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Grimmige Miene und Schwermut

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Von Renate Florl

BACKNANG. Der Kabarettist Matthias Egersdörfer gastierte mit seinem Programm „Vom Ding her“ beim cje Backnang in Steinbach. Nach kurzen einleitenden Worten des Kultur-Bereichsleiters Jürgen Wintergerst betritt der mit einem roten Hemd – unter dem ein weißes T-Shirt hervorlugt – und mit einem schwarzen Anzug bekleidete Egersdörfer im ehemaligen Schulhaus die Bühne.

Auffallend ist seine bissig-grimmige Miene, ein ausgeprägtes Markenzeichen des Künstlers. In einem bruddeligen mittelfränkischen Tonfall spinnt der Mime eine sehr weit ausholende Geschichte, die mit einem missratenen Kaffee am Morgen beginnt. Der aus der Region Nürnberg stammende Kabarettist bietet dabei sein ganzes Abendprogramm im Stehen dar. Beim Sprechen senkt er immer wieder den Kopf in Richtung Boden oder schaut etwas versonnen in die Ferne. Sein Bewegungsradius beschränkt sich auf wenige Schritte nach rechts oder links. Bei seinen pointierten Erzählungen schweift er des Öfteren kilometerweit ab.

Dann besinnt er sich wieder auf seinen „roten Faden“, schaut jedoch dann im nächsten Augenblick schon wieder schwermütig auf sein Leben, seine Kindheit und Jugend sowie auf seine zahlreichen Fehltritte zurück. Diese werden mal mit kräftigen Ausdrücken, mal mit lauter Stimme unüberhörbar unterstrichen. Das Lachen bleibt einem dabei auch schon mal im Halse stecken.

Nicht viel zu lachen haben die vorderen Reihen der Besucher, sie bekommen recht kräftig ihr Fett ab. Mit manchmal schon fast grenzwertig zu nennenden beleidigenden Worten beziehungsweise „Komplimenten“ werden sie mehr als einmal in Egersdörfers markant bruddeligen Art angegangen. Doch das Publikum nimmt es ihm nicht krumm.

Im zweiten Teil des Programms rankt sich die Geschichte um einen blau-weiß gestreiften beziehungsweise weißen Bademantel. Die Vorzüge des einen und die Nachteile des anderen werden ausführlich und bis ins kleinste Detail erläutert. Am Ende schließt sich dann der (Erzähl-)Kreis, auch das Rätsel um den missratenen Kaffee, der den Ausgangspunkt der ganzen Verwirrnisse darstellte, wird gelöst. Ganz zum Schluss kommt auch das Klavier, das den ganzen Abend auf der Seite der Bühne gestanden war, zum Einsatz: Egersdörfer setzt sich, jetzt endlich in seinem geliebten blau-weiß gestreiften Bademantel, an das Instrument und lässt auf diese Art und Weise den Abend ausklingen.


            Meister im Abschweifen: Matthias Egersdörfer.Foto: A. Becher

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