat. Immer wieder eindeutige Fußspuren auf seinem Auto sind der Beweis dafür. Auch der Elektriker aus Backnang hat an dieser Theorie keinen Zweifel. Er sagt, dass der Marder das wohl nicht überlebt hat. Doch von dem ungeliebten Tier keine Spur. Was verwundert, ist, dass die 16-Ampere-Sicherungen nicht herausgesprungen sind. Alim Kotb wird sich jetzt Fehlerstrom-Schutzeinrichtungen (FI-Schalter) im Haus einbauen lassen, die gefährlich hohe Fehlerströme gegen Erde verhindern und so zur Reduzierung lebensgefährlicher Stromunfälle beitragen.

Auch die Backnanger Feuerwehr hat bereits Probleme mit den Nagern gehabt. „Das kommt nicht häufig vor, aber immer wieder mal“, sagt Marcus Reichenecker. Auf das Problem angesprochen lacht der Stadtbrandmeister. Denn er selbst ist Betroffener. Er selbst hat einen solchen Mitbewohner. Unterm Dach hat er sich eingenistet. Gerade in der vergangenen Woche. Reichenecker hat nachgeschaut, morgens um 4 Uhr, und einen gar nicht müden Siebenschläfer entdeckt. „Wie die Marder auch, kommen die durch kleinste, winzige Öffnungen hindurch“, sagt der Kommandant. „Die klettern Bäume hoch, die nahe am Haus stehen, und kommen so zum Dach.“ Unterm Dach hätte das Tierchen auch schon hier und da rumgenagt. Zum Glück aber noch nicht an einer elektrischen Leitung.

Reichenecker hatte einen Kammerjäger bestellt, der ein Vergrämungsmittel ausgestreut hat. Dieses soll die Atemwege des Nagers reizen und ihn so vertreiben. Doch dem Siebenschläfer hat’s mehr gereizt, zu bleiben. Reichenecker hat jetzt wieder ein Problem. Und der Kammerjäger einen neuen Auftrag.


            Alim Kotb hat das angeknabberte und verschmorte Elektrokabel in der mit Holz verkleideten Decke vor seiner Haustür entdeckt. Foto: A. Becher

            
              Ungeliebter „Gast“: Zubeißender Marder im Motorraum eines Autos. Foto: H. Schmidt/Fotolia

Sex-Überfall im Zahntechnik-Labor?

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Von Bernd S. Winckler

WINTERBACH/STUTTGART. Schwere sexuelle Verfehlung an einer 29-jährigen Reinigungskraft in einem Labor in Winterbach wird einem 64-jährigen Zahntechniker vor dem Stuttgarter Landgericht angelastet. Der Mann soll die Frau unmittelbar an seiner Labortüre mit beiden Händen gepackt, zu sich gezogen und in schwerer Weise sexuell genötigt haben. Vor dem Stuttgarter Landgericht jedoch beteuert der Techniker, dass die Frau ihn zu Unrecht beschuldige.

Samstag, den 26. Juni 2014: An diesem Tag soll der 64-Jährige, der seit vielen Jahren für eine Zahnarztpraxis als Zahntechniker Zahnersatz herstellt, zur 29-jährigen Reinemachefrau der Praxis nicht nur sexuell zudringlich, sondern ganz massiv vorgegangen sein: Die Staatsanwaltschaft will ermittelt haben, dass er die junge Frau, die neben ihm stand, um sich zu verabschieden, festgehalten und zu küssen versucht habe, was sie ablehnte. Danach habe er sie umklammert und an intimen Stellen mehrfach – und für die Frau recht schmerzhaft – angefasst, ehe sie fluchtartig die Praxis verließ. Zuvor soll er ihr 50 Euro für Sex geboten haben.

Das Opfer hatte sich damals beim Praxisinhaber beschwert und war tags darauf zur Polizei gegangen. Das zuständige Schorndorfer Amtsgericht verdonnerte den Techniker schließlich im April dieses Jahres wegen sexueller Nötigung zu der Freiheitsstrafe von einem Jahr und sechs Monaten und 5000 Euro Geldbuße. Doch der 64-Jährige fühlt sich unschuldig und pocht jetzt vor der 42. Berufungsstrafkammer am Landgericht Stuttgart auf Aufhebung des Schuldspruchs und Freispruch wegen erwiesener Unschuld.

Der Frau wird

Falschaussage vorgeworfen

Er beschuldigt nämlich die Anzeigenerstatterin, ihn falsch zu bezichtigen und falsch ausgesagt zu haben. Er gibt vor den Stuttgarter Richtern an, dass er an dem fraglichen Tag die Frau überhaupt nicht angefasst habe. Vielmehr sei sie ihm, während er gerade mit einer Arbeit beschäftigt war, zu nahe gekommen, und er habe sie deshalb von sich wegschieben müssen. Er vermutet, dass sie versucht habe, ihn zu küssen. Danach sei die Frau gegangen und habe sogar „Tschüss“ gesagt. Er könne nicht verstehen, wieso sie ihn plötzlich so schwer beschuldigt.

Somit muss sich die 42. Strafkammer mit einem Fall von Aussage gegen Aussage befassen. Der Verteidiger des Angeklagten hat die Frau ins Kreuzverhör genommen. Doch sie bleibt dabei, dass der 64-Jährige sie festgehalten und dann auf übelste Weise sexuell begrapscht habe: „Es war sehr schlimm, was er mir getan hat.“ Seitdem habe sie, wenn sie an der Winterbacher Praxis vorbeigehe, Angst, sie werde von ihm verfolgt.

Seit der Sache habe sie auch Probleme, mit Männern zu arbeiten. Und sie fügt hinzu, dass sie jetzt zur eigenen Sicherheit einen Karate-Kurs gebucht hat. Allerdings wirft ihr der Verteidiger auch vor, dass sie bei einer anderen Putzstelle nach der angeblichen Tat damit geprahlt habe, sie könne den Arzt dazu bringen, Frauen an den Hintern zu greifen.

Gegenüber ihrem geschiedenen Ehemann habe sie andere Angaben zu dem Vorfall gemacht, erklärt der Verteidiger und stellt Beweisanträge. Danach sollen nun neben den bereits benannten fünf Zeugen weitere Zeugen vernommen werden. Für den bisher nicht vorbestraften Angeklagten steht viel auf dem Spiel. Er hatte damals kurzfristig seine Arbeitsstelle verloren, wurde aber inzwischen wieder vom selben Arbeitgeber eingestellt, der ebenfalls an seine Unschuld glaubt. Der Prozess wird fortgesetzt.

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