Von Carmen Warstat
WEISSACH IM TAL. Hans Kochs Idee, Kinder und Jugendliche wieder an handwerkliche Tätigkeiten verschiedenster Gewerke heranzuführen, ist nicht neu. Der gebürtige Unterweissacher trägt sich schon lang mit dem Gedanken einer Vereinsgründung und fand in Karlsruhe das perfekte Vorbild dafür. Freilich – das Konzept einer Kulturmanufaktur auf dem Rombold-Areal ist wegen anderweitiger Pläne der neuen Eigner gestorben und eine gewisse Ernüchterung eingetreten angesichts geplatzter Träume.
Aber Hans Koch und seine Mitstreiter lassen sich nicht von ihrer Enttäuschung beherrschen, sondern bleiben aktiv. Sie erinnern sich an eine Zeit, in der es noch nicht üblich war, Kaputtgegangenes einfach wegzuwerfen und nachzukaufen, und in der das Telefon ein praktischer Gebrauchsgegenstand ohne allzu großes Suchtpotenzial war. Rückwärtsgewandt sind die Herren trotzdem nicht. Sie wollen ihre Erfahrungen produktiv machen und dafür auch moderne Technologie nutzen, um Kinder und Jugendliche aus dem gesamten Einzugsgebiet des Bildungszentrums zu begeistern.
Die elf Vereinsmitglieder des Anfangsteams sind Pädagogen und Mechaniker, Maschinenbauer, Elektro- und Nähmaschinentechniker, Spezialisten auf den verschiedensten Gebieten also, und sie wissen, dass Kinder und Jugendliche Action lieben. Die wollen sie ihnen auch bieten, geht es doch darum, theoretisches Wissen praktisch begreifbar zu machen. Hans Koch, Vereinsvorsitzender und Vater von fünf erwachsenen Kindern, hat buchstäblich vorgebaut: Unter anderem angeregt durch YouTube-Videos, erstellte er diverse Modelle von Kugelbahnen und Laufrobotern, ein Dreirad mit Mausfallenantrieb und vieles andere.
Seine Ideen sind vielfältig. So kann er sich vorstellen, ein Dreiradrennen auf dem Bize-Gelände zu veranstalten, Handys zur Robotersteuerung zu verwenden und jeden Teilnehmer seinen eigenen Klapphocker bauen zu lassen, in dem dann die persönlichen Sachen und Werkzeuge verstaut werden können.
Herzstück des kürzlich gegründeten Vereins Offene Jugendwerkstatt ist eine Arbeitsgemeinschaft im Bildungszentrum, die Kinder und Jugendliche von zehn Jahren aufwärts ansprechen soll. Diese sollen ausloten, was sie können und was ihnen besonders liegt, und so in ihrer Berufswahl gestärkt werden. Jugendliche unterschiedlichster sozialer Herkunft werden lernen, miteinander zu arbeiten und zu spielen, und auch die Vereins-Homepage soll nach ihren Vorstellungen gemeinsam aktualisiert werden. Langfristiges Ziel ist die Schaffung einer Werkstatt mit den verschiedensten Bereichen. Von der Technik-AG am Bize sollen Impulse für größere Schulprojekte ausgehen. Auch die Eltern der Teilnehmer werden auf Wunsch eingebunden und können mit ihren Kindern gemeinsam werkeln und reparieren, etwa einen Schaukelstuhl bauen oder eigene Ideen umsetzen.
Der Verein ist offen in jeder Hinsicht und freut sich auf erwachsene Mitstreiter sowie möglichst viele Schüler für die AG. Zwar ist die Teilnehmerzahl auf zehn begrenzt, Hans Koch und Schriftführer Joachim Hohl versichern aber, dass sie bei Bedarf gern eine zweite Gruppe eröffnen. Das langfristige Ziel ist die Schaffung einer Werkstatt mit mehreren Bereichen, sodass vielerlei Arbeiten dort ausgeführt werden können. Samstags von 10 bis 15 Uhr soll diese Werkstatt für alle Interessierten kostenfrei geöffnet werden, andere Termine und Projekte auch an den Wochentagen sind denkbar. Aber das ist (noch) Zukunftsmusik. Denn zunächst muss die Bize-AG erfolgreich anlaufen, und dann gilt es, einen Raum für die Werkstatt zu finden.
Eine leise Hoffnung hegen Hans Koch und die Vereinskollegen, dass sie im Querriegel hinter der Sortierhalle auf dem früheren Gelände der Firma Rombold unterkommen. Aber auch Alternativen sind denkbar. Die rührigen Männer des Vereins Offene Jugendwerkstatt Weissacher Tal bleiben optimistisch.
Weitere Informationen im Internet unter www.ojw-weissacher-tal.de oder per E-Mail an info@ojw-weissacher-tal.de.
