Von Carmen Warstat
ASPACH. Der Universalkünstler Peter Leonhard und das Mundart-Duo Wölfle-Hildenbrand kitzelten die schwäbische Seele, bis auch der Letzte lachen musste. Albert Dietz, der Vorsitzende des mitveranstaltenden Schwäbischen Albvereins hatte keine Bedenken hinsichtlich der Verständlichkeit der eingeladenen Künstler, denn: „Musik verbindet über Sprachgrenzen hinweg.“ Im Rahmen der Winterkulturtage hatte man „lauter so Strubbelige“ eingeladen, Männer mit legeren Frisuren sozusagen.
Peter Leonhard in der Rolle des Karl-Heinz Dünnbier, seines Zeichens Varieté-Hausmeister, sah aus wie ein zerstreuter Professor und düste auch so durch das Publikum. „Wir machen Mitmachtheater, und dein Text heißt ‚Ja‘.“ Mentalmagie nennt sich das und ist eine „ziemlich abgefuckte Zauberkunst“ - Peter Leonhard muss es ja wissen.
Die Schwaben-Klischees
und die Wahrheit dahinter
Da wurde gezaubert und jongliert, mit dem Bauch geredet und der Schwabe auf die Schippe genommen von einem, der, in Trochtelfingen auf der Schwäbischen Alb geboren und heute in Tübingen lebend, sich selbst waschecht nennen darf.
Der Entertainer und Comedian holte sämtliche Schwaben-Klischees aus der Kiste: Spätzle und Kehrwoche etwa, von ersteren die Molekularstruktur analysierend und letztere differenzierend nach innerer und äußerer Spielart. Die äußere Kehrwoche nämlich ist charakterisiert durch das, was die Schwäbin am Samstagmorgen zur Nachbarin sagt, die innere aber durch das, was sie denkt. Peter Leonhard fand hier: „Wenn die Betroffenheit groß ist, sind die Lacher gering“, schon hatte er das Eis wieder einmal gebrochen. Und dann Oma Käthe, eine große drollige Puppe, die durch Leonhards Bauch redete und so einen Witz nach dem anderen erzählte, nicht jeder war jugendfrei, mancher makaber, aber alle gefielen sie dem Publikum. Leonhard, eine echte Stimmungskanone, kam nicht mit nur einer Zugabe davon, die zweite improvisierte er und erntete begeisterten Applaus.
Aus Kirchheim/Teck waren die Musiker gekommen. Günther Wölfle und Dieter Hildenbrand sind ebenfalls Vollblut-Schwaben, und das war zu hören. Wölfle hat zahlreiche Klassiker der Rock- und Popgeschichte in die geliebte Mundart übertragen und einige eigene Songs in seinem Repertoire. „Auf schwäbisch gsonga - Lieder, Blues und Parodien“ heißt sein Programm, das er in Aspach mit Hildenbrand bestritt.
Wenn „Love Me Do“ von den Beatles oder „Angie“ von den Rolling Stones so interpretiert werden, bleibt kein Auge trocken, erst recht nicht wenn es heißt: „Jeschterdee - an meim‘ Fahrrad isch dr Drebbel hee, so I could not drive away, seit jeschterdee is mei Fahrrad hee.“ Dabei sind Wölfle (Gesang, Gitarre und Mundharmonika, genannt Goschahobel) und Hildenbrand (Kontrabass) Künstler mit einem ernsten Hintergrund. Günther Wölfle hat als Liedermacher mit durchaus auch politischen Inhalten angefangen, und Dieter Hildenbrand, ein ehemaliger Bankkaufmann, ist in vielen Genres zu Hause und lebt für die Musik. Jazz, Dixieland, Swing, Blues, Schlager (Irish) Folk, Country - alles hat für ihn seine Reize, wie er sagt, besonders aber das Musizieren auf der Straße, denn das ist ohne Strom möglich und macht deshalb besonderen Spaß.
Die beiden beschließen den geselligen Abend mit einem von Wölfles Baggerseeliedern und einem schwäbischen Traditional, etwas zum Mitsingen halt. Allerdings wurde es spätestens hier schwierig für Nichtschwaben. Die hohe Textdichte, soll heißen viel Text in kürzester Zeit, ein Wahnsinnstempo also, ließ die wenigen Rei’gschmeckte im Publikum kapitulieren, dem Spaß an der Freude tat es keinen Abbruch.

