BACKNANG (pm). In der Werkschau werden in Teilen Arbeiten von Manfred Henninger (1894 bis 1986) aus dem Besitz des Heimat- und Kunstvereins und der Stadt Backnang sowie die malerischen Werke einer Reihe seiner Schüler, die an der Stuttgarter Kunstakademie in seiner Malklasse studierten, gezeigt.
Der gebürtige Backnanger Manfred Henninger und Ehrenbürger der Städte Stuttgart und Backnang wirkte von 1949 bis 1961 als Professor für Malerei an der Kunstakademie Stuttgart und brachte eine Reihe Schüler hervor, die mit ihrem Werk stilbildend für eine Art von Henninger-Schule waren und alle zusammen als Maler und Grafiker Bedeutendes geleistet haben.
Hannelore Busse studierte von 1949 bis 1954 bei Manfred Henninger. Sie wurde 1926 in Jagstfeld geboren, lebte lange in Hamburg und wohnt nun in Heilbronn. Schon in den 50er-Jahren wurde sie als große künstlerische Begabung erkannt und mit Preisen ausgezeichnet, so 1952 mit dem 1. und 1954 dem 2. Kunstpreis der Jugend. Weiterhin hatte sie zahlreiche öffentliche Aufträge wie großformatige Wandbilder und farbige Keramikreliefs. Als Mitglied im deutschen Künstlerbund war sie mit zahlreichen Ausstellungsbeteiligungen im In- und Ausland sowie Einzelausstellungen etwa in Paris, Stuttgart und Heilbronn präsent. In diesem Jahr erschien erstmals ein großer Bericht über ihr Leben und Werk in der Wochenzeitung Die Zeit.
Utz Föll (1932 bis 1999) studierte von 1951 bis 1956 in Freiburg und Karlsruhe Malerei, Kunstpädagogik und Sport. Er war von seiner akademischen Ausbildung her kein direkter Schüler von Manfred Henninger, pflegte aber einen lebenslangen Kontakt mit ihm und fühlte sich in seiner Art der Auffassung von Malerei Henninger verpflichtet. Es ging ihm ebenso darum, mit den Mitteln der Farbe seine Erlebnisse in der Natur aus der unmittelbaren Anschauung sichtbar zu machen und dabei die Farbe in ihrem reichen Spektrum voll zur künstlerischen Entfaltung zu bringen.
Von 1959 bis 1961 war Dieter Konzelmann Henningers Schüler. Er wurde 1938 in Tuttlingen geboren, ist in Marbach aufgewachsen und war dort als Kunsterzieher am Schillergymnasium tätig. Bekannt wurde er durch zahlreiche Ausstellungen in der Region. Albrecht Lindenmaier kam 1935 in Stuttgart zur Welt und studierte bis 1959 bei Manfred Henninger. Nach Abschluss seines Studiums und der Referendarausbildung wirkte er als Kunsterzieher in Heilbronn. Diese Tätigkeit wurde zwischenzeitlich für mehrere Jahre durch einen Aufenthalt in Südamerika unterbrochen.
Siegfried Simpfendörfer wurde 1937 in Heilbronn geboren. Er studierte an der Stuttgarter Akademie bei den Professoren Gollwitzer und Schellenberger und von 1959 bis 1961 bei Manfred Henninger in der Malklasse. Danach war er als Kunsterzieher und als Ausbilder der Kunstreferendare am Studienseminar Heilbronn bis zu seiner Pensionierung tätig. Bis heute gibt ihm das Werk und die visionäre Auffassung der Farbe von Henninger für seine Malerei Orientierung. Zumal für ihn die Anschauung und liebende Beziehung zur Natur, ähnlich wie bei seinem Lehrer, besonders im Bereich der Landschaft, die dauerhafte Quelle seines Kunstschaffens darstellen. Die Kunst nach dem Zweiten Weltkrieg kennt eigentlich diese Beziehung nicht mehr, zumal heute für Maler das Bild der Landschaft nicht mehr aus der unmittelbaren Anschauung, sondern nur noch medial vermittelt existiert und damit erst künstlerisch darstellbar ist und nicht mehr sozusagen vor dem Motiv gewonnen wird.
Alle fünf Ausstellenden lebten und leben in ihrem Werkschaffen von den Inspirationen ihres Lehrers Manfred Henninger. Dieser schuf ein Werk, das eigenständig neben den Tendenzen der bildenden Kunst, wie sie zu Anfang des 20. Jahrhunderts aufkamen, wie zum Beispiel die Abstraktion und die gegenstandslose Kunst oder der Expressionismus und jedwede formalistische Ausprägung mit ihren gesteigerten Individualismen bis hin zur Bauhaus-Ideologie dasteht. Henninger wie auch einem Teil seiner Schüler ging es darum, das auf der Leinwand mithilfe der Farbe sichtbar zu machen, was ihnen die unmittelbare Anschauung der Natur eröffnete und in ihnen persönlich zum Klingen brachte. Über seinen Farbenenthusiasmus, von dem Günther Wirth spricht, gelang Henninger eine Art Beseelung und geistig-künstlerische Durchdringung der natürlichen Substanz.
In der Kunstgeschichte bezieht er sich auf Künstler und Epochen, die für sein Werkschaffen zentrale Bedeutung hatten, wie die griechische Kunst, die Plastik des Mittelalters, dazu die großen Maler wie Tintoretto, Tizian, Velazquez, El Greco, Goya, die Impressionisten, Corinth und Henningers eigener Lehrer Kokoschka. In seiner Lehre geht er ebenfalls von persönlichen Erfahrungen aus. So diente die Entfaltung der Farben dem Naturstudium. In den Jahren von 1949 bis 1961 unterrichtete er an der Akademie in Stuttgart 180 Studenten, von denen nun vier zusammen mit Henningers Geistesverwandtem Utz Föll in dieser Ausstellung ihre Arbeiten zeigen.
Die Ausstellung ist bis zum 1. November jeweils dienstags bis freitags von 17 bis 19 Uhr und samstags und sonntags von 14 bis 19 Uhr geöffnet. Am Sonntag, 1. November, findet um 15.30 Uhr eine Finissage statt.