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Gemeinschaftsschulen befinden sich im Aufwind

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Von Annette Hohnerlein

BACKNANG. Betriebe müssen wissen, was in der Schule passiert. Schließlich hängt davon die Qualität ihres Nachwuchses ab. Veränderungen seien notwendig, aber auch mit Ängsten verbunden, sagte Lothar Buchfink, Vorsitzender des Gewerbevereins Backnang, in seiner Begrüßung. Zunächst informierte dann Sabine Hagenmüller-Gehring darüber, wie sich der Wegfall der verbindlichen Grundschulempfehlung auswirkt. Seit dem Schuljahr 2011/12 können Eltern frei entscheiden, welche weiterführende Schule ihr Kind besucht.

Der Blick auf die Entwicklung der Schülerzahlen im Rems-Murr-Kreis zeigt die drastischen Auswirkungen: Die Werkrealschulen hatten innerhalb eines Jahres einen Rückgang um fast 80 Prozent zu verzeichnen und im laufenden Schuljahr nur noch einen Anteil von einem Prozent der Schüler. Die Gemeinschaftsschulen dagegen erleben seit ihrer Einführung vor drei Jahren einen rasanten Zuwachs und haben inzwischen einen Anteil von 25,6 Prozent der Schüler. Der Anteil der Realschulen und Gymnasien ist annähernd konstant geblieben.

Zusammen mit zurückgehenden Schülerzahlen stellt diese Entwicklung die Kommunen vor große Herausforderungen. Trotz Schulschließungen müssen sie sicherstellen, dass die Schüler auch in ländlichen Gebieten wohnortnah den gewünschten Schulabschluss machen können. Die regionale Schulentwicklung in Baden-Württemberg hat das Ziel, ein Zwei-Säulen-Schulsystem zu installieren, bestehend aus dem Gymnasium und dem integrativen Bildungsweg.

Ein Zuhörer warf die Frage auf, ob die Realschulen in diesem System noch Platz haben. Sabine Hagenmüller-Gehrings Antwort: Die Realschulen werden in veränderter Form weitergeführt. Zum einen würden verstärkt individualisierte Lernformen wie in der Gemeinschaftsschule eingesetzt. Zum anderen sei geplant, dort ab dem Schuljahr 2016/17 nicht nur den Realschulabschluss, sondern am Ende von Klasse 9 auch den Hauptschulabschluss anzubieten.

Ausführlich erklärte die Referentin die Prinzipien der neuen Schulform Gemeinschaftsschule mit der großen Heterogenität der Lerngruppen, dem individualisierten Lernen auf verschiedenen Niveaus und dem weitgehenden Verzicht auf Noten zugunsten von verbalen Beurteilungen, die viel aussagekräftiger seien. Beim Wechsel in eine andere Schulart oder für Bewerbungen könne jedoch auch eine Bewertung mittels Noten erfolgen.

Am wenigsten Veränderungen gibt es bei den Gymnasien, die dem Regierungspräsidium unterstellt sind, und die über 30 Prozent der Schüler als weiterführende Schule wählen.

Ein weiteres Thema war die schulische Inklusion von Kindern mit Behinderung. Neu in diesem Schuljahr ist auch hier ein gestärktes Wahlrecht der Eltern. Auch diese Schüler haben jetzt das Recht, eine allgemeine Schule zu besuchen. Dort werden Schüler mit Behinderung in kleinen Gruppen in die Klassen integriert, die von zwei Lehrkräften unterrichtet werden, eine davon mit sonderpädagogischer Ausbildung.

Ein weiteres Ziel der Bildungspolitik ist der Ausbau der Ganztagsschulen, vor allem im Grundschulbereich.

Deutlich gestärkt werden soll die Berufsorientierung an den Schulen, unter anderem durch das neue Fach „Wirtschaft, Berufs- und Studienorientierung“, eine duale Ausbildungsvorbereitung mit starken betrieblichen Anteilen und die Bereitstellung von mehr Praktikumsplätzen. Eine weitere Herausforderung ist die sogenannte Beschulung von Flüchtlingskindern, für die 50 Vorbereitungsklassen im Rems-Murr-Kreis geplant sind.

Zu diesem Thema sowie zum Lehrermangel und zur Ganztagsschule kamen eine ganze Reihe von Fragen aus den Reihen der rund zwei Dutzend Zuhörer, unter ihnen einige Eltern und Pädagogen.

Alle diese Veränderungen führten zu einer allgemeinen Aufbruchsstimmung, stellten die Akteure aber auch vor riesige Herausforderungen, stellte Hagenmüller-Gehring fest. Dennoch nehme die Umgestaltung des Schulsystems Fahrt auf. „Das Puzzle wird vollständig.“


            Erklärte unter anderem die Prinzipien der Gemeinschaftsschule: Sabine Hagenmüller-Gehring bei ihrem Vortrag als Gastreferentin beim Gewerbeverein Backnang. Foto: E. Layher

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