OPPENWEILER (ula). Obwohl sich das Wissen der Menschheit von Jahr zu Jahr vermehrt, gibt es im Bezug auf die unendlichen Weiten viele schwarze Wissenslöcher. Auch Dinge, die wir im alltäglichen Leben als normal erachten, können sich in der Schwerelosigkeit völlig anders verhalten. Hierzu gehört auch das Bohren. Was sich zwar banal anhört, kann entscheidend sein, wenn es um die Förderung von Rohstoffen im Weltall geht. Matrix Vision ist Teil des Dream-Projekts und schickt zum ersten Mal eine intelligente Kamera ins Weltall.
Dream steht für Drilling Experiment for Asteroid Mining, also für ein Experiment, bei dem die Förderung von Rohstoffen auf Asteroiden erforscht werden soll. Das Dream-Projekt ist Teil des internationalen Rexus-Programms (Rocket Experiments for University Students) unter der Schirmherrschaft der Europäischen Weltraumorganisation (ESA), der Schwedischen Nationalen Raumfahrt-Organisation (SNSB) und dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). Dieses Programm ermöglicht es Studenten, unterschiedliche Experimente mittels einer Rakete in 100 Kilometern Höhe, also im Eingangsbereich der oberen Atmosphäre, durchzuführen und zu dokumentieren. Natürlich sind die Vorgaben an die technischen Geräte extrem.
Eine einfache Regel in der Raumfahrt besagt, Gewicht ist gleich Kosten. Daher ist eine entscheidende Vorgabe, dass das komplette Equipment von Kabel bis Motor nicht mehr als sechs Kilogramm wiegen darf. Des Weiteren wirken Kräfte von bis zu 21 g auf die Rexus-Rakete und deren Equipment, bis diese die Geschwindigkeit von Mach fünf und letztendlich die obere Atmosphäre in 120 Sekunden erreicht hat. Aus diesem Grund muss die Technik besonders robust sein. Last, but not least dauert der gesamte Flug nur sechs Minuten, wobei 120 Sekunden davon den eigentlichen Flug in der Schwerelosigkeit beziehungsweise Mikrogravitation ausmachen. In diesen 120 Sekunden muss das Experiment erfolgreich durchgeführt werden.
Das Experiment besteht daraus, zu beobachten, was passiert, wenn in Schwerelosigkeit ein Gestein angebohrt wird. Das heißt, was passiert am Bohrer und wie verhält sich das herausgearbeitete Material? Eine Reihe von physikalischen Parametern wie Drehmoment, Temperatur und Kraft sollen auch gemessen werden. Letztlich will das Team ermitteln, auf welche Herausforderungen sich die Bergbauindustrie im Weltall einstellen muss und wie das herausgearbeitete Material abtransportiert werden könnte.
Robustes Design, leichtes Gewicht und integrierter PC
Für das Dream-Projekt steuert die Firma Scanway aus Breslau eine visionbasierte Messkammer bei, deren Ziel es ist, eine Karte der Partikel, die beim Bohren aus dem Gestein gelöst werden, zu erzeugen. Hierzu wird eine Laserlinie parallel zum Gestein projiziert. Fliegt ein gelöster Partikel durch die Laserlinie, wird diese abgelenkt und so die Bahn des Partikels von der Kamera erfasst. Durch das robuste Design, dem leichten Gewicht und dem integrierten PC kann die Kamera von Matrix Vision flexibel auf unterschiedliche Szenarien reagieren, die bei dem Experiment in der Schwerelosigkeit auftreten können. Die aufgenommenen Daten werden dann nach dem Flug analysiert.
Im März ist es so weit. Vom schwedischen Weltraumbahnhof Esrange bei Kiruna startet eine Höhenforschungsrakete mit dem Dream-Projekt. Erster möglicher Starttermin: 14. März (der Start hängt von den Wetterbedingungen ab).
