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Neu gerechnet: Klinik kostet 316 Millionen

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Von Matthias Nothstein

WAIBLINGEN.Eines vorab: Die Rems-Murr-Kliniken sind auf einem guten Weg. So lassen sich zumindest die Einschätzungen von Klinik-Geschäftsführer Dr. Marc Nickel interpretieren. Auch Landrat Dr. Richard Sigel zeigte sich beim gestrigen Pressegespräch zuversichtlich.

Die Experten rechnen in den Jahren 2014 bis 2019 mit einer deutlichen Verbesserung beim Betriebsergebnis von 19 Millionen Euro. Nach der heutigen Prognose würden die Kliniken im Jahr 2019 nur noch ein Defizit von 1,4 Millionen Euro verursachen. Und Nickel deutete an, dass er im Grunde seines Herzens sogar mit einer schwarzen Null rechnet.

Das große Aber lautet jedoch: Die Finanzierung des Neubaus ist damit noch nicht eingerechnet. Das heißt: Unterm Strich beträgt das Jahresergebnis der Rems-Murr-Kliniken auch dann immer noch 19,1 Millionen Euro minus. Mittel- bis langfristig sinkt dieser Zuschuss nur sehr langsam. „Der Kreis wird die Kliniken dauerhaft jährlich mit 5 bis 10 Millionen Euro unterstützen müssen“, prognostiziert Nickel. Sigel wiederholte seine Einschätzung aus der Etatberatung: „Gesundheitsversorgung auf Spitzenniveau kostet. Das muss uns etwas wert sein.“

Am Anfang der Berechnung stand für Nickel und Sigel das große Reinemachen. Das fängt schon mit der Nutzungsdauer des Klinikums an. Diese wurde von der alten Geschäftsführung mit 50 Jahren angegeben, ein illusorischer Wert. Realistisch sind 33 Jahre, jetzt einigte man sich auf 40 Jahre als goldenen Mittelweg. Ferner wurde der Abschluss 2014 neu bewertet, „es musste Ordnung geschaffen werden“, so die wenig verpackte Kritik Nickels an seinem Vorgänger. Das Defizit stieg für das Jahr des Umzugs von 32 auf 36,5 Millionen Euro. Die verschiedensten Neubewertungen nannte Nickel „alles völlig legale Abstimmungsvorgänge“.

Nachdem dies geklärt war, schöpfte Nickel seinen Ermessensspielraum für das Jahr 2014 sehr ambitioniert aus. So rechnete er die Bauzeitzinsen für dieses Jahr in Höhe von 7,7 Millionen Euro nicht zum Betriebsergebnis, sondern zu den Baukosten. Kann man machen. Die Veränderung der Nutzungsdauer und weitere Neuberechnungen führten dazu, dass das Jahresergebnis sich von minus 36,4 Millionen auf minus 27,8 Millionen Euro verbesserte. Allerdings ist das nur ein Einmaleffekt, dieser wird sich nicht wiederholen. Trotzdem steht das schwierigste Jahr der Klinken plötzlich nicht mehr so schlecht da. Den Negativrekord hat nun das laufende Jahr inne, wo mit einem Defizit von 33,3 Millionen Euro gerechnet wird.

Die Verbesserung 2014 hat jedoch einen Pferdefuß, jetzt steigen die Neubaukosten. Auch hier legte Nickel alle Karten auf den Tisch. Bislang war man von 295,8 Millionen Gesamtbaukosten ausgegangen. Nun kommen die 7,7 Millionen Euro Bauzeitzinsen noch dazu, ferner die 4,8 Millionen Euro Vermögensschaden durch die Wasserschäden und die 8 Millionen Euro Baukosten des Verwaltungsgebäudes. Und holterdiepolter kostet der Neubau jetzt 316,3 Millionen Euro.

Wenn aber die Neubaukosten um über 21 Millionen Euro steigen, macht natürlich auch der jährliche Beitrag für Zins und Tilgung einen gehörigen Sprung. Statt wie bislang 14,5 Millionen müssen künftig 19,5 Millionen für den Schuldendienst berappt werden. Und die Finanzierungsspanne beträgt stolze 20 Jahre.

Zuversichtlich stimmt Nickel jedoch, dass das Unternehmen 2015 die Trendwende geschafft hat. Angesichts eines Defizits von über 33 Millionen Euro klingt dies unlogisch. Aber der Verwaltungsmann rechnet vor, dass es beim Betriebsergebnis eine Verbesserung von über 7 Millionen Euro gegeben hat. 2014 wurden noch 21 Millionen Euro Miese gemacht, aktuell nur noch 13,8 Millionen.

Die Kritik an der alten Geschäftsführung ging noch weiter. So war im Haushaltsansatz für 2015 der Wert für die Sachkosten falsch berechnet. Im Vergleich Haushaltsansatz zu -hochrechnung müssen über 9 Millionen Euro mehr für Sachkosten eingerechnet werden. Nickel: „Die Sachkosten wurden nicht adäquat kalkuliert. Wir tragen dafür keine Verantwortung, wir haben es nur aufgedeckt.“


            
              Positiver Trend: Optimisten gehen davon aus, dass bald schon eine schwarze Null beim Betriebsergebnis gelingt. Das Jahresergebnis (mit Zins und Tilgung) wird aber wohl nie in den Plusbereich kommen.

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