Von Claudia Ackermann
AUENWALD. Es ist ein ungleiches Paar – der große Norddeutsche Helge Thun und der kleine Schwabe Udo Zepezauer – und doch ergänzen sich die beiden auf kongeniale Weise.
Warum sie sich „Helge und das Udo“ nennen? Nun, Udo beherrsche Dinge, die ein Mensch normalerweise nicht kann, erfährt das Publikum in der Sängerhalle Oberbrüden. Das stellt er auch gleich zu Beginn des Programms unter Beweis als urkomischer Tierimitator. Seine Bewegungen und die Mimik sind unglaublich, etwa wenn er den Seelöwen oder den nordfriesischen Taschenkrebs mimt. Beim Minenspiel als leckende Schildkröte muss sogar sein Kollege lachen, auf dessen Arm das Udo landet, nachdem Zepezauer als wild gewordener Schimpanse über die Bühne getobt ist.
Aber nicht nur mit Brunftschreien des heimischen Wildschweins erntet das Duo Lacher. Die beiden entpuppen sich als wahre Wortjongleure. Schüttelreime seien etwas aus der Mode gekommen, so Helge Thun. Die beiden präsentieren eine ganze Szene in dieser Dichtform und zwar einen Krimi, in dem sie als Kommissare zwei Morde aufzuklären haben: „Die wird bald in der Gruft liegen und dann noch schlechter Luft kriegen.“ Das Publikum amüsiert sich köstlich.
Abwechslungsreich und vielseitig ist das Programm. Kaum haben sich die Zuschauer bei den Schüttelreimen vor Lachen geschüttelt, stehen die beiden als coole Rapper auf der Bühne und Udo legt los: „Ich bin heut der Hammer in der Gruschtelkammer.“ Für frankophile Besucher gibt es den „Crêpes-Rap“, wobei die Zuschauer auch erfahren, was es mit den obligatorischen Bewegungen der Rapper auf sich hat.
Reminiszenz an
den großen Heinz Erhardt
Von einem Genre springt das Duo ins nächste. Für einige Nummern haben sich die beiden von anderen Künstlern inspirieren lassen und machen doch etwas ganz Eigenes daraus. Das legendäre „Theaterstück mit G“ von Heinz Erhardt brachte sie auf die Idee zu ihrem „Sketch mit U“. Jedes Wort beginnt mit diesem Buchstaben und es kommt eine recht abstruse Geschichte bei dem Dialog heraus: „Ulrike unzufrieden.“ „Und, Ursache?“ oder es geht um „unaufhaltsamen Urinfluss“. Die beiden haben sichtlich Spaß an dem Nonsens, den sie da so von sich geben. Es gelingt dem Duo, aus jedem Genre eine Lachnummer zu machen. Bei einem selbst getexteten Schlager biegt sich das Publikum vor Lachen. Nicht, weil der Text („Simone, warum hast du mich verlassen“) so komisch wäre, sondern weil Udo in Weinanfälle in den höchsten Tönen ausbricht und nicht mehr zu stoppen ist. Vom Text ist nicht mehr viel zu verstehen. Aber um den geht es bei der Nummer ja auch nicht, sondern um Zepezauers großartiges, komödiantisches Talent, für das er Beifallsrufe und tosenden Applaus erntet.
Nicht alles in dem Programm ist ausgeklügelt und einstudiert. Die beiden beweisen auch, dass sie Meister des Improvisierens sind. In einem Sketch werden Gefühlsregungen eingebaut, die auf Kärtchen geschrieben sind, die die Zuschauer zuvor ausgesucht haben. Trocken, im Stil Loriots, beginnt der Dialog. Auf Zuruf einer Besucherin, wie „mit den Nerven am Ende sein“ oder „ekstatisch“ nimmt die Geschichte ganz neue Wendungen an.
Von einem Lied im Max-Raabe-Stil geht es zu einem Wellness-Medley mit Tanzchoreografie und Texten wie „What a peeling“ oder „Tausendmal massiert“. Bis die beiden am Ende die Geschichte „Verliebt in Auenwald“ auf Wunsch des Publikums im Stil der Schriftstellerin Hedwig Courths-Mahler improvisieren. Als Zugabe gibt es noch mal Wortakrobatik auf höchstem Niveau. Es ist eine Kunst, Nonsens so geistreich in Sprache zu verpacken.
