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Kohle für den Dampfzug

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Von Armin Fechter

WAIBLINGEN/WELZHEIM. Bei einer Enthaltung hat der Umwelt- und Verkehrsausschuss des Kreistags gestern Nachmittag den im Haushalt bereits verankerten Zuschuss freigegeben. Das hätte nach dem ursprünglichen Fahrplan bereits im vergangenen Herbst geschehen sollen. Doch dann hatte sich das staatliche Rechnungsprüfungsamt eingeschaltet und die Situation begutachtet. Hintergrund waren zum einen die Kostenentwicklung und zum anderen die unterschiedlichen Bewertungen der Statiker, die das historische Bauwerk von 168 Metern Länge untersucht haben.

Über die Millionen, die bislang in die von der Deutschen Bundesbahn seinerzeit stillgelegte Strecke gesteckt werden mussten, hat schon in der Vergangenheit der Bund der Steuerzahler geklagt. Jetzt ging es konkret um die Ausgaben für die Sanierung des Laufenmühle-Viadukts, die nach einer statischen Untersuchung von zunächst veranschlagten 1,2 auf 2,9 Millionen Euro hochgeschnellt waren. Wegen der für kritisch befundenen Situation wurde der Betrieb der Touristikbahn sogar zunächst ausgesetzt, später aber wieder zugelassen. In einem zweiten Gutachten konnte nämlich nachgewiesen werden, dass an den Betonbögen und -pfeilern keine akute Einsturzgefahr bestand. Gleichzeitig legten die Experten ein neues, verfeinertes Verfahren zur Sanierung zugrunde, das die Kosten auf 2,2 Millionen Euro reduziert. Zu diesem Vorgehen hat das Rechnungsprüfungsamt allerdings Zweifel angemeldet und auf Kostenrisiken hingewiesen. Die Stadt Welzheim ihrerseits hält diese Einschätzung für nicht nachvollziehbar. Vielmehr hätten neuartige engmaschige Untersuchungen mit Ultraschall, Bauradar und Bohrkernentnahmen zu den jetzt vorliegenden Erkenntnissen geführt. Eine Reaktion darauf steht bislang aus. Doch Bürgermeister Thomas Bernlöhr zeigte sich gestern zuversichtlich für das weitere Vorgehen, weil das Land inzwischen über das Regierungspräsidium Stuttgart einen Zuschuss aus Denkmalmitteln in Höhe von fast 200000 Euro bewilligt hat. Ein weiterer Bewilligungsbescheid vom Bund, ebenfalls aus Denkmalmitteln, in Höhe von 200000 Euro ist für Mitte März angekündigt.

Sorge bereitete den Kreisräten auch, dass entlang der historischen Bahnstrecke noch weitere Bauwerke zu sanieren sind. Bernlöhr versicherte jetzt aber im ausführlichen Gesamtkonzept, dass auf den Landkreis keine weiteren Hilferufe zukommen. Die Sanierung der Brückenpfeiler des Strümpfelbach-Viadukts für 350000 Euro soll mit Fördermitteln des Landes aus dem Tourismus- und dem Denkmalprogramm finanziert werden, und die Arbeiten am Igelsbach-Viadukt mit 200000 Euro gehen aufs Konto laufende Unterhaltungsmaßnahmen. Und der Zuschuss zum Laufenmühle-Viadukt bleibt auf 300000 Euro gedeckelt.

Angesichts des schlüssigen und umfassenden Gesamtkonzepts, das Jürgen Hofer (FDP/FW) ebenso würdigte wie etliche andere Kreisräte, gab es auch keine kritischen Vorstöße mehr. In der Diskussion um den jüngsten Zuschuss hatten die Freien Wähler nämlich angeregt, die Bahntrasse zur Radstrecke umzubauen. Skeptisch zeigte sich gestern nur noch Josef Heide (AfD/Unabhängige), der den Finanzierungsmodalitäten für die weiteren Sanierungsfälle nicht traute. Ansonsten stimmte der Umwelt- und Verkehrsausschuss unisono der Freigabe des Zuschusses zu und stellte damit, wie Landrat Dr. Richard Sigel gebeten hatte, das Signal für die Sanierungsmaßnahme am Laufenmühle-Viadukt auf Grün.


            Bögen und Pfeiler des Laufenmühle-Viadukts sollen mit einem neuartigen Verfahren für 2,2 Millionen Euro saniert werden. Foto: Stadt Welzheim

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