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Investor glaubt immer noch an Windpark

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Von Matthias Nothstein

SULZBACH AN DER MURR. „Da war es nur noch ein Windrad“, so lautete vergangene Woche der Titel einer Meldung. Für Alexander Wiethüchter von der Wind Energien GmbH aus Kirchheim unter Teck ist das nicht gleichbedeutend damit, dass das Projekt nicht insgesamt weiterverfolgt wird. Im Gegenteil. Er möchte jetzt den Bau des Windrads auf der Murrhardter Markung Springstein vor allem deshalb durchziehen, um damit die Basis für die anderen fünf Anlagen zu legen.

Die Wirtschaftlichkeit des Projekts ist für Wiethüchter aber selbst dann noch gegeben, wenn vorerst nur eine Anlage realisiert wird. Das liegt in seinen Augen daran, dass die Windhöffigkeit – also die durchschnittliche Windgeschwindigkeit – mit 6,3 Metern pro Sekunde sehr gut ist. Zudem spricht für den Standort, dass für die Ableitung der Energie nur ein Stromkabel von etwa 350 Metern Länge verlegt werden muss. „Wir werden deshalb den Gesamtstandort weiterverfolgen, es ist ein sehr, sehr guter Standort“, schwärmt Wiethüchter. Unterm Strich steht für ihn fest: Nur die Flugsicherung steht den restlichen Windrädern entgegen.

Doch genau bei der soll es laut Wiethüchter große Veränderungen beziehungsweise Modernisierungen geben. Zur Erinnerung: 2014 hat die Deutsche Flugsicherung (DFS) Einspruch gegen das Projekt eingelegt. Begründung: Das Drehfunkfeuer bei Affalterbach könnte durch den Windpark gestört werden. Laut Gesetz müssen Windräder mindestens 15 Kilometer Abstand haben. Mitte 2015 beantragte die Wind Energien GmbH den Bau zweier Windräder. Anlage 1 auf dem Springstein: Sie würde ohnehin nicht in der 15-Kilometer-Zone liegen. Anlage 2: Sie würde zwar in der Zone liegen, aber laut Befürworter aufgrund der Topografie keine Störungen des Flugbetriebs verursachen.

Wiethüchter erwartet seinerseits von der DFS die Umwandlung der Drehfunkfeuer von der veralteten VOR-Technik zur leistungsfähigeren D/VOR-Technik. Die Konsequenz wäre, dass der Schutzradius von 15 auf 10 Kilometer reduziert werden könnte. Die Umstellung müsste laut Wiethüchter alleine schon deshalb im Interesse der DFS liegen, da die bisherige Technik veraltet ist und Toleranzen überschreite. Der Geschäftsmann glaubt, dass die DFS die Anlage bis 2020 modernisiert. Dann könnten die Genehmigungen für die restlichen fünf Windräder beantragt werden.

Wiethüchter verweist darauf, dass sein Unternehmen ein Landesziel verfolgt, nämlich den Ausbau der regenerativen Energien. Für ihn stellt ein Windrad die sauberste Lösung dar. „Und sollte es in ein paar Jahrzehnten eine Technik geben, die die Windräder ad absurdum führt, dann sind sie schnell wieder abgebaut und der Wald wiederaufgeforstet.“ Der Geschäftsmann betont die regionale Wertschöpfung und erklärt, „es gibt viele Energiegenossenschaften ringsum, die unser Engagement begrüßen“. Windenergie ist für ihn ein wesentlicher Teil des Energiemixes, nur mit Fotovoltaikanlagen könnte der geforderte Wert an regenerativer Energie nicht erreicht werden. Mit Hinblick auf die Abhängigkeit vieler Länder von Erdölproduzenten und den vielen Kriegen, die weltweit ums Öl ausgetragen werden, sagt Wiethüchter abschließend: „Ich verstehe die Gegner der Windräder nicht. Wenn man alle Vor- und Nachteile gegeneinander aufrechnet, dann stellt die Windenergie doch ein wichtigen Beitrag dazu dar, unseren Energiebedarf lokal zu decken.“

„Ich bedauere es, dass derzeit nur der Bau einer Anlage weiterverfolgt wird. Aber es ist eine, die immerhin möglich ist und deshalb sollten wir diesen Weg weitergehen“, so Dieter Schäfer, Vorstand der Bürger-Energiegenossenschaft Murrhardt. Schäfer empfindet es auch als richtig, schrittweise vorzugehen. Er erinnert daran, dass es 2014 großes Interesse gab, die Genehmigung für den Windpark zu bekommen und loszulegen. „Die überraschende Entscheidung der Flugsicherung, gar nichts zu genehmigen, die hat uns schon aufs Gemüt geschlagen. Deshalb ist es jetzt wichtig, Sicherheit herzustellen und die Bedingungen zu klären. Wenn einmal das erste Windrad gebaut wird, dann entsteht eine positive Stimmung bei den potenziellen Investoren an der heimischen Energie.“

Viel skeptischer sieht dies Markus Höfer, der Geschäftsführer der Stadtwerke Backnang, die auch einmal Interesse an dem Projekt hatten. „Ob sich die Anlage rechnet bei nur einem Windrad, dass stelle ich infrage. Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir auch künftig als Investor dabei sind.“ Höfer verweist auf die vielen Schwertransporte, die nötig sind. Eine Erschließungsstraße zu bauen für nur ein Windrad erscheint ihm unwirtschaftlich. Zudem fällt die feste EEG-Vergütung weg für alle Anlagen, die nach dem 31. Dezember 2016 genehmigt werden.

Auch wenn die Flugsicherung in ihrer Stellungnahme nichts gegen das Springstein-Windrad hat, so müssen die Investoren noch viele Hürden bis zur Genehmigung überwinden. Beispielsweise ist die Befreiung von der Naturparkverordnung notwendig. Ebenso muss ein Zielabweichungsverfahren stattfinden. Denn laut Regionalverband liegt das Gebiet in einem regionalen Grünzug. Als solcher dient er nur der Erholung, Windanlagen wären ein Widerspruch. Und die Forstdirektion Tübingen müsste die Umwandlung des Waldes genehmigen.


            
              Sicht von Steinbach aus auf den geplanten Windpark Zollstock-Springstein. Derzeit ist aus Sicht der Flugsicherung nur das Windrad auf Murrhardter Markung Springstein genehmigungsfähig. Die übrigen fünf Windanlagen liegen innerhalb des 15-Kilometer-Radius zum Drehfunkfeuer Affalterbach und könnten so die Flugsicherheit beeinträchtigen.  Montage: Bürger-Energiegenossenschaft Murr/BKZ

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