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Reise durch die Straßenküchen der Welt

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Von Annette Hohnerlein

BACKNANG. Street Food – das klingt nach Fast Food, lieblos zubereitet und ungesund. Dass es dabei aber um viel mehr geht als um Pommes, Burger und Co., wurde schon beim Blick auf die Zutaten klar: viel frisches Gemüse, verschiedene Öle und Soßen und Gewürze aus aller Herren Länder.

Petra Ziegler, Ernährungsreferentin und Dozentin des Workshops, stellte die Gerichte aus Europa, Afrika, Asien, Nord- und Südamerika mitsamt ihrer Entstehungsgeschichte vor.

Zum Beispiel Bunny Chow, ein indisch-südafrikanisches Cross-over-Gericht, das zur Zeit der Apartheid in Südafrika entstand. Den Indern, die dort lebten, war der Umgang sowohl mit Schwarzen als auch mit Weißen verboten. Deshalb füllten sie den Curryeintopf in ein ausgehöhltes Kastenbrot und verkauften das Gericht heimlich an der Hintertür des Restaurants. Eine lange Tradition hat auch das amerikanische Po’-Boy-(Poor Boy)-Sandwich mit Fleisch und Meeresfrüchten, das Restaurantbesitzer in New Orleans 1929 kostenlos an streikende Straßenbahnschaffner verteilten, die knapp bei Kasse waren.

Die 13 Kursteilnehmer verteilen sich in sechs Teams an die Kochstationen und machen sich an die Arbeit. Zwiebeln, Knoblauch und Nüsse werden gehackt, frische Kräuter gewaschen, Paprika, Tomaten und Mango klein geschnitten und Fleisch angebraten.

„Ich habe manche Gewürze
gar nicht gekannt“

Dabei gibt es viel Neues zu entdecken. „Ich habe manche Gewürze gar nicht gekannt“, erzählt Jasmin Richtscheid. Dass auch einige Männer mit von der Partie sind, ermutigt sie, zum nächsten Kurs ihren Mann und ihren 14-jährigen Sohn mitzubringen, „der ist ein Gourmet“. Ihre Schwester Heike Richtscheid hat bereits einen Kurs besucht, in dem es um 400-Kalorien-Gerichte ging. „Das war sehr lehrreich“, findet sie. Ein weiterer Pluspunkt sind in ihren Augen die bezahlbaren Gebühren: zwölf Euro, zu denen noch die Kosten für Lebensmittel kommen.

Zwischendurch demonstriert Petra Ziegler, wie die Füllung für das Po’-Boy-Sandwich gemacht wird. Sie formt ein aus zwölf Speckscheiben geflochtenes Rechteck, gibt Käse und Gewürze darauf und wickelt damit einen Spieß mit Garnelen ein, die sie abwechselnd um 180 Grad versetzt aufgespießt hat („Damit die Rolle gleichmäßig wird“).

Maik Fuchs ist kein Anfänger am Herd. Schon öfter hat er Kurse besucht und früher regelmäßig daheim gekocht. Seit er Kinder hat, hat seine Frau diesen Part übernommen. Dieses Mal hat er seinen Freund Björn Kramhöller mitgebracht, der sich selbst als Koch-Legastheniker bezeichnet. Sein erster Versuch, zu Hause zu kochen, ging daneben, „das mussten wir wegschütten“. Gemeinsam bereiten die beiden einen italienischen Pfannkuchen-Snack namens Piadina Romagnola zu. „Damit würde ich gerne mal meine Freundin überraschen“, sagt Kramhöller. Auch Maja Organisciak ist regelmäßiger Gast bei den Kursen im Kompetenzzentrum Ernährung. Vieles davon hat sie in der eigenen Küche umgesetzt, erzählt sie, „die selbst gemachten Maultaschen kamen gut an“. Heute backt sie Putu Ayu, kleine Kokos-Gugelhupfe aus Indonesien, die mit Lebensmittelfarbe giftgrün gefärbt werden.

Zwei Stunden lang wird voller Eifer geschnippelt, gerührt, geknetet und gebrutzelt. Die Atmosphäre ist schaffig, aber locker. Dabei stellen die Teilnehmer fest: Street Food ist zwar schnell und unkompliziert, aber nur für den Konsumenten. Die Zubereitung dagegen ist ähnlich aufwendig wie bei anderen Gerichten.

Am Ende sind sich alle einig: Die Mühe hat sich gelohnt. Für das gemeinsame Essen werden die Gerichte – es sind rund ein Dutzend – appetitlich auf einem Tisch angerichtet. Mit den Worten „Genießen Sie die kulinarische Weltreise“ eröffnet Petra Ziegler das Buffet.


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